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    Studienreihe Englisch

    H e r a u s g e g e b e n v o n K a r l H e i n z G ö l l e r

    Band 14

    Dieter Kastovsky

    Wortbildung und Semantik

    Pädagogischer Verlag Schwann -

    Bage l GmbH, Düsse ldor f

    Francke Ver lag Bern und München

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    Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks

    und der fotomechanischen Wiedergabe, vorbehalten.

    © 1 9 8 2

     Pädagogischer Verlag Schwann-Bagel G m bH , Düsseldorf

    Herstellung: Friedrich Pustet, Regensburg

    Printed in Germany

      1 9 8 1

     • ISBN

      3 5 9 0 0 2 2 5 8 2

    (Francke Verlag: I SBN

      3

      7 7 2 0 1 2 3 1

     o)

    I N H A L T

    Abkürzungen und Zeichen 8

    Vorwort 9

    I.  Einleitung

      11

    1.1 Grammatik, Semantik und Lexikon n

    1.2 Analyse und Synthese

     als

     methodische Prinzipien . 16

    II.

     Das sprachliche Zeichen

      18

    2.1 Saussures Axiome 18

    2.1.1 Das Zeichenmodell Saussures 18

    2.1.2 Arbitrarität und Motivation des sprachlichen

    Zeichens 19

    2.1.3 Linearität, Syntagma und Paradigma . . . . 21

    2.1.4 Langue und Parole 22

    2.2 Zeichenkonstitutive Faktoren 23

    2.2.1 Bedeutung und Bezeichnung 24

    2.2.2 Das Zeichenmodell vo n Ogden/Richards . . 28

    2.2.3 Sprache und außersprachliche Realität. . . . 29

    2.2.4 Sprache un d Sprachgemeinschaft 32

    III.

     Bedeutungsebenen  un d Bedeutungsdefinitionen

      37

    3.1 Grundfragen der Bedeutungsanalyse 37

    3.2 Bedeutungsebenen 37

    3.2.1 Denotative und konnotative Bedeutung . . . 37

    3.2.2 Thematische Bedeutung 41

    3.3 Bedeutungsdefinitionen 45

    3.3.1 Bedeutung

     als

     Relation 45

    3.3.2 Begriffliche Bedeutungsdefinitionen 47

    3.3.3 Bedeutung als Gebrauchsbedingung . . . . 48

    3.3.4 Bedeutung als Wahrheitsbedingung 52

    3.4 Zusammenfassung 64

    IV.

      Strukturelle Semantik

      66

    4.1 Aufgaben einer strukturellen Semantik - Semantik

    und Wortbildung 66

    4.2 Terminologie 70

    4.3 Wortarten 76

    4.4 Semantische Merkmale 80

    4.4.1 Allgemeine Analyseprinzipien 80

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    A B K Ü R Z U N G E N U N D Z E I C H E N

    A(dj)

    = Adjektiv

    A E/ae

    = Altenglisch

    A m E

    = amerikanisches Englisch

    B E

    = brit isches Englisch

    D = D eu ts ch

    E

    = Englisch

    F

    = Französ isch

    IC(s) = Immediate Const ituent(s) /Unmittelbare(r) Bestand-

    itr. = intransitiv [teil(e)

    LH = lexikalis t ische Hypoth ese

    N

    = N o m e n

    N P

    - Nominalphrase

    O

    = Objekt

    P

    = Prädikat

    PrepP = Präpositionalphra se

    PS = Phrasenstruktur

    S

    = Satz

    S b

    = Substantiv

    T G

    = generativ-transformationelle Grammatik

    T H

    = transformationalis t ische Hypothese

    tr.

    = transitiv

    V(b)

    = Verb

    V P

    = Verbalphrase

    *

    = ungrammatisch

    ?

      Grammatikalität zweifelhaft

    => = wird transformiert in

    T

    = Hauptakzent/Nebenakzent (main s tress /secondary

    =

    = ist äquivalent mit [stress)

    = entspricht

    = impliziert

    >

    = impliziert nicht

    e

    = is t Element von

    =>

    = schließt ein (Inklusion)

    A

    = "und"

    V

    = "oder"

    V O R W O R T

    Gegenstand dieser Einführung is t eine Übers icht über verschie

    dene Methoden und deren theoret ische Grundlagen, d ie zur Be

    schreibung der Struktur des (englischen) Wortschatzes entwickelt

    worden sind. Anders als in den meisten der bereits recht zahl

    reichen Einführungen in die Semantik , d ie s ich vor al lem auf die

    Darstel lung inhalt l icher Strukturen und Relat ionen b eschränken,

    werden hier auch die formal-morphologischen Strukturen des

    Wortschatzes , d .h . d ie Wortbildung, ausführlich behandelt . Dabe i

    wird es vor al lem darum gehen, d ie inhalt l ichen und die morpho

    logischen Strukturen zueinander in Beziehung zu setzen. Aller

    dings kann dieser Überblick anges ichts der stürmischen E ntwick

    lung auf diesem Gebiet und der kaum mehr überschaubaren Lite

    ratur nur sehr fragmentarisch sein und nicht mehr als eine erste

    Orientierung bieten. Die Auswahl der behandelten Bereiche und

    Methoden sowie ihre Einschätzung kann s ich hier noch weniger

    als sonst in der Linguist ik auf einen allgemein akzeptierten K anon

    von ges icherten Fakten s tützen, denn in der Semantik und der

    Wortbildung gibt es weit mehr Fragen als Antworten, und selbst

    die Berechtigung mancher Fragestel lungen is t keineswegs unum

    stritten. Subjektive, vom theoretischen Standpunkt des Verfassers

    abhängige Entscheidungen waren daher unvermeidbar. Um so

    mehr habe ich all jenen zu danken, die mir durch ihren Rat ge

    holfen haben, manche Fehleinschätzung zu vermeiden; für die

    verbleibenden Fehler s ind nicht s ie , sondern meine Uneins ichtig-

    keit verantwortüch. Besonders zu Dank verpfl ichtet b in ich Her

    bert E. Brekle (Regensburg) , Klaus Hansen (Berlin) , Leonhard

    Lipka (München) sowie Günther Deimer, Colin Foskett und Jo

    achim Tuschinsky (Wuppertal) , d ie das Manuskript in verschie

    denen Fassungen gelesen und kommentiert haben, dem Heraus

    geber der Reihe, Herrn

     Prof.

      Dr. K. H. Göller (Regensbur g) , für

    eine Reihe von wichtigen Hinweisen und vor al lem für seine Ge

    duld mit dem Verfasser, desgleichen Herrn Dr. G. Knoke vom

    August Bagel Verlag. Danken möchte ich auch Sabine Faust ,

    Chris tel Heer und Angela Kirschbaum für verschiedene Hin

    weise, d ie technische Betreuung des Manuskripts und die Über

    prüfung der Bibliographie, sowie meiner Sekretärin Birthe Gleitz,

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    I O Vorwort

    die das Manuskript mit großer Sorgfalt in eine druckfertige Form

    gebracht hat. Vor allem aber habe ich meiner Frau für ihre Geduld

    und ihr Verständnis zu danken, ohne die dieses Buch wohl nie

    fert ig geworden wäre.

    Wuppertal, Februar 1981

    I .  Einleitung

    1.1 G r a m m a t i k , S e m a n t i k u n d L e x i k o n

    1.1.1 Ein Hauptmerkmal der Entwicklung der Linguist ik in den

    vergangenen z wanzig Jahren ist eine grundlegend veränderte Ein

    stellung zur Semantik, der Beschreibung der Bedeutungsseite der

    Sprache. Gleichzeitig wird damit der Begriff "Grammatik" auf

    die Beschreibung des gesamten Systems einer Einzelsprache aus

    geweitet und umfaßt nicht mehr nur die Bereiche Morphologie

    und Syntax wie im amerikanischen Strukturalismus, vgl . Hocketts

    Definition der Grammatik als "(1) the morphemes used in the  language,

    and (2)

      the arrangements  in which these morphemes occur  relative to each

    other

      in utterances"  (Hockett 1958: 129) . Di e Phono logie bildet h ier

    eine separate Ebene, d ie durch die Mor phoph onolog ie zur gramm a

    t ischen Ebene in Beziehung trit t ; Semantik und Phonetik nehm en

    in bezug auf das Sprachsystem als Ganzes eine periphere Stellung

    ein (Hockett 1958: 138) .

    Di e erste Vers ion der generativ-transformationellen Grammatik

    (TG), dargestellt in   Syntactic Structures (Chomsky 1957) , b leibt in

    dieser Tradition. Chomsky definiert die Grammatik einer Sprache

    L als "a device that generates all of the grammatical sequences of

    L and none of the ungrammatical ones" (Chomsky 1957: 13) und

    betont , daß "grammatical" nicht identisch sei mit "meaningful"

    oder "s ignificant": "grammar is autonomous and independent of

    meaning" (Chomsky 1957: 17) . Daher gelten auch semantisch

    s innlose Sätze wie (1) als grammatisch wohlgeformt, und dieses

    (1) Colourless green ideas sleep furiously.

    Grammatikmodell besteht nur aus einer syntaktischen und einer

    morp h op h on emis ch en K omp on en te ; P h on o log ie u n d S eman t ik

    bleiben unberücksichtigt . Neu is t in diesem Modell neben den

    Transformationsregeln die, a l lerdings entscheidende, Dynamis ie

    rung der Gramm atik in der Form eines generativen Regelsystem s.

    Dem steht nun die heute vorherrschende Auffassung gegen

    über, daß "the final effect of a gramm ar [. . .] is to relate a sema ntic

    interpretation to a phonetic representation - that is, to state how

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    12

    Einleitung

    a sentence is interpreted" (Chomsky 1965: 136) . Hier gehören also

    lautl iche und Bedeutungsseite der Sprache zur Grammatik, inso

    fern diese die Beschreibung der l inguist ischen Kompetenz eines

    idealen Sprechers /Hörers zum Ziel hat (Chomsky 1965: 4) . Teil

    dieser Kompetenz is t n icht nur die Fähigkeit , d ie grammatische

    Korrektheit oder Inkorrektheit von Sätzen fests tel len zu können,

    sondern darüber hinaus u . a . auch, Kontradikt ionen, T autolog ien

    und Mehrdeutigkeiten in Sätzen, sowie Synonymie, Paraphrase

    beziehungen und Folgerungsbeziehungen zwischen Sätzen erken

    nen bzw. Sätze überhaupt richt ig verstehen zu können.

    1.1 .2 Ausgangspunkt für diese Entwicklung waren u.a. d ie Vor

    schläge von Katz/Fodor (1963) zur Integrat ion der Semantik in

    die TG als separate, interpretat ive Komponente. Dies führte zu

    einer grundlegenden Revis ion des Modells , zunächst durch Katz/

    Postal (1964) und dann durch Chomsky (1965) . Die letztere Vers ion

    bildete als "Standard Theory" den Bezugspunk t für die Diskuss io n

    des Verhältnisses zwischen Syntax und Semantik , welche die wei

    tere Entwicklung der TG best immte. Dabei spielten die Funk

    t ion und Struktur des Lexikons , sowie die Stel lung der Wortbil

    dung in Relat ion zu Syntax, Semantik und Lexikon eine zentrale

    Rolle. Waren bei Chomsky Syntax und Semantik noch zwei ge

    trennte Kom pone nten, d ie eine generativ , d ie andere interpretat iv ,

    so entwickelte s ich in der Folge ein als "generative Semantik"

    bezeichnetes Alternativmodell , in dem die Semantik die Rolle des

    generativen Mechanismus übernimmt, und Semantik , Syntax und

    Lexikon nicht mehr als prinzipiel l getrennte Komponenten er

    s ch e in en

    1

    . Kennzeichnend für diese Richtung is t das folgende, vo n

    Weinreich als Gegenposit ion zu der von Katz/Fodor (1963) ent

    wickelten Semantiktheorie aufgestel lte Postulat:

    Every relation that may hold between components of

     a

     sentence also

    occurs among the components of a meaning of a dictionary entry.

    [...] This is as much as to say that the semantic part of a dictionary

    entry is a sentence - more specifically, a deep-structure sentence

    (Weinreich 1966: 466).

    Damit wird eine volls tändige Integrat ion von Syntax, Semantik ,

    Wortb i ld u n g u n d Lex ik on in e in em h omogen en G rammat ik mo

    dell postuliert.

    Grammatik, Semantik und Lexikon

    1.1.3 Die Diskuss ion um die Rolle der Semantik in der TG voll

    zog s ich zunächst weitgehend unter Beibehaltung der von Choms

    ky postulierten s trikten Trennung von Kompetenz und Perfor-

    manz. Die Struktur eines Satzes sol lte beschrieben werden "in

    isolat ion from its poss ible sett ings in l inguist ic d iscourse (written

    or verbal) or in non-l inguist ic c ontexts (social or phys ical)" (K atz/

    Fodor 1963: 173) . Es zeigte s ich jedoch bald, daß diese Beschrän

    kung die Beschreibung zahlreicher Phänomene erschwerte oder

    ganz verhinderte. So können verschiedene Aspekte der Pronomi-

    nalis ierung, der Wortstel lung, der Thema-Rhema-Gliederung

    eines Satzes usw. nur unter Einbeziehung des sprachlichen und

    außersprachlichen Kontextes angemessen beschrieben werden,

    was zur Entwicklung einer über die Satzgrenzen hinausgehenden

    Textl inguist ik geführt hat . Ferner gehört zur Kompetenz eines

    Sprechers /Hörers nicht nur die Fähigkeit zur Bildung und zum

    Verständnis von grammatisch und semantisch wohlgeformten

    Sätzen, sondern auch das Wissen um die angemessene Verwen

    dung dieser Sätze in einer gegebenen Situation. Die Entwicklung

    einer l inguist ischen Pragmatik in den letzten Jahren, d ie s ich mit

    diesen Fragen beschäft igt , is t h ier vor al lem deshalb zu erw ähnen,

    weil d ie Grenzen zwischen Semantik und Pragmatik f l ießend ge

    worden s ind. Besonders die Einbeziehung des Präsupposit ions-

    begriffs in die semantische Beschreibung v on Sätzen, und die Au s

    dehnung dieses Begriffs auf best immte Aspekte der Wortbedeu

    tunge n s ind hierfür kennzeichnend und deuten eine erneute, al ler

    dings problematische Ausweitung des Grammatikbegriffs an (vgl .

    7.2.7).

    1 .1 .4 Durch die Einbeziehung der Semantik in die TG erhielt

    dieser Begriff selbst eine neue Dimension, denn neben die bisher

    vorherrschende "Wortsemantik" oder "lexikalische Semantik"

    trat nun eine "Satzsemantik". Erstere untersucht die Bedeutung

    des Einzelwortes sowie die Bedeutungsbeziehungen innerhalb des

    Wortschatzes einer Sprache, letztere leitet aus der Bedeutung der

    grammatischen Konstruktionen und den Bedeutungen der in

    einem Satz enthaltenen Wörter die Gesamtbedeutung eines Sat

    zes ab. Die lexikalische Semantik muß daher im Hinblick auf

    ihre Interaktion mit der Satzsemantik konzipiert werden.

    Im folg enden wird allerdings die lexikalische Semantik im Vor -

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    1 4

    Einleitung

    dergrund stehen, denn

     das

     Them a dieses Buches

     ist die

     Beschrei

    b u n g

      der

      inhaltlichen

      und

     formalen,

      d.h.

      morp h o log i s ch en

      Be

    z ieh u n gen ,

      die

     zu s ammen

     die

     Struktur

     des

      englischen Wortschat

    zes kennzeichnen.

      Der

      erste Bereich entspricht

      dem

     G eb ie t

     der

    lexikalischen Semantik , der zweite dem Gebiet der Wortbildungs

    lehre. Beide unterliegen gewissen gemeinsamen Strukturierungs-

    prinzipien, deren Herausarbeitung eines

      der

      Hauptanliegen

      der

    vorliegenden Einführung

      in die

      lexikalische Struktur

      des

      En g l i

    schen sein wird.

    1.1.5 Jedes Grammatikmodell sieht sich

      mit dem

      Problem

      der

    Behandlung sprachlicher Irregularitäten konfrontiert . Chomsky

    versucht

     es

     dadurch zu lösen, daß

     er

     die syntaktische Kom pone nte

    als völlig regelhaft ansieht

     und die

      Unregelmäßigkeiten

      so

      weit

    w ie mög l ich

      ins

     Lex ik on verw eis t ,

      das er als "the

     full

     set of

      l in

    guis t ic irregularit ies" (Chomsky 1965:14 2) betrachtet . Damit s teht

    er

     in

      einer Tradit ion,

      die

     s ich

     bis zu

      Sweet zurückverfolgen läßt ,

    v g l . : ".. .  grammar deals with the general facts  of  language, and

    lexicology with special facts" (Sweet 1913:

      31).

     Jespersen (1924:

    32) folgt

      ihm

     hierin , wenn auch

      mit

     gewi ssen Einsch ränkungen

    hins ichtl ich

      der

      Gramm atik: Gramm atik

      und

      Lex ik on w ü rd en

    sich insofern überschneiden,

     als z.

     B. unregelm äßige Flexionsfor

    m en

     wie oxen, children

      oder

      took, went

     s o w o h l

     im

     Lex ik on

     als

     auch

    in

     der

     Grammatik behandelt werden m üssen,

     um die

     G ren zen

     der

    Gült igkeit der al lgemeinen Reg eln aufzuzeigen. Bloom field (1933 :

    274) knüpft

     an

     diese Tradit ion an, wen n

     er

     feststellt: "the le xicon

    is really

     an

     appendix

     o f

     the grammar,

     a

     list

     of

     basic irregularities".

    Dieser s trikten Trennung zwischen Lexikon und Grammatik l iegt

    also

      die

      Auffassung z ugrunde,

      die

      Grammatik solle

      die

      R ege l

    mäß igk e i t en

      der

      Sprache beschreiben, w ährend

      das

     Lex ik on

     den

    nicht durch Regeln beschreibbaren Phänomenen vorbehalten

     sei.

    1.1.6 Do ch sch on für Jespersen

     ist

     diese Trennung trotz

     der

     ob en

    zit ierten Fests tel lung nicht unproblematisch; denn

      er

      führt eine

    nicht näher begründete Unterscheidung

      ein

      zw is ch en Lex ik on

    ("dictionary")

      und

      einem Bereich,

     den er

     zunächst "theory

      of

      the

    signification

      of

      words" (Jespersen 1924:

     34)

     nennt ,

     und

     dann

     mit

    d em

     von

      Bréal (1883) geprägten Terminus "sémantique"

     (E "se

    mantics") bezeichnet

    2

    .

     Für

     diesen Bereich

     sei es

      jedoch schwierig,

    Grammatik, Semantik und  Lexikon

    15

    einen Platz

     in

      S w eet s D ich otomie

     vo n

     "general

     and

     special fa cts"

    zu finden, denn

      die

     A u fgab e

      der

     Semantik

     sei die

      Klassifizierung

    und Systematis ierung

     von

      Bedeutungen und Bedeutungsverände

    rungen,

      und

      dies gehöre eigentl ich

      in den

     Bereich

      der

     "general

    facts".  Er

      entscheidet sich aber schließlich doch

     für die

     A u s k lam

    meru n g

     der

     Semantik aus

     der

      Grammatik

     mit

     dem entschuldigen

    d en H in w eis ,

      daß

     dies

      der

     al lgemeinen Tradit ion entspreche.

    Sehr viel point ierter s tel len Katz/Fodor (1963: 172) fes t:

     "Syn-

    chronic l inguist ic descript ion minus grammar equals semantics ."

    Dieses Postulat

     hat

     allerdings

     zu der

     erwähnten Spaltung

     der An

    hänger

     der TG in

      zwei Lager geführt ,

      die

     s ich hauptsächlich h in

    sichtlich

     des

     Status

     v on

     Lex ik on

     und

     Semantik innerhalb

     der Ge

    samtgrammatik voneinander unterscheiden. Dabei bezieht

     die ge

    nerative Semantik eine eindeutige Gegenposit ion

      zur

      Auffassung

    des Lexikons

      als

     Lis te

     vo n

     Irregularitäten

      und

     b eton t

      die

     Syste-

    matizität

      und

      Strukturiertheit

      des

      Lex ik on s ,

      was

      ebenfalls eine

    lange Tradit ion

     hat. Sie

      verbindet s ich

      z.

     B.

     mit den

      strukturell

    semantischen Ansätzen von Trier (1931) ,

     vor

      allem aber

     mit dem

    P h än omen

      der

     Wor tbildung. Dies e macht

     am

     aug enfäll igsten

     re

    gelmäß ige Bezieh ungen innerhalb des Wortschatzes s ichtbar, denn

    hier werden Bedeutungsbeziehungen durch formale, morpholo

    gische Beziehungen gestützt .

      So

     bezeichnet

      die

     G ru p p e

     der No

    mina agentis Personen,

      die

     eine best immte H andlung ausführen.

    Solche Substantive implizieren also

     vo n

     ihrer Bedeutun g

     her ein

    Verb. Dies is t jedoch leichter erkennbar in (2) ,

     wo

     die Bedeutun gs

    beziehung auch formal gestützt

     ist, als in (3), wo

      eine entspre-

    (2) writer

     : to

     write; singer

     : to

      sing; dancer

     : to

     dance; actor

     : to act

    (3) surgeon :

     to

     operate

     on

     people; author :

     to

     write books; dentist:

    to treat people's teeth.

    chende formale Parallele fehlt . Solche Parallelen zwischen mor

    phologisch markierten

     und

     morp hologisch unmarkierten Bezieh

    ungen w erden uns im folgenden immer wieder begegne n und einen

    engen Zusammenhang zwischen Semantik

      und

     W ortb i ld u n g

     er

    kennen lassen. Dies führt

     zu der

     Anna hme, daß das Lexiko n einer

    Sprache

     v on

      einem komplizierten Geflecht

      vo n

      Bez ieh u n gen

     ge

    kennzeichnet

     ist, in dem

      Syntax und Semantik , Morphologie

     und

    Wortbildung aufs engste zusammenwirken. Dabei scheint

      der

    Wortbildung eine

     Art

      Schlüsselpos it ion zuzukommen,

     da sie, um

  • 8/17/2019 Wortbildung und semantik.pdf

    8/167

    i6 Einleitung

    angemessen beschrieben werden zu können, als d irekter Schnitt

    punkt von Syntax, Semantik , Morphologie und Lexikon betrach

    tet werden muß (vgl . Kastovsky i977a,b; Brekle/Kastovsky

    1 9 7 7 b .

    1.2 Analyse und Synthese

     ls

     methodische

    Prinzipien

    1.2.1 In der Linguistik, wie auch in anderen Wissenschaftszwei

    gen, is t es nützl ich, zwei einander ergänzende methodische Prin

    z ip ien zu u n ters ch e id en , d ie man a ls A n a l ys e u n d S y n t h e s e

    bezeichnen könnte, u nd die ihrerseits durch die Begriffe "Em pirie"

    und "Theorie" gekennzeichnet s ind. Ausgangspunkt is t jeweils

    die Sammlung, Analyse und Klass if izierung von beobachtbaren

    Fakten mit dem Ziel , eventuell vorhandene Gesetzmäßigkeiten

    aufzudecken. Der zweite, synthet ische Schritt besteht in der For

    mulierung vermuteter Gesetzmäßigkeiten als Hypothese, d .h . als

    eine Theorie, d ie die Natur der beobachteten Daten erklären und

    Vorhersagen über die beobachteten Fakten hinaus ermöglichen

    soll . Anhand dieser Vorhersagen wird die Theor ie durch den Ver

    gleich mit weiteren Daten auf ihre Stichhaltigkeit überprüft.

    Für die Linguist ik bedeutet d ies , daß zunächst auf der Grund

    lage der bekannten klass ischen Analyseverfahren von Segmentie

    rung, Kommutation, Permutation und Klass if izierung die rele

    vanten sprachlichen Einheiten und ihre paradigmatischen und

    syntagmatischen Relat ionen ermittelt werden müssen. Beides is t

    nicht vorgeg eben, sondern Resultat einer systematischen Analyse.

    In einem zweiten Schritt kann daraus eine synthetisch-generative

    Beschreibung (Grammatik) abgeleitet werden, d ie Sprache nicht

    mehr nur als Produkt (Humboldts

     ergori ,

    sondern als regelhaften

    Prozeß (Humboldts

     energea

    darstellt.

    1 .2 .2 Auf diese Dichotomie hat schon von der Gabelentz hinge

    wiesen, der zwischen einer analyt ischen und einer synthet ischen

    Grammatik unterscheidet. Erstere "erklärt die Spracherscheinun

    gen durch Zerlegung", letztere "lehrt , d ie grammatischen Mittel

    zum Aufbau der Rede zu verwerten" (von der Gabelentz 1901:

    85) . Keine dieser beiden Grammatiken gilt absolut , sondern s ie

    Analyse und

     Synthese

      als

     methodische

     Prinzipien

    1 7

    ergänzen s ich: "die Sprachen wollen synoptisch, einmal in Rück

    sicht auf ihre Erscheinungen, und dann in Rücksicht auf ihre

    Leis tungen beurtei lt werden" (von der Gabelentz 1901: 479; vgl .

    au ch C os er iu 1970c:

      6 i f . )

    }

    .

    Als typisches Beispiel für das analytische Prinzip kann der klas

    sische amerikanische Strukturalismus gelten, der die grammatische

    Beschreibung einer Sprache wenigstens tei lweise auf eine reine

    Corpusanalyse beschränkt, und für den das Verfahren der Seg

    mentierung von Äußerungen in kleinere Einheiten und deren

    Klassifizierung charakteristisch ist. Das synthetische Prinzip wird

    hingegen v on der T G verkörpert , d ie im Grunde eine s trukturelle

    Analyse voraussetzt, und die über das analysierte Corpus hinaus

    alle möglichen Sätze einer Sprache vorhersagen, d .h . generieren

    will .

    Die methodologische Unterscheidung dieser beiden Prinzipien

    bedeutet im übrigen nicht , daß beide Verfahren in der l inguist i

    schen Beschreibung grundsätzl ich nur nacheinander verwendet

    werden dürften, wobei dem analyt ischen Vorgehen absolute Prio

    rität einzuräumen wäre. Vielmehr hat die synthetische Formulie

    rung von regelhaften Prozessen eine bedeutende heuris t ische

    Funktion für de n analyt ischen Aspekt der L inguist ik .

    Dies e Dich otom ie gibt auch das Gliederungsprinzip für die vor

    l iegende Einführung in die Strukturierung des Wortschatzes ab.

    So werden nach einer Diskuss ion des Zeichenbegriffs und der

    Skizzierung einiger Bedeutungstheorien zunächst die (analyt i

    schen) Prinzipien der strukturellen Semantik sowie die analytische

    Seite der Wortbildung dargestellt. Diese bildet als kreativer, regel

    hafter Prozeß zugleich den Übergang zu den synthet ischen Ver

    fahren der TG. Dabei wird zunächst die Wortbildung und dann

    die Pos it ion der Semantik und die Funktion des Lexikons in die

    sem Grammatikmodell behandelt . Einige Bemerkungen zu den

    Hypoth esen der generativen Semantik und zur Struktur des Lexi

    kons insgesamt bilden den Abschluß dieses Buches .

  • 8/17/2019 Wortbildung und semantik.pdf

    9/167

    II.

     Da s sprachliche Zeichen

    2.1 Saussures Axio me

    Die moderne Linguist ik bas iert auf einer Reihe von Prinzipien,

    die in dieser Kombination zuerst von Ferdinand de Saussure

    (1916) formuliert wurden. Aus der Grundannahme, daß Sprache

    ein Zeichensystem is t , leitet er verschiedene Dichotomien ab, von

    denen Arbitrarität und Motivat ion, Linearität und Opposit ion,

    Sprachsystem ("langue") und Realisierung ("parole") wegen ihrer

    Bedeutung auch für die Beschreibung des Lexikons im folgenden

    kurz behandelt werden sollen. Au f den ebenfalls h ierher gehöre n

    den Gegensatz von Synchronie und Diachronie werde ich hin

    gege n nicht weiter eingehen, da die Ausführungen in diesem Buch

    nur dem synchronischen Aspekt von Semantik und Wortbildung

    gelten.

    2.1.1

      Da s  Zeichenmodell Saussures

    In einem Zeichensystem bedingen s ich Zeichen und System geg en

    seitig, da ein Zeichen seinen Wert ("valeur") nur innerhalb des

    Systems aufgrund seiner Relationen zu den anderen Zeichen erhält

    (Saussure 1916: 158fr.).   Das sprachliche Zeichen selbst ist bei

    Saussure zweiseit ig: Eine gegebene Vorstel lung ("concept") is t

    durch Assoziat ion im Gehirn fest mit einem best immten Lautbild

    ("image acoust ique") verbunden, und zwar so, daß s ich beide

    gegenseit ig b edingen und hervorrufen (vgl . d ie Pfei le in (1)) . Die

    ses Verhältnis stellt Saussure (1916: 99) für das lateinische Zeichen

    (Wort)

      arbor

     ' B a u m '

    1

      durch folgendes Diagramm dar:

    Ein sprachliches Zeichen repräsentiert also nicht die Verbindung

    einer Sache ("chose") mit einem Nam en, sondern die lautl iche w ie

    die inhaltliche Seite des Zeichens sind nach Saussure ausschließ-

    Sa ussu res A x i o m e

    1 9

    l ieh psychischer Natur: Ein Begriff verbindet s ich fest mit dem

    psychischen Eindruck, den die materielle Lautung im G ehirn hin

    terläßt. Der ex tralinguistische R eferent ( = "cho se"), auf den sic h

    das Zeichen bezieht, wird von Saussure zwar erwähnt, bleibt aber

    außerhalb der Zeichenrelat ion, so daß man von einem binären

    Zeichenmodell sprechen kann.

    Die inhaltliche Seite des Zeichens nennt Saussure "signifié"

    ( = "co ncep t"), die lautliche Seite "sign ifiant" ( = "image acous ti

    que") . Im Deutsc hen f indet man meist d ie Termini "Inhalt" , "Be

    deutung" und "Ausdruck", "Form", im Englischen "meaning",

    "content" und "form", "express ion".

    2.1.2

      Arbitrarität und Motivation des sprachlichen  Zeichens

    2.1.2 .1 Die Verbindung zwischen Form und Bedeutung eines

    sprachlichen Zeichens ist nach Saussure prinzipiell arbiträr, durch

    reine Konvention innerhalb einer Sprachgemeinschaft fes tgelegt .

    Dadurch unterscheidet es s ich vom Symbol, bei dem die Bezie

    hung zwischen der äußeren Form und dem Inhalt , den es reprä

    sentiert , wenigstens bis zu einem gewissen Grad einer Motivat ion

    zugänglich is t , wi e z. B. bei der Waage als dem Sy mbol der Ge

    rechtigkeit.

    Abweichend von dieser umgangssprachlichen Terminologie be

    zeichnet die moderne Semiotik das motivierte Zeichen als "Ikon",

    während "Symbol" gerade für das arbiträre Zeichen gebraucht

    wird'. Lyo ns (1977: 101, io4 f . ) unterscheidet darüber hinaus zw i

    schen Arbitrarität und Konventionalität, da letztere auch bei iko

    nischen Zeichen insofern eine Rolle spielen kann, als deren Moti

    vat ion einer kulturellen Konvention unterliegen kann. So gi lt d ie

    Eule als Symbol ( = Ikon) für die W eisheit , doch l iegt h ier eher

    eine kulturell konventionalisierte als eine naturbedingte Bezie

    hung vor, ohne daß diese jedoch in der gleichen Weise als arbiträr

    aufgefaßt würde wie die Beziehung zwischen /bäum/ und 'Baum'.

    2.1.2.2 Das Prinzip der Arbitrarität muß in zweierlei Hinsicht ein

    geschränkt werden. Einmal gilt es nur für das einfache sprachliche

    Zeichen; Zeichenkombinationen s ind durch den Bezug auf ihre

    Bestandteile und auf parallele Zeichenkombinationen relat iv mo

    tiviert (Saussure 1916: 181). Ihr Inhalt ergibt sich aus den Bedeu

    tungen der Bestandteile und der Funktion der ihnen zugrunde-

  • 8/17/2019 Wortbildung und semantik.pdf

    10/167

    2 0

    DAS

      SPRACHLICHE ZEICHEN

    l iegenden Kombinationsregeln . Dies gi lt n icht nur für die Ebene

    des Satzes, sondern auch für den Wortschatz, und zwar für den

    Bereich der Wortbildung, wie z.B. d ie Zahlwörter zeigen. Im

    Englischen werden die Zahlen   I I Z   durch arbiträre Zeich en aus

    gedrückt; d ie Zahlen   1 4 1 9   hingegen erscheinen als Zeichen

    kombin ationen bestehend aus der entsprechenden Einerzahl

      FOUR,

    SIX, NINE)

      u n d d em Elemen t

      -TEEN,

      sind also relativ motiviert. Ähn

    liches gi lt für Formen wie

      TWENTY-ONE,

      SIXTY, NINETY,  u s w .

      THIRTEEN

    nimmt eine interessante Zwischenstel lung ein: Im AE war es völ

    l ig motiviert (vgl .

      PREÖTIENE :PRIE, PREÖ;ßFTIENE

      :ßF),  doch hat es

     auf

    grund lautl icher Entwicklungen seinen Zusammenhang mit

      THREE

    wohl weitgehend verloren und dürfte daher im heutigen Englisch

    nur noch sehr beschränkt motiviert sein . Bei

      FIFTEEN

      is t d ie Moti

    vat ion hingegen trotz des lautl ichen Unterschiedes zu   FIVE  w oh l

    noch recht deutl ich.

    Schon Saussure (1916: i82f . ) hat daraufhingewiesen, daß die

    Sprachen durch die Möglichkeit der relat iven Motiviertheit

    sprachlicher Zeichen, also durch die Verfahren der Wortbildung,

    ein gewisses Ordnungsprinzip für den Wortschatz bes itzen. Dieses

    schränkt die in der Arbitrarität des sprachlichen Zeichens begrün

    dete Tendenz zur Unsystematizität beträchtl ich ein , wobei s ich

    einzelne Sprachen im Hinblick auf die Wirksamkeit d ieses Prin

    zips unterscheiden können. So scheint das Deutsche insgesamt

    eine wesentl ich s tärkere Tendenz zum motivierten Wort aufzu

    weisen als das Englische, das eher zur Dissoziat ion (Leis i i960:

    57

     fr.),

      zur formalen Auflösung inhalt l ich begründeter Wortfami

    l ien neigt , vgl .

     FATHER:PATERNAL VATER: VÄTERLICH) ;

      MOUTB

      :ORAL MUND:

    MÜNDLICH); MOON:LUNAR HASE MOND:MONDBASIS)  usw.

    2.1.2.3 Die Arbitrarität des sprachlichen Zeichens muß auch noch

    in Hins icht auf die "motivat ion par le s ignif iant" (Bally

      2

    1 9 4 4 :

    129) eingeschränkt werden. Hierbei handelt es s ich um onomato

    poet ische ( lautmalende) Bildungen wie  CRASH,

      BANG, DING-DONG

      usw. ,

    deren Lautung ein Geräusch wiedergibt (vgl . Bally

      2

    1 9 4 4 : 1 2 7 -

    134;

      Ulimann 1962: 84ff . ) . Aufgrund dieser Motivat ion durch

    die extralinguist ische Realität kann man hier vo n ikonische n Zei

    chen sprechen.

    Die ausführlichste Darstel lung onomatopoet ischer Wörter im

    Englischen f indet s ich in Marchand ( '1969a: 397-43 9) . Marchand

    SAUSSURES

      AXIOME

    2 1

    unterscheidet zwischen "phonetic symbolism" und "motivat ion

    by Iinguistic form". Innerhalb der ersten Gruppe trennt er ferner

    zwischen direkter Nachahmung, bei der ein Geräusch wiederge

    geben wird

      PUFF,POP,

      SPLASH,

      SPLATCH, SPLOSH, SMACK, QUACK),

      w ob e i

    auch eine Übertragung auf die das Geräusch begleitende Bewe

    gung eintreten kann   WHISH, SWISH, DASH, BASH,

      TAP),

      und einem Be

    reich, den er "express ive symbolism" nennt . Hierbei kann ein

    best immter Laut als regelmäßiger Ausdruck eines best immten

    Gefühls interpretiert werden, wie z. B . anlautendes /f/, /p /, /b / als

    Ausdruck von Verachtung, Geringschätzung oder Abscheu (E

    POOH,

      FIE, FIDDLESTICKS, FIDDIE-FADDLE ;

      D

      PAH, BUH)

    1

    .

      Die zweite Gruppe

    enthält Ablaut- und Reimkombinationen

      CHIT-CHAT, S INGSONG

      b zw .

    BOOGIE-WOOGIE),

      die ihren Ursprung den Emotio nen des Sprechers

    und dem darin begründeten Spieltrieb verdanken. Von diesen

    verschiedenen Gruppen gehört die reine Lautnachahmung in den

    Bereich der primären Ikonizität , während alle anderen Ka tegorien

    Beispiele für sekundäre Ikonizität im Sinne von Lyons (1977: 104)

    s ind und som it einer gewissen kulturell bedingten Konve ntionali-

    sierung unterliegen.

    2.1.3  LINEARITÄT,

      SYNTAGMA

      UND PARADIGMA

    Die formale Seite der Sprache ist durch die Linearität des einzelnen

    "signif iant" wie der "chaîne parlée" im Ganzen gekennzeichnet

    (Saussure 1916: 103), was darauf beruht, daß man nicht mehrere

    Laute gleichzeit ig hervorbringen kann.

    Aus dieser Linearität des "signifiant" leiten sich die zwei für die

    S p rach b es ch re ib u n g gru n d legen d en D imen s ion en d er s y tagma-

    t i s c h e n u n d d e r p a r a d i g m a t i s c h e n B e z i e h u n g e n a b , v g l . :

    (2 )  a. James ran to the railway station

    b.

      Harry walked to the tube station

    c. Joseph trotted to the bus stop

    paradigma tische

    Achse:

    - Opposition

    - Kommutation

    - Klasse

    syntagmatische Achse:

    - Kontrast

    - Permutation

    - Relation

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    2 2

    D a s

      sp rachl i che Z e i c h e n

    In zeitlicher Reihenfolge nacheinander in einer Äußerung auftre

    tende Sprachzeichen stehen in syntagmatischer Beziehung zuein

    ander und bilden hierarchische Strukturen, d.h. Sy nt ag men. So

    besteht in

      (2a)

      zwischen

      James

      und

      ran to the railway

      S t a t i o n  die

    einen Satz konstituierende Relation von Subjekt und Prädikat;

    zwischen  ran und

     to the

     railway S t a t i o n besteht die Beziehung Verb -

    lokative Ergänzung, zwischen  to  und  the  railway  S t a t i o n  die Bezie

    hung zwischen Präposition und Objekt der Präposition usw.

    Keine derartigen Beziehungen ergeben sich hingegen zwischen

    James

      und

      ran to,

     oder

      to

     und

      the railway

      usw. Solche syntagmati-

    schen Beziehungen charakterisieren z.B. den Bereich der gram

    matischen Konstruktionen in der Form von "Immediate Consti-

    tuents" (ICs).

    In einem Syntagma können die darin vorkommenden Elemente

    durch andere ersetzt werden, sofern diese dieselben Eigenschaften

    aufweisen. Einheiten, die dieselbe Position in einem Syntagma

    einnehmen können, bilden eine Klasse, ein Paradigma, wie z. B.

    James, Harry

      und

     Joseph

      oder

      ran, walked

     und

      trotted

     in

      ( 2 a

    ,b ,c ) .

    Syntagmatische Beziehungen sind durch die Relation des K on

    trastes

    4

      charakterisiert, d.h. jedes sprachliche Zeichen kontra

    stiert mit dem vorhergehenden und dem folgenden. Paradigmen

    basieren dagegen auf der Relation der Op posi tion, d.h. jedes

    Mitglied eines Paradigmas steht zu allen anderen Mitgliedern die

    ses Paradigmas in Opposition (vgl. Saussure  1916: 164fr.;  Ka-

    stovsky  1968:  37f., 47) .

    2 .1

    .4

      Langue und Parole

    Der Gegensatz zwischen Paradigma und Syntagma steht in engem

    Zusammenhang mit der Saussureschen Dichotomie von "langue"

    und "parole", von Sprache als abstraktem System von Möglich

    keiten und Sprache als konkreter Realisation in der Rede. Die

    syntagmatischen Beziehungen betreffen beide Ebenen; denn sie

    ergeben sich zunächst aus der konkreten zeitlichen Abfolge

    sprachlicher Einheiten in der Rede, doch erfolgt diese konkrete

    Realisierung nur entsprechend abstrakter Syntagma typen, d.h.

    Mustern, die auf der Ebene der "langue", des Sprachsystems, ver

    ankert sind. Paradigmen als Möglichkeiten der Ersetzbarkeit ge

    hören ausschließlich zur Ebene des Sprachsystems und vereinigen

    Zehhenkons itutive

      F a k t o r e n

    2 3

    auf Grund von assoziativen Beziehungen "des termes  in absentia

    dans une série mnémonique virtuelle" (Saussure  1916: 171).

    Es ist nun Aufgabe einer analytischen Linguistik, mit Hilfe

    der Verfahren der Vertauschung (Permutation) und Ersetzung

    (Kommutation), den wichtigsten Analyseverfahren der strukturel

    len Linguistik, diese abstrakten syntagmatischen Kombinations

    typen und die sie ermöglichenden paradigmatischen Relationen zu

    ermitteln. Aufgabe einer synthetisch-generativen Linguistik ist es

    dann, diese statische Beschreibung von möglichen Vorkommen in

    einen dynamischen Prozeß umzuwandeln, also ein Regelsystem

    aufzustellen, das alle möglichen syntagmatischen Kombinationen

    einer Sprache generiert und ihnen zugleich eine Strukturbeschrei

    bung und eine Bedeutung zuweist.

    2 . 2

      Zeichenkonstitutive Faktoren

    2.2.0.1

      Saussures Zeichenmodell enthält, wie bereits erwähnt, kei

    nen expliziten Bezug auf das Bezeichnete, den Referenten, und

    muß daher in dieser Hinsicht ergänzt werden. Dies hat zur Ent

    wicklung einer Reihe zunehmend komplexerer Zeichenmodelle

    geführt, vgl. u.a. Ogden/Richards

      (1923),

      Heger

      (1971),

      Henne/

    Wiegand  (1969),  die ausführlich in Schifko  (1975)  und Wotjak

    (1971) diskutiert werden. Eine ausführlichere Erörterung der ver

    schiedenen Modelle ist hier nicht möglich; einige Aspekte sollen

    jedoch, soweit sie für unser Thema besonders relevant sind, kurz

    diskutiert werden.

    2.2.0.2  Von den bereits erwähnten Saussureschen Dichotomien

    kommt dem Verhältnis von Syntagma und Paradigma besondere

    Bedeutung zu. Beide Dimensionen bedingen sich gegenseitig und

    führen in der Semantik und der Wortbildung zu zwei komple

    mentären Fragestellungen. Die Beschreibung der Bedeutungsbe

    ziehungen, die aus den Oppositionen zwischen verschiedenen

    Sprachzeichen resultieren, sowie der internen Bedeutungsstruktur

    der Sprachzeichen ist eine Angelegenheit der Paradigmatik; dabei

    bestimmen sich diese beiden Aspekte wechselseitig (vgl.

     4.4.2.1

     ff.).

    Ferner ergeben sich aus den paradigmatischen Beziehungen auch

  • 8/17/2019 Wortbildung und semantik.pdf

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    2 4

    Da s  sprachliche  Zeichen

    die verschiedenen formalen Wortbildungsmuster, aufgrund derer

    neue Wörter gebildet werden können. Der syntagmatische Aspekt

    betriff t h ingegen die semantischen Beziehun gen zwischen Zeichen,

    die verschiedenen Paradigmen (Klassen) angehören un d in Sätzen

    in einer syntagmatischen Relat ion zueinander s tehen, d .h . ein Syn-

    tagma bilden; dies gi lt auch für die syntaktisch-semantischen Be

    ziehungen innerhalb von Wortbildungssyntagmen. Die Unter

    scheidung zw ischen arbiträren und relativ motivierten Zeichen is t

    die Grundlage für die Abgrenzung der lexikalischen Semantik

    gegenüber der Wortbildung. Beide betreffen die Struktur des

    Wortschatzes, erstere jedoch die Struktur einfacher sprachlicher

    Zeichen, letztere hingegen die Struktur von als Wörter fungie

    renden Zeichenkombinationen.

    Die Unterscheidung von "langue" und "parole" is t insbeson

    dere für die Wortbildung relevant , wo s ie für die Erklärung von

    Produktivitätslücken genutzt wird (vgl. 5.2.1 ff.). Sie kann noch

    durch die Ebene der "Sprachnorm " (Coseriu 1975c) ergänzt wer

    den (vgl. 2.2.4.2).

    Weitere Faktoren, d ie in diesem Zusammenhang relevant s ind,

    s ind die Bezeichnungsfunktion sprachlicher Zeichen , das Verhält

    nis von Sprache und außersprachlicher Realität und das Verhältnis

    von Sprache und Sprachgemeinschaft .

    2.2.1  e d e u t u n g u n d e z e i c h n u n g

    2.2.1 .1 Ein sprachliches Zeichen s tel lt eine Verbindung vo n Form

    und Bedeutung dar und is t als solches von anderen Zeichen mit

    anderer Form und anderen Bedeutungen abgegrenzt bzw. ab

    grenzbar, d .h . es is t negativ aufgrund seiner formalen und in

    haltlichen Unterschiede zu anderen Zeichen definiert (vgl. Saus

    sure 1916: 162,16 6) . Als Ganze s , als Einheit von F orm un d Inhalt ,

    is t es dagegen pos it iv best immt und steht für etwas , d .h . es be

    zeichnet etwas entsprechend der "grundlegenden Anforderung an

    ein Zeichen, aliquid stat pro aliquo" (Schifko 1975: 90).

    Die daraus result ierende Unterscheidung zwischen Bedeutung

    und Bezeichnetem bzw. Bezeichnung f indet s ich bereits bei den

    Stoikern als Gegensatz von "semainomenon" und "pragma", so

    wie in der Scholastik als "verba significant res mediantibus con-

    ceptibus" (vgl . Coseriu 1970b ¡105) . Für die derzeit ige Dis kuss ion

    5

    Zeicbenkonstitutive Faktoren

    2 5

    is t vor al lem Freges (1892) Beitrag wichtig gew orden , wobe i seine

    Terminologie al lerdings nicht mit der heute verwendeten über

    einst immt. "Bedeutung" bezieht s ich bei Frege gerade auf den

    Referenten, also das , was z. B. Coseriu "Be zeichnu ng" bzw . "das

    Bezeichnete" nennt , während dem heutigen Begriff "Bedeutung"

    bei Frege der Terminus "Sinn" entspricht . Demgegenüber ver

    wendet Coseriu den Begriff "Sinn" in der Bedeutung von "Text

    intention". Somit ergibt s ich folgende Korrelat ion, wobei d ie In

    dizes

      F

      u n d

      C

      s ich auf Frege und Coseriu beziehen:

    (3 )

      Sinn

    F

    : Bedeutung

    F

     = Bedeutungc: Bezeichn etes

    c

    /Bezeichnung

    c

    Eine weitere termino logische Sch wierigkeit entsteht dadurch, daß

    z.B. Coseriu den Terminus "Bezeichnung" systematisch mehr

    deutig so woh l für das "Beze ichnete" ( = "Referent") als auch für

    die Bezeichnungsbeziehung, d .h . d ie Relat ion zwischen Zeichen

    und Bezeichnetem, verwendet . Im folgenden werde ich "Bezeich

    nung" nur im Sinne von "Bezeichnungsbeziehung" gebrauchen;

    ansonsten benutze ich "Referent", "Bezeichnetes" oder "außer

    sprachliche Realität".

    2.2 .1 .2 C oseriu veranschaulicht den Unterschied zwischen Bedeu

    tung und Bezeichnung durch folgendes Diagramm (Coseriu

    1968: 3):

    4 )   f Aus d r uck/ s ignifiant  1   B e z e i c h n u n g

    Z l

      J \

      x

      ^ Sache/ob jet

    B e d e u t u n g /

    s ignification

    Inhalt/s ignifie

      J

      \ d e s i g n a t i o n ' 

    \ /

    A

    f Inhalt/s ignifie  1   ^Bezeichnung

    Z J

      I l /  4-

      Sache/objet

    [ Aus d r uck /s ignifiant J d es ignation

    Wie S au s s u re

    6

      betrachtet Coseriu "Bedeutung" als relat ional-

    opposit ive Beziehung zwischen Inhalten von sprachlichen Zei

    chen. Der vert ikale Pfeil in (4) verbindet dementsprechend nur die

    Inhalte der Zeichen Zi u nd Z», und nicht diese Zeichen insg esamt.

    http://designation%27/http://designation%27/

  • 8/17/2019 Wortbildung und semantik.pdf

    13/167

    26 Das   s pr a chl i c he  Z ei c h e n

    Im Gegensatz dazu interpret iert Lyons (1968: 427; 1977:   197fr.

    bes . 204, 206) "Bedeutung" (= "sense") als Beziehung zwischen

    sprachlichen Zeichen insgesamt. Die "Bezeichnung" hingegen is t

    bei Coseriu eine Beziehung zwischen einem Zeichen als Ganzem

    und der außersprachlichen Realität, d.h. dem Referenten, den es

    bezeichnet . Diese Beziehung is t n icht notwendigerweise ein-ein-

    deutig; ein sprachliches Zeichen kann s ich auf verschiedene Refe

    renten beziehen, und ein und derselbe Referent kann durch ver

    schiedene sprachliche Zeichen m it unterschiedlichen Bedeutung en

    bezeichnet werden.

    Frege illustriert dieses Phänomen durch die Wörter

      Mo r g e n s t e r n /

    A be n d s t e r n ;

      diese bezeichnen zwar denselben Referenten, den Pla

    neten Venus , unterscheiden s ich jedoch hins icht l ich ihrer Bedeu

    tung, die etwa paraphrasiert werden könnte als 'Stern der morgens

    (besonders lange) sichtbar ist' und 'Stern der abends (besonders

    früh) sichtbar ist'. Derselbe Referent wird also durch den Sprecher

    unterschiedlich gesehen und dementsprechend sprachlich in ver

    schiedener Weise kategorisiert.

    Die Bedeutung ist eine strukturelle Relation, da sie sich aus

    Opposit ionen innerhalb eines Systems ergibt , d ie Bezeichnung

    hingegen nicht . Außerdem is t d ie Bedeutung ein Faktum der

    "langue", während die konkrete Bezeichnung ein Faktum der

    "parole" is t ; letztere wird jedoch durch die " Sprachbezeichnung"

    (Coseriu 1966

      [1978]:

      237) gesteuert , d .h . durch die systembezo

    gene Relat ion zwischen einem sprachlichen Zeichen und der

    Klasse von Referenten, d ie damit normalerweise bezeichnet

    werden.

    2.2.1.3 Coseriu (1973a: 49f.) unterscheidet drei verschiedene Be

    zeichnungstypen: (a) Redebezeichnung, (b) mult iple Bezeichnung

    und (c) Zusammenfall zweier Klassen in der Bezeichnung. Dabei

    beziehen sich (a) auf die Rede und (b), (c) auf das Sprachsystem;

    außerdem involviert (b) nur einen Referenten, während (c) s ich

    auf eine ganze Referentenklasse bezieht.

    (a) Die Varianz in der Redebedeutung s teht vor al lem im Zu

    sammenhang mit metaphorischen Prozessen, z .B. wenn in der

    Rede auf einen Referenten, etwa einen Menschen, n icht w ie üblich

    m it

      Z i ,

      z. B.

     man,

      sondern mit Z* oder Z

    3

    , z. B.

     pi g

      oder

     v ul t u r e ,

    referiert wird. Nach Coseriu (1964: 155) ändert sich dabei die Be-

    Ze i c henkonst i t u t i v e F ak t o r e n

    27

    d eu tu n g von Z

    2

      oder Z3 nicht, es sei denn, eine solche Metapher

    wird durch häufigen Gebrauch konventionalis iert . Dies kann zum

    Verlust des Metapherncharakters und damit zugleich zu einer Be

    deutungsveränderung führen. Dieses Phänomen dürfte bei der

    metap h or i s ch en V erw en d u n g von  o x ,

     l o use

      zur Bezeichnung von

    Menschen vorliegen , da diese hier im Gegensatz zu ihrer norma len

    Verwendung regelmäßige Plurale

      ( o x e s, l o us e s)

     bilden; dement

    sprechend müßte man zwei verschiedene Wörter   o x i ,   0 x 1   usw.

    postulieren. Andere Linguisten nehmen hingegen schon bei der

    Metaphernschöpfung und nicht erst bei der Kon ventionalis ierung

    der Metapher eine Bedeutungsveränderung an, so z.B. Leis i

    (1973: i72f . ) und Schifko (1975: 65) .

    (b) Bei der mult iplen Bezeichnung handelt es s ich um eine vom

    Sprachsystem her bedingte Mehrfachklass if izierung v on einzelnen

    Referenten, d.h. ein und derselbe Referent kann je nach Stand

    punkt z . B. als

     ho u s e, h u i l d i n g , ma n s t o n ,  c ot t a ge

      usw. bezeichnet wer

    den.

      Dies unterscheidet natürliche Sprachen von Terminologien,

    wo zwischen Bedeutung und Bezeichnung eine Eins-zu-eins-Ent-

    sprechung besteht, d.h. jedem Referenten entspricht jeweils nur

    ein Zeichen mit einer Bedeutung und umgekehrt . Terminologien

    s ind ihrer Intention nach systematische und kohärente objektive

    Klassifikationen der außersprachlichen Realität, die keine Mehr

    fachklass if izierung zulassen. Die normale Umgangssprache dage

    gen ist eine subjektive und daher keine kohärente Klassifikation

    der Wirklichkeit . So kann Wasser umgangssprachlich als

      Wa s s e r ,

    B rü h e, Me e r , Tümpe l , F l uß

    usw. klassifiziert werden, in der chemi

    schen Term inologie jedoch nur als H O   (vgl . Coseriu 1966

      [1978]:

    201 ff.).

    (c) Schließlich können auch ganze Referentenklassen von ver

    schiedenen Gesichtspunkten aus bezeichnet werden. So klassifiziert

    das Griechische die Spezies Mensch einmal als

     d n t h r o pös

      'Mensch

    als Nicht-Tier' und einmal als

     b r o t d s

      'Mensch als Nicht-Gott ' (Co

    seriu 1973a: 50). Ein paralleles Beispiel aus dem Englischen sind

    die Namen verschiedener Tiergattungen, d ie, wenn s ie im Sinne

    von "Jagdbeute" verwendet werden, zumindest fachsprachlich

    analog zu

      t r o u t , s a l mo n, g r o us e

      usw. ohne explizite P luralendung

    erscheinen, vgl .

      We saw/ shot   t h r ee  e l e p ha n t o n o u r  s af a r i

      gegenüber

    regulärem

     We sa w  t h ree e l ephan ts  at  t he  %po

      (Allan 1976). Offensicht

    l ich hat

     e l e p h a nt

      hier zwei Bedeutungen, d ie wiederum in der Be-

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    2 8

    Da s

      sprachliche

      Zeichen

    Zeichnung

      zusammenfallen,

     un d die

     sich hinsic htlich der Plural

    bildung unterscheiden.

    2.2.2

      Da s

      Zeichenmodell von

      OgdenjRichards

    Um anzudeuten, daß die Bezeichnungsrelat ion eine ebenso wich

    t ige Dimension des Zeichens darstel lt wie seine Form und seine

    Bedeutung, haben Ogden/Richards (1923: 11) Saussures binäres

    Zeichenmodell durch ein ternäres Modell , das sog. "semiot ische

    Dreieck", ersetzt:

    (5)   thou ght or reference

    t nds fo r

    an imputed re lat ion)

    Di e B eziehung zw ischen For m ( = "symbol") und R eferent wird

    also nur indirekt über die Be deutung ( = "thought or reference")

    vermittelt , was durch die gestrichelte Bas is l in ie ausgedrückt wer

    den soll . "Reference" wird hier im Sinne von "Bedeutung" und

    gerade nicht im Sinne von "Bezeichnung" verwendet . Die l inke

    Seite des Dreiecks entspricht der Relat ion zwischen "image acou

    stique" und "concept" bei Saussure, stellt also das sprachliche

    Zeichen selbst dar; die rechte Seite des Dreiecks symbolisiert die

    Bezeichnungsbeziehung. Von diesem Modell unterscheidet s ich

    Coserius Darstel lung (vgl .

      4 ) )

      dadurch, daß er die Bezeichnungs

    relat ion als eine Beziehun g zwischen dem Zeichen als Ganzem und

    einem Referenten auffaßt , während er die Bedeutung relat ional-

    opposit iv als Beziehung zu anderen Bedeutungen interpret iert .

    Dieser relat ionale Z ug fehlt in (5) . Verschiedene Linguisten, z . B.

    Heger (1971: 59) , haben daher versucht , dem relat ionalen Cha

    rakter der Bedeutung dadurch Rechnung zu tragen, daß s ie die

    Dreieckspitze in eine Reihe komplexer Relat ionen auflösen und

    dadurch das semiot ische Dreieck in ein Trapezm odell verw andeln.

    Zeichenkonstitutive Faktoren

    2 9

    2.2.3

      Sprache und außersprachliche  Realität

    2.2.3 .1 Da Sprache zur Bezeichnun g der außersprachlichen Reali

    tät d ient , muß man s ich fragen, ob bzw. wie weit d ie Sprache

    durch diese Realität geprägt is t , oder ob nicht umgekehrt jede

    Einzelsprache durch ihre Struktur die Sprecher zu einer best imm

    ten Sicht der Realität zwingt . D amit s ind zugleich auch die beiden

    Extremposit ionen abgesteckt , d ie in dieser Hins icht vertreten

    worden s ind.

    Auf der einen Seite s teht die Auffassung, daß Sprache wesent

    lich durch die extralinguistische Realität determiniert ist, wobei

    allerdings dem sprechenden Subjekt zumeist b is zu einem g ewisse n

    Grad eine die Realität interpret ierende Rolle zugebil l igt wird.

    Typisch hierfür is t d ie marxis t ische Widerspiegelungstheorie, wo

    Wo rtbedeutung en def iniert werden als "die inhalt l iche Widerspie

    gelung eines Gegenstandes , einer Erscheinung oder einer Bezie

    hung der objektiven Realität im Bewußtsein der Angehörigen

    einer Sprachgemeinschaft , d ie tradit ionell mit einem Lautkom plex

    zu der s trukturellen Einheit des Wortes verbunden is t" (W.

    Schmidt 1963: 16; ähnlich Wotjak 1971: 19, 26-27

      e t

      passim;

    Viehweger et al . 1977:   22fr.).

    Auch die Bedeutungstheorie des amerikanischen Strukturalis

    mus is t weitgehend von einer solchen realis t ischen Einstel lung

    geprägt . So setzt z . B. Bloomfield die Bedeutung eines Wortes mit

    der wissenschaft l ichen Beschreibung des durch dieses Wort be

    zeichneten Gegenstandes gleich: "We can def ine the meaning of

    a speech-form accurately when this meaning has to do with some

    matter of which we possess scient if ic knowledge. [ . . . ] The ordi-

    n ar y m e a n in g o f t h e E n g l i s h w o r d W / i s ' s o d i u m c h l o r i d e ( N a C l ) " '

    (Bloomfield 1933: 139) .

    2 .2 .3 .2 Diese G leichsetzung v on sprachlicher Bedeu tung u nd

    Realität ist jedoch nicht haltbar. Zwar existieren in der Realität

    durchaus objektiv abgegrenzte Objekte wie Blumen, Büsche,

    Tiere, Personen usw . , und die Sprachen verfügen häufig auch über

    Wörter, d ie diese objektiv abgegrenzten Ausschnitte aus der Rea

    l ität bezeichnen, wie z.B.

      apple, b all, house, tree, bush

     u s w . D ies

    bedeutet jedoch nicht , daß die dadurch bezeichneten Referenten

    klassen unabhängig von ihrer sprachlichen Bezeichnung in der

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    D a s s p r a c h l i c h e Z e i c h e n

    Realität deutl ich geschieden s ind. Wäre dem so, dann hätten Z oo

    logie und Botanik keine Klass if ikat ionsprobleme.

    Außerdem klassifizieren die einzelnen Sprachen die Realität un

    terschiedlich. So unterscheiden z.B. das Englische und Franzö

    s ische prinzipiel l zwischen Schnecken mit und ohn e Haus (E .

      snail:

    slug;

      F .

      escargot: limace)

      und kennen keinen dem dt .

      Schnecke

     ent

    sprechenden Oberbegriff. Bekannt ist auch die Differenzierung

    zwischen

      street

     u nd

      road

      gegenüber dt .

      Straße.

      Umgekehrt fehlt

    dem Englischen die im Deutschen obligatorische Unterscheidung

    v o n

      essen:fressen; trinken:saufen;

      es kennt nur die Oberbegriffe

      tat

    un d

      drink

      (Leisi 1973: 13).

    Ferner kann ein Sprecher je nach seiner Einstel lung gegenüber

    einem Referenten diesen unterschiedlich klassifizieren, ein Haus

    z. B. als

      building, house, mansion, cottage, palace

      oder

      shack, hut, ruin

    usw.

    Schließlich is t auch der einzelne Referent keineswegs immer

    objektiv abgegrenzt oder abgrenzbar, sondern erhält seine indi

    viduelle Existenz erst dadurch, daß die Sprache ein Segment aus

    einem extralinguist ischen Kontinuum dadurch isol iert , daß s ie

    hierfür über eine spezielle Bez eichn ung ve rfügt. D ies ist z. B. der

    Fall bei den Paaren

      knee/thigh, chin/cheek, temple/forehead,

      zwischen

    deren Referenten es jeweils keine offensichtlichen Grenzen gibt.

    Am bekanntesten is t wohl das Beispiel der primären Farbbezeich

    nungen, d ie innerhalb des Spektralkontinuums w il lkürliche G ren

    zen legen, welche s ich von Sprache zu Sprache unterscheiden;

    vgl. das allerdings stark schematisierende und vereinfachende Dia

    gramm in Gleason (1961: 4)

    7

    :

    6)

      a. Englisch:

    b.

    purple blue green yellow orange red

    Shona:

    cips

    w

    uka citema

    cicena cips^uka

    Bassa:

    hui zlza

    Z e i c h e n k o n s t i t u t i v e F a k t o r e n

    Bei der Beurteilung dieser Unterschiede darf jedoch nicht über

    sehen werden, daß jede dieser Sprachen die Möglichke it hat , durch

    sekundäre Farbwörter (z.B.

      maroon, pink, beige, blue-green

     usw.)

    feinere Differenzierungen auszudrücken.

    Sprachzeichen und die damit verbundenen sprachlichen B edeu

    tungen s ind also keineswegs nur "Etiketten, d ie den bereits säu

    berlich getrennten Teilen der Welt angehängt werden" (Leis i

    1973: 14) , sondern erfordern eine Analyse, Segmentierung und

    Klassifizierung der außersprachlichen Wirklichkeit durch den

    Menschen, d ie s ich in entsprechenden sprachlichen Kategorien

    niederschlägt .

    2 .2 .3 .3 Die Verabsolut ierung dieser Beobachtung führt zu einer

    extrem idealis t ischen Gegenposit ion, d ie davon ausgeht , Sprache

    und sprechendes Subjekt seien bei der Konst itut ion der Erkennt

    nis d ie al lein entscheidenden Faktoren, wobei d ie Art und Weise,

    in der die außersprachliche Realität wahrgenom men wird, vo n der

    Sprachstruktur best immt werde. Diese als "Humboldt-Sapir-

    Whorf-Hypothese" oder "Linguist ische Relat ivitäts theorie" be

    kannt gewordene Auffassung wird in Deutschland vor al lem von

    Leo Weisgerber und der Sprachinhalts forschung vertreten

    8

    . Ihr

    steht al lerdings die Möglichkeit der zwischensprachlichen Über

    setzung und Kommunikation sowie die Distanzierung von einer

    Einzelsprache durch Reflexion entgegen. Man wird daher davon

    ausgehen müssen, daß man in jeder Sprache prinzipiell über alles

    sprechen und daher auch die hierfür notwendige n U nterscheidun

    gen treffen kann. Nur werden diese nicht in allen Sprachen auf

    derselben Ebene gemacht , sondern in der einen Sprache obliga

    torisch schon durch den Primärwortschatz, also paradigmatisch

    ( z . B .

      snail/slug),

      in der anderen hingegen fakultat iv durch den

    Sekundärwortschatz, d .h . durch Wortbildungen (z.B.

      Haus

    schnecke/Nacktschnecke),

      oder durch syntaktische Paraphrasen (z. B.

    Schnecke mitlohne

      Haus),

      also auf der syntagm atischen Ebe ne. Spra

    chen unterscheiden sich daher prinzipiell durch das, was sie aus

    drücken müssen, und nicht in dem, was s ie ausdrücken können

    (Jakobson 1959: 236) . Aus der Exis tenz solcher obligatorischer

    Unterschiede in der Klassifikation der Wirklichkeit kann man so

    mit kaum auf eine grundsätzl ich andere Welts icht schließen; denn

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    34

    D a s sp ra ch li ch e Z e i c h e n

    Dieses System von funktionalen Opposit ionen, von Invarian

    ten, das den gemeinsamen Bes itz einer Sprachgemeinschaft aus

    macht , is t nun nicht direkt zugänglich, sondern eine Abstraktion,

    die aus den konkreten Redeakten abgeleitet werden muß. Dies

    gilt für das Kind beim Spracherwerb ebenso wie für den Lingui

    s ten bei der Konstruktion einer Grammatik als Modell des vom

    kompetenten Sprecher internalisierten Sprachsystems. Für den

    Bereich der Syntax ist dieser Ableitungsprozeß wesentlich leichter

    durchführbar als für den Wortschatz, wo die individuellen Unter

    schiede ungleich größer s ind. Dennoch s ind auch auf der Ebene

    der lexikalischen Bedeutung entsprechende Invarianten anzuneh

    men, denn ohne s ie würde die Kommunikation nicht funktionie

    ren.

    Die Auff indung dieser Invarianten setzt eine Reihe von heuri

    s t ischen Unterscheidungen voraus; denn weder eine Sprachge

    meinschaft noch eine "his torische Sprache" im Sinne von "Eng

    l isch", "Deutsch ", "Französ isch" usw. bilden eine hom ogen e Ein

    heit . Vielmehr kann man die folgenden drei Typen von Unter

    schieden feststellen (Coseriu 1973a:   38fr.).

    2.2 . 4 . 3 D ia top is ch e ( räu ml ich e) U n ters ch ied e k on s t i tu ieren d ie

    verschiedenen regionalen Dialekte einer Sprache, wobei s ich " Dia

    lekt" hier ausschließlich auf geographische und nicht auf schich

    tenspezifische Differenzierungen bezieht. Im Gegensatz dazu wei

    ten manche Linguisten diesen Begriff in die soziale Dimension

    aus , da vor al lem in England ein enger Zusammenhang zwischen

    regionalem Dialekt und sozialem Status von Dialektsprechern be

    steht (vgl . z .B. Leis i

      1960: 175fr. ;

      Lyon s

      1 97 7 :   6i6ff.;

      Strang

    1968: 19fr.;

      Quirk et al.

      1972: 13fr.).

    In einer Weltsprache wie de m Eng lischen spielen regionale Un

    terschiede naturgemäß eine beträchtliche Rolle, w enn auch die le

    xikalischen Differenzierungen durch die En twicklung der Massen

    medien und des Verkehrs in der letzten Zeit einer gewissen Nive l

    l ierung unterliegen. Am bekanntesten s ind wohl die Unterschiede

    zwischen brit ischem und amerikanischem Englisch w ie z. B. BE

    petrol/AmEgas, humper/J'ender, pavementjsidewalk

     usw. (vgl. u.a. Foster

    1968: 17fr.,

      Strang

      1 97 0:

      35 ff.); zu analogen Unterschieden zwi

    schen brit ischem und australischem Englisch vgl . A. Bickerton

    (1976),

      D ab k e  (1976).

    Z ei ch en ko n st i t ut i ve F a k t o r e n

    35

    In Engla nd selbst verbinden s ich dialektale meist mit schichten

    spezif ischen Unterschieden; der hochsprachliche Wortschatz is t

    daher relat iv homogen. Einzige größere Ausnahme is t der schot

    t ische "modif ied s tandard", aus dem W örter wie   wee,

      lassie, laddie,

    bonny, glen

      usw. auch in den Süden gewandert s ind, dabei jedoch

    ihren dialektalen Status beibehalten haben. Bei einer strukturellen

    Betrachtung des Wortschatzes müssen solche regional markierten

    Elemente zunächst ausgeschieden werden, denn die Opposit ion

    little:wee

      hat einen anderen Status als die Opposition

      little:big.

    2 .2 .4 .4 D ia s t ra t i s c h e ( s ch ichten sp ez if i sch e) U n tersch ied e b e

    treffen die soziokulturellen Schichten einer Sprache und charakteri

    s ieren Ebenen wie Hochsprache, gehobene Umgangssprache,

    Volkssprache, S lang usw. Sie überschneiden s ich häufig mit d ia

    lektalen Unterschieden, da Umgangssprache und vor al lem Volks

    sprache meist auch dialektale Elemente enthalten. So gehören

    Wörter w ie

      man, fellow,

      chap,

     guy, bloke odetgirl, bird,  broad

     ebenso

    w ie

      mouth, gob,

      trap

      oder

      food,

     eats,

     grub

      unterschiedlichen Sprach

    ebenen an. Bei einer Beschreibung der funktionalen Einheiten des

    Wortschatzes auf der Grundlage von Opposit ionen dürfen diese

    Wörter nicht als Elemente desselben Systems betrachtet werden.

    Ma n

      un d

      blöke

      kontrastieren zwar miteinander als Einheiten ver

    schiedener Sprachebenen, s tehen jedoch nicht in derselben Weise

    in Opposit ion zueinander wie

      man:woman:child.

    2 .2 .4 .5 D iap h as i s ch e ( s t i l i s t i s ch e) U n ters ch ied e k en n ze ich n en

    verschiedene Sprachsti le , d ie meist mit unterschiedlichen Sprech

    anlässen (z.B. Gespräch unter Freunden, Vorlesung, Grabrede

    usw.) verbunden s ind, und überlagern die diatopischen und dia-

    s tratischen Varianten. Daraus ergeben s ich Ebenen w ie gebr äuch

    l iche oder familiäre Umgangssprache, feierl iche Sprache, Wissen

    schaftssprache usw .; vgl . d ie bürokratische Ankündig ung (7a) mit

    ihrer Übersetzung (7b) aus Quirk et al. (1972: 23, 25):

    (7) a. Overtime emoluments are not available for employees who are

    non-resident.

    b.

     Staff members who don't live in can't get paid overtime.

    2.2.4

    .6

      Diese Ebenen s ind Konstrukte des Linguisten, d ie s ich in

    einer historischen Sprache überlagern; auch der einzelne Sprecher

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    Das sprach l iche Zeichen

    beherrscht meist verschiedene Varianten

      und

      kann jederzeit

      von

    einer Variante

      zur

      anderen wechseln . Daher fehlt auch eine ein

    heitliche Klassifizierung

      für

      diese "Architektur

      der

     Sprache"

     (Co-

    seriu 1975a:

      38).

     Strang  (1968: 19fr.)   unterscheidet zwei Haupt

    kategorien,

      (I)

      Idiolekt

      -

      D ia lek t

      -

      Sprache,

     (II)

     M ed iu m

     -

      Stil

      -

    Register, wobei Kategorie

      (I)

      durch Kategorie

      (II)

      überlagert

    wird. Dialekt schließt

     bei ihr

      soziale Varianten

      ein;

     M ed iu m

     be

    zieht sich

      auf den

      Unterschied zwischen gesprochener

      und ge

    schriebener Sprache; Stil entspricht

     der

     D imen s ion " formel l

      - in

    formell" innerhalb

     der

     diaphasischen Un terschiede;

      und

     Regis ter

    is t verwendungsbezogen, betrif f t a lso

      z.B. die

      wissenschaftliche

    Sprache,

     die

     Sprache

      von

      Gebrauchsanweisungen, Kochrezepten,

    Patenten

      usw.

      Eine andere Eintei lung f indet s ich

     in

      Quirk

     et al.

    ( 1 97 2 :

      13) mit den

      Eb en en " reg ion

     -

      education

      and

     social

     Stand

    in g

      -

      subject matter

     -

      med iu m

     -

      attitude."

    Eine historische Sprache

     ist

      also kein homogenes System, son

    dern

     ein

     A ggregat

     von

      s ich überlagernden Subsystemen .

     Für

      eine

    strukturell- funktionelle Beschreibung

     muß man

     diese Subsysteme

    trennen, indem

      man

      sogenannte "funktionelle Sprachen" abstra

    hiert, die

     in

     diatopischer, diastratischer

     und

      diaphasischer Hinsicht

    h omogen s in d .

     Nur auf

     diese Weise lassen sich

     die in

     einer Sprache

    funktional relevanten Opposit ionen fests tel len. Dabei wird

      man

    s ich zweckmäßigerweise zunächst

     auf den

     hochsprachlichen Stan

    dard ("Standard/Educated English", "Hochdeutsch"

     usw.)

     bezie

    h en ,

      der

     dialektal

      und

     diastratisch verhältnismäßig hom oge n

     und

    neutral

     ist.

      Dieser s tel lt dann einen Bezugspunkt

      für

     weitere

      Dif

    ferenzierungen

     dar.

    HL Bedeutungsebenen und

    Bedeutungsdefinitionen

    3

    .1

      Grundfragen der Bedeutungsanalyse

    Wir w o l len

     uns nun der

      Frage zuwenden,

      was

     unter

      dem

      Begriff

    " Bed eu tu n g"

     zu

     verstehen

     ist.

      Dies kann zunächst

     als

      Frage nach

    dem ontologischen Status sprachlicher Bedeutungen interpret iert

    werden. Hierauf wird dieses Buch keine Antwort geben

     und bei

    dem derzeit igen Stand

     der

      Diskuss ion auch kaum geben können.

    Vielmehr scheint

     es

     s innvoll

     zu

     sein ,

     die

      Existenz sprachlicher

     Be

    d eu tu n gen

      in dem

      Sinn

     als

      gegeben vorauszusetzen,

     daß sie

      sich

    in best immten Phänomenen

      wie

      S yn on ymie

      und

      Bed eu tu n gs u n

    terschied, Antonymie

      und

     Folgeru ng, Kontradikt ion, Tauto logie

    usw. manifestiert,

     die wir

     intuit iv

     als

     P h än omen e

     der

     Bed eu tu n gs

    seite

     der

      Sprache identifizieren.

    Man kann

     die

     Frage nach

     dem

     Wes en

     der

      Bedeutung aber auch

    praktischer

      als

      Frage nach ihrer Rolle

      in der

      Sprache verstehen.

    Die Antwort hierauf wird

     in

     einer kohärenten semantischen The o

    rie bestehen müssen,

     die die als

     semantisch erkannten Fakten mit

    einander verbindet, erklärt

     und von den

     nicht-semantischen Phä

    n omen en

     in der

      Sprache abgrenzt . Dies setzt zunächst eine Ana

    lyse

     und

      Beschreibung

      der als

      semantisch bewerteten Phänomene

    voraus . Damit verwandelt s ich

      die

      Frage nach

      dem

      Wes en

      der

    Bed eu tu n g

      in die

      Frage,

      wie

      Bedeutungen beschrieben werden

    k ön n en ,

     was zu

     einer

     im

      weitesten Sinn

     des

     Wortes operationalen

    Bedeutungsdef init ion führt .

    Zuvo r soll jedoch noch eine drit te Interpretation

     der

     Frage nach

    d em

     Was der

     Bedeutung erörtert werden,

     die zu

     einer Unterschei

    dung verschiedener Bedeutungsebenen führt .

    3 . 2   Bedeutungsebenen

    3.2.1  Denotative

      und

     konnotative Bedeutung

    3 .2 .1 . 1  Ein

      Blick

      auf das

      fo lgen d e

      in

      Leech

      ( 1974:   17)

      zitierte

    Beispiel zeigt ,

     daß

     " Bed eu tu n g" k e in es w egs

     ein

     vö l l ig h omogen es

    Phänom en darstellt .

  • 8/17/2019 Wortbildung und semantik.pdf

    19/167

    edeutungsebenen

      un d

      edeutungsdefinitionen

    (1)

      a. They chucked a stone at the cops, and then did a bunk with

    the loot.

    b.

      After casting a stone at the police, they absconded with the

    money.

    Beide Sätze beziehen sich auf denselben Sachverhalt, tun dies aber

    in unterschiedlicher Weise. Satzbau und Wortwahl charakterisie

    ren sie als Realisierungen verschiedener funktioneller Sprachen

    (umgangssprachlich-salopp vs . hochsprachlich-formell) . So be

    zeichnen z. B. sowohl

      cops

     als auch

     police

      die staatlichen Gesetzes

    hüter, haben also die Bedeutung 'Polizei ' . Diese Definit ion is t je

    doch nur im Falle von

     police

     ausreichend; bei

      cops

      'Bullen' kommt

    noch eine weitere Bedeutungskomponente hinzu, nämlich Ge

    ringschätzung, Abneigung, also eine negative Bewertung des Re

    ferenten durch den Sprecher; außerdem is t das Wort als 'um

    gangssprachlich' markiert. Ähnliche Unterschiede lassen sich für

    chuck/cast, do  a bunk/abscond

      usw. feststellen. Der durch eine kreuz

    weise Vertauschung der Satzteile entstehende Stilbruch in (2)

    verdeutl icht diese Unterschiede. Neben einer ( ia) und ( ib) ge-

    (2) a. They cast a stone at the police, and then did a bunk with the

    loot.

    b.

      After chucking a stone at the cops, they absconded with the

    money.

    meinsamen Bedeutung 'mehrere Personen bewarfen die Polizei

    mit Steinen und verschwanden dann mit dem gestohlenen Geld'

    ergeben s ich also weitere Bedeutungselemente, d ie von dieser

    Grundbedeutung isol iert werden können.

    3.2 .1 .2 Diese beiden Arten von Bedeutung werden in der Regel

    "denotat ive Bedeutung" ("Denotat ion", "conceptual meaning",

    "referential meaning", "cognit ive meaning") und "konnotat ive

    Bedeutung" ("Konnotat ion", "emotive meaning", "associat ive

    meaning") genannt. Erstere entspricht den bisher verwendeten

    Begriffen "s ignif ie", "concept", "meaning", "sense" usw. , und

    ihr werden die Ausführungen zur Bedeutungsanalyse in diesem

    Buch gelten. S ie is t der zentrale Faktor in der sprachlichen K om

    munikation und weis t gemeinsame Eigenschaften mit der phono-

    logischen und syntaktischen Ebene der Sprache auf , nämlich

    Grundfragen der  edeutungsanalyse

    39

    "contrast iveness" und "const ituent s tructure" (Leech 19 74: n ) ,

    die s ich aus der paradigmatischen und der syntagmatischen Di

    mension der Sprache ergeben.

    Der Terminus "konnotat ive Bedeutung" bezeichnet eine Reihe

    verschiedener Bedeutungselemente, d ie im Gegensatz zur denota

    tiven Bedeutung nicht klar strukturiert sind, und die vor allem den

    Gefühlswert einer Äußerung best immen. Sie umfassen sowohl

    außersprachliche Faktoren, z. B. die Einstellung des Sprechers ge

    genüber der dargestellten Realität, als auch innersprachliche Fak

    toren, z .B. d ie s t i l is t ische Angemessenheit einer Äußerung in

    einer gegebenen Situation. Nida (1975a: 28ff .) unterscheidet dem

    entsprechend zwischen außersprachlich bedingter und inner

    sprachlich bedingter emotiver Bedeutung. Auch Leechs (1974:

    14-22) fünf Typen v on assoziat iver Bedeutung, d ie zu der Grund

    bedeutung ("conceptual meaning") eines sprachlichen Zeichens

    hinzutreten können, vertei len s ich auf diese beiden Bereiche.

    3.2.1.3 "Connotation" betrifft Assoziationen, die in für den ein

    zelnen Sprecher unterschiedlichem M aß mit dem Referenten eines

    Wortes verbunde n s ind, z . B. "biped", "having a wom b", "gre-

    garious", "experienced in cookery", "skirt-or-dress-wearing",

    "frail", "prone to tears" usw. mit

     woman

      (Leech 1974: 14). Hierher

    gehören die assoziat iven Felder

      {bœuf-.labour,

      charrue, joug, travail

    usw.) in Bally (1940: 195), oder die von Pottier (1964: 130) als

    "virtuème" bezeichnete Erwartung, daß s ich mit

      Möwe

     normaler

    w eis e

      weiß

      und nicht

      schwär^

      verbindet . Solche Ko nnotat ion en

    sind extralinguistisch bedingt, instabil, häufig auch von dem kul

    turellen Umfeld des Referenten abhängig und bilden kein ge

    schlossenes Inventar.

    Leechs "reflected meaning" betrifft den Einfluß multipler Be

    zeichnungsbeziehungen eines Zeichens auf seine Bedeutung und

    V erw en d u n g . S o s ch w in gen in

      The Comforter

      un d

      The Holy Ghost

    als Bezeichnung der Dritten Person der Dreifalt igkeit jeweils auch

    d ie von d en an d eren V erw en d u n gen von

      comfort(er)

      u n d

      ghost

    evozierten Gefühle mit , a lso "warm, comfort ing" bzw. "a wesom e"

    (Leech 1974: 19) . Bei Wörtern wie

      intercourse, ejaculation,

      érection

    usw. , d ie sow ohl innerhalb wie außerhalb eines Tabubereichs ver

    wendet werden können, kann die potentiel le Tabuassoziat ion zur

    Aufgabe der nicht tabuis ierten Verw endung führen. Für die Fest-

  • 8/17/2019 Wortbildung und semantik.pdf

    20/167

    40

    edeutungsebenen  un d  edeutungsdefinitionen

    tellung

     solcher Assoziat ionen is t somit die Kenntnis der usuellen

    Referenzbeziehungen einer Sprache notwendig.

    "Stylistic meaning" bezieht sich auf die Sprechsituation und

    charakterisiert das soziale Umfeld, in dem ein Sprachzeichen ver

    wendet wird (Leech 1974: 16) , s teht also mit den diatopischen,

    diastratischen und diaphasischen Unterschieden in Zusammen

    hang. Beispiele s ind ( ia ,b) oder Quasi-Synonyma wie   mouth-gob,

    food - grub,

      close

      - shut, domicile -

      residence

      -

      abode

      - home,

      die sich

    hinsichtlich ihrer stilistischen Bedeutung unterscheiden.

    "Affective meaning" basiert ebenfalls auf der Sprechsituation,

    ist jedoch subjektiv, d. h. sprech erbezog en, und betrifft "what is

    communicated of the feelings and attitudes of the writer/speaker"

    (Leech 1974: 18) . Dieser Bedeutungsaspekt verbindet s ich in der

    Regel m it ganzen Äußerungen. So kann z. B. (3) je nach Intonation

    (3) I'm terribly sorry to interrupt, but I wonder if you would be so

    kind as to lower your voices a little.

    und Situation eine höfliche Bitte oder beißende Ironie sein.

    Unter "collocat ive meaning" versteht Leech schließlich "the

    associations a word acquires on account of the meanings o f w ords

    which tend to occur in its environmen t" (1974: 20) . Dieser Aspe kt

    bezieht s ich also im Gegensatz zur Konnotat ion nicht auf die

    Ebene der Referenten, sondern auf die sprachliche Ebene und

    steht in großer Nähe zu den Selektionsbeschränkungen der gene

    rativen Grammatik. Letztere charakterisieren Verbindungen wie

    *buxom man,

     *yellow

      hair  als abweichend und basieren auf klar de

    f inierten semantischen Klassen. Leechs kollokative Bedeutungen

    hingegen ergeben s ich aus mehr oder weniger zufäll igen Fixierun

    gen auf Normebene, so z. B. bei pretty u n d  handsome,  die beide die

    Bedeutung 'good-looking' haben, s ich jedoch in ihren Kolloka

    t ionsmöglichkeiten unterscheiden, vgl .

    (4 )

     a. pretty (girl, boy, woman, flower, garden, colour, village, etc.)

    b. handsom e (boy, man, car, vessel, overcoat, airliner, typewriter,

    etc.).

    Vereinzelt s ind beide Adjektive möglich, z .B.   handsom e pretty

    woman,

     doc h ergeben s ich dann aufgrund der verschiedenen kollo -

    kativen Assoziationen unterschiedliche Implikationen. So erhält

    Grundfragen der  edeutungsanalyse

    4 1

    pretty man  durch die Assoziat ion mit pretty  boy, pretty

      woman

      eine

    negative Implikation. Wie die Beobachtungen Nidas (1975a:

    162 ff .) zu diesem Paar zeigen, is t d ie A bgrenzu ng solcher K ollo

    kationsbeschränkungen gegenüber den s trikteren Selektionsbe

    schränkungen der TG äußerst schwierig; vgl . auch Kempson/

    Quirk (1971) , d ie hier von latenten Merkmalen sprechen. Von

    allen hier genannten Kategorien assoziat iver Bedeutung is t d ie

    letzte wohl am diffusesten und am wenigsten genau abgrenzbar.

    3.2.2

      Thematische Bedeutung

    3.2.2 .1 Die Ebene der thematischen Bedeutung bezieht s ich auf

    den Satz als Ganzes und betrifft "what is communicated by the

    way in w hich a speaker or writer organizes the message, in terms

    of ordering, focus and emphasis" (Leech 1974: 22) . Es handelt

    s ich hierbei also um die Vertei lung von vorgegebener und neuer

    Information im Satz sowie um die Hervorhebung neuer Informa

    tion, d. h. um die "funktionale Satzperspektive" der Prager Schule

    bzw. den Begriff der "Topikalis ierung" in der TG

    1

    .

    Auf syntaktischer Ebene manifestieren sich solche Unterschiede

    z. B. durch die Oppo sit ion vo n A ktiv und Pass iv , d ie s ich trotz

    identischer denotat iver Bedeutung in ihrem kommunikativen

    Wert unterscheiden und daher nicht in demselben Kontext vor

    kom men können. So wäre nur (5 a) eine angemessene Antwort auf

    (5)

     a.  Jack kissed Jill.

    b.

      Jill

     w as

     kissed by Jack.

    die Frage

      W ho did Jack kiss?,

      nicht jedoch (5b) , das Fragen wie

      Who

    kissed Jill?  oder  W ho

     w as

     Jill kissed by?  voraussetzen würde.

    Ähnlich funktioniert kontrast ive Betonung allein oder zusam

    men mit Konstruktionen wie "cleft ing" oder "pseudo-cleft ing"  :

    (6) a. Jack kissed Jill (neutral).

    b. Jack

      kissed Jill (kontrastive Betonung).

    c. It was Jill who Jack kissed/who was kissed by Jack ("cleft

    sentence").

    d. The one who Jack kissed/The one who was kissed by Jack was

    Jill ("pseudo-cleft sen tence").

  • 8/17/2019 Wortbildung und semantik.pdf

    21/167

    4 2

    edeutungsebenen  un d  edeutungsdefinitionen

    Die thematische Satzgliederung kann auch lexikalische Konse

    quenzen haben, indem s ie über die Wahl der Konstruktion und

    die damit verbundene Fest legung der Reihenfolge der Satzglieder

    die Entscheidung zwischen lexikalischen Alternativen s teuert .

    Dies gi lt z . B. für die psychologischen Prädikate oder "f l ip verb s"

    2

    v o m T y p

     surprise be surprised at, disgust be disgusted at,

     die trotz ihrer

    engen Verwandtschaft mit dem Pass iv im Grunde lexikalische

    Alternativen darstellen:

    7)

      a. Othello disgusted Desdemona with his outbreaks.

    b.

      Othello's outbreaks disgusted Desdemona.

    c. Desdemona was disgusted at Othello's outbreaks.

    Analoge Bedeutungsunterschiede weisen auch Sätze mit lexikali

    schen Konversen (4.4 .3 .10, 4 .6 .2 .5) wie

      own/belong; precede/follow;

    father

    son;

      buy sell

      usw. auf; bei letzterem Paar kommt noch eine

    unterschiedliche Vertei lung der Agensfunktion auf die Ar gumen te

    des Verbs hinzu:

    (8) a. My brother owns the largest betting-shop in London.

    b.

      The largest betting-shop in London belongs to my brother.

    9) a. John bought the car from Peter,

    b.

     Peter sold the car to John.

    (10) a. Mary is taller than Jane,

    b.

      Jane is shorter than Mary.

    (11) a. A precedes B.

    b.   B follows A.

    (12) a. Henry was Richard's father,

    b.

     Richard was Henry's son.

    Hierher gehört auch die Verwandtschaft zwische n (13a) und (13b) ,

    (13) a. Seym our cut the salami with a knife.

    b.

     Seymour used a knife to cut the salami.

    vgl . Lakoff (1968) . Nac h Buckingham (1973) und Walmsley (1971)

    wird die Instrumentalrelation in unbetonter Stellung durch

      with

    markiert , vgl . (13a); durch die Verwendung von

      use

      wird sie hin

    gegen hervorgehoben und zum Focus des Satzes gemacht , vgl .

    (13b).

    Grundfragen der

      edeutungsanalyse

    43

    3.2.2 .2 Ge gen diese Interpretat ion s ind verschiedentl ich E in

    wände erhoben worden, so z. B. von Chomsky (1971: 1946°. ) , der

    nur die Aktiv-Pass iv-Relat ion von einer gemeinsamen Tiefen

    struktur ableitet. Und Coseriu wirft der TG vor, sie vernachlässige

    in diesem Fall offens ichtl iche Bedeutungsunterschiede und ver

    wechsle Bezeichnungsäquivalenz mit Bedeutungsäquivalenz; um

    gekehrt interpretiere sie unterschiedliche Bezeichnungsrelationen

    fälschlicherweise als Bedeutungsverschiedenheit , so z.B. bei der

    »^- K on s tru k t ion in (14 ). D ies e h ab e immer d ies e lb e a l lgemein e

    ( 1 4 )

     a. He cut the salami with a knife.

    b.   He made cookies with flour.

    c. He went with his girlfriend to Chicago.

    d. He gave his contribution with reluctance.

    Bedeutung 'und

      Xtet

      dabei' (Coseriu 1970c: 58); d ie unterschied

    liche Art, in der

      X

      an der Handlung betei l igt ist (Instrument/Be

    standteil /Begleitung/Art und W eise) , werde erst durch die Kenntnis

    der außersprachlichen Realität determiniert, sei also eine Angele

    genheit der Bezeichnung, n icht der Sprachbedeutung. Danach wäre

    die »' / /^-Konstruktion vage und nicht mehrdeutig

    3

    . N u n k ön n en

    nur funktionsgleiche Satztei le durch

      und/and

     miteinander kom bi

    niert werden (Fil lmore 1968a: 22f . ; Lakoff i97od) . Die Koordi

    nation "bezeichnungsverschiedener" «^-Konstruktionen führt je

    doch zu abwe