RWTHinsight 1/2007

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Modellausbildung in der Computersimulation Sie ist eine Berglandschaft der besonderen Art, die Antennen- messkammer des Instituts für Hochfrequenztechnik der RWTH: Rund 100.000 blaue Keilspitzen ragen im Innern wie Berg- gipfel in unterschiedlicher Höhe von allen Seiten in den echofreien Raum. Hier gibt es aber kein Geröll, sondern nur in Graphit getauchten Schaumstoff. Und statt Gipfelhöhen werden in einem Frequenzbereich bis 60 Gigahertz elektro- magnetische Wellen gemessen. Das 600.000 Euro teure „Sahnehäubchen” auf dem Dach des Hochschulgebäudes in der Melatener Straße in Aachen ist für viele Partner aus der Industrie eine attraktive Adresse. Getestet wird auch im Auftrag des Autoglasherstellers Saint- Gobain SEKURIT – ein international agierendes Unternehmen, das unter anderem in einem Werk in Herzogenrath bei Aachen produziert. Der Versuchsraum im RWTH-Institut macht möglich, dass ein Projektteam um Universitätsprofessor Dr.-Ing. Bernhard Rembold eine innovative Windschutzscheibe im simulierten Kommunikationsbetrieb prüfen kann. Dazu wird die Kraft- fahrzeugscheibe in luftiger Höhe an einem Drei-Achsen- Drehstand aufgehangen. Wie ein Giraffenhals ragt der lange Arm des Krans in den Raum, an dessen oberem Ende die Scheibe flexibel bewegt werden kann. „Moderne Autoscheiben bestehen aus einem Verbund verschiedener Materialien”, erläutert der Institutsleiter. Ne- ben Glaselementen besitzt das Erzeugnis aus dem Haus Saint-Gobain SEKURIT eine metallisierte Schicht, die Wär- meeinstrahlungen verringert. Das verursacht allerdings ein anderes Problem: „Durch die Metallschicht werden die Funkkontakte aus dem Auto oder in das Fahrzeug behin- dert”, so Rembold. Mobile Navigationsgeräte, On-Board- Units für Mautsysteme und viele andere funkbasierte Dien- ste könnten versagen. 1 Aufwändige Messungen der Funkkontakte Abhilfe lässt sich durch ein so genanntes Hochfrequenzfens- ter in der Autoscheibe – wie ein Fenster im Fenster – schaf- fen, das für die Fahrzeuginsassen unsichtbar ist. Beim Produ- zieren der Scheibe ritzt ein Laser an einer bestimmten Stelle Strukturen in die Scheibe, welche die elektromagnetischen Wellen passieren lassen. Hinter der Scheibe, im Innern des Autos, befindet sich ein unscheinbares Kästchen mit einer in- tegrierten Antenne, das die Funkkontakte mit der Außen- welt ermöglicht. Im Messraum der Aachener Hochschule wird nun ge- prüft, wie gut die Verbindungen funktionieren und welche Bedingungen optimalerweise gegeben sein müssen. Die Tests sind äußerst aufwändig und müssen von spezialisierten Hochfrequenztechnikern betreut werden. „Im Projekt arbei- ten zwei Assistenten, die durch ihre Kenntnisse eine Art ‚Führerschein’ für unsere Antennenmesskammer erworben haben”, erklärt der Institutsleiter. Getestet wird unter ande- rem im DSRC-Standard bei 5,8 Gigahertz. Das Kürzel steht für die Dedicated Short Range Communication – eine Funk- technik für die automatische Kommunikation von Fahrzeug zu Fahrzeug oder von einem Fahrzeug zu Sendestationen an den Verkehrswegen. Sie wird unter anderem bei der Maut- erfassung verwendet: „Wenn Sie beispielsweise auf auslän- dischen Autobahnen nicht immer Kleingeld an den Stationen suchen möchten, bietet sich ein Fahrzeug mit dieser Ausstat- tungskomponente an”, so Rembold. In Oberklassefahrzeu- gen gibt es diese Bequemlichkeit bereits. Der Vorteil: Das Fahrzeug tauscht auf der Autostrecke mit Funkbaken Daten wie zurückgelegte Kilometer und Anderes aus. An der Maut- station wird das durchfahrende Fahrzeug lediglich registriert – und das Geld später vom Konto abgebucht. Doch nicht nur der DSRC-Standard müsse von den Herstellern erfüllt wer- Eine Windschutzscheibe im Test – Simulationen in der Antennenmesskammer des RWTH-Instituts für Hochfrequenztechnik. Foto: Peter Winandy den, sondern auch die Anforderungen anderer, auch außer- halb Europas genormter Systeme wie ein Telematik-Dienst bei 2,5 Gigahertz in Japan, so der Professor. Hochfrequenztechniker werden dringend gesucht Telematik ist eine Kombination aus Telekommunikation und Informatik – Marktforscher räumen ihrer Anwendung in den Verkehrssystemen erhebliche Absatzpotenziale ein. Das Bun- desministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sieht durch den Einsatz der Verkehrstelematik für Politik und Wirt- schaft mehr Gestaltungsspielräume gegeben, um Mobilität in ihren vielfältigen Ausprägungen für das Gemeinwesen wie auch für den Einzelnen dauerhaft, effizient und umweltscho- nend zu gestalten. Eine mögliche Anwendung sieht Rembold in einer Art „Datentankstelle” an der Straße oder an Tankstellen gege- ben – sie soll Angaben zu aktuellen Verkehrsproblemen, Parkmöglichkeiten oder Geschwindigkeitsbegrenzungen weitergeben. „Denkbar wäre auch, in Zukunft auf die vielen Hinweise durch Verkehrsschilder zu verzichten. Stattdessen können die Informationen direkt an Ort und Stelle über das Funknetz an den Fahrer weitergegeben werden”, so der Wissenschaftler. Eines scheint auf jeden Fall festzustehen: Die rasanten Entwicklungen auf dem Kommunikationssektor bescheren ausgebildeten Hochfrequenzingenieuren gute Berufsaussich- ten. „Täglich erhalte ich Anfragen von Industrieunterneh- men, die händeringend Nachwuchs suchen”, berichtet der RWTH-Hochschullehrer. www.ihf.rwth-aachen.de Ilse Trautwein Zeitung für Mitglieder und Freunde der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen 1 2007 Mit Hochfrequenz gegen den Verkehrskollaps Das Forschungszentrum Jülich und die RWTH Aachen grün- den gemeinsam die German Research School for Simulation Science. Sie wird für besonders begabte Studierende und Nachwuchswissenschaftler einen Master-Studiengang und ein Doktoranden-Programm anbieten, in denen die Kompe- tenz vermittelt wird, komplexe Aufgaben aus den Natur- und Ingenieurwissenschaften mit Methoden der Computer- simulation auf Supercomputern zu lösen. Zum Wintersemes- ter 2007/2008 werden die ersten Doktoranden aufgenom- men. Der Studienbetrieb zur Master-Ausbildung startet im Herbst 2008. Die Schule wird zu gleichen Teilen von BMBF, Land Nordrhein-Westfalen, Helmholtz-Gemeinschaft, RWTH Aachen und FZJ finanziert. Simulation Sciences – also die rechnerische Simulation von Vorgängen mit Supercompu- tern – spielen eine Schlüsselrolle für die Forschung in allen Naturwissenschaften und werden in Zukunft noch wesentlich größere Bedeutung erlangen, weil sie als dritte Säule zwi- schen Theorie und Experiment eine neue Qualität in das wissenschaftliche Arbeiten bringen. Bislang fehlt es aber an einschlägigen Ausbildungsgängen für Experten, welche die Methoden sowohl in der Wissenschaft als auch in Unter- nehmen anwenden können. Wissenschaftliche Kompetenz und das entsprechende Umfeld in Jülich und Aachen ergänzen sich hier auf bundes- weit einmalige Art und Weise. Die RWTH ist seit Jahren in Forschung und Lehre führend in den Computer-Ingenieur- wissenschaften. Am Forschungszentrum Jülich ist das Scien- tific Computing neben der Physik die zweite tragende Schlüsselkompetenz. Jülich ist zudem seit Jahren das größte Höchstleistungsrechenzentrum in Deutschland und verfügt über einen der schnellsten Supercomputer weltweit für die freie Forschung. Modellcharakter hat die Initiative aber auch durch ihre Struktur. Als GmbH ist sie weitgehend eigenstän- dig in den Verfahren wie Zulassung, Studienverlauf sowie Ausbildungs- und Prüfungsordnung. Die Ausbildungsspra- che ist englisch, um die internationale Ausrichtung zu sichern. Unternehmen können Gesellschafter werden und damit für einen Transfer in die Anwendung sorgen. ky

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Zeitung der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen

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Page 1: RWTHinsight 1/2007

Modellausbildung in der Computersimulation

Sie ist eine Berglandschaft der besonderen Art, die Antennen-messkammer des Instituts für Hochfrequenztechnik der RWTH:Rund 100.000 blaue Keilspitzen ragen im Innern wie Berg-gipfel in unterschiedlicher Höhe von allen Seiten in denechofreien Raum. Hier gibt es aber kein Geröll, sondern nurin Graphit getauchten Schaumstoff. Und statt Gipfelhöhenwerden in einem Frequenzbereich bis 60 Gigahertz elektro-magnetische Wellen gemessen.

Das 600.000 Euro teure „Sahnehäubchen” auf dem Dachdes Hochschulgebäudes in der Melatener Straße in Aachenist für viele Partner aus der Industrie eine attraktive Adresse.Getestet wird auch im Auftrag des Autoglasherstellers Saint-Gobain SEKURIT – ein international agierendes Unternehmen,das unter anderem in einem Werk in Herzogenrath bei Aachenproduziert.

Der Versuchsraum im RWTH-Institut macht möglich, dassein Projektteam um Universitätsprofessor Dr.-Ing. BernhardRembold eine innovative Windschutzscheibe im simuliertenKommunikationsbetrieb prüfen kann. Dazu wird die Kraft-fahrzeugscheibe in luftiger Höhe an einem Drei-Achsen-Drehstand aufgehangen. Wie ein Giraffenhals ragt der langeArm des Krans in den Raum, an dessen oberem Ende dieScheibe flexibel bewegt werden kann.

„Moderne Autoscheiben bestehen aus einem Verbundverschiedener Materialien”, erläutert der Institutsleiter. Ne-ben Glaselementen besitzt das Erzeugnis aus dem HausSaint-Gobain SEKURIT eine metallisierte Schicht, die Wär-meeinstrahlungen verringert. Das verursacht allerdings einanderes Problem: „Durch die Metallschicht werden dieFunkkontakte aus dem Auto oder in das Fahrzeug behin-dert”, so Rembold. Mobile Navigationsgeräte, On-Board-Units für Mautsysteme und viele andere funkbasierte Dien-ste könnten versagen.

1Aufwändige Messungen der FunkkontakteAbhilfe lässt sich durch ein so genanntes Hochfrequenzfens-ter in der Autoscheibe – wie ein Fenster im Fenster – schaf-fen, das für die Fahrzeuginsassen unsichtbar ist. Beim Produ-zieren der Scheibe ritzt ein Laser an einer bestimmten StelleStrukturen in die Scheibe, welche die elektromagnetischenWellen passieren lassen. Hinter der Scheibe, im Innern desAutos, befindet sich ein unscheinbares Kästchen mit einer in-tegrierten Antenne, das die Funkkontakte mit der Außen-welt ermöglicht.

Im Messraum der Aachener Hochschule wird nun ge-prüft, wie gut die Verbindungen funktionieren und welcheBedingungen optimalerweise gegeben sein müssen. DieTests sind äußerst aufwändig und müssen von spezialisiertenHochfrequenztechnikern betreut werden. „Im Projekt arbei-ten zwei Assistenten, die durch ihre Kenntnisse eine Art‚Führerschein’ für unsere Antennenmesskammer erworbenhaben”, erklärt der Institutsleiter. Getestet wird unter ande-rem im DSRC-Standard bei 5,8 Gigahertz. Das Kürzel stehtfür die Dedicated Short Range Communication – eine Funk-technik für die automatische Kommunikation von Fahrzeugzu Fahrzeug oder von einem Fahrzeug zu Sendestationen anden Verkehrswegen. Sie wird unter anderem bei der Maut-erfassung verwendet: „Wenn Sie beispielsweise auf auslän-dischen Autobahnen nicht immer Kleingeld an den Stationensuchen möchten, bietet sich ein Fahrzeug mit dieser Ausstat-tungskomponente an”, so Rembold. In Oberklassefahrzeu-gen gibt es diese Bequemlichkeit bereits. Der Vorteil: DasFahrzeug tauscht auf der Autostrecke mit Funkbaken Datenwie zurückgelegte Kilometer und Anderes aus. An der Maut-station wird das durchfahrende Fahrzeug lediglich registriert –und das Geld später vom Konto abgebucht. Doch nicht nurder DSRC-Standard müsse von den Herstellern erfüllt wer-

Eine Windschutzscheibe im Test – Simulationen in der Antennenmesskammer des RWTH-Instituts für Hochfrequenztechnik.Foto: Peter Winandy

den, sondern auch die Anforderungen anderer, auch außer-halb Europas genormter Systeme wie ein Telematik-Dienstbei 2,5 Gigahertz in Japan, so der Professor.

Hochfrequenztechniker werden dringend gesuchtTelematik ist eine Kombination aus Telekommunikation undInformatik – Marktforscher räumen ihrer Anwendung in denVerkehrssystemen erhebliche Absatzpotenziale ein. Das Bun-desministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung siehtdurch den Einsatz der Verkehrstelematik für Politik und Wirt-schaft mehr Gestaltungsspielräume gegeben, um Mobilitätin ihren vielfältigen Ausprägungen für das Gemeinwesen wieauch für den Einzelnen dauerhaft, effizient und umweltscho-nend zu gestalten.

Eine mögliche Anwendung sieht Rembold in einer Art„Datentankstelle” an der Straße oder an Tankstellen gege-ben – sie soll Angaben zu aktuellen Verkehrsproblemen,Parkmöglichkeiten oder Geschwindigkeitsbegrenzungenweitergeben. „Denkbar wäre auch, in Zukunft auf die vielenHinweise durch Verkehrsschilder zu verzichten. Stattdessenkönnen die Informationen direkt an Ort und Stelle über dasFunknetz an den Fahrer weitergegeben werden”, so derWissenschaftler.

Eines scheint auf jeden Fall festzustehen: Die rasantenEntwicklungen auf dem Kommunikationssektor bescherenausgebildeten Hochfrequenzingenieuren gute Berufsaussich-ten. „Täglich erhalte ich Anfragen von Industrieunterneh-men, die händeringend Nachwuchs suchen”, berichtet derRWTH-Hochschullehrer.

www.ihf.rwth-aachen.de

Ilse Trautwein

Zeitung für Mitglieder und Freunde der

Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule

Aachen

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Mit H o c h f r e q u e n zgegen den Verkehrskollaps

Das Forschungszentrum Jülich und die RWTH Aachen grün-den gemeinsam die German Research School for SimulationScience. Sie wird für besonders begabte Studierende undNachwuchswissenschaftler einen Master-Studiengang undein Doktoranden-Programm anbieten, in denen die Kompe-tenz vermittelt wird, komplexe Aufgaben aus den Natur-und Ingenieurwissenschaften mit Methoden der Computer-simulation auf Supercomputern zu lösen. Zum Wintersemes-ter 2007/2008 werden die ersten Doktoranden aufgenom-men. Der Studienbetrieb zur Master-Ausbildung startet imHerbst 2008. Die Schule wird zu gleichen Teilen von BMBF,

Land Nordrhein-Westfalen, Helmholtz-Gemeinschaft, RWTHAachen und FZJ finanziert. Simulation Sciences – also dierechnerische Simulation von Vorgängen mit Supercompu-tern – spielen eine Schlüsselrolle für die Forschung in allenNaturwissenschaften und werden in Zukunft noch wesentlichgrößere Bedeutung erlangen, weil sie als dritte Säule zwi-schen Theorie und Experiment eine neue Qualität in daswissenschaftliche Arbeiten bringen. Bislang fehlt es aber aneinschlägigen Ausbildungsgängen für Experten, welche dieMethoden sowohl in der Wissenschaft als auch in Unter-nehmen anwenden können.

Wissenschaftliche Kompetenz und das entsprechendeUmfeld in Jülich und Aachen ergänzen sich hier auf bundes-weit einmalige Art und Weise. Die RWTH ist seit Jahren inForschung und Lehre führend in den Computer-Ingenieur-wissenschaften. Am Forschungszentrum Jülich ist das Scien-tific Computing neben der Physik die zweite tragendeSchlüsselkompetenz. Jülich ist zudem seit Jahren das größteHöchstleistungsrechenzentrum in Deutschland und verfügtüber einen der schnellsten Supercomputer weltweit für diefreie Forschung. Modellcharakter hat die Initiative aber auchdurch ihre Struktur. Als GmbH ist sie weitgehend eigenstän-dig in den Verfahren wie Zulassung, Studienverlauf sowieAusbildungs- und Prüfungsordnung. Die Ausbildungsspra-che ist englisch, um die internationale Ausrichtung zu sichern.Unternehmen können Gesellschafter werden und damit füreinen Transfer in die Anwendung sorgen.

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Insight_1.2007 24.04.2007 9:09 Uhr Seite 2

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Noth: Sowohl in der Fakultät als auch im Uniklinikum stehenwichtige Umstrukturierungen an. In dieser Situation ist eswichtig, dass die Fakultät von einem Dekan vertreten wird,der sowohl klinische als auch wissenschaftliche Erfahrungmitbringt.

RWTHinsight: Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Amtszeit gesetzt?

Noth: Mit unseren wissenschaftlichen Leistungen liegen wirim Vergleich mit anderen nordrhein-westfälischen Univer-sitäten nur im Mittelfeld. Das heißt, wir müssen unser Ran-king verbessern, um landesweit – aber auch im Wettbewerbmit anderen Bundesländern – mithalten zu können.

RWTHinsight: Wie wollen Sie dies erreichen?

Noth: Mit einem ganzen Bündel an Maßnahmen. Hilfreichsollte hierbei das Hochschulmedizingesetz sein, dessen Eck-punkte die Landesregierung im März vorgestellt hat. Danachsollen die Universitätsklinika in NRW nicht privatisiert wer-den, sondern neue Gestaltungsmöglichkeiten erhalten.Wir haben uns zunächst drei Forschungsschwerpunkte ge-setzt, die unser wissenschaftliches Außenprofil schärfen unddas Einwerben von Drittmitteln erleichtern sollen. Dies sinddie Bereiche „Medizin und Technik”, „Klinische Neurowis-senschaften” und „Molekulare Krankheitsentstehung”. Umdie inhaltliche Arbeit zu stärken, habe ich außerdem – ge-meinsam mit meinen vier Prodekanen – eine Arbeitsgruppeeingerichtet, die in nächster Zeit Vorschläge für eine leistungs-orientierte Mittelvergabe innerhalb der Medizinischen Fakul-tät vorstellen wird. Auf das Ergebnis bin ich sehr gespannt,wissenschaftliche Leistungen müssen an unserer Universi-tätsklinik unbedingt höher honoriert werden.

RWTHinsight: Gibt es weitere Betätigungsfelder?

Noth: Ja, gerade im Bereich der Finanzen. Derzeit prüfen wir in konstruktiven Gesprächen mit dem Vorstand die sogenannte „Trennungsrechnung” des Universitätsklinikums.Hierbei möchten wir sicherstellen, dass die für Lehre undForschung vorgesehenen Mittel auch wirklich der Fakultätzugute kommen und nicht in die klinische Krankenversor-gung fließen. Außerdem habe ich die Gründung einer Raum-Kommission angeregt. Die Laborflächen sind knapp, und beiNeuberufungen stehen wir häufig in Konkurrenz mit ande-ren Unikliniken. Da heißt es schnelle Lösungen für Laborräu-me zu finden, um hochkarätigen Bewerbern ein attraktivesForschungsumfeld zu bieten.

RWTHinsight: Welche Optionen bietet eine engere Zusam-menarbeit der Universitätskliniken in Aachen und Maastrichtfür die Zukunft, wie sie derzeit in einer Machbarkeitsstudiegeprüft wird?

Noth: Wir können Potenziale bündeln und so eine Größeund Attraktivität erreichen, die international wettbewerbs-fähig ist – Wachstumsbereiche wie die Medizintechnik oderLife Sciences ziehen dann herausragende Wissenschaftleraus aller Welt an. Davon würde die Euregio als Forschungs-und Technologiestandort ebenso profitieren wie die hier leben-den Menschen vom wachsenden Angebot an Hochleistungs-medizin.

Zum Ende des letzten Jahres hat die Hochschule alle alten Parkausweise aus dem Verkehr gezogen.Vom Rektorat wurde 2004 mit Zustimmung derPersonalräte eine neue Parkplatzrahmenordnungverabschiedet. Nach Einschätzung der Verantwort-lichen führte diese mit einer einhergehenden inten-siveren Überwachung dazu, dass die Chancen fürdie im Kernbereich tätigen Mitarbeiterinnen undMitarbeiter deutlich gestiegen sind, dort auch einenParkplatz zu bekommen.

In den letzten Monaten sind eine Reihe vonParkplätzen wegen der Schließung des ParkhausesEilfschornsteinstraße und des Platzbedarfes für dieBauprojekte SuperC, Semi90 und MOGAM entfal-len. Laut Jürgen Kleinen, Leiter der zuständigenAbteilung Betriebswirtschaft und Logistik, sei esaber gelungen, die Zahl der unberechtigt abgestell-ten Fahrzeuge drastisch zu reduzieren. „Die per-manente Überwachung führt leider dazu, dassauch der eine oder andere parkberechtigte Mitar-beiter abgeschleppt wird – beispielsweise, wenner vergessen hat, den Ausweis auszulegen.” Be-troffene sollten aber bedenken, dass das Ziel derMaßnahmen der Erhalt von Bedienstetenparkmög-lichkeiten sei, indem Fremdparker von ihren Park-plätzen ferngehalten werden. Seit Januar werdenalle Parkausweise mit einem Barcode versehen, da-mit die Hochschulwache schnell und unkompliziertihre Gültigkeit überprüfen kann. Parkausweise oh-ne Barcode werden sukzessiv ausgetauscht.

Der AStA der RWTH empfiehlt pendelnden Stu-dierenden, die auf die Nutzung des Autos angewie-sen sind, das kostenlose Parkhaus in der Professor-Pirlet-Straße. Grundsätzlich hält die Studierenden-vertretung – zusätzlich zur Umweltbelastung – dasAutofahren in Aachen schon allein wegen der ein-geschränkten Parkmöglichkeiten im gesamten Stadt-gebiet für keine vorteilhafte Art der Fortbewegung.So verweist der AStA unter anderem auf Mitfahr-zentralen und vor allem auf das „SemesterTicket”.Damit stehen den Studierenden für weniger als 14Euro monatlich alle Bus- und Bahnlinien im Gel-tungsbereich des Aachener Verkehrsverbundes so-wie einige grenzüberschreitende Buslinien und dieNahverkehrszüge zur Verfügung.

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Zusammenhänge erkennen und analysieren gehört bei Pro-fessor Dr. Johannes Noth zum Tagesgeschäft. Als Direktorder Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Aachenbeschäftigt er sich mit den komplexen Strukturen des Ge-hirns. Das Denken in vernetzten Strukturen kommt dem re-nommierten Mediziner sicher auch in seiner neuen Funktionzugute: Der Hochschullehrer ist seit einem halben Jahr Dekander Medizinischen Fakultät der RWTH. Für die RWTHinsightsprach Ilse Trautwein mit Professor Noth über Herausforder-ungen und Ziele – sowohl in der Neurologie als auch imDekanat.

RWTHinsight: Herr Professor Noth, Sie forschen und ar-beiten seit vielen Jahren intensiv an neurologischen Erkank-ungen. Hat Sie das Gehirn als menschliche Schaltzentraleschon immer fasziniert?

Noth: Das Interesse an den Neurowissenschaften wurde frühgeweckt, obgleich ich durch meine Familie nicht medizinischvorbelastet bin. Mein Vater ist Ingenieur und auch meinevier Brüder haben andere Berufe erlernt – von der Theologiebis zur Kunstgeschichte. Für mich stand allerdings bereits beieinem Abituraufsatz zum Thema „Meine beruflichen Vor-stellungen” die medizinische Richtung fest, und das Interessean den Neurowissenschaften wurde durch eine entsprechen-de Doktorarbeit gefestigt.

RWTHinsight: Schlafen, essen, trinken oder lachen: Dasmenschliche Gehirn sorgt dafür, dass wir Tag und Nacht alleLebensfunktionen ausüben können. Sind die Geheimnisseunserer Steuerzentrale wissenschaftlich erschöpfend er-forscht?

Noth: Keinesfalls – das Gehirn mit seinen zehn MilliardenNervenzellen ist ein äußerst komplexes System. Nur wennalle Verknüpfungen und Interaktionen klappen, können wirtatsächlich lachen, essen oder trinken. Bei neurologischenStörungen wie etwa Parkinson oder Alzheimer ist vieles nochnicht im Detail erforscht. Allerdings machen die Neurowis-senschaften dank intensiver Forschung – insbesondere aufdem Gebiet der funktionellen Bildgebung mit der Möglich-keit, dem Gehirn beim „Denken” zuzuschauen – in den letz-ten Jahren große Entwicklungssprünge.

RWTHinsight: Sie selbst kamen 1992 – nach beruflichenStationen in Göttingen, Stockholm, Freiburg, Düsseldorfund Essen – als Direktor der Neurologischen Klinik an dasUniversitätsklinikum Aachen. Welchen Forschungsschwer-punkten gilt Ihr besonderes Interesse?

Noth: An der Neurologischen Klinik beschäftigen wir uns vorallem mit Störungen der „höheren Hirnleistungen”, die bei-spielsweise das Sprechen oder feinmotorische Bewegungenbeeinträchtigen. Ein Forschungsgebiet sind die so genannten„Neglekt-Syndrome”, die nach einem Schlaganfall auftretenkönnen und dadurch gekennzeichnet sind, dass Sinnesein-drücke, obwohl sie die Hirnrinde erreichen, nicht weiter ver-arbeitet und dem Patienten deshalb nicht bewusst werden.Ein weiteres, brisantes Forschungsthema ist die tiefe Hirnstimu-lation bei Parkinson-Erkrankten, die bereits in der klinischenTherapie eingesetzt wird.

RWTHinsight: Was verbirgt sich hinter dem Begriff?

Ein Mann der Strukturen

Neues Parksystem ist erfolgreich

Foto: Peter Winandy

Unter dem Motto „Meine Hochschule” laden

Rektor und Kanzler zu einem Wettbewerb unter

den Hochschulangehörigen ein. Ob Wissenschaft-

ler, Studierende oder Beschäftigte in der Verwal-

tung – alle Hobbyfotografen und -fotografinnen

unter den Hochschulangehörigen können teilneh-

men.Der 1. Preis beträgt 150 Euro, der 2.Preis 100

Euro und der 3. Preis 50 Euro. Motive können

Außen- wie Innenansichten der RWTH sein, so

beispielsweise der Arbeits- oder Studienplatz, Ge-

bäude, Labore, Versuchshallen, Außenbereiche,

Denkmäler, Campusatmosphäre etc.. Der Kreati-

vität ist keine Grenze gesetzt, solange das Bild eine

Sicht auf die Hochschule zum Inhalt hat. Zuge-

lassen werden pro Person drei Aufnahmen auf

Fotopapier im Format 13x18 Zentimeter, schwarz-

weiß oder farbig, digital oder analog aufgenom-

men, allerdings keine Fotomontagen.

Zu beachten ist, dass die Ablichtung von Per-

sonen grundsätzlich nur mit deren Einwilligung

möglich ist, und dass unter Umständen auch Ur-

heber- oder Markenrechte bestehen, die nicht

verletzt werden dürfen. Hierzu sollten unbedingt

weitere Hinweise der unten angegebenen

RWTH-Webseite entnommen werden. Mit Ein-

reichung der Fotos werden die Nutzungsrechte

an die RWTH übertragen, insbesondere die Befug-

nis, die Fotos gedruckt oder digital zu verbreiten.

Auf der Rückseite der Bilder sind auf einem

Aufkleber Name, Status (Student/Mitarbeiter)

und vollständige Adresse anzugeben. Fotos kön-

nen bis zum 6. Juli 2007 an folgende Adresse

eingereicht werden:

Pressestelle

der RWTH Aachen

Templergraben 55

52056 Aachen

oder an die

Pressestelle per Hauspost

Weitere Infos unter:

www.rwth-aachen.de/fotowettbewerb

Renate Kinny

Fotowettbewerb

„Meine Hochschule”

FOTOWETTBEWERB

Noth: Bei dieser Methode werden Parkinson-Patienten Elek-troden ins Gehirn implantiert, die bestimmte Gehirnbereichemittels Strom reizen. Der Erfolg ist frappierend: Die Bewe-gungen werden deutlich verbessert und die Patienten kön-nen wieder besser greifen und gehen. Als Stromquelle dientein kleiner Kasten, der unter der Haut in der Nähe desSchlüsselbeins platziert wird. Die Stärke des Stromflusseskann von außen gesteuert werden, um den optimalen thera-peutischen Effekt sicherzustellen. Ein Forschungsfeld mit Zu-kunft, da die Zahl der Parkinsonerkrankten aufgrund derdemographischen Entwicklung sicherlich noch weiter an-steigen wird.

RWTHinsight: Stichwort „Zukunft”: Seit einem halben Jahrgestalten Sie als Dekan der Medizinischen Fakultät entschei-dend deren Zukunft mit. Was hat Sie an dieser Aufgabe – zu-sätzlich zu Ihrer klinischen und wissenschaftlichen Arbeit –gereizt?

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Insight_1.2007 24.04.2007 9:09 Uhr Seite 3

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„Die Hochschule baut wirklich für ihre Studierenden”, bilanzierte der AStA in seinemRundschreiben Ende Februar. Mit zwei Grundsteinlegungen und einem Spatenstich konntedie RWTH am Ende des Wintersemesters Neubauaktivitäten in ihrem Kernbereich feiern.

Das SuperC ist als ehrgeiziges Projekt der RWTH mit seiner auffallenden Architekturbereits weit über Hochschulgrenzen hinaus bekannt. Ende Januar fand die Grundsteinle-gung statt und es wurde damit begonnen, die Bodenplatte zu betonieren. Über 1.800Kubikmeter Beton waren nötig, um die 1,20 Meter starke Stahlbetonplatte in einem Stückzu gießen. Der 7.500 Quadratmeter große Bau wird über 23 Millionen Euro kosten, in dieFinanzierung fließen Sponsorengelder sowie Zuschüsse von Land und Bund ein. Das SuperCdient künftig den Studierenden als zentrale Anlaufstelle während ihres gesamten Studi-ums.

Anfang Februar erfolgte der erste Spatenstich für den Neubau eines Seminargebäudesam Templergraben 90 – Semi90 genannt. Hier sollen auf 700 Quadratmetern Nutzflächeinsgesamt acht unterschiedlich große Seminarräume und zwei Sprachlabore zur Verfü-gung stehen. Das gesamte Gebäude wird auf 38 Bohrpfählen gegründet. Rund zwei Millio-nen Euro kostet das dreigeschossige Semi90, es bietet bis zu 244 Studierenden Platz. Daauf dem Grundstück Teile einer Staufischen Kontermauer gefunden und Abschnitte einesWehrgrabens freigelegt wurden, setzte man das Gebäude gegenüber der ursprünglichePlanung um vier Meter zurück. Der Bauherr BLB will das Gebäude bereits im Oktober 2007an die RWTH übergeben.

Mitte Februar wurde der Grundstein für den Bau des Lern- und Arbeitszentrums fürStudierende in der Kármánstraße gelegt. Als Referenz an den koreanischen Alumnus derRWTH, Young Sup Huh, wird es den Namen MOGAM tragen. Der Präsident der GreenCross Corporation machte den Bau durch eine großzügige Spende möglich. MOGAM istdas Motto des Sponsors und bedeutet auf koreanisch „die Erde zum Blühen bringen”.Rund 1,7 Millionen Euro wird das Gebäude kosten und in neun Monaten fertiggestelltsein. Über vier Geschosse und eine Empore verteilt entstehen 600 Quadratmeter Nutz-fläche, wo Studierende in einem angenehmen Umfeld mit Internetzugängen und moder-ner Einrichtung lernen können.

Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW fungiert bei allen drei Maßnahmen alsBauherr und Projektleiter.

Renate Kinny

An der RWTH wird im Sonderforschungs-bereich (SFB) 401 in 14 Teilprojekten die„Strömungsbeeinflussung und Strömungs-Struktur-Wechselwirkung” mit experimen-tellen und numerischen Methoden analy-siert.

Ziel ist, das Fliegen sicherer, wirtschaft-licher und umweltverträglicher zu machen.So entstehen beispielsweise während derStart- oder Landephase bei der Umströ-mung der Tragflügel starke Verwirbelungen,die nachfolgende Flugzeuge gefährdenkönnen. Und beim Reiseflug in etwa elf Kilometer Höhe führt die Wechselwirkungzwischen Tragflügeln und umströmenderLuft zu statischen und dynamischen Ausle-gungen des Flügels, die der Bewegung einer Palme im Wind ähnlich sind. An derUntersuchung derartiger aerodynamischerEffekte sind an der RWTH die Fächer Luft-und Raumfahrt, Leichtbau, Strömungslehre,Hochtemperatur-Gasdynamik, Mathematik,Numerische Mathematik, Angewandte

Neubauten imKernbereich

Mathematik und Mechanik beteiligt. Expe-rimentelle Arbeiten dienen nicht nur zurAnalyse der physikalischen Phänomene,sondern vor allem auch zur Überprüfungnumerischer Ergebnisse bei der Entwicklungneuer Verfahren. Mit optimierten Struktu-ren der Tragflügel soll ein ökonomischeresFlugzeug der nächsten Generation gebautwerden.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit inSonderforschungsbereichen wird von derDeutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)gefördert. Die RWTH ist hier aktuell mitneun eigenen und Beteiligungen in weite-ren, übergreifenden Sonderforschungsbe-reichen aktiv. Eine Sonderausgabe des For-schungsmagazins „RWTH-THEMEN” wirdAnfang Juni erscheinen und einen anschau-lichen Einblick in diese wissenschaftlichenArbeiten geben.

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Das Flugzeug

von morgen

Foto: Peter Winandy

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MOGAM: Nicolic+Doering/BLB NRW Aachen

Semi90: Heyers+Fuhrmann/BLB NRW Aachen

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„Mal alle Mund zu! Und zu lassen!” Auch für den erfahrenen Professor des Kraftfahrwesens wares eine besondere Herausforderung, gegen den immer wiederanschwellenden Lärm von etwa 1.400 Kindern anzukämpfen.Er musste zwischendurch an den Pakt erinnern, den er sei-nem ungewohnten Publikum zu Beginn angeboten hatte:„Zuerst rede ich und danach könnt ihr mir eure Fragenstellen!”

Bis auf den letzten Platz war das Auditorium maximum andiesem Freitagnachmittag mit noch minderjährigen Gast-hörern gefüllt. Trotz sonnigen Wetters wollten sie den Vor-trag von Professor Henning Wallentowitz über fühlende,hörende und sehende Autos hören. Es war der zweite Vor-trag in der Vorlesungsreihe „Wo Wissen Spaß macht – Neu-gierige Kinder lernen spannende Dinge”. Unterstützt vonden „Aachener Nachrichten” und der „Aachener Zeitung”lädt die RWTH seit Beginn des Jahres auf Initiative des Rek-torates regelmäßig Acht- bis Zwölfjährige in ihren größtenHörsaal in der Wüllnerstraße ein. Eltern können die Vorlesungper Videoübertragung im Grünen Hörsaal im selben Gebäudeverfolgen.

Automatisch fahrende und einparkende AutosKraftfahrzeugexperte Wallentowitz zeigte zu Beginn derVeranstaltung kurze Filme über Crashversuche und umkip-pende LKWs, die Mängel menschlicher Fahrkünste demons-trierten. Auch Videos von Autos, die ohne Fahrer tagelangdurch die Wüste kurven, und Vorführungen mit selbststän-dig einparkenden Modellautos ließen die Zuhörer staunendverstummen und dann in spontane Beifallsstürme ausbrechen.Viele der Anschauungsmodelle wurden extra für diese Vor-lesung im Institut für Kraftfahrwesen angefertigt und ver-langten laut Wallentowitz eine zeitintensive Vorbereitung:„Es war ein sehr großer Aufwand, aber den verwendetenLasersensor können wir jetzt beispielsweise in reglären Vor-lesungen als Anschauungsobjekt nutzen.” Auch die Eltern verfolgten die Ausführungen des Professors auf derVideoleinwand mit großem Interesse und teils amüsiertemGelächter. Dass Autos in einigen Jahren elektronisch auto-matisiert selbstständig einparken sollen und jeder von sei-

nem eigenen Auto nach Hause chauffiert werden könnte,stieß bei ihnen durchaus auf Begeisterung. AutomatisierteFahrzustände werden jedoch nicht in erster Linie angestrebt,um sich während einer Fahrt zukünftig mit anderen Dingenbeschäftigen zu können, sondern um Unfälle zu vermeidenund den Verkehr besser zu organisieren, erklärte Wallento-witz seinen Zuhörern: „Die Kamera im Auto merkt, wennein Mensch vorbeiläuft und informiert das Auto, damit ernicht überfahren wird. An Kreuzungen verständigen sichAutos darüber, wer Vorfahrt hat. Sie können auch Informa-tionen über Staus austauschen. Diese werden im Head-Dis-play des Fahrers angezeigt, so dass er rechtzeitig reagierenkann.” Sinne wachsen den Fahrzeugen dabei durch Ultra-schall, Laser-, Druck- und Radarsensoren.

Begeisterte Kinder trotz hohen LärmpegelsNach einer dreiviertel Stunde konnten die Studierenden vonmorgen schließlich ihre Fragen loswerden und beweisen,dass sie trotz des Lärms den nicht immer einfachen Aus-führungen des Professors gefolgt waren. Anna (9), Myriamund Verena (beide 10) waren besonders eifrig bei der Sacheund hatten sogar versucht, mitzuschreiben. Die Zwillinge Janund Maik, die mit ihren acht Jahren zu den jüngsten Teilneh-

mern gehörten, waren zum zweiten Mal dabei. Aus ihrerKlasse an der Katholischen Grundschule Passtrasse besuch-ten gleich 13 Schüler die Kinderuni. Ihre Lehrerin MarthaConrad-Hermann hatte die Kinder begleitet. Sie freute sichüber das große Interesse ihrer Schüler und war vom Lärmpe-gel im Hörsaal wenig überrascht: „Kinder müssen sich nunmal über das eben Gesehene gleich austauschen. Wenn dieKinder dann nur zuhören sollen und nichts vorgeführt wird,ist es für sie schwer, die nötige Konzentration aufzubringen.”

Auch Professor Wallentowitz äußerte sich positiv über sei-ne kleinen Zuhörer: „Dass es sich gelohnt hat, konnte ich anden vielen interessierten Gesichtern sehen. Natürlich kannman nicht erwarten, dass sie alles verstehen. Die Reaktionender Kinder zeigen aber, das man die Faszination am Themageweckt hat.” Und seitens der Hochschulverwaltung zeigtesich Wolfgang Loggen sehr zufrieden über das große Interesse:„Wir wollen mit den Vorlesungen möglichst kindgerechtEinblicke in das breite Spektrum der RWTH geben”, erläu-terte der Leiter der Abteilung Zentrale Studienberatung dieIdee der Kinderuni. Gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnenund Mitarbeitern organisiert und betreut er die Veranstal-tungsreihe. www.rwth-aachen.de/kinderuni

Corinna Bertz

„Ich reise gerne und viel”, sagt Dr. Ulla Bidian und machtdamit deutlich, dass sie eine nicht unwesentliche Vorausset-zung für ihre Aufgaben als „General Secretary” der IDEALeague mitbringt. Bei der Geschäftsführung wird sie abervor allem von den Erfahrungen aus ihren früheren Tätigkei-ten bei amerikanischen Universitäten, der TU München unddem International Office der RWTH profitieren. Hier ent-wickelte sie zuletzt Internationalisierungsprojekte. Sie trat imWintersemester die Nachfolge von Dr. Herma Büttner vonder TU Delft an, die diese Funktion seit 2000 inne hatte. Inden nächsten Jahren liegen nun abwechslungsreiche Aufga-ben vor ihr, denn das europäische Hochschulnetzwerk ist ge-rade in einer Umbruchphase. Lag der Fokus bisher vor allemauf Aktivitäten wie Benchmarking, Best Practice und demAustausch in der Lehre, so sollen in den nächsten Jahren ge-meinsame Forschungsaktivitäten innerhalb der IDEA Leaguestärker in den Mittelpunkt rücken.

Seit Ende letzten Jahres gehört ParisTech, das Paris Insti-tute of Technology, als fünftes Mitglied zur IDEA League.Der Verbund wurde 1999 zwischen dem Imperial CollegeLondon, der TU Delft, der ETH Zürich sowie der RWTH Aachengeschlossen. Im selben Jahr unterzeichneten 29 Minister dieBologna-Erklärung mit dem Ziel, die europäische Hochschul-landschaft zu vereinheitlichen und so die Mobilität von Stu-dierenden zu ermöglichen. Viele daraus resultierenden Maß-nahmen, wie die Umstellung auf Bachelor- und Masterab-schlüsse, sind heute im Wesentlichen vollzogen. Analog dazuhat die IDEA League kontinuierlich Programme entwickelt,die den Aufenthalt von Studierenden an den Partneruniver-sitäten fördern und gemeinsame Forschungsprojekte unter-stützen. Ein neues IDEA League Stipendium beispielsweisegibt Studierenden die Möglichkeit, für drei Monate die Hoch-schule zu wechseln. Sie werden mit 1.000 Euro unterstütztund brauchen nur wenige organisatorische Hürden zu neh-men. Um für Professoren einen wissenschaftlich motiviertenOrtswechsel attraktiver zu machen, soll in Kürze ein neues,auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Programm, aufgelegtwerden.

Gemeinsamer Masterstudiengang Angewandte GeophysikAls ein prägnantes Beispiel der Hochschulkooperation nenntUlla Bidian den gemeinsamen Masterstudiengang im FachAngewandte Geophysik. Studierende mit einem qualifizier-ten Bachelor oder vergleichbaren Abschluss absolvierennacheinander in Delft, Zürich und Aachen drei Ausbildungs-abschnitte. Anschließend können sie wählen, ob sie die Ma-sterarbeit an einer der Hochschulen oder in der Industrie an-

Das grösste Klassenzimmer

der Region

Foto: Martin Lux

nerschaften einzugehen. Von 2008 bis 2013 soll das Budgetdes EIT aus öffentlichen und vor allem privaten Mitteln 2,4Milliarden Euro betragen. Die IDEA League sieht sich als be-reits erfahrener internationaler Hochschulverbund in einerprädestinierten Position, um beim EIT Kompetenzen einzu-bringen. RWTH-Rektor Burkhard Rauhut, der zurzeit denVorsitz in der IDEA League inne hat, unterstützt dieses Zielmit viel Engagement.

Und auch Ulla Bidian muss viel Flexibilität zeigen, um dieSchlagkraft des grenzüberschreitenden Verbundes der fünfUniversitäten in der europäischen Hochschulpolitik zu stär-ken. Häufig packt sie ihren Koffer und macht sich auf denWeg zu den Partnerunis. In Aachen organisiert sie die Ge-schäfte, unterstützt von einer studentischen Hilfskraft, in ei-nem Büro im Erdgeschoss des Backsteingebäudes in derEilfschornsteinstraße. „Es ist eine große Chance, meine in-ternationalen beruflichen Erfahrungen in der Arbeit für dieIDEA League umzusetzen. Dabei mache ich immer wiederdie Erfahrung, wie unterschiedlich die Unis die teils glei-chen Vorgaben umsetzen. Das zeigt, dass wir noch vielvoneinander lernen können.”

Sabine Busse

Die IDEA League

wird jetzt von Aachen aus koordiniert

fertigen möchten. Der Studiengang ist straff durchorganisiert:Die Teilnehmer bekommen mit der einmaligen EinschreibungHilfestellung bei der Visabeschaffung, sind krankenversichertund verlieren bei den Ortswechseln keine Zeit durch Woh-nungssuche. Künftig sollen weitere international ausgerich-tete Konzepte die Mobilität von Studierenden und Wissen-schaftlern erhöhen.

Während ihrer jüngsten Generalversammlung in Londonbeschloss die IDEA League, die über 30 Arbeitsgruppen ineinem dreigliedrigen System zu organisieren: Forschung,Lehre und Zentrale Gruppen – zu letzteren gehören dasWebteam, die Arbeitsgruppe zur Chancengleichheit und derIDEA League Student Council. Jede dieser drei Säulen wirdvon einem Strategiekomitee geleitet, das aus Prorektorender Mitgliedshochschulen besteht. Die Geschäftsführerinsitzt dem beratenden und koordinierenden Ausschuss vor.Das höchste Gremium schließlich bilden die „Heads” mitden Rektoren beziehungsweise Präsidenten.

Engagement für das EITEin europaweit viel diskutiertes Thema wird in nächster Zeitverstärkt Aufmerksamkeit des Bündnisses erfordern: Das vonEU-Kommissionspräsident José Barroso vorgeschlagene Eu-ropean Institute of Technology (EIT). Bundesforschungsminis-terin Dr. Annette Schavan, sprach gar davon, dass es nichtum die Errichtung einer isolierten Institution gehe, sonderndass man ein „Europäisches Flaggschiff der Innovation”vom Stapel laufen lassen will. Hochschulen, Forschungsein-richtungen und Unternehmen sind aufgerufen, neue Part-

Unterwegs zu den Partnern der IDEA League – Ursula Bidian am Aachener Hauptbahnhof.Foto: Peter Winandy

Page 5: RWTHinsight 1/2007

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Mitte April ehrte Präsident Horst Heinrichs die besten Spiele-rinnen des Teams, darunter „Bina” Rollersbroich. Die Liberaim roten Ausnahmetrikot wurde für ihre herausragendenLeistungen in der Rubrik „Annahme” geehrt. An diesem Taggab es auch einen fantastischen Saisonabschluss für die Volley-balldamen der Alemannia Aachen, bekannt als „Black Ladies”im sonst schwarzen Dress: Sie bezwangen das stärkste Teamder 2. Bundesliga, den SC Potsdam, nach über zwei spannen-den Spielstunden mit einem 3:2.

Die RWTH-Mitarbeiterin Bettina Rollersbroich spielt seit26 Jahren Volleyball. Als Jugendliche wurde sie zusammenmit ihrer Zwillingsschwester zu einer Sichtung eingeladen.Beide bekamen eine intensive Förderung angeboten, dochdie Eltern wollten keine so frühe Fixierung ihre Töchter aufden Leistungssport, was diese mittlerweile gut nachvollziehenkönnen. Später gab ihre Schwester nach einer Verletzungdas Volleyballspiel auf, Bettina Rollersbroich schrieb sich1989 an der Sporthochschule in Köln ein.

Studium der öffentlichen VerwaltungNach ihrem Studienabschluss kamen der Diplom-Sportlehrerinallerdings Zweifel, ob es eine gute Idee war, das Hobby zumBeruf zu machen und legte mit einem zweiten Studium ander Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Köln nach.So qualifiziert kam sie im September 1997 an die RWTH, wosie zunächst in der Zentralen Hochschulverwaltung in derAbteilung für Akademische Angelegenheiten arbeitete.

Vier Jahre später übernahm Rollersbroich im FachbereichWirtschaftswissenschaften die neu eingerichtete Stelle derpersönlichen Referentin des Dekans. Im Rahmen dieserTätigkeit begleitet sie beispielsweise Berufungs-, Habilita-tions- und Promotionsverfahren oder betreut die Sitzungendes Fachbereichsrates. Auch die Überwachung der Haus-haltsmittel des Dekanats und die Beobachtung der Stellensi-tuation im Fachbereich gehören zu ihrem Aufgabenkatalog.Sie koordiniert die Stundenpläne und achtet darauf, dass eskeine Überschneidungen von wichtigen Fächern gibt unddie erforderlichen Räume zur Verfügung stehen. Komplexwird der Tätigkeitsbereich auch dadurch, dass einzelne Diszi-plinen der Wirtschaftswissenschaften von Studierenden an-derer Fakultäten als Nebenfach gewählt werden können.Der Fachbereich 8 ist der erste in der Hochschule, der einesolche Stelle eingerichtet hat. Im Gegensatz zu den wech-selnden, gewählten Dekanatsleitungen ist hier für personelleKontinuität gesorgt, die unmittelbare Ansprechpartnerinkann den jeweiligen Dekan mit Hintergrundwissen undSachverstand unterstützen.

Seit 26 Jahren aktiv im VolleyballDie Position von Bettina Rollersbroich auf dem Spielfeld isteine ähnliche. Die 38-Jährige agiert als Libera auf den hinte-ren Positionen. Dort kann sie mit viel Übersicht ihre Erfah-rungen einbringen, Tipps geben und nach Rücksprache mitdem Trainer die Taktik dem Gegner oder dem Spielverlaufanpassen. Außerdem würden ihre Rückenprobleme denkräftezehrenden Job am Netz nicht mehr zulassen. „Das istkein Wunder nach 26 Jahren springen”, stellt Bettina Rol-lersbroich fest. Sie ist eine der ältesten Spielerinnen in derzweiten Liga, gehört mit einer Körpergröße von 1,74 Metereher zu den kleineren und ist dennoch eine wichtige Größe

in ihrer Mannschaft. Dazu trägt neben der sportlichen Leis-tung auch ihre ungebrochene Begeisterung für den Sportbei, für den sie immer noch jede Woche dreimal abends zumTraining fährt und ihre Wochenenden in Mannschaftsbussenund Sporthallen verbringt. Gerade die langen Fahrten zuden Spielen kosten Kraft und zerren bei den jüngeren Kolle-ginnen schon einmal an den Nerven: „Man darf sich das beieinem Spiel nicht anmerken lassen. Dass mir das meist ge-lingt, liegt weniger an meinem Alter als an meinem eherruhigen Naturell.”

Für die Zeit nach ihrer Aktivenlaufbahn hat Bettina Rollers-broich bereits vorgesorgt und seit ihrem Studium in Köln ei-nen gültigen B-Trainerschein in der Tasche. Als Hobbyspiele-rin wird man sie jedenfalls nicht erleben: „in unteren Klas-

sen Volleyball zu spielen, kann ich mir nicht vorstellen –entweder richtig oder gar nicht.” Seit über einem Jahr machtübrigens ein Bus der ASEAG darauf aufmerksam, dass derVerein in der Soers nicht nur exzellente Fußballer hat. Aufdem Gelenkbus prangt das Foto des kompletten Volleyball-Damenteams. Und über mangelnde Fantreue brauchen sichdie Alemannia-Ladies auch nicht zu beklagen – ihre Spiele inAachen in der Bergischen Gasse sind bundesweit bekanntfür ihre Zuschauerrekorde. Denn zu Hause sind die Alemanneneben immer schwer zu schlagen.

Sabine Busse

Mit viel Taktik im Büro und in der Bundesliga

Referentin des Dekans und Libera der Alemannia –Bettina Rollersbroich vor dem Mannschaftswagen.

Zur ersten Führung durch die fast hundertjährige Sammlungvon Franz Reiff lud Ende März das Projektseminar „Reiff”des Instituts für Kunstgeschichte ein. Dieses wurde von Insti-tutsleiter Professor Dr. Alexander Markschies sowie seinerMitarbeiterin Dr. Martina Dlugaiczyk initiiert. Ziel ist, denNachlass von Reiff zu rekonstruieren, zu inventarisieren undzu restaurieren.

Fast ein halbes Jahrhundert ist es her, dass die Gemäldeund Plastiken aus dem früheren Besitz des Aachener Professorsfür Figuren- und Landschaftszeichnen zum letzten Mal einerbreiten Öffentlichkeit zugänglich waren. Da sie teilweise inRWTH-Arbeitsräumen untergebracht sind, musste die Teil-nehmerzahl beschränkt werden. Die Studentinnen KatharinaFrank, Elisabeth Ganz, Nora Karbach und Anna Steffenszeigten den begeisterten Besuchern unter anderem Kopienvon Gemälden so bedeutender Künstler wie Dürer, Rem-brandt, Rubens und Murillo sowie Abgüsse der Fließtafelndes Parthenon-Tempels in Athen oder die Kohlezeichnungeines Studenten von Reiff nach einem Original von AndreasAchenbach.

Zu ihrer Blütezeit vor dem Zweiten Weltkrieg umfasstedie Sammlung 200 Originalkopien alter Meister. Auf dieFrage der Besucher, was Kopien überhaupt wertvoll mache,antworteten die Studentinnen, dass Reiff die Gemälde ur-sprünglich zur Veranschaulichung bestimmter Maltechnikenund zur Schulung des ästhetischen Empfindens erworbenhabe. „Dabei können die Kopien oft als eigenständigeKunstwerke betrachtet werden, da der Kopist häufig seineindividuelle Kreativität mit einfließen ließ, wodurch dieWerke an Wert gewinnen.” Zudem könne eine gute Kopiebei der Restauration des Originals von größtem Wert sein,vor allem wenn das Original beschädigt oder zerstört ist.

„Wir wollen die Aachener mit der Sammlung vertrautmachen, erst wenn man diese kennt und um ihre Besonder-heit weiß, wird das Projekt unterstützt”, so SeminarleiterinMartina Dlugaiczyk. Denn nur mit finanzieller Hilfe könnendie Kunstschätze weiter restauriert und zugänglich gemachtwerden.Anmeldungen zu Führungen sind wochentags von 9 bis 12 Uhr unter 0241/80-950 69 möglich. Weitere Infos: www.reiff-museum.rwth-aachen.de

cob

Impressum

Herausgeber im Auftrag des Rektors:

Pressestelle der RWTH AachenTemplergraben 55

52056 AachenTelefon 0241/80-9 43 26Telefax 0241/80-9 23 24

[email protected]

Redaktion:Renate Kinny (ky)

Verantwortlich:Toni Wimmer

Ständige Mitarbeit:Sabine Busse

Angelika HamacherThomas von Salzen

Peter Winandy

Art direction:Klaus Endrikat

DTP, Reinzeichnung:ZAHRENdesign

Erscheinungsweise:Viermal jährlich.

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck,

auch auszugsweise, nur mit Genehmigung

der Redaktion.

ISSN 1864-5941

Foto: Peter Winandy

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Studierende der Kunstgeschichte erläutern Besuchern die Sixtinische Madonna des Kopisten Ludwig Sturm.Foto: Peter Winandy

Führung durch die

Reiff-Sammlung

Insight_1.2007 24.04.2007 9:10 Uhr Seite 6

Page 6: RWTHinsight 1/2007

Fotos: Peter Winandy

Michael JacobsMD, PhD Michael Jacobs ist seit März 2007 Universitäts-professor für das Fach Gefäßchirurgie in der Medizinischen Fakultät der RWTH und zugleich Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Aachen. Er übt die Professur in Teilzeit mit 25 Prozent aus und ist hauptberuflich Professor an der Universität Maastricht.

geboren 11. April 1957 in den Niederlanden

Ausbildung1976 bis 1982 Medizinstudium an der University of Limburg, Maastricht

1982 Promotion1982 bis 1984 PhD-Student, Department of Physiology,

University of Limburg, Maastricht1985 PhD Thesis, Faculty of Medicine, ebda

BeruflicherWerdegang

1984 bis 1989 Allgemeinchirurgische Ausbildung, Maastricht1989 bis 1990 Herz-Thoraxchirurgische Ausbildung,

Texas Heart Institute, Housten1990 bis 1994 Wissenschaftlicher Angestellter der Dutch Heart Foundation1993 bis 2000 Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie im

Universitätsklinikum Amsterdam, Niederlandeseit 2000 Direktor des Chirurgischen Departements des

Universitätsklinikums Maastricht2003 bis 2005 Direktor der Herz- und Thoraxchirurgischen Klinik

des Universitätsklinikums Maastrichtseit 10/2005 Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie

des Universitätsklinikums Aachen

PersönlichesFreizeit Golf, Fahrrad fahren und das Leben genießen

Probleme sind da, um sie zu lösen.

Frank Thomas PillerDr. rer. pol. Frank Thomas Piller ist seit März 2007 Universitäts-professor für das Fach Betriebswirtschaftslehre mit SchwerpunktTechnologie und Innovationsmanagement in der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der RWTH. Sein Forschungsschwer-punkt liegt in der Gestaltung kundenzentrierter Innovations- und Wertschöpfungsprozesse sowie dem Management diskon-tinuierlicher Innovation.

geboren 18. März 1969 in München

Ausbildung1989 bis 1994 Studium der Betriebswirtschaftslehre an der

Julius-Maximilians-Universität Würzburg,Abschluss Diplom-Kaufmann

1999 Promotion zum Dr. rer. pol. an der Fakultät fürWirtschaftswissenschaften, Würzburg

2005 Habilitation im Fach Betriebswirtschaftslehre an der TU München

BeruflicherWerdegang

1995 bis 1999 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre und Industriebetriebslehre der Universität Würzburg

1999 bis 2004 Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für BWL – Information, Organisation und Management der TU München

2001 bis 2004 Visiting Professor an der Hong Kong University of Science and Technology (HKUST)

2005 bis 2007 Research Fellow an der MIT Sloan School of Management, Massachusetts Institute of Technology

PersönlichesFamilie verheiratet mit Dr. Andrea Zehetner, Patentanwältin in

der chemischen IndustrieFreizeit Zeitungslesen, Menschen treffen, leckere Dinge essen

und trinken, Reisen

Carmella PfaffenbachDr. phil. Carmella Pfaffenbach ist seit März 2007 Universitäts-professorin für das Fach Kulturgeographie in der Fakultät für Georessourcen und Materialtechnik der RWTH. Ihre Forschungs-schwerpunkte liegen in den Bereichen Auswirkungen des demo-graphischen Wandels, Migrations- und Transformationsforschung.

geboren 12. Januar 1963 in Aschaffenburg

Ausbildung1984 bis 1990 Studium der Geographie, Islamwissenschaften und Soziologie

an der Universität Erlangen-Nürnberg mit Abschluss Magister Artium

1993 Promotion an der Philosophischen Fakultät II der Universität Erlangen-Nürnberg

2001 Habilitation im Fach Wirtschafts- und Sozialgeographie an der Universität Bayreuth

BeruflicherWerdegang

1994 bis 2007 Wissenschaftliche (Ober-) Assistentin am Geographischen Institut der TU München und am Lehrstuhl für Stadtgeographie der Universität Bayreuth

2001 Gastprofessorin an der Universität Rabat/Marokko2003 bis 2005 Vertretung der Professur für Regionale Geographie

an der Universität München2006/2007 Gastprofessorin am Institut für Geographie und

Regionalforschung der Universität Wien

PersönlichesFamilie langjähriger Lebensgefährte: Dr. Andreas StützerFreizeit Lesen, Theater, Kino, Wandern, Skilaufen, Reisen

Fotos: Peter Winandy

Fo

„Mich erstaunen Leute, die das Universum begreifen wollen, wo es schwierig genug ist, in Aachen zurechtzukommen.”(frei nach Woody Allen)

Spuren hinterlassen.

Neu

ePro

fess

oren

Insight_1.2007 24.04.2007 9:10 Uhr Seite 7

Page 7: RWTHinsight 1/2007

Norbert WagnerDr. med. Norbert Wagner ist seit Februar 2007 Universitäts-professor für das Fach Allgemeine Pädiatrie in der Medizi-nischen Fakultät der RWTH. Er wurde zugleich Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin – ehemals Kinderklinik –des Universitätsklinikums Aachen.

geboren 12. Mai 1959 in Grevenbroich

Ausbildung1978 bis 1985 Studium der Humanmedizin an der

LMU München, RWTH Aachen und der Universität Bonn1985 Approbation als Arzt1986 Promotion in Bonn1991 Facharzt für Kinderheilkunde; mit Einführung der neuen

WBO (2005) Ankerkennung der Schwerpunkte Kinder-Hämatologie- und Onkologie sowie der Zusatzweiter-bildungen Kinder-Gastroenterologie und Kinder-Rheumatologie

1996 Habilitation in Bonn

BeruflicherWerdegang

1985 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universitätsklinik Bochum1986 bis 1991 Wissenschaftlicher Mitarbeiter

der Universitätskinderklinik Bonn1991 bis 1993 Research Fellow, Harvard Medical School, Boston1993 bis 1996 Stipendiat des Deutschen Krebsforschungszentrums,

Universität zu Köln1996 bis 2000 Oberarzt im Zentrum für Kinderheilkunde

der Universität Bonn2000 bis 2007 Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin,

Klinikum Dortmund

PersönlichesFamilie verheiratet, 2 Kinder

Christopher WiebuschDr. rer. nat. Christopher Wiebusch ist seit Juli 2006 Universitäts-professor für das Fach Experimentalphysik in der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der RWTH. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Teilchen-Astrophysik, der Neutrinophysik und der Erforschung der kos-mischen Strahlung. Ein Schwerpunkt ist der Bau des Neutrino-Teleskops IceCube in der Antarktis und der Erforschung der hoch-energetischen Prozesse im Universum.

geboren 10. Juni 1966 in Bonn

Ausbildung1985 bis 1993 Studium der Physik an der RWTH Aachen

mit Abschluss Diplom-Physiker. Studienaufenthalt (1992) an der Universität Hawaii

1993 Diplom in Physik, Nebenfach Astronomie1996 Promotion zum Dr. rer. nat. an der Fakultät für Mathematik,

Informatik und Naturwissenschaften der RWTH Aachen. Stipendium der Claussen Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Forschungsaufenthalte an der Universität Kiel (1994) und der Universität Hawaii (1994); Forschungsexpedition am Baikalsee (1995)

BeruflicherWerdegang

1996 bis 2001 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) in Zeuthen bei Berlin. Forschungsexpeditionen in die Antarktis (1997 und 1999)

2001 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humboldt Universität zu Berlin

2001 bis 2003 Fellowship am Europäischen Kernforschungszentrum (CERN) in Genf (Schweiz)

2003 bis 2006 Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Teilchen-Astrophysik an der Bergischen Universität Wuppertal

PersönlichesFamilie verheiratet mit Jutta Wiebusch, Vater von Felix (7 Jahre)Freizeit Zeit für die Familie, Musik, Wandern und Fahrradfahren,

ein gutes Buch, Politik, Spaß an Wissenschaft und Technik 7Fotos: Peter Winandy

st,

„Das Beste –Wenn dir´s in Kopf und Herzen schwirrt,

Was willst du Bessres haben?Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt,

der lasse sich begraben.” (J.W. Goethe)

„Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche

Dummheit. Beim Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.”

(Albert Einstein)

Anfang des Jahres hat das Rechen- und Kommunikations-zentrum (RZ) in Kooperation mit der Hochschulbibliothek(BTH) den PC-Pool für Studierende ausgebaut. Er bietetjetzt insgesamt 80 Arbeitsplätze, die sich auf den SeffenterWeg 23 und zudem auf den Templergraben 61 verteilen.Die Studierenden können an beiden Standorten auf die glei-chen Daten zugreifen und unter einheitlichen Bedingungenarbeiten. Die Ausweitung dieses Angebotes konnte auch mitHilfe der Beiträge der Studierenden finanziert werden. DasHelpdesk des Rechen- und Kommunikationszentrums hilftStudierenden beispielsweise bei Problemen mit der Freischal-tung der Benutzerverwaltung oder bei sonstigen Fragenrund um die Dienste des Rechenzentrums. Im PC-Pool inder Bibliothek ist jetzt ebenfalls während der Öffnungszeitenein Mitarbeiter des Helpdesk anwesend. Hier ist auch der25-Jährige Markus Schauen als studentische Hilfskraft tätig.An den 40 Computerarbeitsplätzen können Studierende imInternet recherchieren, mit dem Campus-System ihr Studiumorganisieren oder E-Mails bearbeiten. Jeder kann sein eige-nes Benutzerprofil so einrichten, dass ihm die auf seinemLaufwerk abgelegten Daten wie Mails oder Linkfavoriten aufjedem Rechner der beiden PC-Pools zur Verfügung stehen.

Damit alles möglichst reibungslos funktioniert, stehen ihnenstudentische Hilfskräfte wie Markus Schauen zur Seite, dieals eine Art qualifizierte Aufsicht jederzeit ansprechbar sind.Dafür hat der Maschinenbaustudent an einer Fortbildungteilgenommen. „Ich erfuhr damals in der Fachschaft, dassdas Rechenzentrum Mitarbeiter sucht. Die Bewerber müssendafür nicht Informatik studieren, da es hier ja nicht um Pro-grammierarbeiten geht.”

Dipl.-Inform. Guido Bunsen, Leiter Informationsdiensteim Rechenzentrum, erläutert das Profil der studentischenHilfskräfte des Helpdesk: „Die Aufgaben erfordern unter an-

Erste Hilfe im PC-Poolderem Selbstständigkeit, Verantwortungsgefühl sowie einegute Auffassungsgabe und die Fähigkeit, komplexe Zusammen-hänge erklären zu können.” Zusätzlich sollte man Geduld mit-bringen, denn oft werden ähnliche Fragen gestellt. „Die meis-ten haben ihr Campus-Passwort vergessen oder brauchenTipps, wie sie mit ihrem Laptop ins WLAN-Netz der Hoch-schule kommen”, berichtet Markus Schauen. Häufig wendensich die Besucher des PC-Pools auch mit Konfigurationspro-blemen an ihn oder brauchen Informationen, wie man an Soft-ware kommt. Die Hochschule ist 2004 dem „MSDN AcademicAlliance” Netzwerk (MSDNAA) beigetreten und kann Studie-renden wie Mitarbeitern Betriebssysteme oder Entwicklungs-umgebungen kostenlos zur Verfügung stellen, die auf diesemWege auch regelmäßig per Update aktualisiert werden. Dasund ein ebenfalls gratis zu bekommendes Antiviren-Programmsorgen für „saubere” Rechner im großen Hochschulnetz. Com-puter mit Viren werden vom System erkannt und verlieren dieZugangsberechtigung. In diesem Fall können sich die Studie-renden an das Helpdesk wenden, das selbst bei Problemen mitdem heimischen Computer hilft. Die Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter beantworten dann Hilferufe per E-Mail, geben am Tele-fon Auskunft oder suchen kompetente Ansprechpartner unterden Kollegen bei speziellen Fragenstellungen.

Da die Öffnungszeiten des PC-Pools in der Bibliothek imMärz verlängert wurden, wurde das Helpdesk-Team personellverstärkt: Insgesamt 15 Studierende kümmern sich jetzt imSchichtbetrieb um die Fragen ihrer Kommilitonen, die sichhauptsächlich um WLAN, E-Mails, der BenutzerverwaltungIdentity Management (TIM), CampusOffice, Virenschutz oderverlorene Passwörter drehen.

bus

Der PC-Pool in der Zentralbibliothek ist an Wochentagen von 8 bis 16.30 Uhr und mittwochs bis 18.30 Uhr, im Rechenzentrum von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Zu diesen Zeiten steht das Helpdeskpersonalzur Verfügung.http://www.rz.rwth-aachen.de/rz-helpdesk oder Telefon 80-24680.

Insight_1.2007 24.04.2007 9:10 Uhr Seite 8

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8 SCHLAGLICHTERZweite Runde der ExzellenzinitiativeDie RWTH hat im April in der zweitenRunde der Exzellenzinitiative Langanträgefür die drei befürworteten Antragsskizzenabgegeben. Beantragt werden in der erstenFörderlinie die Graduiertenschule „BonnAachen International Graduate School ofApplied Informatics” (BITGRAD), in derzweiten Förderlinie das Exzellenzcluster„Tailor-Made Fuels from Biomass” und inder dritten Förderlinie das Zukunftskonzept„RWTH 2020: Meeting Global Challen-ges”. Über deren Förderung wird nach wei-teren Begutachtungen im Sommer dergemeinsame Bewilligungsausschuss für dieExzellenzinitiative am 19. Oktober ent-scheiden. Die DFG und der Wissenschafts-rat gehen davon aus, dass dieses Förder-programm entscheidend dazu beitragenwird, die deutsche Hochschullandschaftnach Qualitätsgesichtspunkten voranzu-bringen.

PersonalvertretungEnde Februar hat die Landesregierung eineReform des Landespersonalvertretungsge-setzes beschlossen. Der Personalrat der StadtAachen und der Personalrat der RWTH, dieinsgesamt rund 10.000 Beschäftigte vertre-ten, haben in einer Resolution an Minister-präsident Rüttgers gegen eine Einschrän-kung der Mitbestimmungsrechte protes-tiert. Dies sei vor allem bei Umsetzungen,befristeten Arbeitsverhältnissen, Kündigung-en sowie Technikeinsatz und Privatisierung-en der Fall.

Den Personalvertretungen seien mitdem neuen TVöD und TV-L andererseitsmehr Verantwortung in tarifpolitischen Fra-gen übertragen worden. Aber nur starkeund qualifizierte Personalräte könnten im

Sinne einer modernen, dienstleistungsori-entierten Verwaltung gemeinsam mit denVerwaltungsspitzen und Hochschulleitungenetwas bewegen.

RWTHeditionDie RWTH und der Springer-Verlag habeneine Kooperation zur Veröffentlichung her-ausragender Werke aus der Aachener Hoch-schule geschlossen. Mit der RWTHeditionwollen die beiden Partner die gute Zusam-menarbeit bei der Verbreitung und Zukunfts-sicherung von Forschungsleistungen fort-setzen. Durch die RWTHedition sollen dieForschungsergebnisse der Aachener Hoch-schule weltweit besser sichtbar und nach-haltig verfügbar werden.

DAAD-Preis an Studentin aus KamerunIn diesem Jahr wurde Christelle MbooPiantsop mit dem DAAD-Preis ausgezeich-net. Er wird an Studierende mit besonderenakademischen Leistungen und gesellschaft-lich-interkulturellem Engagement verliehen.Die aus Kamerun stammende Preisträgerinstudiert Elektrotechnik und ist in der Ver-tretung der ausländischen und staatenlosenStudierenden aktiv. Sie leistet sie bereits seitzwei Jahren ehrenamtliche Beratung, hilftneuen Kommilitonen bei alltäglichen Pro-blemen, organisiert Nachhilfe in Deutsch alsFremdsprache ebenso wie kulturelle Veran-staltungen.

Ein Geschenk aus dem OmanAnlässlich der Institutionaliserung derOman-German University of Technology(OGTech) in Muscat kamen kürzlich SheikhAbdullah bin Mohamed Al-Salmi und seinengster Mitarbeiterstab an die RWTH. InAachen tagten erstmalig das Board of

Directors und das Board of Governors derzukünftigen Technischen Hochschule imOman. Im Gefolge hatte der Religionsminis-ter des Sultanats Oman einen Reiter aufeinem Dromedar aus Bronze, beide fast inLebensgröße. Die Skulptur wurde RektorBurkhard Rauhut als Gastgeschenk über-reicht und im Kármán-Forum aufgestelltwurde.

„Wer wird Ingenieur?”So lautet der Titel des Quiz an der RWTH,das im letzten Wintersemester zum drittenMal statt fand. Die Veranstaltung im wie-der vollbesetzten Fo1 des Kármán-Auditori-ums ist nur eines von mehreren Lehrange-boten, bei denen Professor Jörg Feldhusenund seine Mitarbeiter didaktisch bemerkens-werte Wege gehen. Für besonders gut vor-bereitete Vorlesungen mit abgestimmtenÜbungen, die ausgezeichnete und kompe-tente Betreuung der Studierenden, die Be-handlung aktueller Fragestellungen in Teamssowie Angebote im E-Learning-Portal derHochschule wurde der Lehrstuhl für Allge-meine Konstruktionstechnik des Maschi-nenbaus mit dem Lehrpreis der RWTH aus-gezeichnet. Er ist mit 5.500 Euro dotiert,das Preisgeld wird in vollem Umfang wie-der in die Lehre und Forschung investiert.

Forscher spüren Herzinfarktverursacher aufKardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzin-farkt oder Schlaganfall sind weltweit Todesur-sache Nummer eins. Etwa die Hälfte allerSterbefälle lassen sich auf Verengungen derGefäße mit anschließenden Verschlüssen oderThrombosen der Arterien zurückführen. Dieneue DFG-Forschergruppe „Chemokine undAdhäsionsmoleküle in der kardiovaskulärenPathogenese” um den Mediziner Christian

Weber geht den Ursachen dieser Gefäßver-schlüsse auf den Grund. Der 39-Jährige istRWTH-Professor für das Fach KardiovaskuläreMolekularbiologie und Direktor des gleichna-migen Instituts des UniversitätsklinikumsAachen.

Beste StaatsexamensarbeitChristina Roeckerath, Doktorandin am Lehr-stuhl A für Mathematik und angehende Leh-rerin für Mathematik und Informatik, hat aufder diesjährigen Studierendenkonferenz inBerlin den ersten Preis der Konferenz Mathe-matischer Fachbereiche erhalten. Ihre fachdi-daktische Arbeit mit dem Titel „Simulationund Analyse chemischer Reaktionen auf derBasis eines einfachen Konzeptmodells” wurdeals beste deutsche Staatsexamensarbeit inMathematik ausgezeichnet. Die Arbeit, diegemeinsam von Professor Aloys Krieg unddem an die RWTH abgeordneten Lehrer Dr.Bernd Gotzen betreut wurde, ist interdiszi-plinär angelegt und enthält Komponentenaus Mathematik, Informatik und Chemie.

Kurienkardinal zu GastIn Zusammenarbeit mit dem Missionswissen-schaftlichen Institut von missio Aachen ist esdem Institut für Katholische Theologie gelun-gen, Kurienkardinal Walter Kasper als Refe-renten zum Thema „Chancen und Problemeder Ökumene und der Weitergabe des Glau-bens in Europa heute” zu gewinnen. Der Kuri-enkardinal nimmt innerhalb des Leitungsgre-miums der römisch-katholischen Kirche in Romzentrale Ämter wahr, die mit denen von Minis-tern weltlicher Regierungen vergleichbar sind.Der öffentliche Vortrag mit anschließenderAussprache findet am 4. Juni 2007 zwischen17.30 und 19 Uhr im Hörsaal Fo2 des Kármán-Auditoriums statt.

Renate Kinny

Auf diese Biologiestunden können sich Schülerinnen undSchüler freuen: Sie lernen ein Karussell für Ameisen undStabheuschrecken kennen. Dennoch hat der Versuchsaufbauaus dem Aluminiumkoffer von Petra Hüttermann einenernsthaften Forschungshintergrund. Die angehende Biolo-gielehrerin interessiert, wie gut sich Insekten auf unter-schiedlichen Oberflächen halten. Um dieses Thema in Gym-nasien und Gesamtschulen anschaulich zu machen, hat sieCompactdiscs mit verschiedenen Materialien beklebt, die aufeiner senkrecht installierten Bohrmaschine bei unterschied-lichen Drehmomenten „abgespielt” werden. Deutlich wer-den soll, wie sich Ameisen auf feinem Papier verhalten, oderob die glatte CD-Fläche wirklich eine rutschige Angelegen-heit ist. Ein preiswürdiges Experiment, das Schülern auf spie-lerisch-experimentelle Weise Wissen vermittelt, befand auchdie ExaMedia-Jury. Sie prämierte die fachdidaktische Staats-examensarbeit von Hüttermann beim NRW-Landeswettbe-

für Innovationen. Ob Fensterscheiben, Fassadenfarbe oderTischdecken: Viele industrielle Produkte haben heutzutagepräparierte Oberflächen, die Regentropfen oder Kaffee-flecken „abwehren”.

Auch das Experiment der Preisträgerin hat diesen bioni-schen Ansatz. „Wenn es gelänge, Oberflächen zu entwickeln,auf denen sich Ameisen, Kakerlaken und andere Tiere nichtfesthalten können, wäre dies eine gute Form der Insekten-abwehr”, erklärt die angehende Lehrerin. „Zugänge zuWohnungen könnten mit diesen Materialien gestaltet wer-den, um Insekten ganz ohne Insektizide fernzuhalten.” Eineberuhigende Vorstellung: Ameisenstraßen durch die Küchewürden der Vergangenheit angehören. Und auch so man-cher Spinnenphobiker wäre seine Sorgen los. Bei dem Ver-suchsaufbau stehen die Haftorgane der Ameisen und Stab-heuschrecken im Mittelpunkt des Interesses. Die Insektenbesitzen kleine Krallen, um sich auf rauem Untergrund be-wegen zu können. Alternativ sind sie zudem mit so genann-ten Haftlappen ausgestattet, die auf glattem Boden zumEinsatz kommen. Um beide Haftorgane zu untersuchen,wählte die Biologie- und Englischstudentin sowohl glatte alsauch unterschiedlich raue Oberflächen.

Familie half beim VersuchsaufbauBeim Aufbau der Versuchsanordnung bekam Hüttermannfamiliäre Unterstützung: Vater Robert ist Elektriker und half,die Lichtschranken und anderes zu installieren. Die Dreh-zahlregler wurden von Ehemann und RWTH-Alumnus Alex-ander Knorre gelötet. Denn um die Zentrifugalkraft absch-ließend berechnen zu können, bei der die Insekten von derCD fallen, wird die Drehgeschwindigkeit der Scheibe mit Hilfeeiner Lichtschranke und einem digitalen Stroboskop gemessen.Dabei zeigte sich, dass sowohl die Ameisen als auch dieStabheuschrecken auf feinstem Schmirgelpapier die größtenHaftungsprobleme haben.

„Beim Körnungsgrad 4.000 können sich die Krallen nichtgut verhaken. Außerdem greifen die Haftlappen nicht”, er-läutert Professor Johannes Bohrmann das Ergebnis. DerWissenschaftler leitet am Institut für Biologie II die AbteilungZoologie und Humanbiologie, die unter anderem für dieAus- und Weiterbildung von Biologielehrerinnen und -leh-rern zuständig ist. Der Freiburger freut sich, dass die Lehr-amtsstudentin zu Ehren gekommen ist. Er plant, gemeinsammit dem an die Hochschule abgeordneten Lehrer und Ober-studienrat Martin Wüller, einen ganzen „Bausatz” aachen-spezifischer Experimente zusammenzustellen: „Wir möchtenwissenschaftliche Versuchsanordnungen in angepassterForm aus der RWTH in die Schulen transportieren.” Nurwenn Bildung erlebbar sei, werden sich Schülerinnen undSchüler begeistern, so der Biologieexperte.

Ilse Trautwein

werb mit dem ersten Preis und 1.500 Euro. Überreicht wur-de die Auszeichnung auf der Fachmesse „Didacta” vonNRW-Bildungsministerin Barbara Sommer.

Petra Hüttermann bringt Bionik in die Schule„Bionik im Unterricht: Entwicklung eines Schulexperimentszur Interaktion von Tieren und Oberflächen” – so lautet deroffizielle Titel der – im zweifachen Sinne – ausgezeichnetenArbeit. Bionik bedeutet Lernen von der Natur. Hierbei nutzenWissenschaftler natürliche Phänomene als Ideengeber, umderen Prinzipien bei technischen Anwendungen einzusetzen.George de Mestral entwickelte beispielsweise vor rund 50Jahren den Klettverschluss, indem er die Struktur der Klett-früchte nachahmte. Auch die Lotuspflanze war bereits Vor-bild für bionische Entwicklungen. Die Tatsache, dass voneinem Lotusblatt Wasser abperlt und dabei praktisch alleVerschmutzungen mitnimmt, diente mehrfach als Anregung

Sie wurde von NRW-Schulministerin Barbara Sommer für ihr Experiment ausgezeichnet – Petra Hüttermann mit Professor Johannes Bohrmann (links) und Martin Wüller.Foto: Peter Winandy

Wie man Mittel fair verteilt – so titelte die Deutsche Universitätszeitung (DUZ) im März undverwies im Zusammenhang mit der Erhebung von Studienbeiträgen beispielhaft auf das klareMittelverteilungssystem der RWTH: Eine Kommission mit Mitgliedern aus allen Gruppen – Pro-fessoren, wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Mitarbeiter sowie Studierende – wurdehier eingerichtet, die das Verfahren der Mittelvergabe erarbeitete.

Die im Gesetz festgelegte Verwendung der Mittel - zweckgebunden für die Verbesserungvon Lehre und Studienbedingungen – wird an der Aachener Hochschule aber nicht nur durchdie Mitgestaltung seitens der Studierenden gewährleistet. Unter dem Motto „Der Benefit musssichtbar sein” soll zudem absolute Transparenz gegeben sein. Dem dienen RWTH-Internetsei-ten mit Übersichten aller über die Studienbeiträge finanzierten Maßnahmen sowie den Vergabe-und Kontrollverfahren der Fachbereiche. Ein erheblicher Anteil der Studienbeiträge, die an dieFachbereiche fließen, wird beispielsweise in die Betreuung und Beratung der Studierenden inves-tiert. Dies geschieht durch Kleingruppenübungen, Mentorenprogramme, Coaching, Prakti-kums- und Übungsbetreuung, Hausaufgabenkorrekturen, Repetitorien sowie Schulung der Tu-toren, die Studierenden betreue. Sachmittel werden unter anderem für Lehrbücher, Zeitschrif-

Studienbeiträge FAIR verteilenten, Software, Lizenzen, Datenbanken oder Skripte eingesetzt. Die Öffnungszeiten und Aus-stattungen von CIP-Pools wurden erweitert, ebenso Praktikums- und Übungsausstattungenverstärkt.

In der Medizinischen Fakultät fließt beispielsweise rund die Hälfte des Geldes in ein Projektnamens AIXTRA. Dieses Kürzel steht für Aachener Interdisziplinäres Trainingszentrum für medi-zinische Ausbildung. Bei einem der bereits laufenden Angebote werden ärztliche Fertigkeitenwie die Herz-Lungen-Wiederbelebung, die chirurgische Wundversorgung oder das Blutabneh-men geübt. Insge-samt 25 Prozent der Mittel setzt die Hochschule zentral für übergreifendeMaßnahmen wie Bibliotheks- und Hörsaalausstattungen ein. Für das Jahr 2007 – Sommerse-mester 2007 und Wintersemester 2007/2008 – wird die RWTH etwa 19 Millionen Euro veraus-gaben.

Infos über die Verwendung der Studienbeiträgen sind unter der Internetadressewww.rwth-aachen.de/zentral/dez6_studienbeitraege_index.htm zu finden. Informatio-nen zu Studienbeiträgen geben auch das Studierendensekretariat oder der AStA der RWTH.

ky

Heuschrecken fahren Karussell

Insight_1.2007 24.04.2007 9:09 Uhr Seite 1