KURBELheft Juli 2013
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Ein Mann luft die Strae herunter und wird von einem Pinguin verfolgt. Nach ei-ner Weile beunruhigt ihn das ziemlich, da der Pinguin ihm nach wie vor hinterher-luft. Er geht zu einem Polizisten, der an der Straenecke steht, und schildert ihm sein Problem. Der Polizist rt ihm, mit dem Pinguin doch einfach in den Zoo zu gehen.
Der Mann geht weiter und der Pinguin folgt ihm. Ein paar Stunden spter hat der Polizist Feierabend. Auf dem Nachhauseweg kommt ihm der Mann entgegen, im Schlepptau den Pinguin.
Der Polizist fragt den Mann erstaunt Ja waren Sie denn nicht im Zoo?, wo-rauf der Mann antwortet: Doch, wa-ren wir. Es hat ihm sehr gut gefallen, aber jetzt gehen wir ins Kino!
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editorial
Die fnfte Ausgabe des monatlich erscheinenden Heftes des Karlsruher Kinos DIE KURBEL und damit ein kleines Jubilum. Aber halten wir uns nicht lange damit auf und kommen gleich zum Wesentlichen.
Als neue Rubrik gibt es ab diesem Heft MATZES WITZE ECKE. Die besten Witze aus dem Vorfhrraum, monat-lich prsentiert von Matze. Ebenfalls neu ist die SNEAK REVIEW, worunter ein Film aus der Sneak vorgestellt und mit Hilfe von Zuschauermeinungen kritisiert wird.
Ansonsten stellt die TITELSTORY das neue Kulturpro-gramm der Kurbel vor, SPECIAL ist ein Schulpraktikum im Kino und portrtiert werden die beiden Praktikanten. Soweit zur Einfhrung und nun viel Spa bei der Lektre!
editorialzeigen wir, weil
titelstory: kultur in der kurbelspecial: praktikum im kino
portrt: anela und baltusbesuchermeinung: ein opernbesuch
sneak review: die akte grantimpressum
0304081214161718
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4zeigen wir, weilpauletta
PAULETTE ist erst der zweite Spielfilm des Regisseurs Jrme Enrico, der sich dieses Mal an einer bitterbsen Komdie versucht. Der etwas reierische Unter-titel Ein neuer Dealer ist in der Stadt tuscht dabei durchaus ber die Qualit-ten des Films hinweg, denn PAULETTE ist weit mehr, als ein pseudoorigineller Kifferfilm, sondern ein fein herausgear-beitetes Gesellschaftsportrt der Pariser Vorstdte.
Die Hauptdarstellerin, Bernadette La-font, hat daran einen Hauptanteil, spielt sie doch sehr facettenreich die rsti-ge Witwe, der man anfangs recht we-nig Sympathien schenken mag, doch die man im Laufe des Films mehr und mehr zu verstehen und schlielich auch zu mgen beginnt. So lst es zu Beginn noch einiges Be-fremden beim Zuschauer aus, wenn Paulette ihren rassis-tischen Tiraden Luft macht und von ihrem dunkelhuti-gen Enkel bis hin zu den Betreibern des Chinaimbisses um die Ecke alle Auslnder angreift, bis man an etwas ber die Quellen ihrer Frustrationen erfhrt.
Und so ist es mit am unterhaltsamsten, die charakterliche Vielfalt von Paulette zu erleben und vor allen Dingen, die vielen Wandlungen, die sie im Laufe des Films durchlebt. Ein groartiger franzsischer Film nicht nur fr Freunde abstrusen Humors!
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5zeigen wir, weilonly god forgives
Zwei Jahre nach DRIVE ist Nicolas Win-ding Refn zurck auf der Kinolein-wand. Und auch in ONLY GOD FORGI-VES setzt er wieder auf Ryan Gosling als Hauptdarsteller.
Der Plot ist dabei denkbar einfach er-klrt: zwei Brder im thailndischen Exil in Bangkok. Ein Thai-Box-Club als Fassade, dahinter Drogengeschfte, die von der machthungrigen Mutter gelei-tet werden. Als der jngere Sohn Bil-ly umgebracht wird, fordert die Mutter von ihrem lteren Sohn Julian (aka Ryan Gosling) Vergeltung. Dieser verfolgt nun im Labyrinth Bangkoks den eigentlichen
Racheengel Chang. Doch genau wie bei DRIVE ist die Sto-ry eigentlich hintergrndig.
Weitaus interessanter ist die Art und Weise, in welcher der dnische Ausnahmeregisseur die Charaktere und deren Umfeld portrtiert. Dessen Farbenblindheit sind die star-ken Kontraste geschuldet, seinem sthetischen Empfin-den jedoch die ruhigen, oftmals hart mit den dargestellten Handlungen kontrastierenden Schnitte und schlielich die musikalische Kulisse. Und so ist zu erwarten, dass ONLY GOD FORGIVES ein hnlich meisterhaft dirigiertes Bal-lett der Gewalt wird wie die bisherigen Filme Nicolas Win-ding Refns.
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6zeigen wir weildie mbius affre
Die zweite franzsische Filmempfehlung in diesem Heft ist DIE MBIUS AF-FRE, ein Spionagethriller, dessen Titel sich so erklren lsst, dass die im Laufe des Film enstehenden zwischenmensch-lichen Beziehung hnlich orientierungs-los werden, wie es die nach ihrem Erfin-der benannte Mbiusschleife ist. Doch genug des mathematischen Exkurses.
Die mnnliche Hauptrolle belegt Jean Dujardin, der fr seine schauspieleri-sche Leistung in THE ARTIST unlngst als erster Franzose einen Oskar bekom-men hat. Wer Dujardin auch noch aus den beiden OSS 117-Agentenfilm-Paro-dien kennt, der wird es anfangs wohl ein wenig befremd-lich finden, dass er in DIE MBIUS AFFRE einen ernst-zunehmenden Agenten spielt, einen russischen zudem.
Er soll in Monaco ein Auge auf seinen Landsmann wer-fen, einen zwielichtigen Geschftsmann, gespielt von Tim Roth. Allerdings hat eine amerikanische Agentin (gespielt von der Belgierin Ccile De France) scheinbar einen hn-lichen Auftrag und hier beginnen die Komplikationen, da sich eine merkwrdig geartete Liebesbeziehung entwickelt und es pltzlich an der sonnig finsteren Cte dAzur zu-stzlich darum geht, privates und geschftliches voneinan-der zu trennen.
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7hier knnte ihre werbung
stehen!
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8titelstory
Dass es nicht unbedingt Blockbuster sein mssen, um die Leute ins Kino zu locken, das zeigt uns schon seit jeher die Resonanz auf sogenannte Independent Filme, Produkti-onen also, die nicht mit riesigem Budget und weltweiter Vermarktung auf hohe Einspielergebnisse ausgelegt sind, sondern in erster Linie eine gute Geschichte erzhlen oder Filmkunst transportieren.
Und dass DIE KURBEL bestrebt ist, auch als Veranstal-tungsort andere Wege zu gehen als die der Premierenaben-de, das zeigten schon Events wie der Burlesque-Abend im April oder die Freestyle-Frisbee-Show im Juni, beides Veranstaltungen, an denen DIE KURBEL nicht nur Mit-tel zum Zweck war, sondern auch noch mit zustzlicher Funktion belegt wurde. Bei dem Burlesque-Abend stellte die Bhne vor der Leinwand in Saal 1 beispielsweise die Auftrittsplattform fr Tanz, Magie und nicht zuletzt feins-ten Rockabily-Sound, alles schn in Szene gesetzt durch einen Spotscheinwerfer auf der gegenberliegenden (und unausgebauten) Empore.
Nicht nur die Resonanz seitens des Publikums (der Bur-lesque-Abend war restlos ausverkauft, zahlreiche Zah-lungswillige mussten an der Abendkasse leider abgewie-sen werden) gibt uns dabei Recht, es auch weiterhin mit alternativem Kinoprogramm zu versuchen, sondern auch das Potential unseres Umfelds, seien es die vielen Mitar-beiter und Helfer im speziellen oder die Stadt im allge-meinen. So studiert mehr als die Hlfte des Kassen-, Caf 9bar- und Vorfhrraumpersonals Kunst- und Kreativdin-
kultur in der kurbel
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Dreimal im Programm vertreten: DIE KURBEL.
Das Aushngeschild fr
die neue Rubrik.
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titelstory
ge oder ist anderweitig in diesem Feld aktiv. DIE KURBEL untersttzt und frdert es schon seit jeher, dass sich Mit-arbeiter in den Kinobetrieb und das Kinoprogramm ein-bringen und sich nicht nur als bloe Arbeitskrfte sehen. Letztenendes ist so auch das Zustandekommen dieses klei-nen Heftes zu erklren. Und deshalb wird es auch am 16. August den Dokumentarfilm ALTER FLUGPLATZ von Vorfhrerin Rebecca Hirneise zu sehen geben (das Juni-Heft berichtete).
Jedoch ist Filmkultur natrlich etwas sehr Naheliegen-des, wenn auch Wichtiges. Veranstaltungen, bei denen verschiedene Bereiche zusammenkommen und auf diese Weise etwas Neues schaffen, interdisziplinre Veranstal-tungen also, sind erstrebenswert, weil rar gest. In Karls-ruhe finden dieses Jahr zum ersten Mal die Literaturtage mit dem Schwerpunkt Poetry Slam statt. Diese Litera-turtage markieren fr DIE KURBEL auch den Start einer neuen Veranstaltungsrubrik, nmlich Kultur in der Kur-bel. Unser Kino ist whrend der vier Tage im September gleich dreimal vertreten, wobei nur eine der Veranstaltun-gen eine reine Filmvorfhrung ist. Gleich zu Beginn der Literaturtage, am vorgerckten Donnerstagabend, gibt es einen sogenannten Kurzfilmslam. Kleiner Exkurs in diese Subkultur: ein Slam bezeichnet eine Art Dichterwettstreit, bei dem Poeten auf einer Bhne vor einem Publikum in begrenzter Zeit eigene Texte ohne die Hilfe von Requisi-ten vortragen. Eine Jury aus Publikum und/oder Fachleu-ten legt im Anschluss den Gewinner fest.
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Zurck zum Kurzfilmslam. In Kooperation mit dem Film-board Karlsruhe werden in zwei Blocks insgesamt sechs Kurzfilme (von jeweils circa fnf Minuten) gezeigt. Im Anschluss an jeden Kurzfilm gibt es einen Textbeitrag, der in irgendeiner Verbindung zu dem Film steht. Dass es da-bei mglichst abwechslungsreich zugeht, ist eines unserer Hauptanliegen.
Am Tag darauf steht DIE KURBEL noch einmal ganz im Zeichen des Slams, denn dann findet ein Tagebuchs-lam statt. Ein Team von Literaten liest dem Publikum aus (mindestens fnfzehn Jahre alten) Tagebchern vor, pr-sentiert Gestndnisse, Erinnerungen oder einfach nur Be-langlosigkeiten aus allen Jahrzehnten der interessierten Zuhrerschaft. Organisator ist das Team vom BCHER-BFFET und wie bei den Damen gewohnt, so gibt es auch an diesem Abend Fingerfood zur Literatur.
Den Abschluss der Literaturtage in unserem Kino macht das ZEBRA Poetry Film Festival, veranstaltet vom Film-board Karlsruhe um Oliver Langewitz, dessen neuer Kurz-film SUGAR an diesem Abend Premiere feiern wird. Da-neben gibt es noch eine insgesamt anderthalbstndige Auswahl an internationalen Poesiefilmen, Filmen also, die sich auf welche Art auch immer mit Gedichten auseinan-dersetzen. Wir freuen uns sehr auf unsere auergewhn-lichen Veranstaltungen im September und sind gespannt, was unter Kultur in der Kurbel noch kommen mag!
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specialpraktikum im kino
Zu einer Premiere etwas anderer Art kam es diese Woche bei uns im Kino, denn wir hatten zwei Schulpraktikanten im Hause (ein Portrt der beiden im Anschluss). Diese zo-gen im Rahmen eines Pflichtpraktikums den (scheinba-ren) Hauptpreis und durften im Kino DIE KURBEL tg-lich ab 15 Uhr hinter die Kulissen schauen.
Dass die beiden dabei schamlos zum Aufrumen der drei Sle oder zum Entsorgen alter Kinoplakate mibraucht wurden (wie auf untenstehendem Bild zu sehen) und zu-dem etwas ungewhnliche Arbeitszeiten bis in die spten Abendstunden hatten, stie dabei nur halb so bel auf, denn immerhin durften sie auch pro Tag einen Film gra-tis sehen.
Daneben erhielten sie einen fundierten Einblick in den Kinobetrieb, halfen beim Karten- und Popcornver-kauf an der Kasse, bekamen erklrt, wie ein Film gestar-tet wird und worauf man anschlieend beim Sound-check unten im Saal zu ach-ten hat und wurden Freitags sogar noch in die Kunst ein-geweiht, ein ausgewogenes Kinoprogramm zu erstellen.
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portrtanela und baltus
Anela und Baltus sind siebzehn Jahre alt und besuchen die zehn-te Klasse des Goe-the-Gymnasiums in Karlsruhe. Vom 15. bis zum 19. Juli absol-vierten sie ein Schul-raktikum in unserem Kino. Beide haben viel mit dem Staats-theater in Karlsruhe zu tun, so sind An-elas Eltern dort an-gestellt und Baltus engangiert sich fr das Junge Staatsthe-ater.
Das war auch einer der Hauptgrnde gewesen, warum sie lieber in einem Kino ein Praktikum machen wollten. Da sich Baltus zurckhaltend als Cineast bezeichnet, fragte er aufs geradewohl bei der Kurbel nach, denn das Kino sei ihm sympathisch und habe innerhalb der Karlsruher Ki-noszene die krzesten Anfahrtszeiten. Viele aus der Klasse seien bei der Polizei untergekommen, aber das kam fr die beiden nie in Frage. Und am Wohlsten im Kino, darin wa-ren sie sich sofort einig, haben sich die beiden im Vorfhr-raum gefhlt, wo sie von Vorfhrer Matze beinahe schon bemuttert wurden.
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besuchermeinung
Ende Juni fand bei uns im Hause die letzte bertragung aus der Pariser Oper fr diese Spielzeit statt. Passend dazu, folgender Gstebucheintrag einer netten Dame:
ich war gestern bei La Sylphide (wonderschn!)und scho-kiert ber die geringe Besucherzahl (7!).Knnen Sie ein wenig Werbung machen, sodass Ihre ber-tragungen so bekannt werden wie die der Schauburg ? Ich wrde mich freuen, wenn es dadurch zu weitere nhliche Programmeberfhrungen fhren knnte.Danke fr Ihre Mhe. Ich wnsche Ihnen viel mehrErfolg !
Zuallererst freuen wir uns natrlich darber, dass unsere bertragung Anklang gefunden hat. Sieben Besucher sind in der Tat etwas wenig, aber das liegt (hoffentlich) auch nicht an der Werbung. Tatschlich gibt es neben Hinwei-sen auf unserer Homepage und Facebookseite ein eigenes gedrucktes Programmheft nur fr bertragungstermine der Pariser Oper, welches im und um das Kino ausliegt. Plakataushnge finden sich ebenfalls vielerorts und bei einschlgigen Karlsruher Kulturveranstaltungsmagazinen werden unsere bertragungen auch regelmig inseriert (wenngleich oftmals unter der Rubrik Kino gedruckt).
Zudem sollte beachtet werden, dass die Schauburg schon wesentlich lnger Opern bertrgt und sich damit einen gewissen Ruf erarbeitet hat, wohingegen DIE KURBEL erst im letzten Jahr damit begonnen hat und es somit fr viele unserer Besucher immer noch eine Neuheit ist.
ein opernbesuch
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sneak reviewdie akte grant
In der Sneak Preview vom 16. Juli fanden sich trotz Hoch-sommer berraschend viele Besucher ein, um sich von DIE AKTE GRANT berraschen zu lassen. Der neue Film von und mit Robert Redford (der 77jhrige spielt den Va-ter einer 11jhrigen) wartete mit einem wahren Star-En-semble auf. So spielte Shia LaBeouf eine weitere Hauptrolle und in Nebenrollen waren unter anderem Susan Saran-don, Nick Nolte, Sam Elliot sowie (zu meiner besonderen Freude) Brendan Gleeson zu sehen.
Auf zwei Stunden bietet der Film einen bertrieben kom-plex angelegten Plot, der das Frher und Jetzt der radi-kalen Studentenbewegung Weather Underground mit-einander vergleicht, ausgehend von einem Bankberfall mit Todesfolge im Jahre 1980. Ein zweitklassiger Journa-list (LaBeouf) stt auf der Suche nach einer guten Story auf die wahre Identitt eines konservativen Anwalts (Red-ford) und mischt sich damit in die Ermittlungen des FBI ein. Was folgt ist ein oftmals langatmiger Politthriller, der vom Publikum berwiegend positiv aufgenommen wurde.
Praktikant Baltus fand DIE AKTE GRANT recht berzeu-gend, allerdings auch schade, dass der Film ein Happy End habe. Eine andere Zuschauerin war ebenfalls gut davon unterhalten gewesen, wusste aber mit Robert Redford we-nig anzufangen (und das nicht aufgrund seiner schauspie-lerischen oder regietechnischen Leistungen) und bemn-gelte gewisse Synchronisationsstimmen. Ob es der Film ins feste Programm schaffen wird, das bleibt (im Gegen-satz zu PAULETTE) abzuwarten.
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Das KURBELHEFT gehrt derKarlsruher Kinogenossenschaft DIE KURBELKaiserpassage 676133 Karlsruhe
Redaktion, Layout, sowie alle Texte (falls nicht anderweitig vermerkt) von Florian Arleth.
Mehr Infos zu unserem Kino unterwww.kurbel-karlsruhe.de
Kritik, Lob und auch Anregungen zum Kino und diesem Heft gerne an oben hinterlegte Adresse, bei Facebook, im Gstebuch der Internetseite oder per Mail an
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