LebensWert - Landesverband Hospiz OÖ · lebenist.FürFreundeund BegleiterInnenvonTrauer...

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LebensWert Die oö. Hospiz- und Palliativzeitung Herbst 2011 LebensWert Frau Ursula Leithinger Steingasse 25 4020 Linz Kinder Trauer Tod Begleitung von schwerkranken Kindern Wenn Kinder sterben Kinder verlieren Bezugspersonen Kinder trauern um Geschwister Foto: Andrea Königseder

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LebensWertDie oö. Hospiz- und Palliativzeitung Herbst 2011

LebensWert

FrauUrsula LeithingerSteingasse 254020 Linz

KinderTrauerTod

Begleitung von schwerkranken KindernWenn Kinder sterbenKinder verlieren BezugspersonenKinder trauern um Geschwister

Foto: Andrea Königseder

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LiebeLeserInnen!

Der Themenschwerpunktunserer Zeitung „LebensWert“in diesem Herbst ist unserenKindern und Jugendlichengewidmet. Schon viele Jahremeines Engagements in der Hos-

pizarbeit und Palliative Carewidme ich unseren Jüngsten.Als Kinderkrankenschwesterund Geschäftsführerin des

KinderPalliativNetzwerkes,freue ich mich sehr, mich mitdem Vorwort und Fachbei-trägen an Sie wenden zudürfen.

Für erwachsene Hospiz- undPalliativpatientInnen undderen Bezugspersonen gibtes seit einigen Jahren einrelativ gut ausgebautes Netzan Unterstützungsangeboten.Dagegen gibt es fürschwerstkranke und ster-bende Kinder und Jugendli-che sowie ihre Familien nichtannähernd flächendeckendein an ihren besonderenBedürfnissen ausgerichtetesUnterstützungsangebot nach

palliativen Gesichtspunkten. DieKinderhospizarbeit und pädia-trische Palliative Care steckt inÖsterreich in den „Kinderschu-hen“.

Trotz großer Erfolge der Medi-zin verstirbt immer noch jedesvierte an Krebs erkrankte Kind,viele angeborene Stoffwechse-

lerkankungen sind unheilbar,manche schwere Erkrankungenund Traumata überleben Kinderoft nur schwerstbehindert.Wenn weitere Heilerfolge nichtmöglich sind, muss sich unsereAufmerksamkeit auf die Lebens-und Betreuungsqualität derjeni-gen Kinder und ihrer Familienrichten, die von ihrer Erkran-kung nicht geheilt werden kön-nen und letztlich auch an ihrsterben.

Aus der Erfahrung wissen wir,dass die Lebensqualität derschwerst erkrankten Kinder undihrer Familien eng mit derBetreuung und Begleitung in dervertrauten Umgebung verbun-den ist. Beim weiteren Ausbauunseres KinderPalliativNetz-werkes in Oberösterreich wirddieser Auftrag deshalb prioritärumgesetzt.

Mit den besten Wünschen

Mag.a Ulrike PribilMSc (Palliative Care)Stellvertretende VorsitzendeLandesverband Hospiz OÖ

VorstellungDr.in Scholta – in denVorstand kooptiert

Seit meinem Studienabschluss1977 beschäftige ich mich mit den

Themen „Alter und Altern“. Wäh-rend der Zeit meiner Berufstätig-keit waren die Lehre an der Aka-demie für Sozialarbeit und an derAltenbetreuungsschule des LandesOberösterreich und später dann inder Abteilung Soziales diePlanung, Konzepterstellung unddie Umsetzung von Einrichtungenund Angeboten der Pflegevorsorgefür ältere Menschen meine Schwer-punkte. Aus den Kontakten mitden Führungspersonen und Mitar-beiterinnen und Mitarbeitern derAlten- und Pflegeheime, aber auchder Mobilen Anbieter sozialer Dien-ste ergab sich das Bemühen umdie Schaffung eines Berufsbildesspeziell für die Begleitung altge-wordener Erwachsener, die ineinem österreichweit anerkanntenBerufsbild und in einer Ausbildungfür Führungspersonen mündete.

Die Alten- und Pflegeheime als

gute Lebensorte für Menschen, dieUnterstützung bei ihrer Lebensbe-wältigung brauchen, zu positionie-ren, hat mich rasch zur Frage deswürdigen und menschlichenUmgangs am Lebensende einesMenschen geführt.

Der Verein Pro Senectute Öster-reich, dessen Vorsitzende ich bin,engagiert sich schon seit Jahrenmit den Vereinsmitgliedern WernerWanschura (verst.) und IsabellaKernbichler für eine hospizlicheKultur in den Heimen.

Als Steuergruppenmitglied zurEntwicklung und Implementierungdes Nationalen Qualitätszertifikatesfür Alten- und Pflegeheimeverfolge ich diesen Schwerpunktauch dort. Seit Jahresbeginn 2011bin ich in dessen Vorstandkooptiert.Mag.a Dr.in Margit Scholta

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Die Schwachen undHilfsbedürftigengehören in die

MITTEder menschlichenBemühungen, nicht an den

RAND,sondern ins soziale Netz!Darum bemühen sich alleHospizmitarbeiterInnen.Helfen Sie uns bitte dabei !

Ihre Spende bitte mitbeigelegtem Zahlschein oder anHospiz Oberösterreich,Hypo OÖ, BLZ 54000Kto.-Nr. 379313

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Inhaltsverzeichnis

Herzlichen Dankallen MitarbeiterInnen der regionalen Hospiz-Stützpunkteund Palliativstationen für ihre Textbeiträge und Fotos!

Herzlichen Dank auch den MitarbeiterInnen vomRedaktionsteam für ihr Engagement!

Mag. Sigrun Angerhofer, ÖRK Linz Stadt

Ludwig Breidt, Hospizbewegung Bad Ischl-Inneres Salzkammergut

Mag.Christian F. Freisleben-Teutscher

DGKS Rosemarie Kapplmüller,Hospizbewegung Bezirk Freistadt

DGKS Renate Kefer, Caritas Mobiles HospizPalliative Care Linz

Ursula Leithinger, LV Hospiz OÖ

Monika Mühlbauer, ÖRK Mob.Hospiz Kirchdorf

Maria Rothbauer, Caritas Mobiles HospizPalliative Care Rohrbach

DGKS Brigitte Riedl, HospizbewegungBezirk Vöcklabruck

2 Vorwort Mag.a Ulrike Pribil, Vorstellung Dr.in Margit Scholta

3 Buch- und CD-Tipps

4 – 6 Betreuungen und Begleitungendurch das KinderPalliativNetzwerk

6 – 7 Wenn Kinder sterben – aus der Sicht des Psychologen

8 – 9 Wenn Kinder sterben – Bericht einer Kinderpflegefachkraftund einer EA Mitarbeiterin

9 – 10 Wenn Kinder sterben – eine Krankenhaus-seelsorgerin berichtet

10 – 11 Wenn Kinder sterben – Eltern kommen zu Wort

12 Kinder verlieren Bezugspersonen

13 – 16 Wie Kinder Tod und Trauer erleben

17 – 19 Geschwister kommen zu Wort

20 – 21 Tod eines Kindes vor/während/kurz nach der Geburt

22 Fotos von Kindern und Jugendlichen zum Thema

23 Zwei Buchvorstellungen zum Thema

24 – 34 Neues aus den Regionen

34 Auswahl an Trauergruppen

35 Adress- und Telefonliste der Mitglieder des

Landesverbandes Hospiz OÖ

BuchtippsDVDsBÜCHER

Lebenskünstler und ihre Begleiter

Erfahrungen in der KinderhospizarbeitSchriftenreihe des Deutschen Kinder-hospizvereins e. V. Band 3. Zu bezie-hen über der hospiz verlag, Solitude-straße 2-4, D-71638 Ludwigsburg

Geschwister TodLeben mit einem schweren Verlust

Minke Weggemans. Kösel Verlag 2010

DVDs

Siris Reise oderWo ist der Weg zur Ewigkeit?

Musik- und Tanztheater über Abschied,Tod, Trauer, Hoffnung. Zu beziehenbei Verwaiste Eltern Deutschland e.V.www.veid.de

MondscheinkinderBerührende Geschichte überGeschwistertrauer, Luna Film

HÖRSPIEL

Emil und der Drache mitden SchmetterlingsflügelnElfriede Scharf, Libelle Hörspiel,für Kinder im Vor- und Volksschulalter.

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Betreuungen und Begleitungendurch das KinderPalliativNetzwerk

Beitrag organisiert von DGKS Renate Kefer

Lorenz kam im Juni letzten Jahreszur Welt. Aufgrund der Diagnose einerunheilbaren, genetisch bedingtenErkrankung im ersten Schwanger-schaftsdrittel war bereits die Geburt mitgroßer Traurigkeit und Angst verbun-den. Man befürchtete, dass Lorenz dieGeburt nicht überleben würde. Aberder Kleine hatte ganz offensichtlicheinen anderen Plan.

Ich lernte Lorenz schon drei Tagenach seiner Geburt auf der Neugebore-nenintensivstation kennen. Gemeinsammit den betreuenden Ärzten und Pfle-gepersonen wurde mit seinen Elternüber die bestehende Situation und denzu erwartenden Verlauf der Erkran-kung gesprochen. Im Blickpunkt standder geäußerte Wunsch der Eltern,gemeinsam mit Lorenz in der begrenz-ten Zeit ein so normales Leben wie nurmöglich zu führen. Die Lebensqualitätfür Lorenz und seine Eltern stand imMittelpunkt aller Bemühungen.

Nach ein paar Tagen intensiver Vor-bereitungszeit war es soweit, Lorenzkam nach Hause. Die Betreuung und

Jede betroffene Familie soll dieMöglichkeit erhalten, ihrem Wunschentsprechend betreut und begleitet zuwerden. So war es auch bei Lorenz derFall. Die Begleitung des KinderPallia-tivNetzwerkes beginnt mit Diagnose-stellung einer schweren, unheilbaren,einer lebensbegrenzenden oder lebens-bedrohlichen Erkrankung und kannvon wenigen Tagen bis zu vielen Jahrendauern. Die von uns betreuten Kinderund Jugendlichen sind im Alter vonFrüh- und Neugeborenen bis achtzehnJahre, in Ausnahmefällen auch darüberhinaus. Sie leiden an sehr unterschiedli-chen Erkrankungsbildern wie zumBeispiel Krebs, schwere Herzfehler,seltene Stoffwechselerkrankungen,genetisch bedingte Krankheiten,schwere Mehrfachbeeinträchtigungaufgrund von Traumata oder Krank-heiten,…

Ein Team aus diplomierten Kinder-krankenschwestern mit Zusatzqualifi-kation in pädiatrischer Palliative Careund speziell geschulte ehrenamtlicheMitarbeiterInnen bilden mit verschie-denen Kooperationspartnern ein Netz-werk zur umfassenden Betreuung undBegleitung der gesamten betroffenenFamilie. Wir bieten fachspezifischeBeratung und auf die jeweilige Familieabgestimmte Alltagshilfen an. Zu unse-ren Unterstützungsleistungen zählenauch die Anleitung und Durchführung

Mag.a Ulrike PribilMSc (Palliative Care)

Frau Pribil ist gelernte Kinderkranken-schwester und Geschäftsführerin vomKinderPalliativNetzwerk

Wenn Kinder von schwerer Krankheit,Tod und Trauer betroffen sind

Begleitung wurde zu jedem Zeitpunktganz individuell auf die jeweilige Situa-tion abgestimmt. Es gab Tage an denenes Lorenz gut ging und er keine bela-stenden körperlichen Symptome zeigte.In diesen Phasen war es den Elternsehr wichtig, möglichst selbständig fürLorenz sorgen zu können und dieseZeit ganz bewusst zu genießen. Durchzahlreiche Beratungsgespräche undintensive soziale Unterstützung wardies gut möglich.

Aufgrund eines schweren Herzfeh-lers und den damit verbundenen Symp-tomen gab es aber auch Zeiten intensi-ver Pflege und medizinischer Therapienum das Leid für Lorenz so gering wiemöglich zu halten. Das Auftreten vonProblemen hielt sich nicht immer anübliche Dienstzeiten. Vor allem in denletzten Wochen vor seinem Tod benö-tigten Lorenz und seine Eltern auch inder Nacht oft intensive Betreuung undBegleitung. Lorenz wurde vier Monatealt. Eine Zeit, die für die Eltern einer-seits eine große Belastung und Heraus-forderung war, von der sie aber keineMinute missen möchten. War es dochfür sie eine – wenn auch sehr begrenzte– Zeit, in der sie ihr Kind kennen lernendurften.

Seit drei Jahren gibt es in Ober-österreich das KinderPalliativNetzwerk– ein mobiles Kinderhospiz- und Kin-derpalliativteam. Ziel istder flächendeckende Auf-bau von Kinderhospizar-beit und pädiatrischer Pal-liative Care. Denn wennFamilien mit einer schwe-ren Diagnose eines Kindeskonfrontiert sind, ändertsich mit einem Schlag diebisherige Lebensplanung,die Vorstellung einesLebens als ganz normaleFamilie.

Foto: KinderPalliativNetzwerk

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immer nur leidvoll.Wenn weitgehendeSchmerzfreiheitgewährleistet ist, bela-stende Symptomeoptimal gelindert sind,gibt es durchausglückliche, mit Leich-tigkeit erfüllteMomente. Gerade vonKindern können wirlernen im Augenblickzu leben. Wenn sie

trotz schwerer Erkrankung aus vollemHerzen lachen und sich freuen, wennsie wie jedes gesunde Kind auch Unsinnmachen und ihre Grenzen ausloten. FürEltern ist es sehr schmerzlich ihr Kindgehen zu lassen. Aber Loslassen hatletztendlich auch etwas mit Erlösung zutun, wie es Eltern im Rückblick auf eineoft sehr intensive und schwere Zeit derErkrankung ausdrücken.

Begleitung in der Zeit desAbschiednehmens und der Trauer

Der erste Impuls vieler Erwachsenerist es, Kinder vor der Begegnung mitdem Tod zu schützen. Aber Sterben,Tod und Trauer gehören auch zumLeben von Kindern. Denn Kinder kön-nen trauern, brauchen dabei aber ent-sprechende Unterstützung.

Unser Team begleitet auch Kinderund Jugendliche in der Zeit desAbschiednehmens und der Trauer umeinen nahestehenden Menschen.

Lea Sophie —„ein ganz besonderes Kind”

Abschließend gibt uns die Mutterder 15 Monate alten LeaSophie, die wir seit übereinem Jahr betreuen,Einblick in ihr Leben mitihrem „ganz besonderenKind“:„Wie ist das Leben mit

einem beeinträchtigtenKind? Diese Frage habeich mir eigentlich niegestellt, bis unsere Toch-ter Lea Sophie im Altervon drei Wochen an einerStrepptokokkenmeningi-tis erkrankte und seithermehrfach schwerstbehin-dert ist. Als die Ärzte unsdie Diagnose mitteilten war es alswürde uns der Boden unter den Füssenweggezogen und alles über uns zusam-menbrechen. Erst hast du ein gesundes

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lindernder Pflege, die Umsetzung medi-zinischer Maßnahmen und Therapien,insbesondere Schmerztherapie sowiedie Behandlung belastender Symp-tome. Die Betreuung ist für die betrof-fenen Familien unentgeltlich.

Begleitung von Geschwistern

Geschwisterkinder brauchen beson-ders viel Aufmerksamkeit und Zuwen-dung. Sie kommen im Alltag oft zukurz. In der Regel konzentriert sichalles auf das erkrankte Kind. Die Elternsind neben der oft sehr zeitintensivenBetreuung des schwerkranken Kindesund der Auseinandersetzung mit dereigenen Sorge und Trauer beschäftigt.Die Geschwisterkinder werden durcheinen eigenen Begleiter, es sind diesspeziell geschulte ehrenamtliche Mitar-beiterInnen, in der Zeit der Erkran-kung, des Abschiednehmens und derTrauer unterstützt und begleitet.

Kindgerecht auf Fragen eingehen

Auch Kinder setzen sich entspre-chend ihrem Alter und Entwicklungs-stand mit dem nahenden Tod und demSterben auseinander. Vielleicht möch-ten sie ihren Eltern noch etwas sagen,ein ganz bestimmtes Spielzeug derSchwester oder dem Bruder schenkenund oft haben sie noch große und kleineZiele, die sie unbedingt erreichen wol-len. Es ist für Eltern nicht leicht, Kinderihren eigenen Weg gehen zu lassen,schon gar nicht, wenn dieser so kurzund begrenzt ist. Kinder haben eineganz eigene Vorstellung vom Tod, vomLeben danach und Kinder haben dazuauch Fragen. Es gehört zu unsererArbeit offen, wahrhaftig und kind-beziehungsweise altersgerecht auf dieFragen, Sorgen und Nöte unsererjungen PatientInnen einzugehen.

Im Hier und Jetzt sein

Die Begleitung und Betreuung vonKindern und Jugendlichen ist nicht

Kind und auf einmal ist alles ganzanders. Deshalb möchte ich an dieserStelle sagen, wie wichtig Kinderhospiz-arbeit ist, nicht nur für die betroffenenEltern sondern auch für Geschwister-kinder, Großeltern oder auch Ver-wandte und Freunde. Denn was esbedeutet ein schwerstkrankes, einunheilbar krankes Kind zu haben, kannman anfangs gar nicht begreifen.“

„Viele Menschen in unserer Familieund im Bekanntenkreis waren mit derDiagnose völlig überfordert. Die einenhaben nur geweint und die anderenwaren einfach nur sprachlos und wuss-ten gar nicht mehr mit uns umzugehen.“

„Es gibt immer wieder Höhen undTiefen. Besonders belastend sind Kran-kenhausaufenthalte, unser letzter dau-erte ganze 3 1/2 Monate. Niemandkonnte am Anfang sagen ob Lea wiedernach Hause kommen wird oder nicht.Ich kann es nicht in Worte fassen, wasin uns vorgegangen ist oder immer nochvorgeht.“

„Wir haben natürlich auch schöneZeiten mit Lea Sophie. Wenn sie unsstrahlend anlächelt oder wenn wireinen ganzen Tag ohne Weinen hatten,das sind wunderschöne und ganz nor-male Momente für uns. Für jede Mutterist das eigene Kind etwas ganz besonde-res, aber für uns ist auch jeder Tag, denwir mit Lea verbringen dürfen, ein ganzbesonderer. Lea Sophie hat schon sounendlich viel durchmachen müssenund dennoch hat sie nie aufgegeben.“

„Auch wenn es schwierig ist, versu-chen wir mit einem Kind, das sich nicht

bewegen und Nahrung nur über eineSpezialsonde bekommen kann, unserenAlltag so normal wie möglich zu gestal-ten. Natürlich ist unser Alltag nicht

Foto: Privat

Foto: Privat

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normal, vor allem merkt man es immerdaran, wie manche Leute schauen oderwenn ich zur Krankenkasse um eineBewilligung muss. Es ist manchmal sehrschwierig das zu bekommen, was fürdas Kind notwendig und hilfreich ist.Vor allem dann, wenn Ansuchen vonPersonen abgelehnt werden, die keineErfahrung und keine spezielle Qualifi-kation für Kinder mit schweren Beein-trächtigungen mitbringen.“

„Lea Sophie ist mittlerweile 15Monate alt, obwohl ihr die Ärzte nochnicht einmal ein halbes Jahr gegebenhatten. Sie kämpft weiter und wir wer-den genauso kämpfen, mit und fürunsere Tochter, denn sie ist ein ganzbesonderes Kind, unser ganz besonde-res Kind.“

Nähere Informationen zumKinderPalliativNetzwerkfinden Sie unter:www.kinderpalliativnetzwerk.at

Bei Bedarf erreichen Sie uns unter:Steingasse 25, 4020 Linz;Tel. 0676 / 8776 [email protected]

Unsere ehrenamtlichen Mitarbeite-rInnen sind für ihre Aufgaben in derBegleitung von Familien mit einemschwerkranken Kind oder einemtrauernden Kind durch den Basis-lehrgang für Kinderhospizarbeit gutvorbereitet. Wenn Sie sich für eineehrenamtliche Mitarbeit imKinderPalliativNetzwerk interessierenfreue ich mich über Ihren Anruf –unter der angeführten Telefonnum-mer – und stehe Ihnen gerne fürein persönliches Informationsge-spräch zur Verfügung. �

Nichts ist so erschütternd wie denSchmerz von Kindern zu beobachten.Nichts ist so unerträglich wie den Todvon Kindern hinnehmen zu müssen; esbohrt jeder Menschenseele mitten insHerz, wenn es sich dabei noch dazu umein eigenes Kind handelt. Jedes Wort,das ich hier schreibe, ist überflüssig, zuviel, unbrauchbar, kann in keiner Weisedem gerecht werden, was Trost in sei-ner ursprünglichen Bedeutung vermit-teln vermag, wenn es sich um Erfassenund Ertragen des Sterbens von Kindernhandelt.

Ich will es dennoch wagen – gestärktaus meiner eigenen Biographie, meinerbisherigen Lebenserfahrung – Worte zuformulieren, die der/dem betroffenenLeserIn und mir zueinander das Herzöffnen können.

Zuerst einige persönliche Detailsaus meinen Begegnungen mit demLeben:

Noch bevor ich geboren wurde,mussten sich meine Eltern wenige Stun-den nach Ankunft meiner Zwillingsbrü-der nach siebenmonatiger Schwanger-

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schaft auch gleich zu deren Geburtstagam Weihnachtstag, dem 25.Dezember,wieder verabschieden. Fünf Jahre spä-ter kam ich zur Erde, mit einem schwe-ren Herzfehler und manch anderenKomplikationen im Magen-Darm-Bereich. Das Vitium am Herzen mussteich behalten, wuchs damit auf undwurde nach immer größer werdendenBeschwerden erst als Teenager in Wienzum ersten Mal operiert; nach weiterensehr langwierigen „Kompliziertheiten“wurde nach knapp zweijähriger Odys-see und unzähligen Klinikaufenthaltenin ganz Europa eine weitere rettende,höchst risikoreiche Operation im Klini-kum in Salt Lake City, Utah, USA vor-genommen. Mein Leben hing perma-nent am seidenen Faden. Hoffnungen,Ängste, Rückschläge lösten einanderab. Gestärkt aus den vielen Wahnsin-nigkeiten, die mir in dieser Zeit wider-fuhren, entwickelte ich den Wunschselbst in einem Hospital zu arbeitenund beschloss als Patient während einesAufenthaltes in einer Intensivstationneben meiner Ausbildung zum Lehrerfür Deutsch, Musik und Klavier auchPsychologie zu studieren, um Men-schen, die sich aufgrund von gesund-heitlichen Missständen in einer lebens-bedrohlichen Situation befänden, pro-fessionell und mit Herz begleiten zudürfen.

Heute darf ich Kinder an der Onko-logie der Landes-Frauen- und Kinder-klinik Linz heilpädagogisch-, Kin-der/Jugendliche und deren Angehörigean der Kardiologie im selben Hausklinisch-psychologisch betreuen.

Mit todkranken Kindern, derenFamilien, FreundInnen und LehrerIn-nen zu arbeiten, wurde zu meinemBerufsleben. Ich habe das sehr bewusstso gewählt und bin jede Minute meinerArbeitszeit dankbar mich dazuentschieden zu haben.

Auch wenn ich als KlinischerGesundheitspsychologe stets auf wis-senschaftliche und therapeutische

Wenn Kinder sterbenAus der Sicht eines Psychologen

Beitrag organisiert von Ursula Leithinger

Mag. Dr. Raphael Oberhuber

Foto:

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Aspekte fokussiere, so ist mir die Arbeitzu einer tiefen Herzensangelegenheitgeworden. Nicht selten verschwimmenmeine Tätigkeitsfelder auch mit denAufgabengebieten der Seelsorge. Frei-lich ist Abgrenzung oberstes Gebot;menschliche Wärme, christliches Ver-ständnis, Empathie kennen jedochkeine Berufsgrenzen, und so ist meinBeruf auch zu einer Berufung gewor-den oder richtiger: aus der gefühltenBerufung wurde der Beruf. Dabeibegleitet mich neben der Intention,Menschen in ihren Ängsten und Sor-gen, in den Begleiterscheinungen vonrisikoreichen chirurgischen Eingriffenund Therapien zu unterstützen, Per-spektiven zu erarbeiten, auch der Tod,und am schlimmsten: der Tod vonKindern.

Alle sind dabei hilflos, fassungslos,sprachlos: ÄrztInnen, Krankenschwe-stern/-pfleger, Angehörige ohnehin.Unbeholfene, zwar gut gemeinte Aussa-gen wie: Jetzt muss es nicht mehr lei-den. Jetzt geht’s ihm/ihr besser vermö-gen überhaupt keinen Trost zu spenden,im Gegenteil, zeigen lediglich, dassnicht gewusst wird, wie mit Tod umge-gangen werden soll. In solchen Fällenwird dann auch immer nach dem/derPsychologIn, dem/der SeelsorgerIngeschickt. Und gibt es dann die richtigeprofessionelle Strategie? Wie tröstetjemand richtig?

Da der Tod so absolut, so unabän-derlich, so kompromisslos ist, hat er inunserer marktorientierten Gesellschafteinmal nichts verloren, und dennochereilt er ausnahmslos jeden von uns. Wolernt man mit diesem unwillkommenenGast umzugehen?

Die Strategie, wie jemandem in tieferTrauer und Verzweiflung Trost zu spen-den gilt, gibt es schlechthin nicht. Amwichtigsten ist, für die Hinterbliebenenda zu sein, auch als Psychologe seinen

Gefühlen nachgeben zu dürfen, mitzu-weinen, Körperberührung erlauben,wenn sie angebracht ist, es brauchtdann selten Worte. Meine Erfahrungdeckt sich mit den empirischen Ergeb-nissen: Menschen mit einem spirituellenund/oder gesund religiösen Hinter-grund bewältigen die unbeschreiblicheBelastung, mit dem Tod eines Kindeszurecht kommen zu müssen, leichter alsausschließlich auf biologische Vorgängeorientierte Betroffene. Aber religiöseWeltanschauung lässt sich nun einmalnicht verordnen, auch wenn Studienzeigen, dass Menschen in Not (auch im

deutschsprachigen Raum) öfter betenals sonst. Auch der existenzphilosophi-sche Ansatz nach der Sinnfrage hilftgeschockten und todtraurigen Eltern

mitunter nur marginal.Jeder findet seinen eigenenindividuellen Zugang, wiemit diesem unsäglichenSchmerz am besten zuleben ist. Für Freunde undBegleiterInnen von Trauergeplagten Mitmenschen istes notwendig, den Trauen-den Zeit zu geben: Tage,Wochen, Monate, Jahre.Dieser Heilungsprozess istein lebenslänglicher, auchwenn der akute Schmerzlangsam dünner wird.

Mich beeindruckt der bekannte ita-lienische Opernkomponist GiuseppeVerdi, der seine Frau und seine beidenKinder mit einem Schlag verloren hat.In seiner tiefsten Not, in seiner größtenEinsamkeit, schrieb er das berührendeWerk Nabucco. Seine Strategie war es,sich in die Arbeit zu vertiefen, abzulen-ken, abzuwehren, auch zu kompensie-ren; später ließ er sich von gesellschaft-lichen oberflächlichen Konventionennie etwas vorschreiben, sondern ging

gestählt von der Bewältigung seinertiefsten Verletzungen seinen Weg.

Selbst glaube ich daran (im Sinnevon Viktor Frankl: trotzdem ja zumLeben sagen), dass nichts ohne ewigenSinn bleibt. Ich habe Kinder erlebt, dieeinen ungeahnten Todeskampfgekämpft haben, die trotz ihres jungenAlters ihre Familien Großartiges undMächtiges gelehrt haben, die gerade imverbitterten Kampf zwischen Lebenund Tod ihren Angehörigen die ergrei-fendsten und essentiellsten Lebensmo-mente beschert haben.

Ich habe nie das Vor-recht besessen meine bei-den verstorbenen Zwil-lingsbrüder auf dieserErde kennenzulernen.Eine wissenschaftlichfreilich nicht verifizier-bare Regung in mir lässtmich wissen, dass ich sieeinst jenseits des Schlei-ers treffen werde. Wiemeine Eltern mit diesemVerlust ihr Leben langumgegangen sind, hatmich so vieles gelehrt.

Als Vater von zwei gesunden Kin-dern (Sohn, 19 Jahre, Tochter, 15Jahre) wünsche ich mir nichts sehnli-cher als deren gelungene Entwicklungmiterleben zu dürfen und niemals nachihnen ins Reich der Ewigkeit gehen zumüssen. Für all jene, die diese uner-messliche Erfahrung machen müssen,drücke ich mein tiefes Mitgefühl ausund stehe Ihnen gerne als Mensch, hof-fentlich auch stützend zur Verfügung.

Mag. Dr. Raphael OberhuberProf., Dipl.-Päd.,Klinischer GesundheitspsychologeFreie PraxisSchafferstraße 374060 LeondingTel.: 0664-50 155 63Tel.: 0732-6923-25212

Landes-Frauen- und KinderklinikLinzKinderherzzentrum, KardiologieKrankenhausstraße 264020 Linz

Pädagogische HochschuleKaplanhofstraße 404020 Linz �

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Die 15jährige Sabine bei einerVideokonferenz in der Kinderklinik

Sabine kurz vor ihrem Tod mitihrem Neffen und ihrer Nichte

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Unser Jahr mit SophieDie Geschichte einer Begleitung

Beitrag organisiert von DGKS Renate Kefer

Sophie litt an einer sehr seltenengenetisch bedingten unheilbarenErkrankung, die im Alter von sechsMonaten diagnostiziert wurde. Vielebelastende Symptome wie Unruhe,Trinkstörungen, vollständiger Ent-wicklungsstillstand sowie in derFolge Atemprobleme und Krampfan-fälle sind typisch für diese Erkran-kung. Ich lernte Sophie und ihreEltern noch am Tag der Mitteilungder Diagnose durch die behandeln-den Ärzte im Krankenhaus kennen,da wir schon im Vorfeld um Unter-stützung für die Familie gebetenwurden.

Ich war sehr beeindruckt von derLiebe, Ruhe, Kompetenz und Für-sorge der Eltern, die beim Umgangmit ihrer kleinen Tochter spürbarwaren. Sie hatten einige sehr schwereWochen voller Angst und Ungewiss-heit hinter sich, in denen sich derGesundheitszustand von Sophie lau-fend verschlechterte. Sie musstenhilflos zusehen, wie sie Dinge, die sieschon konnte wieder verlernte. WieEssen und Trinken auf einmal nichtmehr möglich waren, Sophie keinLächeln mehr zeigte, sich so gut wienicht mehr bewegte und oft weinte.

Die Eltern standen der Unterstüt-zung und Hilfe durch unser mobilesKinderhospiz- und Kinderpalliativ-team sehr offen gegenüber – wolltensie doch so rasch wie möglich nachHause gehen.

Die erste Zeit der Betreuung warvor allem durch lange Informations-und Beratungsgespräche gekenn-zeichnet – viele Fragen tauchten fürdie Eltern im Alltag auf.

Nach einigen Wochen der Betreu-ung wurde zusätzlicher Unterstüt-zungsbedarf, vor allem zur zeitlichenEntlastung der Mutter, immer deutli-cher. Nach einem Gespräch zur Klä-rung der konkreten Anliegen standeinem gemeinsamen Kennenlernenmit unserer ehrenamtlichen Mitar-beiterin des Kinderhospizteams,nichts mehr im Wege.

Was hat Frau Schinko. zu ihremehrenamtlichen Einsatz motiviert,konkret zur Begleitung von Sophie,mit der sie ein Jahr lang jede Wocheeinige Stunden verbracht hat: „Eswar einerseits der Wunsch, meineZeit sinnvoll zu gestalten, anderer-seits meine Liebe zu Kindern. Icherlebe es als großen Wert, Menschenin einer solchen Ausnahmesituationbegleiten und unterstützen zu kön-nen, da ich dadurch für mein Lebensehr viel bekomme,“ sagt FrauSchinko.

„Schön habe ich es empfunden,wenn ich Sophie ein wenig Erleichte-

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Mag.a Ulrike PribilMSc (Palliative Care)

Elfi Schinko

Ehrenamtliche MitarbeiterinKinderPalliativNetzwerk

Foto: KinderPalliativNetzwerk

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Wenn Kinder sterbenAus der Sicht einer Krankenhausseelsorgerin

Beitrag organisiert von Ursula Leithinger

Mag.a Birgit Kopf

Krankenhausseelsorgerin AKH Linz

rung bringen konnte in Form vonHalten, Tragen, Vorlesen, ganz sanf-ter Berührung. Manchmal war leise,sanfte Musik für die Kleine beruhi-gend, mitunter hat es gar nichts gege-ben, was für sie Linderung brachte.Jeder Besuch war anders. Wir konn-ten es beide genießen, dick einge-mummt, da Sophie häufig Untertem-peratur hatte, schöne Musik hörendden Nachmittag miteinander zu ver-bringen. Meine Stimme hat sie beru-higt, das Streicheln sichtbar gutgetan. In solchen Augenblicken wardie Kleine sehr entspannt – für michwunderbare Stunden!“

„Schwierig war es, das schwereSchicksal der Familie auszuhalten,ebenso Sophies Schmerzen wenn sieweinte, dass sie kaum zu beruhigenwar. Ich fühlte mich ohnmächtig,manchmal auch hilflos. Bei so vielLeid werden Worte überflüssig, nurdas Dasein ist gefragt und wichtig.Ich war über ein Jahr bei der Familieund ich bin dankbar für dieses Jahr,das ich mit Sophie verbringendurfte.“

Gemeinsam mit der Familie undFreunden haben wir uns als haupt-und ehrenamtliche Mitarbeiterinnendes KinderPalliativNetzwerkes vonSophie im Rahmen einer sehr persön-lich gestalteten Begräbnisfeier verab-schiedet. Sie ist im Alter von 2 Jah-ren zuhause – so wie es sich dieEltern ab der Diagnose der unheilba-ren Erkrankung gewünscht hatten –verstorben.

Die Eltern baten alle Anwesendensich anstatt mit Beileidsbekundungenan sie zu wenden, unseren Dank undunsere Wünsche an Sophie zurichten. In Form von Kärtchenwurden sie ihr ins Grab mitgegeben.

Jetzt, über zwei Jahre nachSophies Tod, gibt es noch immerKontakt zu den Eltern. Eine großeFreude war es auch mitzuerleben,dass ein gesundes Geschwisterkindzur Welt kam - und in ganz vielenDingen im Alltag zu spüren ist, dassSophie immer ein ganz besondererTeil dieser Familie sein wird. Es istauch für uns sehr wichtig und immerwieder berührend den Weg zurückins Leben ein Stück mitbegleiten zudürfen. �

Wenn Kinder sterben, ob währendder Schwangerschaft, im Kleinkindalteroder als Erwachsene, für die Angehöri-gen, Eltern, Geschwister, Großeltern,gehört dies zu den schlimmsten Ereig-nissen im Leben. Auch in meinem All-tag als Krankenhausseelsorgerin gehörtder Tod von Kindern zu den schwierig-sten und belastendsten Situationen. Icherinnere mich an folgenden Einsatz:

Auf der Intensivstation ist ein wenigeTage altes Kind überraschend nacheiner Herzoperation gestorben. Ichwerde gebeten, die Begleitung der Mut-ter zu übernehmen. Die Mutter ist denVormittag über bei ihrem Kind undwird wegen eines kleinen Eingriffsgebeten, kurz draußen zu warten. DerVater ist gerade unterwegs ins Kran-kenhaus, er wird zur Besuchszeiterwartet. Plötzlich verstirbt das Kind.Zwei Ärzte informieren die Mutterüber die unfassbare Tatsache. Danachübernehme ich die weitere Begleitung.

Die Mutter möchte auf den Vaterwarten, um ihm die schreckliche Nach-richt mitzuteilen und dann mit ihm

gemeinsam zum Kind gehen. Die Mut-ter weint und weint und ich sitze dane-ben. Ich versuche, einen geschütztenRaum zu schaffen für die bodenloseTrauer der Mutter. Was kann in einersolchen Situation hilfreich sein? Kannman in einer Situation absoluter Hilflo-sigkeit überhaupt von Hilfe sprechen?Auch ich fühle mich hilflos, so wie dieÄrzte, die Pflegenden, Therapeuten.Niemand kann mehr helfen, aber viel-leicht gibt es Formen der Unterstüt-zung. Folgende Punkte scheinen mir indiesem Zusammenhang wichtig zu sein.

In das System der Hilflosigkeithineingehen:

In einer solchen Situation gibt esnichts zu „tun“. Jetzt gilt es auszuhal-ten, was eigentlich nicht auszuhalten ist:die schlimme Situation gemeinsam mitder Mutter auszuhalten, die quälendeWartezeit bis der Vater kommt, die Fas-sungslosigkeit des Vaters, als ihm dieMutter die schreckliche Nachricht mit-teilt.

Die Situation macht absolut sprach-los. Ich habe das Gefühl, jedes Wortwäre Fehl am Platz. Es gibt für dasUnfassbare keine Worte. Wichtig ist es,da zu sein und dies den Eltern nonver-bal spüren zu lassen.

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Verabschieden

Ich begleite die Eltern zu ihrem ver-storbenen Kind. Gemeinsam mit demStationspersonal schaffe ich einenRaum, wo sie sich ungestört von ihremKind verabschieden können. DieserProzess dauert längere Zeit. Immerwieder nehmen die Eltern ihr Kind inden Arm und streicheln es. Sie brau-chen Zeit um „BE-GREIFEN“ zu kön-nen, dass ihr Kind wirklich tot ist. Ichbegleite diesen Prozess, indem ich„BEI-STAND“ leiste, das heißt, ichstelle mich immer wieder, meist schwei-gend, an ihre Seite und signalisiere,dass ich da bin. Wichtig ist auch, dassdie Eltern die Möglichkeit haben, sichalleine zu verabschieden. Es ist dieletzte Familienzeit, die sie mit ihremKind haben.

Ritual

Nach einiger Zeit bitten mich dieEltern, ihr Kind zu segnen. Sie müssenihr Kind im Krankenhaus zurücklassen,das ist wohl das Schwerste, das Elternabverlangt werden kann. Es ist wichtig,dass die Eltern Gott ihre Not klagenund ihm die Warum Frage stellen kön-nen. Trotz allem Unfassbaren spüre ichbei den Eltern auch Hoffnung. Sie hof-fen, dass es ihrem Kind bei Gott gutgehen möge. Sie können es nichtzurücklassen, ohne es größeren, gutenHänden anvertraut zu haben.

Wenn die Eltern sich vom Kind ver-abschiedet haben, kläre ich mit ihnen,ob sie Unterstützung für den Weg nachHause brauchen, ob es in ihrem Fami-lien- oder Freundeskreis Menschengibt, die ihnen in der ersten schwerenZeit beistehen können, und ich ver-weise auf psychosoziale Einrichtungen,an die sie sich wenden können. BeiBedarf biete ich Unterstützung bei derVorbereitung der Beisetzung an.

Das Leben der Eltern hat sichschlagartig verändert. Sie haben einenlangen, oft lebenslangen Trauerprozessvor sich.

Auch mir prägen sich derartigeSituationen tief ein. Auch ich braucheanschließend Zeit, Zeit für mich, Zeitfür das Gespräch mit Kolleginnen undZeit für ein persönliches Ritual.

Nebenstehender Text von DorisKellner ist mir persönlich wichtiggeworden: �

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ES GESCHIEHT, DASS EINE KLEINE

SEELE DIE ERDE NUR STREIFT,

IHR ANKOMMEN UND IHR GEHEN

FALLEN IN EINS.

IHR KURZES VERWEILEN

IST NICHT UMSONST,

DENN SIE VERÄNDERT DIE ERDE.

SIE HINTERLÄßT SPUREN IN DEN

HERZEN DERER, DIE SIE

ERWARTET HABEN.

MÖGEN DIESE SPUREN IN DIE

ZUKUNFT FÜHREN.

Wenn Kinder sterbenEltern kommen zu Wort

Beitrag organisiert von Maria Rothbauer

„Du bist da“

Am Abend des 25. Juni 2008 ver-sammeln sich 25 Erwachsene und Kin-der vor unserem Haus. Es sind zumGroßteil Freunde, die in den letzten4 Jahren zu unseren wichtigstenBegleitern und Helfern geworden sind.

Gemeinsam machen wir uns auf denWeg zum ca. 2 km entfernten Friedhof.Wir wollen Sophies 15. Geburtstag fei-ern. Dicke Wolken haben sich in derDämmerung zusammengezogen, dochdie Luft ist noch angenehm warm. Wirgehen und reden, wir reden und gehen.Als wir bei unserem wunderschönenWaldfriedhof ankommen, beginnt es zuregnen und wir suchen dicht aneinan-dergedrängt Unterschlupf beim Heili-gen Grab. Meine Freundin Andrea liesteine Geschichte, meine Schwester einen„Brief an den Himmel“, ich habe einGedicht mitgebracht – die Tränen las-sen sich nicht mehr zurück halten. Gretispielt auf der Gitarre und wir singen„Yakanaka Vhangeri“ – mein Lieblings-lied. Die Stimmung ist intensiv geladenmit all unseren Gefühlen.

Der Regen hört auf, und wir gehenzu Sophies Grab. Tanja verteilt Herz-luftballone und einige schreiben eineBotschaft für Sophie darauf. Nach demgemeinsamen Vater unser und „Happybirthday“ lassen wir die Ballons los undsie entschweben in den Sternenhimmel.Das Grab leuchtet im Schein unzähligerKerzen.

Da entlädt sich ein Wolkenbruchüber uns und wir machen uns im strö-menden Regen auf den Heimweg. AmWaldrand funkeln hunderte Glüh-würmchen – es ist wie ein Geschenk anuns. Wolfgang und ich stellen uns vor,wie Sophie irgendwo da oben sitzt undaus vollem Herzen lacht.

Mehr oder weniger durchnässt kom-men wir zurück und genießen dieGeburtstagstorte. Sophies Geburtstaggeht zu Ende in fröhlicher Runde undmit einem tiefen Gefühl der Dank-barkeit.

Auch den 16., 17. und den 18.Geburtstag durften wir in ähnlicher Artund Weise feiern.

Sophie ist am 12. Dezember 2007gestorben. Sie hatte einen Gehirntumor

UUrrssuullaa GGaattttrriinnggeerr

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Beim anschließenden gemeinsamenFrühstück konnten wir uns mit den jun-gen Menschen unterhalten und erhiel-ten eine Ahnung, wie Sophies Lebenweitergegangen sein könnte. Wir warenauch auf „ihrem“ Maturaball und bei„ihrer“ Maturafeier. Bei all diesen Gele-genheiten spürten wir Sophies Dasein inuns und in sehr vielen Menschen, diesich auch heute noch über sie Gedanken

machen,über siereden, Erin-nerungenausgrabenund mit unsteilen.

Wir ver-suchen denverschiede-nen Lebens-situationennicht ausdem Weg zugehen, son-dern Gele-genheiten zuschaffen, dieuns erlau-ben, unsere

Trauer zu leben und uns unserer unstill-baren Sehnsucht hinzugeben. Doch wirbleiben dabei nicht allein, damit wir wie-der zurück finden zur Lebensfreude unddem, was auch Sophie immer wollte –leben, lachen, lieben. �

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und nach vier Jahren zwischen Ver-zweiflung und Angst (die uns oftlähmte, nie aber Sophie), Hoffnung undOptimismus (die Sophie immer lebte),war ihre Aufgabe erfüllt, und sie durftesich fallen lassen und wir konnten siegehen lassen. Die letzten zwei Wochenihres Lebens habe ich abwechselnd mitWolfgang Tag und Nacht an ihrer Seiteverbracht. Ich habe in diesen Tagen

miterlebt, wie sie sich verwandelt hat –von der unbeirrten Kämpferin in diedemütige, sanfte Hinnehmende bis hinzu ihrem Sterben aus unseren Armen indie neue Welt („Genau in dem Augen-blick, als die Raupe dachte, die Weltgehe unter, wurde sie zum Schmetter-ling.“ Peter Benary). Wir hatten dieGelegenheit, Abschied zunehmen, mit Sophie bis andie Grenze zu gehen – ganzlangsam. Sooft ich auch dieseTage seither wieder und wie-der durchlebe, so dankbarbin ich dafür, denn wir warenfüreinander da bis zuletzt.

Seit dem Beginn vonSophies Krankheit sind wireingesponnen in ein dichtesNetz aus Freundschaften,das uns auch in den schwer-sten Zeiten spüren ließ, dasswir getragen und gehaltensind. Jedes Gebet, jederguter Gedanke war spürbar.

So wie Sophies Geburts-tage haben wir auch ihreSterbetage gefeiert. IhreSchulklasse hat drei Jahrelang einen Gottesdienst musi-kalisch im Advent gestaltet.

Nur ein Stück

weit

Nur ein Stück weit

konnten wir

den Weg des Lebens

gemeinsam gehen:

Verhallt

sind Worte,

die uns bewegten.

Verflogen

sind Gedanken,

die uns bereicherten.

Vergangen

sind Zärtlichkeiten,

die uns beglückten.

Verflossen

sind Träume,

die uns bezauberten.

Und doch schimmert

durch alle Schleier

der Trauer

ein Licht der Hoffnung:

Wir werden uns

wieder nahe sein –

zeitlos und glückselig.

Peter Friebe

Foto: Privat

Foto: Privat

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das Ausmaß der Erkrankung zu infor-mieren und sie auch nicht in dieBetreuung miteinzubinden. Die beidenTöchter lebten bis zu diesem Zeitpunktin großer Ungewissheit, da sie keinekonkreten Informationen über denKrankheitszustand ihrer Mutterbekommen hatten. Die Traurigkeit derEltern war für sie aber deutlich spürbarund sehr bedrückend.

Ein vom Mobilen Hospizteam initi-iertes Gespräch von Frau B. mit dembehandelnden Arzt im Krankenhaus –bei dem auch schon eine Mitarbeiterindes KinderPalliativNetzwerkes anwe-send war – konnte einiges an Aufklä-rung und Bewusstmachung bewirken.

Der Gesundheitszustand von FrauB. verschlechterte sich dramatisch, siewurde zunehmend pflegebedürftig. Eswar ihr aber anfangs trotzdem wichtig,auf ihrem Lieblingsplatz – dem Sofa imWohnzimmer – zu bleiben, insbeson-dere um die Kinder nicht zu beunruhi-gen. Als die Anschaffung eines Pflege-bettes schließlich auch von Frau B.akzeptiert werden konnte, suchten diebeiden Mädchen dafür den Platz imWohnzimmer aus und gestalteten dieUmgebung liebevoll.

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Eine Familienhelferin, die seit eini-gen Monaten Familie B. unterstützte,meldete sich telefonisch beim MobilenHospiz. Sie nahm in der letzten Zeiteine zunehmende Verschlechterung desGesundheitszustandes der Mutter wahrund machte sich große Sorgen. Beimersten Telefonkontakt durch einen Mit-arbeiter des Mobilen Hospizteamszeigte sich Frau B. noch sehr zurück-haltend, stimmte aber einem Hausbe-such zu, um sich persönlich kennen zulernen.

Die Diagnose einer schweren,bereits sehr weit fortgeschrittenenKrebserkrankung wurde erst wenigeWochen zuvor Frau B. und ihremMann mitgeteilt. Frau B. hat gemein-sam mit ihrem Ehemann zwei Töchterim Volksschulalter.

Beim Erstgespräch zeigte sich, dassFrau und Herr B. die Schwere und dasFortschreiten der Erkrankung nochnicht in vollem Umfang bewusst waren.Ganz bestimmt und wiederholt äußerteFrau B. während des Gesprächs denWunsch, ihre beiden Töchter nicht über

Wenn Kinder ihre Bezugspersonen verlieren Mama ist schwer krank

Beitrag organisiert von DGKS Renate Kefer

Martin Kogler, DGKP

Stützpunktleiter Caritas MobilesHospiz Steyr, Steyr Land

Der Umgang mit der Erkrankungwar bei den einzelnen Familienmitglie-dern sehr unterschiedlich. Die jüngereTochter verbrachte sehr viel Zeit beider Mutter, wollte sie nicht alleine las-sen, während die ältere Tochter nachder Schule auch gerne so wie früherihren Freizeitaktivitäten nachging.

Frau B. starb zu Hause. Gemeinsamhaben wir sie in ihrem Bett aufgebahrt.Die beiden Töchter haben die Lieb-lingsblumen der Mutter aus dem Gar-ten geholt und sich von ihr, jede auf ihreganz persönliche Weise, verabschiedet.

Die Begleitung der Kinder durcheine Mitarbeiterin des KinderPalliativ-Netzwerkes begann schon während derZeit der Erkrankung der Mutter.Dadurch konnte eine vertrauensvolleBeziehung wachsen. Die beiden Töch-ter von Frau B. werden bis heute durcheinen regelmäßigen Kontakt in ihrerTrauer begleitet.

Die Geschwister wünschten sich vonBeginn an eine gemeinsame Begleitung.In diesen Stunden gestalten sie Ritualedes Erinnerns und des Loslassens. Sielernen ganz bewusst hinzuspüren wasihnen gut tut. Erzählen zu dürfen,anhand der von ihnen gemalten Bilder,von gemeinsamen Erlebnissen undErinnerungen, lässt die Mutter in ihrenHerzen lebendig bleiben.

Im Unterschied zu Erwachsenen,denen das Gespräch, das „drüberreden“ meist sehr gut tut, brauchenKinder, ihrem Alter und Entwicklungs-stand entsprechende Ausdrucksmög-lichkeiten für ihre Trauer. Diese sind soindividuell wie jedes Kind selbst. �

Foto: KinderPalliativNetzwerk

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des, auf den Sozialisierungsprozessund auf die Entstehung der Religion.(vgl. BÜRGIN, 53)

Schon in den ersten Lebensjahrenentwickelt das Kind eigene Vorstel-lungen von den Begriffen belebt undunbelebt. Es beobachtet das Abster-ben von Pflanzen und Tieren, es ver-sucht, diesen Vorgang mit den bishergemachten Erfahrungen wie zum Bei-spiel Schlaf, Trennung, das Fehlenvon etwas Gewohntem (z.B. demSchnuller) oder etwas Notwendigem(z.B. der Nahrung) zu verbinden.Das Interesse am Vorgang der Verän-derung von Belebtem zu Unbelebtemist oft sehr stark. Wenn das Kindselbst Angst hat oder weil es dasUnbehagen in seinem Umfeld spürt,kann sich das aber sehr schnell inDesinteresse wandeln (vgl. BÜRGIN53).

Jean PIAGET, ein wichtiger Autorzum Thema Entwicklungspsycholo-gie, unternahm viele Studien zu denVorstellungen, die Kinder mit demBegriff Leben verbinden und teiltedie Ergebnisse seiner Beobachtungenin vier Stadien ein:

� Erstes Stadium (etwa zwischendrittem und sechstem Lebensjahr):Alles wird als lebendig betrachtet,was in irgend-einer Formaktiv oder nütz-lich ist. Dahin-ter steckt eineGrundannahme:Es muss einenSchöpfer geben,der alle existie-renden Dingefür einenbestimmtenZweck geschaf-fen hat. EineKerze beispiels-weise ist dannlebendig, wennsie brennt, weilsie hell macht.

Wie Kinder Tod und Trauer erlebenBeitrag organisiert von Ursula Leithinger

Mag.a Theol. Christine Fleck-Bohaumilitzky

Pastoralreferentin, Klinikseelsorgerin, Notfallseelsorgerin, TZI-Gruppenleiterin(Diplom), Supervisorin DGSv, Beraterinfür Ethik im Gesundheitswesen (cekib),Mitglied im Beirat des BundesverbandesVerwaiste Eltern in Deutschland e.V.

Erwachsene sagen gelegentlich,Kinder seien zu jung, um zu verste-hen, was Tod bedeutet. Sie wollendabei Kinder vor der Realität desTodes schützen und sie nicht mitetwas belasten, das sie ihrer Meinungnach noch gar nicht verstehen kön-nen.

Kinder sind sich der Realität desTodes bewusster als Erwachseneannehmen. Je nach Alter haben sieihre eigenen Vorstellungen von denBegriffen Leben und Tod. Dabei istes wichtig zu wissen, was der Tod fürKinder in den verschiedenen Alters-stufen bedeuten kann. Ebenso ist zubeachten, dass Kinder gleichen Altersnicht immer auf dem gleichen Ent-wicklungsstand sind und die Vorstel-lungen, die Kinder von „Tod“ haben,sich laufend weiterentwickeln.

Kinder in den ersten fünf LebensjahrenGedanken an den Tod treten viel

früher auf, als allgemein angenom-men wird. Sie nehmen einen Einflussauf die gesamte Entwicklung des Kin-

� Zweites Stadium (etwa zwi-schen sechstem und achtem Lebens-jahr): Das Leben wird fast aus-schließlich durch Bewegung defi-niert, von der immer angenommenwird, sie enthalte einen Anteil vonSpontaneität. Ein See zum Beispielist nicht immer lebendig - manchmalhat er Wellen und manchmal nicht.

� Drittes Stadium (etwa zwi-schen achtem und zwölftem Lebens-jahr): Das Kind kann zwischen eige-ner und erhaltener Bewegung unter-scheiden: Alles, was eine spontaneEigenbewegung hat (z. B. derSchmetterling, die Sonne, der Mond)wird als lebendig bezeichnet.

� Viertes und letztes Stadium(etwa ab dem zwölften Lebensjahr):Es gelten nur noch Pflanzen, Tiereund Menschen als lebendig.

Diese Einteilung gibt nur einenungefähren Rahmen wieder.

Für viele Kinder unter fünf Jahrenist der Tod nichts Endgültiges. Er istfür sie wie der Schlaf, aus dem manwieder aufwacht, oder wie eine Reise,von der man wieder zurückkommt.Auch kann es für sie wie ein Tod sein,wenn Vater oder Mutter zur Arbeitgehen. Diese Parallele von Tod undTrennung verursacht oft unange-nehme und schmerzliche Gefühle.Für kleine Kinder bedeutet der Todemotional vor allem Entzug oder Ent-behrung von Wichtigem. Die Angstdavor, von den Eltern verlassen zuwerden, tritt mit einem Jahr auf undkann bis ins siebte, achte Lebensjahrhinein andauern. Nach einem Todes-fall in der Familie oder im Freundes-kreis klammern sich Kinder stark anihre Eltern und wollen nicht mehr

Foto: Lisa Rothbauer

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davon selber nichtbetroffen zu sein. Esist ihnen auch nichtganz klar, dass derTod jedes Lebewesentrifft. Ein Teil derKinder in diesemAlter personifiziertden Tod: Es handeltsich ihrer Vorstellungnach dabei um eineeigene, separate Per-son, die die Bösen undUngehorsamen holt,der man entrinnenkann, wenn man brav,schnell und geschicktist.

Mit circa sechsJahren interessierensich Kinder dafür, wasaus den Toten wird,sie entwickeln zumTeil sehr konkreteVorstellungen (Toteliegen im Sarg unterder Erde; sie könnennicht mehr atmen,haben die Augen zu),die aber kaum mitEmotionen verbundensind. Die Kinder „wis-sen“, dass es neben dem Alter noch

andere Todesursa-chen gibt, wie zumBeispiel Krankheitoder Unfall. In die-ser Altersgruppefangen Kinder an,aus Wut Todeswün-sche gegen Mutter,Vater oder Geschwi-ster zu äußern.Stirbt dann tatsäch-lich jemand aus derFamilie, geben siesich dafür dieSchuld.

Ab dem siebtenLebensjahr wird dasZeitgefühl differen-zierter, Ereignisseund zeitlicheZusammenhängewerden bewusstwahrgenommen.Die Ahnung, selbsteinmal vom Tod

betroffen zu sein, wird ignoriert.Dinge, die mit dem Tod zu tun haben,wie Friedhof, Grab, Sarg oder Beer-digung sind von großem Interesse.

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alleine bleiben. Sie haben Angst, dassihnen oder den Eltern ebenfalls etwaszustoßen könnte, wenn sie von diesengetrennt sind (vgl.GROLLMAN, 35f.).

Zeit ist in der Vorstellung von Kin-dern dieses Alters etwas Begrenztes:Sie begreifen nicht, dass „Tod“ end-gültig und kein vorübergehendesPhänomen ist. Es ist schwer, demKind zu erklären, dass man Tod undLeben nicht einfach auswechselnkann. Für sehr viele Kinder dieserAltersstufe ist der Tod auch etwasZufälliges. Menschen sterben dann,wenn ein böser Räuber kommt odersie von einem Auto überfahren wer-den. Wenn man Glück hat oder ganzbesonders vorsichtig ist, kann manlange leben (vgl. GROLLMAN, 36f.).Den eigenen Tod gibt es emotionalnoch nicht, das Töten von kleinenTieren wie Ameisen oder Fliegen,Tot-Spielen mit Gleichaltrigen, aberauch das Vermeiden toter Dingekommt in dieser Alterstufe vor.

Kinder nach dem fünften Lebensjahr

Ab dem Schulalter entwickelt sicheine realistische Vorstellung vomTod. Der Tod wird mit Gefühlen ver-bunden, das Kind kann sich in Situa-

tionen einfühlen und kann auch mit-fühlen. Allmählich lernen sie die End-gültigkeit des Todes zu akzeptieren.Trotzdem glauben sie immer noch,

Achtjährige Kinder erkennen zu-meist kognitiv, dass alle Menschen,auch sie, einmal sterben müssen. Siezeigen großes Interesse an dem, wasnach dem Tod passiert (vgl. BÜR-GIN, 59) und wissen normalerweise,dass der Körper eines Verstorbenenzerfällt. Der Gedanke daran ist fürsie aber unerträglich, sie beginnen, aneine Unsterblichkeit zu glauben,unabhängig von der Religionszugehö-rigkeit. Diese Vorstellung verfestigtsich in der Regel bis zum Alter von 13bis 14 Jahren, nimmt dann, je nachReligionszugehörigkeit, wieder ab(vgl. BROCHER, 19).

Das Kind hat schon etwas über dieLoslösung der Seele vom Körpergehört und beginnt sich mit dieserIdee auseinander zu setzen (BÜR-GIN, 60).

„Ich liege erst im Bett zu Hauseund dann im Bett draußen. Vielleichtist es im Winter sehr kalt, und dannfriert es mich nicht, weil der Sargeine weiße dicke Decke hat. Im Sargglaub ich, müssen meine Oma undmein Opi auf den lieben Gott warten,weil der noch so viel arbeiten muss

Foto: Lisa Rothbauer

Foto: Nina Kaiser

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Die affektiven Einstellungen sindweitgehend durch die psychischeStruktur und Abwehrmechanismendes einzelnen Jugendlichenbestimmt. Werden sie plötzlich unddirekt mit dem Tod konfrontiert,gehen sie manchmal in ihren Vorstel-lungen und Verhaltensweisen in einfrüheres Entwicklungsstadiumzurück. (vgl. BÜRGIN, 66)

Die Suchenach der eige-nen Identität,die Frage nachdem Sinn desLebens wirdwichtig, End-lichkeit undder Tod desMenschenspielen dabeieine Rolle.

Unverständ-nis vonErwachsenen,das sich innegativer Kritik äußert,verstärkt dieUnsicherheit

in diesem Alter. Aber auch Erwach-sene sind überfordert: Sie habenAngst um die Jugendlichen und wis-sen nicht, wie sie sich verhalten sol-len. In dieser Phase distanzieren sichdie Jungen oft von den Alten, wollennicht viel mit ihnen zu tun haben.Selbstliebe und Selbsthass werdenauf Eltern und Erzieher projiziert.Die Jungen wollen lieber heute als

mit den anderen toten Menschen.Weil er die Seelen zählt.“ Andreas S.,neun Jahre (zit. n. BROCHER, 22)

Nach dem neunten Lebensjahrakzeptieren Kinder in der Regel denTod als ein Naturphänomen, das alleLebewesen betrifft. Auch sie müsseneines Tages sterben. Diese Vorstel-lungen gehen auf Erfahrungen der

Realität zurück. Der Tod tritt ein,wenn die Organfunktionen versagen,„wenn du keinen Puls und keine Tem-peratur hast und nicht mehr atmenkannst“ (RUDOLPH, 11).

Der Tod als das Ende des Lebensist für manche Kinder dieses Alterseine besonders schmerzliche undbeängstigende Tatsache (GROLL-MANN, 38). Sie beginnen, ihreeigene Identität zu suchen, DerGedanke, dass die Seele nach derLoslösung vom Körper weiterlebt,gibt manchmal Trost (vgl. BÜRGIN,31). Im allgemeinen ist der Tod indieser Entwicklungsphase noch sehrweit weg vom Denken und Überlegender Kinder - außer sie wurden schonmit einem frühen Tod in Familie undFreundeskreis konfrontiert.

Das Todeskonzept in der Adoleszenz

„Die Adoleszenten haben ihr Ichund die Realitätstestung so weit ent-wickelt, dass sie imstande sein sollen,die ganze Tragweite und Endgültig-keit des Todes zu erkennen“ (vgl.BÜRGIN, 66).

morgen autonom und selbständigsein. Auf der anderen Seite sind ihrehilflosen Abhängigkeitswünschemehr als je zuvor vorhanden.

Suizid als Bestrafung für die kriti-sierende Umwelt entspricht früherenkindlichen Vorstellungen, die hierwieder in Erscheinung treten: „Jetztseht ihr, was ihr angerichtet habt,aber nun ist es zu spät“ (vgl. BRO-CHER, 42). Andererseits taucht derTod im Leben des Heranwachsendengelegentlich durch das Spiel mit demLeben als höchsten Einsatz auf, wiezum Beispiel beim U-Bahn-Surfenoder anderen waghalsigen Aktivitä-ten. Dies dient der Demonstrationder eigenen Macht und dem Gefühlder totalen Selbststeuerung. Die Ado-leszenten sprechen in der Regel nichtgerneüberdenTod(vgl.BÜRGIN, 67).

Wie sich Trauer zeigt…

Für Kinder und Jugendliche istwie für Erwachsene Trauer Schwerst-arbeit für Leib und Seele. „Trauernist eine gesunde, lebensnotwendigeund kreative Reaktion auf Verlustund Trennungsereignisse.“ (Canaka-kis, in: Student, 187) Trauer ist eineAntwort der Seele und des Körpersauf Trennung und Verlust, sie trittnicht nur in Verbindung mit Tod auf,sondern in vielen Abschieden: derBrust der Mutter, von einem verlo-rengegangenen Kuscheltier, von derSchule, vom Arbeitsplatz, von einerWohnung, von Jugend, Schönheitund Gesundheit oder von erwachse-nen Kindern, die das Haus verlassen,

Foto: Lisa Rothbauer

Foto: Nina Kaiser

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… All diese Ereignisse müssen verar-beitet werden, dies geschieht in derTrauer.

Es gibt viele Ausdrucksweisen derTrauer, die sich vermischen, sichabwechseln oder aufeinander folgenkönnen – Weinen, Schreien, Stöhnen,Wut, Zorn, Aggression, Trotz,Schuldgefühle, Hilflosigkeit, …Es istwichtig, in der Trauer seinen Gefüh-len nachzugehen, nur so ist es mög-lich, den Verlust zu verarbeiten.

Nicht nur die Seele, sondern auchder Körper reagiert auf den Verlusteines geliebten Menschen. Sym-ptome, wie Gliederschmerzen, Kopf-schmerzen, Müdigkeit, Herzrasen,Kurzatmigkeit, Appetitlosigkeit oderSchlafstörungen können sich alsBegleiterscheinungen der Trauer zei-gen.Trauer ist auch ein Ausdruck vonLiebe. So ist auch die Intensität derBeziehung zu einem Menschen aus-schlaggebend für die Intensität derTrauer. Trauer ist nicht zeitgebunden- die Zeit der Trauer kann sehr kurzund dann vielleicht auch beendetsein, aber auch ein Leben lang immerwiederkehren.… speziell bei Kindern undJugendlichen.

Zwei Phänomene der Trauer tretenvor allem bei Kindern auf: In einemMoment sind sie tief im Gefühl derTrauer, im nächsten Moment ist es so,

als würde es sie kaum betref-fen, als wie wenn sie auf eineInsel springen würden undzurück, oder als würde einSchalter umgelegt. DiesesVerhalten kann Außenste-hende verwirren, ebenso, wiewenn ein Kind die Trauer aufeinen anderes Thema „ver-schiebt“ - gute Beherrschungder Trauer um einen nahenAngehörigen, und unvermute-ter Tränenausbruch, wenn einBleistift abbricht.

Stirbt ein Geschwister,wird es für Kinder besondersschwer. Die Eltern sind dannoft durch ihre eigene Trauerso auf sich selbst bezogen,dass sie außerstande sind, demlebenden Kind die nötigeZuwendung zu geben. DieseZuwendung braucht dasKind, z. B auch um einenatürliche Beziehung zu

einem neuen Geschwisterkind zuentwickeln.

Wie Kinder mit ihrer Trauer fertigwerden, hängt von ihrer Persönlich-keit ab, noch mehr vom Umgang derEltern, Erzieher und des ganzensozialen Umfelds mit dem Tod diesesMenschen. Ihr Verhalten stellt in derSeele des Kindes Weichen, die tief-greifende Auswirkungen auf das spä-tere Leben als Erwachsener habenkönnen. Stirbt ein Mensch, soll einKind Kummer und Trauer mit denAngehörigen teilen dürfen.

Kinder können Trauer besserertragen, als Isolierung, in die siegeraten, wenn man sie ausschließt.

LiteraturT. Brocher, Wenn Kinder trauern,

Reinbeck 1985

D. Bürgin, Das Kind, die lebensbe-drohende Krankheit und der Tod, Bern21981

D. Fischer, Der Tod in der Schule.Hausarbeit, Lehramt an Grundschu-len. München 1997

Chr. Fleck-Bohaumilitzky, WennKinder trauern. München 2003

Chr. Fleck-Bohaumilitzky, Wie Kin-der Tod und Trauer erleben, in: Famili-enhandbuch,http://www.familienhandbuch.de/cms/Trauer.pdf

E. A. Grollmann, Mit Kindern überden Tod sprechen. Ein Ratgeber fürEltern. Konstanz 2000

W. C. Kroen, W. C., Da sein, wennKinder trauern. Freiburg im Br. 1998

M. L. Leist, Kinder begegnen demTod. Gütersloh 1993

J. Piaget, Das moralische Urteilbeim Kinde. München 1986

J. Piaget, Das Weltbild des Kindes.Stuttgart 1978

E. L. Reed, Kinder fragen nach demTod. Stuttgart 1972

M. Rudolph, Wie ist das, wenn mantot ist? Mit Kindern über das Sterbenreden. Ravensburg 1979

Chr. Student, Im Himmel welkenkeine Blumen. Freiburg i. Br. 1993

D. Tausch-Flammer, L. Bickel,Wenn Kinder nach dem Sterben fra-gen. Ein Begleitbuch für Kinder,Eltern und Erzieher. Freiburg i. Br.2000. �

Foto: Nina Kaiser

Foto: Lisa Rothbauer

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Sophie Teresa Gattringer war und istmeine große Schwester und ich liebe sievon ganzem Herzen. Sie starb imDezember 2007 an Krebs. Damals warsie 14 – drei Jahre älter als ich war undein Jahr jünger, als ich jetzt bin. Fürmich war es das Schlimmste, was über-haupt passieren konnte, denn sie warnicht nur meine Schwester, sondernauch meine beste Freundin. Ich hielt esimmer für unvorstellbar, dass Sophieeinmal tot sein könnte, vor allemsolange sie noch unter 100 war.

Damals verstand ich noch nichtgleich, was wirklich geschehen war,wollte es nicht wahrhaben und manch-mal begreife ich es auch heute nochnicht. So etwas ist ohnehin, glaube ich,grundsätzlich unbegreiflich – selbstnach vielen Jahren.

Meine Familie war in dieser Zeitmeine wichtigste Stütze, doch auchmeine Freunde, meine Klassenkamera-den und Lehrer, Bekannte und Nach-barn waren für mich eine große Hilfe.Besonders meine besten Freundinnenwaren immer für mich da und hattenstets ein offenes Ohr für mich. Ichkonnte mit ihnen jederzeit über meineSchwester reden, was mir unheimlichgut tat, denn zuhause war es nichtimmer ganz einfach. Ich hatte oft dasGefühl, stark für meine Eltern sein zumüssen. Das war sehr anstrengend vonZeit zu Zeit. Stark zu sein war schonimmer meine Aufgabe gewesen: ande-ren Mut und Kraft zum Aufstehen zu

geben. Ich merkte kaum, dass es mirlangsam zu viel wurde.

Doch hier kamen meine „Engel“ insSpiel. Maria und Michael vomGeschwistercamp Klangwelten derKinderkrebshilfe OÖ. Sie gaben mirwieder neuen Halt, sprachen mit mei-nen Eltern und von da an wurde esdoch um Einiges leichter.

Mittlerweile denke ich, dass ich rela-tiv gut mit dem Tod von Sophiezurechtkomme, doch auch heute nochwerde ich hin und wieder eines Besse-ren belehrt. Wenn ich an die Zukunftdenke und mich erinnere, welche PläneSophie und ich hatten – Hochzeiten,Haus, Kinder mit allem Drum undDran – wird mir ganz anders zumuteund ich weiß kurz nicht, wie ich alleindiesen Tag überleben soll. Doch dann

Geschwister kommen zu Wort

Meine großeSchwester – für immer

Lena Maria Gattringer

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Foto: Privat

entsinne ich mich an den Spruch, dermir schon oft geholfen hat:

„Weine nicht, weil es vorbei ist, sondern lächle,weil es so schön war!“

Und mit diesen Worten im Kopf geheich lächelnd in den neuen Tag und weißganz sicher, dass da draußen irgendwomeine Schwester von einer Wolke her-unterspäht und stolz auf mich ist undmich überall hin begleitet undbeschützt, egal wo ich bin. Jetzt undmein ganzes restliches Leben lang. �

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Dann bin da noch ich. Ich bin jetztein Einzelkind, das habe ich nie gewollt.Früher konnte ich mich nicht einmalalleine beschäftigen.

Als mein Bruder gestorben ist, habeich sofort eine Freundin angerufen. Vorallem ältere Freunde waren in dieserZeit für mich da. Meine Eltern hatten indieser Zeit sehr viel zu tun. Sie hättensich zwar sicher Zeit für mich genom-men, wenn ich gesagt hätte, dass ich siebräuchte, doch das wollte ich nicht. Ichhabe meinem Bruder noch einen Briefgeschrieben und in den Sarg gelegt,irgendwie habe ich ihm darin nochetwas sagen und mich verabschiedenkönnen. Ich vertraue auch darauf, dasswir uns im Himmel wieder sehen.

Es war schon lange mein innigerWunsch Hundebesitzerin zu sein.Meine Eltern haben mir diesen Wunscherfüllt. Mein Hund ist für mich Thera-pie. Er gibt mir Halt und ich habe

jemanden fürden ich Verant-wortung über-nehmen muss.Natürlich kannein Hund einengeliebten Men-schen nie erset-zen, doch es isteine schöneAufgabe und erhört zu.

Manchmalbin ich traurig,meist dann,wenn ich Fotosansehe oder imUrlaub, wennich viel Zeitzum Nachden-ken habe undich an früherdenke.

Trotz seinennur 13 Jahren war mein Bruder derstärkste Mensch den ich je kennengelernt habe und ich denke, dass ich vielvon ihm gelernt habe. Ich bin froh, dassich seine Schwester sein durfte und ereinen Teil meines Lebens mit mir gegan-gen ist und er im Herzen noch immerbei mir ist. �

Noch immer ein gutes Team

Name der Redaktion bekannt

Trauergruppe für betroffeneGeschwister in Wels

In den Sommerferien waren wir wie-der gemeinsam auf Urlaub. Seit achtJahren besuchen wir denselben Ort.Wir kennen schon die Leute dort undsie kennen uns. Doch ich frage mich, istes ihnen aufgefallen, dass mein Bruderschon seit drei Jahren nicht mehr dabeiist?

Mein Bruder starb an Krebs. Er warzwei Jahre jünger als ich. Wir habenuns immer super verstanden. Da wir

keine anderen Geschwister hattenwaren wir umso mehr zusammenge-schweißt. Als er krank wurde, habenwir immer noch gesagt, wir sind einTeam, wir schaffen das. Doch, für michsehr unerwartet, ist er gestorben.

Auf der einen Seite denke ich, dass esihm jetzt besser geht. Doch andererseitsmuss ich dran denken, dass er so vielnicht erlebt hat. Er ist nie ausgegangen,er konnte den Führerschein nichtmachen,… Das tut mir leid.

Geschwister trauern

Wenn ein Bruder oder eine Schwe-ster stirbt, müssen die Kinder nicht nurmit dem Verlust des Geschwisterszurechtkommen. Auch die Eltern sindnicht mehr die, die sie vorher waren. Siekönnen oft keine Hilfe für ihre trauern-den Kinder sein. Daher fühlen sichtrauernde Geschwister häufig mit ihrenGefühlen von Trauer, Schmerz, Schuld,Aggression alleingelassen.

Der Weg der Trauer ist nicht immer– und vor allem nicht zeitlich, dek-kungsgleich mit dem der Eltern, auchnicht mit dem der anderen Geschwister.

Was hilft den Kindern in ihrerTrauer?� Aufrichtige Antworten über den

Tod des verstorbenen Geschwisterund den Todesumständen

� Ernst genommen zu werden� Gefühle zu zeigen

EElliissaabbeetthh TTiieeffeennbbaacchh

Wels, Kindergärtnerin, Spiel- undErlebnispädagogin, Trauerbegleiterin

Ihre jüngere Schwester Martina starb1985 mit 14 Jahren an Leukämie.

Foto: Privat

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� Eigene Vorstellung über den Todzu haben

� Erinnerungen aufbewahren zu können

� Orientierung, Stabilität und Kontinuität (überschaubarer Tages-bzw. Wochenablauf)

� Trauerfreie Zonen (Kindergarten, Schule, …)

� Orte der Besinnung (Grab oderLieblingsplatz des Verstorbenen)

� Rituale

In den letzten zwei Jahren traf ichim Arbeitsalltag immer wieder auf Kin-der, die mir von ihren verstorbenenGeschwistern erzählten. Sie sind ihrenSchwestern/Brüdern nie begegnet, dasie vor ihnen geboren und gestorbensind.Den Kindern war es ein Bedürfnis,mir mitzuteilen, dass es noch jemandeninder Familie gibt, der ihnen wichtig ist.

Im Jänner 2009 wurde ein Kinder-gartenkind Vollwaise. Er verlor auf sehrtragischer Weise innerhalb kurzer ZeitdieEltern.ZudieserZeitbesuchte ich einSeminar zum Thema „Kinder und Tod“.

Die Seminarleiterin Dr. Thürridlunterstützte meine Kolleginnen undmich im Kindergarten und übernahmdie psychologische Betreuung des drei-jährigen Jungen. Dieses Ereignis warsozusagen der Punkt auf dem i und ichentschied mich eine Selbsthilfegruppefür trauernde Kinder zu gründen. Ichrecherchierte im Internet, las Fachbü-cher und besuchte Fortbildungen.

Meine Mutter gründete vor 25 Jah-ren die Selbsthilfegruppe für VerwaisteElter in Wels. So war sie mir auch einegroße Hilfe bei meinem Vorhaben. Daich selbst eine verwaiste Schwester bin,wollte ich mich zuerst mit anderenbetroffenen Geschwistern zum Erfah-rungsaustausch treffen.

Im Februar 2009 fand dieses Treffenstatt und dies war auch die Gründungder Selbsthilfegruppe für trauerndeerwachsene Geschwister. Bald war einerster Folder fertig und es wurde viel anInfomaterial an Schulen, Vereinen etc.im Raum Wels verteilt.

Seit Herbst 2011 gibt es nun dasAngebot der Selbsthilfegruppe für ver-waiste Geschwister unterschiedlichenAlters. Die Treffen sind auf der Home-

page abrufbar. www.verwaiste-eltern-und-geschwister.at

Weiters gibt es auf derHomepage einen Infobereichfür Erwachsene bzw. Jugendli-che, Bibliothek (vom Bilder-buch bis zum Fachbuch) undunter der Rubrik „Texte“, dieMöglichkeit, eigene Texte bzw.Gedichte anderer Autoren, zuveröffentlichen.

GGeeddiicchhttee zzuumm TThheemmaa

Mein Bruder ist fortPapi sagt, er ist nicht mehr hier.Er ist tot, hat Mama gesagt.Aber gestern war er noch bei mir –Wie war das, als ich gefragt?

Papi sieht traurig aus,Mama Tränen vergießt.Das alles macht mir große Angst,weil mein Bruder gestorben ist.

Sein Teddy sitzt auf seinem Bett,sein Pyjama liegt in der Kommode.Ich bitte dich, mach die Tür zu,ich fürchte mich zu Tode.Papi sagt, dass er im Himmel ist,wo kann dieser Ort nur sein?Mami sagt,doch ich glaub`s nicht recht, da kommen wir alle hinein.

Ich wollte, ich wär` ein Zauberer,ich täte etwas dann:Ich holt` ihn aus der Kiste raus,dass er laufen und spielen kann.

Doch echte Zauberer gibt es nicht,hat meine Mama gesagtso muss ich alleine schlafen,und Lancey bleibt im Grab.

Aus dem Buch KINDER UND TOD, E. Kübler-Ross, Kreuz Verlag.

Ich weine

weine, weil du nicht mehr bei mir bist.Weil wir keine gemeinsame Zeit haben werden.Zeit um zu reden, zu lachen, zu spielen, zu …

Wir werden so vieles nicht gemeinsam tun können.Du bist nicht mehr bei mir.

Du bist bei mir.Jetzt, wenn ich an dich denke.Die Erinnerungen an dich, die bleiben.Ich weiß noch, wir spielten mit unseren Puppen – oft stundenlang.Wir waren im Urlaub und du bist in den Schnee gefallen –dein Bein war gebrochen.

Du hast dir einen Hund gewünscht –mit Sarah sind wir herumgetobt, haben ihr die tollsten Kunststücke beigebracht.

Du wurdest krank.Es kam eine Zeit zwischen Bangenund Hoffen.Zuversicht, Verzweiflung, Ungeduldbegleiteten uns während dieser

Monate.Und dann kam der Tag, an dem wir uns ein letztes Mal sahen.Wir wussten es aber nicht.

Du bist tot.In meinem Herzen bist du bei mir,darin sind die Erinnerungen an dich aufbewahrt.

Elisabeth Tiefenbach

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ihr helfen. Aber ich war selbst völlighilflos. Schließlich hockte ich michneben sie und stoppte die Abständezwischen den Wehen, die nun eineRegelmäßigkeit erkennen ließen. Als siesich schließlich alle drei Minuten wie-derholten, sagte Yarima: „Ich glaube, eskommt.“ Drei oder vier Preßwehenfolgten. „Jetzt ist es vorbei“, meinteYarima schließlich. Ich knipste dieTaschenlampe an. Das Licht fiel aufeinen knapp zwanzig Zentimeter langenFetus. Yarima holte ein Blatt vomDach, hob ihn auf, wickelte ihn ein undging dann weg, um ihn ins Gebüsch zulegen. Ich spürte wie mir die Tränen indie Augen schossen und über die Wan-gen liefen. „Shami“, sagte sie, als sie sichneben der Hängematte auf den Bodensetzte, „schmutzig“. Als ich ihr ein sau-beres Hemd um die Schultern legte, sahich, wie das Blut den Boden unter ihrdunkel färbte.“

Aus Yarimas Bericht: „Kenny war sotraurig, aber ich sagte ihm, er solle nichttraurig sein, weil wir ja wieder ein Babymachen würden.“

Der amerikanische Anthropologe,Kenneth (Kenny) Good verbrachtesechs Jahre bei den Yanomani-India-nern am Oberlauf des Orinoko in Vene-zuela. Dort lernte er die junge Indiane-rin Yarima kennen, die er schließlichheiratete. Ihre erste Schwangerschaftendete mit einer Fehlgeburt, siehe oben.Bei der zweiten Schwangerschaftbrachte sie mit einer normalen Geburtihren Sohnes David zur Welt, in denUSA. Ihr zweites, lebendes Kind, dieTochter Vanessa, entband sie allerdingswieder im Urwald, bei ihrer Sippe,unter Beisein ihres Mannes Kenny.

Das Leben beginnt, wie allgemeinbekannt, mit der so genannten Zeu-gung, das heißt: wenn sich eine männli-che / väterliche Samenzelle (Spermato-zoon) mit einer weiblichen / mütterli-chen Eizelle (Ovum) verbindet undweiterentwickelt. Dass damit, im Falledes Menschen, ein neues, personales

Individuum entstanden ist wird von vie-len Menschen, wenn auch nicht allen,anerkannt. Obwohl sich in den folgen-den neun Monaten eine faszinierende,ja wundervolle Entwicklung vollzieht,wird das Leben dieses Individuums imsozialen Kontext erst mit dem Zeit-punkt der Geburt berechnet. ZwölfMonate nach der Geburt wird gesagt,der Mensch sei nun ein Jahr alt.

Es ist, als würde das Prädikat „Per-son” dem Menschen erst mit der selb-ständigen Atmung verliehen werden. Inder Medizin wird bis zur 12. Schwan-gerschaftswoche vom Embryo, danachvom Fötus oder Fetus gesprochen. DieMutter, respektive die Eltern (und imGespräch des Arztes mit diesen beidenPersonen bedient sich auch dieser eineranderen Diktion), sprechen allerdingsab der Wahrnehmung der Schwanger-schaft vom „Kind“.

Der Tod eines ungeborenen Kindeskann sich allerdings zu jedem Zeitpunkteiner Schwangerschaft ereignen. Auch

Yarima war im fünften Monatschwanger und sie und ihr MannKenny waren beinahe seit einem Monatim Urwald unterwegs. „Am Fuß einesHügels überquerten wir einen kleinenBach. Yarima winkte mir, ich solle wei-tergehen, während sie sich in dieBüsche schlug, um sich zu erleichtern.„Ich hol dich schon wieder ein“, meintesie und verschwand im Unterholz.Einen Augenblick später jedoch rief sienach mir. Als ich durchs Gebüschbrach, kauerte sie auf einem Sandstrei-fen neben dem Bach. „Eou, eou“,keuchte sie, „ich habe Bauchweh.“Dabei zeigt sie zwischen ihre Beine.Dort war etwas Weißes. Als ich näherkam, sah ich eine Schlinge der Nabel-schnur, die herabhing.“

Es dunkelte bereits, so schnell ichkonnte, sammelte ich etwas Holz, zün-dete ein Feuer an und hängte unsereHängematten auf. Als ich hinausging,entdeckte ich Yarima zunächst garnicht. Dann fand ich sie im dichtenGestrüpp versteckt, unmittelbar nebendem Pfad. Es war fast nicht zum Aus-halten. Ich wollte etwas tun, sie retten,

Tod eines Kindes – vor – während – kurznach der GeburtTrauerort für frühen Kindertod

Ludwig Breit

Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Hospiz-bewegung Bad Ischl – Inneres Salz-kammergut

Aufbahrung für eine Beisetzung von12 fehlgeborenen Kindern.

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Überkonfessionelle Grabstätte fürfehl- und totgeborene Kinder amFriedhof von Bad Ischl.

fenden Eltern werden über den Beiset-zungstermin informiert und zur Teil-nahme eingeladen. Die Verstorbenenwerden in einen gemeinsamen Sarggebettet und in der Friedhofshalleaufgebahrt. Siehe Foto Seite 20.

Von dort aus werden sie vom Kran-kenhausseelsorger und den anwesendenTrauergästen verabschiedet undschließlich im Gemeinschaftsgrab bei-gesetzt. Siehe Foto unten. Diese Art derBeisetzung erfolgt kostenlos. ZurNamenserinnerung können die Elternz. B. einen beschrifteten Stein (maximalin Faustgröße) auf das Grab legen.

Die Erfahrung im nunmehr 7-jähri-gen Bestand des Gemeinschaftsgrabesfür Ungeborene und Frühgeborene aufdem Friedhof Bad Ischl hat gezeigt,dass die Beisetzungszeremonie von denAngehörigen in recht unterschiedli-chem Ausmaß wahrgenommen wird,der Besuch des Grabes jedoch eine sehrhohe Frequenz aufweist. Dieser Grab-besuch wird auch von Personen wahr-genommen die seinerzeit noch nicht dieMöglichkeiten hatten ihr Kind auf dieseWeise zu bestatten. Auf Wunsch derEltern kann natürlich jedes verstorbeneFrühgeborene auch in einem Einzel-grab beigesetzt werden.

LLiitteerraattuurrGood, Kenneth & Chanoff, David/Yamira, die Geschichte einer unge-wöhnlichen Liebe. �

hier bedient sich die Medizin andererBegriffe als die betroffenen Eltern.Stirbt das Kind, die „Leibesfrucht“, biszur 28. Schwangerschaftswoche, han-delt es sich um einen Abortus oderFehlgeburt. Das Kind ist bis dahin ohneMutterkuchen (Plazenta) nicht lebens-fähig. Die Häufigkeit eines solchenEreignisses gegenüber einer Normalge-burt beträgt in Österreich etwa 1:1.

Noch bis zum Ende des 20. Jahrhun-derts wurden solche Leichname als„Klinikabfall“ durch Verbrennenentsorgt.

Um eine Frühgeburt handelt es sichwenn ein Kind zwischen der 28.Schwanger schaftswoche und dem(normalen) Geburtstermin zur Weltkommt. Stirbt das Kind in diesem Zeit-raum in utero (= in der Gebärmutter),ist das nachfolgende „zur Welt kom-men“ eine Totgeburt. Für eine Fehl-oder Totgeburt gibt es auch den Aus-druck „still geboren“ weil es dabei kei-nen ersten Schrei, respektive keinenersten selbständigen Atemzug gibt. Indiesem Falle wird vom Standesamt

gebührenfrei eine Todesbescheini-gung ausgestellt, auf Wunsch(und Gebühr) auch eine Sterbeur-kunde.

Noch bis Ende des vorigenJahrhunderts wurden dieseLeichname zumeist einem verstor-benen Erwachsenen in den Sargbeigelegt.

Etwa zeitgleich mit der Ver-breitung der Hospizidee wurde inMitteleuropa in der zweitenHälfte des vorigen Jahrhundertsauch der Beachtung der Trauerein Augenmerk geschenkt. DerBegriff der Trauerarbeit wurdegeprägt. Gleichgültig zu welchemZeitpunkt des Lebens sich derTod ereignet, in jedem Falle han-delt es sich für die Hinterbliebe-nen, die der verstorbenen Person

in Liebe zugetan sind, um ein Verluster-lebnis. Da es sich beim Tod eines Men-schen um ein irdisch unwiderruflichesEreignis handelt erhält der Ort an demdie sterblichen Überreste verbleibeneine besondere Bedeutung. Vor allemfür die Trauer der Hinterbliebenen istdas Wissen um diesen Ort von großemWert da er eine Stütze bietet im Prozessdes Loslassens und der metaphysischenBewältigung des Phänomens des Todes.Dies gilt auch für den Tod eines unge-borenen Kindes, da hier einerseits diesubstanzielle Wahrnehmung diesesLeibes mitunter für die Eltern nichtmöglich ist, beispielsweise misst einKind in der 7. Schwangerschaftswoche17,5 Millimeter, andererseits schon einesehr hohe emotionale und ideelleErwartungshaltung besteht oderbestehen kann.

So es sich um eine Frühgeburthandelt, also Kinder ab der 28. Schwan-gerschaftswoche, ist es möglich mate-rielle Erinnerungen zu schaffen z. B.mit einem Fußabdruck, dem Namens-bändchen, einem Foto bis hin zu einemBekleidungsstück des Kindes.

In der Krankenhauskapelle des Lan-deskrankenhauses Bad Ischl gibt eseinen Andachts- bzw. Gedächtnisbe-reich für den Tod Ungeborener. SieheFoto links oben.

Die verstorbenen Ungeborenen wer-den nach der Begutachtung auf derPathologie aufbewahrt um sie nachAnsammlung von etwa Fünfzehn zurBeisetzung vorzubereiten. Alle betref-

Gedenkstätte für fehl- und totgebo-rene Kinder in der Kapelle des Lan-deskrankenhauses Bad Ischl. DerWandteppich „Lebenskeim“ ist einWerk der Künstlerin und DGKSChristine Geier, die Skulptur deroffenen Hand mit einer Feder stammtvon der Bad Ischler Bildhauerin Gud-run-Anna Gassner.

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Foto: Lisa Rothbauer

Foto:Lisa Rothbauer

Foto: Nina Kaiser

Nina Kaiser, Andrea Königseder und LisaRothbauer haben zum Thema Kinder –Trauer – Tod ihre Gefühle fotografischfestgehalten. Herzlichen Dank für ihre Mühe.

Foto: Nina Kaiser

Foto: Lisa Rothbauer

Foto: Andrea Königseder

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Leb wohl, lieber DachsVon Susan Varley

„Der Dachs war immer zur Stelle gewe-sen, wenn eines der Tiere ihn brauchte.Den Frosch hatte er Schlittschuhlaufengelehrt, den Fuchs Krawattenknotenschlingen und Frau Kaninchen hatte vonihm sein Spezialrezept für Lebkuchenbekommen. Die Tiere reden oft von derZeit, als Dachs noch lebte. Und mit demletzten Schnee schmilzt auch ihre Traurig-keit dahin. Es bleibt die Erinnerung anDachs, die sie wie einen Schatz hüten.“

„Der Dachs war verlässlich und immerhilfsbereit, er war sehr alt und wusstefast alles. Er war so alt, dass er wusste, erwürde bald sterben. Der Dachs fürchtetesich nicht vor dem Tod. Sterben bedeu-tete nur, dass er seinen Körper zurückließ“…

Bücher können in schweren Zeiten einewichtige Rolle übernehmen, Sie gebenuns Wörter für unaussprechlicheGefühle und Verständnis für neue Erfah-rungen während eines Trauerprozesses.Für Kinder können Bücher undGeschichten ein brauchbarer Einstiegsein in das Thema Sterben und Tod.Wenn Kinder nach dem Sterben fragen,weichen Erwachsene oft aus, weil sienicht wissen was sie sagen sollen. Eingutes Buch kann die Hemmungen derErwachsenen überwinden helfen und zueinem Gespräch anregen.

„Leb wohl lieber Dachs“ ist für mich einBuch das mit einfühlsamer Sprache denTod als einen Teil des Lebens beschreibt.Es stellt die Personen als Tiere dar undermöglicht so, trotz der Deutlichkeit einegewisse Distanz ohne die vorhandenen

Bücher zum Thema „Kinder und Tod“

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Gefühle zu verfälschen. Kinder im Alterzwischen 3 und 5 Jahren Pendeln zwischen Phantasie und Realität, siehaben eine vage Todesvorstellung, wassoviel bedeutet wie tot sein = weg sein.Es ist die Zeit des Egozentrismus, allehaben die gleichen Bedürfnisse, auchTote haben Bedürfnisse.

Ich habe dieses Buch vor vielen Jahrenkennen gelernt und gemeinsam mit mei-nen damals 3 und 5 jährigen Töchterngelesen. Vorbereitend, als ein Bilderbuchunter vielen, als Anregung zumGespräch. Es gab mir die Möglichkeitmehr über die Gedanken, Ängste undGefühle bzgl. Tod und Sterben meinerKinder zu erfahren.

Elisabeth Gegenleitner, DGKS Mobiles Palliativteam Salzkammergut

Weitere empfehlenswerte alters entspre-chender Literatur zum Thema „Tod undTrauer“ unter www.rainbows.at

Auf der Suche nach denRegenbogentränenHeilsamer Umgang mit Abschied und Trennung

C. Bertelsmann. Autoren: Herr Dr. JorgosCanacakis welcher Diplompsychologeund Psychotherapeut ist. Frau AnetteBassfeld-Schepers, sie ist Diplom-Pädago-gin und ausgebildete Trauerbegleiterin.Ihre Diplomarbeit schrieb sie zum Thema„Kinder und Jugendliche im Umgang mitTrauer.”

Inhalt:Mit einer ungewöhnlichen Dramaturgie,in deren Mitte ein Märchen steht, versu-chen die im Umgang mit Trauer erfahre-

nen Therapeuten, dietiefe Bedeutung desTrauerns erfahrbar zumachen. Bilder undGleichnisse, Phantasierei-sen, Rituale und Mythenvermitteln ursprünglich,in welchen unterschiedli-chen Gefühlen sichTrauer äußert und wel-che befreiende, lebens-fördernde Wirkung siezu entfalten vermag.

Die zutiefst unglückli-chen Nikolas und Ange-lina treffen zufällig aufeine alte, weise Frau. Mitihr begeben sie sich auf

eine abenteuerli-che Reise in dasLand derAbschiede. Dortwird ihnen klar,dass auf der Weltalles mit allemverbunden istund wie sich dasGanze aus einerKette von Tren-nungen undAbschieden entwickelt hat.

In den Verliesen des Herzensschlossesentdecken sie all die im Laufe ihresLebens unterdrückten Gefühle. Und aufihrem Gang durch die Unterwelten müssen sie schmerzhaft erfahren, dassGestorbenes einen eigenen Platz hat undnicht wieder zurückgeholt werden kann.Aber auf allen Wegen steht ihnen Trän-chen, das freche und zärtliche Trauertier,zur Seite und hilft ihnen, die alles erlö-senden Regenbogentränen zu finden.

Dieses Buch vermittelt in spielerischerForm die von den Autoren in jahrelangerPraxis entwickelten Trauermodelle, dieauf den wesentlichen entwicklungspsy-chologischen, anthropologischen undtiefenpsychologischen Erkenntnissen aufbauen. Seine heilsame Wirkung erzieltes beim Lesen wie beim Vorlesen, es istdaher auch für Kinder gut geeignet.

Ich verwende dieses Buch in der Kinder-und Jugendtrauerrunde, die ich begleite. Es ist ein Buch, welches Kinder undJugendliche in das Innere ihres Herzensführen kann.

Die Autoren haben auf Grund ihrerErfahrungen aus der Praxis mit trauern-den Menschen, mit der Geschichte vonden Regenbogentränen eine ungewöhn-liche poetische Form gefunden, die unsneue Wege für den liebevollen Umgangerfahren lässt. Sie erzählen ein Märchen,das Kindern wie Erwachsenen dabei hilft,sich den Trauergefühlen zu öffnen, sieauszudrücken und ihre lebensförderndeKraft zu spüren.

Dieses Buch ist ein Wegbegleiter durchAngst, Schmerz, Trauer und Wut undauch eine große Hilfe in der Begleitung.

Elisabeth NeureiterEinsatzleitung in der HospizbewegungGmunden, Begleitung einer Trauerrundefür Erwachsene und einer Trauerrundefür Kinder und Jugendliche und Autorin

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Steigende Betreuungszahlenfordern verstärkte Zusam-menarbeit

Auch heuer zeigt sich bereits deutlich, dass wiedereine stark steigende Nachfrage unserer Palliativbe-treuung zu verzeichnen ist. Besonders erfreulich ist,dass sich auch immer mehr HausärztInnen mit derBitte um Unterstützung an uns wenden. Die Einbin-dung des vertrauten Hausarztes ist ein ganz wesent-licher Baustein beim Aufbau eines tragfähigenBetreuungsnetzes für unsere PalliativpatientInnenund ihre Bezugspersonen. In der täglichen Arbeitdes Palliativteams wird der Zusammenarbeit mitallen medizinischen, pflegerischen und sozialen Einrichtungen und Diensten großes Augenmerkgeschenkt. Solche Entwicklungen freuen und bestätigen uns in unserer Arbeit.

Bei Entlassungen aus den Krankenhäusern beobach-ten wir, dass die Anfrage um Betreuungsübernahmevon PatientInnen mit komplexen medizinischen undpflegerischen Therapien, zu einem relativ späten

Zeitpunkt des Erkrankungsverlaufes an uns erfolgt.Für unsere Arbeit bedeutet dies, dass wir zuneh-mend - oft nur für wenige Tage oder gar nur mehrStunden - in die Betreuung eingebunden sind. Vorallem im Sinne unserer PalliativpatientInnen undihrer betreuenden Angehörigen möchten wir dieserEntwicklung durch eine verstärkte Zusammenarbeitvor allem im Bereich der Entlassungsplanung derSpitäler entgegenwirken. Nur gemeinsam ist es mög-lich, die Betreuungs- und Versorgungsqualität unse-rer PatientInnen in der Lebensendphase so zu gestal-ten, dass der Patient und seine Anliegen im Mittel-punkt stehen.

Mobiles Palliativteam

Neue Stützpunktleitung imBezirk Braunau

Mein Name ist Irene Ebner,ich bin 51 Jahre, verheiratet,Mutter eines 25-jährigen Sohnes und zweier Töchterim Alter von 24 und 7 Jahrenund wohne in Schalchen.1981 habe ich in der Landes-krankenanstalt Salzburg diplomiert und anschließendin verschiedenen Bereichengearbeitet.

Nach der Geburt meiner jüngsten Tochter bereiteteich mich von 2006 bis 2007 mit einer Weiterbildungin Geriatrischer Pflege auf den Wiedereinstieg insBerufsleben vor.

Eine schwere Erkrankung meiner Mutter zeigte mei-nen Geschwistern und mir im Jahr 2007 sehr drastisch, wie schnell sich im Leben von einem Tagauf den anderen alles ändern kann.

In dieser herausfordernden Zeit wurde unsere Fami-lie vom Hospizteam in Horn ausgezeichnet begleitet.Durch diese traurigen Umstände erwachte in mirdas Interesse für die palliative Pflege und Hospizar-beit. Ich erkannte, dass man durch eine gute Betreu-ung sehr viele Fragen und Ängste abfangen kann,auch die praktisch-organisatorische Hilfe war für unssehr wertvoll.

Nach dem Tod meiner Mutter im Jänner 2008 stiegich dann wieder in die Pflege ein, zuerst im Altenbe-reich, dann im Krankenhaus auf einer Internen Abteilung. Im Mai 2011 habe ich die Funktion derStützpunktleitung im Mobilen Hospiz Braunau übernommen.

Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen empfingenmich sehr freundlich und gemeinsam wollen wir dieHerausforderungen der Hospizbegleitung angehen.Ich danke meinem Team für die liebevolle Aufnahme.

DGKS Irene EbnerStützpunktleitung

Neues aus den Regionen

BRAUNAU LINZ, LINZ LAND,URFAHR UMGEBUNG

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uns an zwei Vormittagen mit einer besonderen Gabedes Herzens, dem Humor. Im ersten Teil machten wiruns auf Entdeckungsreise nach der eigenen humorvol-len und fröhlichen Grundhaltung und deren Wirkungauf Körper, Geist und Seele. So setzten wir uns mit dereigenen Humorbiographie auseinander und erwecktenin einfachen Übungen den „Clown in uns“ zum Leben.Dass Humor nicht nur für die eigene Psychohygiene einwichtiger Faktor ist, sondern auch im Umgang mitschwer kranken Menschen eine bedeutende Rolle spielt,konnten wir im zweiten Teil der Fortbildung erfahren.Viele Menschen setzen die Erfahrung „vom Lachen aus-geschlossen zu sein“ gleich mit dem Gefühl „vom Lebenausgeschlossen zu werden“. Humor schafft Vertrauenund Empathie und kann Barrieren zwischen Menschenüberwinden. Aus dieser Motivation heraus überlegtendie FortbildungsteilnehmerInnen einfache Strategienbeziehungsweise „humorvolle Türöffner“, die in einerkonkreten Begleitung anwendbar sind.

So rückte die Fortbildung vor allem zwei – scheinbar inVergessenheit geratene – Aspekte in den Vordergrund:Zum einen das besondere Gefühl wieder einmal „stau-nen“ zu können und zum anderen die Erkenntnis, dassman Humor zwar nicht fordern, aber sehr wohl fördernkann.

Mag.a Eva-Maria GattringerEhrenamtliche Mitarbeiterin, Theologin, Religionspädagogin und Humorberaterin

Neues aus den Regionen

ROHRBACH

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Ein Lächeln ist die kürzesteVerbindung zwischen zweiMenschen (V. Borge)

Dieser Gedanke von Victor Borge soll gleichsam alsÜberschrift sowohl für die vergangenen als auch dieaktuellen Ereignisse am Stützpunkt Rohrbach stehen:Zunächst richte ich den Blick auf den jährlich stattfin-denden Ausflug, der uns am 4. Juli 2011 in die Gegendrund um Haslach an der Mühl führte. So traf sich derGroßteil aller haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterIn-nen zu einer sehr interessanten Führung im Weberei-museum, um sich dann im Pfarrheim mit Kaffee undKuchen für die Wanderung zur Grubbergkapelle zustärken. Nach einem kurzen Aufenthalt fand der Ausflugeinen gemütlichen Ausklang im Gasthaus Furtmühle.

Diese kurze Skizze des Ablaufs verdeutlicht, was denhauptamtlichen Mitarbeiterinnen in der Vorbereitungbesonders wichtig war: Dank für das ehrenamtlicheEngagement, Anerkennung und Wertschätzung für diegeleistete Arbeit, Auszeit vom Alltag, ungezwungenesBeisammensein in der Gemeinschaft, Stärken desZusammengehörigkeitsgefühls, Zeit und Ruhe für persönlichen Austausch sowie gemeinsames Lachen.Letztgenannter Aspekt steht auch im Mittelpunkt derdiesjährigen internen Fortbildung. So beschäftigten wir

Foto: Privat

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Wir haben ein eigenes Büro!

2006 waren wir glücklich, einenneuen Standort in den Räumlichkei-ten der Volkshilfe gefunden zuhaben. Im Laufe der Zeit musstenwir aber feststellen, dass uns trotzder Annehmlichkeiten, die wir dortgenossen, der Platz zu eng wurde.

Mit viel Schwung und einer PortionGlück fand Stützpunktleiter MartinKogler erfolgreich den neuen Stand-ort für unser Büro. Die neuen Räum-lichkeiten liegen zentral im Stadtge-biet Steyr, auch Parkmöglichkeitensind vorhanden. Ab 1. Oktober bie-ten wir erweiterte Bürozeiten undsomit auch eine bessere Erreichbarkeit an.

Besonders freut es uns, dass wir nun einen eigenenRaum für Teambesprechungen, Erstgespräche, Einzel-trauerbegleitungen und Austausch mit anderen sozialenEinrichtungen haben. Ab 2012 ist geplant, unsere"Selbsthilfegruppe für Trauernde" in diesen Raum zu ver-

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STEYR, STEYR LAND

legen. Die neuen Räumlichkeiten ermöglichen unserenehrenamtlichen MitarbeiterInnen auch, sich jederzeitzum gegenseitigen Erfahrungsaustausch treffen zu können.

In der nächsten Zeit rechnen wir mit einem weiterenZuwachs an Betreuungen, da wir in guter Verbindungmit der im Mai dieses Jahres eröffneten Palliativstation imLKH Steyr stehen. Viele Patienten werden bereits jetztnach stationärer Behandlung von uns zu Hause weiterbetreut.

Wir freuen uns auf das Arbeiten im neuen Büro undblicken den kommenden Herausforderungen optimi-stisch entgegen.

Kerbler Elisabeth, SekretariatHedi Oberlinninger, ehrenamtliche Mitarbeiterin

Neues aus den Regionen Veranstaltungen

Wenn es mir möglich wäre,würde ich dich ein letztes Mal umarmenund ganz fest an mich drücken.

Wenn es mir möglich wäre,würde ich dir zum Abschied zurufen,dass du mein Leben bereichert hast und ich dich immer lieben werde.

Wenn es mir möglich wäre,würde ich so gerne deiner Stimme lauschen,deinen Geruch in mich aufnehmen.

Wenn es mir möglich wäre,würde ich meine Tränen abwischen,das Unabwendbare annehmenund mich mit dir freuen, weil du das Leben jetzt in Fülle hast.

Verfasser unbekannt

Foto: Privat

Unsere neue Adresse in Steyr ab 1. 0ktober 2011Caritas Mobiles Hospiz Steyr, Steyr LandBlumauergasse 34, 4400 Steyr

Bürozeiten: Montag und Freitag von 9 – 13 UhrMittwoch von 9 – 12 Uhr

Telefon: 0676/ 87 76 24 95

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Wir senden Ihnen sehr gerne unser aktuellesBildungsprogramm mit weiteren Seminaren zu!Anmeldungen bitte schriftlich mittels Anmelde-formular (im Bildungsprogramm bzw. aufAnforderung erhältlich).

Mobiles Hospiz Palliative Care Caritas für Betreuung und Pflege Erwachsenenbildung Hospiz

Erreichbar: Mo, Di, Do, Fr: 9 – 13 Uhr Tel.: 0732 / 78 63 60 / 79 14, Fax-DW 79 20 E-Mail: [email protected]: www.caritas-erwachsenenbildung.at/bildungsprogramm/hospiz/

Förderungsmöglichkeit: im Rahmen desAllgemeinen und Speziellen Bildungskon-tos. Nähere Informationen unter: Hotline 0732 / 7720 / 14900,www.land.oberoesterreich.gv.at,

e-mail: [email protected]

Grundkurs für Lebens-, Sterbe-, TrauerbegleitungSchwerkranke und sterbende Menschen sowie deren Angehörige zu begleiten ist eine verantwortungsvolle Aufgabeund erfordert eine entsprechende Vorbereitung, eine menschliche und fachliche Qualifizierung.

Termine: ab 1. März 2012, 5 Module in Linz

Basislehrgang für KinderhospizarbeitDieser Kurs dient insbesondere dazu, die TeilnehmerInnen indie Lage zu versetzen, lebensverkürzend, unheilbar erkrankteKinder und ihre Bezugspersonen ihren Bedürfnissen entsprechend zu begleiten und zu unterstützen. Termine werden bei ausreichender TeilnehmerInnenzahl vereinbart, weshalb wir Sie bitten, sich bei Interesse mit unsehest möglich in Verbindung zu setzen.

Kommunikation mit trauernden MenschenTermin: 5. 5. 12 von 9 – 17 Uhr in Linz

Aufbruch-Umkehr-NeubeginnIn Zeiten von Krisen fühlen wir uns oft wie im Winter. Lebens-lust und Lebensfreude sind verborgen und erstarrt. In derNatur kommt ein neuer Frühling – und auch in uns, wenn wires wieder zulassen.Termin: 16. 3. 12 – 17. 3. 12 in Wels

ERWACHSENENBILDUNG

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Veranstaltungen

Vortrag mit Pater Anselm Grün

„WOMIT HABE ICH DAS VERDIENT?”Die unverständliche Gerechtigkeit Gottes …

Termin: Samstag, 17. März 2012, 19.30 Uhr

Ort: Donauforum der Oberbank AGUntere Donaulände 28, 4020 Linz

Vortragender: Pater Anselm Grün OSB, geb. 1945Verwalter der Benediktinerabtei Münsterschwarzach, geistlicher Berater und Autor zahlreicher Bücher

Das oftmals alltägliche Leid wie Arbeitslosigkeit, Krank-heit oder das schmerzhafte Scheitern von Beziehungenwerfen die Fragen nach dem Warum auf. Wie kannGott das Leid zulassen? Anselm Grün beschreibt denUmgang mit konkreten Leiderfahrungen wie Krankheit,Verlust von nahestehenden Menschen oder Naturkata-strophen. Weiters geht er der Frage nach, wie man Leidals spirituelle Herausforderung annehmen und verste-hen kann.

Kartenverkauf/Reservierung: Hospizbüro, Steingasse 25,4020 Linz, Tel.: 0732 / 78 63 60,Mail: [email protected], Preise: VVK: € 14, AK € 16

Der Reinerlös dieser Veranstaltung kommtdem KinderPalliativNetzwerk zu Gute.

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Neues aus den Regionen

Hospizbewegung Bezirk Freistadt

Neue Dekade im Hospizver-ein Bad Ischl

Im Oktober 2011 konnte der Hospizverein Bad Ischl– Inneres Salzkammergut sein 10-jähriges Bestehenfeiern. Die bisherige Obfrau und Begründerin desVereins, Frau Ingeborg Rieger, legte ihr Amt ausgesundheitlichen Gründen nieder. Mit großem Enga-gement in der Vereinsführung gelang es IngeborgRieger den Verein in Bad Ischl zu etablieren und diewachsende Mitgliederzahl bis zum gegenwärtigenStand von 19 Mitgliedern stets „bei der Stange zuhalten“. Ihre herzliche Anteilnahme bei vielen Beglei-tungen war und ist allen Mitgliedern ein Vorbild. Siebleibt weiterhin im Verein tätig und anlässlich derFeier des 10-jährigen Vereinsbestehens wurde ihr dieEhrenmitgliedschaft überreicht.

Das Festreferat hielt OA Dr. Helmut Mittendorfer zumThema „Freundschaft – Gastfreundschaft – Hospiz“das er mit einer Palette erlesener Zitate großer undkleiner Persönlichkeitenwürzte. Für die musika-lische Umrahmungsorgten stimmungsvolldie FKK Schrammeln.

Bei der letzten General-versammlung im Früh-jahr d. J. wurde alsneue Obfrau FrauUlrike Mayer gewählt.Ulrike Mayer, wohnhaftin Wels, ist seit vielenJahren sehr mit BadIschl verbunden und istein Vereinsmitglied derersten Stunde. Sie wirdnun den Verein in dienächste Dekade füh-ren. Ihr bisheriges Amtals stellvertretendeObfrau wir von FrauEva Sagmeister wahr-genommen.

Ludwig Breidt

Hospizbewegung Bad Ischl –Inneres Salzkammergut

Wir begleiten Menschen. So vieles lehren sie uns.Jede Begegnung ist ein Geschenk.Achtsam sagen wir Ihnen und unseren Ehrenamtlichen MitarbeiterInnen DANKE.

Erstmalig veranstalteten wir zum Welthospiztag eineGedenkfeier für die Verstorbenen. Wir durften rund 60 Angehörige und EhrenamtlicheMitarbeiter begrüßen. Danke für Euer Kommen!

Wir haben uns geschoben durch alle Gezeitenhaben uns verzettelt und verzweifelt geliebt.Wir haben die Wahrheit so gut es ging verlogen

es war ein Stück vom Himmel, dass es dich gibt

(Herbert Grönemayer)

Im Rahmen des „Betriebs-ausfluges“ im Juli 2011 stiegen wir durch die Bucklwehlucka in St.Thomas am Blasenstein.

Unser Team Tag mit denEhrenamtlichen Mitarbei-tern findet im Jänner 2012zum Thema

„Balance im Ehrenamt“ statt:

� Bewusste Auseinandersetzung mit den persönli-chen Erfahrungen im ehrenamtlichen Engagement.

� individuelle Kraftquellen erkunden.Balancieren (anmutig und jeden Tag neu) zwischen Engagement und Regeneration.

� Inne-halten üben

� Danke sagen DGKS Rosemarie Kapplmüller

Obfrau Ulrike Mayer

Ingeborg Rieger

EAM Erni Schwarzenberger

Aloisia Denkmayr

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10 Jahre ehrenamtliche MitarbeitDie Benefizkonzerte der „Sinnfonics“ zugunstender Hospizbewegung am 19. und 21. August imGastgarten Hotel Lindner boten das stimmungs-volle Ambiente für die Ehrung unserer ehrenamtli-chen Mitarbeiterin Marianne Seyfriedsberger. Seit 10 Jahren engagiert sie sich für Betreuungen,Veranstaltungen, Mithilfe bei Öffentlichkeitsarbeitund Allem, wo zusätz-lich helfende Händebenötigt werden.

Bezirkshauptmann WHRDr. Peter Salinger undBrigitte Riedl (ehemalsWallerberger) bedankensich bei Frau Seyfrieds-berger für 4500 gelei-stete ehrenamtlicheStunden der letzten 10 Jahre und ihren unermüd-lichen Einsatz für den Verein mit einem Blumen-strauß und einer handgearbeiteten Kerze. ImBild: Brigitte Riedl mit Marianne Seyfriedsberger.

10 Jahre „Sinnfonics“Ein herzlicher Dank gilt den „Sinnfonics“! Seit 10Jahren unterstützen sie uns mit sommerlichen

Konzerten und wir freuen uns immer über denregen Zustrom von Besuchern.Mit heiteren Kommentaren und Geschichten führtDr. Hubert Lohr durch das musikalische Pro-gramm. Schwungvolle Musik, Gesang von Sopra-nistin Karin Eidenberger und tolle Gastronomie imGastgarten Lindner bieten die wunderschöneAtmosphäre, die die Besucher begeistert.

Terminvorschau: Gedenkfeier am 23. 11. 2011in St.Klara, Vöcklabruck

Advent in der Salzburgerstraße Vöcklabruck am 16./17. 12. 2011

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Hospizbewegung BEZIRK Vöcklabruck

Neues aus den Regionen Neues aus den Regionen

Die Anfrage einer engagierten Teilnehmerin desAusbildungslehrganges für Lebens, Sterbe- undTrauerbegleitung in Linz, ob es möglich sei bei derHospizbewegung Gmunden ein Praktikum zuabsolvieren, ermöglichte, dass in der Hospizbewe-gung Gmunden PraktikantInnen aufgenommenwurden.

Unter der Einsatzleitung von Frau Elisabeth Neurei-ter absolvierten sodann im Jahre 2010 vier und imJahre 2011 drei Praktikantinnen ihre praktische Aus-bildung in Gmunden.

Nach Einführung in ihre neue Aufgabe bildeten siemit einer Betreuerin ein Team und übernahmenanschließend auch selbstständig Betreuungen. Eswar für uns eine große Freude mitzuerleben mit wel-chem Einsatz und Feingefühl diese Damen und einMann an ihre Aufgabe herangingen. Nicht zuletztunterstützten sie somit auch tatkräftig das Team derHospizbewegung Gmunden.

Nach Beendigung Ihrer Ausbildung sind in der Zwi-schenzeit vier ehemalige Praktikantinnen als ehren-amtliche Mitarbeiterinnen in der HospizbewegungGmunden tätig. Wir sind glücklich sie in unseren Reihen zu haben.

Bei allen PraktikantInnen möchten wir uns ganzherzlich auf diesem Weg für ihre große Mithilfebedanken.

Hospizbewegung Gmunden

Im Bild von links nach rechts: Ingrid Oberkalmsteiner, Dr. Helmut Mittendorfer, Monika Zehetner, DGKS KarinZwirzitz, DGKS Renate Sinnhuber; vorne: Elisabeth Neureiter. Nicht auf dem Bild sind die PraktikantInnenMaria Fischer-Wellenborn, Cornelia Kern und Tobias Almer.

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Mehr Zeit für Patienten

Ab Herbst kann unser Mobiles Palliativteam mit einerspeziellen Software arbeiten, die von der Firma x-tention aus Wels implementiert wurde. Durch dasmaßgeschneiderte EDV-Programm Vivendi® ist dieArbeit einfacher und effizienter zu dokumentieren,wodurch mehr Zeit für Patienten zur Verfügungbleibt. Finanzielle Unterstützung für die Softwareein-führung erhielten wir dankenswerterweise von derKremsmüller Industrieanlagenbau KG.

Das in Steinhaus bei Wels beheimatete Unternehmenhat vor sechs Jahren aufgehört, Weihnachtsge-schenke an Kunden zu verteilen. „Wir wollten ein-fach Sinnvolleres tun“, agumentiert Juniorchef Gre-gor Kremsmüller. Mit dem „Kremsmüller 4 Life“-Pro-gramm werden nun jedes Jahr kreative Vorhabenvon Vereinen unterstützt: „Eines ist uns bei dieserAktion besonders wichtig - die Projekte sollen nach-haltig sein, sodass der Erfolg auch noch nach Jahrenspürbar ist.“

Neudesigned und überarbeitet wurde unsere Websitewww.hospiz-wels.at

Verstärkung für das Palliativteam

Mit Gabriele Kliemstein istunser Palliativ-team auf siebenPersonen ange-wachsen: Die 38-jährige DGKSstammt aus Meg-genhofen, sie istverheiratet undhat eine 7-jährigeTochter undeinen 15-jährgenSohn. Foto: GabrieleKliemstein

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1. Ennstaler Hospiztag

„Früher sind die Leit´ doch a gstorbn. Wieso brauch ma´jetzt Hospiz?“ Mit dieser Frage leitete der Obmann vonHospiz OÖ, Dr. Wolfgang Wiesmayr seine Ansprachebeim 1. Ennstaler Hospiztag in Großraming ein. Poin-tiert zeichnete er die Entwicklung zu einer gestuftenVersorgung mit Hospiz- und Palliativdiensten und dasdamit verbundene Umdenken bei den Ärzten nach,auch von ihm selbst. Als Sockel dieser Dienste sind dieehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter derHospizvereine unersetzlich. Sie sind nicht die, die „Hand-erl halten“, wenn sonst nichts mehr zu machen sei, sondern für die Erhaltung der Lebensqualität hilfreichund geschätzt.

Das Team des Vereins Hospiz Inneres Ennstal, der damitam Welthospiztag seine Gründung feierte, gestaltete einansprechendes Ambiente, in dem viele Sinne angespro-chen und viele Gespräche angeregt wurden. DerObmann Dr. Werner Kortschak hob besonders dieChance für erkrankte Menschen hervor, in der Hospizbe-gleitung jemanden an der Seite zu haben, der nicht aufdie medizinisch-therapeutische Behandlung spezialisiertist, sondern den ganzen Menschen im Blick hat.

Mit der Festveranstaltung wurde ein weiterer Schritt zumehr Selbstverständlichkeit getan, sich in der schwieri-gen Phase am Ende des Lebens den eigenen Bedürfnis-sen gemäß begleiten zu lassen.

Gesprächsrunde beim Hospiztag mit P. Alois Gapp-maier (Pfarrer in Weyer), Moderator Hugo Mayer, Hospizbegleiterin Consita Forster und Dr. TrautgundisKaiba (Landesverband Hospiz Steiermark)

Neues aus den Regionen

Hospizbewegung Wels Stadt/Land

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Neues aus den Regionen

Mobiles Hospiz KIRCHDORF

Neues aus den Regionen

Sterben und Trauer – wennKinder und Jugendliche zuBetroffenen werden.

Zu diesem Thema hat das Mobile Hospiz Kirchdorf FrauMag. Susanne Mühlbacher-Thauss zu einem Vortrag ein-geladen.

Frau Mag. Mühlbacher-Thauss ist Psychagogin und Psy-chotherapeutin, sie hat Psychotherapiewissenschaft stu-diert und ist an verschiedenen Hochschulen wie auchin ihrer Privatpraxis tätig.

Der Abschied für immer ist ein Thema, das alle betrifft.Kinder gehen mit Tod und Trauer allerdings anders umals Erwachsene.

In unserer westlichen konsumorientierten Welt habenwir den natürlichen Zugang zum Tod verloren. Ermacht uns Angst und darum verdrängen wir ihn oft. Nach einem kurzen Vortrag wie Erwachsene trauern,den vier Trauerphasen nach Verena Kast und einem kur-zen geschichtlichen Rückblick wie sich der Umgang mitSterben und Trauer in der Gesellschaft verändert hat,haben alle Gäste einen Einblick über die Trauer bei Kin-dern und Jugendlichen bekommen.

Kinder gehen mit dem Tod und mit der Trauer andersum als Erwachsene. Erwachsene trauern linear, Kinderpunktuell.

Ein Augenmerk muss man natürlich auf das Alter unddie Entwicklung des trauernden Kindes legen. Ebensowichtig ist zu beachten, wer verstorben ist und wie(plötzlich oder nach einer langwierigen Krankheit). Vorallem, wenn ein Geschwisterkind verstorben ist, mussman ein besonderes Augenmerk auf die noch lebendenKinder haben, sie fühlen sich oft nicht mehr geliebt.

Hinterbliebene fürchten sich, Kindern die Nachrichteiner unheilbaren Krankheit oder eine Todesbotschaft zuüberbringen. Sie wollen die Kinder schonen, waseigentlich heißt, ich will mich selbst schonen. „Durchdieses Schonen, nicht ehrlich sein, verlieren die Kinderihr natürliches Bauchgefühl und trauen ihren intuitivenWahrnehmungen und Gefühlen nicht mehr so ganz“,sagt Frau Mag. Mühlbacher-Thauss. Besonders wichtigist es, den Kindern und Jugendlichen zu signalisierenund zu sagen: ich bin für dich da, ich bin ehrlich mitdir, ich höre was du sagst, und du hast keine Schuld andem was passiert ist. Kinder und Jugendliche fühlensich fast immer schuldig: ich war nicht brav, habe mirkeine Zeit genommen, habe gelogen, bin nicht gutgenug, u. v. m.

Wenn möglich sollen Kinder und Jugendliche die Mög-lichkeit haben sich zu verabschieden. Frau Mag. Mühl-bacher-Thauss sagt: „ Kinder soll man immer fragen. Siewissen, was gut für sie ist. Besonders wichtig ist es, sievorzubereiten. Zum Beispiel einen Spaziergang auf denFriedhof zu machen, die Aufbahrungshalle vorheranzusehen, zu erklären, wie alles aussieht, wie alles vorsich geht.“ Beim Begräbnis müssen Kinder nicht unbe-dingt mitgehen, aber man soll ihnen die Möglichkeitbieten und eine „Drittperson“ für sie haben, die auf dieWünsche des Kindes eingeht; wenn das Kind aus derKirche gehen möchte, dann darf es dies auch tun,wenn es auf den Spielplatz will und wieder zurück, sollman diesen Wünschen auch nachkommen. Bei Jugend-lichen ist es allerdings wichtig, dass sie beim Begräbnisdabei sind.

Diese Themen und noch einige mehr wurden ange-sprochen.

Die ca. 90 Besucher nützten dann noch die Gelegen-heit Fragen an die Vortragende zu stellen und dannden Abend gemütlich bei Brot und Wein im Foyer aus-klingen zu lassen. Sabine Greimel

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Neues aus den Regionen

Vortrag mit Herrn Josef Atzmüller:„Frei von Zeit und Raum – eineNahtoderfahrung“Können Sie sich ein Leben nach dem Tod vorstel-len? Glauben Sie, dass es so etwas wirklich gibt?Benötigen wir in unserer technisierten Welt über-haupt so einen Glauben noch?

Alle Religionen, ja selbst die einfachste Naturreli-gion, brauchen ein höheres, mächtigeres Wesen,als wir Menschen es sind. Die Fragen „Woher kommeich? Wohin gehe ich?" drän-gen sich einfach auf. Kaum ein Mensch gibt sichmit dem Gedanken zufrieden,dass das Leben in dieser Weltalles sein soll. Welchen Sinnsollte dies haben? Kann dasLeben wirklich sinnlos sein?Die ganze Schöpfung sollsinnlos sein?

Alle Menschen haben etwas Wesentliches gemein-sam: die Sehnsucht nach Freiheit! Für mich ist Sterben eine Geburt in diese Freiheitvon Zeit und Raum, eine Geburt in die Ewigkeit.In meiner Sterbeerfahrung habe ich erlebt, jedeZeit vergegenwärtigen und an jeden Ort des Universums ohne Transportmittel gelangen zukönnen.

So beschreibt der Referent seinen Vortrag.Die Veranstaltung findet am 9. Februar 2012um 19.30 in der Musikschule in Perg statt.

Vortrag mit Dr. Franz Schmatzüber „Spiritualität in Grenz-situationen des Lebens“Besonders in Grenzsituationen des Lebens wieschwerer Erkrankung, am Lebensende und in Zei-ten tiefer Trauer taucht die Frage nach demWarum? und dem Sinn des Lebens auf. Die Menschen wollen einen Halt oder Antwortenauf die sich aufdrängenden Fragen finden. Die Veranstaltung findet am 19. April 2012 um19 Uhr im Rot-Kreuz-Zentrum in Perg statt.

Mobiles Hospiz PERG

Theaterprojekt „Der kleine Prinz“

Zahlreiche Besucher erlebten am 30.09.2011 im Land-schloss Parz einen beeindruckenden und zum Nachden-ken anregenden Theaterabend.„Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint de Exupery.

Der kleine Prinz gilt als Meisterwerk der Literatur und istein seltsam anrührendes Märchen vom Flieger, der nacheiner Notlandung in der Wüste dem kleinen Prinzenbegegnet.

Der kleine Prinz trifft auf seiner Reise durch das Univer-sum sehr merkwürdige Menschen, den König, den Eit-len, den Trinker, den Geschäftsmann, den Laternenan-zünder und den Geographen.Er ist auf der Suche nach einem Freund.

Die beiden Schauspieler, Christine Reitmeier und ArminStockerer, nahmen die Zuschauer mit auf die Reise zuden Sternen und gaben die Botschaft im Sinne desAutors liebevoll und humorvoll weiter.

Ein schlichtes, aber eindringliches Plädoyer für Ver-trauen, Mitgefühl und Menschlichkeit. Ein Märchen fürgroße und kleine Leute.

Christa MühlbergerGerda Hamedinger

Mobiles Hospiz GRIESKIRCHEN

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Neues aus den Regionen

„Der Weg“ Publikumsausstellungim Rahmen der Devota

„Darüber reden, bevor es zu spät ist“ – diese Gelegen-heit gab es bei der diesjährigen Bestatterausstellungmit der angeschlossenen Publikumsausstellung „DerWeg“ vom Freitag den 23. bis Sonntag den 25. Sep-tember 2011, in Ried i. I.

Die Besucher sollten sich ohne Druck mit dem ThemaTod auseinandersetzen können. Das Mobiles HospizRied i. I. war mit einem Informationsstand vertreten.Interessierte konnten sich in Ruhe über unser Angebotinformieren. Sowohl „Treffpunkt für Trauernde“ wieauch die „Begleitete Reise für Trauernde 2012“ wurdenvorgestellt.

Herr Dr. Oswald Plaimer, Arzt für Allgemeinme-dizin, und ärztlicher Berater unseres Teams,hielt am Samstag, 24. 9. 2011, um 14.30 Uhrbei der Publikumsausstellung „Der Weg“ einenVortrag über „Abschiedsrituale“.

Der Weg, Motto der Devota in Ried im Innkreis, istsicherlich ein strapaziertes Wort. Bereits in seinerursprünglichen Bedeutung hat der Weg mit dem Endezu tun, wohl wissend, dass alles in uns und um uns ver-gänglich ist. Eine innere, sehr nachhaltige Bedeutungbekommt der Weg, wenn der Tod als eruptives Ereignis,

diesen zerstört. Unmit-telbar vor demschrecklichen, aberbiologisch nichtabwendbaren Tod, bisweit über das Gesche-hen hinaus, begleitenuns Abschiedsrituale.

Abschiedsrituale, dieuns vorbereiten, dieuns auffangen unddie uns nach dem Todeines geliebten Men-schen wieder helfen

den Weg zu glätten, zu orientieren, ja einigermaßen zunormalisieren. Dabei gilt es die Macht des Todes zu zer-teilen. Hier hilft die rituale Anteilnahme, die Gedanken-energien so zu verteilen, dass alle Beteiligten, ob unmit-telbar oder nur am Rande, damit in Zukunft wiedereinen Weg finden. Somit ist dieser Weg zugleichAbschluss wie auch Wiederbeginn. Dr. Oswald Plaimer

Fünf neue ehrenamtliche Mitarbeiterinnen für das Mobile Hospiz RiedDie Freude ist groß, dass wir ab Juli 2011 fünf neueehrenamtliche HospizmitarbeiterInnen begrüßen dürfen.Es sind dies Frau Renate Karlhuber, Frau Elfriede Lech-leitner, Frau Veronika Kirchgatterer, Frau Monika Berg-hammer (nicht im Bild: Frau Sonja Ernst).

Mobiles Hospiz RIED

Leitungsteam „Treffpunkt für Trauernde“ Marianne Reinthaler, Christine Zweimüller, Reischauer Ursula

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Mobiles Hospiz SCHÄRDING

Das Hospizteam freut sichüber eine neue freiwillige Mitarbeiterin

Frau DGKS Sandra Reisinger absolvierte den Hospizlehr-gang und verstärkt nun das Hospizteam.

10 freiwillige MitarbeiterInnen sind im Bezirk Schärdingfür die Begleitung von schwerstkranken Menschen undderen Angehörigen im Einsatz.

Christa Mühlberger

Eine Auswahl Trauergruppen in OÖ

Trauernde Eltern und Geschwister LinzBegleitete Gruppen für Eltern. Auch Geschwi-ster sind willkommen. Es gibt eine eigeneGruppe für von Suizid betroffene Eltern.

Treffen jeden ersten Dienstag im Monat (ausge-nommen schulfreie Tage) von 16 – 18 Uhr imHaus der Frau, Volksgartenstraße 18, 4020 Linz.Kontakt: Josefine Mühleder, Tel.: 07215/3502http://www.trauernde-eltern.at

SHG „Gute Hoffnung – jähes Ende“

Treffen nach VereinbarungOrt: ZOE – Beratungsstelle, Bürgerstraße 1, 4020 Linz, Tel.: 0732/77 83 00

SHG „Treffpunkt Hoffnung“ für verwaisteEltern

Treffen jeden dritten Mittwoch im Monat, ab 19 Uhr im r. k. Pfarrhof GallneukirchenKontakt: Petra Ratschenberger Telefon 0699/10 24 38 37E-Mail: [email protected]

Palliativstation

Fünf Jahre PalliativstationWir feiern mit Kindern derVolksschule 1 Vöcklabruck

Seit fünf Jahren besteht die Palliativstation im LKH Vöckla-bruck. In diesen fünf Jahren waren wir oft konfrontiert mitder Trauer von Kindern. Wir waren auch konfrontiert mitden verschiedensten Reaktionen der Erwachsenen gegen-über den Kindern. Wir Erwachsenen neigen dazu, Kindervon der Fürchterlichkeit und Traurigkeit, von Krankheit undSterben fernzuhalten. Wir wollen sie schützen. Und erzeugen dadurch erst recht größere Probleme.

Kinder mitnehmen in den Prozess der Erkrankung und desSterbens, begleitet und ohne Zwang, haben wir so oft alssinnvoll erfahren.

Neben der konkreten Arbeit am Patienten und der Kom-munikation mit den Angehörigen ist die Aufklärung undWeiterbildung der Bevölkerung ein wesentlicher Bestand-teil unseres Wirkens.

In den fünf Jahren haben wir viele Gespräche und Begeg-nungen mit Schulen und Erwachsenenbildungseinrichtun-gen gehabt. Und wir haben die Kreativität der SchülerIn-nen nützen dürfen. So gestalteten die Jugendlichen derHAK Vöcklabruck unseren Wintergarten mit Wandteppi-chen aus, eine HTL Arbeitsgruppe plante ein Beschattungs-system für unsere Station, Musikgruppen haben unsere Feiern begleitet, Eventmanagement, Gestaltung vonAndachten, Service- und Kochkünste konnten wir bei Stationsweihnachtsfeiern genießen.

Am 19.10.2011 feierten wir mit 95 Schülerinnen undSchülern und ließen uns ein auf ein Theaterstück überLeben und Tod: „Der Rote Luftballon“. Wir hoffen dieaus der Reflexion daraus entstehenden Bilder in unserem Stationsbereich aufzuhängen. Die Feier wurde umrahmtvon einer Musikgruppe der Musikschule Vöcklabruck.

Wir haben uns sehr über die Gemeinsamkeit mit den Kin-dern und Jugendlichen gefreut. Wir freuen uns auch aufdie nächsten Jahre in dieser Arbeit, und wir genießen esals Palliativstation in einer Gegend zu sein, in der die Hospizvereine und das mobile Palliativteam mit uns dieseArbeit gestalten.

Allen herzlichen Dank für die Zusammenarbeit. Franz Reiner

Neues aus den Regionen

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Impressum: „Lebenswert” dient der Mitglieder-information. Medieninhaber, Herausgeber,Redaktion: Landesverband Hospiz Oberöster-reich. Für den Inhalt sind die jeweiligen Regionalgruppen verantwortlich. Gestaltung: Gottfried Schwantner. Alle: 4020Linz, Steingasse 25. Druck: Trauner Druck, 4020 Linz, Köglstraße 14

Österrreichisches Rotes KreuzMobiles Hospiz RIEDSchloßberg 1, 4910 Ried i. I. Telefon 077 52 602 - 16 55

0664 52 19 968 E-Mail [email protected]

Österrreichisches Rotes KreuzMobiles Hospiz SCHÄRDINGOthmar-Spanlang-Straße 24780 SchärdingTelefon 077 12 21 31 - 25E-Mail [email protected]

Hospiz-Team der VOLKSHILFE SALZ-KAMMERGUT

4822 Bad GoisernBahnhofstraße 1Telefon 061 35 61 77

0676 87 34 25 02Fax 061 35 61 77 - 99E-Mail [email protected]

Hospizbewegung BAD ISCHL –INNERES SALZKAMMERGUT

Sozialzentrum, Bahnhofstraße 14 4820 Bad Ischl Telefon 061 32 23 5 93 Mobil 0699 10 81 16 61 E-Mail [email protected]

Hospizbewegung Bezirk FREISTADTIndustriestraße 6, 4240 Freistadt Telefon 0664 821 56 60

0664 821 56 61E-Mail [email protected] www.hospizfreistadt.at

Hospizbewegung GMUNDENFranz Josef Platz 12 4810 GmundenTelefon 076 12 73 3 46Mobil 0664 514 5471 E-Mail [email protected]

Hospizbewegung BEZIRK VÖCKLABRUCKBrucknerstr. 27, 4840 Vöcklabruck Telefon 076 72 25 0 38 Mobil 0676 60 71 314E-Mail [email protected]

Mobiles Palliativteam SALZKAMMERGUTBrucknerstr. 27, 4840 Vöcklabruck Telefon 0676 670 7 975E-Mail palliativteam@

hospiz-voecklabruck.at

Hospizbewegung WELS STADT/LANDSalzburgerstraße 65, 4600 WelsTelefon 072 42 21 16 23Fax 072 42 21 16 23

auch für Palliative CareE-Mail [email protected] www.hospiz-wels.at

Palliativstation ST. LOUISE BHS LinzSeilerstätte 4, 4010 LinzTelefon 0732 76 77 - 71 10Fax 0732 76 77 - 71 13 E-Mail [email protected] www.bhs-linz.at

Palliative Care / KH d. ELISABETHINENFadingerstraße 1, 4010 LinzTelefon 0732 76 76 - 3420Fax 0732 76 76 - 3426E-Mail palliative-care@

elisabethinen.or.at

Palliativteam BHB LinzSeilerstätte 2, 4021 LinzTelefon 0732 78 97 - 26 640 Fax 0732 78 97 - 26 698E-Mail [email protected]

Palliativstation ST.VINZENZ BHS RiedSchloßberg 1, 4910 Ried i. I. Telefon 077 52 602 - 16 50 Fax 077 52 602 - 66 50 E-Mail [email protected] HP www.bhs-ried.at

Palliativstation LKH VÖCKLABRUCKDr. Wilhelm Bock-Straße 14840 VöcklabruckTelefon 050 55 471 - 28 730 Fax 050 55 471 -2 8 734E-Mail [email protected]

Palliativstation Klinikum WELS-GRIESKIRCHENSalzburgerstraße 654600 WelsTelefon 07242 / 415 - 66 21 Fax 07242 / 415 - 66 [email protected]

HOSPIZ OberösterreichLandesverband, 4020 Linz, Steingasse 25, www.hospiz-ooe.at

Büro: 4840 Vöcklabruck, Anton Bruckner Straße 27Telefon: 0699 17 34 70 24, Fax: 076 72 250 38, [email protected]

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Caritas Mobiles Hospiz Palliative Care LINZ, LINZ LAND,URFAHR UMGEBUNG

Steingasse 25, 4020 Linz Telefon 0732 78 63 60 Fax 0732 78 63 60 - 79 20 E-Mail [email protected]

Stützpunkt Bezirk LINZ LAND

4501 Neuhofen, RK PfarramtKirchenplatz 2, Tel. 072 27 / 42 43

Stützpunkt Bezirk URFAHR UMGEBUNG

Lebenshaus Hilfswerk, Auf der Bleich2a,4181OberneukirchenTelefon 072 12 30 12

Caritas Mobiles Hospiz Palliative Care BRAUNAURingstraße 60, 5280 Braunau Mobil 0676 87 76 24 98E-Mail [email protected]

Caritas Mobiles Hospiz Palliative Care ROHRBACHGerberweg 6, 4150 Rohrbach Telefon 0676 87 76 79 21 Fax 072 89 20 9 98 - 25 79E-Mail [email protected]

Caritas Mobiles Hospiz Palliative Care STEYR, STEYR LAND

Blumauergasse 34, 4400 Steyr

Telefon 0676 87 76 24 95E-Mail [email protected]

Österreichisches Rotes Kreuz Mobiles Hospiz EFERDINGVor dem Linzer Tor 10, 4070 Eferding Telefon 072 72 2400-23 E-Mail [email protected]

Österreichisches Rotes KreuzMobiles Hospiz GRIESKIRCHENManglburg 18, 4710 Grieskirchen Tele-fon 072 48 62 243 - 44 E-Mail [email protected]

Österreichisches Rotes Kreuz Mobiles Hospiz KIRCHDORFKrankenhausstraße 11 4560 Kirchdorf Telefon 075 82 63 5 81 - 25 E-Mail [email protected]

Österreichisches Rotes Kreuz Mobiles Hospiz PERGDirnbergerstr. 15, 4320 Perg Telefon 072 62 54 4 44 - 28

0664 534 67 69 E-Mail [email protected]

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