archithese 3.15 – Balkan Beats
-
Upload
archithese -
Category
Documents
-
view
231 -
download
1
description
Transcript of archithese 3.15 – Balkan Beats
arc
hit
hes
e 3.
2015
Ju
ni
Pre
is:
28
CH
F /
22 E
uro
B
alk
an B
eats
architheseDen Balkan gestaltenZwischen Aufbruchsstimmung und StagnationJunge Büros suchen nach regionalen Ansätzen
Urbane Hot SpotsEntwicklungen in Tirana, Belgrad und SplitÜber die Konstruktion nationaler Narrationen
Neuausrichtungen und KontinuitätenTransformation von Städten, Küsten und DenkmälernUmgang mit dem sozialistischen Architekturerbe
Architektur als KampfzoneWirkungsmächte des NeokapitalismusKirchen und Moscheen als territoriale Marker
3.2015 Juni
Internationale Zeitschrift und Schriftenreihe für Architektur
International thematic review for architecture
Balkan Beats
www.jeld-wen.ch
Die Evolution der Tür.Purismus erschliessen. Design eröffnen.
Q45: geschlossen ganz schlicht und reduziert in reinweisser, matter Oberfläche.
Q45: geöffnet ganz überraschend mit Natur holz-Einblicken in Nussbaum, Eiche oder
Multiplex an der völlig neuartigen 45-Grad-Kante. Mit Q45 evolutioniert JELD-WEN
die Tür einmal mehr zum gestaltenden Element. Ergänzt durch die neue Griffstange
GS100, die das puristische Design gekonnt unterschtreicht. Für mehr Informationen zu
Q45 fordern Sie den Folder unter [email protected] oder unter 056 / 648 9977 an.
59305_AR03-15_Cover.indd 1-3 21.05.15 16:25
archithese 3.2015 Juni 45 . Jahrgang
Titelbild: 51N4E/Sannah Belzer, Beitrag zum Wettbewerb zur Umgestaltung des Skanderbeg Platzes, Tirana, 2008.
2 Editorial
B A L K A N B E A T S
10 Was ist ‹ der Balkan › ?
Kategorien wie Osteuropa, Ostmitteleuropa
oder Südosteuropa sind keine neutralen
geografischen Bezeichnungen
Ulf Brunnbauer
16 Städtebauliche Setzung
und behutsame Transformation
Split baut sich um
Maroje Mrduljaš
24 Tirana ist (k)eine Insel
Das experimentelle Rahmenwerk für Raum- und
Architekturinterventionen in der albanischen Hauptstadt
Kristo Saimir
32 Urbanisierung der Strände
Transformation spätmoderner
Tourismusarchitekturen in Bulgarien und Kroatien
Anke Hagemann und Michael Zinganel
40 Designing the Balkans
Nine portraits of new and established
architectural practices
Daniela Meyer
52 Don’t Drown Belgrade
A report from Belgrade Waterfront
Iva Cukic, Dubravka Sekulic,
Ljubica Slavkovic, Ana Vilenica
58 Identity Edits
Flagging territories with religious architecture
Azra Akšamija
64 Legendendichtung statt Zukunftsmusik
Denkmäler als politische Werkzeuge
in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens
Jørg Himmelreich
70 Spannungsfelder
Tendenzen in der zeitgenössischen
Architektur Bulgariens
Aneta Vasileva
76 Agenten des Wandels
Wie Architekten und Urbanisten
in Südosteuropa ihre Städte verändern
Kai Vöckler
A R C H I T E K T U R A K T U E L L
82 Modular und flexibel
Bruno Fioretti Marquez Architekten
Kindergarten Cassarate, Lugano
Katharina Jacobi
86 Tektonische Schichtung statt Big Box
Meyer Stegemann Architekten
Gewerbepark Morgenstern, Frauenfeld
Richard Zemp
R U B R I K E N
90 Neues aus der Industrie
93 Premium Brands Online
96 Vorschau und Impressum
2 archithese 4.2015
architheseInternationale Zeitschrift und Schriftenreihe für Architektur
International thematic review for architecture
archithese_ankuendigung_auf-4.2015.indd 1 16.07.15 13:21
2 archithese 3.2015
E D I T O R I A L
Balkan Beats
Als die Redaktion der archithese im letzten Winter am Fresh-Europe-Heft arbeitete, kristal-
lisierte sich ein besonderes Interesse am Architekturgeschehen der Balkanregion heraus. In
Kunst und Musik werden die Kreativen dieser Länder hoch gehandelt – doch was passiert in
der Architektur ? Krise und Stillstand oder Boom und Aufbruchsstimmung ? Welche Trends
zeichnen sich in Albanien, Bulgarien oder Rumänien ab ? Die Lage scheint zwei Jahrzehnte
nach den Kriegen zwischen den ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken zwar stabilisiert,
doch erweist sich diese Ruhe bei genauerem Hinsehen als trügerisch. Gelöst sind die ethni-
schen und kulturellen Konflikte nämlich nicht ; Ländergrenzen wurden mitunter einfach auf
historischen Linien eingefroren und schmerzvolle Erinnerungen an die gewaltsamen Kon-
flikte versperren vielerorts den Blick in die Zukunft. Umso wichtiger ist es, den Alltag räum-
lich zu verbessern und progressiv an den Städten zu arbeiten, um Perspektiven für ein künf-
tiges Zusammenleben herauszuarbeiten.
Aktuelle Publikationen über die Architektur der Region schauen vor allem zurück – vor-
rangig auf die faszinierende moderne Avantgarde der 1960 er und 1970 er Jahre. In der dis-
tanzierten Reflexion scheint es möglich, die totalitären Kontexte ihrer Entstehung auszu-
blenden und insbesondere auf dem Territorium des ehemaligen Jugoslawiens ihre Qualitäten
als faszinierende Verräumlichungen multiethnischer, aufgeklärter und moderner Gesell-
schaftsvisionen zu lesen. Um nicht in Nostalgie zu schwelgen, haben wir im Heft den Blick
jedoch vor allem auf gegenwärtige Strömungen gerichtet und beleuchten lediglich für ihre
Verortung schlaglichtartig den historischen Kontext. Balkan Beats nimmt einzelne Orte und
Akteure ins Visier und versteht die vielschichtigen Realitäten und Geschichten als inspirie-
renden Nährboden.
Die kulturellen und ökonomischen Unterschiede zwischen den Balkanländern sind grös-
ser geworden; dies spiegelt sich auch in der Architektur. Slowenien und Kroatien konnten
eine hochstehende Architekturproduktion entwickeln und entlang der Adriaküste etabliert
sich ein High-End-Tourismus. An anderen Orten wird hingegen versucht, mit kleineren Bud-
gets zeitgemässe Lösungen zu finden. Trotz schwacher Ökonomien gleisen einige Regierun-
gen der jungen Nationalstaaten auf der Suche nach Prestige ehrgeizige Projekte auf. Planun-
gen wie zur Belgrader Waterfront oder dem Stadtumbau von Skopje 2014 versuchen im
Eiltempo die Gesichter der Hauptstädte zu liften und deren Geschichte neu zu erfinden.
Dafür werden mitunter fragwürdige finanzielle und politische Klimmzüge unternommen.
Auch für gesamteuropäisch gesinnte, säkulare und aufgeklärte Zeitgenossen erscheinen
einige Entwicklungen befremdlich: So spriessen in Bosnien und Herzegowina religiöse Bau-
ten aus dem Boden – nicht nur, um die vielen kriegszerstörten Kirchen und Moscheen zu
ersetzen. Nach der Strategie gezielter Zerstörung wird das Bauen zum Instrument territori-
aler Konfliktführung.
archithese versucht zudem subtilere Ansätze in Architektur und Urbanismus aufzuspüren
und beleuchtet dafür etwa, wie Architektinnen und Aktivisten Dialoge aufspannen im Ver-
such, Stadtbewohnern bei der Artikulation ihrer Bedürfnisse zu helfen und diese politisch
und räumlich zu implementieren. Balkan Beats will aufzeigen, dass die komplexe Geschichte
der Region als inspirierende Folie dienen kann, um eine aktuelle, reiche architektonische
und urbanistische Zukunft zu gestalten.
Die Redaktion
Superblock, Winterthur46 391 m² Gebäudefläche2300 Arbeitsplätze18 Wohnungen1 Gebäude
Imm
obili
en
Pro
jekt
entw
ickl
ung
Rea
lisat
ion
All
real
-Gru
ppe:
Zür
ich,
Bas
el, B
ern,
Cha
m, S
t. G
alle
n w
ww
.all
real
.ch
A
llre
al k
ombi
nier
t ein
ert
rags
stab
iles
Lieg
ensc
haft
enpo
rtfo
lio m
it de
r Tä
tigke
it de
s G
ener
alun
tern
ehm
ers
WB
G A
G
Das belgische Büro XDGA gewann 2014 den Wettbe-werb für die Umgestaltung der Uferpromenade der albanischen Stadt Vlora. Die landestypische Flora soll an der Promenade fortge-führt werden. ( Foto: Ignat Igev © XDGA )
4 archithese 4.2015
Der Herbst wird scharf.archithese 5.2015 erscheint in bekannter Präzisionund mit geschärftem Layout
archithese_ankuendigung_auf-4.2015.indd 2 16.07.15 13:21
FASSADENKLINKER
PFLASTERKLINKER
FORMKLINKER
KLINKERRIEMCHEN
Hagemeister GmbH & Co. KGKlinkerwerk
Buxtrup 3 · D-48301 NottulnTelefon: +49 (0) 2502 [email protected]
www.hagemeister.de
K L I N K E R K R E AT I O N
8 archithese 3.2015 9
Bevk Perovic arhitekti
dekleva gregoric arhitekti
Anke Hagemann und Michael ZinganelURBANISIERUNG DER STRÄNDE
Aneta VasilevaSPANNUNGSFELDER
Azra AkšamijaIDENTITY EDITS
Anke Hagemann und Michael ZinganelURBANISIERUNG DER STRÄNDE
Bansk
o
Bistric
a
Kolarov
o
Glozhene
Lozenec
Sonnenstran
d
Druzh
baAlbena
Goldstran
d
Ustiko
lina
Malinsk
aPetro
va G
ora
Jace
novac
Kozara
Koprivnica
Rovinj
Saimir KristoTIRANA IST (K)EINE INSEL
Jørg HimmelreichLEGENDENDICHTUNG STATT ZUKUNFTSMUSIK
Kai VöcklerAGENTEN DES WANDELS
24
58
76
Iva Cukic, Dubravka Sekulic, Ljubica Slavkovic, Ana VilenicaREPORT FROM BELGRADE WATERFRONT
52
64
70
Vibbet44
32
32
Durrës
STUDIO UP
Studio 3LHD
studio AUTORI
MIT – arh studio
studioBASAR
FILTER ARHITEKTURA
49
48
42
41
46
47
16
50
51
Maroje MrduljašSTÄDTEBAULICHE SETZUNG UND BEHUTSAME TRANSFORMATION
Ulf BrunnbauerWAS IST DER ‹DER BALKAN›?
10
Ljubljana
Zagre
b
Split
Mostar
Saraje
vo
Višegra
d
Dugopolje
Bukarest
Skopje
Belgrad
Tirana
SofiaPris
tina
Cacak
Mokrin
Mitrov
ica
Ers
tellt
mit
In
form
atio
nen
von
Kar
ten
des
Um
wel
tpro
gra
mm
s d
er V
erei
nte
n N
atio
nen
, des
Hoh
en R
eprä
sen
tan
ten
fü
r B
osn
ien
an
d H
erze
gow
ina
un
d d
es H
ohen
Flü
chtl
ing
skom
mis
sars
der
Ver
ein
ten
Nat
ion
en.
Die
Län
der
gre
nze
n ü
ber
sch
nei
den
d, s
ind
die
jew
eils
grö
sste
n e
thn
isch
en G
rup
pen
kar
tier
t. M
it d
iese
n U
nsc
här
fen
möc
hte
die
Red
akti
on z
eig
en, d
ass
es s
ich
bei
den
Sta
aten
des
Bal
kan
s n
ich
t u
m e
thn
isch
hom
ogen
e E
nti
täte
n h
and
elt,
son
der
n u
m h
eter
ogen
bes
ied
elte
Räu
me.
8 archithese 3.2015 9
Bevk Perovic arhitekti
dekleva gregoric arhitekti
Anke Hagemann und Michael ZinganelURBANISIERUNG DER STRÄNDE
Aneta VasilevaSPANNUNGSFELDER
Azra AkšamijaIDENTITY EDITS
Anke Hagemann und Michael ZinganelURBANISIERUNG DER STRÄNDE
Bansk
o
Bistric
a
Kolarov
o
Glozhene
Lozenec
Sonnenstran
d
Druzh
baAlbena
Goldstran
d
Ustiko
lina
Malinsk
aPetro
va G
ora
Jace
novac
Kozara
Koprivnica
Rovinj
Saimir KristoTIRANA IST (K)EINE INSEL
Jørg HimmelreichLEGENDENDICHTUNG STATT ZUKUNFTSMUSIK
Kai VöcklerAGENTEN DES WANDELS
24
58
76
Iva Cukic, Dubravka Sekulic, Ljubica Slavkovic, Ana VilenicaREPORT FROM BELGRADE WATERFRONT
52
64
70
Vibbet44
32
32
Durrës
STUDIO UP
Studio 3LHD
studio AUTORI
MIT – arh studio
studioBASAR
FILTER ARHITEKTURA
49
48
42
41
46
47
16
50
51
Maroje MrduljašSTÄDTEBAULICHE SETZUNG UND BEHUTSAME TRANSFORMATION
Ulf BrunnbauerWAS IST DER ‹DER BALKAN›?
10
Ljubljana
Zagre
b
Split
Mostar
Saraje
vo
Višegra
d
Dugopolje
Bukarest
Skopje
Belgrad
Tirana
SofiaPris
tina
Cacak
Mokrin
Mitrov
ica
Ers
tellt
mit
In
form
atio
nen
von
Kar
ten
des
Um
wel
tpro
gra
mm
s d
er V
erei
nte
n N
atio
nen
, des
Hoh
en R
eprä
sen
tan
ten
fü
r B
osn
ien
an
d H
erze
gow
ina
un
d d
es H
ohen
Flü
chtl
ing
skom
mis
sars
der
Ver
ein
ten
Nat
ion
en.
Die
Län
der
gre
nze
n ü
ber
sch
nei
den
d, s
ind
die
jew
eils
grö
sste
n e
thn
isch
en G
rup
pen
kar
tier
t. M
it d
iese
n U
nsc
här
fen
möc
hte
die
Red
akti
on z
eig
en, d
ass
es s
ich
bei
den
Sta
aten
des
Bal
kan
s n
ich
t u
m e
thn
isch
hom
ogen
e E
nti
täte
n h
and
elt,
son
der
n u
m h
eter
ogen
bes
ied
elte
Räu
me.
24 archithese 3.2015 25
TIRANA IST [K]EINE INSELÜber experimentelle architektonische Eingriffe und deren Rahmenbedingungen in der
albanischen Hauptstadt Nach Jahrzehnten der Isolation und Unterdrückung in einer der restriktivsten
kommunistischen Diktaturen hat sich Albanien für Modernisierung und Freiheit geöffnet. Obwohl
das Land mit ähnlichen Schwierigkeiten kämpft wie seine Nachbarn, geht es einen eigenen Weg. Auf der Suche
nach spezifischen Lösungen und einer neuen Identität wurde Tirana zu einem Ort, an dem rationale und bizarre
Elemente koexistieren und dessen Identität einem ständigen Wandel unterworfen ist.
Autoren: Joana Dhiamandi und Saimir Kristo
Viele Städte in den ehemals kommunistischen Ländern des
Westbalkans, die früher für ihre strenge öffentliche Raum-
planung bekannt waren, haben sich in den letzten Jahren
durch unkontrolliertes Wachstum stark verändert. Nach 30
Jahren des Übergangs halten viele Länder immer noch nach
Wegen Ausschau, um neue Raumplanungskulturen zu etab-
lieren – in einer Region, in der sich nicht nur die Bewohner,
sondern bisweilen auch die Planenden von den räumlichen
Entwicklungen ausgeschlossen fühlen.
Tirana liegt auf einer wichtigen Transitroute, die Südeu-
ropa mit dem Nahen Osten verbindet, und ist geografisch
wie wirtschaftlich eng mit der nahen Hafenstadt Durrës ver-
bunden. Als Treiberin der wirtschaftlichen und kulturellen
Entwicklungen des Landes wächst sie kontinuierlich zu ei-
ner Metropole mit überregionaler Bedeutung heran. Dieser
Artikel ist ein Versuch, Albaniens Entwicklung mit Fokus auf
den Grossraum Tirana 1 darzustellen – eine Stadt, die Ambi-
tionen hat, zu einem der attraktivsten Metropolitanräume
des Balkans zu werden. Die Chancen, dass Tirana zu einer
innovativen ‹Insel› werden könnte, sind durchaus gross,
denn die meisten vormals kommunistischen Länder der Re-
gion verschliessen sich einem Wandel und stecken in der
Vergangenheit fest.
Saimir Kristo ist Architekt und Stadtplaner. Er ist Lehrbeauftragter an der POLIS Universität Tirana und arbeitet an einer Dissertation über Stadtmorphologie und urbane Katalysatoren. Er setzt sich für die Entwicklung einer gemeinsamen Diskussionsplattform im Bereich Architektur und Stadtplanung für die Stadt Tirana ein und bemüht sich um öffentliche Partizipationsprozesse. Zudem ist er Kurator der Tirana Architecture Week 2014 und der Tirana Design Week 2015.
Joana Dhiamandi ist Architektin und Lehrbeauftragte für Architektur und Design an der POLIS Universität Tirana. Derzeit beschäftigt sie sich im Rahmen ihres Doktoratsstudiums mit der Architektur von Kultbauten. Vor Kurzem wurde sie zur Kuratorin der Tirana Design Week 2015 ernannt. Sie unterstützte Saimir Kristo bei seinen Recher-chen zu diesem Artikel.
1 Bashkia e Tiranes, Plani Strategjik I Tiranës së madhe. Tirana: 2002.
2 Kristo Frashëri, Historia e Tiranës si qytet deri në 1920. Vol. 1. Tirana: 2002.
Fassade des TID-Towers, ein neues Hochhaus des belgischen Büros 51N4E im Zentrum Tiranas ( Foto: Filip Dujardin )
Zwischen Spontaneität und strikter Planung
Tirana wurde im 17. Jahrhundert gegründet und pendelte
seitdem zwischen spontaner organischer Entwicklung und
gezielter Planung hin und her. 2 Das Resultat ist eine un-
scharfe und fragmentierte Situation. Tirana hat sich jedoch
in den letzten Jahren stark gewandelt und bietet der Stadt-
planung und -entwicklung einzigartige Möglichkeiten.
Während des autoritären Regimes von Enver Hoxha
[ 1944 –1985 ] kam es zu tiefgreifenden Veränderungen in der
Stadtstruktur. Architektur und Stadtplanung waren aufge-
fordert, an der Schaffung einer neuen gesellschaftlichen Re-
alität mitzuwirken. Historische Quartiere und religiöse
Zentren wurden abgerissen, um für Siedlungen des Massen-
wohnungsbaus Platz zu schaffen. Diese Stadtplanung durch
Abriss passte zur autoritären Führung Albaniens, die über
40 Jahre lang Redefreiheit und gesellschaftliche Partizipa-
tion unterdrückte.
1990 konnte die Diktatur in Albanien gestürzt werden.
Der Übergang zu einer demokratischen Ordnung verlief cha-
otisch und mehrere Rückschläge mussten weggesteckt wer-
den – etwa die Unruhen von 1997 im Zuge des wirtschaftli-
chen Zusammenbruchs, ausgelöst durch die sogenannten
‹ Pyramidenspiele ›. Bedingt durch einer massive Landflucht
in jenen Jahren sah sich Tirana mit dem Phänomen einer
umfangreichen informellen Bautätigkeit konfrontiert. Es
kam zu einer starken, ausufernden Zersiedelung, die für die
Qualität des urbanen Lebens in der Stadt eine grosse Gefahr
darstellte.
Wiedererlangung der Kontrolle
Mit derzeit nahezu einer Million Einwohnern ist Tirana vier-
mal so gross wie vor 20 Jahren und nimmt über ein Viertel
der Gesamtbevölkerung des Landes auf. Ungefähr 60 Pro-
zent der albanischen Bevölkerung leben in städtischen Zen-
tren. Der Übergang vom Sozialismus zum Kapitalismus hat
die soziale, wirtschaftliche und räumliche Struktur Tiranas
unmittelbar geprägt. Ihr Stadtraum hat sich rasch verändert,
wobei vor allem zwei Phänomene auffallen: Einerseits zogen
im Stadtzentrum und entlang der Hauptverkehrsachsen
zahlreiche Büros, Geschäfte und die Unterhaltungsindustrie
ein. In zentraler Lage sind neue Wohnbauprojekte entstan-
den. Andererseits hat sich die Stadt seit den frühen 1990er
Jahren durch informelle Bauten an den Stadtgrenzen ausge-
dehnt; zuerst waren es nur kleine Wohnhäuser, später ka-
men auch Wohnungsbau im grossen Massstab hinzu. Diese
allmähliche Entwicklung geschah ohne Planung, ohne die
Bereitstellung sozialer und technischer Infrastrukturen oder
öffentlicher Räume, was zu einem schwachen Stadtraum
führte. Diese Entwicklungen machten nicht halt vor dem
existierenden Stadtgefüge: Ehemals öffentliche Grundstü-
cke wurden in Besitz genommen und bestehende Strukturen
durch die Errichtung kleiner, mittlerer, aber auch grosser
Bauten, mitunter Durchgänge blockieren, rücksichtslos ver-
dichtet. Die grossmassstäblichen Wohn- und Geschäftsbau-
ten in der Peripherie wurden vom privaten Sektor realisiert.
Aktuell wird nach Wegen gesucht, um sie nachträglich zu
legalisieren.
Die Stadtverwaltung versuchte in den 2000er Jahren mit
verschiedenen Verschönerungskampagnen und einer Reihe
internationaler Wettbewerbe, zu denen verschiedene Starar-
chitekten geladen waren, die Kontrolle wiederzugewinnen
und eine neue Identität zu schaffen. Strassen, Parks und
Flussufer wurden von illegal errichteten Kiosken befreit und
Tausende Bäume gepflanzt. Grosse internationale Aufmerk-
samkeit zog Tirana im Jahr 2001 auf sich. Der damalige Bür-
germeisters und Künstler Edi Rama versuchte der Stadt ein
neues Image zu verschaffen, indem er den heruntergekom-
menen Strassenzügen ein radikales farbiges Facelifting ver-
passte und durch verschiedene Eingriffe die wichtigsten
öffentlichen Räume und Infrastrukturen verbesserte. Dies
sollte neue Aktivitäten und Investitionen anlocken und der
Stadt zur Regeneration verhelfen. Zudem unternahm er erste
Schritte zur Verwirklichung der Vision von der Verschmel-
zung Tiranas mit der nahegelegenen Hafenstadt Durrës zur
Metropole ‹ Durana ›. Heute ist Tirana eine der dynamischs-
ten Städte Albaniens und kann als Labor für experimentelle
Architektur und Raumplanung im ganzen Land betrachtet
werden.
24 archithese 3.2015 25
TIRANA IST [K]EINE INSELÜber experimentelle architektonische Eingriffe und deren Rahmenbedingungen in der
albanischen Hauptstadt Nach Jahrzehnten der Isolation und Unterdrückung in einer der restriktivsten
kommunistischen Diktaturen hat sich Albanien für Modernisierung und Freiheit geöffnet. Obwohl
das Land mit ähnlichen Schwierigkeiten kämpft wie seine Nachbarn, geht es einen eigenen Weg. Auf der Suche
nach spezifischen Lösungen und einer neuen Identität wurde Tirana zu einem Ort, an dem rationale und bizarre
Elemente koexistieren und dessen Identität einem ständigen Wandel unterworfen ist.
Autoren: Joana Dhiamandi und Saimir Kristo
Viele Städte in den ehemals kommunistischen Ländern des
Westbalkans, die früher für ihre strenge öffentliche Raum-
planung bekannt waren, haben sich in den letzten Jahren
durch unkontrolliertes Wachstum stark verändert. Nach 30
Jahren des Übergangs halten viele Länder immer noch nach
Wegen Ausschau, um neue Raumplanungskulturen zu etab-
lieren – in einer Region, in der sich nicht nur die Bewohner,
sondern bisweilen auch die Planenden von den räumlichen
Entwicklungen ausgeschlossen fühlen.
Tirana liegt auf einer wichtigen Transitroute, die Südeu-
ropa mit dem Nahen Osten verbindet, und ist geografisch
wie wirtschaftlich eng mit der nahen Hafenstadt Durrës ver-
bunden. Als Treiberin der wirtschaftlichen und kulturellen
Entwicklungen des Landes wächst sie kontinuierlich zu ei-
ner Metropole mit überregionaler Bedeutung heran. Dieser
Artikel ist ein Versuch, Albaniens Entwicklung mit Fokus auf
den Grossraum Tirana 1 darzustellen – eine Stadt, die Ambi-
tionen hat, zu einem der attraktivsten Metropolitanräume
des Balkans zu werden. Die Chancen, dass Tirana zu einer
innovativen ‹Insel› werden könnte, sind durchaus gross,
denn die meisten vormals kommunistischen Länder der Re-
gion verschliessen sich einem Wandel und stecken in der
Vergangenheit fest.
Saimir Kristo ist Architekt und Stadtplaner. Er ist Lehrbeauftragter an der POLIS Universität Tirana und arbeitet an einer Dissertation über Stadtmorphologie und urbane Katalysatoren. Er setzt sich für die Entwicklung einer gemeinsamen Diskussionsplattform im Bereich Architektur und Stadtplanung für die Stadt Tirana ein und bemüht sich um öffentliche Partizipationsprozesse. Zudem ist er Kurator der Tirana Architecture Week 2014 und der Tirana Design Week 2015.
Joana Dhiamandi ist Architektin und Lehrbeauftragte für Architektur und Design an der POLIS Universität Tirana. Derzeit beschäftigt sie sich im Rahmen ihres Doktoratsstudiums mit der Architektur von Kultbauten. Vor Kurzem wurde sie zur Kuratorin der Tirana Design Week 2015 ernannt. Sie unterstützte Saimir Kristo bei seinen Recher-chen zu diesem Artikel.
1 Bashkia e Tiranes, Plani Strategjik I Tiranës së madhe. Tirana: 2002.
2 Kristo Frashëri, Historia e Tiranës si qytet deri në 1920. Vol. 1. Tirana: 2002.
Fassade des TID-Towers, ein neues Hochhaus des belgischen Büros 51N4E im Zentrum Tiranas ( Foto: Filip Dujardin )
Zwischen Spontaneität und strikter Planung
Tirana wurde im 17. Jahrhundert gegründet und pendelte
seitdem zwischen spontaner organischer Entwicklung und
gezielter Planung hin und her. 2 Das Resultat ist eine un-
scharfe und fragmentierte Situation. Tirana hat sich jedoch
in den letzten Jahren stark gewandelt und bietet der Stadt-
planung und -entwicklung einzigartige Möglichkeiten.
Während des autoritären Regimes von Enver Hoxha
[ 1944 –1985 ] kam es zu tiefgreifenden Veränderungen in der
Stadtstruktur. Architektur und Stadtplanung waren aufge-
fordert, an der Schaffung einer neuen gesellschaftlichen Re-
alität mitzuwirken. Historische Quartiere und religiöse
Zentren wurden abgerissen, um für Siedlungen des Massen-
wohnungsbaus Platz zu schaffen. Diese Stadtplanung durch
Abriss passte zur autoritären Führung Albaniens, die über
40 Jahre lang Redefreiheit und gesellschaftliche Partizipa-
tion unterdrückte.
1990 konnte die Diktatur in Albanien gestürzt werden.
Der Übergang zu einer demokratischen Ordnung verlief cha-
otisch und mehrere Rückschläge mussten weggesteckt wer-
den – etwa die Unruhen von 1997 im Zuge des wirtschaftli-
chen Zusammenbruchs, ausgelöst durch die sogenannten
‹ Pyramidenspiele ›. Bedingt durch einer massive Landflucht
in jenen Jahren sah sich Tirana mit dem Phänomen einer
umfangreichen informellen Bautätigkeit konfrontiert. Es
kam zu einer starken, ausufernden Zersiedelung, die für die
Qualität des urbanen Lebens in der Stadt eine grosse Gefahr
darstellte.
Wiedererlangung der Kontrolle
Mit derzeit nahezu einer Million Einwohnern ist Tirana vier-
mal so gross wie vor 20 Jahren und nimmt über ein Viertel
der Gesamtbevölkerung des Landes auf. Ungefähr 60 Pro-
zent der albanischen Bevölkerung leben in städtischen Zen-
tren. Der Übergang vom Sozialismus zum Kapitalismus hat
die soziale, wirtschaftliche und räumliche Struktur Tiranas
unmittelbar geprägt. Ihr Stadtraum hat sich rasch verändert,
wobei vor allem zwei Phänomene auffallen: Einerseits zogen
im Stadtzentrum und entlang der Hauptverkehrsachsen
zahlreiche Büros, Geschäfte und die Unterhaltungsindustrie
ein. In zentraler Lage sind neue Wohnbauprojekte entstan-
den. Andererseits hat sich die Stadt seit den frühen 1990er
Jahren durch informelle Bauten an den Stadtgrenzen ausge-
dehnt; zuerst waren es nur kleine Wohnhäuser, später ka-
men auch Wohnungsbau im grossen Massstab hinzu. Diese
allmähliche Entwicklung geschah ohne Planung, ohne die
Bereitstellung sozialer und technischer Infrastrukturen oder
öffentlicher Räume, was zu einem schwachen Stadtraum
führte. Diese Entwicklungen machten nicht halt vor dem
existierenden Stadtgefüge: Ehemals öffentliche Grundstü-
cke wurden in Besitz genommen und bestehende Strukturen
durch die Errichtung kleiner, mittlerer, aber auch grosser
Bauten, mitunter Durchgänge blockieren, rücksichtslos ver-
dichtet. Die grossmassstäblichen Wohn- und Geschäftsbau-
ten in der Peripherie wurden vom privaten Sektor realisiert.
Aktuell wird nach Wegen gesucht, um sie nachträglich zu
legalisieren.
Die Stadtverwaltung versuchte in den 2000er Jahren mit
verschiedenen Verschönerungskampagnen und einer Reihe
internationaler Wettbewerbe, zu denen verschiedene Starar-
chitekten geladen waren, die Kontrolle wiederzugewinnen
und eine neue Identität zu schaffen. Strassen, Parks und
Flussufer wurden von illegal errichteten Kiosken befreit und
Tausende Bäume gepflanzt. Grosse internationale Aufmerk-
samkeit zog Tirana im Jahr 2001 auf sich. Der damalige Bür-
germeisters und Künstler Edi Rama versuchte der Stadt ein
neues Image zu verschaffen, indem er den heruntergekom-
menen Strassenzügen ein radikales farbiges Facelifting ver-
passte und durch verschiedene Eingriffe die wichtigsten
öffentlichen Räume und Infrastrukturen verbesserte. Dies
sollte neue Aktivitäten und Investitionen anlocken und der
Stadt zur Regeneration verhelfen. Zudem unternahm er erste
Schritte zur Verwirklichung der Vision von der Verschmel-
zung Tiranas mit der nahegelegenen Hafenstadt Durrës zur
Metropole ‹ Durana ›. Heute ist Tirana eine der dynamischs-
ten Städte Albaniens und kann als Labor für experimentelle
Architektur und Raumplanung im ganzen Land betrachtet
werden.
32 archithese 3.2015 33
URBANISIERUNG DER STRÄNDETransformation spätmoderner Tourismusarchitekturen in Bulgarien und Kroatien In den letzten
Jahren des Sozialismus entstanden an den Küsten Jugoslawiens und Bulgariens touristische Ferien-
paradiese, die sowohl einheimische wie auch ausländische Touristen an die Strände lockten. Mit den poli-
tischen Umbrüchen Anfang der 1990er Jahre änderte sich auch der Umgang mit der Tourismusarchitektur.
Beide Regionen setzten auf unterschiedliche Konzepte, um sich ( wieder ) als Reiseziele zu etablieren.
1 Das 1972 von Boris Magaš geplante mondäne Luxus Hotel Haludovo auf der Insel Krk beher-bergte bis in die 1990er Jahre eine angesagte Bar, heute steht nur noch eine Ruine. ( Foto: Daniele Ansidei 2012 )
1
Autoren: Anke Hagemann und Michael Zinganel
Bereits in der Zwischenkriegszeit wurde in vielen Staaten
Europas – von Politikern und in Planungszirkeln – die Ent-
wicklung des modernen Massentourismus heftig diskutiert.
Erste Pilotprojekten entstanden beispielsweise in der Sow-
jetunion, im Frankreich der linksgerichteten Blum-Ära, in
den faschistischen Staaten Deutschland und Italien, im sozi-
aldemokratischen Schweden und im liberalen England. Die
tatsächliche ‹ Demokratisierung des Reisens › setzte aber erst
mit dem Wirtschaftswunder der 1950er Jahre ein, als Mas-
senverkehrsmittel auch für den breiten Mittelstand er-
schwinglich und gesetzlich verankerte Mindestlöhne sowie
das Recht auf bezahlten Urlaub in den meisten europäischen
Nationen durchgesetzt wurden. Auch die sich neu etablie-
renden staatssozialistischen Nationen erhoben – dem Bei-
spiel der Sowjetunion folgend – die Versorgung der eigenen
Arbeiterklasse mit leistbaren Urlaubsangeboten zum zentra-
len Element ihrer sozialpolitischen Programme und planten
mit grossem Ehrgeiz unzählige neue touristische Infrastruk-
turen. In den einzelnen Ländern wurden zwar verschiedene
Märkte adressiert und die Managementmethoden wichen
voneinander ab, die touristische Erschliessung der Küsten-
destinationen – im Osten wie im Westen – folgte aber dersel-
ben genuin fordistischen Konzeption von Freizeit: dem An-
gebot einer ausseralltäglichen Erfahrung; einer zeitlich be-
schränkten Flucht vor den Mühen und Zwängen der täglichen
Arbeits- und Lebenswelt aus einer als entfremdet empfunde-
nen, industrialisierten und urbanisierten Gesellschaft.
So begannen sowohl die kommunistische Volksrepublik
Bulgarien – streng zentralistisch regiert und treue Verbün-
dete der Sowjetunion – als auch das föderale Jugoslawien –
Mitbegründer der Bewegung blockfreier Staaten und Pionier
eines ‹ Dritten Weges › zwischen Kapitalismus und Sozialis-
mus – in den 1950er Jahren im grossen Stil moderne touris-
tische Einrichtungen zu entwickeln und diese auch bald in-
ternational zu vermarkten. Die Eigentumsstrukturen, die
Planung und Organisation der Tourismuswirtschaft trugen
dabei jeweils landesspezifische, sozialistische Züge. Einer-
seits wurden damit Erholungsmöglichkeiten für die einhei-
mischen Werktätigen geschaffen – hauptsächlich in Form
staatlich geförderter Kuraufenthalte in Ferienheimen von
Betrieben oder Gewerkschaften, dem sogenannten Sozial-
tourismus. Andererseits wurde auch ein marktfähiges Pro-
dukt hergestellt, das eine internationale Klientel ansprechen
und benötigte Devisen ins Land bringen sollte.
Die Küstenlandschaften Bulgariens und Jugoslawiens
unterscheiden sich deutlich voneinander und wurden archi-
tektonisch und städtebaulich in unterschiedlicher Weise zu
Tourismuszwecken erschlossen. Bulgariens 380 Kilometer
lange Küstenlinie am Schwarzen Meer bietet vor allem lang-
gezogene Sandstrände und sanfte grüne Hänge. Diese Topo-
grafie lud geradezu ein, Ferienresorts von städtischen Di-
mensionen zu errichten. So plante und baute Glavproekt, das
zentrale staatliche Planungsinstitut für Architektur und Ur-
banismus in Sofia, bis Ende der 1960er Jahre insgesamt vier
grosse Ferienresorts – Sonnenstrand, Goldstrand, Druzhba
und Albena –, die Kapazitäten von bis zu 30 000 Betten er-
reichten. Im Rahmen eines ganzheitlichen Entwicklungs-
plans konzentrierte man die touristischen Anlagen bewusst
auf wenige Zonen, um andere Landschaftsabschnitte ent-
lang der Küste weiträumig unberührt zu erhalten. Die Feri-
enresorts wurden ursprünglich als weitläufige, durchgrünte
Anlagen kleinerer Hotels konzipiert, dann aber schrittweise
verdichtet und dabei durch architektonische und städtebau-
liche Mittel wie Punkthochhäuser, clusterartige Bautypen
oder in die Fläche ausladende raumbildende Ferienkomplexe
definiert, die visuelle und räumliche Akzente in den Kontrast
zur Landschaft setzten.
32 archithese 3.2015 33
URBANISIERUNG DER STRÄNDETransformation spätmoderner Tourismusarchitekturen in Bulgarien und Kroatien In den letzten
Jahren des Sozialismus entstanden an den Küsten Jugoslawiens und Bulgariens touristische Ferien-
paradiese, die sowohl einheimische wie auch ausländische Touristen an die Strände lockten. Mit den poli-
tischen Umbrüchen Anfang der 1990er Jahre änderte sich auch der Umgang mit der Tourismusarchitektur.
Beide Regionen setzten auf unterschiedliche Konzepte, um sich ( wieder ) als Reiseziele zu etablieren.
1 Das 1972 von Boris Magaš geplante mondäne Luxus Hotel Haludovo auf der Insel Krk beher-bergte bis in die 1990er Jahre eine angesagte Bar, heute steht nur noch eine Ruine. ( Foto: Daniele Ansidei 2012 )
1
Autoren: Anke Hagemann und Michael Zinganel
Bereits in der Zwischenkriegszeit wurde in vielen Staaten
Europas – von Politikern und in Planungszirkeln – die Ent-
wicklung des modernen Massentourismus heftig diskutiert.
Erste Pilotprojekten entstanden beispielsweise in der Sow-
jetunion, im Frankreich der linksgerichteten Blum-Ära, in
den faschistischen Staaten Deutschland und Italien, im sozi-
aldemokratischen Schweden und im liberalen England. Die
tatsächliche ‹ Demokratisierung des Reisens › setzte aber erst
mit dem Wirtschaftswunder der 1950er Jahre ein, als Mas-
senverkehrsmittel auch für den breiten Mittelstand er-
schwinglich und gesetzlich verankerte Mindestlöhne sowie
das Recht auf bezahlten Urlaub in den meisten europäischen
Nationen durchgesetzt wurden. Auch die sich neu etablie-
renden staatssozialistischen Nationen erhoben – dem Bei-
spiel der Sowjetunion folgend – die Versorgung der eigenen
Arbeiterklasse mit leistbaren Urlaubsangeboten zum zentra-
len Element ihrer sozialpolitischen Programme und planten
mit grossem Ehrgeiz unzählige neue touristische Infrastruk-
turen. In den einzelnen Ländern wurden zwar verschiedene
Märkte adressiert und die Managementmethoden wichen
voneinander ab, die touristische Erschliessung der Küsten-
destinationen – im Osten wie im Westen – folgte aber dersel-
ben genuin fordistischen Konzeption von Freizeit: dem An-
gebot einer ausseralltäglichen Erfahrung; einer zeitlich be-
schränkten Flucht vor den Mühen und Zwängen der täglichen
Arbeits- und Lebenswelt aus einer als entfremdet empfunde-
nen, industrialisierten und urbanisierten Gesellschaft.
So begannen sowohl die kommunistische Volksrepublik
Bulgarien – streng zentralistisch regiert und treue Verbün-
dete der Sowjetunion – als auch das föderale Jugoslawien –
Mitbegründer der Bewegung blockfreier Staaten und Pionier
eines ‹ Dritten Weges › zwischen Kapitalismus und Sozialis-
mus – in den 1950er Jahren im grossen Stil moderne touris-
tische Einrichtungen zu entwickeln und diese auch bald in-
ternational zu vermarkten. Die Eigentumsstrukturen, die
Planung und Organisation der Tourismuswirtschaft trugen
dabei jeweils landesspezifische, sozialistische Züge. Einer-
seits wurden damit Erholungsmöglichkeiten für die einhei-
mischen Werktätigen geschaffen – hauptsächlich in Form
staatlich geförderter Kuraufenthalte in Ferienheimen von
Betrieben oder Gewerkschaften, dem sogenannten Sozial-
tourismus. Andererseits wurde auch ein marktfähiges Pro-
dukt hergestellt, das eine internationale Klientel ansprechen
und benötigte Devisen ins Land bringen sollte.
Die Küstenlandschaften Bulgariens und Jugoslawiens
unterscheiden sich deutlich voneinander und wurden archi-
tektonisch und städtebaulich in unterschiedlicher Weise zu
Tourismuszwecken erschlossen. Bulgariens 380 Kilometer
lange Küstenlinie am Schwarzen Meer bietet vor allem lang-
gezogene Sandstrände und sanfte grüne Hänge. Diese Topo-
grafie lud geradezu ein, Ferienresorts von städtischen Di-
mensionen zu errichten. So plante und baute Glavproekt, das
zentrale staatliche Planungsinstitut für Architektur und Ur-
banismus in Sofia, bis Ende der 1960er Jahre insgesamt vier
grosse Ferienresorts – Sonnenstrand, Goldstrand, Druzhba
und Albena –, die Kapazitäten von bis zu 30 000 Betten er-
reichten. Im Rahmen eines ganzheitlichen Entwicklungs-
plans konzentrierte man die touristischen Anlagen bewusst
auf wenige Zonen, um andere Landschaftsabschnitte ent-
lang der Küste weiträumig unberührt zu erhalten. Die Feri-
enresorts wurden ursprünglich als weitläufige, durchgrünte
Anlagen kleinerer Hotels konzipiert, dann aber schrittweise
verdichtet und dabei durch architektonische und städtebau-
liche Mittel wie Punkthochhäuser, clusterartige Bautypen
oder in die Fläche ausladende raumbildende Ferienkomplexe
definiert, die visuelle und räumliche Akzente in den Kontrast
zur Landschaft setzten.
40 archithese 3.2015 41
DESIGNING THE BALKANS Nine portraits of new and established architectural practices
DEN BALKAN GESTALTEN Neun Porträts junger und
etablierter Architekturbüros
Author: Daniela Meyer
So far, only a few contemporary works by Balkan architects
have attracted international attention. Some architectural
practices, coming primarily from new EU countries, do op-
erate on an international level or have designed diverse fas-
cinating buildings; several nominated for the Mies van der
Rohe Award. There is much to discover – there are many
different approaches, which reveal how the adaption of in-
ternational trends, reinterpretation of regional traditions or
the use of interesting new concepts make it possible to ac-
tively design the architectural future of the region.
The editors of archithese undertook research, made use of
in-situ contacts and looked at extensive material. Our choice
is subjective and does not aim to be representative or even
complete. Instead, we wanted to create a collection that
makes the reader long to go and discover the creative impact
of architects on the Balkan Peninsula. With short texts writ-
ten on the basis of interviews, we provide the reader with an
insight into the work of nine protagonists. They tell of the
building culture found in the respective countries, high-
lighting the differences and similarities between the differ-
ent frame conditions, ways of working, issues and aims.
Imaginative approaches are often needed to make the
most of limited resources and to overcome systemic obsta-
cles. A great deal of patience and stamina is required to deal
with issues such as obstructive or inefficient bureaucracy,
an under-developed construction industry and low budgets.
Unlike Switzerland, there is a lack of public commissions in
many of these countries. If competitions do take place, this
does not mean that the projects will be carried out. Our pro-
tagonists would like the public to have more appreciation for
architecture and for the contribution that it can make to pub-
lic space and society. The desire for change exists, as does
the necessary creative potential – it is now necessary to cre-
ate the appropriate conditions to make it possible for our
protagonists to make ( even more ) valuable contributions to
the spatial transformation of their countries.
Daniela Meyer studied architecture at ETH Zurich and practiced as an
architect. In 2014 she went to work in Venice where she was responsible for
the implementation of the exhibition concept in the Swiss Pavilion for
the 14th International Architecture Exhibition. She is working as an editor
for archithese.
Autorin: Daniela Meyer
Bisher wurde nur wenigen zeitgenössischen Arbeiten von Architektin-nen und Architekten aus der Balkanregion internationale Aufmerksam-keit geschenkt. Dabei sind einige Büros – allen voran diejenigen aus den neuen EU-Ländern – international tätig und diverse spannende Bauten wurden für den Mies van der Rohe Award nominiert. Es gibt viel zu entdecken; verschiedene Ansätze sind erkennbar und zeigen auf, wie durch Adaption internationaler Strömungen, Neuinterpretationen regi-onaler Traditionen oder interessante neue Konzepte die architektoni-sche Zukunft der Region aktiv gestaltet werden kann.
Die Redaktion der archithese hat recherchiert, Kontakte vor Ort ak-tiviert und umfassendes Material gesichtet. Unsere Auswahl ist subjek-tiv und hat nicht den Anspruch, repräsentativ oder gar vollständig zu sein. Stattdessen soll sie Lust machen, das kreative Wirken der Archi-tekturschaffenden auf der Balkanhalbinsel zu entdecken. Mit kurzen Texten, die aus Interviews stammen, geben wir Einblicke in die Praxis von neun Protagonisten. Diese berichten von der Baukultur des jeweili-gen Landes und zeigen Unterschiede und Gemeinsamkeiten bezüglich Rahmenbedingungen, Arbeitsweisen und eigenen Fragestellungen und Zielen auf.
Häufig gilt es, mit einfallsreichen Ansätzen aus wenig viel zu ma-chen und systemische Hindernisse zu überwinden: Sperrige oder inef-fiziente Bürokratien, eine wenig entwickelte Bauindustrie und kleine Budgets erfordern viel Geduld und Durchhaltevermögen. Im Gegensatz zur Schweiz fehlt es in vielen dieser Länder an öffentlichen Aufträgen. Wenn Wettbewerbe stattfinden, heisst dies noch lange nicht, dass die Projekte auch ausgeführt werden. Unsere Protagonisten wünschen sich innerhalb der Bevölkerung mehr Wertschätzung für die Architektur und den Beitrag, welchen diese für den öffentlichen Raum und die Gesell .schaft leisten kann. Der Wille zu Veränderungen und das kreative Po-tenzial sind vorhanden – nun gilt es, die passenden Rahmenbedingun-gen zu schaffen, damit sie ( weitere ) wertvolle Beiträge zur räumlichen Transformation ihrer Länder leisten können.
MIT – arh studio
Place: Belgrade, SerbiaPartners: Branislav Mitrovic, Siniša TatalovicNumber of people: 8Founded in: 2006
We obtained our first projects through competitions. At the beginning, a higher percentage of our projects were obtained in this way and fewer through direct assignments. Now this relation has changed. Our fa-vorite architectural task would be to design public buildings like cul-tural centers, theatres or galleries. But currently our work primarily consists of housing projects or commercial buildings like shopping malls or banks. We still participate in competitions – by this means we try to fulfill the diversity of architectural themes. Furthermore, we see them as an important opportunity to trigger a critical dialogue and pres-ent our own professional approaches.We are trying to work with young people, students and architecture graduates fresh from university, combining youth and experience through continuous dialogue, bringing together opposed but not con-flicting views, with the aim of trying to prevent recurrence and habits in work. This also helps to create a healthy atmosphere and a regener-ating energy – two very important things in a studio.
Administrative BuildingOriginally, the new administrative building of the Hydroelectric Power Plants was supposed to be located next to the old stone bridge leading over the Drina, which is registered as a World Heritage Site. After hav-ing won the international competition organized by UNESCO, changes in the arrangement between the city administration and the investor led to a relocation of the building to the opposite bank of the river. It was to
become a part of newly designed Andricgrad, which was already under construction by that time. The program remained the same, but the context was totally different; now consisting of a development project led by director Emir Kusturica, whose intention was to construct possi-ble history or an assumption about it. A history that could have hap-pened in this part of the Balkans if there had been no turbulences, con-fessional misunderstandings, presence of occupiers or destruction. The architecture was to follow this idea by referencing historical styles, with a particular emphasis on the stone as a primary construction ma-terial. ( Today, Andricgrad is popularly called Kamengrad – the city of stone. ) We finally agreed to use stone for our building, but our goal was not to react to the task through a construction of possible history, but to try to revert to the autochthonous use of stone as building material. We understood that stone belongs to this territory and through its use we tried to show what, in our opinion, was to represent an archetype of a house built in a given region. In a small community and working with local builders it was not possible to apply advanced and complex tech-nological details. They had to be simplified to the level of feasibility. The result shows that stone can appear exciting and natural if it is shaped and arranged with an understanding of the material and a love for it, in this case realized by a local team of stonemasons. [ For a critical view on Andricgrad see also: Jørg Himmelreich, "Legen- dendichtung statt Zukunftsmusik", pp. 64 – 69. ]
Place: Višegrad, Bosnia and Herzegovina; Planning: 2013; Realization: 2014; Assignment: competition; Client: Andricgrad d.o.o. ( private ); Costs: EUR 460/m², gross floor area 3 140 m².
Photos © MIT – arh studio
“Our goal was not to react to the task through a
construction of possible history, but to try to revert to the
autochthonous use of stone as building material.”
40 archithese 3.2015 41
DESIGNING THE BALKANS Nine portraits of new and established architectural practices
DEN BALKAN GESTALTEN Neun Porträts junger und
etablierter Architekturbüros
Author: Daniela Meyer
So far, only a few contemporary works by Balkan architects
have attracted international attention. Some architectural
practices, coming primarily from new EU countries, do op-
erate on an international level or have designed diverse fas-
cinating buildings; several nominated for the Mies van der
Rohe Award. There is much to discover – there are many
different approaches, which reveal how the adaption of in-
ternational trends, reinterpretation of regional traditions or
the use of interesting new concepts make it possible to ac-
tively design the architectural future of the region.
The editors of archithese undertook research, made use of
in-situ contacts and looked at extensive material. Our choice
is subjective and does not aim to be representative or even
complete. Instead, we wanted to create a collection that
makes the reader long to go and discover the creative impact
of architects on the Balkan Peninsula. With short texts writ-
ten on the basis of interviews, we provide the reader with an
insight into the work of nine protagonists. They tell of the
building culture found in the respective countries, high-
lighting the differences and similarities between the differ-
ent frame conditions, ways of working, issues and aims.
Imaginative approaches are often needed to make the
most of limited resources and to overcome systemic obsta-
cles. A great deal of patience and stamina is required to deal
with issues such as obstructive or inefficient bureaucracy,
an under-developed construction industry and low budgets.
Unlike Switzerland, there is a lack of public commissions in
many of these countries. If competitions do take place, this
does not mean that the projects will be carried out. Our pro-
tagonists would like the public to have more appreciation for
architecture and for the contribution that it can make to pub-
lic space and society. The desire for change exists, as does
the necessary creative potential – it is now necessary to cre-
ate the appropriate conditions to make it possible for our
protagonists to make ( even more ) valuable contributions to
the spatial transformation of their countries.
Daniela Meyer studied architecture at ETH Zurich and practiced as an
architect. In 2014 she went to work in Venice where she was responsible for
the implementation of the exhibition concept in the Swiss Pavilion for
the 14th International Architecture Exhibition. She is working as an editor
for archithese.
Autorin: Daniela Meyer
Bisher wurde nur wenigen zeitgenössischen Arbeiten von Architektin-nen und Architekten aus der Balkanregion internationale Aufmerksam-keit geschenkt. Dabei sind einige Büros – allen voran diejenigen aus den neuen EU-Ländern – international tätig und diverse spannende Bauten wurden für den Mies van der Rohe Award nominiert. Es gibt viel zu entdecken; verschiedene Ansätze sind erkennbar und zeigen auf, wie durch Adaption internationaler Strömungen, Neuinterpretationen regi-onaler Traditionen oder interessante neue Konzepte die architektoni-sche Zukunft der Region aktiv gestaltet werden kann.
Die Redaktion der archithese hat recherchiert, Kontakte vor Ort ak-tiviert und umfassendes Material gesichtet. Unsere Auswahl ist subjek-tiv und hat nicht den Anspruch, repräsentativ oder gar vollständig zu sein. Stattdessen soll sie Lust machen, das kreative Wirken der Archi-tekturschaffenden auf der Balkanhalbinsel zu entdecken. Mit kurzen Texten, die aus Interviews stammen, geben wir Einblicke in die Praxis von neun Protagonisten. Diese berichten von der Baukultur des jeweili-gen Landes und zeigen Unterschiede und Gemeinsamkeiten bezüglich Rahmenbedingungen, Arbeitsweisen und eigenen Fragestellungen und Zielen auf.
Häufig gilt es, mit einfallsreichen Ansätzen aus wenig viel zu ma-chen und systemische Hindernisse zu überwinden: Sperrige oder inef-fiziente Bürokratien, eine wenig entwickelte Bauindustrie und kleine Budgets erfordern viel Geduld und Durchhaltevermögen. Im Gegensatz zur Schweiz fehlt es in vielen dieser Länder an öffentlichen Aufträgen. Wenn Wettbewerbe stattfinden, heisst dies noch lange nicht, dass die Projekte auch ausgeführt werden. Unsere Protagonisten wünschen sich innerhalb der Bevölkerung mehr Wertschätzung für die Architektur und den Beitrag, welchen diese für den öffentlichen Raum und die Gesell .schaft leisten kann. Der Wille zu Veränderungen und das kreative Po-tenzial sind vorhanden – nun gilt es, die passenden Rahmenbedingun-gen zu schaffen, damit sie ( weitere ) wertvolle Beiträge zur räumlichen Transformation ihrer Länder leisten können.
MIT – arh studio
Place: Belgrade, SerbiaPartners: Branislav Mitrovic, Siniša TatalovicNumber of people: 8Founded in: 2006
We obtained our first projects through competitions. At the beginning, a higher percentage of our projects were obtained in this way and fewer through direct assignments. Now this relation has changed. Our fa-vorite architectural task would be to design public buildings like cul-tural centers, theatres or galleries. But currently our work primarily consists of housing projects or commercial buildings like shopping malls or banks. We still participate in competitions – by this means we try to fulfill the diversity of architectural themes. Furthermore, we see them as an important opportunity to trigger a critical dialogue and pres-ent our own professional approaches.We are trying to work with young people, students and architecture graduates fresh from university, combining youth and experience through continuous dialogue, bringing together opposed but not con-flicting views, with the aim of trying to prevent recurrence and habits in work. This also helps to create a healthy atmosphere and a regener-ating energy – two very important things in a studio.
Administrative BuildingOriginally, the new administrative building of the Hydroelectric Power Plants was supposed to be located next to the old stone bridge leading over the Drina, which is registered as a World Heritage Site. After hav-ing won the international competition organized by UNESCO, changes in the arrangement between the city administration and the investor led to a relocation of the building to the opposite bank of the river. It was to
become a part of newly designed Andricgrad, which was already under construction by that time. The program remained the same, but the context was totally different; now consisting of a development project led by director Emir Kusturica, whose intention was to construct possi-ble history or an assumption about it. A history that could have hap-pened in this part of the Balkans if there had been no turbulences, con-fessional misunderstandings, presence of occupiers or destruction. The architecture was to follow this idea by referencing historical styles, with a particular emphasis on the stone as a primary construction ma-terial. ( Today, Andricgrad is popularly called Kamengrad – the city of stone. ) We finally agreed to use stone for our building, but our goal was not to react to the task through a construction of possible history, but to try to revert to the autochthonous use of stone as building material. We understood that stone belongs to this territory and through its use we tried to show what, in our opinion, was to represent an archetype of a house built in a given region. In a small community and working with local builders it was not possible to apply advanced and complex tech-nological details. They had to be simplified to the level of feasibility. The result shows that stone can appear exciting and natural if it is shaped and arranged with an understanding of the material and a love for it, in this case realized by a local team of stonemasons. [ For a critical view on Andricgrad see also: Jørg Himmelreich, "Legen- dendichtung statt Zukunftsmusik", pp. 64 – 69. ]
Place: Višegrad, Bosnia and Herzegovina; Planning: 2013; Realization: 2014; Assignment: competition; Client: Andricgrad d.o.o. ( private ); Costs: EUR 460/m², gross floor area 3 140 m².
Photos © MIT – arh studio
“Our goal was not to react to the task through a
construction of possible history, but to try to revert to the
autochthonous use of stone as building material.”
52 archithese 3.2015 53
DON’T DROWN BELGRADE!A report from Belgrade Waterfront Investor urbanism in Belgrade is taking place both on a small and a large
scale. In the past 15 years we have witnessed the announcement of several flagship projects. Iconic architecture and
‘urban renewals’ were presented for attractive locations in the city, promising a Bilbao effect. The latest incarnation
is the Belgrade Waterfront Project, more grandiose than any of its predecessors in terms of numbers and scale, whether
with regard to the cost for taxpayers, potential risks, or the frightening social consensuses that prevail. For the
first time, the Serbian Government becomes, not only an enabler of the project, but also its instigator – despite being
in conflict with the law and public interest.
1 The Serbian government wants to improve Bel- grades city shape and economies with the Belgrade Waterfront. The 1.8 million square meters large area is heading the Sava river. ( photos 1, 2 © Belgrade Water-front )
2 The development is meant to include opportunities for living, working and shopping.
Authors: Iva Cukic, Dubravka Sekulic,
Ljubica Slavkovic and Ana Vilenica
It can be said that Belgrade always had an uneasy relation-
ship with urban planning. A mixture of strict, rigid attitudes
among planners when making the plans and a relaxed atti-
tude towards their implementation is still one of the main
characteristics. The novelty is that these processes are no
longer part of a systematic and comprehensive way of think-
ing about cities. The idea that general urban planning lost
its role and an omnipresent servility in the profession to (po-
litical) power heralded a new era of megalomaniac visions of
the new investor’s city. Thus the city ceased to be a space
that seeks to establish, at least nominally, equality among
its inhabitants and becomes rather a place of increasing in-
equality and social and economic tensions.
These processes finally brought about the broad exclu-
sion of the public from decision-making, leaving the public
interest unprotected, on the margins of the new (absent) so-
1 2
ciety. As those with the official mandate to protect the public
interest abandon it to serve the interest of capital, the protec-
tion of the public interest becomes the focal point in the orga-
nization of independent initiatives concerning the spatial
transformation and production of cities known as ‘Don’t
Drown Belgrade’.
Historical context of the project
The Belgrade basin of the Sava River is an attractive location
in which various techno-bureaucratic elites have shown a
strong interest. It is hard to understand how this area could
stay dormant for so long in the first place. The amphitheater
looks like the natural center of the city, but it was not always
like that. Its position became central with the development
of New Belgrade across the river after World War II. The
amphitheater’s future was for decades tied to the untan-
52 archithese 3.2015 53
DON’T DROWN BELGRADE!A report from Belgrade Waterfront Investor urbanism in Belgrade is taking place both on a small and a large
scale. In the past 15 years we have witnessed the announcement of several flagship projects. Iconic architecture and
‘urban renewals’ were presented for attractive locations in the city, promising a Bilbao effect. The latest incarnation
is the Belgrade Waterfront Project, more grandiose than any of its predecessors in terms of numbers and scale, whether
with regard to the cost for taxpayers, potential risks, or the frightening social consensuses that prevail. For the
first time, the Serbian Government becomes, not only an enabler of the project, but also its instigator – despite being
in conflict with the law and public interest.
1 The Serbian government wants to improve Bel- grades city shape and economies with the Belgrade Waterfront. The 1.8 million square meters large area is heading the Sava river. ( photos 1, 2 © Belgrade Water-front )
2 The development is meant to include opportunities for living, working and shopping.
Authors: Iva Cukic, Dubravka Sekulic,
Ljubica Slavkovic and Ana Vilenica
It can be said that Belgrade always had an uneasy relation-
ship with urban planning. A mixture of strict, rigid attitudes
among planners when making the plans and a relaxed atti-
tude towards their implementation is still one of the main
characteristics. The novelty is that these processes are no
longer part of a systematic and comprehensive way of think-
ing about cities. The idea that general urban planning lost
its role and an omnipresent servility in the profession to (po-
litical) power heralded a new era of megalomaniac visions of
the new investor’s city. Thus the city ceased to be a space
that seeks to establish, at least nominally, equality among
its inhabitants and becomes rather a place of increasing in-
equality and social and economic tensions.
These processes finally brought about the broad exclu-
sion of the public from decision-making, leaving the public
interest unprotected, on the margins of the new (absent) so-
1 2
ciety. As those with the official mandate to protect the public
interest abandon it to serve the interest of capital, the protec-
tion of the public interest becomes the focal point in the orga-
nization of independent initiatives concerning the spatial
transformation and production of cities known as ‘Don’t
Drown Belgrade’.
Historical context of the project
The Belgrade basin of the Sava River is an attractive location
in which various techno-bureaucratic elites have shown a
strong interest. It is hard to understand how this area could
stay dormant for so long in the first place. The amphitheater
looks like the natural center of the city, but it was not always
like that. Its position became central with the development
of New Belgrade across the river after World War II. The
amphitheater’s future was for decades tied to the untan-
64 archithese 3.2015 65
LEGENDENDICHTUNG STATT ZUKUNFTSMUSIK Denkmäler als politische Werkzeuge in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens Der kriegerische Zerfall
des südslawischen Landes in kleinere Nationalstaaten und der Wechsel vom Sozialismus zur freien Marktwirtschaft
hat zu Spannungen und kulturellen Verwerfungen geführt. Sie manifestieren sich in Architektur und – besonders
augenfällig – bei Denkmälern im öffentlichen Raum. Grossplastiken werden ( auch ) im Balkanraum seit Jahrzehnten
als Medium eingesetzt, um politische Realitäten, Macht (-ansprüche ) oder Visionen abzubilden. Während unter
Josip Broz eine aufgeklärte und fortschrittliche Gesellschaft beschworen wurde, geht der Blick derzeit hauptsächlich
zurück – Skulpturen und Architektur werden eingesetzt, um Geschichte zu ( re- ) konstruieren. Eine fragwürdige
Tendenz, da sie auf Abgrenzung statt auf Integration setzt.
Autor: Jørg Himmelreich
Futurepop –
Sozialistische Denkmäler in Jugoslawien
Über Jahrhunderte meist fremdbestimmt aus Rom, Konstan-
tinopel / Istanbul, Wien und Venedig galt die Balkanregion
die längste Zeit als Peripherie; im letzten Jahrhundert, bezo-
gen auf den Modernisierungsprozess gar als eines der
Schlusslichter Europas. Dass eine periphere Lage jedoch
eine Chance sein kann, weil die Distanz zu den politischen
sen Massstab und Materialen wie Beton und Stahl eine Po-
sition zwischen Architektur, Plastik und Land Art ein.2 For-
men wie Obelisken, Zylinder und andere aufragende
Elemente wirken durchaus militant, künden aber zugleich
von einer stolzen, fortschrittlichen Gesellschaft. Insbeson-
dere in den Werken Bogdanovic überwiegt eine Ausstrah-
lung der Freude. Die Ornamentik seiner Werke umfasst zu-
dem archaisch und mythologisch wirkende Elemente. Unbe-
stimmt und rätselhaft verweisen sie jedoch bewusst nicht
auf identifizierbare Vorbilder, sondern auf das kulturelle
Kontinuum der Menschheit insgesamt. Bei anderen Monu-
menten, wie dem Makedonium in Kruševo [ 1974 ] wurden
Elemente der Pop-Ästhetik integriert. Eine Lichtorgel und
der Science-Fiction-Stil des kugeligen Bauwerks nehmen
Anleihen bei der Disco-Kultur und populären Kinofilmen,
wie beispielsweise Odyssee 2001. Die Ikonologie von Kampf,
Martyrium und Sieg bediente sich zugleich bewusst religiö-
ser Elemente. Als ‹ Wallfahrtsorte ›, zu denen Schulklassen
und Gruppen regelmässig pilgerten, etablierten diese Denk-
mäler Erinnerung als ein gemeinschaftlich konstituierendes
Ritual und wurden jährlich von bis zu einer Million Men-
schen besucht.
Identitätskrisen
Als 1989 die Berliner Mauer fiel und der Zusammenbruch der
kommunistischen Diktaturen Osteuropas einsetzte, began-
nen nationalistische Zentrifugalkräfte auch Jugoslawien
auseinanderzusprengen. Für die Staaten des Balkans be-
1 Das Denkmal von Vojin Bakic für im Zweiten Welt-krieg gefallene Partisanen in Petrova Gora wird sukzessive entklei-det und das Metall auf dem Schwarz-markt verkauft. ( Fotos 1 – 5: Jørg Himmelreich )
2 In Kozara, einem von drei bosnischen Nationalparks steht ein Denkmal für gefallene Partisa-nen von Bildhauer Dušan Džamonja.
3 Das umgangs-sprachlich Makedo-nium genannte Ilinden Denkmal in Kruševo wurde 1974 fertiggestellt und von Jordan Grabuloski und Iskra Grabuloska entworfen.
1 32
Zentren Freiheiten ermöglicht, hat die Sozialistische Födera-
tive Republik Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg auf-
gezeigt. Das Land hat sich aus dem Würgegriff des War-
schauer Paktes freigespielt und als blockfreier Staat den
sogenannten ‹ dritten Weg › eingeschlagen, um aus dem kul-
turellen Kosmos des Ostens und des Westens zugleich
schöpfen zu können. In der Folge wurde eine beeindru-
ckende Kreativität in den Bereichen Architektur und Kunst
freigesetzt. Ihnen kam eine wichtige Rolle bei der Neudefi-
nition des Landes zu.
Weil im Zweiten Weltkrieg die Volksgruppen – von den Ach-
senmächten angestachelt – gewaltsam aufeinander losgin-
gen, galt es eine neue verbindende Narration zu entwickeln,
die in der Lage war, diese Feindseligkeiten zu überbrücken.
Die neue transnationale Identität wurde daher nicht als Kon-
tinuität, sondern als Bruch mit der Vergangenheit insze-
niert – vor allem der Partisanenkampf gegen das Deutsche
Reich und Italien wurde als gemeinsame Basis herausgestri-
chen und die Unterschiede bezüglich der vier Religionen,
sechs Ethnien, drei offiziellen Sprachen, diversen südslawi-
schen Dialekten, zwei Alphabeten und fünfzehn anerkann-
ten Minderheiten entsprechend ‹ kleingeredet ›. Denkmälern
kam in dieser Erzählung eine bedeutende Kommunikations-
rolle zu. Zwischen 1945 und 1990 wurden im Auftrag von
Josip Broz, genannt Tito, hunderte Spomeniks, meist an den
Schauplätzen von Partisanenschlachten, Standorten von
Konzentrationslagern und Massengräbern errichtet, mitun-
ter aber auch auf Plätzen in den Stadtzentren. Waren sie an-
fänglich von der Ästhetik des akademischen Realismus ge-
prägt, wurden sie ab den 1960er Jahren abstrakter, struktu-
reller und architektonischer. Bedeutende Bildhauer wie
Dušan Džamonja, Vojin Bakic, Miodrag Živkovic, Jordan und
Iskra Grabul und Architekten wie Bogdan Bogdanovic und
Gradimir Medakovic wurden beauftragt. Die mitunter ge-
wagten Strukturen wirken ausserirdisch und fantastisch,
erinnern an gereckte Fäuste, Sterne, Flügel oder Blumen.1
Räumlich vielseitig laden sie zum Erkunden ein und ermög-
lichen vielfältige Deutungen. Sie nehmen durch ihren gros-
64 archithese 3.2015 65
LEGENDENDICHTUNG STATT ZUKUNFTSMUSIK Denkmäler als politische Werkzeuge in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens Der kriegerische Zerfall
des südslawischen Landes in kleinere Nationalstaaten und der Wechsel vom Sozialismus zur freien Marktwirtschaft
hat zu Spannungen und kulturellen Verwerfungen geführt. Sie manifestieren sich in Architektur und – besonders
augenfällig – bei Denkmälern im öffentlichen Raum. Grossplastiken werden ( auch ) im Balkanraum seit Jahrzehnten
als Medium eingesetzt, um politische Realitäten, Macht (-ansprüche ) oder Visionen abzubilden. Während unter
Josip Broz eine aufgeklärte und fortschrittliche Gesellschaft beschworen wurde, geht der Blick derzeit hauptsächlich
zurück – Skulpturen und Architektur werden eingesetzt, um Geschichte zu ( re- ) konstruieren. Eine fragwürdige
Tendenz, da sie auf Abgrenzung statt auf Integration setzt.
Autor: Jørg Himmelreich
Futurepop –
Sozialistische Denkmäler in Jugoslawien
Über Jahrhunderte meist fremdbestimmt aus Rom, Konstan-
tinopel / Istanbul, Wien und Venedig galt die Balkanregion
die längste Zeit als Peripherie; im letzten Jahrhundert, bezo-
gen auf den Modernisierungsprozess gar als eines der
Schlusslichter Europas. Dass eine periphere Lage jedoch
eine Chance sein kann, weil die Distanz zu den politischen
sen Massstab und Materialen wie Beton und Stahl eine Po-
sition zwischen Architektur, Plastik und Land Art ein.2 For-
men wie Obelisken, Zylinder und andere aufragende
Elemente wirken durchaus militant, künden aber zugleich
von einer stolzen, fortschrittlichen Gesellschaft. Insbeson-
dere in den Werken Bogdanovic überwiegt eine Ausstrah-
lung der Freude. Die Ornamentik seiner Werke umfasst zu-
dem archaisch und mythologisch wirkende Elemente. Unbe-
stimmt und rätselhaft verweisen sie jedoch bewusst nicht
auf identifizierbare Vorbilder, sondern auf das kulturelle
Kontinuum der Menschheit insgesamt. Bei anderen Monu-
menten, wie dem Makedonium in Kruševo [ 1974 ] wurden
Elemente der Pop-Ästhetik integriert. Eine Lichtorgel und
der Science-Fiction-Stil des kugeligen Bauwerks nehmen
Anleihen bei der Disco-Kultur und populären Kinofilmen,
wie beispielsweise Odyssee 2001. Die Ikonologie von Kampf,
Martyrium und Sieg bediente sich zugleich bewusst religiö-
ser Elemente. Als ‹ Wallfahrtsorte ›, zu denen Schulklassen
und Gruppen regelmässig pilgerten, etablierten diese Denk-
mäler Erinnerung als ein gemeinschaftlich konstituierendes
Ritual und wurden jährlich von bis zu einer Million Men-
schen besucht.
Identitätskrisen
Als 1989 die Berliner Mauer fiel und der Zusammenbruch der
kommunistischen Diktaturen Osteuropas einsetzte, began-
nen nationalistische Zentrifugalkräfte auch Jugoslawien
auseinanderzusprengen. Für die Staaten des Balkans be-
1 Das Denkmal von Vojin Bakic für im Zweiten Welt-krieg gefallene Partisanen in Petrova Gora wird sukzessive entklei-det und das Metall auf dem Schwarz-markt verkauft. ( Fotos 1 – 5: Jørg Himmelreich )
2 In Kozara, einem von drei bosnischen Nationalparks steht ein Denkmal für gefallene Partisa-nen von Bildhauer Dušan Džamonja.
3 Das umgangs-sprachlich Makedo-nium genannte Ilinden Denkmal in Kruševo wurde 1974 fertiggestellt und von Jordan Grabuloski und Iskra Grabuloska entworfen.
1 32
Zentren Freiheiten ermöglicht, hat die Sozialistische Födera-
tive Republik Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg auf-
gezeigt. Das Land hat sich aus dem Würgegriff des War-
schauer Paktes freigespielt und als blockfreier Staat den
sogenannten ‹ dritten Weg › eingeschlagen, um aus dem kul-
turellen Kosmos des Ostens und des Westens zugleich
schöpfen zu können. In der Folge wurde eine beeindru-
ckende Kreativität in den Bereichen Architektur und Kunst
freigesetzt. Ihnen kam eine wichtige Rolle bei der Neudefi-
nition des Landes zu.
Weil im Zweiten Weltkrieg die Volksgruppen – von den Ach-
senmächten angestachelt – gewaltsam aufeinander losgin-
gen, galt es eine neue verbindende Narration zu entwickeln,
die in der Lage war, diese Feindseligkeiten zu überbrücken.
Die neue transnationale Identität wurde daher nicht als Kon-
tinuität, sondern als Bruch mit der Vergangenheit insze-
niert – vor allem der Partisanenkampf gegen das Deutsche
Reich und Italien wurde als gemeinsame Basis herausgestri-
chen und die Unterschiede bezüglich der vier Religionen,
sechs Ethnien, drei offiziellen Sprachen, diversen südslawi-
schen Dialekten, zwei Alphabeten und fünfzehn anerkann-
ten Minderheiten entsprechend ‹ kleingeredet ›. Denkmälern
kam in dieser Erzählung eine bedeutende Kommunikations-
rolle zu. Zwischen 1945 und 1990 wurden im Auftrag von
Josip Broz, genannt Tito, hunderte Spomeniks, meist an den
Schauplätzen von Partisanenschlachten, Standorten von
Konzentrationslagern und Massengräbern errichtet, mitun-
ter aber auch auf Plätzen in den Stadtzentren. Waren sie an-
fänglich von der Ästhetik des akademischen Realismus ge-
prägt, wurden sie ab den 1960er Jahren abstrakter, struktu-
reller und architektonischer. Bedeutende Bildhauer wie
Dušan Džamonja, Vojin Bakic, Miodrag Živkovic, Jordan und
Iskra Grabul und Architekten wie Bogdan Bogdanovic und
Gradimir Medakovic wurden beauftragt. Die mitunter ge-
wagten Strukturen wirken ausserirdisch und fantastisch,
erinnern an gereckte Fäuste, Sterne, Flügel oder Blumen.1
Räumlich vielseitig laden sie zum Erkunden ein und ermög-
lichen vielfältige Deutungen. Sie nehmen durch ihren gros-