Jahresbericht 2008

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März 2009 - LV III/49 Jahresbericht 2008 Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbände e.V. Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. Gerhart-Hauptmann-Haus Bismarckstr. 90 40210 DÜSSELDORF (0211) 35 03 61/62 (0211) 36 96 76 [email protected] http://www.bdv-nrw.de

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Jahresbericht BdV-landesverband NRW

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März 2009 - LV III/49

Jahresbericht 2008

Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbände e.V. Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V.

Gerhart-Hauptmann-Haus Bismarckstr. 90 40210 DÜSSELDORF (0211) 35 03 61/62 (0211) 36 96 76 [email protected] http://www.bdv-nrw.de

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I. LANDESVERBAND ALLGEMEIN .......................................................................... 3 1. Innerverbandliche Organisation .......................................................................... 3 2. Landesversammlung .......................................................................................... 3 3. 60 Jahre Landesverband .................................................................................... 5 4. Tag der Heimat ................................................................................................... 8 5. Vorstand ............................................................................................................. 9 6. Tagungen des Landesverbandes ....................................................................... 9 7. Information der Mitgliedsverbände ....................................................................10 8. Förderverein ......................................................................................................10 9. Wirtschaftliche Geschäftsbetriebe des Landesverbandes .................................11

9.1 Sterbegeldvorsorge ..................................................................................... 11 9.2 BdV-Buchdienst ........................................................................................... 11

10. Landesgeschäftsstelle .....................................................................................11 II. REFERAT PRESSE- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT .....................................13

1. „Deutsche Umschau“ .........................................................................................13 2. Präsentation in neuen Medien ...........................................................................13 3. Pressemitteilungen und Arbeitsgespräche ........................................................13

III. REFERAT GRENZÜBERSCHREITENDE ARBEIT .............................................14 1. Vorbemerkung ...................................................................................................14 2. Bücherbus für Eichendorff-Bibliothek in Oppeln ...............................................14 3. Ehrenamtlicher Einsatz......................................................................................14 4. Beethoven-Liszt-Konzert ...................................................................................15 5. 900 Jahre Ratibor (12.-15.06.2008) ..................................................................16 6. Seminar zur Völkerverständigung .....................................................................17 7. Studentenseminar .............................................................................................18 8. Partnerschaftsvertrag Land Nordrhein-Westfalen - Wojewodschaft Schlesien..19 9. Lubowitz – Ortsbeschilderung in deutsch ..........................................................19

IV. REFERAT KULTUR.............................................................................................20 1. Veränderungen der kulturpolitischen Rahmenbedingungen ..............................20 2. Förderung der Landesgeschäftsstelle ...............................................................21 3. Kulturarbeit des Landesverbandes ....................................................................21 4. Bildungspolitik ...................................................................................................23

V. REFERAT „JUNGE GENERATION“ ...................................................................24 VI. REFERAT FÜR AUSSIEDLERANGELEGENHEITEN ........................................25

1. Situation der Spätaussiedler in NRW ................................................................25 2. Migrationserstberatung ......................................................................................26 3. Projekt zur Seniorenbetreuung in Ratingen .......................................................27 4. Trauer um Dr. Heinrich Neugebauer .................................................................27

VII. REFERAT FRAUENARBEIT ..............................................................................29 VIII. VORSTAND UND GESCHÄFTSSTELLE ..........................................................31

1. Vorstand ............................................................................................................31 2. Geschäftsstelle ..................................................................................................33

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I. LANDESVERBAND ALLGEMEIN

1. Innerverbandliche Organisation

Der BdV-Landesverband Nordrhein-Westfalen hatte 74 Mitglieder: 58 Kreis- und Stadtverbände, 13 landsmannschaftliche Landesgruppen und zusätzlich drei außer-ordentliche Mitgliedsverbände.

2. Landesversammlung

Die Wahlen zum Landesvorstand standen im Mittelpunkt der jüngst stattgefundenen Landesversammlung des Bunde der Vertriebenen, Landesverband Nordrhein-Westfalen. Dabei setzten die Delegierten auf bewährte Persönlichkeiten und wählten

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gleichzeitig die junge Generation in beeindruckender Breite und Geschlossenheit in den Landesvorstand gewählt. „Mit einem Altersdurchschnitt von 51 Jahren haben wir eine ideale Kombination aus Erfahrung und jugendlicher Frische im Vorstand. Die Verjüngung tut uns gut, damit können und werden wir die Zukunft gestalten“ äußerte sich der Landesvorsitzende, Hans-Günther Parplies, zufrieden. Parplies war zuvor in seinem Amt mit 84 % der Delegiertenstimmen zum zehnten Mal – Parplies ist seit 1988 Landesvorsitzender – bestätigt worden. Zu seinen Stellvertretern wurden Ros-witha Möller (94 %), Dr. Heinrich Neugebauer (74 %) und Hans-Joachim Muschiol (64 %) gewählt. Muschiol ersetzt damit den aus dem Vorstand ausgeschiedenen Rü-diger Goldmann. Zum Landesschatzmeister wurde mit fast 100 % der Stimmen der 31jährige Mönchengladbacher Michael Weigand gewählt, der sich in einem leiden-schaftlichen Appell für die finanzielle Zukunftssicherung des Verbandes eingesetzt hatte. Weitere Vorstandsmitglieder sind Markus Häßelbarth/Münster, Stefan Hein/ Dort-mund, Eleonora Faust/Düsseldorf, René Teuber/ Warendorf, Gerda Frenzel/Düren und Waltraud Hentschel/Siegen. Neuer Landesvorstand in Nordrhein-Westfalen (v.l.n.r.): Waltraud Hent-schel, René Teuber, Gerda Frenzel, Eleonora Faust, Roswitha Möller, Hans-Günther Parplies, Stefan Hein,. Dr. Heinrich Neuge-bauer, Michael Weigand, Markus Häßelbarth. Es fehlt Hans-Joachim Muschiol. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten der Landesdelegiertentagung gehörte die Politik der nordrhein-westfälischen Landesregierung gegenüber den Ost- und Sudetendeut-schen und das allgemeine Interesse, das Flucht und Vertreibung zur Zeit in der Öf-fentlichkeit finden. In einer leidenschaftlich geführten Aussprache zum umfangrei-chen Bericht des Landesvorstandes wurden bei aller Dankbarkeit für die bisherigen Maßnahmen der Landesregierung unter Dr. Rüttgers gegenüber den Vertriebenen auch kritische Stimmen laut. So wurde die mangelnde Unterstützung für die Infra-struktur der Verbände der Ost- und Sudetendeutschen zum Thema gemacht. Insbe-sondere im Vergleich zu den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Hes-sen wurden hier für Nordrhein-Westfalen Defizite festgestellt. Zuvor hatte der Landesvorsitzende Hans-Günther Parplies in seinem Bericht deutlich gemacht, daß man der Landesregierung besonders dankbar für die Thematisierung von Flucht und Vertreibung in den Schulen des Landes sein müsse. „Unsere Zukunft wird in den Schulen entschieden“, sagte Parplies, es sei längst überfällig, daß dieses Kapitel deutscher Zeitgeschichte endlich Unterrichtsgegenstand werde. Hier habe Nordrhein-Westfalen nun einen Vorsprung gegenüber anderen Ländern, die zwar Lehrerhandreichungen zum Thema Flucht und Vertrei-bung haben, die Behandlung

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Landesvorsitzender Hans-Günther Parplies bei seinem Jahresbericht.

im Unterricht aber nicht zwingend sei. „Das wird in Nordrhein Westfalen zu-künftig anders sein“, äußerte sich Parplies zufrieden. In einer Entschließung, die vor allem eine Folge des kurz zuvor ausgestrahlten ZDF-Films „Wilhelm Gustloff“ war, baten die Delegierten die Landesregierung darum, durch geeignete Maßnahmen eine Filmproduktion über das Schicksal der Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion im Verlauf des Zweiten Weltkrieges, der Zeit bis zur Ausreise und im Integrationsprozeß zu anzustoßen und zu unterstützen. Damit soll auch das Schicksal der Deutschen aus Rußland einer breiten Öffentlichkeit in das Bewußtsein gebracht werden. Dieses Schicksal sei der einheimischen Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland leider unbe-kannt. Die Aufklärung darü-ber, sei auch ein wichtiges Mittel zur Akzeptanzverbesserung und damit zur Integra-tion dieser Bevölkerungsgruppe.

3. 60 Jahre Landesverband

Wenn Vereine und Verbände ihres Gründungsdatums gedenken sind das zumeist Freudenfeste, die als Jubiläen begangen werden. Bei den Verbänden der Vertriebe-nen ist das anders. Es werden keine Jubiläen gefeiert, sondern es werden vielmehr Gedenkveranstaltungen begangen, die den historischen Kontext der Gründung der Verbände mit in das Gedenken einbeziehen. Zugleich ist Bilanz zu ziehen, über das was erreicht worden ist, aber auch festzuhalten, welche Aufgaben zukünftig vor den Verbänden liegen. Alles das hat der BdV-Landesverband Nordrhein-Westfalen an-läßlich des 60 Jahrestages seiner Gründung getan. Diese Gründung war in Nordrhein-Westfalen, bzw. der britischen Besatzungszone – bedingt durch das britische Koalitionsverbot – ein besonders schwieriger Prozeß. Bis Anfang der fünfziger Jahre hat das Land Nordrhein-Westfalen 2,63 Millionen Vertrie-bene aus Ostdeutschland, dem Sudetenland und Südosteuropa aufgenommen. Ein sehr früher Versuch sich zu organisieren – die „Gemeinschaft deutscher Ostflüchtlin-ge“ – scheiterte am 18. März 1946 am Veto der britischen Militärregierung. Aber dies hielt die Vertriebenen nicht davon ab, sich in Interessengemeinschaften auf regiona-ler, örtlicher Ebene zusammenzuschließen. Diese Interessengemeinschaften – heute sind es Kreisverbände mit sehr hohem Organisationsgrad – sind das Rückrat des späteren Landesverbandes geworden. Am 22. August 1948 trafen sich 154 Delegier-te der Interessengemeinschaften und benannten ihre Vertreter für eine „Landesar-beitsgemeinschaft“. Das war die eigentliche Geburtsstunde einer landesweiten Ver-triebenenorganisation. Einer Stunde, der 60 Jahre später, am 30. August 2008, im Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus gedacht wurde. Und auch 60 Jahre nach der Gründung des Lan-desverbandes waren es vor allem die Verbände aus der Arbeit vor Ort, die vormali-gen Interessengemeinschaften, die den Saal füllten, ihre Zuverlässigkeit unter Be-weis stellten und deutlich machten, das die Verbände der Vertriebenen auch weiter-hin aktiv und lebendig sind, übrigens ebenso, wie die landsmannschaftlichen Grup-pen, die erst 1962 in den Landesverband integriert wurden. In einem schriftlich übermittelten Grußwort hatte BdV-Präsidetin Erika Steinbach be-reits ihre Anerkennung zum Ausdruck gebracht: „Der BdV-Landesverband Nordrein-Westfalen war von Beginn an einer der stärksten und treuesten Mitgliedsverbände in

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Eine stattliche Anzahl an Ehrengästen (v.l.n.r.): PD Dr. Winfrid Halder, Direktor der Stiftung Gerhart-hauptmann-Haus, der stellv. BdV-Landesvorsitzende Hans-Joachim Muschiol, BdV-Generalsekretärin Michaela Hriberski, der Hauptredner PD Dr. Matthias Stickler, Staatssekretärin Dr. Marion Gierden-Jülich. Ganz außen der Landsvorsitzende Hans-Günther Parplies.

PD Dr. Matthias Stickler

unserem Gesamtverband, wofür ich allen danke, die über die Jahrzehnte ehrenamt-lich Verantwortung übernommen und getragen haben. Stellvertretend für alle nenne ich Ihren Vorsitzenden, Hans-Günther Parplies, mit dem ich auch lange im Präsidium vertrauensvoll zusammenarbeiten durfte, sowie seine Vorgänger Harry Poley und Friedrich Walter. Ferner danke ich natürlich allen, die nicht nur auf Landes-, sondern auch auf Kreis- und Ortsebene über Jahrzehnte Hervorragendes geleistet haben in der ehrenamtlichen Kulturarbeit, in der Aussied-lerbetreuung oder in der Öffentlichkeitsarbeit, der der Landesverband immer zu Recht einen hohen Stellenwert eingeräumt hat. Ohne Ihr Engage-ment ist unser Verband nicht denkbar.“ Vor 220 Teilnehmern im völlig überfüllten Eichendorff-Saal konn-te der Landesvorsit-zende, Hans-Günther Parplies, zahlreiche Ehrengäste begrüßen, an deren Spitze Staatssekretärin Dr. Marion Gierden-Jülich aus dem Ministerium für Generationen, Fa-milie, Frauen und In-tegration stand, die die Grüße des Ministerprä-sidenten Dr. Jürgen Rüttgers über-brachte. Aber auch die Düssel-dorfer Bundestagsab-geordnete Beatrix Phi-lipp und die Generalsek-retärin des Bundes der Vertriebenen, Michaela Hriberski, gehörten zu den Gästen. Die grenzüberschreitenden Aktivitäten des Verbandes unterstrich auch eine Delega-tion des Patenschaftsverbandes des BdV in Schlesien, des Deutschen Freund-schaftskreises Schlesien, die an einem einwöchigen Seminar des Landesverbandes in Nordrhein-Westfalen teilnahm. Die Gruppe bekam durch den Direktor der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus, Dr. Winfrid Halder, eine moderne EDV-Anlage überreicht, die zur Unterstützung des deutschsprachigen Radioprogramms in Schlesien ver-wandt wird und von der Landesregierung zur Verfügung gestellt wurde. Der BdV-Landesvorsitzende, Hans-Günther Parplies, hob in seinen Begrüßungswor-ten besonders hervor, dass der Verband als Wächter und Mahner jetzt und in Zukunft eine wichtige Rolle inne habe. Ein aktuelles Paradebeispiel der Geschichtsvergessenheit unserer Gesellschaft, der auch die Ost- und Sudetendeutschen zum Opfer zu fallen drohen, konnte er gleich zu Beginn nennen: „60 Jahre Landesvereinigung der Vertriebenen bezeugen, dass die millionenfachen Wunden der Vertreibung auch 60 Jahre danach noch schmerzen, und es ist schlimm, dass sie durch ignorantes Verhalten in der Gesellschaft, aber leider auch von Behör-den immer wieder aufs Neue aufgerissen werden, wie gerade in diesen Tagen bei

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der Datenerfassung für die neuen Steuer-Identifikations-Nummern wieder tausend-fach geschehen: im Zusammenhang mit der Vergabe dieser neuen Steuer-Identifikations-Nummern haben Meldebehörden in einer Vielzahl von Fällen hinsicht-lich des Geburtslandes von Vertriebenen falls die Eintragungen – um nicht zu sagen: Urkundenfälschungen vorgenommen. So wird – wie wir es vielfach schon von Ster-beurkunden keinen – etwa für vor Kriegsende in Breslau geborene Personen als Ge-burtsland Polen und für vor Kriegsende geborene Königsberger als Geburtsland Rußland eingetragen. Die vertriebenen Breslauer sind aber genauso in Deutschland geboren wie die Kölner, und die vertriebenen Königsberger genauso in Deutschland geboren wie die Hamburger, ganz zu schweigen von den Einwohnern Stettins, des-sen Abtrennung noch nicht einmal von den Alliierten in Potsdam vorgesehen war. Derartige Fehlleistungen von Verwaltungsbehörden, die ja leider keine Einzelfälle sind, sondern eher massenhaft vorkommen, verletzen nicht nur die Betroffenen zu-tiefst, sondern sie zeigen auch von einer derart profunden Unkenntnis der handeln-den Sachbearbeiter über unseren Staat, die sie eigentlich als Diener dieses Staates disqualifiziert.“ Parplies machte damit zugleich deutlich, wie wichtig die Verbände der Vertriebenen auch in der Zukunft sein werden. „Auch nach 60 Jahren ist der Bund der Vertriebe-nen als Wächter und ständiger Mahner dringend vonnöten.“ Als Festredner konnte Hans-Günther Parplies Privatdozent Dr. Matthias Stickler aus Würzburg begrüßen. Matthias Stickler, auch das machte der Landesvorsitzende deutlich, gehört zu jener jungen Garde deutscher Historiker, die ihr wissenschaftli-ches Augenmerk der Deutschlandsfrage in neuerer und neuster Zeit zugewandt ha-ben. Der Thematik ist Stickler besonders durch seine Habilitationsschrift, in der er sich speziell mit Organisationen, Selbstverständnis und heimatpollitischen Zielset-zungen der deutschen Vertriebenenverbände von 1949 bis 1972 beschäftigt hat und der er den für diesen Zeitpunkt treffenden Titel „Ostdeutsch heißt Gesamtdeutsch“ gegeben hat. Das Werk ist die erste profunde wissenschaftliche Arbeit über die deut-schen Vertriebenenverbände. Auch PD Dr. Matthias Stickler aus Würzburg wagte den Blick nach vorn: „… wenn die keineswegs geringen Herausforderungen als solche erkannt und angepackt wer-den, wäre ich ... gar nicht so pessimistisch. Von großer Wichtigkeit dürfte hierbei vor allem sein, den eingeschlagenen Weg einer europäisch orientierten, in die Zukunft gerichteten, nicht revisionsorientierten und die heutigen Bewohner der Vertreibungs-gebiete einschließenden Geschichts- und Kulturarbeit konsequent weiterzugehen, um das, was politisch verloren wurde, nicht zum zweiten Mal in der historischen Er-innerung unseres Volkes zu verlieren. Es zeigt sich übrigens auch, dass gerade jun-ge Menschen in unseren östlichen Nachbarländern offen sind für neue Einsichten. Ein nationales Gedenken an Flucht und Vertreibung könnte die Vertriebenenintegra-tion gewissermaßen im geistigen Sinne endgültig abschließen; hierin eingeschlossen sein sollte eine ehrliche und unverkrampfte nationale Trauer um den verlorenen deutschen Osten; ... Ich habe mich immer gefragt, warum der bis in die frühen 1990er Jahre vorhandene Gedenkraum im Berliner Reichstagsgebäude, in welchem die Fahnen der ehemaligen deutschen Ostgebiete mit Trauerflor aufgestellt waren, dem Umbau des Wallot-Baus zum Sitz des Bundestages zum Opfer fiel; diese In-stinktlosigkeit ist irgendwie bezeichnend für die Geschichtslosigkeit der späten Bon-ner Republik. Eine erneuerte republikanisch-patriotische und demokratische Ge-denkkultur könnte dagegen auch den Ausgangspunkt bilden für einen ehrlichen Dia-log zwischen Deutschland und seinen östlichen Nachbarn auf Augenhöhe und unter selbstverständlichem Einschluss der Vertriebenen hier und dort. ...“

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60 Jahre nach seiner Gründung hat der Landesverband Nordrhein-Westfalen des Bundes der Vertriebenen den durchaus nicht unkritischen Blick zurück geworfen. Es gab, insbesondere im Vortrag des Hauptredners auch kritische Fragestellungen an den Verband. Etwa wenn der Heimatbegriff der Vertriebenen kritisch hinterfragt wur-de. Für die Teilnehmer auch ein Anlaß zum Nachdenken. Aber nicht die verbandsfi-xierte Nabelschau war gefragt, sondern eine nüchterne Analyse des Gewesenen, die den Blick nach vorn ermöglichte. Und den Blick nach vor wagten alle Redner. Und in diesem Punkt waren sich auch alle Redner einig: Die Verbände der Vertrie-benen haben auch nach 60 Jahren ihre Daseinsberechtigung, ihre Aufgabe ist nicht abgeschlossen. Im Gegenteil. Beispiele, die belegen, wie notwendig das Wirken der Verbände ist, ließen sich beliebig nennen. Der Landesvorsitzende Parplies hat in seiner Einleitung das aktuellste Beispiel aufgegriffen. Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen. Eine wichtigen Aspekt hat der Hauptredner Dr. Stickler hinzugefügt. Nicht nur die Ost- und Sudetendeutschen, alle deutschen sind vom Verlust des histori-schen deutschen Ostens betroffen. Es bleibt auch Aufgabe, das im gesamtgesell-schaftlichen Bewußtsein zu verankern. Und genauso ist die Verletzung der Men-schenrechte der deutsche Heimatvertriebenen geheilt. Auch hier liegen noch viele Aufgaben vor den Verbänden. Dabei besteht für den Landesverband kein Anlass zum Pessimismus. Angesichts der bleibenden Aufgaben und der Geschlossenheit der Mitgliedschaft, einem sich verän-dernden gesellschaftlichen Klima gegenüber den Vertriebenen kann auch der Lan-desverband Nordrhein-Westfalen mit Zuversicht in die Zukunft sehen.

4. Tag der Heimat

Auch im 63. Jahr der Vertreibung fanden bundesweit Hunderte von Veranstaltungen zum Tag der Heimat statt. In Nordrhein-Westfalen führten die Mitgliedsverbände des Bundes der Vertriebenen fast 70 Gedenkstunden, Kulturveranstaltungen, Diskussi-onsrunden und anderes mehr durch. Dazu erklärte der BdV-Landesvorsitzende, Hans-Günther Parplies: „Erinnern und Verstehen“ ist das diesjährige Leitwort des Bundes der Vertriebenen, wir in Nordrhein-Westfalen fügen im 60. Jahr des Bestehens unserer Landesvereini-gung der Vertriebenen selbstbewußt hinzu: „Zukunft gewinnen“. Wir wollen an das millionenfache Leid der Ostdeutschen am Ende und nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern, wir wollen um Verständnis für die deutschen Opfer werben im europäischen Ausland, aber auch in unserem eigenen Volk; wir wollen aber auch die Zukunft mit-gestalten. Wir sind dabei auf einem guten Weg. Fernsehfilme wie „Die Flucht“ oder „Der Unter-gang der Gustloff“ haben einer breiten Öffentlichkeit Leid und Schicksal der Vertrie-benen vor Augen geführt. Unzählige Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt be-schäftigen sich populär oder wissenschaftlich mit den Ostdeutschen und ihrem Los. In unserer Gesellschaft beginnt sich das Bewußtsein gegenüber den Vertriebenen zu verändern. Unsere Arbeit der letzten Jahrzehnte ist damit nicht folgenlos geblie-ben. Darauf können wir stolz sein. Aber damit ist die historische Aufgabe unserer Verbände auch im 60. Jahr ihres Be-stehens noch nicht erfüllt. Es bleibt der Dauerauftrag der Vermittlung des ostdeut-schen Kulturerbes. Was wir in diesem Punkt bisher erreicht haben ist durchaus ein Erfolg, kann uns aber nicht ausreichen. Zugleich müssen unsere Verbände weiter Mahner und Wächter bleiben. Wie wichtig diese Aufgabe ist, zeigt das aktuelle Bei-spiel der Vergabe der bundeseinheitlichen Steueridentifikationsnummern. Es ist nicht hinnehmbar, dass einer 1944 in Breslau geborenen Person als Geburtsland Polen und bei einer ebenfalls vor Kriegsende in Königsberg geborenen Person die Russi-

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sche Föderation als Geburtsland eingetragen werden, obwohl Schlesien und Ost-preußen zu diesem Zeitpunkt unbestreitbar zu Deutschland gehörten. Diese rechtlich und historisch falsche Zuordnung ist das beste Beispiel für die Gedankenlosigkeit, mit der ein großer Teil unseres Volkes mit dem Verlust der historischen deutschen Ostgebiete umgeht. Daher bleibt das Mahner- und Wächteramt auch in Zukunft be-stehen. Unsere Verbände befinden sich derzeit in einem Umstrukturierungsprozeß. Verän-derungen, auch strukturelle Veränderungen, sind nach 60 Jahren nichts Besonderes, sie sind geradezu normal. Und nur wer sich verändert, sich reformiert und sich neuen Herausforderungen stellt, kann die Zukunft gewinnen. Wir erleben zur Zeit, nicht zu-letzt in unserem jungen Landesvorstand, daß das gelingen kann. Der Verband ins-gesamt ist gefordert, ständig darüber nachzudenken, wie er den anstehenden Um-strukturierungsprozeß gestalten und bewältigen kann. Das wollen wir auch bei die-sem Tag der Heimat deutlich machen. Auf Anforderung der Mitgliedsverbände sprachen bei Veranstaltungen zum Tag der Heimat oder zu Jubiläumsveranstaltungen: Hans-Günther Parplies im KV Bonn, SV Witten, KV Olpe, KV Siegen Michael Weigand im KV Mönchengladbach, KV Siegen, KV Bielefeld,

KV Espelkamp, KV Leverkusen, OV Haltern a.S. Der Tag der Heimat hat sich erneut als wichtigste Veranstaltungsreihe des Landes-verbandes gezeigt. Von der ersten bis zur letzten Veranstaltung konnte der Landes-verband ein erhebliches Presse-Echo verzeichnen. Die zahlreichen Presseberichte, die in der Landesgeschäftsstelle eingegangen sind, haben gezeigt, daß die Veran-staltungen zum Tag der Heimat ein unverzichtbarer Bestandteil der Presse- und Öf-fentlichkeitsarbeit des Landesverbandes und seiner Mitgliedsverbände sind.

5. Vorstand

Der Landesvorstand ist zu drei und der geschäftsführende Landesvorstand zu vier Sitzungen im Berichtszeitraum zusammengetreten: 09. 01. 2008 Sitzung des geschäftsführenden Landesvorstandes 08. 03. 2008 Sitzung des Landesvorstandes 18. 05. 2008 Sitzung des Landesvorstandes 19. 05. 2008 Sitzung des geschäftsführenden Landesvorstandes 23. 06. 2008 Sitzung des geschäftsführenden Landesvorstandes 02. 09. 2008 Sitzung des geschäftsführenden Landesvorstandes 06. 11. 2008 Sitzung des Landesvorstandes

6. Tagungen des Landesverbandes

Der BdV-Landesverband Nordrhein-Westfalen hat im Berichtszeitraum zusätzlich zu den Tagungen und Sitzungen der innerverbandlichen Organisation Maßnahmen durchgeführt, die durch den Vorstand betreut und die Landesgeschäftsstelle vorbe-reitet, vielfach durchgeführt und abgerechnet worden sind. 29.03.2008 Landesversammlung, Düsseldorf, 23.08.2008 60 Jahre Vertriebenenverbände in NRW 21.-25.05. 2008 Delegationsreise Kreuzenort

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12.-15.06.2008 900 Jahre Ratibor (H.-J. Muschiol als Vertreter) 23.-30.08.2008 Seminar zur Völkerverständigung in Iserlohn-Kesbern 18.10.2008 Landeskulturtagung 25.09.2008 Tagung der Frauenarbeitsgemeinschaft 08.11.2008 Landesarbeitsgemeinschaft 16.-20.10.2008 Volkstanz- und Chorseminar 02.12.2008 Aussiedlerbetreuerseminar

7. Information der Mitgliedsverbände

Die Information der Mitgliedsverbände erfolgte im Berichtszeitraum über Rund-schreiben, Sonderrundschreiben und Pressemitteilungen. Das offizielle Organ des BdV-Landesverbandes ist die monatlich erscheinende Ver-bandszeitung „Deutsche Umschau“. Herausgeber sind die BdV-Landesverbände Hessen und Nordrhein-Westfalen. Der Deutschen Umschau ist nach wie vor eine weitere Verbreitung auch innerhalb des Verbandes zu wünschen.

8. Förderverein

Der Verein zur Förderung der Vertriebenen in Nordrhein-Westfalen e.V. fördert seit nunmehr fast vier Jahrzehnten die politischen, sozialen und kulturellen Belange der ostdeutschen Heimatvertriebenen, die nach Flucht und Vertreibung ihren Wohn-sitz in Nordrhein-Westfalen gefunden haben. Zahllose Maßnahmen des BdV-Landesverbandes konnten nur durchgeführt werden, weil der Verein zur Förderung der Vertriebenen die Finanzierung übernommen hat. Die Ost- und Sudetendeutschen in Nordrhein-Westfalen können mit Stolz auf ein Jahr zurückblicken, in dem sie sich in der Vertretung und Wahrnehmung ihrer Rechte nicht haben einschränken lassen. Die Hilfe, die der Verein zur Förderung der Vertrie-benen in den letzten Jahren leisten konnte, hat dazu beigetragen, daß wir in den Heimatgebieten ebenso wie hier im Lande Präsenz zeigen konnten und wichtige Aufgaben wahrgenommen haben. Dazu gehören die historischen Seminare, die für die angehenden Deutschlehrer des Lehrerkollegs in Ratibor durchgeführt werden, Hilfsmaßnahmen für die Landsleute in der Heimat – insbesondere die Jugend - ebenso, wie die regelmäßigen Zuschüsse, die für die Pflege und Erweiterung der Gedenkstätte des deutschen Ostens und der Vertreibung auf Schloß Burg gegeben werden. In den letzten Jahren hat der Verein auch die in Bonn ansässige Kulturstif-tung der deutschen Vertriebenen unterstützen können und damit auch dazu beige-tragen, das Überleben dieser wichtigen Einrichtung zu sichern. Auch für Aufgaben des Denkmalschutzes im Königsberger Gebiet und humanitäre Hilfe konnte der För-derverein Gelder bereitstellen. Alle diese Aufgaben werden auch 60 Jahre nach Kriegsende und Vertreibung von niemand anderem wahrgenommen, als von den Vertriebenen selber. Es wäre für die Arbeit der Ost- und Sudetendeutschen in Nordrhein-Westfalen eine große Hilfe, wenn Sie unsere Sacharbeit im Jahr 2008 mit einer Geldspen-de unterstützen würden. Spenden können steuerabzugsfähig überwiesen werden auf das Konto des

Vereins zur Förderung der Vertriebenen e.V. Nr. 03 265 134 01

BLZ 300 800 00 - Dresdner Bank Düsseldorf

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9. Wirtschaftliche Geschäftsbetriebe des Landesverbandes

Geringer ausfallende Mitgliedsbeiträge konnten auch im vergangenen Jahr nicht al-lein durch Einsparungen aufgefangen werden. Die wirtschaftliche Betätigung des Landesverbandes ist daher ein wichtiges Feld, um die Arbeit des Verbandes und damit die Vertretung der Interessen der Vertriebenen auch in Zukunft fortsetzen zu können. Der Landesverband Nordrhein-Westfalen unterhält daher die Gruppenversi-cherung Sterbegeldvorsorge und den BdV-Buchdienst.

9.1 Sterbegeldvorsorge

Die finanzielle Situation aller Verbände ist in den letzten Jahren zunehmend schwie-riger geworden. Dies betrifft sowohl den BdV-Landesverband als auch seine Mit-gliedsverbände, die landsmannschaftlichen Landesgruppen und die Kreisverbände, ebenso wie die Kreisgruppen und Ortsverbände. Für alle Verbände ist eine nen-nenswerte finanzielle Sicherung nur mit einem starken Partner zu erreichen. Dieser Partner ist die uns seit langem bekannte Hamburg-Mannheimer Versicherungsge-sellschaft, mit der wir – und viele unserer Mitgliedsverbände – seit Jahrzehnten ver-trauensvoll zusammenarbeiten. Der Landesverband hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten erheblich von der Zusammenarbeit mit der Versicherung profitieren können. Diese Zusammenarbeit soll nun intensiviert werden.

9.2 BdV-Buchdienst

Der BdV-Buchdienst hat sich zunehmend zu einer wirt-schaftlichen Stütze des Landesverbandes entwickelt, die für die sachgerechte Verfolgung der Satzungsziele un-verzichtbarer ist, insbesondere im Hinblick auf die rück-läufige Entwicklung der Mitgliedsbeiträge. Im Berichts-zeitraum ist der weitere Ausbau des Buchdienstes ins Stocken geraten. Aus Kostengründen hat der Buch-dienst nicht am Bücherbummel auf der Kö teilgenom-men. Im Berichtszeitraum hat die Ausstellung des Zent-rums gegen Vertreibungen „Erzwungene Wege“ dem Buchdienst wiederum erhebliche Einnahmen gebracht. Exklusiv vertreibt der Buch-dienst auch den Ausstellungskatalog. Allerdings muß auch gesagt werden, daß der Buchverkauf die Ressourcen der Geschäftsstelle erheblich belastet. Der Personalbe-stand der Geschäftsstelle muß sehr viel Zeit mit dem Buchdienst verbringen, wenn dieser wirtschaftlich arbeiten soll. Im Berichtszeitraum wurden in der Landesgeschäftsstelle 4630 Rechnungen ge-schrieben und 1856 Artikel, vorwiegend Bücher, in der EDV verwaltet. Zusätzlich wird ein ständig zunehmender Stamm von zur Zeit 8200 Kunden gepflegt und ver-waltet.

10. Landesgeschäftsstelle

Die Mitarbeiterinnen der Landesgeschäftstelle waren im Berichtszeitraum die für die Migrationserstberatung zuständige Adelheid Schliwa und die Sachbearbeiterin Ma-ryna Saleev. Eine weitere große Hilfe waren die zeitweise in der Geschäftsstelle tä-tige Gerda Gatzka. Auch Harild Zeides ist für ihre Mitarbeit zu danken.

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Sie haben gemeinsam mit dem Landesgeschäftsführer Markus Patzke alle Maßnahmen organisiert und durchgeführt. Sämtliche Materi-alanforderungen der Mitgliedsver-bände und anderer Verbände und Einzelpersonen wurden durch die Landesgeschäftsstelle erledigt. Den Mitgliedsverbänden wurde bei Be-darf bei der Erledigung ihrer Aufga-ben geholfen. Die Probleme, Schwierigkeiten, Sorgen und Nöte der Gliederungen sind der Landes-geschäftsstelle bekannt und werden in der täglichen Arbeit auch berücksichtigt. Insoweit ist die Geschäftsstelle auch Dienstleistungs- und Serviceunternehmen für die Verbände. Aber sie kann es eben nicht nur sein. Es gibt auch zahlreiche weitere Aufgaben. Der Landesgeschäftsführer hat, neben der Teilnahme an allen innerverbandlichen Tagungen (Bezirksarbeitsgemeinschaften, Landesarbeitsgemeinschaft, etc.) und Fachtagungen auf Einladung der Mitgliedsverbände und verbandsfremder Organisa-tionen an zahlreichen Veranstaltungen teilgenommen und referiert. Der BdV-Landesverband und die Landesgeschäftsstelle danken allen Mitarbeiterin-nen und Mitarbeitern in den Verbänden für die Unterstützung zur Bewältigung der an sie gestellten Aufgaben.

Markus Patzke Landesgeschäftsführer

Mitarbeiterinnen beim Buchverkauf

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II. REFERAT PRESSE- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Für einen politischen Verband, der der Bund der Vertriebenen nach seinem Selbst-verständnis und seiner Wahrnehmung ist, ist eine funktionierende Presse- und Öf-fentlichkeitsarbeit dringend erforderlich. Der Landesverband hat deshalb im Berichts-zeitraum erneut große Anstrengungen unternommen, um den Verband und seine politischen, sozialen und kulturellen Anliegen in der Öffentlichkeit zu präsentieren.

1. „Deutsche Umschau“

Von besonderer Bedeutung ist die Dar-stellung der Verbandsarbeit sowohl des Landesverbandes als auch seiner Mit-gliedsverbände in der Verbands-zeitung „Deutsche Umschau“. Die „Deutsche Umschau“ hat in den letzten Jahren eine positive Entwicklung erfah-ren. Die inhaltliche und formale Ausge-staltung der Zeitung wird sowohl von den Mitgliedsverbänden als auch dem Verband nur freundschaftlich Verbundenen erfreulich gut beurteilt. Die Zeitung erschien im Berichtszeitraum für die Landesver-bände Nordrhein-Westfalen und Hessen und seit dem 01.01.2007 enthält die Zeitung auch „Das vertriebene Landvolk“ und erscheint damit für die heimatvertriebenen Landwirte. Erstmals seit 53 Jahren ist die Deutsche Umschau deshalb nicht mehr nur das Organ zweier Landesverbände, sondern sie ist ebenso das Sprachrohr des ver-triebenen ostdeutschen Landesvolkes. Ebenso wie die Landesverbände Hessen und Nordrhein-Westfalen haben auch die Mitglieder des Bauernverbandes der Vertriebe-nen ihre Mitteilungen auf den Seiten zehn und elf finden können. Die Zeitschrift des Bauernverbandes „Das vertriebene Landvolk - Der vertriebene Bauer“ ist mit ihrem letzten Erscheinen nicht untergegangen, sondern sie lebt in der Deutschen Umschau weiter. Für die Landesgeschäftsstelle war das eine neue Herausforderung, weil damit etwa 2000 Einzelrechnungen über 16 € zu schreiben waren. Es ist jedoch erfreulich, daß die Umschau auch unter den vertriebenen Landwirte viele Freunde gefunden hat.

2. Präsentation in neuen Medien

Der Landesverband ist nach wie vor im Internet präsent, die Seiten erfreuen sich auch einer hohen Nachfrage. Die Seitengestaltung, wird fortlaufend weiterentwickelt und aktualisiert. Dabei ist insbesondere der Bereich der Buchbestellungen über das Internet professionell bearbeitet worden. Nach wie vor ist festzustellen, daß Journa-listen und andere Interessierte viele Informationen über das Internet beziehen.

3. Pressemitteilungen und Arbeitsgespräche

Der Landesverband hat im Berichtszeitraum Pressemitteilungen zu aktuellen The-men herausgegeben. Diese betrafen aktuelle Themen, vor allem aber auch den Be-reich Bildungspolitik. Darüber hinaus sind zahlreiche Mediengespräche geführt wor-den. Markus Patzke

Landesgeschäftsführer

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III. REFERAT GRENZÜBERSCHREITENDE ARBEIT

1. Vorbemerkung

Der Bericht für das Jahr 2007 wurde von Landesgeschäftsführer Markus Patzke durch Hinweise zum Aufbau und der Organisation des DFK-Bezirkes Schlesien, er-gänzt. Somit kamen meine Ausführungen in der Vorbemerkung in die Mitte des Berichtes. Ich wie-derhole sie hiermit, denn sie gelten auch für das Jahr 2008, obwohl sich durch die Landesver-sammlung eine andere Situation ergab. Hierzu werde ich noch kurz Stellung nehmen. Mit dem Bezirksverband Schlesien wurden – wie in den vergangenen Jahren die vielfältigen Ver-bindungen nicht nur gehalten, sondern sie muss-ten aufgrund der Veränderungen in der Füh-rungsmannschaft dieses Bezirkes neu aufgebaut werden und somit entstand auch zusätzliche Ar-beit. Gute Freunde zu finden ist nicht leicht. Vertrauen muss immer wieder neu erworben werden. Daher gilt es, Menschen zu finden, denen wir vertrauen können und die auch bereit sind, gute und schlechte Zeiten mit uns zu teilen. In der Landesversammlung 2008 wurde ich dadurch, dass Rüdiger Goldmann sein Amt als Stellv. Landesvorsitzender nach einer 20jährigen Tätigkeit, aus triftigen Gründen zur Verfügung stellte, kurzfristig vom Landesvorsitzenden Hans-Günther Parplies gebeten, für diesen einzuspringen und mich zur Wahl zu stellen. Da ich im BdV-Landesverband NRW auf verschiedenen Positionen jahrzehntelang Erfahrun-gen sammeln konnte, habe ich mich diesem Wunsch nicht verschlossen. Dies tat ich auch deswegen, weil die grenzüberschreitende Arbeit in unseren Heimatgebieten immer stärker notwendig ist und auch in unserer Satzung festgeschrieben wurde. Feststellen muss ich allerdings, dass diese Arbeit in unseren Mitgliedsorganisationen viel zu wenig auch zur Heranführung der „Jungen Generation“ genutzt und beachtet wird. Hier sind dringend größere Anstrengungen erforderlich. Erfreulich ist, dass Rüdiger Goldmann auch als Nichtvorstandsmitglied den Landes-verband, insbesondere mich, bei der grenzüberschreitenden Arbeit unterstützt.

2. Bücherbus für Eichendorff-Bibliothek in Oppeln

Ich verweise auf meinen Bericht 2007 – und stelle fest, dass auch die Bemühungen durch den Landrat des Märkischen Kreises, Aloys Steppuhn in Bezug auf die Über-gabe des Bücherbusses an die Eichendorff-Bibliothek in Oppeln im Kreis Ratibor letztendlich im Februar 2008 keinen Erfolg hatten.

3. Ehrenamtlicher Einsatz

Aufgrund der Unterbesetzung der Landesgeschäftsstelle musste ich meinen ehren-amtlichen Einsatz verstärken. Alle Vorbereitungen zu Maßnahmen im grenzüber-schreitenden Bereich wurden somit von Haus aus geführt. Ich stelle fest, dass sämt-liche schriftliche Arbeiten, die anstehenden Telefonate, insbesondere die Abstim-mung mit den Referenten von Iserlohn erfolgten. Die Vor- und Nachbereitung dieser Maßnahmen erforderten einen erheblichen Zeitaufwand. Dies gilt auch für die Ver-

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handlungen mit dem Bundesinnenministerium und dem Bundesverwaltungsamt, mit dem aufgrund eines Fehlbetrages seit zwei Jahren über die Nachzahlung verhandelt werden musste. Am Ende hatten wir Erfolg und erhielten den fehlenden Betrag. Bei dem oben erwähnten Einsatz wurde ich im finanziellen Bereich auch bei den An-trägen und Abrechnungen von unserer ehemaligen Buchhalterin Frau Gerda Gatzka und bei sämtlichem Schriftverkehr von Frau Harild Zeides, (frühere Sekretärin) dankbarer Weise unterstützt.

4. Beethoven-Liszt-Konzert

Für das o. g. Konzert, das durch die Gemeinde Kreuzenort im Kreis Ratibor alljähr-lich veranstaltet wird, erhielt ich wiederum eine Einladung, mit der Bitte, eine ent-sprechende Delegation für den Besuch zusammen zu stellen. Diesmal konnte Rüdi-ger Goldmann aufgrund einer vom Gerhart-Hauptmann-Haus veranstalteten Ost-preußen-Reise, nicht mitfahren. Ich gewann zwei Mitglieder der Schlesischen Trach-ten-und Jugendgruppe Iserlohn und den Filmautor Josef Cyrus (Leverkusen) . Die Fahrt zu diesem Konzert mit den vielfältigen Programmpunkten fand in der Zeit vom 21.-25. Mai 2008 statt. Die Reise unserer Delegation begann mit einem kurzen Besuch in Görlitz. Wir fuhren dann über Schloss Lomnitz bei Hirschberg in Richtung Ratibor. Das geplante Ge-spräch wegen des vorgesehenen Studenten-Seminars mit Frau Elisabeth von Küs-ter, konnte leider nicht stattfinden, da diese aus familiären Gründen nicht anwesend war. Unsere Delegation wurde wiederum im Schloss in Annaberg bei Ratibor direkt an der Oder gelegen, untergebracht. Bürgermeister Leonard Fulneczek und Altbür-germeister Wilhelm Wolnik empfingen uns dort. Aufgrund des 10-jährigen Jubiläums der Partnerschaft zwischen der Gemeinde Kreuzenort und den im Hultschiner Ländchen liegenden Partnerschaftsorten Sandau, Haatsch, Schillersdorf sowie der deutschen Gemeinde Ratka in Ungarn war ein beson-deres Festprogramm vorgesehen. Bei der Unterzeichnung der Partner-schaftsurkunden im Gemeindehaus Kreuzenort im Jahre 1998 war auch der Bund der Vertriebenen, Landesverband NRW vertreten. Besonders hatte sich der damalige Bür-germeister Wilhelm Wolnik um den Ab-schluss dieser Partnerschaften bemüht. Zwischen der Bevölkerung von Kreuzenort und den anliegenden Gemeinden im Hultschiner Ländchen gab es verwandt-schaftliche Beziehungen, die durch die Grenzziehung nach dem II. Weltkrieg unterbrochen waren. Erst nach 1990 gab es den kleinen Grenzverkehr wieder und nach 2004 bzw. 2007 fielen dann sämtliche Behinderungen. Somit war auch im Programm der Besuch dieser Orte vorgesehen, was von den auswärtigen Teilnehmern begrüßt wurde. Die Gemeinden im Hultschiner Ländchen hatten sich große Mühe gegeben. In besonderen Programm-punkten wurde der Besuch der Orte, aufgelockert. In einer Broschüre in mehreren Sprachen wurde die gemeinsame Zusammenarbeit herausgestellt. Es würde zu weit führen, die interessante Geschichte dieser Grenzregion und die Begebenheiten bei dem Besuch zu schildern.

Schloß in Kreuzenort

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Die Schönheiten und Sehenswürdigkeiten des Hultschiner Ländchens und die Dar-bietungen u.a. eines Kirchenchores sowie die Besichtigung von seinerzeit errichteten tschechoslowakischen Befestigungen seien hier erwähnt. Nach der o.g. Besichtigungsfahrt mit Kulturprogramm fanden wie üblich die Feier-lichkeiten mit einer Stunde des Gedenkens im Schloss in Kreuzenort statt. Dankens-werterweise hat man nun auch die Gedenktafel von Franz Liszt erneuert. Die Ge-denktafel von Ludwig van Beethoven hatten seinerzeit Rüdiger Goldmann und Hans-Joachim Muschiol gestiftet. Eine Niederlegung von Blumen und kurzen Ansprachen in deutsch, polnisch und un-garisch und ein kleines Kulturprogramm umrahmten diese Stunde. Danach fand wie üblich ein Konzert zum Andenken von Ludwig van Beethoven und Franz Liszt in der Annakirche in Kreuzenort statt. Zur Aufführung kamen u.a. Werke von Ludwig van Beethoven, Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Sebastian Bach, Anton Dvorak und wohl als Weltaufführung, jedenfalls in Schlesien, die Komposition „Nonnenwerth“ von Franz Liszt, gewidmet dem Schlossherrn Felix von Lichnowsky. Die Veranstaltung wurde mit der Nationalhymne der Republik Österreich (Bundeslied von Mozart) und mit der Ode an die Freude aus der 9.Symphonie von Ludwig van Beethoven been-det. Zuvor erklang noch ein Wiegenlied von Johannes Brahms. Die Ausführenden waren Pawel Kozel (Bariton) Adas Slomiang, Geige, an der Orgel Katayrzyna Slomiang, das Akademische Kammerorchester unter Leitung von Zbigniew Slomiang, der St. Anna Chor aus Kreuzenort, unter Leitung von Bürgermeister Leo-nard Fulneczek sowie das Instrumentalduett von Izabela und Zbigmiew, Slomiang. Ein festlicher Empfang im Gemeindehaus schloss sich an, danach kam man im Schloss Annaberg mit Vertretern des öffentlichen Lebens zu einem gemeinsamen Abendessen zusammen. Traditionsgemäß wurden Gastgeschenke ausgetauscht. Aus Anlass des 10jährigen Bestehens wurden kurze Ansprachen gehalten. Der Sonntag begann mit einem Gottesdienst und danach fand ein Volksfest an der Wallfahrtskirche, die dem „Heiligen Urban“ geweiht ist, statt. Leider musste die Dele-gation aus dem deutschen Partnerschaftskreis Ratka in Ungarn wieder abreisen. Erstaunlich ist, dass eine Gemeinde wie Kreuzenort mit einer Einwohnerzahl von nur 12.000 in mehreren Ortschaften verteilt, diese Tradition pflegt.

5. 900 Jahre Ratibor (12.-15.06.2008)

Der Stadtpräsident von Ratibor, Miroslaw Lenk, ließ mir auf Bitten des Deutschen Freundschaftskreises eine Einladung zu einer 900 Jahrfeier, zukommen. In der Ein-ladung wurde darauf verwiesen, dass Ratibor in historischen Quellen, bereits im Jah-re 1108 als Burg erwähnt wurde. Die Stadtrechte – das Magdeburger Stadtrecht - allerdings erhielt Ratibor erst im Jahre 1299. Da vom DFK außer mir nur der Bundesvorsitzende der Mittel- und Ostdeutschen Vereinigung der CDU, Helmut Sauer eingeladen wurden, entschloss ich mich, teilzu-nehmen. Aus dem umfangreichen Programm kann ich nur einige wenige Einzelhei-ten nennen. Herausragend war sicher die feierliche Sitzung des Stadtrates, anläss-lich des 900 jährigen Besehens im Museum der Stadt Ratibor. Unter den Ehrengäs-ten wurden besonders vom Stadtpräsidenten Lenk der Herzog Franz Albrecht von Ratibor, der Abgeordnete des Europaparlaments Jerzy Buzek, der Sejmabgeordnete Henryk Siedlaczek und der schlesische Wojewode Zygmunt Lukaszczyk, begrüßt. Helmut Sauer und ich freuten uns sehr darüber, dass auch wir als Vertreter unserer Organisationen begrüßt wurden. Nach einigen Grußworten, bei denen das vom Abgeordneten Buzek hervorragte, be-gannen die Vertreter der anwesenden Partnerstädte von Ratibor, eine Deklaration

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zu unterzeichnen. Der Stadtpräsident hatte zuvor einen Abriss über die Geschichte von Ratibor gegeben, wobei er außer den polnischen Persönlichkeiten des 12. und 13. Jahrhunderts danach auch Joseph Freiherr von Eichendorff und den deutschen Geschichtsschreiber Pfarrer Augustin Weltzel erwähnte. Ebenso wies er auf Arnold Ludwig Mendelsohn hin, der in Ratibor geboren wurde.Natürlich war auch später der Landrat des Märkischen Kreises, Aloys Steppuhn anwesend, der gemeinsam mit dem Sejmabgeordneten Siedlaczek im Festzug in einer Kutsche mitfuhr. Es gab sehr viele Gespräche und Kontakte, wobei ich ausdrücklich auf die Aufgeschlossenheit der führenden Vertreter der Stadt und des Kreises Ratibor hinweise. Eine besondere Zusammenkunft erfolgte auch mit dem Deutschen Freundschaftskreis. Ich musste dann aufgrund einer Mitfahrmöglichkeit am 15.06. in die Bundesrepublik Deutschland zurückreisen. Erwähnen möchte ich noch die Partnerschaftsstädte Troppau (Tschechien), Roth, Leverkusen, Kaliningrad /Königsberg (Russland), Tysmenica (Ukraine), Villeneuwe d Asca (Frankreich), außerdem noch den Stadtteil Budapest Zuglo und aus Oberschle-sien Cosel.

6. Seminar zur Völkerverständigung

Das Seminar fand wiederum in Iserlohn-Kesbern in der Zeit vom 23.-30.08.2008 statt. Das umfangreiche Programm umfasste Referate, einen Besuch im nordrhein-westfälischen Landtag, an den sich ein Besichtigung des „Oberschlesischen Lan-desmuseums“ anschloss, sowie eine Fahrt nach Schloss Burg zur Gedenkstätte des deutschen Ostens. Ein Bericht aus dem Iserlohner Kreisanzeiger ist überschrieben „Schlesien als Vor-bild für Europa“. Bei diesem Geschichts- und Medienseminar in Kesbern konnte ich eine fast dreißigköpfige Delegation aus der Wojewodschaft Schlesien, besonders aus dem Partnerschaftskreis Ratibor, sowie den Landrat Aloys Steppuhn begrüßen. Er referierte über das Thema „Der Märkische Kreis und der Kreis Ratibor als Muster-beispiel für eine Partnerschaft“ hielt. Ein weiterer Prominenter war Prof. Dr. Joachim Josef Menzel, der an der Mainzer Guttenberg Universität gelehrt hat. Sein Thema war „Die Geschichte Schlesiens vom Mittelalter bis in die Neuzeit“, wobei er auch die Abstimmungszeit in Oberschlesien nicht aussparte. Er stellte ausdrücklich heraus, dass Schlesien als Vorbild für Europa gelten kann. Über die Literaturgeschichte im Mittelalter referierte seine Frau, Dr. Maria Menzel. Ein Empfang mit Referaten im Rathaus Iserlohn durch die Vize-Bürgermeisterin Re-nate Brunswicker gehört schon zur Tradition. Der Landtagsabgeordnete Thorsten Schick, der uns schon in Düsseldorf empfangen hatte, referierte über die Medien in Nordrhein-Westfalen. Als Überraschung kann die Übergabe eines Schecks in Höhe von 3.000,--€ an den Vorsitzenden des Eichendorff-Vereins in Lubowitz, Leonard Wochnik bezeichnet werden. Der Vorsitzende des Bauernverbandes Günther Hainke war der Spender, der diesen Betrag anstelle von Geschenken mit weiteren Sammlungen zu seinem 80.Geburtstag, erhielt. Am 30.08.2008 nahmen dann – nach einer Besichtigung des Gerhart-Hauptmann-Hauses in Düsseldorf, die Seminarteilnehmer an der Jubiläumsfeier aus Anlass des 60jährigen Bestehens des BdV- Landesverbandes Nordrhein-Westfalen im Eichen-dorff-Saal teil. Die Gruppe bekam durch den Direktor der Stiftung „Gerhart-Hauptmann-Haus“ Dr. Winfrid Halder eine moderne EDV-Anlage überreicht, die zur Unterstützung des deutschsprachigen Radioprogramms in Schlesien verwendet wird und von der Landesregierung zur Verfügung gestellt wurde.

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Im Namen des DFK Schlesien sprach der Stellv. Bezirksvorsitzende Eugen Nagel aus Königshütte ein Grußwort. Im übrigen verweisen wir auf den Bericht in der Deut-schen Umschau. Mit vielfältigen Eindrücken begann die Rückreise der Seminarteilnehmer, nachdem noch das Oberschlesier-Treffen am Niederrhein besucht worden war.

7. Studentenseminar

Das geplante Seminar mit Studenten und Lehrern in Muhrau bei Striegau konnte lei-der nicht stattfinden, da keine Zuschüsse aus dem Bundesinnenministerium zur Ver-fügung gestellt wurden. Es wird 2009 nachgeholt. Im Jahre 2007 hatte die Schlesische Trachten- und Jugendgruppe mit der Volkstanzgruppe „Tworkauer Eiche“ in Benkowitz bzw. Ratibor ein Volkstanz- und Chor-seminar abgehalten. Nun wurde die Gruppe „Tworkauer Eiche“ und der Jugendchor Ratibor zu einem ähnlichen Se-minar nach Iserlohn vom 16.-20.10.2008, eingela-den. Der 17.10. wurde von beiden Gruppierun-gen zur Einstudierung von Volkstänzen und Chorlie-dern im Städtischen Jugendheim Iserlohn genutzt. Fast 54 Jahre ist dieses Jugend-heim der Treffpunkt für die Iserlohner. Die Leitung des Volkstanz-Seminars hatte Ul-rich Muschiol übernommen, während seine Frau Karin gemeinsam mit dem Jugend-chor Ratibor die entsprechenden Chorlieder einstudierte. Den Tworkauern wurde u.a. der aus dem späten Mittelalter stammende Schwertertanz beigebracht. Der Jugend-chor studierte Lieder aus dem „Arnsberger Chorbuch“ ein. Am 18.10. vormittags wurden die Vorbereitungen für die Veranstaltung unter dem Leitwort „Lied und Tanz unter`m Erntekranz“, die im Stenner-Forum stattfand, getroffen. Außerdem war von den Mitgliedern der Trachten- und Jugendgruppe Iserlohn die landeskundliche Aus-stellung: „Blaue Berge – grüne Täler – Reiseland Riesengebirge“ aufgebaut worden. Die Eröffnung übernahm nach Grußworten des Unterzeichnenden, die Vize Bürger-meisterin der Stadt Iserlohn Renate Brunswicker. Unter den vielen Ehrengästen be-fand sich auch der Landtagsabgeordnete Thorsten Schick. Eine sehr humorvolle und ansprechende Einführung in die Ausstellung nahm Dr. Barbara Müller, Mannheim vor, die in einem Vortrag mit aktuellen Themen auf die Produkte aus dem schlesi-schen Riesengebirge hinwies, die heute auch in der Bundesrepublik beliebt sind. Zu dem berichtete sie über Sagen von Rübezahl und stellte diese landeskundliche Aus-stellung mit Hinweisen auf die frühere Bevölkerung, die Wirtschaft, die teilweise be-drohte Natur, den Wintersport, das Glashandwerk, sowie berühmte Dichter wie Ge-rhart und Carl Hauptmann insgesamt die Kultur- und Kunstgeschichte, vor. Die mit 30 Tafeln bestückte Ausstellung hat übrigens im nachhinein der Kulturbeauftragte des Waleser Kreises Wrexham (England), besucht. Die folgende Veranstaltung im Stenner- Forum wurde mit Tänzen und Liedern sowie mit Hinweisen auf die partner-

„Tworkauer Eiche“

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schaftlichen Beziehungen der Mitwirkenden, durchgeführt. Überrascht wurden die Gruppen durch die spontane Mitwirkung des Schlesischen Singkreises Iserlohn, der aus Anlass des Erntefestes eine „Kartoffelkantate“ zu Gehör brachte. Ein hervorra-gender Beitrag im grenzüberschreitenden Bereich war dieser Kultur- und Jugend-nachmittag, der die Ausstellungseröffnung vorausging. Hans-Joachim Muschiol wies auch auf den besonderen Anlass dieser Veranstaltung hin, denn leider ist der Aus-zug aus diesem Jugendheim durch die Stadtverwaltung Iserlohn, beschlossen. Ein neues Domizil muss gesucht werden. Zum Abschluss wurden die zahlreichen Besu-cher der Veranstaltung am Ausgang des Stenner Forums mit schlesischem Streusel – Mohn- und Käsekuchen überrascht, der im Reisebus aus Oberschlesien mitgeführt wurde. Die gesamte Veranstaltung stand unter der Schirmherrschaft des Landrates des Märkischen Kreises Aloys Steppuhn. Danach versammelte man sich zu fröhlichem Tanzen und Singen im Städtischen Jugendheim. Die Begegnung endete am 19.10. vormittags mit einem feierlichen Gottesdienst in der St. Michaelskirche in Iserlohn-Gerlingsen, der vom Jugendchor Ratibor und Mitgliedern der Trachtengruppe um-rahmt wurde. Die Jugendlichen der „Tworkauer Eiche“ ließen es sich nicht nehmen in ihrer wunderschönen Ratiborer Tracht nochmals kurz aufzutreten.

8. Partnerschaftsvertrag Land Nordrhein-Westfalen - Wojewodschaft Schlesien

Vom 12.-15.11.2008 weilte eine Delegation des schlesischen Marschallamtes an der Spitze des Marschalls Boguslaw Smigielski, in Nordrhein-Westfalen. Eine gemein-same Erklärung über die Zusammenarbeit und den Ausbau der freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen und der Wojewodschaft Schlesien wurde unterzeichnet. Die Basis hierfür war die am 17.Juni 2001 abge-schlossene Vereinbarung beider Länder. Auf verschiedene Bereiche der Zusam-menarbeit erstreckt sich diese gemeinsame Erklärung und baut auf die o.g. Verein-barung auf. Es ist eine kulturelle sowie touristische Zusammenarbeit vereinbart wor-den. Eine namentliche Einbindung der deutschen Minderheit in diesen Vertrag wur-de leider unterlassen, obwohl bei dieser Begegnung auch teilweise die Patenlands-mannschaft der Oberschlesier mit dabei waren. Die Anliegen des Deutschen Freundschaftskreises, Bezirk Schlesien, die in einem offiziellen Gespräch am 22.06.2007 der Landtagspräsidentin Regina van Dinther und einer Delegation aus Nordrhein-Westfalen vorgetragen wurden, fanden leider keine Beachtung. Hier ist sicher ein Nachholbedarf erforderlich, besonders im Hinblick auf den Punkt 3 der Vereinbarung. Eine Berücksichtigung des BdV im geplanten Koordi-nierungs-Ausschuss wäre ein erster Schritt, um den o.g. Bitten nachzukommen.

9. Lubowitz – Ortsbeschilderung in deutsch

Am 4. September 2008 erfolgte im Geburtsort des Dich-ters Joseph Freiherr von Eichendorff in Lubowitz die Ent-hüllung von drei deutschen Ortsnamenschildern. Bisher war die Beschilderung nur polnisch (Lubvowice). Lubowitz ist somit der erste Ort in der Wojewodschaft Schlesien, wie auch in der Republik Polen, der nun auch den alten deutschen Namen erhalten hat. Die Enthüllung erfolgte in Anwesenheit von vielen Ehrengästen und der dortigen Bevölkerung. Die von uns übersandte Grußad-resse wurde verlesen und mit Beifall aufgenommen. Leider ist noch zu berichten, dass der Schatzmeister des

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DFK-Bezirkes Schlesien, Joachim Strzedulla am 29.03.2008 im Alter von 63 Jahren verstarb. Er war auch Vorsitzender des DFK-KV Ratibor. Da unsere Anwesenheit in Ratibor so kurzfristig nicht erfolgen konnte, haben wir seiner Witwe sowie dem Be-zirksverband entsprechend kondoliert und seine vorbildlich geleistete Arbeit gewür-digt. In den Landesvorstandssitzungen habe ich jeweils über die allgemeine Situation im DFK Schlesien berichtet. Dringend erforderlich sind Maßnahmen zum Deutsch-Unterricht in den dortigen Schulen, wobei auch entsprechende Unterstützung von uns geleistet wurde. Die Gründung eines deutschen Gymnasiums, das in der Repub-lik Polen als Lyzeum bezeichnet wird, wäre dringend notwendig, Hier sollte der BdV gemeinsam mit der nordrhein-westfälischen Landesregierung Überlegungen anstel-len, wie geholfen werden kann. Die Schulen in der Wojewodschaft Schlesien, ins-besondere da wo die deutsche Minderheit stark ist, sollten in den Schülerwettbewerb des Landes NRW „Begegnung mit Osteuropa“, eingebunden werden. Hier besteht Handlungsbedarf. Der BdV-Landesverband NRW kann auf seine fast 20-jährige grenzüberschreitende Arbeit mit Hilfen und Initiativen aller Art, mit besonderer Genugtuung zurückblicken.

Hans-Joachim Muschiol

Mitglied des Landesvorstandes IV. REFERAT KULTUR

1. Veränderungen der kulturpolitischen Rahmenbedingungen

Nach dem 22. Mai 2005 haben sich – wie bereits mehrfach berichtet - die Rahmen-bedingungen für die ostdeutsche Kulturarbeit in Nordrhein-Westfalen verändert. Der Landesverband hatte bereits sehr früh, im September 2004, dem damaligen Opposi-tionsführer im Landtag, Dr. Jürgen Rüttgers, ein Papier „Vertriebenenpolitik in Nordrhein-Westfalen – Notwendige Korrekturen einer verfehlten Politik“ vorgelegt, das eine Reihe von Forderungen und Wünschen an eine neue Landesregierung ent-hielt. Dieses Papier floß in ein Positionspapier der damaligen CDU-Fraktion ein, das wesentliche Forderungen der Vertriebenen wieder aufnahm. Diese Positionen wur-den vom Ministerpräsidentenkandidaten Dr. Rüttgers am 19. März 2005 noch einmal bestätigt, als er anläßlich seines Grußwortes zur Veranstaltung „60 Jahre Flucht und Vertreibung“ des Landesverbandes darauf verwies. Heute, nach deutlich mehr als der Hälfte der Legislaturperiode, können wir feststel-len, daß die Landesregierung unter Ministerpräsident Rüttgers ihre Versprechen zum größten Teil eingehalten hat. Die Landesregierung hat zunächst die organisatori-schen Grundlagen geschaffen und die administrative Neugestaltung in Angriff ge-nommen. Die Kultur nach § 96 ist nun endlich auch organisatorisch in die allgemeine Kultur-Abteilung eingegliedert worden. Erstmals seit 1996 – also seit 12 Jahren hat die Landesregierung für 2008 wieder Projektfördermittel in Höhe von 326.500,- € zur Verfügung gestellt. Was die Projektförderung angeht besteht nach wie vor Hand-lungsbedarf im Hinblick auf die Richtlinien. Der erkennbare positive politische Wille, unseren Verbänden Mittel für die kulturelle Breitenarbeit zur Verfügung zu stellen, wird durch die Richtlinien, die ein bestimmtes Verwaltungshandeln provozieren, lei-der nur allzu häufig konterkariert. Der Landesvorstand ist über diese Thematik im ständigen Gespräch mit der Landesregierung und der sie tragenden Fraktionen im Landtag, um Verbesserungen zu erreichen.

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2. Förderung der Landesgeschäftsstelle

Schwierigkeiten bestehen nach wie vor in der Ausstattung der Infrastruktur unserer Verbände, insbesondere des Landesverbandes. Nach den Erfahrungen der letzten drei Jahre müssen wir feststellen, daß die Projektmittel wünschenswert und notwenig sind, aber allein für die Aufrechterhaltung der Pflege des ostdeutschen Kulturerbes im Lande nach der bisherigen Vergabepraxis nicht ausreichen. Es geht darum, die kulturelle Breitenarbeit in Nordrhein-Westfalen auch weiterhin flächendeckend zu erhalten, nachdem auch die Landesregierung diese Aufgabe als wichtiges Tätigkeits-feld erkannt hat. Zu diesem Zweck muß die Infrastruktur des Landesverbandes für diese beachtliche Verpflichtung, die sich aus dem Vertriebenengesetz, aber viel mehr noch aus der Sache selbst ergibt, über den Tag hinaus gewährleistet werden. Die Museen und Institutionen allein, so verdienstvoll und notwendig ihre Tätigkeit ist, sind dazu nicht in der Lage und werden das auch in Zukunft nicht sein. Wenn es darum geht, das ostdeutsche Kulturerbe in seiner ganzen Breite im Bewußtsein der Ge-samtbevölkerung zu implementieren, werden immer auch die Betroffenen selbst und ihre Nachkommen notwendig sein. Diese Arbeit bedarf aber nicht nur der materiellen Förderung, sondern sie muß in Verwaltungsfragen und inhaltlich begleitet und unter-stützt werden. Dafür gibt es in Nordrhein-Westfalen kein beständigeres und umfas-senderes Netzwerk, als das unseres Landesverbandes. Aber dieses Netzwerk bedarf der Unterstützung, gerade auch im Hinblick auf die erweiterten Aufgaben. Auch hier ist der Landesvorstand im Gespräch mit der Landesregierung, der CDU-Fraktion, aber auch der Partei. Es ist wünschenswert, dass die Mitgliedsverbände auf ihren Ebenen ebenfalls aktiv werden und ihre Landtagsabgeordneten auf den dringend bestehenden Handlungsbedarf hinweisen.

3. Kulturarbeit des Landesverbandes

Die Landeskulturtagung war erneut eine gut besuchte Veranstaltung des Landesver-bandes, wenn sich leider auch mehrheitlich verbandsferne Personen an den Themen interessiert zeigten. Wünschenswert wäre eine noch größere Beteiligung aus dem Verband heraus. Das Ziel der Landeskulturtagung ist, die Mitgliedsverbände über aktuelle Entwicklungen zu informieren und Ihnen gleichermaßen Anregungen und Hilfestellung für die eigene Arbeit zu geben. Dazu soll auch an große Gestalten und Ereignisse aus dem reichen kulturellen Erbe des deutschen Ostens erinnert werden. Zumindest um das erste Ziel zu erreichen, ist eine größere Beteiligung aus dem Ver-band anzustreben. Die kulturelle Vielfalt des deutschen Ostens und deren Bedeutung für die bundes-deutsche Gegenwart, wird gerne dem Zeitgeist geopfert. Grund genug, dass sich die diesjährige Landeskulturtagung des Bundes der Vertriebenen in Nordrhein-Westfalen des Themas näher annimmt.„Laut dem Gesetz der Gesamteinheit des Daseins sind die drei Phänomene – Weltgeschichte, Königsberg und Barock – aufs Engste mit einem anderen Phänomen verbunden, das einmalig ist in seiner dichteri-schen und biographischen Eigenheit: Simon Dach“, betonte der in Königsberg gebo-rene Prof. Dr. hab. Wladimir Gilmanov in seinem Vortrag anläßlich der Landeskultur-tagung des BdV in Düsseldorf.In die diesjährige Tagung vom 18. Oktober im Düssel-dorfer Gerhart-Hauptmann-Haus führte Hans-Günther Parplies, Landesvorsitzender des BdV-Landesverbandes NRW, ein. Das anspruchsvolle und anregende Pro-gramm informierte über aktuelle Entwicklungen und erinnerte gleichzeitig an große Gestalten und Ereignisse aus dem reichen kulturellen Erbe des deutschen Ostens. Mit Ostpreußen, Schlesien und dem Sudetenland standen diesmal die drei größten Vertreibungsgebiete im Fokus. Nicola Remig, Museumsleiterin von Haus Schlesien

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in Königswinter-Heisterbacherrott, bot in ihrem fachkundigen, mit Bildern unterlegten Referat Einblicke in die derzeitige Sonderausstellung von Haus Schlesien über den Baumeister Carl Gott-hard Langhans. Die Präsentation „Meister des Klassizismus in Deutschland“ wurde aus Anlaß des 200. Todestages von Langhans eingerichtet. Das Haus Schlesien würdigt in diesem Jubiläumsjahr übrigens als einziges Museum in Deutschland das Gesamtwerk des schlesischen Architekten in einer Sonderausstel-lung. Nicola remig war damit dafür prädestiniert, über Carl Gotthard Langhans zu referie-ren. Langhans - und Remig wußte das eindrucksvoll dar-zustellen - war der Begründer des strengen Klassizismus in D eutschland und der viel-leicht erfolgreichste deutsche Baumeister überhaupt. Er war der geniale Schöpfer einer Vielzahl großartiger und be-kannter Bauwerke in Nieder-schlesien, später auch in Ber-lin und Potsdam. Das bekann-teste darunter ist sicherlich das Brandenburger Tor, das zum Symbol der Deutschen georden ist. Einem schwierigen Thema widmete der ehemalige Vize des BdV-Landesverbandes, Rüdiger Goldmann, seinen Vortrag „Die Vertreibung der Sudetendeutschen aus tsche-chischer Sicht“. Goldmann, ein ausgesprochener Experte der Materie, informierte über aktu-elle Sichtweisen der nach wie vor ungelösten Fragen in Sachen Vertreibung der an-gestammten deutschen Bevölkerung aus Böhmen. Trotz Vertrag, deutsch-tschechoslowakischer Erklärung und gemeinsamer Mitgliedschaft der beiden Staaten in der Nato und der Europäischen Union wird die Vertreibung immer ein Menetekel in den deutsch-tschechischen Beziehungen bleiben, betonte Goldmann. Der Vortrag von Professor Dr. Wladimir Gilmanov über Simon Dach und den Königsberger Dich-terkreis wurde mit Spannung erwartet. Der 1955 in Kaliningrad geborene Professor für fremdsprachige Philologie an der Russischen Staatlichen Immanuel-Kant-Universität zu Kaliningrad hat über 50 Forschungsarbeiten in den Bereichen Litera-turgeschichte, Philosophie und Kulturgeschichte verfaßt. Anläßlich des 350. Todes-tages des ostpreußischen Barockdichters hat Professor Dr. Gilmanov ein Buch veröf-fentlicht und konnte daher diese Thematik besonders kompetent beleuchten. Unter dem metaphorischen Titel „Die letzte Grenze in der Dichtung von Simon Dach“ ver-mittelte der Gastredner interessante Interpretationen des bekannten Liebesliedes „Ännchen von Tharau“. Erörtert wurde unter anderem die Frage, ob für den heutigen Zeitgeist die scheinbar einfache Liebeshymne zur Hochzeitsfeier von Anna Neander und Johannes Portatius von 1636 in ihrer eigentlichen Grundidee noch erkennbar

(V.l.n.r.) Landesgeschäftsführer Markus Patzke, Prof. Dr. Wladmir Gilmanov, Königsberg, Nicola Remig, Direktorin von Haus Schlesien und BdV-Landesvorsitzender Hans-Günther Parplies

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sei. Anhand von Versen wie „Ännchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut, Du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!“ hob der Referent die für das moderne Ohr etwas komisch wirkende Bildhaftigkeit hervor, die Dachs Dichtung kennzeichnet. Pro-fessor Gilmanov erläuterte: „Das dichterische Bewußtsein des Barock erkennt etwas, was heutzutage eher abstrakt medizinisch oder im Kontext der Katastrophentheorien mit abstrahierender Wissenschaftlichkeit als etwas Gesetzmäßiges und Normales erklärt wird: Das ist eine alles überwältigende Totalität der Endlichkeit, anders zu sa-gen – des Todes, was letztendlich die Grundwerte des glaubenden Bewußtseins und Gefühls beeinträchtigt hat.“ Professor Gilmanov stellte den Bezug zur Stadt Königs-berg dar: „Die Barockdichtung wirkt prophetisch, gleichfalls aber initiierend für die Suche nach der ‚Grammatik des Lebens’ wider die angekündigte Endlichkeit. Und gerade in diesem Hintergrund wirkt ganz besonders das historische Königsberg, das in seiner prophetischen Singularität schon längst zu einem einzigartigen Zeichen der Weltgeschichte geworden ist. Durch seine apokalyptisch stattgefundene Endlichkeit ist das ‚Emblem der Apokalypse’, zu einem Emblem der anhaltenden Welttragik ge-worden, in der sich ein selbstdestruktives Unvermögen, sei es hermeneutisch oder pragmatisch, erahnen läßt.“Es gebe wohl wenige Städte, so Gilmanov, die ein solch grausames Ende erfahren haben und wo sich die anthropologische Problematik auf eine so zugespitzte Weise zeigen ließe, wo der Zusammenbruch von allen Weltpro-jekten, sei es das der civitas Dei des mittelalterlichen Christentums oder das der ver-klärten Innerlichkeit des Pietismus oder das Kantische Projekt des ewigen Friedens, derart schreiend und ermahnend versinnbildlicht ist.Professor Gilmanov schlußfolger-te: „In seiner historischen Dramaturgie wäre Königsberg ein schmerzvoller Anlaß zum Ende des ‚Konflikts der Interpretationen’ und zu einem objektiven Verständnis-modell über die zwei zu einander entgegengesetzten eschatologischen Perspektiven der Weltgeschichte, die im historisch-politischen, religionsphilosophischen, aber auch im dichterischen Schicksal dieser Stadt ihre Widerspiegelung gefunden haben.“

4. Bildungspolitik

„Flucht und Vertreibung im europäischen Kontext“ - so heißt es ziemlich lapidar in dem im Sommer des Jahres 2007 in Kraft gesetzten Kernlehrplan für das Gymnasi-um, Sekundarstufe 1 in Nordrhein-Westfalen. Aber der lapidare Satz hat große Wir-kung. Die Schüler im bevölkerungs-reichsten Bun-desland müs-sen sich künf-tig mit Flucht und Vertrei-bung der Deutschen im Zweiten Welt-krieg beschäf-tigen. Die Ver-treibung ist ab sofort Pflicht-thema an den Gymnasien. „Viele der 15 Millionen Menschen, die aus den früheren deutschen Ostgebieten flie-hen mußten, haben sich in Nordrhein-Westfalen angesiedelt“, hatte Schulministerin

Die Pädagogische Arbeitsgruppe, die die Projekte für den Schülerwett-bewerb erstellt

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Sommer gesagt. Die Vertreibung im Zweiten Weltkrieg habe „unermeßliches Leid über viele Menschen gebracht und unser Bundesland zutiefst geprägt“. Den Lehrern wird darüber hinaus Fortbildungsmaterial in Form einer Broschüre zur Verfügung gestellt, dass im Schuljahr 2009/2010 verfügbar sein wird. Nordrhein-Westfalen hat damit einen großen Schritt gemacht und folgt dem Beispiel der Länder Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen, geht mit der Verankerung des Themas in den Lehrplänen sogar noch darüber hinaus. Der Landesverband hat darüber hinaus einen eigenen Pädagogischen Arbeitskreis gebildet, der sich vor allem mit den Lehrplänen beschäftigen wird. Ziel des Arbeits-kreises ist die Erstellung eines „Wunsch“-Memorandums, das der Landesregierung möglichst noch vor der Landtagswahl 2010 übermittelt werden soll. Dabei soll auch noch die Möglichkeit der Umsetzung bestimmter Forderungen gegeben sein. Inhalt-lich soll die Lehrplansituation im Vordergrund stehen. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen auch die Schulbücher analysiert werden. Teilnehmer der 1. Arbeitssitzung, die im Anschluß an die Tagung der Landesarbeitsgemeinschaft am 08.11.2008 stattfand, waren Hans-Günther Parplies, Dr. Bärbel Beutner, Arno Barth, Dr. Ernst Gierlich, Christa Hölsken, Jochen Zauner, Dieter Zank und Markus Patzke. Erste arbeitser-gebnisse sollen zum Ende des 1. Quartals 2009 vorliegen.

Hans-Günther Parplies

Landesvorsitzender V. REFERAT „JUNGE GENERATION“ Am 29. März 2008 wurden fünf Vertreter der Jungen Generation in den BdV Landesvorstand ge-wählt. Dabei haben Eleonora Faust, Stefan Hein und Markus Häßelbarth die aktive Rolle bei der AG Junge Generation im BdV NRW übernommen. Zwei weitere Interessierte konnten im vergan-genen Jahr für die Arbeit in dem Verband motiviert werden. Um gemeinsame Leitsät-ze und zur Planung von Veranstaltung „Junge Generation für Menschenrechte“, die nach § 96 BFVG gefördert werden sollte, hat sich die Arbeitsgemeinschaft insgesamt vier Mal getroffen und zwar am 11.07.2008, 02.09.2008, 13.10.2008, 23.01.2009. Zum Bedauern ist festzustellen, dass das Seminar „Junge Generation für Menschen-rechte“ am 22. Nov. 2008 abgesagt werden musste. Wenige Tage vor dem besagten Termin, gab es noch mehrere kurzfristige Absagen, die eine Durchführung nicht mehr möglich machten. Aufgrund der Wichtigkeit des Themas und der bereits geleis-teten Vorarbeit will die AG Junge Generation im Jahr 2009 einen zweiten Anlauf pro-bieren. Als neuer Termin wird der 21. Nov. 2009 vereinbart. Des Weiteren hat die Arbeitsgemeinschaft in die Jahresplanung einen Rhetorikseminar, welches in Kooperation mit der KAS durchgeführt wird und zwei Museumsausflüge in die Jahresplanung aufgenommen. Der Besuch von Haus Schlesien in Königswinter wurde am 21. Februar 2009 unternommen. Der Besuch des Königsberger Museums in Duisburg wurde auf dem 22. August 2009 festgelegt. Aus den Erfahrungen im Jahr 2008 sind sich alle Teilnehmer der AG Junge Genera-tion darüber einig, dass in Zukunft die Verbindung mit anderen Jugendorganisationen

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bzw. Verbänden gesucht werden muss. Daher ist es geplant mit folgenden Jugend-organisationen zusammenzuarbeiten:

• Landesverband der Jungen Union bzw. einzelne Kreisverbände • Kirchliche Jugendorganisationen • Schulklassen (direkt bzw. über den Verteiler des Gerhard-Hauptmann-

Hauses) • Gesellschaft für bedrohte Völker.

Eleonora Faust Beauftragte der AG Junge Generation im BdV NRW

VI. REFERAT FÜR AUSSIEDLERANGELEGENHEITEN

1. Situation der Spätaussiedler in NRW

Die Zahl der aus den Ländern der ehemaligen UdSSR aufgenommenen Aussiedler (ab 1993 Spätaussiedler) lag von 1992 bis 1995 um die 200.000 im Jahr (festgelegte Quote). Dann sank sie allmählich bis auf 70.000 im Jahre 2004 herunter. Im Jahr 2008 kamen noch 930 Spätaussiedler nach Nordrhein-Westfalen.

Diese Änderung der Situation hat sich auf den ganzen Bereich der Aussiedlerbetreu-ung im BdV ausgewirkt. Die direkte Finanzierung des Landesverbandes für diese Zwecke wurde eingestellt, was zur Reduzierung der Zahl der Mitarbeiter in der Ge-schäftsstelle geführt hat. Die Betreuung von neu eingereisten Spätaussiedlern wurde

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mit der Betreuung von Ausländern zusammengelegt und in die Migrationserstbera-tungsdienste übergeben, die überwiegend Wohlfahrtsverbände führen. Dem Landes-verband des BdV gelang es eine solche Stelle zu bekommen, die mit Frau A. Schliwa besetzt wurde.

2. Migrationserstberatung

Mit dem Inkrafttreten des Zuwanderungsgesetzes zum 01.01. 2005 wurde das fast zwei Jahrzehnte lang geförderte Bundesprojekt „Soziale Beratung und Betreuung von Aussiedlern“ durch die sog. Migrationserstberatung abgelöst. Erwachsene Spät-aussiedler und alle sonstigen Migranten erhalten ein verbindliches, gesetzlich veran-kertes, staatliches Integrationsangebot, die sogenannte Migrationserstberatung. Ju-gendliche Migranten finden bei den Jugendmigrationsdiensten Rat und Hilfe. Bundesweit bestehen rund 570 sogenannte Migrationserstberatungsstellen, die Mig-ranten während der ersten drei Jahre ihres Aufenthaltes in Deutschland aufsuchen können um in allen integ-rationsspezifischen Lebenslagen beraten zu werden. Ziel der Migrationerstberatung ist eine aktive Integrationsförderung, die den Mig-ranten dazu befähigen soll, in allen ihn betreffenden Lebensbereichen selbständig und gleichberechtigt zu handeln und am gesellschaftlichen Leben zu partizipieren. Damit wurde auch unser Landes-verband aufgefordert, fachlich der Bundes- und der Landesregierung auf dem Gebiet der Integrationsförde-rung der Spätaussiedler und Neuzu-wanderer zuzuarbeiten. Nachdem unsere Mitarbeiter Adeheid Schliwa am 01. Okto-ber 2008 in Rente gegangen ist, wurde die Migrationserstberatungsstelle beim BdV-Landesverband in Düsseldorf nicht erneut besetzt, weil in Düsseldorf ein Überhang an MEB-Stellen besteht. Der Landesverband hat kein Interesse daran, eine Migrati-onserstberatungsstelle irgendwo in Nordrhein-Westfalen zu betreiben. Diese Stelle sollte in der Landesgeschäftsstelle angesiedelt sein. Nachdem dies nicht möglich war, hat der Landesverband auf die Migrationserstberatung verzichten müssen. Die Hauptaufgabe der Migrationserstberatung des Bundes der Vertriebenen Landes-verbandes Nordrhein-Westfalen ist in den ersten drei Quartalen des Berichtszeit-raums die gesellschaftliche und wirtschaftliche Integration der Spätaussiedler, ihrer Familienangehörigen und der Neuzuwanderer in das soziale und gesellschaftliche Leben. Zu weiteren wichtigen Aufgaben der Migrationserstberaterin gehört aktive Mitarbeit an zielgruppenspezifischen Netzwerken und Kooperation mit den vorhan-denen Beratungsstrukturen und öffentlichen Einrichtungen auf bundes-, landes-, und auf kommunaler Ebene, unter anderen mit:

• Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und Regionalkoordinatoren, • Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes

NRW, • Bundesverwaltungsamt • Integrationsbeauftragte des Landes Nordrhein, Herrn Thomas Kufen, • Ausländerbehörden,

Migrationserstberaterin Adelheid Schliwa

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• Bundesagentur für Arbeit • Amt für Soziale Sicherung und Integration, • Sprachschulen und Integrationskursträger der Stadt Düsseldorf, • Sprach- und Integrationsprojekte der Otto-Benecke-Stiftung in Bonn und in

Essen • ARGEN und Jobcentren, • Stadtverwaltung und Ämter der Landeshautstadt, Düsseldorf • Krankenkassen, Gesundheitsämter und Arztpraxen, • Schulämter, Schulen und Kindertagesstätten, • Kirchen, Wohlfahrtsverbände, Diakonie und Caritas • Jugendmigrationsdienste (JMD), • Sportvereine und Freizeiteinrichtungen, • Kooperation mit Projekten und Integrationszentren etc.

3. Projekt zur Seniorenbetreuung in Ratingen

Große Zustimmung findet ein Projekt des BdV-Landesverbandes in Ratingen-West, dass sich mit der Integration älterer Spätaussiedler beschäftigt. Dabei sollen Hilfe-stellungen bei der Bewältigung von Alltagsproblemen älterer Spätaussiedler gegeben werden. Das Projekt wird von unserer Mitarbeiterin, Alla Weber, betreut.

4. Trauer um Dr. Heinrich Neugebauer

Die deutschen Heimatvertriebenen und Spätaussiedler im Lande Nordrhein-Westfalen nehmen mit großer Trauer Abschied von ihrem stellvertretenden Landes-vorsitzenden und zugleich vom Vorsitzenden des Kreisverbandes Krefeld. Am 10. Februar 2009 verstarb völlig überraschend Dr. Heinrich Neugebauer in seinem Hei-matort in Krefeld. Der Landesvorsitzende, Hans-Günther Parplies, würdigte Dr. Heinrich Neuge-bauer in einem Nachruf: Heinrich Neugebauer wurde am 01. Januar 1939 in Neu-Chortitz in der Ukraine ge-boren. 1946 bis 1956 teilte er als Jugendlicher das Schicksal so vieler seiner Lands-leute und war interniert. 1956 begann er mit der Ausbildung zum Hütteningenieur, wurde in Moskau promoviert und arbeitete dann als Hochschullehrer in Kasachstan und in Sibirien. Heinrich Neugebauer hat sich seit seiner Einreise in die Bundesrepublik Deutschland 1992 für seine rußlanddeutschen Landsleute und deren Integration in unsere Gesell-schaft überdurchschnittlich stark eingesetzt. Die ehrenamtliche soziale Arbeit wurde ihm zum zweiten Beruf. Seit 1994 war er Mitglied der Landsmannschaft der Deut-schen aus Rußland und auch Vorsitzender der Ortsgruppe Krefeld. In Krefeld gelang es ihm, die Gruppe erheblich auszubauen und zu einem echten Integrationsverein für die Deutschen aus Rußland gemacht. Seit 2002 war Dr. Neugebauer auch Vorsit-zender des Kreisverbandes des Bundes der Vertriebenen in Krefeld, nicht zuletzt eine Folge, der deutlichen Stärkung der Gruppe der Spätaussiedler. Durch seine Integrationserfolge in Krefeld ist er sehr schnell auch überregional be-kannt, und dann auch aktiv geworden. Seit 2000 war er Mitglied des Landesvorstan-des des Bundes der Vertriebenen, seit 2002 als stellvertretender Landesvorsitzen-der. Im Landesvorstand ist er von Beginn an als Referent für Aussiedlerangelegen-heiten tätig gewesen. Diese Tätigkeit erfordert - wenn sie angemessen wahrgenom-men werden soll - eigentlich eine hauptamtliche Kraft. Zu seinen Aufgaben gehörte

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neben der persönlichen Beratung von Spätaussiedlern, vor allem auch die Betreuung der zahlreichen Integrations- und Migrationsprojekte des Landesverbandes des Bun-des der Vertriebenen. Neugebauer hat diese Projekte – von wohnumfeldbezogenen Maßnahmen bis hin zur Migrationserstberatung – ehrenamtlich und mit großem En-gagement betreut, koordiniert und den jeweiligen Projektleitern jederzeit zur Seite gestanden. Dabei war sein immenses Sachwissen über die Aus - und Einreiseforma-litäten und Integration der Spätaussiedler eine große Hilfe für die haupt- und ehren-amtlichen Kräfte in der Aussiedlerbetreuung. Hinzu kam seine außerordentlich gute Personalkenntnis, die immer wieder zu der Frage führte, ob es auch Deutsche aus Rußland in Nordrhein-Westfalen gebe, die er nicht persönlich kenne. Deshalb, weni-ger wegen seiner ehrenamtlichen Funktio-nen war er Mitglied des Integrationsbeirates NordrheinWestfalen, vertrat die Interessen der Deutschen aus Russland auf dem ers-ten Integrationsgipfel der Bundeskanzlerin in Berlin 2007 und war seit 2006 ständiges Mitglied des Landesbeirates tür Vertriebe-nen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen. Daß der Landesverband zeitweise mit weit über 200 ehrenamtlichen Mitarbeitern in der Betreuung der Spätaussiedler flächende-ckend in Nordrhein-Westfalen vertreten war, ist nicht zuletzt auf seine Initiative zurückzu-führen. Er hat sich im BdV-Landesvorstand als Ex-perte unentbehrlich gemacht. Dabei war sein Engagement uneigennützig und stets auf die rasche Integration der Deutschen aus Rußland ausgerichtet. Er hat damit große Erfolge erzielt und war den Deut-schen aus Rußland eine echte Hilfe. Ein wichtiges Anliegen war ihm die Grün-dung der Vereinigung zur Integration ruß-landdeutscher Ausiedler e.V. (VIRA). Mit dieser Vereinigung wollte er die Deutschen aus Rußland zusammenbringen, die einem Engagement in der Landsmannschaft oder im Bund der Vertriebenen skeptisch ge-genüber stehen. Nichts zeigt deutlicher, wie sehr Neugebauer im Interesse seiner Landsleute über den Tellerrand des eigenen Verbandes hinaussehen konnte. Von festgefahrenen Strukturen trennte er sich mühelos, aber nicht ohne Alternativen auf-zubauen. Mit der VIRA, die ihm ein echtes Herzensanliegen war, gelang ihm das in beeindruckender Weise. Mit viel Mut und viel Einsatz ist es ihm gelungen, die VIRA zu einem ernstzunehmenden faktor im Integrationsbereich werden zu lassen. Inhalt-lich ging es ihm darum, ein richtiges Bild der Geschichte der Deutschen aus Rußland zu zeichnen. Wütend konnte er werden, wenn er seine Volksgruppe diffamiert sah. Ob die Geschichte in Schulbüchern verzeichnet wurde oder den Deutschen aus Ruß-land eine höhere Kriminalität als der einheimischen Bevölkerung unterstellt wurden: Das waren Situationen, in denen er aus der haut fahren konnte, „wütig“ wurde, wie er im Nachhinein schmunzelnd bemerkte. Er hat darum gerungen, das die deutschen aus Rußland einen angemessenen Platz in der deutschen Gegenwartsgesellschaft einnehmen können. Zufrieden hat er die Studie des Berliner Instituts für Bevölkerung

Dr. Heinrich Neugebauer (hinten r.) beim Integrationsgipfel im Kanzleramt

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und Entwicklung zur Kenntnis genommen vor zwei Wochen, die seiner Volksgruppe die gelungene Integration bescheinigte. Heinrich Neugebauer war auch ein Preuße. Ihn kennzeichneten Werte und Tugen-den wie Pflichterfüllung, Geradlinigkeit, Redlichkeit, Treue und ein ganz bemerkens-werter Mut – Mut auch vor „Königsthronen“. Persönlich bescheiden und ohne Aufhe-bens davon zu machen, wirkte er in der zweiten Reihe. Aber er entzog sich nicht der Arbeit und er entzog sich nicht der Verantwortung, wenn er gerufen wurde. Im Inte-resse seiner Volksgruppe stelle er sich in den Dienst des BdV-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen, des BdV-Kreisverbandes Krefeld, der Landsmannschaft der Deutschen aus Rußland auf allen Ebenen und anderer Organisationen wie etwa der VIRA, die er aus der Taufe hob und über die schwierige Anfangszeit auch führte. Wir verneigen uns vor seiner Persönlichkeit und vor seiner Lebensleistung.

Markus Patzke

Landesgeschäftsführer VII. REFERAT FRAUENARBEIT Die Frauenarbeitsgemeinschaft (FAG) vertritt die Interessen aller vertriebenen Frauen, die in den landsmannschaftlichen Landesgruppen und im Bund der Vertriebenen organisiert sind und stellt den organisatorischen Zusammenhalt aller Frauen in Nordrhein-Westfalen dar, die Mitglieder in lands-mannschaftlichen Landesgruppen und im Bund der Vertrie-benen (BdV) sind. Sie veranstalten in regelmäßigen Ab-ständen Zusammenkünfte, in denen sie kulturelle, politi-sche, historische, gesellige und gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen und darüber informieren. Das besondere Interesse gilt der • Verwirklichung der allgemeinen Menschenrechte und der Völkerverständigung, • Eingliederung der Vertriebenen und Spätaussiedler, • Verarbeitung ihres besonderen Schicksals, • grenzüberschreitenden Kontaktpflege zu den Menschen in Ost-, Mittel- und Süd-

osteuropa, • Bewahrung und Dokumentation des heimatlichen Kulturgutes aus den verschie-

denen Vertreibungsgebieten. Deportation, erzwungene Flucht und mörderische Vertreibung der Deutschen zum Ende des 2. Weltkrieges und auch danach haben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 18,5 Millionen deutsche Menschen betroffen, mindestens aber 12 Mil-lionen. Es fanden dabei über 2 Millionen den Tod. Er ereilte Menschen, die nicht flie-hen konnten oder wollten: Behinderte und Alte, Landwirte, die Haus und Hof nicht verlassen wollten, Frauen und Kinder eingezogener Männer, Evakuierte aus zer-bombten Städten, auch Parteilose und Antifaschisten. Nach diesen Ereignissen in den Heimatgebieten, wurden die Vertriebenen in die eng-lischen, amerikanischen und sowjetischen Besatzungsgebiete Deutschlands ver-frachtet. Insbesondere Frauen mußten um das tägliche Brot und die Versorgung der Familien kämpfen. Im Jahre 1950 verabschiedeten sie die Charta der Heimatvertriebenen, in der sie auf Rache und Vergeltung verzichteten „im Gedenken an das unendliche Leid, welches im besonderen das letzte Jahrzehnt über die Menschheit gebracht hat“. Sie riefen „Völker und Menschen auf, die guten Willens sind, Hand anzulegen ans Werk, damit

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aus Schuld, Unglück, Leid, Armut und Elend für uns alle der Weg in eine bessere Zukunft gefunden wird“. Der Frauenverband wurde im Jahr 1959 gegründet, weil die Frauen dem Bedürfnis nach einer eigenständigen Verbandsarbeit Rechnung trugen. Sie gestalteten die Ar-beit in ihren Gruppen mit anderen Schwerpunkten und strebten die Zusammenarbeit insbesondere mit anderen Frauenverbänden an, um ihre Interessenvertretung auf eine breite Basis zu stellen. Heute beteiligen sie sich aktiv an der Verständigungsar-beit mit den Menschen, die heute in den Heimatgebieten leben und engagieren sich für die Erhaltung des Kulturgutes und für ein Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin. 29. März BdV-Landesverband Jahresversammlung 8.-9. April Einweihung der Gedenktafel v. „Verein der Adlergebirgler“ Lehesten- Altvaterturm 10.-13. April Jahreshauptversammlung und Adlergebirgstreffen Waldkraiburg – Bayern 15. April Treffen mit Hr. Mues, Bürgermeister / Siegen BdV-Klause-Seilereiweg 26. April Jahreshauptversammlung BdV-OV Geisweid (Befragung zur Auflösung des OV-Geisweid) 6. Mai 55 Jahre Bestehen der FAG – Frauen im BdV – Siegen 9.-10. Mai Sudetendeutscher Tag 2008 in Nürnberg 5. Juni FAG-Landesvorstandssitzung Leverkusen, Haus Ratibor 28.-29. Juni Heimatkreistreffen „Grulicher Ländchen“ 3.-9. August Besuch i. d. Heimat „Grulicher Ländchen“ 30. August 60 Jahre BdV-Landesverband Düsseldorf 14. September „Tag der Heimat“ BdV KV Erntebrück 60 Jahre BdV KV Wittgenstein 25. September Jubiläum „55 Jahre FAG NRW“ Leverkusen 26. September Kranzniederlegung BdV KV Siegen, Ob. Schloß Siegen 28. September „Tag der Heimat“ BdV KV Siegen Bismarckhalle, Weidenau 25. Oktober „Braunauer Heimatgruppe“ GHH, Düsseldorf „60 Jahre BdV OV Olpe“ Kolpinghaus, Olpe 30. Oktober „60 Jahre BdV KV Siegen“ Bismarckhalle, Weidenau 2. November Museumstage – Ostdeutsche Heimatstube“ BdV Neukirchen in Tracht 7. November Landesvorstandssitzung BdV NRW GHH, Düsseldorf 8.-9. November „Landes- und Kulturtagung“ der Pommernfrauen, Meinberg 10. November Besuch bei der FAG Bad Laasphe 15. November „Siegerländiche Mundart-Nachmittag (Braunauer Dialekt) Bismarckhalle Weidenau 18. November Vertriebenen- und Aussiedler – Beiratssitzung O. Schloß Siegen 3. Dezember Besuch bei der FAG Olpe, Adventsfeier 6. Dezamber Adventsfeier des BdV Olpe 7. Dezamber Besuch bei der Riesengebirglern, Dillenburg

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14. Dezember Adventsfeier des BdV OV Neukirchen / Freier Grund 16. Dezember Adventsfeier SL Ortsgruppe Lüdenscheid Sowie 11 Nachmittage der FAG Siegen abgehalten mit ca. 30-33 Frauen

Waltraud Hentschel

Vorsitzende der Frauenarbeitsgemeinschaft

VIII. Vorstand und Geschäftsstelle

1. Vorstand

Landesvorsitzender Hans - Günther PARPLIES Gotenstr. 140, 53175 Bonn E-Mail: [email protected]

Stellv. Landesvorsitzender Hans - Joachim MUSCHIOL In den Telgen 17, 58638 Iserlohn E-Mail: [email protected]

Stellv. Landesvorsitzende Roswitha MÖLLER Kiesekampweg 25, 48157 Münster E-Mail: [email protected]

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Landesschatzmeister Michael WEIGAND Adenauerplatz. 14, 41061 Mönchengladbach E-Mail: [email protected]

Vorstandsmitglied

Eleonora FAUST Münsterstr. 423, 40470 Düsseldorf E-Mail: [email protected]

Vorstandsmitglied

Gerda FRENZEL Holzstr. 7 a, 52349 Düren E-Mail: [email protected]

Vorstandsmitglied

Stefan HEIN Stiftskamp 20, 44263 Dortmund E-Mail: [email protected]

Vorstandsmitglied

Waltraud HENTSCHEL Schießbergstr. 89, 57078 Siegen E-Mail: [email protected]

Vorstandsmitglied

Markus HÄßELBARTH Horstmarer Landweg 127, 48149 Münster E-Mail: [email protected]

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Vorstandsmitglied René Teuber Eichendorff-Siedlung 13, 48346 Ostbevern E-Mail: [email protected]

2. Geschäftsstelle

Markus Patzke Geschäftsführung, Betreuung Mitgliedsverbände, Control-ling, Haushalt, Pressekontakte, Pressemitteilungen, Presse-auswertung, Verbandszeitung "Deutsche Umschau", Anträ-ge Tel. 0211/35 03 61 Fax 0211/ 36 96 76 Mobil 0177/7 15 10 68 [email protected]

Maryna Saleev Buchdienst, Wirtschaftliche Geschäftsbetriebe, EDV, Arti-kelbestellung, Versand, Betreuung Mitgliedsverbände, Ad-ressenverwaltung, Tagungsorganisation Tel. 0211/35 03 61 Fax 0211/ 36 96 76 [email protected]

Adelheid Schliwa Migrationserstberaterin, Einzelberatung, Koordination der Betreuung in den Mitgliedsverbänden, Fachtagungen Aus-siedlerbetreuer, Ehrungen Tel. 0211/35 03 61 Fax 0211/ 36 96 76 [email protected]

BdV-Landesverband NRW e.V. Bismarckstr. 90, 40210 Düsseldorf

Tel. 0211/ 35 03 61 FAX 0211/ 36 96 76 E-Mail: [email protected]

www.bdv-nrw.de www.bdv-buchdienst.de