Otto Wiesheu Professor Knoche und der Weg des ifo Instituts ...Otto Wiesheu Professor Knoche und der...

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26 ZUM ABSCHIED VON MEINHARD KNOCHE ifo Schnelldienst 13 / 2017 70. Jahrgang 13. Juli 2017 Wenn die Amtszeit von Prof. Knoche als Verwaltungs- und Personalvorstand des ifo Instituts am 31. August 2017 ausläuſt, geht eine anerkannte Führungspersön- lichkeit des ifo Instituts von Bord. Mit hohem Einsatz und persönlichem Engagement hat sich Prof. Knoche in den vergangenen 22 Jahren der Aufgabe verschrie- ben, das Institut als deutschland- und europaweit füh- rende Forschungsinstitution zu etablieren. Dass das gelungen ist, ist zweifelsohne auch dem Engagement und der Tatkraſt von Herrn Professor Knoche zu ver- danken. Er war immer ein verlässlicher Akteur. Der Anfang war alles andere als einfach. Prof. Knoche war gerade erst im Jahr 1995 beim ifo Institut als Mitglied des Vorstands angetreten, als Ende 1996 eine Arbeitsgruppe des Wissenschaſtsrats dem ifo die Rote Karte zeigte und die Empfehlung gab, die Förde- rung des ifo Instituts als Blaue-Liste-Einrichtung einzu- stellen. Das wäre das Aus für das ifo Institut gewesen. Als zuständiger Wirtschaſtsminister konnte und wollte ich das, wie alle, die am ifo Institut interessiert waren, nicht akzeptieren. Das Ziel war klar, der Weg noch offen. Prof. Knoche war von Anfang an ein absolut verlässlicher Streiter für einen Neustart des ifo Instituts. Noch 1996 sind erste Maßnahmen für einen wissenschaſtlichen Turnaround eingeleitet worden wie z.B. eine engere wissenschaſtli- che Anbindung an die Ludwig-Maximilians-Universität München. Von mir als damaligem bayerischen Wirtschaſts- minister wurde – unabhängig von der Verantwortung weiterer Gremien – erwartet, eine Lösung zu finden. Und die Lösung war für mich: Prof. Dr. Hans-Werner Otto Wiesheu Professor Knoche und der Weg des ifo Instituts an die Spitze Sinn musste Präsident werden. Dazu war Über- zeugungsarbeit notwendig. Prof. Sinn stellte neue Ziele für die Arbeit des ifo Instituts auf, um den Status als Forschungseinrichtung wieder gewinnen zu kön- nen. Wesentliches Element war es, das ifo Institut eng mit dem universitären Potenzial zu verflechten und einen hohen wissenschaſtlichen Anspruch in die Arbeit des ifo Instituts zu implementieren. Prof. Sinn trat zum 1. Februar 1999 die Präsidentschaſt des ifo Instituts an. Im Januar 1999 hatte das ifo Institut den Status einer forschungsbasierten Serviceeinrichtung erhalten. Das war die Ausgangslage für die Neu- ausrichtung des ifo Instituts. Prof. Knoche übernahm in dieser Situation die kaufmännische Leitung des ifo Instituts und war mit verantwortlich für die erfolg- reiche Reorganisation. Er war ein absolut verlässli - cher, loyaler und engagierter Mitstreiter von Hans- Werner Sinn. Der Grundstein war gelegt, aber der Weg zurück zum Forschungsinstitut war noch weit und verbunden mit tiefgreifenden Umstrukturierungen im ifo Institut, mit Personalabbau, der Reduktion der Drittmittelauf- träge, der Einführung einer Kosten-Leistungs-Rech- nung, dem Ausbau universitärer Kooperationen etc. Prof. Knoche ist bei all dem mit großer Umsicht vorge- gangen. Er war und ist überzeugt, rigides Vorgehen ver- ursacht Angst, Angst zerstört Kreativität und schadet dem Ganzen. Er setzte darauf, bei den »Ifoten« Ver- trauen in das Management, emotionale Bindung und Identifikation mit dem Ganzen zu gewinnen, weil für ihn darin die Grundlage für den Erfolg liegt. Und er hat Recht behalten. Mit dieser Devise hat Meinhard Knoche dem ifo Institut wieder Selbstvertrauen vermittelt. Dafür gebührt ihm Dank. Der Erfolg der Arbeit unter Führung von Prof. Sinn und Prof. Knoche ließ nicht lange auf sich warten. Als das ifo Institut auf seiner Jahrestagung am 23. Juni 2009 das Doppeljubiläum 60 Jahre ifo und zehn Jahre CESifo feierte, konnten wir nicht nur zu diesem Jubi- läum, sondern auch zu der neuen ausgezeichneten Bewertung durch den Senat der Leibniz-Gemeinschaſt gratulieren. Im Januar 2010 wurde dem ifo Institut wie- der der Status Forschungseinrichtung der Blauen Liste zuerkannt. In der Regelevaluierung 2012/2013 hat der Senat der Leibniz Gemeinschaſt die Leistungen des ifo in allen Bereichen mit besten Noten bewertet. Es war eine enorme Kraſtanstrengung, die in nur zehn Jahren * Dr. Otto Wiesheu ist Präsident des Wirtschaftsbeirats der Union und Mitglied im Kuratorium des ifo Instituts. Von 1993 bis Ende 2005 war er Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Infrastruktur, Ver- kehr und Technologie. Otto Wiesheu

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    ZUM ABSCHIED VON MEINHARD KNOCHE

    ifo Schnelldienst 13 / 2017 70. Jahrgang 13. Juli 2017

    Wenn die Amtszeit von Prof. Knoche als Verwaltungs- und Personalvorstand des ifo Instituts am 31. August 2017 ausläuft, geht eine anerkannte Führungspersön-lichkeit des ifo Instituts von Bord. Mit hohem Einsatz und persönlichem Engagement hat sich Prof. Knoche in den vergangenen 22 Jahren der Aufgabe verschrie-ben, das Institut als deutschland- und europaweit füh-rende Forschungsinstitution zu etablieren. Dass das gelungen ist, ist zweifelsohne auch dem Engagement und der Tatkraft von Herrn Professor Knoche zu ver-danken. Er war immer ein verlässlicher Akteur.

    Der Anfang war alles andere als einfach. Prof. Knoche war gerade erst im Jahr 1995 beim ifo Institut als Mitglied des Vorstands angetreten, als Ende 1996 eine Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrats dem ifo die Rote Karte zeigte und die Empfehlung gab, die Förde-rung des ifo Instituts als Blaue-Liste-Einrichtung einzu-stellen. Das wäre das Aus für das ifo Institut gewesen. Als zuständiger Wirtschaftsminister konnte und wollte ich das, wie alle, die am ifo Institut interessiert waren, nicht akzeptieren.

    Das Ziel war klar, der Weg noch offen. Prof. Knoche war von Anfang an ein absolut verlässlicher Streiter für einen Neustart des ifo Instituts. Noch 1996 sind erste Maßnahmen für einen wissenschaftlichen Turnaround eingeleitet worden wie z.B. eine engere wissenschaftli-che Anbindung an die Ludwig-Maximilians-Universität München.

    Von mir als damaligem bayerischen Wirtschafts-minister wurde – unabhängig von der Verantwortung weiterer Gremien – erwartet, eine Lösung zu finden. Und die Lösung war für mich: Prof. Dr. Hans-Werner

    Otto Wiesheu

    Professor Knoche und der Weg des ifo Instituts an die Spitze

    Sinn musste Präsident werden. Dazu war Über-zeugungsarbeit notwendig. Prof. Sinn stellte neue Ziele für die Arbeit des ifo Instituts auf, um den Status als Forschungseinrichtung wieder gewinnen zu kön-nen. Wesentliches Element war es, das ifo Institut eng mit dem universitären Potenzial zu verflechten und einen hohen wissenschaftlichen Anspruch in die Arbeit des ifo Instituts zu implementieren. Prof. Sinn trat zum 1. Februar 1999 die Präsidentschaft des ifo Instituts an. Im Januar 1999 hatte das ifo Institut den Status einer forschungsbasierten Serviceeinrichtung erhalten. Das war die Ausgangslage für die Neu-ausrichtung des ifo Instituts. Prof. Knoche übernahm in dieser Situation die kaufmännische Leitung des ifo Instituts und war mit verantwortlich für die erfolg-reiche Reorganisation. Er war ein absolut verlässli-cher, loyaler und engagierter Mitstreiter von Hans- Werner Sinn.

    Der Grundstein war gelegt, aber der Weg zurück zum Forschungsinstitut war noch weit und verbunden mit tiefgreifenden Umstrukturierungen im ifo Institut, mit Personalabbau, der Reduktion der Drittmittelauf-träge, der Einführung einer Kosten-Leistungs-Rech-nung, dem Ausbau universitärer Kooperationen etc. Prof. Knoche ist bei all dem mit großer Umsicht vorge-gangen. Er war und ist überzeugt, rigides Vorgehen ver-ursacht Angst, Angst zerstört Kreativität und schadet dem Ganzen. Er setzte darauf, bei den »Ifoten« Ver-trauen in das Management, emotionale Bindung und Identifikation mit dem Ganzen zu gewinnen, weil für ihn darin die Grundlage für den Erfolg liegt. Und er hat Recht behalten. Mit dieser Devise hat Meinhard Knoche dem ifo Institut wieder Selbstvertrauen vermittelt. Dafür gebührt ihm Dank.

    Der Erfolg der Arbeit unter Führung von Prof. Sinn und Prof. Knoche ließ nicht lange auf sich warten. Als das ifo Institut auf seiner Jahrestagung am 23. Juni 2009 das Doppeljubiläum 60 Jahre ifo und zehn Jahre CESifo feierte, konnten wir nicht nur zu diesem Jubi-läum, sondern auch zu der neuen ausgezeichneten Bewertung durch den Senat der Leibniz-Gemeinschaft gratulieren. Im Januar 2010 wurde dem ifo Institut wie-der der Status Forschungseinrichtung der Blauen Liste zuerkannt. In der Regelevaluierung 2012/2013 hat der Senat der Leibniz Gemeinschaft die Leistungen des ifo in allen Bereichen mit besten Noten bewertet. Es war eine enorme Kraftanstrengung, die in nur zehn Jahren

    * Dr. Otto Wiesheu ist Präsident des Wirtschaftsbeirats der Union und Mitglied im Kuratorium des ifo Instituts. Von 1993 bis Ende 2005 war er Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Infrastruktur, Ver-kehr und Technologie.

    Otto Wiesheu

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    ZUM ABSCHIED VON MEINHARD KNOCHE

    ifo Schnelldienst 13 / 2017 70. Jahrgang 13. Juli 2017

    das ifo wieder zu einem kompetenten und profilierten Institut gemacht hat, das heute zu den besten Wirt-schaftsforschungsinstituten in Deutschland und Europa zählt. Diese enorme Aufbauleistung ist engsten verbunden mit der Arbeit von Meinhard Knoche.

    Herzlichen Dank und alle guten Wünsche für die Zukunft!

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