crescendo 5/2009, Ausgabe September/Oktober 2009

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Schwerpunkt NEUE MUSIK Arvo Pärt Ein sinnlicher Besuch beim großen Meister Lera Auerbach Die Russin, die mit Tönen aufwühlt Anja Harteros Die Julia Roberts der Musik im Interview jung, erotisch und erfolgreich: Danielle de Niese „Mozart ist ein Teil von mir“ Mit Beihefter CLASS aktuell B47837 Jahrgang 12 – 05/2009 September / Oktober 2009 www.crescendo.de

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crescendo ist Deutschlands spannendstes Klassik-Magazin. crescendo holt die Welt der Musik aus dem Elfenbeinturm in die Mitte der Gesellschaft. Klassik ist eine Frage des Stils, ein Brückenschlag zwischen Tradition und Zukunft – wie Politik, Mode und Architektur – eine aufregende Form der Kommunikation. Mit einer kontrollierten Verbreitung von über 80.000 Exemplaren gehört crescendo zu den wichtigsten Kulturmagazinen im deutschsprachigen Raum

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Schwerpunkt

NEUE MUSIKArvo Pärt Ein sinnlicher Besuch beim großen Meister

Lera AuerbachDie Russin, die mit Tönen aufwühlt

Anja Harteros Die Julia Roberts der Musik im Interview

jung, erotisch und erfolgreich:

Danielle de Niese „Mozart ist ein Teil von mir“

Mit Beihefter CLASS aktuell

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September / Oktober 2009 www.crescendo.de

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D as sagte einst Komponist Arnold Schönberg und ent-wickelte die Zwölftonmusik. Seine Uraufführungen gerieten regelmäßig zu Skandalen bei denen die

Polizei gegen das wütend protestierende und randalierende Publikum einschreiten musste. Seine „Neue Musik“ war definitiv zu neu für konservative Hörerwartungen. Nicht jedoch für Wassily Kandinsky, der für seine damals revolutio-näre expressionistische Malerei ebenso scharf angegriffen wurde. 1911 hörte er bei einem Konzert erstmals Schönbergs Musik und war so begeistert, dass er gleich einen Brief an den Komponisten schrieb: „Sie haben in Ihren Werken das verwirklicht, wonach ich in freilich unbestimmter Form in der Musik so eine große Sehnsucht hatte, (...) und was auch ich in malerischer Form zu finden versuche.“

Heute, fast 100 Jahre später, erreichen zeitgenössische Maler ein Millionenpublikum. Zeitgenössische Komponisten hingegen tun sich beim Publikum noch immer schwer. Woran das liegt, haben wir versucht, in unserer aktuellen Ausgabe zu ergründen. Mit vielen persönlichen Meinungen, Interviews mit Künstlern und Reportagen, die bis nach Estland führten. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Herzlich, Ihr

„Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt.“

Winfried Hanuschik,Herausgeber

4 Sinn Yang Die Geigerin will der Neuen Musik eine Chance geben.

6 Arvo Pärt Ein sinnlicher Besuch beim großen Komponisten

10 FilmmusikKlassik Radio Moderator Holger Wemhoff huldigt seiner Liebe zum Sound Track.

12 Lera Auerbach Die Russin spricht in Verbier über ihre Zukunft

14 Münchener KammerorchesterDirigent Alexander Liebreich im Interview

16 101 Fragen„Was ist Neue Musik?“

18 Anja HarterosDie Julia Roberts der Musiküber ihre Jugend und atonale Musik

20 Festivals Zehn ausgewählte Veranstaltungen zum Thema Neue Musik

22 Die Quadratur des KreisesPascal Morché über die Schwierigkeiten der Neuen Musik

24 RezensionenDie wichtigsten CDs und DVDs des Monats

29 Nils Mönkemeyer Die neue CD des jungen Professors

31 Modern Talking Christoph Schlüren über die Frage: Was ist modern?

32 TITEL: Danielle de NieseInterview mit dem internationalen Opernstar

37 crescendo-kids Die Kinderseite

38 moderntimes_1800Julia Moretti und Ilia Korol im Interview

40 Essay Michael Roßnagl will „für das Neue leben“.

42 plus regionalInterview mit dem Cellisten Jan Vogler

44 plus regional Wie die Oper in den Berliner Hauptbahnhof kommt

46 Termine und Veranstaltungen 50 Lieto Fine / Impressum

Fotos: TM, ® & Copyright © 2009 by Paramount Pictures. All Rights Reserved; Markus Tedeskino; Lorenzo Aguis Decca; S. SteitzFoto Titel: Chris Dunlop

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A ls ich im vergangenen Jahr einen Wettbewerb des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft gewonnen hatte, bekam ich einen unglaublichen Preis: Jörg Widmann komponierte für mich ein

eigenes Solo-Stück. Eine Étude nur für mich – was für ein Traum! Die Uraufführung war ein besonderer Moment. Es lag etwas Heiliges da-rin, diese bislang ungehörte Musik den Menschen weiterzugeben, viel-leicht ein wenig mit einer Geburt vergleichbar. Auch ihre Ersteinspie-lung hob sich von den anderen Aufnahmen ab, die ich zuvor für meine Debüt-CD gemacht hatte. Im Gegensatz zu den anderen Werken von Schubert, Bartók und Debussy hatte ich keinerlei Bezugspunkt wie zum Beispiel eine Aufführungstradition. Man läuft wie ins Leere, alle bislang gelernten Regeln sind aus den Angeln gehoben. Aber ich machte eine für mich bemerkenswerte Beobachtung: Die Hörer meiner Debüt-CD wurden nach bekannten Werken von Schubert, Debussy etc. bei Widmann plötzlich still. Sie lauschten intensiv den ungewöhnlichen Klängen und wunderten sich. Ich hatte das Gefühl, die Musik sprach sie unmittelbar an.

Dieses Erlebnis war für mich ein Schlüsselerlebnis. Widmanns Werk war ein Anstoß an die Ohren, vielleicht auch an unsere Seele, damit wir kurzzeitig einen kleinen Richtungswechsel vollziehen und der Neuen Musik eine Chance geben, uns mit ihr beschäftigen.

Leider denken viele Musiker nicht so und ich stelle mir oft die Frage, woran das liegt. Warum stößt neue Musik – selbst die der größten Meister wie Bach und Schubert – auf das Unverständnis ihrer Zeitgenossen?

Ein Beispiel: Johann Sebastian Bachs Sonaten und Partiten für Violine solo gehören heute zu den größten Werken ihrer Art. Was aber nicht alle wissen, ist, dass es an die 1 Jahre brauchte, bis sie einem breiten Publi-kum bekannt gemacht wurden. Joseph Joachim war einer der Pioniere, der ihre wahre Größe erkannte und sie öffentlich aufführte. Sein unschätzbarer Einsatz wurde damals von dem berühmten Kritiker George Bernard Shaw beschrieben, er habe „Töne produziert, nach de-nen der Versuch, eine Muskatnuss auf einer Schuhsohle zu reiben, sich wie eine Äolsharfe angehört hätte“.

Neue Musik sucht immer – damals wie heute – den Grenzübergang. Das Ungewohnte, Revolutionäre scheint Menschen seit Generationen zu befremden. Aber selbst Mozart, der zu allen Zeiten die Liebe des Publikums genoss, schrieb seinem Vater 1: „Echte Perfektion in allen Dingen kennt man nicht mehr oder wird nicht mehr geschätzt – man muss Musik schreiben, die entweder so einfach ist, dass ein Kutscher sie singen kann – oder so uneinsichtig, dass das Publikum es ein-

fach mag, weil keine gesunde Person sie verstehen kann.“ Verstehen wir denn wirklich die Musik Mozarts und der anderen

bekannten Meister in all ihrer Tiefe und „Uneinsichtigkeit“? Ist es nicht das Anliegen des heutigen Interpreten, das Unverwechselbare, manchmal auch Schockierende der Werke vergangener Zeiten zu er-spüren und anzupassen? Ist dieses immerwährende „�ne-tuning“ un-serer Ohren und unseres Geistes nicht Grundvoraussetzung, Musik, egal aus welcher Zeit, aufzunehmen und zu verstehen?

Ich hatte Widmanns ganz persönliche Klangästhetik bis zu unserer Zusammenarbeit auch nicht gekannt. Aber ich lernte, dass Widmann genau wusste, was er kreiert hatte: Er bemerkte jede noch so kleine Abweichung. Jede Note seiner Étude war absolut so und nicht an-ders gewollt. Zudem erfuhr ich „Schönheit“ aus der Perspektive des Komponisten ganz neu. So beschrieb Widmann eine Stelle, die „sul ponticello“ (am Steg) gespielt werden soll, einer im klassischen Sinn „hässlichen“ Klangfarbe, als Paradies! Das erstaunte mich, aber es war für mich ein wichtiger Wendepunkt, an dem sich mein Klangemp�nden in Widmanns Kontext einzufügen begann. Irgendwann nistete sich die Musik im Körper ein, wurde sogar zu einem Körpergefühl. Wir

sollten in Neuer Musik ein Privileg sehen. //

* Die 27-Jährige koreanische Geigerin Sinn Yang wird in der nächsten Spielzeit am Staatstheater Nürnberg eine Stelle als 1. Konzertmeisterin antreten. Exklusiv für crescendo machte sie sich Gedanken über das Schwerpunktthema dieser Ausgabe: Neue Musik.

Sinn Yang spielt Violinwerke von Debussy, Schubert, Bartók, Widmann und Piazolla (OehmsClassics).

Gebt der Neuen

Musik eine Chance!

Von Sinn Yang *

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Mehr Sinn Yang auf der crescendo premium-CD (Infos: Seite 36)

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neue musik 6 | www.crescendo.de 05 2009

Es war das Wiegenlied, das mich nicht schlafen ließ. Es schaukelte mich lieblich, aber unerbittlich durch die verbleibenden Stunden der Nacht. Die Melodie ließ mich nicht absinken. Zwei Nächte ging das so. Als ich am Morgen des Pfingstsamstags dem Komponisten Arvo Pärt und seiner Frau Nora gegenüber saß, war ich ermattet und zugleich seltsam beschwingt.

Die beiden waren in ähnlich widersprüchlicher Verfassung. „Wir sind müde. Wir sind an unsere Grenzen gegangen“, sagte Nora Pärt. „Aber wir haben diesen absoluten Klang gehört.“ Die vergangenen Abende hatten sie bis weit in die Nacht in der Nikolaikirche in Tallinn zugebracht. Mit dem Estnischen Philharmonischen Kammerchor und dem Kammerorchester Tallinn unter der Leitung des Dirigenten Tönu Kaljuste spielten sie Werke für Arvo Pärts neues Album „In Principio“ ein; es ist soeben, fast zwei Jahre später, erschienen. Es ist das elfte bei Pärts Hausverlag ECM, und die weltumspannende Anhängerschaft wird ihm im Regal einen Ehrenplatz zuweisen. In der Kirche hatte ich zum ersten Mal das Wiegenlied gehört. „Kuus kuus kallike“, aus dem Estnischen am ehesten als „eiapopeia“ übersetzt, ist sein ganzer Text. Aber die Melodie! Eingängig wie ein Volkslied, magisch wie eine Be-

schwörung. „Die Aufnahmen waren Schweißarbeit. Eine Qual voller Verzwei� ungen“, sagte Nora Pärt. „Bis wir hatten, was wir wollten, sind wir durch die Hölle gegangen.“

Für einen Dokumentar� lm sollte ich ein Interview mit ihrem Mann führen. „Das wird nicht gehen“, warnte sie mich. Er spreche nur wi-derwillig über sich. Außerdem werde er darauf bestehen, dass sie beim Gespräch dabei sei. Für mich war das kein Problem. „Doch, es ist ein Problem“, sagte sie und lachte. „Dann rede dauernd ich statt er.“

Arvo Pärt ist der vermutlich meistgespielte lebende Komponist klassischer Musik. Jeden Tag werden irgendwo auf der Welt Werke von ihm aufgeführt, Konzerte zwischen New York und Tokio oder Kleinigkeiten wie das „Sei gelobt, Du Baum“, das Ende Februar in Willisau uraufgeführt wurde. Ein Stück, das er eigens für zwei einzig-artige Instrumente komponierte – eine Barockvioline und eine lauten-ähnliche Quinterne, die aus 2500 Jahre altem Holz gefertigt sind. Der Stamm der Weißtanne war in einem Rebberg im Basellandschaftlichen gefunden und zum Bau der beiden Instrumente verwendet worden. Die verrückte Entstehungsgeschichte, von der er auf verschlungenen Pfaden erfahren hatte, berührte Arvo Pärt derart, dass er dem uralten

Der zutrauliche Er emitDer Komponist Arvo Pärt (74) ist ein Verfechter Neuer Musik. Unser Autor Andreas Dietrich hat ihn in Estland besucht. Protokoll einer Begegnung, die Augen und Ohren öffnete.

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(v.l.n.r.) Arvo Pärt während Tonaufnahmen in der Nikolaikirche von Tallinn: nachdenklich dem Chor lauschend; mit Ehefrau Nora sinnierend; eine seiner geliebten Schokokugeln verspeisend; aus der Sakristei eilend.

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Holzstück eine Komposition widmete. Doch nicht nur von Zeitlo-sem, auch von Zeitgeschichtlichem lässt er sich bewegen. Zwei Tage nach den Bombenanschlägen von Madrid im März 2004 begann er, „Da Pacem Domine“ zu schreiben. Es wird seither an jedem Jahrestag aufgeführt.

Selbst wem bei klassischer Musik nach Mozart/Beethoven/Bach nichts mehr in den Sinn kommt, der hat mit großer Wahrscheinlich-keit schon Musik von ihm gehört: Als Filmsoundtrack. Pärt kom-poniert zwar nicht mehr fürs Kino, aber auf seine Musik greifen die Regisseure gern zurück. Am liebsten, wenn es darum geht, eine Stim-mung von existenzieller Melancholie zu erzeugen. „There Will Be Blood“ ist mit „Fratres“ unterlegt, „Litany“ kommt in „The Insider“ vor, „Silouans Song“ in „The Good Shepard“; der Schweizer Doku-

mentar�lmer Christian Frei verwendete Pärt im preisgekrönten „War Photographer“, Teile des „Cantus in Memory of Benjamin Britten“ sind in Michael Moores „9/11“ zu hören, dem Film zu den Anschlägen vom 11. September, der im Leben von Arvo Pärt bis zum Jahr 2001 eine andere Rolle spielte: es ist das Datum seines Geburtstags. Dieses Jahr wird er 74.

Wir saßen damals auf der Veranda von Pärts Blockhaus, eine Auto-stunde von Tallinn entfernt an einer Meeresbucht. Um uns herum lichter Wald, wo in respektvollem Abstand weitere Blockhütten stan-den; die nächstgelegene gehörte seinem einstigen Musiklehrer. Dann und wann heulte eine Motorsäge auf, die aus einem Baum Brennholz machte. Nach einem langen Schluck Tee und der Frage, weshalb er sich nur ungern erkläre, sagte Arvo Pärt: „Wenn ich spreche, dann kann ich keine Musik schreiben. Dann habe ich alles schon gesagt. Und wenn ich Musik schreibe, dann habe ich nichts zu sagen.“

Pause.„Aber meine Frau und ich“, fuhr er fort, „wir sprechen jeden Tag

miteinander. Es ist alles normal bei uns.“ Beide lachten. Er schaute zu ihr: „Was denkst du?“

„In der modernen Musiktradition wird jede Musik von Tausenden von Kommentaren begleitet“, sagte Nora Pärt. „Es gibt mehr Kom-mentar als Musik. Aber Arvo hat kein Bedürfnis, seine Musik zu erklären. Er vertraut auf die Antenne von Ohr zu Ohr, von Mensch

Der zutrauliche Er emitDer Komponist Arvo Pärt (74) ist ein Verfechter Neuer Musik. Unser Autor Andreas Dietrich hat ihn in Estland besucht. Protokoll einer Begegnung, die Augen und Ohren öffnete.

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dazu kamen Pralinés, weiße Raffaello sowie Biskuits der einheimi-schen Marke Olümpia Küpsis. Stets bot er den Umstehenden auch davon an. Der zutraulichste Eremit auf Erden. Die Aufnahmen in der Kirche dauerten lange und verlangten von ihm kompromisslose Prä-senz. Man hatte viel Zeit, ihn zu beobachten. Ich lernte, wie fröhlich Demut sein kann, wie heiter Würde; dass künstlerische Besessen-heit nicht rücksichtslos sein muss und ein Maestro keine Untertanen braucht, um Größe zu zeigen. In tiefster Hingabe zur Musik blieb er zuvorkommend zu den Menschen, in höchster Konzentration war er immer wieder zu einem Spaß aufgelegt.

„Sie dachten, Arvo sei in sich versunken und immer ernst?“, wun-derte sich Nora Pärt. Sie kennt ihn gut. Seit 37 Jahren ist sie mit ihm verheiratet. Sie sagte es, als wir auf dem Weg von Tallinn hinaus zum Blockhaus bei einem Aussichtspunkt Halt machten. Vor uns glitzerte das Meer, das auf der andern Seite gegen Finnland schlägt. Es nieselte. Arvo Pärt horchte in die Regenwolken. „Von da drüben kommt der Druck, da ist der Ton dumpf. Hier aber, wo der Himmel sich ein bis-

schen aufhellt, wird der Ton offen. Hören Sie den Unterschied?“Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach. Plötzlich wurde Pärt un-ruhig, hüpfte herum wie ein auf-geregtes Vogelküken. Er hörte ein Brummen, das ich erst Sekunden später wahrnahm, als es schon ein Grollen war. Das Grollen schwoll zu einem Knattern und Donnern an, es rottete sich zu einem Höllen-lärm zusammen, der immer näher kam und mit ihm beträchtlicher Gestank. Als es wieder still war, hatte sich eine rund zwanzigköpfige Motorradgruppe auf dem Rastplatz niedergelassen. Arvo Pärt, soeben noch ein Lauscher der Natur, war begeistert. Er rannte auf die Fahrer zu. Rannte, denn Arvo Pärt liegt, sitzt, steht oder rennt – Gehen als Fortbewegungsart scheint ihm fremd zu sein. Er plauderte mit den Fremdlingen, scherzte mit ihnen und fragte sie aus. Es waren Finnen auf unbeschwerter Pfingstfahrt. Pärt wollte mehr über die Motoren wissen, die Route, das Gefühl von

Tempo, und am Ende war er kurz davor, seine Schirmmütze gegen einen Motorradhelm zu tauschen.

Die Aus�ügler wussten nicht, dass der �dele Alte am Straßenrand jener Mann war, der laut ECM-Chef Manfred Eicher „in den letzten dreissig Jahren die Musik verändert hat wie kein anderer“.

Ohne Eicher wäre dies vielleicht nie passiert. Der Gründer und Chef des Musikverlags ECM, eine Instanz in der Branche, hörte in den späten Siebzigerjahren im Autoradio den staatlichen Sender von Armenien. Der spielte eine Musik, wie Eicher sie noch nie gehört hatte. Er fuhr den Wagen zur Seite und hörte hin. „Es war wie ein Meteorit,

zu Mensch. Er will mit seiner Musik die Aufmerksamkeit auf den Moment lenken, auf den Klang, auf die Substanz von Musik. Tritt man aber an die Musik heran mit den Gedanken: Was ist das? Welcher Stil? Nach welcher Art ist es geschrieben? – nähert man sich also der Musik intellektuell statt mit seinem ganzen Wesen, dann ist Schluss mit dem Hören. Deshalb wird auch so viel Unsinn über ihn verbreitet.“

„Stimmt das?“ fragte ich Arvo Pärt.„Ja, ja“ sagte er. „Aber hören Sie den Hund?“ Aus der Ferne drang

ein Bellen herüber. „Das ist schöne Musik. Der Hund heißt Sursu.“Bei manchen Musikkritikern löst Pärt hysterisches Unwohlsein

aus. Sie reihen ihn statt unter „Klassik“ unter „New Age“ ein. Bana-les, esoterisches Zeugs. Es bediene bloß den Zeitgeist, der angesichts der unübersichtlichen Gegenwart nach Einfachheit, Wiederholung und Spiritualität giere. Eine Scharlatanerie also, weder von Bedeu-tung noch von bleibendem Wert. Dass Pärt damit bei einem Kreis an-kommt, der weit über die Gemeinde der Klassikfreunde hinausreicht, bestätigt dieses Urteil nur. Geige streichende Models und im Rudel heulende Tenöre füllen schließlich auch die Konzertsäle. Da passt ein komponierender Schrat bestens dazu, der aus den tiefen Wäldern Estlands kam und aus seiner Musik ein Geheimnis macht wie Rumpel-stilzchen um seinen Namen.

Man sollte sich seine Leiden-schaften von niemandem weg-schreiben lassen. Und doch prägte die Kritik meine Vorstellung vom Menschen Arvo Pärt als Eigenbröt-ler und Schamanen. Dieses Bild aber zersprang wie trübes Fenster-glas, als ich ihm zum ersten Mal begegnete.

Ratlos stand ich im Vorraum der Nikolaikirche. Ich wusste nicht, ob und wohin ich mich bewegen konn-te. Aus der Kirche erklang Chorge-sang, die Musikaufnahmen hatten bereits begonnen. Plötzlich tauchte aus dem Halbdunkel Arvo Pärt auf. Er eilte vom Kirchenraum Richtung Sakristei, wo die Tontechnik einge-richtet war. Abrupt blieb er stehen, drehte sich überrascht zu mir. Be-eindruckend die Glatze und der Bart, eindringlich der Blick. Die Arme hingen nach unten, die Innen-�äche der linken Hand war vom Körper abgewandt wie zum Zeichen der Schutzlosigkeit – so stand Pärt da, deckungsgleich mit dem Bild der biblischen Figur, die sich im Jahrtausend verirrt hat. Aber dann lächelte er aufmunternd und winkte mich heran. Er legte den Finger zu einem „Pssst“ auf die Lippen. Seine Stimme war von zärtlicher Freundlichkeit. Da sah ich, was er in der rechten Hand hielt. Es war eine Schale, gefüllt mit Schokokugeln. Ich fand ihn wunderbar.

Im Verlauf der Aufnahmen aß er fortwährend von diesen Schoko-ladekugeln, sie heißen Kalev und haben eine weiche Mokkafüllung;

Arvo Pärt (74)Der Komponist wurde 1935 ist Estland geboren, wo er bis zu seiner Emigration nach Deutschland 1980 lebte. Seit der wiedererlangten Unabhängigkeit seiner Heimat pendelt er zwischen Berlin und Tallinn. Arvo Pärt ist auch einer der Pro-tagonisten im Dokumentarfilm „Sounds and Silence“ von Peter Guyer und Norbert Wiedmer. Fünf Jahre lang begleiteten die Schweizer Regisseure Pärt und Manfred Eicher, den Kopf des Münchner Musikverlags ECM. Die musikalische Reise um die Welt wird ab Herbst in ausgewählten Kinos zu sehen sein. www.soundsandsilence.ch

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Doku-Stoff: ECM-Chef Manfred Eicher und Arvo Pärt.

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der einschlug“, erinnert er sich. Es war, wie sich nach langwierigen Nachfor-schungen herausstellte, „Tabula Rasa“, eine Komposition eines Esten namens Arvo Pärt.

Estland war zu diesem Zeitpunkt eine Sowjetrepublik und Pärt darin ein Störenfried. Für die einen Werke erhielt er Auszeichnungen, andere wurden auf den Index gesetzt. „Nekrolog“, weil es in Zwölftontechnik geschrieben war, die im Sozialismus der Sechzigerjahre noch als ähnlich dekadent galt wie der Jazz. „Credo“, weil der religiöse Pärt hier einen geistlichen Text vertonte. Zwischenzeitlich war er vom Regime gar of�ziell für verrückt erklärt worden. Selbstredend ist er noch heute nicht gut zu sprechen auf al-les, was an sozialistische Diktatur erinnert. Putin ist da mitgemeint. Als Zeichen des Protests widmete Pärt die Aufführungen der Kon-zertsaison 2006/2007 der ermordeten russischen Journalistin Anna Politkowskaja.

Pärt hatte, am Anfang der lebenslangen Suche nach dem ihm ei-genen musikalischen Ausdruck, allerlei ausprobiert. Neoklassizistik, Zwölfton, Serielles, Collage-Technik – und lange Jahre komponierte er fast nichts. Das Fortschreiben von Bekanntem erschien ihm sinnlos. In der Ruhe seiner Frömmigkeit und in der Auseinandersetzung mit dem gregorianischen Gesang fand er allmählich zu seinem unver-wechselbaren Stil. Pärt bleibt Pärt, selbst wenn er sich heute auch in andere Richtungen bewegt. Den Stil nannte er „Tintinnabuli“, Glöck-chenstil, weil er auf schlichter Melodik und Dreiklängen beruht, was eine dem Glockenklang ähnliche Wirkung entfaltet.

Das epochale „Tabula Rasa“ bedeute-te das, was es heisst. Pärt machte reinen Tisch. Er räumte auf mit der Unentschlos-senheit seiner musikalischen Anfänge. Er setzte die üppige Welt der Noten und Instrumente auf Diät, um sich der Essenz zu widmen. Und er entkam dem System, das seine Familie jahrelang schikaniert und ihm die künstlerische Existenz schwer gemacht hatte. 1980 emigrierten Pärts nach Wien, kurz darauf ließen sie sich in Ber-lin nieder. Erst seit der zurückerlangten Unabhängigkeit ihrer Heimat, die 1991 mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion kam, leben sie wieder teils in Tallinn, teils in Berlin. „Wir wissen nicht, wo unser Nest ist“, sagte Arvo Pärt. „Wir wissen auch nicht, wo wir in ein paar Jahren leben werden.“

„Tabula Rasa“ erschien 1984 bei ECM. Der Meteorit schlug welt-weit ein. „Ich wäre nicht am Leben geblieben, wenn Manfred Eicher mich nicht entdeckt hätte“, sagte Arvo Pärt. „Es war ein Glück, das so kommen musste.“

In einem hinteren Zimmer des Blockhauses begann ein Säugling zu schreien. Pärts sechster Enkel, der einwöchige Matheus, war auf-gewacht. „Ich glaube, Musik ist deswegen eine große Sache, weil man keine Übersetzungen braucht“, sagte Arvo Pärt. „Musik ist wie Mut-termilch. Sie bereitet für die Verdauung keine Probleme.“ Wir hörten

dem Baby zu, bis es still wurde. „Und Sie konnten wegen des Wiegenlieds tat-sächlich nicht schlafen?“, fragte Arvo Pärt belustigt.

Das Wiegenlied war während der Aufnahmen in der Nikolaikirche das Sorgenkind unter den Musikstücken. Als kürzestes brauchte es am längsten Zeit. Nachdem es der Chor zum ers-ten Mal gesungen hatte, herrschte eine ungute Stille im Aufnahmeraum. Pärt brach sie, als er sich übers Mikrofon beugte: „Ich habe ein paar Bemerkun-gen.“ Es war klar, dass er unzufrieden war. „Er ist schockiert“, �üsterte mir

Nora Pärt zu. Er fuhr fort, an Chor und Dirigent gerichtet: „Es ist ein Wiegenlied. Zum Wiegen. Es ist keine Polka!“ Der Chor nahm einen neuen Anlauf. Pärt entdeckte in der Partitur eine zu kurz gesetzte Note, was sogleich korrigiert werden musste. Dann intervenierte Eicher, ihm war das Ganze „too �owing“. Pärt war mal im Aufnahmeraum, mal beim Chor, und zwischen den Polen Kontemplation und Dringlichkeit immer im Sauseschritt. Er machte den Sängern vor, wie das „Kuus kuus kallike“ zu intonieren war, nicht düster-klebrig – hell, zuversicht-lich. Ein weiterer Versuch begeisterte Pärt derart, dass er mit Eicher ein Tänzchen hinlegte. Trotzdem nochmals. Und nun bitte nur noch ab Takt 18. Bei einem weiteren Anlauf störte das Schreien von Möwen, und als es gegen Mitternacht ging, grölten besoffene Touristen vor der Kirche. Pärt und Eicher eilten nach draußen, um sie zu verscheuchen. Sie hatten mit ihrem Gejohle die bisher beste Version versaut. Der Chor hob von Neuem an. Es klang herzergreifend, es schien perfekt

– nicht aber für all die Perfektionisten, die hier versammelt waren.

„Erinnern Sie sich, wie wir auf der Fahrt hierher über dem Meer den Nebel gesehen haben? Diese Farben am Hori-zont? Das kann man nicht auf Papier �-xieren. Es ist etwas Ungreifbares, das vor unseren Augen steht. Und auf solches sind

unsere Ohren fokussiert, wenn wir eine Aufnahme machen. Dirigent, Musiker, Produzent, Tonmeister, die Instrumente, der Raum – alles muss zusammen�nden und zu einem Organismus werden.“

Es muss, profan gesagt, ein von Menschen geschaffenes Wunder geschehen. „Und, ist dieses Besondere bei den Aufnahmen des Wie-genlieds passiert?“, fragte ich.

„Ja, ja“ sagte Arvo Pärt. Aber in Gedanken war er schon weiter. Er hatte Hunger. Wir fuhren in ein Restaurant an der Küste, hüllten un-sere Körper in karierte Wolldecken und genossen starken, estnischen Kaffee. „Wenn ein Mensch nach dem Hören meines Wiegenliedes keinen Schlaf �ndet, dann habe ich etwas falsch gemacht“, sagte Arvo Pärt. Seine Stirn faltete sich zu einer Gebirgskette. Er zwinkerte mir zu

und bot von den Pralinés an, die zum Kaffee serviert wurden. Pärt, der zutraulichste Eremit auf Erden. //

In Principio. Estonian Philharmonic Chamber Choir, Estonian National Symphony Orchestra, Tallinn Chamber Orchestra (ECM)

„Musik ist wie Muttermilch. Sie bereitet für die Verdauung

keine Probleme.“

Arvo Pärt an der estnischen Küste: „Etwas Ungreifbares, das vor unseren Augen steht.“

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Mehr Pärt auf der crescendo premium-CD (Infos: Seite 36)

neue musik 10 | www.crescendo.de 05 2009

Spiel mir das Lied vom ... Morricone z.B. Ein Hoch auf die Filmmusik! Auch nach 100 Jahren hat sie nichts von ihrem Glanz verloren – vor allem, weil sie immer mit Gefühl zu tun hat.

Danke, Camille! Im Salle Charas in Paris feierte der Film „L assassi-nat du duc de guise“ 1 Premiere – mit großem Erfolg! Und dieser Erfolg war nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass es der erste Film mit eigens komponierter Filmmusik war. Und die stammte von … Ca-mille Saint-Saëns!

Der weltberühmte Komponist von solchen Erfolgswerken wie der „Orgelsinfonie“, dem „Karneval der Tiere“ oder der Oper „Samson et Dalila“ zeigte sich begeistert von den „bahnbrechenden cinematori-schen“ Fähigkeiten und ging mit Feuereifer ans Werk.

Ich kann nur wiederholen: Danke, Camille Saint Saëns! Sie haben mir geholfen, unzählige Nörgler schon im Ansatz mundtot zu machen. Wie oft musste ich mir, gerade als mein Radiosender (Klassik Radio) vor circa 10 Jahren damit begonnen hatte, immer mehr Filmmusik neben die großen Klassiker zu setzen, Kommentare anhören wie: „Wie können Sie nur …“. Meine Antwort: „Wissen Sie, dass Camille Saint Saëns die erste Filmmusik komponiert hat?“ … Schweigen im Walde.

Aber der Franzose war ja nur der erste, der den Stein ins Rollen brachte. Ihm folgten große Namen: Dmitri Schostakowitsch, Sergej Prokofjew oder auch Alfred Schnittke. Ganz zu schweigen von einem der ganz Großen der Musik: Erich Wolfgang Korngold! Wilhelm Furtwängler oder Bruno Walter haben die Orchesterwerke dieses (damals zehnjährigen!) Jungen mit Riesenerfolg uraufgeführt und lagen dem „größten Wunderkind nach Mozart“ zu Füßen. Als Korn-gold dann später in die USA, nach Hollywood, auswandern musste,

um den Nazischergen zu entkommen, wurde er zum erfolgreichsten Filmkomponisten über Jahre. Wer wundert sich denn ernsthaft, wenn Jahrhundertgeiger Jascha Heifetz das Violinkonzert von Korngold unglaublich häu� g aufgeführt hat und es zu seinen Lieblingskonzerten zählte? Und das, obwohl (oder sogar weil?) es hauptsächlich Film-musik aus seinen diversen Scores wie „Robin Hood“ enthält!

Korngolds Filmmusiken sind Meisterwerke, allesamt, sie treffen ohne Ausnahme den Nerv des jeweiligen Filmthemas und kommen gleichzeitig als hochromantisches sinfonisches Gemälde daher: ver-spielt in „Der Prinz und Bettelknabe“, majestätisch in „Günstling einer Königin“ oder abenteuerlustig in „Herr der sieben Meere“. Große Dirigenten wie André Previn führen diese Musik mit den weltbesten Orchestern mit höchstem Vergnügen auf.

Und es kommt ja auch sicher nicht von ungefähr, dass der vielleicht bekannteste Filmkomponist von heute, John Williams, weit über die Filmmusik hinaus komponiert. Auftragswerke nämlich von solchen Freunden wie Geiger Itzhak Perlman oder Cellist Yo Yo Ma.

Und diese Stücke sind genauso „Klassik von heute“ wie seine großen Filmmusiken. Natürlich sind die Vorbilder ganz klar heraus-zuhören, vor allem bei John Williams: Gustav Holst, Richard Strauss, Richard Wagner, man höre „Star Wars“ oder „Indiana Jones“. Aber auch diese großen Klassiker suchten ihre Inspirationsquellen bei Mozart, Schubert und Co. Jedes große Orchester wird uns bestätigen, dass große Filmmusiken genauso anspruchsvoll sind wie die Partituren

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eines Richard Strauss. Sogar die Berliner Philharmoniker unter Simon Rattle haben mittler weile im Aufnahmestudio Visitenkarten ihres � lm-musikalischen Könnens abgelegt, bei „Das Parfum“ oder „Deep blue“.

Doch nehmen wir diese Argumente allesamt beiseite. Kommen wir auf die Gefühlsebene: Können Sie sich „Vom Winde verweht“ ohne Taras Thema von Max Steiner vorstellen? Eine Melodie, die auch ohne Leinwand zu Tränen rühren kann? Wie genial hat John Williams das abgrundtief Böse, das Darth Vader in „Star Wars“ verkörpert, in seinem „Imperial March“ verkomponiert. Hätten wir bei „Love Story“ auch nur ansatzweise so intensiv mitgelitten ohne die dazugehörige Musik von Francis Lai? Und was sind das für Gänsehautmomente, in denen uns Howard Shores mehrfach oscarprämierte Musik für den „Herrn der Ringe“ die ganze Fantasiewelt eines J.R.R. Tolkien „vor Ohren führt“!

Ich bin ehrlich: Für mich ist die Filmmusik die „Klassik von heute“! Denn für mich hat Musik, egal, aus welcher Epoche sie nun stammt, immer und nochmal: IMMER mit Gefühl zu tun. Kann mich ein Wolfgang Rihm oder ein Hans Werner Henze rühren? Zutiefst rüh-ren? Nein, eigentlich sogar in keiner Sekunde. Diese Musik tut meinen Ohren weh – und damit auch meinem Herzen. Das mag schwülstig klingen, trifft aber den Nagel auf den Kopf. Ich will keine Musik ana-lysieren oder verdauen, ich will sie genießen!

Unvergesslich wird mir eine Begegnung im letzten Jahr bleiben. Ich traf den großen alten Mann der Filmmusik, Ennio Morricone, in

Spiel mir das Lied vom ... Morricone z.B. Ein Hoch auf die Filmmusik! Auch nach 100 Jahren hat sie nichts von ihrem Glanz verloren – vor allem, weil sie immer mit Gefühl zu tun hat. VON HOLGER WEMHOFF *

seiner Heimat, in Italien – zu einem langen Gespräch. Der Mann ist eine Legende, er komponierte neben vielen vielen anderen die Film-musik zu „Spiel mir das Lied vom Tod“. Regisseur Sergio Leone hatte damals seine Bilder auf die Musik von Morricone gesetzt – norma-lerweise ist es umgekehrt! Ich war tief beeindruckt von Morricones unglaublicher Musikalität und hoher Professionalität. Am Ende dieses Gespräches schaute Morricone mich an und sagte: „Können Sie sich ein Leben, können Sie sich mein Leben ohne Musik, ohne diese Musik vorstellen? Hätte ich sie nicht, hätte ich sie nicht tief in mir, ich hätte kein Herz.“

Damit kullerte ihm eine Träne aus dem Auge. Bei mir waren es mehr.In diesem Sinne, Danke, Camille Saint Saëns. Danke an Dich und

Deine großen Nachfahren, ob sie nun Williams, Shore, Desplat, New-man, Korngold oder Santaolalla heißen. Ein Hoch auf Euch alle und Eure Musik! Ein Hoch auf echte Gefühle!

* Holger Wemhoff (40) ist Chefmoderator und stellvertretender Programmdirektor bei Klassik Radio.

Filmszenen aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ und „Indiana Jones“: Wagner und Strauss als Inspirationsquellen für Morricone und Williams

Fotos: TM, ® & Copyright © 2009 by Paramount Pictures. All Rights Reserved

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Die transkribierende DivaLera Auerbach ist Pianistin, Komponistin und Schriftstellerin in einem. Als unser Autor Burkhard Schäfer sie in Verbier traf, hat sie aber brav seine Fragen beantwortet.

Die moderne Kirche im Schweizer Ski-Ort Verbier ist fast bis auf den letzten Platz besetzt. Durch die schmalen Fenster sickert die Morgensonne, die Besucher warten voller Spannung. Pünktlich, wie im Programmheft angekündigt, betritt Lera Auerbach das Podium, wo der Steinway auf sie wartet. Ihr Schritt ist agil, aber das erste, was einem auffällt, sind ihre traurig-schönen russischen Augen. Auer-bach wurde in Tscheljabinsk geboren, eine Stadt, die niemand kennt. Die Millionenstadt liegt am Ural nördlich von Kasachstan, aber man würde sie nicht finden, in einem Weltatlas ohne Register. Seit dem Jahr 11 hat Tscheljabinsk eine prominente Einwohnerin weniger. Auerbach zog kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nach New York. Dort lebt sie heute.

Bevor sie sich an den Flügel setzt, erhebt sie ihre Stimme. Auf dem Programm stehen ihre 24 Präludien für Klavier op. 41. Sie erklärt, warum sie diese Reise durch alle Dur- und Moll-Tonarten so fasziniert, dass sie zwei weitere Werke dieser Gattung für Violine beziehungs-weise Cello und Klavier (op. 46 und op. 47) komponiert hat: „Ich be-trachte es als eine doppelte Herausforderung, einerseits kurze, in sich abgeschlossene Charakterstücke zu schreiben, die andererseits immer auf ein Ganzes bezogen sind und so das menschliche Leben mit sei-nen Höhen und Tiefen, Wünschen, Sehnsüchten und Leidenschaften widerspiegeln.“ Und nach dieser schweren Einleitung fügt sie kleinlaut hinzu: „Ich hoffe, Sie werden das Konzert mögen.“ Applaus.

Ihr Duo-Partner, der Geiger Julian Rachlin, muss sich nach fast je-dem der vier Sätze hektisch die zerzausten, wild um Kopf und Violine tanzenden Pferdehaare von seinem Geigenbogen abreißen. Auerbach gibt ein furioses Tempo vor, die Darbietung der dritten Violinsonate ist hochexpressiv und exzellent. Lera Auerbachs Wunsch, ihre Musik möge den Hörer nicht nur bewegen, sondern aufwühlen, geht an die-sem Tag in Erfüllung: Der Applaus und die Bravorufe des Publikums kommen von Herzen.

Nach dem Konzert bittet sie zum Interview. Wir fahren in ein wunderschönes Chalet, das sich wie eine Katze an die Berghänge schmiegt. Der Empfang ist herzlich. Unbeeindruckt von ihrem dicht gedrängten Terminkalender lässt Lera Auerbach keine Hektik aufkom-men. Im Gegenteil, sie spricht ruhig und wohlüberlegt. Ihr Englisch ist druckreif, aber umhüllt von einem typisch russischen Akzent.

Wie sie die Musik entdeckt hat und Komponistin geworden ist, weiß sie nicht zu sagen. „Ich kann mich nicht mehr an die Zeit erinnern, in der ich keine Musikerin war. Schon im Alter von vier Jahren habe ich mit dem Komponieren begonnen, also zur selben Zeit, als ich auch das Lesen gelernt habe. Im Nachhinein betrachtet war es wichtig, sehr früh musikalische Gedanken und Strukturen festhalten zu können.“ Sie sagt das ohne eine Spur von Arroganz, eher so, als sei es die natür-lichste Sache, dass kleine Kinder die musikalische Ausdrucksfähigkeit genauso selbstverständlich erlernen wie die sprachliche.

Dass Lera Auerbach über eine breite Ausdruckspalette verfügt, zeigt ein Blick in das für ihr Alter erstaunlich umfangreiche Werkverzeich-

nis, in dem sich nahezu alle Gattungen �nden: Kammermusik für verschiedene Besetzungen, Chor- und Orchestermusik, eine Oper – „ich schreibe gerade an einer neuen Oper, die den Titel ‚Gogol‘ tragen soll“ – sowie Ballettmusik. Im Grunde seien alle wichtigen Werke bereits komponiert worden, erklärt Auerbach, während sie ihren Kopf zum Fenster wendet, als sehe sie dort draußen im Gebirgsmassiv eine riesige, enzyklopädisch geordnete Noten-Bibliothek, ähnlich, wie sie Jorge Luis Borges in seiner berühmten Erzählung „Die Bibliothek von Babel“ beschrieben hat. Sie sagt: „Meine einzige Aufgabe als Kom-ponistin ist es, in Berührung mit dem Urbild des Werkes und seiner imaginären Energie zu kommen und dieses zu transkribieren.“ Auch als Rezipientin von Musik erweist sich Lera Auerbach als Enzyklopä-distin: „Ich höre extrem viele Schallplattenaufnahmen und entdecke dabei ständig neue Werke. Mein mp3-Player ist prall gefüllt mit einer riesigen Sammlung von Aufnahmen.“ Mit einem fast wehmütigen Lächeln fügt sie hinzu: „So arbeite ich mich durch die Jahrhunderte.“

Lera Auerbachs zutiefst romantische Vorstellung von der Über-setzung einer Ursprache in ein per se unzulänglich bleibendes Abbild zeigt sich auch in ihrem Weltverständnis. „Musik führt nicht aus der Welt hinaus“, erklärt sie auf die Frage, ob das Komponieren auch eine Flucht für sie bedeutet. „Oft denke ich, es ist vielleicht genau anders herum, und das, was wir gemeinhin ‚die Welt‘ nennen, ist ein Eskapismus aus dem Reich der Musik, die als einzige die Wahrheit erzählen kann.“

Es ist bezeichnend für die intellektuelle Komponistin, deren Werke einer oft verzweifelten Suche nach Harmonie und – sagen wir es ruhig – Schönheit verp�ichtet bleiben, dass ihr Romantizismus in der moder-nen Welt der Medien zu sich selbst kommt. „Die höchsten Momente meines Lebens erlebe ich in Aufnah-mestudios. Gib mir ein Studio und ein Klavier und ich bin die glücklichste Frau der Welt! Ich liebe es, CDs ein-zuspielen, weil ich hier verschiedene Sachen und Interpretationen auspro-bieren kann“, erklärt sie mit merklicher Begeisterung in der Stimme. „Das Live-Konzert geschieht und ist anschließend sofort Geschichte. Eine Aufnahme bleibt für immer. Ich emp�nde dies als einen sehr zufriedenstellenden Prozess meines Schaffens.“ Dazu passt auch ihre große dritte Leidenschaft: Die Literatur sei ihr inzwischen genauso wichtig wie die Musik, bekennt sie. Man muss es ihr glauben, auch wenn ihr Vorbild, die Komponistin So�a Gubaidulina, einmal verlau-ten ließ, sie sei „einfach nur schockiert über die Reife und Tiefe“, die sich in Lera Auerbachs Werken zeige.

Und ihr geheimster Wunsch? „Vielleicht werde ich eines Tages in einem Aufnahmestudio verloren gehen. Das ist einer meiner Träume als Pianistin.“ Ob Lera Auerbach bald eine Kafka-Oper schreibt? Zu-zutrauen wäre es ihr, und nicht nur das. //

„Ich bin schockiert über die Reife und Tiefe ihrer Werke.“ SOFIA GUBAIDULINA

neue musik 12 | www.crescendo.de 05 2009

Künstlerin Auerbach: „Die Welt ist ein Eskapismus aus dem Reich der Musik, die als einzige die Wahrheit erzählen kann.“

neue musik 14 | www.crescendo.de 05 2009

„Wir wollen Trend setten!“

crescendo: Mit drei Spit-zenklasse-Sinfonieor-chestern, zahlreichen kleineren Ensembles und vielen Gastspielen hat München ein üppi-ges Klassikangebot. Ist es schwer, sich da mit dem MKO zu positio-nieren?

Alexander Liebreich: Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, was München braucht. Denn dann versucht man eine Nische im Kontrast zu dem zu konstruieren, was schon existiert. Wir hingegen wollen Trend setten, das machen, was uns Spaß macht.

crescendo: Einerseits spielen Sie Klassiker wie Mozart, andererseits Neue Musik. Ist dieser Spagat Ihre Spezialität?

Liebreich: Ich bin kein Protagonist zeitgenössischer Musik, sehe sie nicht als unseren Schwerpunkt. Denn ein Stück ist nicht besser, weil es neu oder alt ist. Mir ist vielmehr daran gelegen, dass wir unabhängig von ihrem Entstehungsjahr lebendige Musik machen, in einer Art von physischem Spiel im Jetzt musizieren und den Zuschauern nie das Gefühl geben, wie bei einem Museumsbesuch auf Distanz zu bleiben.

crescendo: Diese Hingabe scheint sich zu lohnen. Seitdem Sie das MKO als Künstlerischer Leiter und Chefdirigent übernom-men haben, ist die Zahl der Abonnenten um Prozent gestiegen.

Liebreich: Dafür gibt es verschiedene Gründe. Erstens liegt das am unbedingten Musizieren des MKO, seiner Bereitschaft, immer

am Anschlag zu arbeiten. Zweitens hat das Orches-ter zu einer Qualität ge-funden, im technischen Anspruch auf Weltniveau zu spielen. Drittens kön-nen wir wie bei Claudio Abbados Modell des Lu-zern Festival Orchestra bei Bedarf andere hochka-

rätige Musiker dazuholen, zum Beispiel demnächst bei Mahlers „.“.crescendo: Stets 1 Prozent zu geben, ist ein hehres Ziel, verlangt

aber auch allen Beteiligten viel ab.Liebreich: Ja, auf dem Orchester lastet ein unglaublicher Druck. Aber

dieser Anspruch besteht auch an mich. Das MKO ist mittlerweile so gut, dass es auch allein interpretatorisch Dinge sehr interessant darstellen kann. Das heißt, es will einen Mehrwert von demjenigen, der da vorne steht, möchte wissen, worum geht es und verlangt, dass man es extrem fordert. Aber das entspricht meinem Prinzip: Evolution durch Grenzerfahrung.

crescendo: Regelmäßige Angebote des MKO sind Specials wie „Concert Sauvage“, wo das Programm eine Überraschung ist, oder „Nachtmusik der Moderne“, die Samstags ab . Uhr in der Pina-kothek der Moderne in München zu hören ist. Entspringt das auch Ihrem Wunsch, Musik möglichst intensiv wirken zu lassen?

Liebreich: Von der Form her bin ich relativ traditionell und glaube, dass Musik einen Konzertrahmen braucht, der ruhig ist. Wir set-zen eher auf puristische Ideen, die in die Tiefe gehen. Bei „Carte

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Seit Dirigent Alexander Liebreich 2006 das Münchener Kammerorchester (MKO) übernommen hat, stiegen die Abonnementzahlen um 40 Prozent. Im crescendo-Interview erklärt er, warum – und verrät, was er im Jahr 2011 vor hat.

Alexander Liebreich (41): „Der Klangkörper Kammerorchester gilt leider als unsexy.“

www.crescendo.de 05 2009 | 15 neue musik

Blanche“ und der „Nachtmusik der Moderne“ gibt es deshalb ein Einführungsgespräch, um Künstler wie Luciano Berio oder Jörg Widmann zu skizzieren. Dann spielen wir möglichst exemplarisch Teile des Œuvres. Und plötzlich ergibt sich ein Bild, das auch die-jenigen fasziniert, die keine Liebhaber Neuer Musik sind.

crescendo: Ist Ihre Arbeit mit zeitgenössischen Komponisten beson-ders interessant, weil da die Möglichkeit zum Austausch besteht?

Liebreich: Ich liebe diese Art der künstlerischen Auseinandersetzung. Sie ist sehr spannend, weil all diese Leute wirklich etwas zu sagen haben. Das kann aber auch manchmal stressig sein, wenn jemand sehr strikt und fast besessen ist. Schön finde ich es auch, junge Leute nach vorne zu bringen und zu schauen, was mit denen passiert.

crescendo: Über die üblichen Konzerte hinaus engagieren Sie sich auch für die Arbeit mit Kindern wie bei „MKO Moves“ oder richten die Münchner Aids-Konzerte mit aus. Warum?

Liebreich: Wir sind kein elitärer Betrieb mit intellektuellem Liebha-ber-Publikum, sondern müssen hier am Standort Verantwortung zeigen. Da wir uns zum Teil durch Steuergelder finanzieren, haben wir in einem Kreislauf auch etwas zurück zu geben. In unserem Fall ist das Musik, die in Ecken kommen muss, wo sie sonst nicht zu hören ist – egal, ob wir Benefiz-Konzerte geben, auf der Straße oder in Gefängnissen spielen. Dieses Bewusstsein ist Ausdruck eines Generationenwechsels. Früher war ein Maestro ja karajanesk abgeschottet.

crescendo: Ab 11 übernehmen Sie auch noch die Künstlerische Leitung des Tongyeong International Music Festivals in Südkorea. Raubt Ihnen diese Doppelbelastung keine Kraft für Ihre anstren-gende Arbeit hier?

Liebreich: Natürlich kann ich nicht 1 : 1 von München auf Südkorea und umgekehrt übertragen und muss für dieses Festival ein eigenes Profil entwickeln. Aber mein Musikgeschmack oder meine Ar-beitsweise werden sich nicht verändern. Hier wie dort sehe ich mich als Wegbereiter für Projekte und Inspirationen, möchte das Publikum überraschen und mitnehmen. Wichtig ist mir zudem die Begegnung zwischen Ost und West, die interkulturelle Pro-blematik. Nicht umsonst folgt auf die MKO-Motti „Jenseits“ und „Architektur“ 11/1 „Ostwärts“.

crescendo: Sie werden bald Vater und sind offensichtlich voller Neu-gier auf diese neue Erfahrung. Was erhoffen Sie sich in der Zukunft für Ihr erstes Baby, das MKO?

Liebreich: Obwohl das MKO in meinen Augen ein unglaubliches Ausnahmeorchester ist, wird es vor allem im Ausland noch zu we-nig wahrgenommen. Denn der Klangkörper Kammerorchester gilt leider als unsexy. Insofern gibt es einen Weg, der noch zu gehen ist. Vielleicht ist dieser Kampf auch ein wichtiges Element unserer Arbeit. // Das Gespräch führte Antoinette Schmelter de Escobar.

„Jenseits“ – diesem Thema, das laut Alexander Liebreich „über Zeit und Raum erhaben“ ist und „sich jeglicher menschlicher Vorstellung entzieht“, spürt das Münchener Kammerorchester in der Saison „09/10“ nach. Schwerpunkt sind in acht Abonnement- sowie drei Sonderkonzerten Werke und Komponisten, die „im Real-Irdischen nur schwer Verankerung finden“: z. B. Schuberts „Unvollendete“, Mozarts „Don Giovanni“, Wagners „Siegfried-Idyll“ oder Richard Strauss’ „Metamorphosen“. Infos unter www.m-k-o.eu, Tel. 089-4613640

SOL GABETTAHOFMANN · HAYDN · MOZART

NILS MÖNKEMEYERBACH · HOFFMEISTER · ROSETTI

NIKOLAI TOKAREVKLAVIERKONZERTE VON GRIEG & CHOPIN

Haydns brillantes Cello-konzert in D-Dur, das char-mante, selten zu hörendeCellokonzert in D-Dur vonLeopold Hofmann, einemZeitgenossen Haydns, undals Besonderheit MozartsOboenkonzert bearbeitetfür Cello und Orchester.Das Kammerorchester Basel,ECHO-Klassikensemble desJahres, ist unter der Leitungvon Sergio Ciomei ein kon-genialer Partner.

„Sol Gabetta besitztexorbitante musikalischeFähigkeiten.“ F.A.Z.

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HERAUSRAGENDECD-NEUHEITEN

BEI SONY MUSIC

„Er gehört zu den gefeier-ten Jungstars der Zunft“(SPIEGEL online) und legtsein erstes Live-Albumvor: die beiden berühmtenKlavierkonzerte, Griegsa-Moll und Chopins Nr. 2in f-Moll in zwei umjubel-ten Konzerten mit demLuzerner Sinfonieorcehsterunter Olari Elts.

„Pure Magie ... derzeitziemlich einmalig.“ (SZ)

Auch die zweite CD desECHO-Preisträgers 2009

ist voller Esprit und Über-raschungen: mit derWelt-ersteinspielung des Viola-konzerts von Rosetti, demHoffmeister-Konzert und

eigenen Bearbeitungen vonBach-Kantaten.

Diese CD „ ...geht ans Herz.“(Brigitte)

LIMITIERTE ERSTAUFLAGEMIT HAYDNPORTRAIT

Sony Anz Crescendo Div 24.08.2009 10:22 Uhr Seite 1

Im Grunde ist Musik immer neu – Hören ist ein Prozess, der in der Gegenwart verläuft. Historisch betrachtet entsteht Neues immer dann, wenn etwas Traditionelles abgelöst und überarbeitet wird. Meist geschieht dies nicht abrupt, sondern parallel, in der Auseinandersetzung mit dem Eta-blierten. Dies wird in der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts besonders deutlich. Hier wird, um den Aspekt der radikalen Erneuerung zu un-terstreichen, zeitgenössische auch „Neue Musik“ genannt. Seit den 1920er Jahren meint sowohl

„Alte Musik“ als auch „Neue Musik“ eine Tonspra-che, die nicht dur-molltonal gebunden und selten im „normalen“ Konzertrepertoire anzutreffen ist. Im Konzertbetrieb wird häufig Neue Musik als „moderne Musik“ bezeichnet. So schwierig auch der Begriff „Moderne“ zu definieren ist, die Musik, die vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg entsteht, ist tatsächlich radikal anders als das bis dahin Komponierte.

Allein zwischen 1908 und 1912 entstehen so wegweisende Werke wie das zweite Streich-quartett in fis-moll op. 10, die Klavierstücke op. 11 und die sechs Klavierstücke op. 19 von Arnold Schönberg, die sechs Orchesterstücke op. 6 von Anton von Webern, die vierte Sinfonie von Charles Ives, die Ballettmusik „Le sacre du printemps“ von Igor Strawinsky und Béla Bartóks Oper „Herzog Blaubarts Burg“. In der bildenden Kunst sind Pablo Picasso, Gabriele Münter oder Wassily Kandinsky Wegbereiter der Moderne, in der Literatur Franz Kafka, James Joyce oder Marcel Proust, die durch ihre innovative Verwendung von Sprache und Form den Weg in eine neue Ästhetik bereiten. Genauso

werden in moderner Musik Parameter wie Form und Instrumentierung innovativ bearbeitet. Die Grundelemente Melodie, Harmonik und Rhyth-mus bleiben nicht allein Mittel, sondern werden Thema der Musik.

In der jüngeren Musikgeschichte gehen Kompo-nisten wie Karlheinz Stockhausen, Pierre Boulez, John Cage, György Ligeti, Adriana Hölszky, Isabel Mundry und andere viel weiter: Auf der Suche nach gänzlich Neuem verlassen sie tradierte For-men und Kompositionsnormen, indem sie sich an provozierenden Konzepten und neuen Darstel-lungsformen versuchen. Somit sprengen sie die Hörgewohnheiten unserer tonal geprägten Musik-erfahrung. Hierin mag vielleicht die große Skep-sis vieler Hörer an der Neuen Musik begründet liegen. Gerade bei einer so direkt und emotional wirkenden Kunstform wie Musik wirkt Fremdes und Ungewohntes schnell bedrohlich und ruft leicht eine Abwehrreaktion hervor. So wie neue Schuhe erst einmal eingelaufen werden müssen, muss man sich auch an neue Höreindrücke ge-wöhnen und sich auf sie einlassen. Wenn Sie sich mit moderner Musik schwer tun, versuchen Sie, sich bei Ihrer nächsten Begegnung von Hörge-wohnheiten zu lösen. Tauchen Sie in eine neue Architektur des Klangs ein, zum Beispiel in Ligetis

„Atmosphères“, und bemühen Sie sich um Unvoreingenommenheit: Lassen Sie die Musik einfach auf sich wirken, es ist einen Versuch wert. Alle Musik war irgendwann einmal neu! //

Abdruck aus: Annette Kreutziger-Herr, Winfried Bönig „Die 101 wichtigsten Fragen: Klassische Musik“Verlag C. H. Beck, 160 Seiten, 9,95 Euro.

Münter oder Wassily Kandinsky Wegbereiter der Moderne, in der Literatur Franz Kafka, James Joyce oder Marcel Proust, die durch ihre innovative Verwendung von Sprache und Form den Weg in eine neue Ästhetik bereiten. Genauso

„Atmosphères“, und bemühen Sie

Abdruck aus: Annette Kreutziger-Herr, Winfried Bönig „Die 101 wichtigsten Fragen: Klassische Musik“Verlag C. H. Beck, 160 Seiten, 9,95 Euro.

SERIE: DIE WICHTIGSTEN FRAGEN ZUR KLASSIK (TEIL I I )

Wann ist Musik neu?

neue musik 16 | www.crescendo.de 05 2009

Neue Musik durch neue Entdeckungen!Unbekannte Werke von Mozart und Mendelssohn aufgetauchtNeue Musik kommt „neuerdings“ auch durch die Forschung zustande: Die Hauptdarstel-ler: Wolfgang Amadeus Mozart und Felix Mendelssohn Bartholdy. Fangen wir mit Mozart an: Der wissenschaftliche Bereich der Stiftung Mozarteum hat im „Nannerl-Notenbuch“ sowohl einen Konzertsatz als auch ein Präludium des jungen Komponisten entschlüsselt. Das Nannerl-Notenbuch ist nach Wolfgang Amadeus Mozarts Schwester Maria Anna benannt. Vater Leopold Mozart

hatte das Buch für die damals 8-Jährige an-gelegt. Die beiden in der Handschrift von Mozart überlieferten Klavierstücke galten bisher als anonyme Kompositionen. Die erstmalige Aufführung wird im Rahmen der Mozartwoche vom 22. bis 31. Januar 2010 in Salzburg statt� nden.

Noch spektakulärer sind die Funde bei Felix Mendelssohn Bartholdy: Mitarbei-ter der Mendelssohn-Forschungsstelle der Sächsischen Akademie der Wissenschaften haben im Rahmen der Leipziger Mendels-sohn Festtage ein neues Werkverzeichnis des Komponisten vorgestellt. Es enthält statt bisher 350 nun 750 Kompositionen. Das bis-her verfügbare Werkverzeichnis stammt aus dem Jahr 1882. Die Wissenschaftler hatten weltweit Material aus 1.500 Bibliotheken, 15.000 Auktionskatalogen und gut 12.000 Briefdokumenten ausgewertet. //

Felix Mendelssohn Bartholdy

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moderne musik 18 | www.crescendo.de 05 2009

StimmverführerinAnja Harteros (37) wird schon als Julia Roberts der Musik gefeiert. Höchste Zeit für ein Interview!

crescendo: Die einen feiern Sie als „Jahrhundertsopran“, die ame-rikanischen Medien als „A New Girl in Town“. Kollegin Barbara Bonney wiederum sieht Sie als eine „Mischung von Julia Roberts und Cecilia Bartoli“. Wie sehen Sie sich selbst?

Anja Harteros: Darüber mache ich mir, ehrlich gesagt, keine Ge-danken.

crescendo: Ihr Vater stammt aus Griechenland, Sie aber wuchsen in Deutschland auf. Wie viel Griechenland steckt in Ihnen?

Harteros: Meine Wurzeln liegen in Deutschland, ich habe hier meine ganze Kindheit verbracht. Leider bin ich nicht zweisprachig aufgewachsen wie mein Bruder, der spricht perfekt grie-chisch! Ich selber habe immer nur Deutsch gesprochen, auch wenn wir die Ferien oft in Griechenland verbrachten. Ich habe aber immer sehr viele fremde Laute gehört und gerne auch andere nachgemacht, so habe ich von klein auf mein Ohr geschult. Manchmal auf der Straße erkannte ich aus der Stimmfärbung die Herkunft der Men-

schen. Ich versuche immer in verschiedene Richtungen zu denken, um meinen Weg zu finden.

crescendo: In welchem Alter wurde Ihnen klar, dass Sie eine „Stimme“ haben?

Harteros: Als ich 1 Jahre alt war, durfte ich in einer Schulaufführung die Zerlina singen. Das war wohl der Auslöser, um über Gesangs-unterricht nachzudenken.

crescendo: Erinnern Sie sich an Ihre Gefühle bei Ihrem ersten Auftritt?Harteros: Wir sollten uns alle sehr schick machen und ich hasste es, mich

schick zu machen. Ich hatte einen schwarzen engen Rock an und ich fühlte mich unwohl auf der Bühne. Beim Singen selbst, hörte ich mich plötzlich ganz anders als in den Proben. Das war wohl die Aufregung. Das Lässige, das „lass mal kommen“ fehlte mir da noch. Ausgerechnet bei „Ach ich sterbe, zu Hilfe“ musste ich sogar abbrechen (lacht). Da waren ja diese Synkopen, gegen die ich ansingen musste. Unser Lehrer hat kurz abgebrochen, und kurz danach haben wir weiter gemacht.

Sopranistin Anja Harteros: „Früher hasste ich es, mich schick zu machen.“

Anja HarterosDie Sopranistin wuchs in der kleinen Stadt Bergneustadt nahe Köln auf. Im Alter von 14 Jahren nahm sie erstmals Gesangsunterricht. Ihren großen Durchbruch erlebte sie 1999, als sie beim „Cardiff Singer of the World“-Wettbewerb gewann. Harteros singt seither an den großen Opernhäusern. Sie ist verhei-ratet und lebt in der Nähe von Koblenz.

www.crescendo.de 05 2009 | 19 neue musik

crescendo: Sind Dirigenten in solchen Situationen hilfreich?Harteros: Im Idealfall gibt der Dirigent die richtigen Impulse und

schafft es, Sänger und Instrumentalisten zu führen und gleichzei-tig seine künstlerischen Ideen zu verwirklichen. Manchmal kann räumliche Distanz von Bühne und Orchester problematisch sein, akustisch unzureichende Bühnenbilder können stören, es kann sein, dass man schlichtweg nicht erkennen kann, was der Dirigent anzeigt, weil er handwerklich Schwierigkeiten hat, oder aber – das gibt es leider auch – man hat verschiedene Ansichten und findet sich nicht. Und für die Momente, wenn man einen Blackout hat, braucht man einen Souffleur und einen Schutzengel und natürlich einen guten Dirigenten!

crescendo: Die ganze Welt der deutschen Romantik ist in den Lie-dern von Brahms, Schubert und Richard Strauss vereint, die Sie gerade auf einer CD veröffentlicht haben. Was bedeutet diese Mu-sik Ihnen persönlich?

Harteros: Diese Musik bringt etwas in mir zum Schwingen, was sich im Alltag gern versteckt und auch in der Oper nicht oft gebraucht wird. Es lohnt sich wirklich, sich mit dieser wunderbaren Musik zu beschäftigen!

crescendo: Sie singen Mozart, aber auch Wagner. Wie groß sind die Unterschiede, wenn Sie es ganz pragmatisch betrachten?

Harteros: Die Opern Mozarts und Wagners sind ungeheuer ver-schieden, formal kompositorisch, und inhaltlich. Allein die Kom-plexität der Verschiedenartigkeit der Rollen innerhalb einer Oper ist enorm, deshalb ist es schwer, diese Frage pauschal zu beantworten. Wesentlich ist die Größe des Orchesterapparates, bei Wagner ist er sehr viel größer als bei Mozart. Dadurch bedingt verträgt Wagner sattere Stimmen mit Expansionsmöglichkeiten, während man bei Mozart insgesamt schlanker und zarter singen darf. Mit Gräfin, Donna Anna, Fiordiligi und Elettra singe ich aber die dramati-

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schen Mozart-Rollen und mit Elsa, Elisabeth und Eva die lyrischen Wagner-Rollen, so verkleinere ich den Spagat zwischen beiden Ex-tremen.

crescendo: Wie würden Sie sich bei atonaler Musik behelfen. Man kann ja seine eigene Tonhöhe nicht aus den Harmonien der ande-ren herleiten …

Harteros: Oft denke ich bei atonaler Musik in Intervallen und leite meine Töne aus den vorherigen ab, aber im Grunde muss man bei jeder schwierigen Stelle separat entscheiden, wie man sie am besten hinbekommt. Übung macht bekanntlich den Meister …

crescendo: Welches Verhältnis haben Sie zu Neuer Musik?Harteros: Das hängt davon ab, was man zur neuen Musik zählt. Mit

Freude habe ich beispielsweise Arvo Pärts „Lorno anhela la cierva“ gesungen, oder Alban Bergs „Altenbergerlieder“, Arnold Schön-bergs „Gurre Lieder“, Benjamin Brittens „Turn of the Screw“.

crescendo: Ist atonale Musik aufwändiger in der Einstudierung? Harteros: Mit Sicherheit ist die Herausforderung eine andere und

sicherlich ist es auch eine Frage der Gewöhnung. Je öfter ich atonale Musik erarbeiten muss, umso besser komme ich damit zurecht. Atonale Musik birgt ja nicht nur die Schwierigkeit der Intonation beziehungsweise der Tonfindung, meist gibt es auch schwierige Rhythmen, riesige Tonsprünge und Geräuscherzeugung, die mit Singen weniger zu tun hat. Aber wenn man denkt, ein romantisches Lied sei leicht einzustudieren, weil es so eine schöne Melodie hat,

liegt man auch falsch. //Das Gespräch führte Teresa Pieschacón Raphael.

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Mit seinem neuen Album verleiht MayerBachs Kantaten und Chorälen festlichen Glanz

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„Einfach göttlich!“Holger Wemhoff (Klassik Radio)

Anja Harteros singt Lieder von Brahms, Schubert und Richard Strauss. Von ewiger Liebe (Berlin Classics)

Mehr Harteros auf der crescendo premium-CD (Infos: Seite 36)

neue musik 20 | www.crescendo.de 05 2009

MOZARTFEST AUGSBURG 7. bis 16. Mai 2010

Was Salzburg in Österreich darstellt, ist hierzulande Augsburg: Es ist die deutsche Mozartstadt, weil

hier der Vater des großen Komponisten geboren wurde. In memo riam findet alljährlich das „Mozartfest“ mit einem

Konzert- Reigen klassischer Werke stat t. Standard ist als „Brücke in die Gegenwart“ aber auch die Uraufführung eines Auftragswerkes, das sich auf Mozart bezieht. Infos unter

www.mozartstadt.de, Tel. 0821-3244900.

BREGENZER FESTSPIELE22. Juli bis 22. August 2010

Hauptattraktion ist in Bregenz alle Jahre wie-der das spektakuläre „Spiel auf dem See“ – egal ob „Aida“ oder „Tosca“. Sehens- und hörens-wert ist auch, was Intendant David Pountney in seinen Komponisten-Schwerpunkten von Benja-min Britten bis Szymanowski – 2010 gewidmet Miec-zyslaw Weinberg – sowie seiner Reihe „Kunst aus der Zeit“ (KAZ) bietet. Pountney will „Augen, Ohren, Mund, Nase, Hände und Füße“ ansprechen! Infos unter www.bregenzerfestspiele.com, Tel. +43-5574-4076.

MUSIKTAGE DONAUESCHINGEN16. bis 18. Oktober 2009

Im Herbst ist der Schwarzwald ein Mekka der Klang-Avantgarde. Als ältestes Festival für Neue Mu-

sik brillieren die Musiktage Donaueschingen schon

seit 1921 mit Ur- und Erstaufführungen. Ein Muss für den Fan Neu-

er Musik! Infos unter www.swr.de/donau-

eschingen, Tel. 01805-4470111 (14Ct/Min)*.

MÜNCHENER BIENNALE 27. April bis 12. Dezember 2010

Neue Musik steht für Formenvielfalt. Nur ein Genre wird von ihren Protagonisten stiefmütterlich behandelt: Die Oper. Um für sie in die Bresche zu springen, konzentriert sich die Münchener Biennale alle zwei Jahre auf internationales zeitgenös-sisches Musiktheater – zuerst unter Hans

Werner Henze, seit 1996 mit Peter Ruzicka als Leiter. Infos unter

www.muenchenerbiennale.de, Tel. 0180/54818181 (14Ct/Min)*.

ELEVATE GRAZ 21. bis 26. Oktober 2009

Hoch hinaus geht’s bei „Elevate“ in Graz. Denn das Festival findet auf dem Schlossberg statt und will sich auch thematisch von anderen abheben. Sein erklär-tes Ziel ist es, als diskursive „Schnittstelle“ Politik mit Kunst und Musik abseits des Mainstreams zu verbinden. Und Menschen genreübergreifend zum bewussteren und kritischeren Umgang mit ihrer eigenen Medien- und Realitätswahrnehmung anzuregen. Die Möglichkeit der Begegnung mit hierzulande größtenteils unbekann-ten Künstlern und Stilen ist von zentraler Bedeutung. Info: www.elevate.at

Hier spielt die Neue Musik Wir haben einige der wichtigsten Veranstaltungen zum Thema Neue Musik für Sie heraus gesucht. Hinfahren müssen Sie nun selbst!

die Bresche zu springen, konzentriert sich die Münchener Biennale alle zwei Jahre auf internationales zeitgenös-sisches Musiktheater – zuerst unter Hans

Werner Henze, seit 1996 mit Peter Ruzicka als Leiter. Infos unter

www.muenchenerbiennale.de, Tel. 0180/54818181 (14Ct/Min)*.

tes Ziel ist es, als diskursive „Schnittstelle“ Politik mit Kunst und Musik abseits des Mainstreams zu verbinden. Und Menschen genreübergreifend zum bewussteren und kritischeren Umgang mit ihrer eigenen Medien- und Realitätswahrnehmung anzuregen. Die Möglichkeit der Begegnung mit hierzulande größtenteils unbekann-ten Künstlern und Stilen ist von zentraler Bedeutung.

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Spielten 2009: Der Wiener Concert Verein

Zeitgenössisches Musiktheater auf der Biennale in München

Aufbau in Augsburg

* aus dem deutschen Festnetz. Mobilfunkpreise können abweichen

DONAUESCHINGEN

Im Herbst ist der Schwarzwald ein

eschingen, Tel. 01805-

KLANGSPUREN 10. bis 27. September 2009

Das Festival „Klangspuren“ im österreichischen Schwaz geht programmatisch unkonventionelle Wege. Kein Wunder, das bei ihrer 16. Ausgabe auch zum Schwerpunkt Lateinamerika anderes zu hören ist als gefällige Panflötenspieler. Infos unter www.klangspuren.at, Tel. +43-5242-73582

FELDKIRCH FESTIVAL2. bis 13. Juni 2010

Das Städtchen ist mittelalterlich, das Pro-gramm avantgardistisch: Jedes Jahr im Frühsommer präsentiert Philippe Ar-laud Musik des 20. und 21. Jahrhunderts auf dem Feldkirch Festival. Auf das Motto „Á la française“ 2009 folgt im nächsten Jahr „Russland“. Das wird auch im Rahmenprogramm zu spüren sein. Nastrowje! Infos unter

www.feldkirch-festival.at, Tel. +43-5522-82943.

DIALOGE SALZBURG3. bis 6. Dezember 2009

Salzburg hat mehr zu bieten als die Festspiele. Seit 2006 wurde durch die Stiftung Mozarteum hier auch ein Forum für Neue Musik etabliert:

Die „Dialoge“. Man setzt auf den Austausch zeitgenössischer Künstler aus den Bereichen Musik, Tanz, Literatur, Film und Bildende Kunst. Infos unter www.dialoge-festival.at, Tel. +43-662-873154.

Hier spielt die Neue Musik Wir haben einige der wichtigsten Veranstaltungen zum Thema Neue Musik für Sie heraus gesucht. Hinfahren müssen Sie nun selbst!

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MUSICA VIVA 2. Oktober 2009 bis 9. Juli 2010

Künstler wie Jan Vogler sind begeistert von der Münchner Konzertreihe „musica viva“: „Als ich dort das Cello konzert von Elliot Carter sowie die Urauffüh-rung des Cellokonzerts von Udo Zimmermann unter der Leitung von Kristian Järvi spielte, hatte ich das Gefühl, im Paradies der Neuen Musik angekommen zu sein.“ Freiraum, wo Neuorien-tierung möglich und Nichtanpassung gefordert ist, Podi-um, das Impulse aufnimmt und abgibt – so definiert der Bayerische Rundfunk „musica viva“. Der Zuhörer soll mit „Unerprobtem“ und „Unerhörtem“ in bisher un-

bekannte Regionen gelockt werden. Infos: www.musica.portal-le.de, Tel. 089-59004545.

bekannte Regionen gelockt werden. Infos: www.musica.portal-le.de, Tel. 089-59004545.

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Mit dabei:

Komponist Dror Feiler

In Schwaz: Cellist Anssi Karttunen (49) aus Finnland

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Lichtinstallation am Kunstmuseum Stuttgart

www.crescendo.de 05 2009 | 21 neue musik

MUSICA VIVA 2. Oktober 2009 bis 9. Juli 2010

Künstler wie Jan Vogler sind begeistert von der Münchner Konzertreihe „musica viva“: „Als ich dort das Cello konzert von Elliot Carter sowie die Urauffüh-rung des Cellokonzerts von Udo Zimmermann unter der Leitung

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MUSIKFEST STUTTGART

5. bis 20. September 2009

„Licht“ kann man hören. Zumindest auf dem Musikfest Stuttgart, das um dieses „Urphänomen mit seiner assoziativen Kraft“ sowie „spi-rituellen und poetischen Tiefe“ kreist. Neben Klassikern wie Händel, Haydn und Mendelssohn stehen auch die deutsche Erstaufführung von Sven-David Sandströms „Messiah“ , Psalmen-Neuvertonungen, experimentelle „Lichtstudien“ am Klavier“, ein Stockhausen-Zyklus im Planetarium oder eine „Lichtreise“ auf dem Programm. Info: www.musikfest.de, Tel. 0711-6192161.

Szene aus „Les Mamelles de Tirésias“

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Der Klassiker: Musiktage in Donaueschingen

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zu dichten, oder über Unsuk Chins „Alice in Wonderland“-Kakophonie zu lamentieren, als sich liebend einem Werk des klassisch-romantischen Repertoires zu nähern.

Allerdings sind die glühenden Anwälte „Neuer Musik“ selten wirklich „große“ Di-rigenten: Das gilt für Pierre Boulez wie für Michael Gielen, für Ingo Metzmacher ebenso wie für Kent Nagano. Man wird in unserer öffentlichkeitswirksamen Zeit den unan-genehmen Beigeschmack nie los, dass sich manch einer von ihnen hinter „neuer“ Mu-sik versteckt, dass er sich als Kapellmeister lieber metrisch durch eine „Alice in Won-derland“-Partitur oder ein, mit singender Säge und Didgeridoo angereichertes Sinfo-nie-Orchester schlägt, als heute „Carmen“, morgen „Figaro“ und übermorgen „Tristan“ zu dirigieren. Und warum? Weil es ihm da-für ganz einfach erstens an handwerklichem Können und zweitens (schlimmer noch!) an musikantischer Lust mangelt. Es gilt nämlich als Faustregel: Wer sich mit Meuer Musik beschäftigt, der ist klug und wer sich für die noch so elaborierteste Ohrenkrebsmusik „einsetzt“, der gilt als intellektuell.

Doch bevor die Nesseln nun peitschen und es Unterlassungserklärungen hagelt – denn Sektierer verstehen keinen Spaß –, bli-cken wir lieber in die Geschichte der „Neuen Musik“ und belegen ein paar Thesen.

Die Geschichte zeigt tatsächlich eine lange Sackgasse eines verkopften Sektierer-tums. Und ich spreche hier nicht nur über das wichtigste Festival für „Neue Musik“ in Deutschland, die Donaueschinger Musik-tage. Arnold Schönberg, der mit seinen „Fünf Orchesterstücken opus 16“ eines der ersten ato-

Soviel Musik wie heute war nie. Folge: Nie hörten die Menschen soviel Musik wie heute. Ob das nun für beide Seiten von Vorteil ist, wäre durchaus mehr als eine Überlegung wert – aber hier soll es ja um ein bestimmtes The-ma der Musikinflation und musikalischen Strömungen gehen; ein Thema, bei dessen Behandlung einem Nesseln grundsätzlich näher sind als Lorbeer; ein Begriff, der die Musikliebhaber spaltet: „Neue Musik“.

Oh Gott, dieser Begriff: „Neue Musik“! Er ist fragwürdig in jeder Weise, denn das Adjektiv „neu“ impliziert ja bereits das Ver-fallsdatum des Substantivs. So stammt der Begriff „Neue Musik“ denn auch nicht von einem Komponisten oder Musiker, sondern ist dem Hirn eines (Musik!)-Journalisten entsprungen. Paul Bekker hieß der Mann, der 1919 einen Vortrag „neue Musik“ hielt, dessen Schwerpunkt Gustav Mahler, Franz Schreker, Ferruccio Busoni und Arnold Schönberg galt. Seither gibt es also moder-ne Literatur und moderne Kunst, moderne Architektur und moderne Malerei. Moderne Musik aber gibt es nicht, sondern eben neue, oder auch zeitgenössische. Wobei man aber niemals neue Klänge von Rammstein, Ma-donna oder Lloyd-Webber als neue Musik bezeichnen würde – obwohl sie allesamt we-sentlich bedeutender für das Musikverständ-nis einer globalisierten Menschheit sind, als jene Kompositionen, die sich unter „Neue Musik“ subsumieren.

Fortschritt und Modernität, diesen Feti-schismen meint der notorische Grenzüber-schreiter Homo sapiens grundsätzlich hul-digen zu müssen. Überwindet Tradition und Konvention! Zerschlagt Harmonik, Melo-

dik und Tonalität! Zwölf Töne sind mehr als acht! Es muss ja schließlich weitergehen mit der Musik.

Muss es das wirklich? Der Schriftsteller Michael Klonovsky be-

antwortet diese Frage in seinem Buch Der Schmerz der Schönheit – über Giacomo Puc-cini: „Im Grunde ist gegen den sympathisch elitären Aus- und Aufbruch so wenig einzu-wenden wie gegen die zugleich statt� ndende ‚Emanzipation der Dissonanz‘ (Schönberg), wäre dieser Trend nicht von intellektuellen Lautsprechern mit einer Verunglimpfung der Tonalität begleitet worden.“ Dem Publikum sind die Dissonanzen, mit denen die „Neue Musik“ prinzipiell meint, einhergehen zu müssen, aber eigentlich unerträglich. Das verbliebene Publikum möchte sich wissend ge-ben und lauscht „interessiert“ – wie in „Hurz“, dieser grandiosen Parodie auf Neue Musik von Hape Kerkeling. Wer sie nicht kennt: So-fort auf YouTube „hurz“ anklicken! Dort sieht man sie, die „intellektuellen“ Hörer.

„Neue Musik“ ist ein Feigenblatt jedes Musik-Repertoire-Betriebs. Besonders chic ist es, sich einen „composer in residence“ zu leis-ten und Uraufführungen zu stemmen. Zwar bleibt das Haus dann nach der Premiere meist halbleer, aber der Intendant kommt mit einer Uraufführung „Neuer Musik“ genau dort-hin, wo er hin will: Ins Feuilleton. Hurra, wir lieben Dich, schreit da der Kritiker und das Zusammenspiel funktioniert wie ein ineinan-der verzahntes Uhrwerk. Auch der Dirigent springt da gerne auf. Es hat nämlich durchaus PR-Effekt, wenn man „Neue Musik“ dirigiert! Und es ist nun einmal viel, viel schicker über Peter Ruzickas Hölderlin-Oper im Feuilleton

neue musik 22 | www.crescendo.de 05 2009

DIE QUADRATUR DES KREISES

Oder: Warum Neue Musik niemals in die Gesellschaft finden wird!

VON PASCAL MORCHÉ

www.crescendo.de 05 2009 | 23 neue musik

nalen Stücke schuf, bekannte sich mit seinem „Verein für musikalische Privataufführungen“ (1918) bereits zur künstlerischen Nische. Man wollte eben unter sich bleiben in der Welt der „Neuen Musik“. Das ist gelungen: Der Elfenbeinturm als Künstlerdomizil, die perfekte atonale Wohnstätte. Und dafür, dass der Herr Komponist nicht friert, sorgten Staat und öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten als treu fürsorgende Subventionsgeber.

Ist Schönbergs opus 16 der Beginn neuer Musik, so kann man sie freilich schon viel früher hören. Beweis: Man unterlege ein noch so banales Bild mit Wagnerscher Musik und bekommt Filmmusik. Die Musik im 20. Jahrhundert ist von der fortschreitenden Technisierung, Intellektualisierung und Ent-seelung des Menschen geprägt. Der ästheti-sche und theoretische Unterbau der Musik wurde wichtiger als das zu hörende Ergebnis. Die Musik wurde buchstäblich „verkopft“, oder eleganter gesagt: „intellektualisiert“. Busonis „Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst“ (1906) war von großem Ein�uss auf die Entwickung der Neuen Musik. Nur hat man dieses theoretisch verquaste Ge-quirrle nie in Frage gestellt, wie man es bei dem, aus selbem Geist geborenen Schwach-sinn des „Manifests zum Futurismus“ von Fi-lippo Tommaso Marinetti (1909) immerhin tat: „Ein Rennwagen, ein aufheulendes Auto, ist schöner als die Nike von Samothrake.“ Ein kluger Komponist wie Richard Strauss zog nach der „Elektra“ die kompositorische Handbremse und walzerte den „Rosenka-valier“ zu seinem Bestseller. Für eine Nische wie „Neue Musik“ war Strauss zu publikumssüchtig und – pardon – auch zu geldgeil.

Doch machen wir unsere Unter-suchungen am Begriff „Neue Mu-sik“ an zwei Komponisten fest, die sich noch kennenlernen konnten: Puccini und Schönberg. Puccini: naiv, tonal emotional, der Vergangenheit, der Harmo-nie verp�ichtet. Schönberg: nicht naiv, atonal, intellektuell, der Mann der Zukunft, der Dis-harmonie. 1924 reiste Puccini nach Florenz, um im Palazzo Pitti, in Anwesenheit jenes Mannes, der die Zwölftonmusik erfunden hatte, dessen atonales Melodram „Pierrot lunaire“ zu hören. Der Schöpfer von „Tosca“ und „Bohème“, damals der bekannteste Kom-ponist der Erde, bedankte sich nach der Auf-führung bei Schönberg und nannte das Stück

„interessant“. Interessant – das „schrecklichste Lob“, das die Musikkritik zu vergeben habe, spottete der Publizist Sebastian Haffner ein-mal. Puccini äußerte sich auf jeden Fall zwie-spältig über die musikalische Avantgarde. 1922 schrieb er: „Ekel machen mir die Aus-getüfteltheiten der Musik von heute.“

Der harmonisch-tonale Klang der Welt, er zerbarst in zwei Weltkriegen. Hier wurde alle musikalische Tradition unterbrochen. Gerade jene, die es geschafft hätten, die Musik einer klassisch-romantischen Tradition, gleichsam in einer Art deutschem Puccini-Verismus weiter zu entwickeln, diese Komponisten wie Korngold, Schreker, Zemlinsky, Krenek – sie waren jüdisch, deshalb per se „entartet“ und wurden in die Emigration getrieben. In Amerika komponierten sie Unterhaltungs-, Revue-, und auch Filmmusik – dies aber galt den Hohepriestern der „Neuen Musik“ „nach“ dem Krieg nicht als wirklich „ernst“ – weshalb einige der Emigranten nun nach 1945 quasi ein zweites Mal als entartet gal-ten. Die grauenvolle (deutsche) Trennung von U- und E-Musik, sie lässt sich an der Entwicklung der „Neuen Musik“ bestens belegen. Ein Leonard Bernstein oder Cole Porter hätte nie die strengen, intellektuellen Aufnahmekriterien erfüllt, wie sie nach 1945 von Foren der Neuen Musik wie den Donau-eschinger Musiktagen oder dem Frankfurter Ensemble Modern gep�egt werden.

Immerhin: Vielfältig waren sie, die Musik-richtungen und Kompositionstechniken, die ab den 1950er Jahren zu hören waren. Alles

wurde möglich. Aber viel davon wurde auch nur als neumusikalische Mode möglich. Aber von diesem Stil repertoiretauglich? Eher nicht. Man hört Ligetis Klangzauber „Atmosphères“ und denkt: Nun, der „Rhein-gold“-Anfang lässt grüßen; man hört mini-mal music von John Adams und meint zu recht‚ da sei Bach mit seinem Praeludium 846 auch schon drauf gekommen.

Durchschnittlich 1,7 Uraufführungen Neuer Musik gab es in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren. Täglich! Nur

stellt sich hier die „Neue Musik“ blöder-weise selbst ein Bein. Diese – der Eitelkeit von Ensembles, Dirigenten, Orchestern und Intendanten geschuldeten – Gier nach Urauf-führungen führt logischerweise dazu, dass sich kein Repertoire „Neuer Musik“ bildet. Hauptsache also: Eine Uraufführung!

Nein, die „Neue Musik“ ist nicht ange-kommen in der Mitte der Gesellschaft und sie wird dort auch nicht mehr hin�nden. „Mo-derne Kunst hängt heute auf Vorstandsetagen großer Konzerne, Aufgeschlossenheit für Experimente gehört zum guten Ton. Geht es hingegen um (neue) Musik, dann ist sogar den an Kultur interessierten Kreisen ein eklatanter Konservatismus eigen“, beklagt Rainer Pöllmann in dem Artikel „Angekom-men in der Gesellschaft? Die neue Musik in Deutschland (Magazin Nr. 8 Kulturstiftung des Bundes). „Intellektuelle, die keinerlei Be-rührungsängste mit provokativem Theater oder avanciertesten Werken der Bildenden Kunst haben, nehmen für sich besten Gewis-sens in Anspruch, „moderner Musik“ nichts abgewinnen zu können“. „Wer sich“, so Pöll-mann weiter „über Gerhard Richter auch nur halb so verständnislos äußerte wie es selbst bei Karlheinz Stockhausen bis heute täglich geschieht, verabschiedete sich als ernst zu nehmender Gesprächspartner aus dem kul-turellen Diskurs.“

Das stimmt! Nur verkennt der Autor da-bei, dass jemand, der sich heute für Anselm Kiefer oder Gerhard Richter interessiert, oft sehr gute moderne Musik auf seinen iPod

geladen hat; dass er aber Bach oder Beethoven, Mozart oder Wagner absolut nicht mehr für sich und für sein Leben braucht.

Dass dies ganz einfach unendlich viel trauriger und bedenklicher ist, als das selbstverschuldete (!) Unvermö-gen der „Neuen Musik“, in der „Mit-

te der Gesellschaft“ anzukommen, das wollen die Elfenbeinturmbewohner natürlich nicht wahrhaben. „Neue Musik“, so Pöllmann, „kann ungeheures Vergnügen bereiten – Un-terhaltungsmusik ist sie, in der Regel, nicht. Wer diese Unterschiede verwischt, wird kei-nen dauerhaften Erfolg haben.“

Genau! Und deshalb wird „Neue Musik“ längst

wo anders gespielt als im Konzertsaal oder auf der Opernbühne. Und man ist versucht zu sagen: Das ist richtig so und auch gerecht! //

„Ein Rennwagen, ein aufheulendes Auto ist schöner

als die Nike von Samothrake“

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Eigentlich hätte sein Festspielhaus in Weimar stehen sollen. Die Klassiker-Stadt war ers-te Anlaufstation des 1848 als revolutionärer Barrikadenkämpfer in Dresden gescheiterten Hofkapellmeisters Richard Wagner. Futsch war die – einige Jahre zuvor – mühsam errungene (groß)bürgerliche Existenz. Der Gesamtkunst-werker befand sich auf der Flucht ins Schweizer Exil und machte kurzen Halt bei Intimus Franz Liszt. In der Tasche hatte er jedoch einen Plan, den größten Plan, den ein Opernkomponist bis dahin erdacht hatte: Ein monumentales Werk, „Siegfrieds Tod“, wollte er schreiben, das ihm nach Jahren steten Ringens schließlich zur – je nach Dirigiertempo – zwischen 14 und 16 Stun-den dauernden Tetralogie geriet. Und der steck-brieflich gesuchte Wagner (der damals wahrlich andere Sorgen hätte haben müssen!) setzte noch Eins drauf: In den Weimarer Ilm-Auen – ganz in der Nähe von Goethes Gartenhaus – fand er den vermeintlich idealen Platz für sein persönliches Walhall, die erträumte musterhafte Aufführungs-stätte für eben diesen „Ring des Nibelungen“.

Es ist zwar anders gekommen – das Festspiel-haus entstand erst zweieinhalb Jahrzehnte spä-ter auf dem Grünen Hügel in Bayreuth und wurde dort 1876 mit dem ersten „Ring“-Zyklus eröffnet –, aber Wagners utopisch anmutende Art und seine beständige „Vorwärts-Strategie“ scheint noch auf heutige Theaterleute inspirierend zu

wirken. Denn im von Spar- bzw. Fusionszwängen geplagten Weimar des Jahres 2006 wären an sich auch andere Sorgen angebracht gewesen als die Mammutaufgabe, das größte und gewichtigste Repertoire-Werk auf die Bühne des Deutschen Nationaltheaters zu stemmen. Der Erfolg spricht für sich: Innerhalb von zwei Jahren (2006 bis 2008) feierten die einzelnen „Ring“-Teile Premiere, um dann dreimal – vom Publikum umjubelt – zyklisch aufgeführt zu werden (zweimal im Sommer 2008 und zuletzt zu Ostern 2009). Für eine Einlagerung dieser konzeptionell durchweg überzeugenden Produktion von Michael Schulz (unübersehbar die Handschrift von Parade-Dramaturg Wolf-gang Willaschek) fehlten dann leider die Mittel. So bleiben einzig die vorliegenden Video-Doku-mente, um die ungeheure Leistungsfähigkeit des Weimarer Ensembles zu bezeugen: Die Staats-kapelle unter ihrem damaligen GMD Carl St. Clair (heute in gleicher Position an der Komischen Oper Berlin) spielt brillant auf, und die Sänger werden ihren Rollen mehr als nur gerecht – allen voran die hinreißende Brünnhilde von Catherine Foster. Da soll noch Mal jemand behaupten, es gäbe keine hochdramatischen Soprane mehr …!

Richard Eckstein

Wagner: „Das Rheingold“, „Die Walküre“, „Siegfried“, „Götter-dämmerung“, Michael Schulz (Regie), Staatskapelle Weimar, Carl St. Clair (Arthaus)

RezensionenAuswahl der besten CDs und DVDs

rezension 24 | www.crescendo.de 05 2009

DER „RING“ IN WEIMAR

Eine mutige Tat

Die BestenDVDsCDs

Ausgewählt von der crescendo Redaktion

Hören Sie ausgewählte Titel der CDs, die hier besprochen werden, auf der crescendo premium-CD, siehe auch S. 36.

1 Metropolitan Opera „Centennial Gala“,

2 DVDs (Deutsche Grammophon)

Gesangsstars ohnegleichen

2 Deutsches National- theater Weimar Wagner: „Der Ring des Nibelungen“, 7 DVDs (Arthaus)

3 Tan Dun „Marco Polo“

(Opus Arte)

4 Ballets Russes Strawinsky: „Feuervo-

gel“, „Le Sacre“ (BelAir)

Legendäre Ballett-Kompositionen mit den Ur-Choreo-grafien von Fokine und Nijinsky

5 Karl Böhm Schubert: „Sinfonie C-Dur“ D 944, Probe und Aufführung (medici arts)

6 Puccinis Femmes Fatales

Puccini: „Manon Lescaut“, „Tosca“, „Turandot“, 3 DVDs (TDK)

7 Akademie für Alte Musik Berlin Vivaldi, Rebel: „4 Ele-

mente – 4 Jahreszeiten“ (harmonia mundi)

8 Villazón/Machaidze Gounod: „Roméo et

Juliette“, 2 DVDs (Deutsche Grammophon)

9 Cecilia Bartoli „Viva Vivaldi“ (EMI)

10 Walter Felsenstein Edition, 12 DVDs

(Arthaus)

11 Royal Danish Opera Wagner: „Der Ring des

Nibelungen“, 7 DVDs (Decca)

12 Ballett des Prager Nationaltheaters „Prinzessin Goldhaar“, Märchenballett (Supraphon)

13 Nikolai Lugansky Klavier-Recital

(medici arts)

14 Maria Ewing u.a. Strauss: „Salome“

(Opus Arte)

Realistische Insze - nierung von Alt-meister Peter Hall

15 Vladimir Malakhov Bigonzetti: „Caravaggio“

(Arthaus)

1 Rudens Turku Romantische Werke für

Violine und Klavier (Avie)

2 Amir Katz Mendelssohn:

„48 Lieder ohne Worte“ (Live Classics)

3 Nils Mönkemeyer „Weichet nur, betrübte

Schatten“ (Sony Classical)

Wunderbar dunkler und zugleich frischer Klang

4 Pluhar/Jaroussky/ Rial „Teatro d‘amore“

(Virgin Classics)

5 Robert Sadin „Art of Love“, Lieder von Machaut (Deutsche Grammophon)

World Music mit Mittelalter-Touch vom Feinsten

6 Trio Parnassus Louis Ferdinand von Preußen: Klaviertrios Vol. 3 (MDG)

7 Joel Frederiksen „O felice morire“

(harmonia mundi)

8 Dejan Lazic Rachmaninow:

Klavierwerke (Channel Classics)

9 William Christie Lully: „Atys“ (harmonia mundi)

10 delian: :quartett Schumann:

„Kammermusikwerke“ (OehmsClassics)

11 Joseph Moog „Metamorphose(n)“

(Claves)

12 Robert Crowe „Carissimi:

Sopran-Motetten“ (Profil Edition)

13 Volkmar Andreae Bruckner-Zyklus (Music & Arts)

Unverzichtbares Dokument für Bruckner-Fans

14 René Pape „Gods, Kings & Demons“

(Deutsche Grammophon)

15 Leontyne Price Gershwin: „Porgy and

Bess“ (audite)

Eine Braut, wie sie sich Wagnerianer wünschen: Catherine Foster als „Siegfried“-Brünnhilde

www.crescendo.de 05 2009 | 25 rezension

U N S E R E N E U E R S C H E I N U N G E N –K L A S S I K V O M F E I N S T E N

Der neue Arthaus Musik DVD Katalog ist da! Bitte fragen Sie Ihren Händler. www.arthaus-musik.com | Im Vertrieb von Naxos Deutschland | www.naxos.comArthaus and Arthaus-symbol are registered Trademarks of the Kinowelt Group, Germany

Giacomo Puccini EDGARLive aus dem Teatro di Turino 2008

José Cura,Amarilli Nizza, Julia GertsevaDirigent: Yoram DavidRegie: Lorenzo Mariani

Kat.Nr. 101377 DVD / 101378 BLU RAY

Nach 119 Jahrenerstmals mit wiederent-decktem 4. Akt –World Premiere Recording!

Jules Massenet THAÏSLive aus dem Teatro di Turino 2008

Barbara Frittoli, Lado AtaneliDirigent: Gianandrea NosedaRegie: Stefano Poda

Kat.Nr. 101385 DVD / 101386 BLU RAY

„… enthält mehr als 40 Minuten unbekannterMusik – und zwar die beste des Werkes …Die Aufführung stellt eine Sensation dar …Im Puccini-Jahr steht die Aufführung wie eineinsames Juwel!“ Die Welt

„José Cura in der Titelrolle ist phänomenal.“Frankfurter Allgemeine Zeitung

UNBEK ANNTER PEPUSCH

Beeindruckend geschmeidigJohann Christoph Pepusch (1667-1752) war ein Preuße, der in England reüs-sierte und als Mitautor der „Beggar’s Opera“ Geschichte schrieb. Trotz eher geringer Eigenständigkeit besitzt seine Musik namentlich in einigen harmo-nischen Wendungen ihre originellen Momente und stets einen prächtigen Fluss. Beeindruckend geschmeidig in der zierlichen melodischen Ornamentik sind Tenor Félix Rienth und Blockflötistin Muriel Rochat Rienth über dem schweren Klanggewand der Tempesta Basel. Doch gibt es einige Mängel, die allerdings typisch sind für die Szene der sogenannten „historischen Auf-führungspraxis“: unbalanciert basslastiges Klangideal, kein Zugang zu lang-samen Tempi, ungeschickt herbeigeführte Abschlüsse der schnellen Sätze. Eine auffallende Novität im Cover ist die Tatsache, dass Tenor Félix Rienth

offen Werbung für DKNY Jeans macht. Christoph Schlüren

Pepusch: Tenorkantaten, Blockflötensonaten, Félix Rienth, Muriel Rochat Rienth, La Tempesta Basel (Enchiriadis)

MACHAUTS MIT TEL ALTERLICHE L IEDER

ZeitlosDer angesehene Arrangeur und Produzent Robert Sadin nahm sich einige Lieder des Dichters und Komponisten Guillaume de Machaut (ca. 1300–1377) vor, die alle vom mittelalterlichen Ideal der höfischen Liebe handeln, ließ die Texte in modernes Französisch übersetzen und brachte dann eine Reihe vor-züglicher Musiker zusammen. Arrangiert wurden Instrumente und Percus-sion, Begleitharmonien, Gegenstimmen. Etliches wurde im Studio gemeinsam entwickelt, oft auch aus Improvisationen. Dabei heraus kam das hochgradig spannende, stimmungsvolle Konzeptalbum „The Art of Love“, dessen Stil man am besten als „World Music mit mittelalterlichem Touch“ beschreiben kann. Machauts Lieder wirken auch in diesem Gewand zeitlos gut und inspirierend. Diese Annäherung aus Sicht des Pop wirkt nicht weniger überzeugend und

mitreißend als Darbietungen auf mittelalterlichen In-strumenten wie vom Ensemble Sarband. Benjamin-Gunnar Cohrs

„Art of Love“. Lieder von Guillaume de Machaut, arrangiert von Robert Sadin u. v. a. (Deutsche Grammophon)

SCHNIT TKE GOES CINEMA

Filmmusik-VergnügenSchnittkes Filmmusik spielt auf der Klaviatur der Musikstile aller Zeiten. Neoklassizistische Barockanklänge können neben Jazzpassagen, ein Menu-ett neben einem Charleston und ein Walzer neben Folkloreklängen stehen. Doch Trivial ist hier nichts, vielmehr theatralisch gedacht und einer pointier-ten musikalischen Dramaturgie folgend. Knappe Sequenzen mit Dramatik, Skurrilität, bewusster Dissonanz, rhythmischer Prägnanz oder melodischer Weite schaffen charakteristische Bilder. Filmmusikexperte Frank Strobel hat aus dem reichhaltigem Material der Filmpartituren Schnittkes wunderbare Suiten erstellt und diese mit dem RSO Berlin in exquisiten, das dynamische Spektrum ausreizenden Interpretationen auf vier kurzweiligen CDs einge-spielt. In dieser Transparenz des Klanges und der Vorgänge bewährt sich die

polystilistische Musiksprache auch ohne die dazuge-hörigen Bilder als Hörvergnügen – als Kino im Kopf. Uwe Schneider

Alfred Schnittke: „Filmmusik“, RSO Berlin, Strobel (Capriccio)

GESCHICHTENERZ ÄHLER TURKU

FesselndDer 1978 in Tirana geborene Geiger Rudens Turku hat sich seit geraumer Zeit einen Namen gemacht als exzellenter Kammermusiker und Recital-Virtuose. Nun stellt er zusammen mit dem Pianisten Oliver Schnyder ein bunt gemisch-tes Recitalprogramm vor, das ihn in unterschiedlichsten Facetten zeigt: in der verhaltenen Zartheit von Rachmaninows „Vocalise“ und Piazzollas „Milonga in D“; im natürlichen Rubato der geigerischen Musikanterie von Sarasates „Romanza andaluza“ – hier weckt Turkus heiteres Spiel gar Assoziationen zu Fritz Kreisler; in der Unmittelbarkeit des gezügelten Affekts von Dvoráks wunderschöner Sonatine op. 100; und in der Verve und dem epischen Dra-ma von Edvard Griegs machtvoller dritter Sonate op. 45. Turku ist ein sehr leidenschaftlicher und kultivierter Violinist mit farbenreichem, blutvollem

Ausdruck, der vor allem in den kleinen Piècen auf sei-nem Instrument fesselnd eine Geschichte zu erzählen versteht. Christoph Schlüren

Grieg, Dvorák, Rachmaninow, u. a.: „Homelands“, Werke für Violine und Klavier, Turku, Schnyder (Avie)

rezension 26 | www.crescendo.de 05 2009

JANSONS DIRIGIERT HAYDN

Angenehm dunkelDer Maestro lässt Haydn robust und natürlich musizieren, öfter auch zärtlich singen. Der Klang ist angenehm dunkel abgetönt. Einige Male darf man sich über seltsame Dynamik- und Tempo-Manöver wundern, und in der „Harmoniemesse“ fällt an einigen Zäsurpunkten die Spannung in sich zusammen. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ist technisch exzellent, der Chor sehr solide, das Solistenensemble auf einigermaßen ausgeglichenem Niveau. Während die Solisten zurückhaltend begleitet werden, kann die Chorpolyphonie alleine deshalb schon kaum Transparenz entfalten, weil die orchestrale Ornamentierung dominiert. Hinzu kommt eine sehr hallige Kirchenakustik, die von der Aufnahme-technik im Rahmen des Möglichen erstaunlich gut bezwungen wurde. In der 88. Symphonie – einer der inspiriertesten Haydns – gilt im Prinzip das Gleiche, wobei das Orchester alleine ein viel aus-

geglicheneres Resultat erzielt. Christoph Schlüren

Haydn: „Harmoniemesse“, 88. Sinfonie, BR-SO, Mariss Jansons (BR-Klassik)

TAN DUNS OPERN- ERSTLING

Zutiefst bewegendDie Figur des Marco Polo und seine Reise in den Orient dienen in Tan Duns erster großer Oper als Folie für eine geistige Reise, in der Inneres und Äußeres, Vergangenheit, Gegenwart und Zu-kunft, der Kreislauf der Natur, Geburt, Dasein und Tod durchschritten werden – verschachtelt auf mehreren Ebenen als „Oper in der Oper“. Dabei verschmilzt Tan Dun Elemente der Peking-Oper mit westlicher Musik. Eben diese Berührung der Kulturen macht das Werk so attraktiv. Die hier auf einer gut ausgestatteten DVD vorgelegte Neuproduktion der niederländischen Oper vom November 2008 dirigierte der Komponist selbst. Jean Kalmans fantastisches Bühnenbild, die stringente Regie von Pierre Audi und fabelhafte Sängerinnen und Sänger (allen voran Charles Workman und Sarah Castle als Polo und Marco) machen die Produktion zu einem Ereignis ersten

Ranges, zutiefst bewegend und unvergesslich. Benjamin-Gunnar Cohrs

Tan Dun: „Marco Polo“, Nether-lands Chamber Orchestra, Tan Dun (Opus Arte)

TOK AREV ALS ROMANTIKER

StimmigÄußerlich wirkt Nikolai Tokarev wie ein Reprä-sentant jener jungen, ungekünstelten Musiker-generation, die immer mehr die Älteren zu ver-drängen scheint: lässig mit Jeans und T-Shirt und dem fein gestutzten Philosophenbart. Auch künstlerisch lehrt der Sprössling einer Musiker-familie aus Moskau so manchem altgedienten Kollegen das Fürchten – auch mit dieser Live-Aufnahme mit dem Luzerner Sinfonieorchester unter Olari Elts. Frédéric Chopins 2. Klavierkon-zert, gewiss tausende Male meisterhaft einge-spielt, liegt auch diesmal in den Händen eines fulminanten Technikers, feinsinnigen Musikers und leidenschaftlichen Virtuosen. Dem Klavier-konzert in a-Moll von Edvard Grieg merkt man stellenweise an, dass dem Komponisten Tänze und Lieder wohl mehr lagen als die größeren Musikgattungen. Dennoch gelingt Tokarev eine stimmige Wiedergabe, selbst in den rustikalen

Abschnitten des Werks. Teresa Pieschacón Raphael

Grieg, Chopin: „Romantische Klavierkonzerte“, Nikolai Tokarev (Sony Classical)

MAL AKHOV ALS CAR AVAGGIO

Abstrakt verdichtetEin Handlungsballett über einen Maler?! Ge-schickt umschiffte Choreograf Mauro Bigonzetti alle Erwartungen nach einem lebenswirklichen oder gar bildmotivgetreuen Tanzabend über den Renaissance-Sonderling Michelangelo da Cara-vaggio: Zum Einstieg wird zwar noch der visuelle Eindruck einer amüsierfreudigen Gesellschaft vermittelt (die das historische Vorbild Caravaggio zeitlebens bürgerlichen oder adligen Kreisen vorzog), später lässt Bigonzetti seinen Hauptdar-steller Vladimir Malakhov die Schattenseiten des unglücklich Getriebenen jedoch in zunehmend ab-strakter Verdichtung durchleben. Selbst ein lan-ge aufgesparter Männer-Pas de deux – einer der choreografischen Höhepunkte! – ist von Schmerz und Hoffnungslosigkeit geprägt. Gewissen Län-gen der Berliner Live-Produktion wirkte die Film-

regie durch ausgesprochen schnelle Schnitte und raf-finierte Perspektivwechsel positiv entgegen. Vesna Mlakar

Bigonzetti: „Caravaggio“, Staats-ballett Berlin (Arthaus)

KIM K ASHK ASHIANS KL AGEN

Wenn die Bratsche singtTrauer braucht Zeit. Es sind ganz ruhige Klänge, die die armenischstämmige Bratschistin Kim Kashkashian auf ihrer neuen CD „Neharót“ ver-sammelt hat. Das titelgebende Stück hat die is-raelische Komponistin Betty Olivero unter dem Eindruck des Libanon-Krieges geschrieben. Der warme Bratschenton von Kim Kashkashian wird, begleitet vom Münchener Kammerorchester, zur expressiven Klage, ehe sich nach und nach Stimmen ins instrumentale Geschehen einblen-den. In den „Drei Arien – gesungen am Fenster mit Blick zum Ararat“ ihres Landsmannes Tigran Mansurian lässt Kashkashian ihr Instrument ein-same Kreise ziehen. Die Viola singt die einfachen, meist skalenförmigen Melodien voller Emotionali-tät. Und zeigt sich in Eitan Steinbergs gemeinsam mit dem Kuss Quartet aufgenommenem musi-kalischem Gebet „Rava Deravin“ von einer ganz

zerbrechlichen Seite. Georg Rudiger

Olivero, Mansurian, Stein-berg: „Neharót“, Kim Kash-kashian (ECM)

WIMMERWUMMER

Pop-Stilmix für MinimalistenMan wird kaum behaupten können, dass die 16 Stücke auf dieser CD, die angeblich einen neuen Musikstil vorstellen will, harmonisch oder sonst wie kompositorisch anspruchsvoll ist. Die simp-len Waberakkorde, das elektronische Gewummer oder das Scratchen und Stottern aus der Compu-ter-Soundschmiede gibt es seit Jahren. Angeb-lich hören wir Grenzerweiterungen der Popmusik, doch jeder halbwegs begabte Pubertierende kann auf seinem Heim-PC mit billiger Audio-Software Vergleichbares zusammenbasteln. Die musikali-sche Kernschmelze, die der CD-Text ankündigt, erweist sich als Manipulation zumeist synthe-tischer Klänge, deren Ausdrucksspektrum von Primitivharmonien über Minimal Music bis zum Schreddern scheinbar beliebigen Materials reicht. Wer bei reinen Dreiklängen intellektuelle Forde-rungen und emotionale Regungen verspürt ist hier

jedoch richtig. Darauf ein kräftiges: Ommm! Uwe Schneider

„XVI reflections on classical music“ (Point Music)

www.crescendo.de 05 2009 | 27 rezension

BRUCKNER-Z YKLUS UNTER VOLKMAR ANDREAE

Ohne falsches PathosTondokumente des Schweizer Dirigenten Volkmar Andreae (1879–1962) sind rar. Umso größere Bedeutung kommt diesem hier erstmals veröffentlichten Bruckner-Zyklus mit den Wiener Symphonikern unter seiner Leitung von 1953 zu. Die vorzüglich restaurierten Mono-Aufnahmen bieten die Sinfonien in eigenwilligen, durchdachten Interpretationen, fern sentimentalisierender Klangweihe. Geradezu bestürzend kühn wirken die oft vernachlässigte Erste und Zweite, die hier feurig vorwärts drängen. Besonders schlüssig gerie-ten auch die Vierte, Fünfte und Neunte. Zwar ist der schlechte Zustand der ersten Geigen-Gruppe des Orchesters zu dieser Zeit manchmal peinlich

hörbar, doch ist dies insgesamt für Bruckner-Fans ein unverzichtbares Dokument. Benjamin-Gunnar Cohrs

Bruckner: Sinfonien Nr. 1–9, „Te Deum“, Wiener Symphoniker, Volkmar Andreae (Music & Arts)

HEUTIGE KL AVIERMUSIK FÜR K INDER

Bis zum Rock ’n’ RollNeue Musik für Kinder? Da winkt der Klavierlehrer ab. Steffen Schleiermacher ist da anderer Meinung. Sein Album „For Children“ versammelt ganz unter-schiedliche zeitgenössische Klaviermusik für Kinder – und macht damit auch die Erwachsenen froh. Am Experimentellsten erscheinen György Kurtágs „Microludies“. Ganz reduziert sind manche der kurzen Stücke, sogar ein ganz normaler Dur-Dreiklang verirrt sich in die 1973 entstandene „Hommage à Kadosa“. Bei „Hänschen klein“ aus Helmut Lachenmanns „Child`s Play“ (1980) bleibt vom Original nur noch der Rhythmus übrig, „Filter Swing“ überrascht mit raffinierten Nachklängen. Zum Höhepunkt der CD werden Sofia Gubaidulinas kostbare „Musical Toys“ (1969), die von Steffen Schleiermacher mit leichter

Hand zum Leben erweckt werden. Selbst einen Rock ’n’ Roll („A Bear Playing the Double Bass and the Black Woman“) findet sich unter den reizenden Spielzeugen. Georg Rudiger

„For Children“. Steffen Schleiermacher (MDG)

BY Z ANTINISCHE HYMNEN DER ERSTEN KOMPONISTIN

Weitere Studien erforderlichÄbtissin Kassia (9. Jh.) ist die erste Komponistin, deren Werke überliefert sind. Es sind sehr schöne Gesänge, die allerdings in ihrer Schlichtheit (wie Folklore) von der ursprünglichen Qualität der Aufführung nicht zu trennen sind. Geschmeidig ist bei diesen Darbietungen deutscher Alte-Musik-Spezialisten zwar die Tongebung, nicht jedoch die Linienführung. Am beein-druckendsten ist da noch die respektgebietende Quartparallelen-Intonation. Gerade in den einstimmigen Gesängen wäre den Ausführenden zu raten, in die Türkei und auch nach Bulgarien zu reisen, um die Kraft und schwebende Intensität der lebendigen Überlieferung orientalischer Melodiegestaltung

zu studieren. Der Booklettext ist ein absurdes Exem-pel redundanten Missbrauchs einer geschichtlichen Größe für zeitgenössische feministische Zwecke. Christoph Schlüren

Kassia: Byzant. Hymnen, Voca Me Ensemble (Christophorus)

Die Fränkischen Musiktage Alzenau sind das ältesteMusikfestival des Rhein-Main-Gebietes und einesder bedeutendsten Podien Deutschlands für jungeKünstler der klassischen Musik.

In Zusammenarbeit mit dem DeutschenMusikwettbewerb, der Deutschen Stif-tung Musikleben und der EuropäischenUnion der Musikwettbewerbe für dieJugend e.V. (EMCY) wird dem musika-lischen Nachwuchs schon seit vielenJahren Aufmerksamkeit gewidmet, langebevor andere Veranstalter dieses Segmententdeckt haben.

Hélène Grimaud, David Geringas und vieleandere heutiger Weltstars gaben hier ihrDeutschland-Debut und auch in diesemJahr werden zahlreiche Preisträger inter-nationaler Wettbewerbe zu hören sein.

Neben Solorecitals vereint auch eine Kam-mermusik-Akademie unter der Leitungrenommierter Künstler der Klassikszenedie jungen Talente zu gemeinsamen Kon-zerten.In diesem Jahr werden hierbei unter ande-rem die Geigerin Ana Chumachenco undder Cellist Peter Buck jeweils ein Projektmit Werken von Spohr, Beethoven undMendelssohn leiten.Der Tenor und Gesangspädagoge Chri-stoph Prégardien und der Pianist MichaelGees sind ebenfalls mit jungen Sängernin Schumanns „Der Rose Pilgerfahrt“ zuerleben.

Neben dem musikalischen Nachwuchswidmet sich das Festival auch Raritätendes Klassik-Repertoires. Ein Highlightdürfte in diesem Jahr die deutsche Erst-aufführung der Mailänder Vesperpsalmenvon Johann Christian Bach sein, die vonConcerto Köln und dem SüddeutschenKammerchor unter der Leitung vonGerhard Jenemann gestaltet wird. AlsSolisten sind hier Joanne Lunn, Sopran,Elena Biscuola, Alt, Georg Poplutz, Tenorund Thomas Bauer, Bass, zu hören.

Beethovens selten zu hörende Ballettmu-sik zu „Die Geschöpfe des Prometheus“sind in einer Neufassung als Melodrammit Peter Fricke in der Rolle des Sprecherszu erleben.

Dem Thema „Geist der Freiheit“ ist ein Gesprächskonzert mit demDDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer gewidmet. Die Ölberg-szene aus Bachs Johannespassion und Graupners Passionsmusik„So bestehet nun in der Freiheit“ werden der Ausgangspunkt fürSchorlemmers Betrachtungen sein.

www.fraenkische-musiktage.de

34.FränkischeMusiktage AlzenauFestival der Jungen – 17.10.–23.11.2009

in Verbindung mit dem

17. INTERNATIONALENCHOR FORUM

CHRISTOPH PRÉGARDIEN

VILDE FRANG

MONA ASUKA OTT

PETER FRICKE

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rezension 28 | www.crescendo.de 05 2009

GABET TA MIT KL ASSIKERN

Stilgerecht empfindsamEine „Fee ohne Flügel, aber mit Cello“ wird sie von Kritikern gern genannt. Eher bodenstän-dig und warmherzig erscheint sie jenen, die ihr begegnen. Eine Musikerin, die weiß, was sie will. Damit hat die gebürtige Argentinierin und Wahlschweizerin neben Talent alle Eigen-schaften, um sich in das Herz ihres Publikums zu spielen. Mit Verve geht sie Haydns C-Dur-Konzert Hob VIIb: 1 (1762/1765) an, meistert mit Bravour die weitgehend hohe Lage ihrer Parts in einem Werk, das bis 1961 verschollen war und rekonstruiert werden musste. Stilgerecht empfindsam präsentiert sie das Cellokonzert D-Dur von Leopold Hofmann, der seinerzeit mit Haydn und Gluck auf eine Stufe gestellt wurde und heute nur noch Experten ein Begriff ist. Und schließlich Mozarts „drittes“ Cellokonzert, eigentlich sein Flötenkonzert in D-Dur, hier aber für Cello transkribiert. Erster und dritter Satz lagen schon vor, Dirigent Sergio Ciomei arran-gierte den zweiten Satz dazu. Schön gespielt.

Teresa Pieschacón Raphael

Haydn/Hofmann/Mozart: Cellokonzerte, Sol Gabetta, Kammerorchester Basel, Sergio Ciomei (RCA)

BEETHOVEN-BEREICHERUNG

Spannungsreiches MiteinanderSpielerische Energie und scheinbar techni-sche Leichtigkeit sind die Hauptmerkmale die-ser spannungsreichen Gesamteinspielung von Beethovens Violinsonaten. Isabelle Faust (Violi-ne) und Alexander Melnikov (Klavier) gelingt es, dem lyrischen Grundton der Sonaten mit vielen Details eine unaufgeregte Expressivität zu un-terlegen, die sich aus brillantem Passagenwerk, genauen Artikulationen und natürlich atmenden Phrasierungen speist. Rubati und Vibrato sind sparsam eingesetzt, was stets den Fluss der Musik gewährleistet. Die Balance der beiden ist hervorragend austariert, das Aufeinanderhören zündet den musikantischen Impuls. Fausts leb-hafter, klar fokussierter Ton und Melnikovs differenzierte Anschlagstechnik harmonieren perfekt miteinander und überzeugen mit der Fähigkeit gleichberechtigten Musizierens. Diese klar strukturierten, unprätentiösen Interpreta-tionen sind eine echte Bereicherung der Beet- hoven-Diskografie.

Uwe Schneider

Beethoven: Sonaten für Klavier und Violine, Isabelle Faust, Alexander Melnikov (harmonia mundi)

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RENÉE F LEM ING

R E N É E F L E M I N G – V E R I S M O · CORO E ORCHES T RA S IN FON I CA D I M I LANO · G IUSEPPE VERD I · MARCO ARM I L IATO

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Leidenschaft und Drama: Renée Flemingstürzt sich in das Abenteuer Verismo

E R I SMO

LULLYS BEDEUTENDSTE OPER

Überwältigender EindruckEin vorzügliches Geschenk zum 30. Geburtstag des Ensembles „Les Arts Florissants“ ist diese luxuriös als Buch eingebundene Wiederveröf-fentlichung der Gesamtaufnahme von Jean-Baptiste Lullys Oper „Atys“, die William Christie im Januar 1987 in der Pariser Opéra-Comique wiederaufführte, nachdem das Werk 234 Jahre lang vergessen war. In dieser vierten Tragédie en Musique verliebt sich Göttin Cybele in Atys, der wiederum Sangaride liebt. Als die Göttin das erkennt, ruft sie die Mächte der Hölle zu Hilfe, die Atys in einen Wahnzustand versetzen, in dem er Sangaride tötet – und nach dem bösen Erwachen aus Reue auch sich selbst. Das große, differenziert besetzte und bestens aufgelegte Orchester sowie vorzügliche Solisten wie Guy de Mey (Atys) und die anrührende Agnès Mellon (Sangaride) tragen entscheidend zum überwäl-tigenden Eindruck der Einspielung bei. Noch schöner wäre freilich eine DVD gewesen, um die gerühmte Inszenierung von Jean-Marie Villégier

auch sehen zu können. Benjamin-Gunnar Cohrs

Lully: „Atys“, Les Arts Flo-rissants, William Christie (harmonia mundi)

Nils Mönkemeyer ist ein leidenschaftlicher Pädagoge. Und tat-

sächlich einmal Professor zu werden, das war sogar Bestandteil

seines „geheimen Masterplans“. Er will seinen Weg völliger Ver-

senkung in die Musik als Möglichkeit, zu größtmöglicher Au-

thentizität zu gelangen, an der Dresdner Musikhochschule un-

bedingt an seine Studenten weitergeben. „Außerdem braucht

man als Viola-Solist ein festes Standbein, um die Freiheit zu

haben, eigene Konzert- und Aufnahmeprojekte zu verwirkli-

chen.“ Der 1978 in Bremen geborene Ausnahmemusiker steht

mit beiden Beinen auf dem Boden, ohne es an der notwendigen

künstlerischen Sensibilität fehlen zu lassen.

Bei kaum einem anderen Spitzen-Instrumentalisten ist der Begriff „Ausnahmemusiker“ so gerechtfertigt wie bei Mönkemeyer, der von klein an ein Riesentalent hatte, regelmäßig die Zeit beim Üben vergaß, aber nie ein hoch gezüchtetes Wunderkind sein wollte. Als seine erste Geigenlehrerin den Teenager auf die übliche Wettbewerbstour schi-cken wollte, verlor er für einige Zeit sogar den Spaß am ganzen Metier. „Musik ist nichts für ein schnödes, virtuoses Kräftemessen. Dazu war sie mir immer schon zu wertvoll.“ Als junger Mann legte er die Violine, die er damals noch spielte, zur Seite und folgte für einige Jahre einer anderen Berufung: Er studierte Tanz am Hamburger Ballettzentrum von John Neumeier. „Als ich dann wieder zum Instrument zurück-fand, war es wie eine Heimkehr. Seitdem bin ich von dieser positiven Droge nicht mehr losgekommen.“ Es folgte ein Bratschen-Studium bei Hariolf Schlichtig an der Münchner Musikhochschule.

Kammermusikfans erfreuen sich in Konzerten schon seit langem an Mönkemeyers exzeptionellen Fähigkeiten, den richtigen Tonfall für musikalische Gratwanderungen wie bei Franz Schubert zu �nden. Kaum jemandem gelingt es so gut, die ungeheure Zerbrechlichkeit von Schuberts philosophischen Utopien deutlich zu machen. Zu Recht lan-dete Mönkemeyers Sony-Debüt-CD „Ohne Worte“ mit Liedbearbei-tungen von Schubert, Schumann und Mendelssohn in den Charts.

Nach einem solchen Höchstmaß an romantischer Intimität und Emp�ndsamkeit ist die Orchester-CD, die Mönkemeyer nun vorlegt, eine logische Konsequenz. Zupackend schlägt er den Bogen vom Barock

hin zur Klassik. Neben der Weltersteinspielung eines Konzerts von Antonio Rosetti hat er das berühmte D-Dur-Konzert von Franz Anton Hoffmeister aufgenommen. Als besondere Trouvaillen auf dieser CD dürfen aber sechs Arrangements von Arien aus Bach-Kantaten gelten, die großteils von Mönkemeyer selbst stammen. Man merkt: Dies sind Herzensangelegenheiten für ihn … Die Dresdner Kapellsolisten unter der Leitung von Helmut Branny begleiten mit einem wunderbar dunklen und zugleich frischen Klang.

Seine eigene Begeisterung an der Musik will er auf das Publikum übertragen und gewiss kein unnahbarer Künstler sein, der auf die Bühne kommt, sein bloßes Können unter Beweis stellt und wieder abtritt. „Eigentlich bin ich immer noch wie der Junge von Nebenan. Schließlich kann man als Künstler nur ganz bei sich sein, wenn man so vermarktet wird, wie man auch wirklich ist. Und nichts hinzugedichtet wird. Zum Glück werden meine persönlichen Stärken von meiner Platten�rma

auch als solche verstanden.“ // Richard Eckstein

Neues vom jungen Professor Nils Mönkemeyer hat eine CD aufgenommen, die nicht nur seinen Studenten gefallen wird, sondern auch einem sensiblen Fachpublikum. Bleibt nur noch die Frage: Warum?

Nils Mönkemeyer, „Weichet nur, betrübte Schatten“. Mit Werken von Rosetti, Bach und Hoffmeister. Dresdner Kapellsolisten, Helmut Branny (Sony Classical)

Viola-Artist und Dozent an der Dresdner

Musikhochschule: Nils Mönkemeyer (31)

Foto: Felix Broede

www.crescendo.de 05 2009 | 29 porträt

Mehr Mönkemeyer auf der crescendo premium-CD (Infos: Seite 36)

rezension 30 | www.crescendo.de 05 2009

SEIDLS SOFAMUSIK

Einfach beobachtenZeitgenössische E-Musik hängt am Tropf. Im Fall der vorliegenden CD – sie trägt den sinnigen Titel „Musik für übers Sofa“, der im Booklettext einfühlsam erläutert wird – fungiert der Deutsche Musikrat als mäzenatischer Herausgeber. Die hier einge-spielten fünf Werke des 1977 in Bremen geborenen Komponisten Hannes Seidl wollen Eines bestimmt nicht: eine Live-Situation mit Konzertsaal-Atmosphäre heucheln. Es sind Stücke, die sowohl in ihrer – elektronischen – Machart (beispielsweise „Leih-gabe“ für Violoncello und Mischpultspieler von 2007) als auch von ihrer Inhaltlichkeit her (wie beim beklemmenden Hörstück „Zimmerrauschen“ für Kontrabassklarinette in verschiedenen Mikrofonierungen und Umgebungsklänge von 2009) den Hör-Ort, die Klangrealität des eigenen Zuhauses ausdrücklich einbeziehen. Wer bereit ist, ein

solches „Eindringen“ in den privaten Raum zuzulassen, für den kann Seidls Musik, die einfach beobachtet werden will, durchaus faszinierend sein. Richard Eckstein

Seidel: „Musik für übers Sofa“, composers slide quartet, ensemble intégrales (Wergo)

WESTPHAL L IEST BENN

Erfrischend aggressiv„Es war einmal“, darf man sagen und sich freuen, dass es diese Aufnahme gibt, dokumentiert sie doch das Treffen dreier Kulturinstanzen des 20. Jahrhunderts: Gottfried Benn, der große deutsche Dichter der literarischen Moderne, Gert West-phal, der große Schauspieler und Prinzipal unter den Vorlesern, und der Jazzpapst Joachim Ernst Behrend, dessen Rundfunksendungen Kultstatus erreichten. In sei-ner Reihe „Jazz und Lyrik“ ließ Behrend den einen das Werk des anderen vortragen – zu Musik von Dave Bruback und Jay Jay Johnsons – und trug so zur Renaissance der Lyrik wohl mehr bei, als der oft verstaubte Deutschunterricht. Erfrischend aggressiv, was so in den 1960er Jahren noch nicht an der Tagesordnung war, deklamiert Westphal Benns Dichtungen. „Schade, dass er nicht mehr lebt. Der Benn

hätte seine helle Freude dran gehabt“, sagte er 1959 in der Aufnahmenacht. Auch er und Behrend sind nun tot, doch le-ben sie in dieser Einspielung weiter. Teresa Pieschacón Raphael

„Lyrik und Jazz“, Gert Westphal liest Gottfried Benn. (Universal)

STARS SINGEN VERDIS REQUIEM

Zu groß die Versuchung„Oper im Kirchengewande“, schimpfte Hans von Bülow über Verdis „Messa da Requiem“, was so nicht stimmt. Verdi verbat sich ausdrücklich opernhafte Phrasierungen und Akzentsetzungen. Um das päpstliche Verbot weiblicher An-wesenheit in der Kirche zu umgehen, ließ er bei der Erstaufführung im Mai 1874 in Mailand das Gesicht der Sängerinnen hinter schwarzen Trauerschleiern ver-bergen. Doch Zeugen wussten zu berichten, dass die Sängerinnen „fast alle jung und hübsch gewesen“ seien. Anja Harteros braucht sich nicht zu verstecken – mehr noch, man wünschte sich mehr Präsenz durch eine präzisere Deklamation. Rolando Villazón und Antonio Pappano stoßen an Grenzen. Nicht immer gelingt es – weder dem Opernsänger noch dem Operndirigenten – die Vorgaben Verdis

einzuhalten: zu groß die Versuchung, aus Verdis innigem Gebet um den Frieden der verstorbenen Seelen ein opern-haftes Schreckensbildnis zu formen. Teresa Pieschacón Raphael

Verdi: „Messa da Requiem“, Harteros, Villazón, Pape, Orchester der Accademia Nazionale di Santa Cecilia, Pappano (EMI)

Erstmalig erschienen:Musikinstrumentenbauer in Baden-WürttembergMit der Ausgabe Nr. 5 der Reihe Musikinstrumentenbauer in Deutsch-land liegt zum ersten Mal eine Broschüre vor, die nur einem Bundeslandgewidmet ist. Dies ist der geografischen Ausdehnung, vor allem aber auchder großen Anzahl an Musikinstrumentenbauer in Baden-Württemberggeschuldet. Erneut stellen sich wieder Vertreter aller acht Instrumenten-gruppen vor. Wir hoffen, dass mit dieser Broschüre und dem damit begon-nenen Start der neuen Internetplattform www.Instrumenten-Scout.de allenMusikern und Interessenten ein Werkzeug in die Hand gegeben wird, mitdem schnell und zielgenau nicht nur die Instrumentenbauer nach Namen,sondern auch Instrumente einschließlich deren Untergruppen gefundenwerden können.Ab Mai 2009 bereiten wir die nunmehr 6. Ausgabe in der Reihe „Musikinst-rumentenbauer in Deutschland“ vor, die sich dem Bundesland Bayern wid-men wird. Die Herausgabe ist für das Frühjahr 2010 vorgesehen. Wir freuenuns wie immer über Anregungen, Ergänzungen und Hinweise.Ihr DAKAPO Pressebüro

Musikinstrumentenbauer inBaden-Württemberg

Umfang: 112 Seiten, Format A4Schutzgebühr: 5,- Euro(zzgl. Versand).

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DonaueschingerMusiktage

16.–18.10.2009

Das mäandernde Orchester__ Orchester Environment | Mathias Spahlinger__ Musiktheaterinstallation/Stationen für Schauspieler,

Sänger, Chor und Orchester-Mäander | Manos Tsangaris__ Orchesterwerke | Beat Furrer, Salvatore Sciarrino, Rolf Riehm__ Kammermusik mit live-Elektronik | Franck Bedrossian,

Raphaël Cendo, Dai Fujikura, Jimmy Lopez,Christopher Trebue Moore

__ SWR2 NOWJazz Session | „Sound & Space“__ Klangkunst | Bernhard Leitner, Robin Minard,

José Antonio Orts, Jens-Uwe Dyffort/Roswitha von den Driesch__ Studentenworkshop

Info: www.swr2.de/donaueschingen

www.crescendo.de 05 2009 | 31 neue musik

Was ist der Unterschied zwischen neu und modern? Und ist nicht alles modern, was einer Generation neu vorkommt?

EINE ANTWORT VON CHRISTOPH SCHLÜREN

Die oft gestellte Frage „was ist mo-derne Musik?“ führt bei näherer Betrachtung zurück auf die Frage: „Woran erkennen wir das Neue?“. Diese Frage hat die Fachleute be-schäftigt, seit die Idee von Expan-sion und Fortschritt Fuß gefasst hat. Sie war leicht zu beantworten, solan-ge die herrschenden Konventionen überschaubar waren. So war es leicht zu erkennen, dass Monteverdi und Gesualdo, Mozart und Beethoven, Berlioz, Liszt, Wagner, Debussy, Strauss, Schönberg, Bartók, Stra-winsky und Hindemith neue Wege bereiteten und einschlugen. Der heu-te herrschende Begriff der Moderne hat sich zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts herausgebildet, an der Bürgerschreck-Ästhetik von Werken wie Igor Strawinskys „Sacre du printemps“, Béla Bartóks „Wunderbarem Mandarin“, Paul Hindemiths 1. Kammermusik, Ernst Kreneks 2. Symphonie oder Edgard Varèses „Arcana“. Doch die Maßstäbe verschieben sich schneller als jede Ideo-logie dessen gewahr werden kann. Heute spricht man von einem Kon�ikt zwischen Postmoderne und New Complexity, und doch liegt das Neue woanders, denn: Es ist ja gerade das Charakteristische des Neuen, dass es in einer bis dato unbekannten Form auftritt.

Wer beispielsweise glaubt, Berlioz sei moderner gewesen als Men-delssohn, der höre sich aufmerksam die Ouvertüre zum „Sommer-nachtstraum“ an, eine Musik, wie sie nie zuvor dagewesen ist, ein Wunder an unvorhersehbarer, nie dagewesener Orchestration. Wer Ravel für eher konservativ hält, der begebe sich in die Abgründe von „La valse“. George I. Gurdjieff und sein spiritueller Schüler Thomas de Hartmann etwa haben zu einer Zeit, als die Maschinenmusik, die extreme Chromatik und Dissonanz en vogue waren, die Spannweite der tragenden Melodie bis zu einem Extrem getrieben, das über alles bis dahin Geschehene weit hinausweist. Dies geschah in der Absicht, eine „objektive Kunst“ zu schaffen, und zu diesem Zwecke wurden Harmonik und Rhythmus zu äußerster Einfachheit reduziert, nur um

der Melodie umso größeren Ent-faltungsraum zu geben. Das Neue muss weder in einer weiteren Zu-spitzung herrschender Trends noch in der weltabgewandten Erforschung komplexer Klänge und Geräusche zu �nden sein. Es �ndet sich, indem ein neuer Raum geöffnet wird.

So ist der britische Rockmusiker Robert Fripp mit seiner Gruppe King Crimson ein schlagendes Beispiel dafür, wie zwischen allen Genres eine Evolution angestoßen werden kann, die riesige Wellen schlägt und die ganze Szene einer allmählichen Veränderung unterwirft, ohne dass die meisten Hörer auch nur ahnen, von wo die Veränderung ausgeht. Ein Jahrhundert lang haben ganze

Legionen von Komponisten ihr Heil in künstlich geschaffenen, kom-plex erklügelten Tonsystemen gesucht, und plötzlich entdeckte Anfang der siebziger Jahre der Schwede Anders Eliasson eine neue Tür: Er fand heraus, wie sich die Töne in einer Art permanenter Überwin-dung der Schwerkraft in einer neuen Beziehungsordnung von selbst formieren, eine Dynamik, die von ihm vor allem fordert, „seine Finger (also: seinen Willen) herauszuhalten“. So entdeckte er etwas, was man eine rein energetische Musik nennen könnte, die den Dualismus des tradierten Dur-Moll-Systems transzendiert und, trotz höchster Affekt-geladenheit, von Natur aus keine Sentimentalität kennt.

Andere Komponisten, wie etwa Håkan Larsson, folgen seinem Bei-spiel und entdecken diese unbekannten und unerschöp�ichen Räume aufs Neue und mit ihrer Eigenart. Hier wird deutlich, dass das Neue auf einer Ebene verborgen sein kann, die mit all den Ideen von der Erweiterung des „musikalischen Materials“ nichts zu tun hat. Um das Neue zu erfahren, bedarf es der Bereitschaft des Menschen, das Bekannte loszulassen und dem Abenteuer des Unbekannten in be-dingungsloser Offenheit zu begegnen, und ohne jede hergebrachte Vorstellung davon, was „neu“ sein soll. Man kann es nicht vorher wissen. Man kann es nur hören. //

Modern Talking

Komponist Beethoven: Neue Wege in einer alten Zeit

Sopranistin Danielle de Niese verzaubert nicht nur weibliches Klassik-Publikum. Fo

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www.crescendo.de 05 2009 | 33 titel

„Ich will kein virtuoser Singvogel sein“Sopranistin Danielle de Niese über ihre neue Mozart-CD, die Begeisterung über ihre Cleopatra-Rolle, die große Liebe und ihre baldige Hochzeit.

Was für eine Frau! Danielle de Niese, 1980 im australischen

Melbourne geboren, Tochter zweier Immigranten aus Sri Lanka,

Kindheit in Australien, Jugend in Los Angeles, im Alter von

14 Jahren eigene Fernsehsendung in Kalifornien und erste Aus-

zeichnung mit einem Grammy, mit 19 Debüt an der New Yorker

Metropolitan Opera, heute einer der großen Stars der weltwei-

ten Opernszene. Obwohl ständig im Terminstress, nahm sich de

Niese für crescendo Zeit, beantwortete brav unsere Fragen (ab

und zu sang sie auch!) und verriet am Ende sogar den Termin

ihrer geplanten Hochzeit.

crescendo: Bei Ihrem Debüt an der New Yorker Met, mit gerade 1 Jahren, sangen Sie die Barbarina in „Die Hochzeit des Figaro“ – der Beginn Ihrer Liebe zu Mozart?

Danielle de Niese: Oh nein, ich habe Mozart schon am College ge-sungen. Eigentlich hat mich Mozart von Kindheit an mein ganzes Leben begleitet, ist Teil von mir. Jetzt komme ich wieder zu ihm zurück. Mozart, das ist mein großer Inspirator.

crescendo: Aber eine CD mit Mozart-Arien ist wenig originell, es gibt hunderte davon. Warum dennoch Mozart?

de Niese: Sicher, es gibt unendlich viele Einspielungen (sie lacht), alles ist schon mal da gewesen! Aber ich finde diese Mode schade, als junge Sängerin ein völlig unbekanntes Repertoire zu singen, damit man nicht verglichen wird, mit den großen Stars. Hasse zu singen – das ist kein Risiko! Genau deswegen wollte ich Mozart machen: Es ist riskant, man wird Vergleiche ziehen – aber ich habe keine Angst davor, nur ein klitzekleines bisschen! Ich bin mit noch sehr jung, vielleicht mache ich Jahre später Mozart wieder und dann ganz anders.

crescendo: Es gibt auf dieser CD Ohrwürmer aus „Così“, „Don Gio-vanni“ und das berühmte Konzertstück „Exsultate jubilate“, aber auch weniger bekannte Arien aus „Il re pastore“ oder „Idomeneo“. War die Auswahl eine Qual?

Zeit der Herzlichkeit: de Niese während der Aufnahmen für ihre neue CD mit Dirigent Sir Charles Mackerras

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titel 34 | www.crescendo.de 05 2009

de Niese: Dadurch versteht man aber seinen Körper besser. Das ist sehr wichtig, um einen Charakter auf der Bühne überzeugend dar-stellen zu können. Als Sängerin muss man auch eine komplette Artistin sein.

crescendo: Durch Glyndebourne bekamen Sie endgültig den Stempel, Spezialistin für Alte Musik zu sein: Händel, Monteverdi, Gluck und Rameau, jetzt Mozart. Was ist eigentlich mit zeitgenössischer Musik? Haben Sie Angst davor oder mögen Sie die einfach nicht?

de Niese: Ich liiiiiebe moderne Musik (sie protestiert lachend), habe in einer Uraufführung mitgewirkt.

crescendo: Das steht aber nicht in Ihrer Biografie!de Niese: Ja, weil ich schon sooo viel gemacht habe! An der Neder-

lands Opera Amsterdam sang ich in der Uraufführung von „Raaff“ von Robin de Raaff. Eine Oper über den deutschen Tenor Anton Raaff, der Mozarts „Idomeneo“ 11 uraufführte. Und ich würde alles dafür geben, um die Ann Trulove aus Strawinskys „The Rake’s Progress“ zu singen! Fatalerweise hatte ich bereits drei Mal ein Angebot dafür, musste aber immer ablehnen, weil ich anderweitig vertraglich gebunden war. Ich war todunglücklich!

crescendo: Kommen wir zurück zum Glück: Glyndebourne war für Sie in zweifacher Hinsicht schicksalshaft: Hier startete eine kome-tenhafte Karriere – und hier fanden Sie Ihren Mann für’s Leben!

de Niese: Ja, ich sollte erst in Glyndebourne singen, die Adele in der „Fledermaus“, dann passierte das Einspringen als Cleo-patra. Dabei traf ich auf Gus Christie – und die Liebesgeschichte nahm ihren Lauf.

crescendo: Damit wiederholen Sie eine berühmte historische Love-story: Der Begründer des Festivals von Glyndebourne, John Chris-tie, baute das erste Opernhaus 1 als Liebes-Geschenk für seine Ehefrau Audrey Mildmay, eine Sopranistin. Jetzt heiraten Sie den Enkel, der heute Direktor von Glyndebourne ist …

de Niese: Wir haben nie darüber nachgedacht, aber es stimmt: Die Liebesgeschichte wiederholt sich (sie lacht).

crescendo: Wann ist die Hochzeit?de Niese: Im Dezember in London. Eine sehr unromantische Jahres-

zeit, aber terminlich die einzige Chance, im Sommer geht es leider nicht wegen des Festivals.

crescendo: Was kommt nach Mozart? Sie erwähnten kürzlich, Mas-senets „Manon“ sei eine Ihrer Traumrollen …

de Niese: Ohje, sagen Sie das nur nicht weiter, sonst entsteht der Druck, es auch wirklich singen zu müssen! Nächstes Jahr kom-men etliche Debüts: die Titelpartie in Händels „Semele“ in Paris, im Theatre des Champs-Elysée. Dann Monteverdis „Poppea“ in Madrid, meine Premiere in Spanien. An der New Yorker Met de-bütiere ich als „Despina“. Und 11 folgt die „Adina“ in Donizettis

„Liebestrank“ in Glyndebourne – das wird eine große Sache! Das Gespräch führte Christa Hasselhorst.

de Niese: Sie war sehr sehr schwer; Mozart hat ein so wundervolles Repertoire. „Exsultate“ habe ich schon mit 1 Jahren gesungen, das musste einfach dabei sein! Auch eine Arie der „Ilia“ aus „Ido-meneo“ wollte ich unbedingt, die sang ich unter James Levine an der Met bei einem Wettbewerb. Ich musste als Erste auftreten, hatte großes Lampenfieber, denn dieses Stück ist extrem schwer – aber es lief wunderbar und war ein großer Erfolg! Seitdem liebe ich diese Arie!

crescendo: Das Bravourstück ist „Bella mia fiamma, addio“, eine der schwierigsten Arien überhaupt. Mozarts perfider Racheakt während seines Prag-Aufenthaltes 1 an der Sängerin Josefa Dušek.

de Niese: Es ist unglaublich kompliziert. Man muss unterschiedlichste Stile in neun Minuten singen. Die Cabaletta ist fast unmöglich, geht von ganz tief ganz hoch in einer Sekunde (sie singt es vor), ohne Atemzug! Verrückt! Es ist sehr schwierig, Sekunden zum Atmen zu finden. Und ich will kein virtuoser Singvogel sein. Bei der Aufnahme machten wir den Schluss mehrmals, ich wollte die Cabaletta erneut. Charles Mackerras meinte, es wäre doch toll, aber ich hatte das Gefühl, wie ein Nilpferd zu singen. Also wiederholte ich sie mit einem Quantum weniger Dramatik – und das war dann das Beste!

crescendo: Sie waren in diesem Sommer wieder als Cleopatra in Händels „Julius Cäsar“ in Glyndebourne. Mit der Rolle hatten Sie dort Ihren künstlerischen Durchbruch: „die größte ‚star-is-born-Sensation‘ in Glyndebourne seit 1“, jubelte das britische Fachmagazin „Opera“. Obendrein waren Sie damals Einspringerin, also ein romanreifes Debüt …

de Niese: Ja, Glyndebourne war der große Knall, das Publikum wurde von David McVicars Inszenierung wie von einem Sturm hinweg-gefegt. Und hatte wohl noch nie eine Cleopatra gesehen, die mit so viel Energie tanzte! Ich habe schon als Sechsjährige mit Ballett, Jazzdance und Stepptanz begonnen.

crescendo: Warum ausgerechnet Stepptanz, der war damals nicht gerade en vogue?

Danielle de Niese‘ neue CD, The Mozart-Album, ist bei Decca erschienen.

Danielle de NieseZu internationalem Ruhm gelangte die in Australien geborene Ameri-kanerin im Jahr 2005 mit ihrem Glyndebourne-Debüt als Cleopatra in David McVicars Inszenierung von Händels „Giulio Cesare“ (Dirigent: William Christie). Es folgten internationale Engagements in Paris und Amsterdam, später Neapel, Zürich und Chicago. Im Mai 2009 wirkte de Niese in der Rolle der Galatea in Händels „Acis und Galatea“ am Lon-doner Royal Opera House. Mehr Infos unter www.danielledeniese.com

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So kommt die Klassik zu Ihnen nach Hause !

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„Das Zookonzert“ Tiere sind einfach der Kinder liebste Begleiter. Vor allem das Faultier und der Papagei haben unsere Tester zum Lachen gebracht. Eine CD, die zum Mitmachen anregt.

„Hoppel, Hoppel, Rhythm Club“ Fast alle Lieder auf der CD sind den Kindern bekannt – nur wurden sie in leichten Jazz verwandelt. Unsere Tester haben versucht, die Instrumente nachzumachen.

Wir danken Eve-Alina und Sabrina für ihre Handabdrücke.Register: 5 Patschen = spitze, 1 Patsche = nicht so toll.

Nicht umsonst hat die -teilige Zei-chentrickserie „Little Amadeus – Die

Abenteuer des jungen Mozart“ den Klassik-Echo bekommen. Sie erzählt von der Kindheit des gro-ßen Komponisten in Salzburg. Ein umfangreiches und sehr schön aufbereitetes Porträt, unterlegt mit

seinen musikalischen Werken. Kinder ab Jahren werden hier wun-

derbar an das Thema Mozart und Klas-sik herangeführt. Aber „Little Amadeus“ ist mehr als nur eine Zeichentrickserie. Mein Tipp: Schauen Sie sich mit ihren

Kindern die Web-Seite www.little-ama-deus.de an. Hier kann man sich durch Mozarts Leben navigieren. Denn Little Amadeus ist ein Gesamtkonzept. DVD, Buch, Webseite. Alles. Und sehr zu emp-fehlen! // [email protected]

STARTZIEL

Der W eg zur Klassik

Kindern die Web-Seite www.little-ama-

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„DER WEG ZUR KLASSIK“ (TEIL IV)

Kleines WolferlTom Pfeiffer testete die Serie „Little Amadeus“

die Klassik-Seite für den Nachwuchs

Ganz einfach gesagt: Die Sonate wird im Gegensatz zur Sinfonie nicht von einem Orchester gespielt. Bei einer Sonate braucht man also weniger Musikinstrumente und auch weniger Musiker. Die Sonate ist meist nur für Klavier (= Klaviersonate) oder Violine (= Violinsonate) geschrieben. Eine sehr bekannte Sonate ist zum Beipiel die „Mondscheinsonate“ von Beethoven. Eine Sinfonie ist ein Stück, das aus mehreren (in der Regel vier) Sätzen besteht und von einem kompletten Orchester gespielt wird. Als Schöpfer der klassischen Sinfonie gilt der Komponist Joseph Haydn. Er alleine schrieb 107 Sinfonien. Aber auch Mozart (schrieb über 50 Sinfonien) und Beet-hoven (neun Sinfo-nien) gehören zu den bekannten Sinfonie-Komponisten. //

Frage des Monats: Was ist der Unterschied zwischen einer Sonate und einer Sinfonie?

Wir haben die wirklichen Spezialisten, die „Sonnengruppe“ aus einem Münch-ner Kindergarten, befragt. Tristan, Christian, Fabian, Miriam, Carlotta, Anna, Veronika, Marietta, Leonie, Jakob, Fabian, Ferdinand, Pia, Lisa, Kian, Chris-tian und Kilian sind zwischen drei und sechs Jahre alt und haben die neuen CDs getestet. Hier ihre Wertungen:

Die besten Klassik-CDs für Kinder

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Tom Pfeiffer und seine Jungs

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D er Geiger Ilia Korol stammt aus Kiew, studierte Violine

in Moskau und lebt seit 1997 in Österreich. Julia Mo-

retti studierte Oboe in Innsbruck und Barockoboe in

Straßburg und Mailand. Sie ist zweifache Mutter und

die Ehefrau von Schauspieler Tobias Moretti. Zusammen grün-

deten die beiden im Jahr 2003 moderntimes_1800, ein Kammer-

orchester mit einer neuen Generation von Musikern, die in der

historischen Aufführungspraxis ebenso beheimatet sind wie in

der Musik des 20. Jahrhunderts. Richard Eckstein traf die beiden

Chefs zum Interview.

crescendo: Frau Moretti, Herr Korol, eine einfache Frage vorweg: Wie ist moderntimes_1 entstanden?

Julia Moretti: Als wir beide uns kennen gelernt und miteinander mu-siziert haben, hat vieles sehr gut funktioniert. Danach entstanden wechselseitig die Ideen, welchen Bekannten oder Freund man noch dazuholen könnte. Quasi zwangsläufig kam so eine Orchester-

Mannschaft zustande, die musikalisch höchst fit war und mensch-lich zusammengepasst hat.

crescendo: Sie betonen das Wort menschlich ...Moretti: Ja, die Bedeutung der charakterlichen Qualitäten eines Mu-

sikers darf man nie unterschätzen.Ilia Korol: Beide Faktoren, eigentlich die wichtigsten – musikalisches

Können und Charakterstärke des einzelnen Instrumentalisten –, müssen in einem Klangkörper gleichermaßen vorhanden sein.

Moretti: Das ist sicher einer unserer Verdienste, wie uns immer wie-der von neu Hinzukommenden bestätigt wird. Erst kürzlich meinte ein Bratschist, der auch in einigen anderen Ensembles mitspielt: „Es ist ein Luxus, auf einem solchen Niveau einsteigen zu dürfen. Und dann gibt es nicht einen Störenfried in dem ganzen Haufen.“

crescendo: Klingt nach purer Harmonie. Stimmt das, Herr Korol? Korol: Ja, aber es hat natürlich drei bis vier Jahre gedauert, bis wir uns

so einig waren, wie wir es jetzt sind.Moretti: Einige Kulturfunktionäre glauben aber immer noch, man

„Früher war man hungriger auf Neues!“ neue musik 38 | www.crescendo.de 05 2009

Die Köpfe von moderntimes_1800, Julia Moretti und Ilia Korol, über den Spagat von Tradition und Moderne.

österreichisch-ukrainische (Musik-)Freundschaft: Julia Moretti und Ilia Korol

www.crescendo.de 05 2009 | 39 neue musik

müsse nur die besten Musiker anrufen und schon hat man ein wunderbares Orchester beisammen.

Korol: Ein Telefonorchester sozusagen, haha …Moretti: Dass es wirklich Zeit und Energie kostet, ein Ensemble von unserer

Güteklasse entstehen zu lassen, kann man solchen Leuten nur äußerst schwer klar machen.

crescendo: Welche Überlegungen liegen Ihrer Programmauswahl zugrunde?Korol: Unsere Stücke sollen etwas erzählen. Wir wollen nicht einfach einen

Salat aus bekannten und weniger bekannten Werken bieten, bloß weil diese schön sind.

Moretti: Bei uns gibt es eine klare Regel: Wir benutzen „period instruments“, passen un-ser Instrumentarium folglich dem jeweiligen Repertoire an. Schwierig wird es erst, wenn wir Altes und Zeitgenössisches in einem einzigen Programm aufeinander stoßen lassen. Eigentlich müssten wir dann auch den Kammerton, also die Grundstimmung des ganzen Orchesters von auf Hertz, heraufsetzen. Früher war ja alles viel tiefer gestimmt. In einem Konzert haben wir diesen Intonations-wechsel sogar mal als dramatischen Effekt genutzt. Da sollten ganz bewusst zwei Welten zusammenprallen.

crescendo: Woher kommt der Ensemblename moderntimes_1?Korol: Wir wollten unbedingt einen Namen, der irgendwie unserer Vorstellung

vom Musizieren entspricht. Und er sollte sperrig genug bzw. unverwechselbar sein, um im Gedächtnis zu bleiben.

Moretti: „1“ haben wir hinzugefügt, um deutlich zu machen, wo unser Kernrepertoire angesiedelt ist. An dieser Zeitenwende hin zur bürgerlichen Musikkultur schlagen wir das Buch – sozusagen in der Mitte – auf, um uns dann nach vorn und hinten durchzuarbeiten.

crescendo: Ist Alte Musik heute noch modern?Moretti: In ihrer Zeit war Alte Musik unglaublich modern. Es gab ja keine

Tonträger, die alles konservieren. Die Menschen damals waren viel hung-riger auf Neues als wir heute. Genau das müssen wir uns ins Bewusstsein zurückrufen.

crescendo: Erteilen Sie als Ensemble auch Aufträge an zeitgenössische Kom-ponisten?

Moretti: Ja, das tun wir immer wieder. Wir dürfen uns bloß nicht verzetteln und zu einem Potpourri-Orchester werden, das neben anderer auch Neue Musik spielt. Wir interpretieren zeitgenössische Werke, weil wir heute leben und uns diese musikalischen Äußerungsformen genauso etwas angehen – und nicht, weil wir zeigen wollen, dass wir das auch noch können.

Korol: Wir spielen einige Programme, in denen Altes und Neues gemischt ist. Und nur in diesem Kontext ist es sinnvoll, dass wir Zeitgenössisches machen. Denn in den Verknüpfungen liegt unsere Stärke. //

moderntimes_1800 spielt J. G. Grauns Concertos for strings (Weltersteinspielungen, Challenge Classics).

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„Musikalisches Können und Charakterstärke

müssen in einem Klang-körper vorhanden sein.“

ILIA KOROL

essay 40 | www.crescendo.de 05 2009

DER GESCHÄFTSFÜHRER DER ERNST VON SIEMENS MUSIKSTIFTUNG FORDERT:

Für das Neue lebenEin Plädoyer für die Neue Musik. VON MICHAEL ROSSNAGL

Komponisten, Interpreten oder Musikwissenschaftler aus, die für das internationale Musikleben Hervorragendes geleistet haben. Sie tritt für Aufgeschlossenheit gegenüber der Neuen Musik ein, für eine an-regende Diskussion und die Auseinandersetzung mit unkonventio-nellen Klängen. Getragen von den Entscheidungen eines hochkarätig besetzten Kuratoriums, fasst sie vor allem jene nur unzureichend karto-gra� erten Grenzgebiete der zeitgenössischen Musikszene ins Auge,

wo der Markt (noch) nicht greift. Dass es beim Betreten von musikalischem Neuland zu – auch kulturellen – Miss-verständnissen kommen kann, gehört dabei zum notwendigen Risiko dieses Unterfangens. Trotzdem gilt es, einen Freiraum zu schaffen, in dem Künstler, die ihrer Zeit womöglich voraus sind, ex-perimentieren, sich kreativ ausprobieren und Unerhörtes zum Klingen bringen können. Den Stilpluralismus der zeitge-nössischen Musik als ausgeschöpft ab-zutun, hieße nämlich, der künstlerischen Entwicklung die Möglichkeit eines wei-teren Fortschritts abzusprechen. Ebenso bedeutete dies, die menschlichen Hörge-wohnheiten ein für allemal festzulegen. Dabei zeigt sich doch, dass sich das uner-müdlich geschulte Gehör immer wieder auf neue Feinheiten einlassen kann, es neugierig und stets auf die Entdeckung einer so noch nicht gehörten Schönheit aus ist. Danach strebt die Neue Musik in letzter Konsequenz noch immer – allen Vorurteilen zum Trotz.

Sie braucht eine kundige, leidenschaft-liche und kritische Hörerschaft, die zu-dem bereit ist anzuerkennen, dass der

wahre Kunstgenuss der Postmoderne vom Rezipienten oft einen eige-nen Beitrag erfordert. Denn das Geräusch, das denkt – so Victor Hugos berühmte De� nition der Musik –, verlangt nach einer mitdenkenden Öffentlichkeit. Und den komplexen Gedankengängen der Neuen Musik zu folgen, ist ohne Zweifel eine der reizvollsten Herausforderungen der zeitgenössischen Kunst. Die Anstrengung lohnt sich! //

Michael Roßnagl studierte an der Hochschule für Musik in München Sologesang und Regie; war als Solist tätig und studierte anschließend am Institut für kulturelles Management

an der Wirtschaft suniversität in Wien. Er arbeitete als Geschäft sführer des Symphonieorchesters Osnabrück und später des Bereichs Neue Musik beim Deutschen

Musikrat. Michael Roßnagl war persönlicher Referent des Generalintendanten des Staatstheaters Stuttgart, bevor er 1992 Leiter des Siemens Arts Program und 1995 zudem

Geschäft sführer der Ernst von Siemens Musikstift ung wurde.

„Alles Alte, soweit es den Anspruch darauf verdient hat, sollen wir lieben; aber für das Neue sollen wir eigentlich leben.“ Diese Worte Theodor Fontanes lassen sich als Fürsprache für das Neue, das Moderne, das Experiment und das Wagnis lesen. Übertragen auf die Musik unserer Tage lässt sich indes feststellen, dass es dem breiten Publikum zwar nicht schwerfällt, das Alte zu lieben; für das Neue zu leben, scheint hingegen weitaus schwieriger zu sein. Denn die Neue Musik, jene Ab-kehr von Tradition und Konventionalität, von der Tonalität – insbesondere nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs, als in Deutschland zumeist eine militärisch zugerichtete oder gefühlige Musik vor-herrschte –, gilt immer noch als schwer zugänglich, als verkopft oder gar unver-ständlich. Sie muss mit dem Vorurteil le-ben, sie sei nur für Eingeweihte da, elitär und alles andere als in einem klassischen Sinne schön.

Betrachtet man ihre Rezeptionsge-schichte, sind jedoch viele dieser Bewer-tungskategorien zu relativieren, oder anders gesagt: All diese Vorwürfe galten für das Neue schon immer – auch in der Bildenden Kunst. Denkt man etwa an die vielen Maler, die zu Beginn des 20. Jahr hunderts bei ihren Zeitgenossen Unverständnis oder Entsetzen hervorrie-fen und heute als Klassiker der Moderne gelten. Es scheint, als brauche das Neue schlichtweg Zeit, um akzeptiert und ge-schätzt zu werden: Die Uraufführung von Strawinskys polytonalem und poly-rhythmischem „Le sacre du prin temps“ wurde bekanntlich von schallendem Hohngelächter begleitet und endete in ohrenbetäubendem Tumult; knapp 30 Jahre später wird diese Musik zum Soundtrack von Walt Disneys Zeichentrick� lm „Fantasia“ – und damit Teil der Populärkultur.

Die Ernst von Siemens Musikstiftung betrachtet seit ihrer Grün-dung 1972 ihr Engagement für die zeitgenössische Musik und Musik-wissenschaft in einem internationalen Rahmen als Investition in die Zukunft. Es kann schließlich nicht darum gehen, durch prominente Interpreten und gefällige Kompositionen kurzfristige Publikumserfolge zu erzielen. Die Musikstiftung will einerseits jene unterstützen, die tatsächlich einer Förderung bedürfen: junge Komponisten, avantgar-distische Ensembles oder kompositorische Arbeiten im interdiszipli-nären Bereich. Andererseits zeichnet sie durch die Verleihung des renommierten Ernst von Siemens Musikpreises jedes Jahr verdiente

Es scheint, als brauche das Neue schlichtweg Zeit, um akzeptiert und geschätzt zu werden.

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Neuheit Ab 18.09.09

Der Cellist Jan Vogler (45) über nostalgische Stücke, neue Projekte und den alten Jimi Hendrix

WAS NEUE MUSIK BEWIRKT:

„Sie hält mich jung und wild!“ Dresden, Innenstadt. Wir treffen Jan Vogler im Büro eines un-

scheinbaren Hauses, nur ein paar Schritte vom berühmten „Gol-

denen Reiter“ entfernt. Hier sitzen die Mitarbeiter der „Neuen

Dresdner Musikfestspiele“. Vogler, ihr neuer Intendant, ist sehr

entspannt, fast vergnügt. Zeit für ein paar ernste Fragen:

crescendo: Herr Vogler, der Intendant des Europäischen Zentrums der Künste in Hellerau, Dieter Jaenicke, stellte kürzlich fest: „Die zeitgenössische Musikproduktion gleicht eher einem Minenfeld von Abgrenzungen und Missgunst …“ Was ist Ihr Eindruck?

Jan Vogler: Das sehe ich gelassen. Natürlich wird auch mit zeitgenös-sischer Musik Karriere gemacht und das bringt dann die eine oder andere Diskussion über „modern“ und „reaktionär“ oder „schön“ und „hässlich“ in Gang. Die Zukunft wird entscheiden ...

crescendo: Nun haben wir ja nicht Zeit, 100 Jahre mit dem eigenen

plus regional 42 | www.crescendo.de 05 2009

Kunsturteil zu warten. Woran wäre denn festzumachen, ob Sie ein vorher nie gehörtes Werk interessant finden?

Vogler: Ich glaube sehr daran, dass Musik zunächst etwas mit der Zeit zu tun haben muss, in der sie geschrieben wird. Sie muss etwas von unserem heutigen Denken und Fühlen ausdrücken, dann hören wir aus persönlichem Interesse zu – wir oder unsere Nachkommen.

crescendo: Als Künstler wird man schnell in eine Schublade geschoben – „Neue Musik“, „Crossover“, „junger Wilder“ etc. Für Letzteres sind Sie – mit Verlaub – eigentlich zu lange im Geschäft. Welchen Raum nimmt die Neue Musik in Ihrem musikalischen Leben ein?

Vogler: Sie ist die frische Luft zum Atmen, sie hält mich jung und wild und hilft mir, neue Interpretationswege – auch für die Klassiker – zu finden.

crescendo: War das Interesse schon immer da? Vogler: Das war schon immer da, aber es ist stetig gewachsen. Ich hatte

Cellist Jan Vogler (Mitte): „Musik muss etwas von unserem heutigen Denken und Fühlen ausdrücken, dann hören wir aus persönlichem Interesse zu.“

das Glück, besonders durch das Moritzburg Festival und die dortige „composer-in-residence“-Position, viele Komponisten persönlich kennen zu lernen, da habe ich bei den abendlichen Gesprächen viel zugehört.

crescendo: In München haben Sie kürzlich das lang erwartete neue Cellokonzert des Dresdner Komponisten Udo Zimmermann mit dem Titel „Lieder von einer Insel“ aufgeführt, in Kombination mit Elliot Carters spätem Cellokonzert. Auf welche Projekte dürfen wir in der kommenden Saison gespannt sein?

Vogler: Mit dem Boston Symphony und James Levine werde ich mit Mira Wang das Doppelkonzert von John Harbison uraufführen, ein melodisches und nostalgisches Stück – es ist gerade fertig geworden. Und für Semyon Bychkov, das WDR-Sinfonieorchester und mein Cello schreibt der armenische Komponist Tigran Mansurian gerade ein Konzert.

crescendo: Das Datum der Uraufführung liegt wohl nicht ganz zu-fällig auf dem 24. April – dem Tag, der für alle Armenier mit dem Gedenken an den Genozid durch die Türken verbunden ist.

Vogler: Musik kann uns helfen, uns zu erinnern und auch zu versöhnen.crescendo: Auf ihrer letzten CD „Experience, live from New York“

findet sich Ihre Interpretation von „Machine Gun“. Was entgegnen Sie Puristen, die das geniale Hendrix-Stück nur im Original kennen und wahrscheinlich alles andere ablehnen würden?

Vogler: Das ist ein ähnliches Thema: Hendrix war Pazifist und hat mit diesem Lied den Vietnamkrieg angeklagt. Das Stück ist heute wieder sehr aktuell und ich habe in letzter Zeit den Geist von Woodstock für mich entdeckt. Ich wollte es unbedingt auf dem Cello spielen und das war dann auch ein geradezu physisches Erlebnis. Ich habe viel über Rockmusik und die Variationskunst von Jimi Hendrix erfahren und ein paar neue Klänge auf meinem Cello gefunden.

crescendo: Bekommt zeitgenössische Musik an unseren Musikhoch-schulen genügend Gewicht?

Vogler: Im Prinzip ja. Aber auch da gibt es die Abgrenzungen, es würde nichts schaden, wenn ein paar „junge Wilde“ da demnächst ein paar Zäune niederreißen würden ... (lächelt)

crescendo: Wie könnte man das breite Publikum noch besser für Zeitgenössisches begeistern? Helfen Gesprächskonzerte, oder eine zeitgemäße Präsentation, etwa im Internet?

Vogler: Vor allem mit guten Konzerten, schlüssigen Programmen und entsprechendem Enthusiasmus. „Lieder von einer Insel“ von Zimmer-mann könnte ein Repertoirestück werden, aber das kommt nicht von selbst. Auch das ganz breite Publikum würde gern ein paar alternativ-Lieblingsmusiken zu den „Vier Jahreszeiten“ oder dem Bach’schen Doppelkonzert entdecken – wir müssen ihm dabei helfen. //

Das Gespräch führte Martin Morgenstern.

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Jan Vogler – live und auf CD

8.10.: Halle/Saale; 9.10.: Göppingen; 25.10.: Dresden; 28.10.: München, zusammen mit Hélène Grimaud;

Dresdner Musikfestspiele, 19.5. - 6.6.2010, www.musikfestspiele.com; Moritzburg Festival, 7. - 22.8.2010, www.moritzburgfestival.de

Seine aktuelle CD Experience, live from New York ist bei Sony Classical erschienen.

Jesuitenkirche St. MichaelNeuhauser Straße 6 (Fußgängerzone) | 80331 München

Sa. 03.10.2009 Eröffnungskonzert20:00 Uhr Ben Van Oosten, Den Haag

Mo. 05.10.2009 Studierende der Hochschule20:00 Uhr für Musik und Theater München

Matthias Egger, Balthasar Baumgartner

Fr. 09.10.2009 Orgelkonzert20:00 Uhr Iveta Apkalna, Berlin/Riga

Di. 13.10.2009 Die Kunst der Improvisation20:00 Uhr Thierry Escaich, Paris

Fr. 16.10.2009 Abschlusskonzert20:00 Uhr Collegium Monacense St. Michael

Peter Kofler, OrgelFrank Höndgen, Leitung

Weitere Informationen über die Künstler und dasKonzertprogramm finden Sie im Internet:www. muenchner-orgelherbst.de

Internationales Orgelfestival in München

Wir danken unseren Sponsoren für die großzügige Unterstützung.

Was passiert, wenn die Oper selbst aktiv wird und sich ins Alltags-Leben der Menschen schleicht?

Wir werden es herausfinden, denn vom . bis 1. September gastiert die Zeitgenössische Oper unter dem Namen „Ankunft: Neue Musik“ im Hauptbahnhof von Berlin. Pro Tag frequentieren über . Menschen diesen Ort. Macht insgesamt eine Menge von dreieinhalb Millionen theoretischen Zuschauern. Keine schlechte Kulisse für ein solches Musik-Erlebnis.

Gut, nicht alle Reisenden werden offene Ohren und Augen für „Experimental-Instrumente“, „Klangbauten“ aus Minimal-Electronic und Stegreif-Texten oder „Raum-Ton-Improvisationen“ haben. Aber der Kreateur dieses Events, Andreas Rochholl, kommt mit dem „ohren-strand mobil“ seinem Ziel, ein breites Publikum anzusprechen, ein Stückchen näher. Rochholl sagt, er wolle in Berlin „die Werkfülle szenischer Kompositionen aus dem Zeitraum von 1 bis in die Gegenwart“ bieten. Klingt sehr spannend.

„Das Unmögliche wollen“ – dieses Motto verfolgt Rochholl schon seit 1. Davor war er Regisseur und Dramaturg am Theater Basel, das wegen Etatkürzungen plötzlich Prozent einsparen musste. „Für mich ein Grund nachzudenken, was ich wirklich will“, sagt Rochholl.

plus regional 44 | www.crescendo.de 05 2009

Zeitgenössische Oper Berlin Hbf

„Ankunft: Neue Musik“ findet vom 07.-18.09.09 im Hauptbahnhof (siehe Foto) statt. Ebenfalls zu empfehlen: „Anaparasta-sis – Zwischen den Wel-

ten“ mit Musik von Jani Christou, Toshio Hosokava und Thomas Tallis. Premiere am 29.11.09 in der Gemäldegalerie Berlin am Kulturforum. Alle Infos unter: www.zeitgenoessische-oper.de

Ergebnis sei der Entschluss gewesen, seine Kraft nicht mehr in jenes klassische Opern-Repertoire zu stecken, das landauf, landab „in den letzten Jahren ständig wiederholt wird“. Rochholl widmete sich deshalb statt der x-ten Version von Verdis „Traviata“ ausschließlich Arbeiten, die seit Ende des . Weltkriegs entstanden sind – nach An-sicht des fortan freien Produzenten „ein offenes Land, das nicht von vorgefassten Meinungen und Interpretationen geprägt ist.“

Weil zeitgenössische Oper gerne Genre-Grenzen überschreitet und „auf vielen Frequenzen spielt“, schwebte Rochholl anfangs auch eine eigene, zeitgemäße und multifunktionale Spielstätte vor. Es sollte auf die speziellen Bedürfnisse zugeschnitten und eine zentrale Anlauf-stelle für Interessierte werden. Doch wegen der beginnenden Berliner Bankenkrise wurde nichts aus seinem 1 visualisierten und begeistert aufgenommenen Entwurf. Rochholl und seine Haupt-mitstreiterin Sabrina Hölzer machten trotzdem weiter. Bis heute haben

ZEITGENÖSSISCHES IN DER HAUPTSTADT:

Nächster Halt: OpernbühneVom 7. bis 18. September gastiert die Zeitgenössische Oper unter anderem im Berliner Hauptbahnhof. Das Programm verspricht Außergewöhnliches. VON ANTOINETTE SCHMELTER DE ESCOBAR

Szene aus „TON“ – Mobile, Publikum und Instrumentalisten in der St. Elisabeth-Kirche in Berlin.

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sie insgesamt Produktionen mit der Komischen Oper, dem Hebbel-Theater und dem Haus der Berliner Festspiele, in Kirchen oder auf Straßen auf die Beine gestellt – das alles bis auf ein Büro ohne feste Strukturen, fixes Ensemble oder selbstverständlich fließendes Geld. „Sich mit jeder Arbeit neu behaupten und rechtfertigen zu müssen, bringt unerfreuliche Momente mit sich, hat aber auch viele positive Seiten“, sagt Rochholl zweckoptimistisch. „Wenn nichts selbstver-ständlich ist, stachelt das an. Nicht nur ihn, sondern auch das übrige Team, das maßgeschneidert für jede Produktion zusammengestellt wird und hochmotiviert ist. Rochholl: „Ich hatte in zwölf Jahren noch keine einzige Krankmeldung.“

Was der Intendant in den Jahren seiner anstregend-aufregenden Selbstständigkeit an Know-How gesammelt hat, gibt er auch an andere weiter. „Operare“ heißt der von ihm vor zwei Jahren initiierte „inter-disziplinäre Realisierungswettbewerb“, bei dem „Teilnehmer unter-

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www.crescendo.de 05 2009 | 45 plus regional

schiedlichster Professionen“ in Workshops aufeinander treffen, um ihre Erfahrungen sowie Ideen für Kommendes miteinander zu teilen und in gemeinsame Projekte einfließen zu lassen. Außerdem träumt er von einer Datenbank zum zeitgenössischen Musiktheater. „An Uraufführungen herrscht kein Mangel, weil die für Opernhäuser und Festivals zum guten Ton gehören. Danach verschwinden die meisten Werke aber leider in der Schublade.“

Sein Wunsch sei es, zum einen mit möglichst „werkgetreuen“, das heißt auf den Vorstellungen der Komponisten fußenden Produk-tionen für Wiederaufführungen zu sorgen, zum anderen nach dem Vorbild des Pariser IRCAM (Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique) Vorhandenes zu archivieren und zugänglich zu machen. „Für zeitgenössische Komponisten ist es extrem wichtig, sich am eigenen Werk und an dem von Kollegen zu reiben. Man wächst mit jeder Arbeit.“ //

September/Oktober: Diese Termine sollten Sie nicht versäumenPREMIEREN 10.09. Hannover/Staatsoper Le Nozze di Figaro

11.09. Gera/Bühne am Park Die Schändung der Lukrezia

11.09. Halle (Saale)/Neues Theater Die arabische Nacht

12.09. Dresden/ Staatsoperette Der Vetter aus Dingsda

12.09. Flensburg/Theater Doktor Faust/Ferruccio Busoni

München Ein ganz großer Wurf von Regis-seur Robert Carsen, ein Augen-Ohren-Gänsehauterlebnis der ganz besonderen Art im Opern-jahr 2008: Ariadne auf Naxos im Prinzregentheater. Hoffentlich gelingt die Übernahme ins Natio-naltheater ab 19.9.2009 Besser kann man Oper nicht machen! www.staatsoper.de

Danach ins Restaurant Jin mit seinen panasiatischen Köstlich-keiten. www.restaurant-jin.de

12.09. Weimar/Deutsches Nationaltheater Der Bajazzo/Turandot

12.09. Wiesbaden/Staatstheater Der Troubadour

13.09. Altenburg/Landestheater Hänsel und Gretel

13.09. Bremen/Theater am Goetheplatz Norma

15.09. Wien/Staatsoper Neue Welt des Balletts

17.09. Ulm/Theater Die Zauberflöte

18.09. Bonn/Opernhaus Tannhäuser und der Sänger-krieg auf Wartburg

18.09. Düsseldorf/Opernhaus Peter Grimes

19.09. Dortmund/Theater Das Märchen vom Märchen im Märchen

19.09. Duisburg/Theater Salome

20.09. Berlin/Komische Oper Rigoletto

27.09. Erfurt/Theater Le Nozze di Figaro

02.10. Dresden/Semperoper La Traviata

02.10. Hildesheim/Theater Die Meistersinger von Nürnberg

03.10. Karlsruhe/Opernhaus Fidelio

03.10. Stuttgart/Opernhaus Lucia di Lammermoor

04.10. Bonn/Opernhaus Ezio

04.10. Bremen/Theater am Goetheplatz Eine florentinische Tragödie/Der Zwerg

04.10. Frankfurt am Main/Opernhaus L‘oracolo/Le Villi

08.10. Leipzig/Opernhaus Unter der großen Sonne von Liebe beladen

09.10. Zwickau/Gewandhaus Wilhelm Tell

10.10. Braunschweig/Staatsth. Das Liebesverbot/Richard Wagner

10.10. Oldenburg/Staatstheater Don Giovanni

16.10. Fürth/Stadttheater Acis und Galatea

17.10. Dortmund/Theater Die Fledermaus

17.10. Mannheim/Nationalth. Amadis des Gaules

17.10. Nürnberg/Opernhaus Tannhäuser

KONZERTE08.09. Hamburg/Laeiszhalle Christoph von Dohnanyi zum 80. Geburtstag mit Hampson und Zimmermann

08.09. Hannover/Kuppelsaal im HCC Kurt Masur und das London Philharmonic Orchestra

08.09. Hannover/Sparkassen- Forum Die Nacht hat 88 Tasten Klavierrezital mit Yefim Bronfman

09.09. Dresden/Frauenkirche Orgel: Ludger Lohmann

09.09. Halberstadt/Moritz-kirche Gunther Emmerlich & Ensemble

09.09. Hamburg/Laeiszhalle Anna Netrebko und Bryn Terfel

09.09. Köln/Philharmonie Kurt Masur und das London Philharmonic Orchestra

09.09. Potsdam/Erlöserkirche Orgelkonzert - Bachtage Potsdam

10.09. Berlin/Philharmonie International Mahler Orchestra, Yoel Gamzou (Dirigent)

10.09. Essen/Philharmonie Bruckner-Zyklus mit Marek Janowski

10.09. Kaiserslautern/ Fruchthalle delian::quartett Haydn-Schostakowitsch-Brahms

11.09. Berlin/Philharmonie Chicago Symphony Orchestra - musikfest berlin 09

11.09. Dresden/Lingnerschloss Literarisch-Musikalischer Abend Brigitte Schubert-Oustry

11.09. Hamburg/Michaelis-Kirche Krypta - Konzert 2009

11.09. Königslutter/Kaiserdom „Musikalischer Altweiber-sommer“ - 29. Domkonzerte

11.09. Leipzig/Gewandhaus

RIAS Kammerchor - Mendelssohn Festtage 2009

11.09. Potsdam/Nikolaisaal Brenda Boykin

12.09. 10 Jahre Kissinger Operettenzauber

12.09. Berlin/Schloss Glienicke G. Bodoky (DSO), B. Kubina (DSO), C. Yokohama-Tancke, Beethoven, Schumann u. a.

BonnDas Beethovenfest lädt ein. Wer die Beethoven-Explosion der Deutschen Kammerphilhar-monie Bremen unter Paavo Järvi bei den Salzburger Festspielen verpasst hat, hier gibt es den Zyklus nochmal zu erleben vom 9.9.-12.9. Sol Gabetta spielt das Elgar-Konzert am 14.9. Die wunderbare Stimme von Marlis Petersen ist am 20.9. und 2.10. zu hören. www.beethoven-fest.de Danach einen kleinen Rheinspaziergang und einige Treppenstufen ins italienische Restaurant Oliveto im Hotel Königshof. www.hotel-koenigs-hof-bonn.de

12.09. Berlin/TEMPODROM Paul Potts

12.09. Hamburg/Hauptkirche St. Nikolai Sommerkonzert mit Vocallegro Geistliche und Weltliche Chormusik

12.09. Hamm/Alfred-Fischer-Halle R. Schumann Philharmo-

nie und Fabio Bidini Maurice Ravel - Klassik Sommer

12.09. Hannover/cavallo könig-liche reithalle Eduards Traum Konzertlesung um W. Busch mit D. Horwitz

12.09. Magdeburg/Konzerthalle G.-P. Telemann Ständchen für Opus 1000

12.09. München/Philharmonie Klassik Radio in concert Die Große Welt der Filmmusik

12.09. Neuhardenberg/Stiftung Schloss Neuhardenberg Gerlint Böttcher: Rezital

12.09. Oberschleißheim Klassik im Schlosspark Händel Wassermusik

13.09. Oberschleißheim Klassik im Schlosspark Open Air Last Night

13.09. Coesfeld/Theater Vogler Quartett

13.09. Dortmund/Westfalenhalle 25. Gala der Chöre

13.09. Leipzig/Gewandhaus Mischa Maisky, Kammermusik - Mendelssohn Festtage 2009

13.09. Magdeburg/Konzerthalle G.-P. Telemann Back to Bach? Bach, Jazz & More

13.09. Stuttgart/Weissenburgp. Matinee im Marmorsaal Klas-sik, Strauss-Walzer, Goldene Zwanziger

15.09. Delligsen/Laurentius- Kirche Klezmermusik in der Dorfkirche Helmut Eisel, Martin Heubach

15.09. Hamburg/Laeiszhalle Liederabend Diana Damrau, Xavier De Maistre

15.09. Köln/DLF Sendesaal Simone Dinnerstein

15.09. Leipzig/Bundesverwal-tungsgericht Martin Stadtfeld

16.-18.09. München ARD Musikwettbewerb Preisträgerkonzerte

17.09. Heiligenhafen/ Ev. Stadtkirche Rene Kollo Ein Tag, ein Jahr, ein Leben

17.09. Ludwigshafen/Pfalzbau Italienische Operngala

18.09. Braunschweig/Stadthalle Gidon Kremer und Kremerata Baltica, Kathia Buniatishvili

18.09. Echternach/Trifolion Ballade „Der Geiger von Echternach“

18.09. Köln/Philharmonie Christine Schäfer/ Pierre-Laurent Aimard

18.09. Köln/Sendesaal WDR Henry Purcell zum 350.

19.09. Bremen/Die Glocke Musica Viva Eröffnungskonzert

19.09. Coesfeld/Theater Esbjerg Ensemble

19.09. Dresden/Frauenkirche Anne Sofie von Otter

19.09. Eisenach/Wartburg 348. Wartburgkonzert

19.09. Essen/Philharmonie Hilliard Ensemble - Miroirs des temps, Composer In Residence: Unsuk Chin

19.09. Frankfurt/Alte Oper Pierre-Laurent Aimard

19.09. Hamm/Audi-Potthoff-Hangar Czárdás goes Classic

Bamberg Zur Wiedereröffnung der Kon-zerthalle am 25.9. spielen die Bamberger Symphoniker unter Jonathan Nott die 3. Mahler. www.bamberger-symphoniker.de Und danach zu einem ge-pflegten Bier in eine der zahl-reichen, urigen Wirtshäuser der Altstadt.

20.09. Görlitz/Peterskirche Ludwig Güttler und Friedrich Kircheis

20.09. Hennef/Meys Fabrik Teo Gheorghiu, Bach, Beethoven, Busoni, Liszt

20.09. Paderborn/Abdinghof-kirche Oratorium G. F. Händel: Salomon

20.09. Rosenheim/Kultur + Kongress Zentrum Sinfonia Varsovia und Rudolf Buchbin-der Ltg.: Krzysztof Penderecki

21.09. Dortmund/Konzerthaus Christian Tetzlaff, Tanja Tetzlaff, Leif Ove Andsnes

plus regional | 46 www.crescendo.de 05 2009

Suyoen Kim beim Int. Violin-Wettbewerb Hannover

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September/Oktober: Diese Termine sollten Sie nicht versäumenWeltelite junger Geiger Der Internationale Violin-Wettbewerb Hannover ist dem Geigenvirtuosen und Komponisten Joseph Joachim ge-widmet. Mit Preisgeldern von insge-samt 140 000 Euro ist Niedersachsen Gastgeber des höchstdotierten Violin-wettbewerbs weltweit, der alle drei Jahre von der Stiftung Niedersachsen ausge-richtet wird. Dieses Jahr ist es wieder soweit. Die Weltelite trifft sich – 20 Violinistinnen und 15 Violinisten aus 17 Nationen – zu 100 Auftritten in etwa 30 Konzerten (die per Livestream im Internet miterlebt werden können). Krö-nender Abschluss sind die Finalkon-zerte. Als weitere Höhepunkte gelten das Eröffnungskonzert mit der Ersten Preisträgerin des vergangenen Wettbe-werbs, Suyoen Kim, am 26. September. sowie das Sonderkonzert mit Weltstar Gidon Kremer am 3. Oktober.Hannover, verschiedene Spielorte, 26.9.-10.10., Tel. 0511-168 412 22, www.violin-wettbewerb.de

Richard Strauss KonzertzyklusVor 60 Jahren, am 8. September 1949, starb der Münchner Komponist und Wagner-Epigone Richard Strauss in seiner Wahlheimat Garmisch-Parten-kirchen. Zu seinem 50. Todestag wurde dort das Richard-Strauss-Institut ge-gründet. Dieses präsentiert anläßlich des Jubiläums einen mehrtägigen Konzertzyklus mit einer Internationale Fachtagung unter dem Motto „Richard Strauss im europäischen Kontext“. Zum Todestag steht ein Orchester-konzert unter Christoph Altstaedt mit dem tschechischen Hornisten Radek Baborak auf dem Programm mit Werken von Strauss, Dvorak und Karlowicz.Garmisch-Partenkirchen, Kongresshaus, 8.9., www.richard-strauss-institut.de

Very britishSeit 62 Jahren bereichern die Neu-burger Barockkonzerte die Kul-turlandschaft. Im Mittelpunkt der diesjährigen Konzertreihe unter dem Motto „very british“ stehen die beiden Komponisten-Jubilare Henry Purcell und Georg Friedrich Händel. Händels melodienreiche Oper „Siroe“ bildet in einer Inszenierung von Wolf Kunold – mit dem „Gabrieli-Vokalensemble“ und „affetti strumentali“ – den Auf-takt. Der 2. Oktober gehört „art ba-roque“, dem Brückenschlag zwischen Barock und Jazz, mit dem „Migration Trio + 1“ um den New Yorker Pianis-ten Kevin Hays ein faszinierendes Crossover-Ereignis. Am 3. Oktober lädt Simone Kermes, die „Primadon-na der Alten Musik“, zusammen mit „Le Musiche nove“ zum Konzert. Den

Schlusspunkt der diesjährigen Barock-konzerte setzt die A-Capella-Forma- tion „Calmus Ensemble Leipzig“, in der „Sixtina des Nordens“, der Neuburger Schlosskappelle.Neuburg, 1.-4.10., www.neuburger-barockkonzerte.de

Musikalische ZeitreiseDie Orchestermusiker der Jungen Deutschen Philharmonie verstehen sich als Zeitreisende, die von Haydn bis Hindemith als Botschafter der Klassik genauso wie des 20. Jahrhun-derts unterwegs sind. So präsentieren sie auf ihrer Sommertournee das neue Orchesterstück „Markt“ des in Berlin lebenden Komponisten Enno Poppe. Es dirigiert die finnische Spezialistin für Neue Musik Susanne Mälkki. Als Stars der zeitgenössischen Musik gel-ten auch der Trompeter Marco Blaauw und der Klarinettist Alain Damiens, die bereits Werke von Stockhausen und Boulez zur Uraufführung brach-ten. Die Sommertournee endet am 21. September in Berlin.Gütersloh, Stadthalle, 12.9., www.jdph.de

PrimadonnaSingen ist die leichteste Sache der Welt. Das wird Ihnen eine Sänge-rin beweisen, der der Ruf vorauseilt, dass ihr keine Koloratur zu schwer, keine Höhe zu hoch ist. Von ihrem Debüt an der Wiener Staatsoper über die Zusammenarbeit mit Karl Böhm, Herbert von Karajan oder Zubin Mehta bis zu ihren heutigen Auftrit-ten an den größten Opern- und Kon-zerthäusern hat sich Edita Gruberova als „Mirakel des Könnens“ (FAZ) erwiesen. Eines ihrer raren Rezitals mit Liedern von Mozart, Schubert, Dvor ák und Richard Strauss gibt die „Primadonna assoluta des Belcanto unserer Tage“ in der Philharmonie Luxembourg.Luxemburg, Philharmonie, 26.10., www.philharmonie.lu

Zehn Jahre CalmusVokalmusik der feinsten Sorte – seit zehn Jahren steht das Calmus En-semble Leipzig für hochkultivier-ten A-capella-Gesang. Ob Bach, Mendelssohn oder zeitgenössische Auftragskomposit ionen, die fünf Stimmen des Calmus Ensembles be-eindrucken seit ihrer Gründung 1999 durch blitzsaubere Intonation und puren Wohlklang. Zum Geburtstag lädt das Vokalquintett gemeinsam mit dem Raschèr Saxophone Quar-tet sowie mit dem MDR-Kinderchor und Liedermacher Hans-Eckardt Wenzel zum Festkonzert. Leipzig, Gewandhaus, 25.10., www.calmus.de

www.crescendo.de 05 2009 47 | plus regional

DAula der Schule18.09. | 19.30 Uhr Großer Wiener Abend

Konzert und Ballett mit dem Wiener Residenzorchester25.09. | 19.30 Uhr Wahnwitz des Wiener Lieds Konzert mit d. Kollegium Kalksburg09.10. | 20.00 Uhr Top Secret Revue-Show und Slapstick mit String of Pearls17.10. | 20.00 Uhr Lisa Fitz Super Plus! Kabarett31.10. | 19.30 Uhr Lieder der Romantik Konzert mit dem Münchner Madrigalchor15.11. | 19.30 Uhr Kammerkonzert Aglaia-Streichquartett und Oliver Kern21.11. | 19.30 Uhr Literatur und Musik

„Ich dachte, es sei Liebe!“ Lesung mit Hannelore Hoger29.11. | 16.00 Uhr Max Greger jr. & Band Swinging Christmas12.12. | 20.00 Uhr Literatur und Musik

Heilige Nacht – Lesung mit Michael Lerchenberg19.12. | 19.30 Uhr Weihnachtskonzert

mit der Unterbiberger Hofmusik und Wolf Euba

Dweitere Veranstaltungsorte:18.09. | 19.30 Uhr Jazz am S-Bahnhof Hot Shot Bluesband – Blues vom Allerfeinsten

DS-Bahnstation Unterföhring06.11. | 19.00 Uhr Ausstellungseröffnung „zwischen räume“ Bilder von A. Poschlep

DRathaus07.,13.,14.11. Herbsttheater mit der Laienspielgruppe Unterföhring

| 20.00 Uhr DGemeindehalle18.11. | 15.00 Uhr Kinderveranstaltung Peter und der Wolf

DGemeindebücherei05.12. | 14 – 20.00 Christkindlmarkt06.12. | 11 – 18.00 DRathausplatz13.12. | 17.00 Uhr Adventsingen Männergesangsverein Unterföhring

DPfarrkirche St. Valentin

September – Dezember 2009

DER GEME INDE UNTER FÖHR ING

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ufg_programm02_92x129_0809.indd 1 25.08.2009 10:07:12 Uhr

Baltic YouthPhilharmonicPeter Jablonski, KlavierKristjan Järvi, LeitungFelix Mendelssohn Bartholdy:Ouvertüre „Das Märchen von der schönen Melusine” op. 32Ludwig van Beethoven: Konzert für Klavier und Orchester D-Dur op. 61Mit vier neuen Kadenzen von Anatolijus Šenderovas(Auftragskomposition des Baltic Youth Philharmonic)Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68

Informationen und Tickets:Tel. 038378.34647 – Fax 038378.34648www.usedomer-musikfestival.dewww.ticketonline.com

ERÖFFNUNGSKONZERTdes 16. Usedomer Musikfestivals

Samstag,19.9.200920:00 Uhr

Im Kraftwerkdes MuseumsPeenemünde

Das Baltic Youth Philharnonicist eine gemeinsame Initiativedes Usedomer Musikfestivalsund der Nord Stream AG

19.9.2009

a Anzeigen 09:crescendo 25.08.2009 11:56 Uhr Seite 3

23.09. Krummin/Ev. Kirche Bach trifft den Preußenkönig Mitglieder der Kammerakade-mie Potsdam

25.09. Bonn/Collegium Leoninum Johannes Moser, Paul Rivinius

25.09. Eberswalde/Maria-Magdalenen-Kirche Angelika Milster Classic Meets Musical

25.09. Isernhagen/ Isernhagenhof Durch die Nacht mit Charles Mingus Jazzroad - NDR Bigband & August Zirner

25.09. Schwetzingen/Schloss Stipendiaten der Jürgen Ponto-Stiftung 34. Mozartfest

26.09. Bonn/T-Mobile Forum David Garrett & Band Emotio-nen, Beat und Rhytmus - Julien Quentin, Lichtfront (Veejays)

26.09. Erding/Stadthalle 1700 - Barockkonzert Mit dem Orchestra di Medici

26.09. Marl/Yehudi-Menuhin-Forum Night of Glory

26.09. München/Philharmonie Jacques Loussier Trio

27.09. Berlin/Unter den Linden Preußens Hofmusik

Auf Tournee Die immer wieder spannenden Interpretationen von Thomas Hengelbrock mit seinem Balthasar-Neumann-Ensemble. Werke von Haydn, Beethoven und Mozart mit der Sopranis-tin Véronique Gens. Am 1.10. Köln/Philharmonie, 9.10. Mün-chen/Herkulessal und 10.10. Dresden/Frauenkirche. Und für einen Ausflug über die Landes-grenze: Amsterdam. Was für ein Orchester, was für ein Saal: Mariss Jansons spielt mit dem Concertgebouw und dem be-sonderen Krystian Zimerman am 17/18/19.9. und 21.9. Das Lutoslawski-Klavierkonzert und die 4. Bruckner. www.concert-gebouw.nl Und danach gute 5 Minuten mit dem Taxi ins Re-staurant Zuid Zeeland. www.zuidzeeland.nl

27.09. Köln/Philharmonie Georgisches Kammerorchester Ingolstadt

01.10. Berlin/Philharmonie Robert Leonardy

02.10. Baden-Baden/Festspielh. Chamber Orchestra of Europe Beethoven-Klavierkonzerte II

02.10. Bregenz/Festspielhaus Benefizgala mit Startenor José Carreras

02.10. Potsdam/Nikolaikirche Festkonzert zum Tag der Einheit

03.10. Augsburg/Parktheater Artemis Quartett

03.10. Bad Elster/König Albert Theater Ein Feiertag für Men-delssohn

03.10. Baden-Baden/Festspielh. Rafał Blechacz

03.10. Berlin/Konzerthaus Orgel-Sonderkonzert

03.10. Berlin/Rathaus Festkonzert: 20 Jahre Mauerfall Philharmonische Camerata Berlin

03.10. Dresden/Frauenkirche J. S. Bach: Messe in h-Moll

03.10. Dresden/Staatsoperette Gershwin-Konzert

03.10. Lübeck/St. Jakobi Preisträgerkonzert, Intern. Buxtehude-Orgelwettbewerb

04.10. Berlin/Unter den Linden Erzählmusik I Konzertreihe für Kinder

04.10. Coswig/Villa Teresa Kammerabend Peter Bruns Mendelssohn und Beethoven

04.10. Köln/Philharmonie Morgenstern Trio

04.10. Ludwigshafen/Wilhelm-Hack-Museum Mandelring Quartett

06.10. Wiesbaden/Kurhaus Wiener Klassik 1. Konzert

08.10. Stuttgart/Liederhalle Wiener Klassik 1. Konzert

09.10. Berlin/Konzerthaus Konstantin Lukinov

09.10. Berlin/Konzerthaus Ensemble Modern

09.10. Potsdam/Nikolaisaal Angelika Kirchschlager

10.10. Dortmund/Theater Opernhighlights

10.10. Köln/Philharmonie Jörg Widmann/Minguet Quartett

10.10. Leipzig/Gewandhaus Lucia Aliberti

10.10. Merzig/Stadthalle Philharmonia Quartett Berlin Mit Pultsolisten der Berliner Philharmoniker

11.10. Baden-Baden/Festspielh. Thomas Quasthoff

11.10. Dortmund/Konzerthaus Orgelrezital Iveta Apkalna

11.10. Düsseldorf/Tonhalle Jonas Kaufmann

11.10. Köln/Sendesaal WDR All That Jazz

11.10. Magdeburg/Gesell-schaftshaus Händel: Die Violinsonaten

11.10. Saarbrücken/ Ludwigskirche Dresdner Kreuzchor Über Bach bis zur Moderne

12.10. Berlin/Philharmonie Freiburger Barockorchester Klassik, Romantik und Gegenwart

13.10. Berlin/Philharmonie BerlinClassicPlayers: Zum 350. Geburtstag von Purcell - R. Crowe, U. Riehl

13.10. Berlin/Konzerthaus Daniel Müller-Schott

13.10. München/Jüd. Zentrum Orchester Jakobsplatz

14.10. Frankenthal/Congress-Forum Gustav Mahler - 3. Sinfonie D-Dur Hochschule für Musik Mannheim

14.10. Hamburg/Laeiszhalle Ludovico Einaudi

14.10. Köln/Philharmonie Hanna Schygulla

17.10. Berlin/Rathaus Beethoven Pur Neubranden-burger Philharmoniker

17.10. Dresden/Frauenkirche Leipziger Bach-Collegium

17.10. Köln/Kammeroper Der Karneval der Tiere

17.10. München/Philharmonie Lucia Aliberti

17.10. München/Schloß Nym-phenburg Mozartnacht

17.10. Offenburg/Oberrheinhalle Jan Garbarek Group

17.10. Potsdam/Nikolaisaal Rachmaninows 2. Streich

18.10. Berlin/Unter den Linden Daniel Barenboim in einer Konzertmatinée

18.10. Hamburg/Fliegende Bauten The Ten Tenors

18.10. Ludwigshafen/BASF- Gesellschaftshaus Kuok-Wai Lio

18.10. Recklinghausen/ Vest Arena German Tenors

19.10. München/Herkulessaal Klassik vor Acht

20.10. Siegburg/Rhein-Sieg-Halle Justus Frantz Die große Mozartnacht

25.10. München/Prinzregententh. Ivo Pogorelich

26.10. München/Prinzregententh. Götz Alsmann & Band

FESTSPIELE/ FESTIVALSbis 08.09. Schubertiade Schwarzenberg (A)

bis 12.09. Musikfest Bremen

bis 12.09., Füssen Festival vielsaitig

bis 13.09. Festspiele Mecklenburg-Vorpommern

bis 13.09., Weimar pèlerinages

bis 19.09., Leipzig Mendelssohn Festtage 2009

bis 19.09. LUCERNE FESTIVAL im Sommer (CH)

bis 20.09. Musikfest Stuttgart

bis 24.09. Meraner Musikwochen (I)

bis 26.09. Ottobeurer Konzerte

bis 27.09. KlassikSommer Hamm

bis 27.09. Klosterkonzerte Maulbronn

bis 30.09. Festival International Echternach (L)

BerlinFür Schostakovitsch-Fans: das Musikfest in der Philharmonie vom 3.-21.9. www.berliner-fest-spiele.de

Und danach fünf Gehminuten ins Restaurant Vox im Hotel Hyatt. www.vox-restaurant.de

bis 03.10., Bernkastel-Kues Mosel Musikfestival

bis 03.10. Beethovenfest Bonn 2009

bis 04.10., Hannover Niedersächsische Musiktage

bis 11.10., Ruhrgebiet RuhrTriennale

bis 31.10. Filmatelier Thiersee (A)

bis 31.12. MusikMetropoleMünchen

bis 31.12., Hainburg (A) Phänomen Haydn

09.09. - 27.09., Eisenstadt (A) Internationale Haydntage

10.09. - 27.09., Schwaz (A) Klangspuren

11.09. - 18.09. Intern. Kammer-musikfestival Nürnberg

12.09. - 02.10. Nachsommer Schweinfurt

15.09. - 20.09. Kammermusik in der Kemptener Residenz

16.09. - 04.10., Düsseldorf Altstadtherbst

16.09. - 13.10. Sommer Oper Bamberg

18.09. - 04.10. Bayreuther Barock

18.09. - 07.10. Festival Musica sacra Paderborn

19.09. - 10.10. Usedomer Musikfestival

19.09. - 26.09., Dormagen/Klos-ter Knechtsteden Festival Alte Musik Knechtsteden

19.09. - 19.09., Bad Brückenau Jahreszeiten-Konzerte

25.09. - 18.10. Schwetzinger Mozartfest

25.09. - 03.10., Bad Wörishofen Festival der Nationen

27.09. - 11.10. Weingartner Musiktage Junger Künstler

28.09. - 25.11. Luxembourg Festival (L)

30.09. - 04.10., Kronberg i. T. Cello Festival „Kontrapunkte“

01.10. - 18.10., Thüringen Güldener Herbst

01.10. - 04.10., Breslau/Wrocław (PL) Heinrich-Schütz-Tage

01.10. - 04.10. Neuburger Barockkonzerte

02.10. - 01.11., Weißenfels/Bad Köstritz/Dresden Mitteldeut-sche Heinrich-Schütz-Tage

03.10. - 10.10. Herbstliche Musiktage Bad Urach

08.10. - 11.10., Bad Köstritz Mitteldeutsche Heinrich-Schütz-Tage

10.10. - 08.11., Palma de Mallorca (E) Festival MúsicaMallorca

14.10. - 18.10., Winterthur (CH) Internationales Festival der Unterhaltungsmusik

15.10. - 28.11., Kissinger Kabarettherbst

15.10. - 18.10. Schubertiade Hohenems (A)

16.10. - 18.10. Donaueschinger Musiktage

17.10. - 23.11. Fränkische Musiktage Alzenau Festival der Jungen

plus regional | 48 www.crescendo.de 05 2009

September/Oktober: Diese Termine sollten Sie nicht versäumen

Bei den Braunschweig Classix: Martha Argerich und Lilya Zilberstein

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Herbst-HighlightsDas Classix Festival 2009 präsentiert die Stars der Klassik. Am 20. Oktober bezaubert Mezzo-Sopranistin Cecilia Bartoli mit brandaktuellem Repertoire aus ihrem neuen Album „Sacrificium“, begleitet vom Orchester „La Scintilla“. Auch Pianist Ivo Pogorelich wird zu erleben sein: am 23. Oktober begleitet vom Royal Philharmonic Orchestra unter Leitung von Charles Dutoit. Auf dem Programm stehen u. a. Cho-pins Klavierkonzert Nr. 2 f-Moll und Dvořáks Sinfonie „Aus der neuen Welt“. Zu Beginn des neuen Jahres, am 17. Januar 2010, laden die „Tastenkö-niginnen“ Martha Argerich und Lilya Zilberstein zum Gipfeltreffen.Braunschweig, Stadthalle, bis 17.1.2010, Tickets +49-531-7017277, www.classixfestival.de

Wirtschaft und KulturValentin Radutiu und Tobias Bäz, Preisträger des Violoncellowettbe-werbs des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft, treten mit der Philharmo-nie Merck (Dirigent: Wolfgang Hein-zel) im Rahmen der Jahrestagung des Kulturkreises der deutschen Wirt-schaft auf. Dieser Musikpreis ist einer der wichtigsten Nachwuchspreise für junge Musiker in Deutschland. Neben dem Preisgeld und weiteren Konzert-auftritten beinhaltet die jährlich in einem anderen Fach ausgeschriebene Auszeichnung eine CD-Produktion sowie die Möglichkeit, ein Auftrags-werk eines namhaften Komponisten uraufzuführen. Valentin Radutiu wird u. a. ein Auftragswerk für Violoncello und Klavier von Peter Ruzicka urauf-führen. Der Eintritt ist kostenlos. Schloss Johannisberg im Rheingau, 11.10., www.kulturkreis.eu

Die Frau ohne SchattenEine schillernde Handlung, eine farbi-ge Partitur – die Premiere der Richard Strauss-Oper „Die Frau ohne Schatten“, nach einer Dichtung von Hugo von Hofmannsthal, an der Deutschen Oper Berlin verspricht großes Musiktheater mit politisch-historischer Deutung. Schließlich geht es in dieser musika-lischen Parabel um nichts weniger als um das Überleben der Menschheit aus dem Geiste des Glaubens an die Ide-ale des Humanismus. Kirsten Harms besorgt die Inszenierung, die musika-lische Leitung hat Ulf Schirmer.Berlin, Deutsche Oper, 27.9., www.deutscheoperberlin.de

Wege bereitenHöchst glaubwürdig verfolgt die Tri-gonale ihr Motto „Wir bereiten Wege zur Musik“. Ziel des Festivals für Alte Musik ist, möglichst vielen Menschen – gleich welchen Alters und unabhän-gig von finanziellen Mitteln – Zugang zu Musik auf allerhöchstem Niveau zu ermöglichen. Darum kosten Konzert-karten generell 18 Euro, ermäßigte

Karten 10 Euro und Jugendliche bis zum vollendeten 16. Lebensjahr haben kostenlosen Zutritt. Künstler von Weltrang – Accordone, Nuria Rial, Franco Pavan, Clare Wilkinson und viele mehr – erwarten den Festival-besucher.St. Veit/Glan, 11.-20.9., www.trigonale.com

Qualität intimDie Musikwochen von Ascona kehren zu ihren Ursprüngen zurück: Alle dreizehn Konzerte finden dieses Jahr in der intimen Atmosphäre der Kirche des Collegio Papio statt. Weltbekannte Künstler wie Sir James Galway, Nikolaj Znaider, Alexander Lonquich, Jordi Savall, Vladimir Spivakov, Giuliano Carmignola, Sigiswald Kuijken, das Orchestra della Svizzera italiana, Die Moskauer Virtuosen, Sonatori della Gioiosa Marca, La Petite Bande, das Detmolder Kammerorchester und vie-le andere treffen sich noch bis Mitte Oktober in der Südschweiz. Besondere Aufmerksamkeit schenken die Setti-mane Musicali di Ascona den Jubila-ren Haydn und Mendelssohn.Ascona, Kirche des Collegio Papio, bis 16.10., www.settimane-musicali.ch

Musica FranconiaZwei Sommermonate lang wurden Mit-telfrankens architektonische Juwele mit stilistisch passender Musik zum Klin-gen gebracht. Das Abschlusswochen-ende vom 11.-13. September hält weite-re musikalische Highlights bereit: Mit Spielfreude und außergewöhnlichen Instrumenten musiziert das Ensemble Lucidarium aschkenasische Musik des 16. Jahrhunderts. Die Akademie für Alte Musik Berlin gastiert mit Werken von Händel, Vivaldi, Locatelli und Platti. Mit dabei die Sopranistin Ruth Sandhoff und die Oboistin Xenia Löffler. Am Sonntag Abend wird das Festival mit einem Chorkonzert zu Ehren des Orgelbauers Johannes Strebel und des Komponisten Georg Herzog (ihre Todestage jähren sich zum 100. Mal) in der Franziskanerkirche ausklingen.Mittelfranken, bis 13.9, www.fraenkischer-sommer.de

Zukunft und TraditionIm Kulturhauptstadtjahr 2009 prä-sentiert sich das Brucknerfest „Klas-sisch anders“. Das Repertoire ist dif-ferenziert und vielseitig und spannt den Bogen von Klassik, Oper und Orgelmusik bis hin zum Jazz. Inter-national erfolgreiche Künstler wie Bar-bara Bonney (26.9.), Heinrich Schiff (24.9.), Wim van Zutphen (18.9.) so-wie die Wiener Philharmoniker und das Budapest Philharmonic Orchestra werden zu sehen und zu hören sein. Es dirigieren Zubin Mehta (5.10), Ivan Fischer (15.9.), H.K. Gruber (2.10.) und Dennis Russell Davies (25.9.).Linz, verschiedene Orte, 13.9.-5.10., www.brucknerhaus.at

www.crescendo.de 05 2009 49 | plus regional

»Wilhelm Furtwängler – eine Außerpersönlichkeit«Dietrich Fischer-Dieskau

Dietrich Fischer-DieskauJupiter und ichBegegnungen mit Furtwängler72 Seiten, gebunden€ 19,90 (D), € 20,50 (A)Erscheint: Ende SeptemberISBN 978-3-940432-66-7

Als »bester Liedersänger« (Times) füllte Dietrich Fischer-Dieskau die Konzerthäuser rund um die Welt. Nun erinnert er sich an seine Begegnungen mit dem Dirigenten und – meist übersehen – Komponisten Wilhelm Furtwängler: Blicke zurück auf einen Lehrer-meister, eine väterliche Figur.

BERLIN UNIVERSITY PRESSwww.berlinuniversitypress.de [email protected]

Donnerstag, 15. Oktober 2009, 20 Uhr | Gleis1

GERRET LEBUHN: GITARRE SOLOMusik zeitgenössischer Komponisten

Sonntag, 1. November 2009, 19 Uhr

JOHANNES BRAHMS: EIN DEUTSCHES REQUIEM (op.45)Konzert mit der MÜNCHNER KAMMERPHILHARMONIE u.a.

Samstag, 28. November 2009, 20 Uhr

SCHLÄFT EIN LIED IN ALLEN DINGENLiederabend mit CHRISTOPH VON WEITZEL

KULTUR IN UNTERSCHLEISSHEIM

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Bürgerhaus Unterschleißheim Rathausplatz 1Ticket Shop: Tel. 089/310 09-200, [email protected], www.ticketonline.com

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Impressum

Verlag: Port Media GmbHSenefelderstraße 14, 80336 MünchenTelefon: +49-89-741509-0, Fax: [email protected], www.crescendo.dePort Media ist Mitglied im Verband Deutscher Zeitschriftenverleger und im AKS Arbeitskreis Kultursponsoring Herausgeber: Winfried Hanuschik (verantwortlich)[email protected]:Stefan Steitz (verantwortlich)Redaktion:Richard EcksteinAutoren:Pascal Morché, Teresa Pieschacón Raphael, Christoph Schlüren

Chef vom Dienst:Michaela WurstbauerTextchef:Robert Kittelplus regional:Projektleitung: Liselotte [email protected] dieser Ausgabe:Benjamin-Gunnar Cohrs, Andreas Diet-rich, Hannah Glaser, Christa Hasselhorst, Daniel Hope, Vesna Mlakar, Martin Morgenstern, Tom Pfeiffer, Michael Roßnagl, Georg Rudiger, Burkhard Schäfer, Antoinette Schmelter de Escobar, Stefan Schmerbeck (crescendo-Tipps), Paul Schmitt, Uwe Schneider, Holger Wemhoff, Sinn Yang.

Verlagsrepräsentanten:Tonträger: Petra [email protected]: L. Richter-Lux, [email protected] & Marke: Heinz Mannsdorff, [email protected] Arntzen, [email protected]:Petra Lettenmeier (verantwortlich)[email protected]ültige Anzeigenpreisliste: Nr. 12 vom 01.09.2008Druck:Westermann DruckGeorg-Westermann-Allee 6638104 Braunschweig

Erscheinungsweise:crescendo erscheint mit sieben Ausgaben pro Jahr und zusätzlichen crescendo-themenspecials.crescendo ist bei Opern- und Konzert-häusern, im Kartenvorkauf und im Hifi- und Tonträgerhandel erhältlich. Copyright für alle Bei träge bei Port Media GmbH. Namentlich gekennzeichnete Bei-träge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die der Redaktion wieder. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Für unver-langt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Angabe der Beteiligungsverhältnisse:Gesellschafter der Port Media GmbH: 100 % Winfried Hanuschik, München

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ISSN: 1436-5529 geprüfte AuflageDas nächste crescendo mit dem Themenschwerpunkt „Stars“ erscheint am 13. Oktober 2009.

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Und zuletzt: Die wirklich Neuen!

Bei der Orchesterwerkstatt des Nordharzer Städtebundtheaters kom-poniert der Nachwuchs die Musik von morgen. Nur: Wie sieht die aus?

DANIEL HOPEschreibt exklusiv in crescendo

Einmal im Jahr veranstaltet das Nordharzer Städtebundtheater in Halberstadt eine Orchesterwerkstatt für Nachwuchskomponisten. Das Unglaubliche: Die Teilnehmer sind zum Teil erst elf Jahre alt, kreieren aber schon ihr eigenes Stück für ein komplettes Orchester. Neue „Neue Musik“ sozusagen! Seit diesem Jahr ermittelt eine Jury erstmals unter ausgewählten Teilnehmern am Ende den Sieger, es winken Preisgelder bis 1000 Euro. Gewonnen haben der 21-Jährige Damian Scholl und Elischa Kaminer (18). Sensibel und melancholisch waren die Sieger-Kompositionen. Die Kritikerin der lokalen Zeitung „Volksstimme“ bemerkte, die im Wettbewerb vorgestellten Werke seien „zwar beachtlich, aber ohne Frohsinn und Gelassenheit“. Nur die Werke der beiden Jüngsten, elf und 13 Jahre alt, klangen froh und hoffnungsvoll! Ist das die Zukunft der „Neuen Musik“? Wir müssen es abwarten ...

Der nächste Wettbewerb Junger Komponisten findet vom 4. bis 7. Mai 2010 in Halberstadt statt. Informationen unter www.harztheater.de

Sandwich? Nein danke!Neulich war ich zu einer Taufe eingeladen und einer der Gäste, der erstaunlich gut über meinen Terminkalender Bescheid wusste, stellte mir eine interessante Frage: Ob nämlich die Musik, die heute komponiert wird, eine ähnlich hohe Lebenserwartung hat wie das gerade ge-taufte Baby. Würde man sich in achtzig oder mehr Jah-ren, und damit kam er auf den aktuellen Fall, noch an das 2. Violinkonzert von Maxwell Davies erinnern, das ich im August in Leipzig uraufgeführt hatte?

Natürlich konnte ich die Frage so wenig beant-worten wie irgendjemand sonst. Für einen so renom-mierten Komponisten wie Davies stehen die Aktien wahrscheinlich gar nicht mal schlecht, aber über viele andere wird die Zeit wohl schnell hinweggehen.

Oft kommen neue Stücke, wenn sie denn überhaupt in einem Konzertsaal auftauchen, nicht über eine ein-zige Aufführung hinaus, werden einmal gespielt und verschwinden dann für immer in der Versenkung – nicht etwa, weil sie nichts taugen, sondern weil das Publikum nicht auf Anhieb Zugang zu ihnen gefunden hat. Denn das ist das große Problem der zeitgenös-sischen Musik – dass sie nicht gut vermittelt wird. Moderne Stücke müssen erklärt werden, vom Kom-ponisten oder vom Interpreten oder am besten von beiden. Nur dann haben sie eine Chance, verstanden zu werden und zu wirken. Sie nach der berüchtigten Sandwich-Methode einfach zwischen zwei Klassik-Hits zu packen und kommentarlos herunterzuspielen, reicht in den meisten Fällen nicht aus.

Und eines darf man nicht vergessen: Vieles braucht Zeit, bis es akzeptiert wird. Man denke nur an Dmitri Schostakowitsch; lange wollte man nichts von ihm wis-sen, heute gehört seine Musik zum Standardrepertoire. Und wer hätte gedacht, dass die dritte Sinfonie von Henryk Gorecki jemals ein Bestseller werden könnte. Irgendwann tauchte eine Stelle in einem Werbespot auf, und mit einem Schlag war Gorecki populär.

Daniel Hopes neues Buch „Wann darf ich Klatschen?“ ist bei Rowohlt erschienen.

www.DanielHope.com

Orchesterwerkstatt Halberstadt 2008: „Ich komponiere für großes Orchester“

FRAUSCHATTENohne

Richard Strauss

Die

INSZENIERUNGKIRSTEN HARMSDIRIGENTULF SCHIRMERPREMIERE27.SEPT.09

2., 8., 11., 18. Okt. 5., 13.Dez.VORSTELLUNGEN

DEUTSCHE OPER BERLIN

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09_DOB_Anz_Crescendo_FROSCH 24.08.2009 13:05 Uhr Seite 1