Untersuchungen über die Beeinflussung des spontanen Lidschlages durch Lokal-Anaesthetica

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v. Graefes Archly flit Ophthalmologie 164, 594--611 (1962) Aus der Ophthalmologischen Klinik und Poliklinik der Universit~t Basel (Vorsteher: Prof. Dr. reed. F. I~I~TELE~) Untersuehungen fiber die Beeinflussung des spontanen Lidschlages durch Lokal-Anaesthetica Von PETER IIUBER Mit 2 Textabbildungen L Einleitung 1. Begri]/sbestimmungen Der Lidschlag, ein ffir den Menschen und fast s/~mtliche Wirbeltiere mit Ausnahme der im Wasser lebenden (BLouST 1928) physio|ogisches, rhythmisches Bewegungsphi~nomen, ist, besonders hinsichtlich seiner Genese, nur teilweise erforscht. Schwierigkeiten ergeben sieh sehon bei der Unterteilung der versehiedenen Lidschlag-Formen; das hat in der Literatur zu Diskrepanzen Anlal] gegeben. H/iufig wurden etwa reflektorischer und spontaner Lidsehlag gleichgesetzt oder Befunde, die bei der einen Form des Lidsehlages erhoben wnrden, auf eine andere Gruppe fibertragen. Wir folgen in unserer Unterteilung in groi~en Zfigen derjenigen yon ADLEt~ (1950) und HassnIc~ (1957). ADLEtr unterteilt die Lidbewe- gungen in drei Haupttypen: 1. Blinzeln, 2. willentlieher Lidsehlag, 3. Blepharospasmus. Das ,,Blinzeln" wird in zwei Untergruppen unterteilt: a) reflektoriseher Lidsehlag, b) Lidsehlag unbekannten Ursprungs. Bis zu den eingehenden Arbeiten yon HABERXCH wurde im allgemeinen der spontane Lidsehlag der Gruppe I b yon ADLER (Lidsehlag unbekann- ten Ursprungs) gleichgesetzt. HABEmCH hat nun in dieser Gruppe, Lidsehlag unbekannten Ursprungs, eine weitere Untergruppe abge- grenzt, die sehr klar zu definieren ist, und bei der es sieh naeh HAB]~mCH und FISCHER (1958) um sog. ,,Bhekbewegungs-Lidschl&ge" handelt. Diese neue Abgrenzung umfaf~t Lidsehl/ige, die h/s bei Bulbus- und Kopfbewegungen auftreten. Kinematographisehe Aufnahmen und ge- naue Analysen des Bewegungsablaufes haben gezeigt, dab dieser Lid- schlag der Erhaltung der Konstanz der Sehdinge dient. W/~hrend der Bewegung der Blieklinie dureh Bulbus- oder Kopf- und l~umpfbewe- gungen ist diese Blickiinie yore Oberlid verdeekt. Es werden so Sehein-

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v. Graefes Archly flit Ophthalmologie 164, 594--611 (1962)

Aus der Ophthalmologischen Klinik und Poliklinik der Universit~t Basel (Vorsteher: Prof. Dr. reed. F. I~I~TELE~)

Untersuehungen fiber die Beeinflussung des spontanen Lidschlages durch Lokal-Anaesthetica

Von PETER IIUBER

Mit 2 Textabbildungen

L Einleitung 1. Begri]/sbestimmungen

Der Lidschlag, ein ffir den Menschen und fast s/~mtliche Wirbeltiere mit Ausnahme der im Wasser lebenden (BLouST 1928) physio|ogisches, rhythmisches Bewegungsphi~nomen, ist, besonders hinsichtlich seiner Genese, nur teilweise erforscht. Schwierigkeiten ergeben sieh sehon bei der Unterteilung der versehiedenen Lidschlag-Formen; das hat in der Literatur zu Diskrepanzen Anlal] gegeben. H/iufig wurden etwa reflektorischer und spontaner Lidsehlag gleichgesetzt oder Befunde, die bei der einen Form des Lidsehlages erhoben wnrden, auf eine andere Gruppe fibertragen.

Wir folgen in unserer Unterteilung in groi~en Zfigen derjenigen yon ADLEt~ (1950) und Hassn Ic~ (1957). ADLEtr unterteilt die Lidbewe- gungen in drei Haupt typen:

1. Blinzeln, 2. willentlieher Lidsehlag, 3. Blepharospasmus.

Das ,,Blinzeln" wird in zwei Untergruppen unterteilt : a) reflektoriseher Lidsehlag, b) Lidsehlag unbekannten Ursprungs. Bis zu den eingehenden Arbeiten yon HABERXCH wurde im allgemeinen

der spontane Lidsehlag der Gruppe I b yon ADLER (Lidsehlag unbekann- ten Ursprungs) gleichgesetzt. HABEmCH hat nun in dieser Gruppe, Lidsehlag unbekannten Ursprungs, eine weitere Untergruppe abge- grenzt, die sehr klar zu definieren ist, und bei der es sieh naeh HAB]~mCH und FISCHER (1958) um sog. ,,Bhekbewegungs-Lidschl&ge" handelt. Diese neue Abgrenzung umfaf~t Lidsehl/ige, die h/s bei Bulbus- und Kopfbewegungen auftreten. Kinematographisehe Aufnahmen und ge- naue Analysen des Bewegungsablaufes haben gezeigt, dab dieser Lid- schlag der Erhaltung der Konstanz der Sehdinge dient. W/~hrend der Bewegung der Blieklinie dureh Bulbus- oder Kopf- und l~umpfbewe- gungen ist diese Blickiinie yore Oberlid verdeekt. Es werden so Sehein-

Beeinflussung des spontanen Lidschlages dureh Lokal-Anaesthetiea 595

bewegungen der Objekte vermieden. Es ergeben sich eindeutige Zu- sammenh~nge zwischen Bliekbewegung und Lidschlag; und es hat sich gezeigt, dal~ bis zu 80% der urspriinglieh als spontane Lidsehls bezeiehneten Lidbewegungen beim erwachsenen Mensehen als sog. Blickbewegungs-Lidschl~ge gelten miissen. HAB~ICg und F l S C ~ haben also yon der Gruppe der spontanen Lidsehl~ge - - Lidsehl~ge unbekannten Ursprungs nach ADLEn - - die Blickbewegungs-Lidschl~ge abgetrennt und den Begriff echten spontanen Lidschlag ftir diejenigen Lidschl~ge eingefiihrt, we]ehe weder durch einen Willensimpuls aus- gelSst werden, keine Reaktion auf einen erfal3baren ~ul3erliehen l~eiz darstellen - - also reflektorisehe Lidsehl~ge sind - - noeh im Zusammen- hang mit einer Bulbus- oder Kopfbewegung auftreten. Hier sei erg~nzt, dab die oben beschriebenen Bliekbewegungs-Lidsehl~ge in etwas anderer Form aueh yon ADAMS (1956) besehriehen worden sind, der feststellte, dal3 beim Nystagmus h/~ufig w~hrend der sehnellen Phase ein Lid- sehlag erfolgt, und diesen Lidsehlag als Lid-Nystagmus bezeichnet hat. Es handelt sieh dabei wahrseheinlich um die gleiehe Bewegungsassozia- tion wie beim Bliekbewegungs-Lidschlag naeh HABE~IC~. Dieser Schlul3 dr~ngt sich auf beim Vergleich der Besehreibung der Bewegungs- abl~ufe bei ADAMS und bei H A ~ I C ~ und F l s o ~ .

Wenn wir in der Folge yon spontanem Lidsehlag sprechen (sLS), so ist immer der eehte spontane Lidschlag nach HABS~ICH gemeint. Den h~ufig gebrauehten Begriff der Lidschlag/requenz kfirzen wir ab : LSF.

2. Das Problem der Lidsehlagentstehung

Es handelt sich bei dem sLS um ein Bewegungsph~nomen, welches in bestimmten, mehr oder weniger unregelm~13igen Zeitintervallen anftritt. Die pausehalste Kennzeichnung dieses Ph~nomens kann durch die Errechnung der durehsehnittliehen Frequenz bei l~ngerer Beob- aehtungszeit festgestellt werden. Eine weitere, exaktere MSgliehkeit der Erfassung des Ph~nomens wird dadureh erreieht, dab die Zwisehen- r~ume zwisehen den einzelnen Erscheinungen in ihrer Verteilung mit einem Histogramm festgestellt werden. Eine noeh umfassendere mathe- matisehe Erfassung des Vorganges, der als Prozel3 mit Zufalls-Elementen, sog. stochastiseher Prozeft, zu bezeiehnen w~re, w~rde die MSgliehkeiten dieser Arbeit iibersehreiten.

Zahlreiehe Autoren haben auf Grund der pauschalen Kennzeichnung der Frequenzbestimmung unter den versehiedensten Versuehsbedin- gungen versucht, das Wesen des spontanen Lidschlages, jedoeh ohne Abgrenzung der Bliekbewegungs-Lidsehl~ge, zu erfassen (GAlZ~E~ 1898, LA~s 1902, PoI~lmlZ 1928, lZossA~o 1933 und ~TAI~TEI~ 1941). Die ein- gehendsten Untersuehungen stammen yon Po~I)EI~ und KE~NEI)Y (1927). Diese Autoren haben durch Erfassung der zeitliehen Abst~nde

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zwisehen dan einzelnen Lidsehl~gen das Ph~nomen des sLS, allerdings ohne Abgrenzung der Bliekbewegungs-Lidschl~ge, weitgehend errant. Ihre grundlegenden Untersuehungen gelten zum groBen Teil aueh heute noeh. Wenn diese Arbeit einen yon PONDER und KENNEDY aufgestellten Befund zu widerlegen versueht, so will sic keineswegs die wiehtigen, grunds~tzliehen Feststellungen yon POND]~ und KENNEDY in Frage stellen. Vergleiche aueh unten, Absehnitt 4, Diskussion der Befunde. PONDEI~ und KENNEDY bemiihten sich zunaehst um die Erfassung einer Grundfrequenz des Lidsehlages. Sie untersuchten zahlreiehe Personen, wobei sic die Lidschlage mit einem ,,Sehwere-armen" System veto Ober- lid direkt auf ein Kymographion registrierten. Sic haben die Abstande zwisehen den einzelnen Lidsehlagen, sog. Interblinkperioden, ermittelt und dabei im Prinzip vier Gruppen yon Lidsehlag-Typen abgegrenzt. Auf Grund der graphischen Darstellung in Form eines Histogramms die Anzahl der Lidschlag-Perioden gleieher Lange als Saule aufzeich- nend, fanden sie als erste und h~ufigste Gruppe diejenige mit tt~ufung der kfirzesten Interblinkperioden und kontinuierlieher Abnahme der Anzahl der Perioden mit Zunahme ihrer Dauer. Sie bezeiehneten diese Gruppe als J-Gruppe. Die zweite und auch zweithaufigste Gruppe bildete ein unregelmg~iges Plateau yon gro~er Breite, d.h., es fanden sieh keine einheitliehen Spitzen, as wurden Interblinkperioden yon ver- sehiedenster Lange festgestellt, ohne Vorwiegen einer Periodenl~nge. Die dritths Gruppe ergab eine H~ufung yon zwei Periodentypen: Einer kurzen und einer langeren mit dazwischenliegenden, weniger h~ufigen Periodenl~ngen. Die vierte und erstaunlicherweise seltenste Verteilung der Interblinkperioden zeigte eine Art Gau~sche Kurve mit Vorwiegen eider Periodenlgnge und glockenfSrmiger Verminderung der Anzahl der kfirzeren und lgngeren Interblinkperioden. PONDEa und KENNEDY versuehten nun, die MSgliehkeit eines eventuell vorhandenen reflexogenen Gesehehens fiir den spontanen Lidsehlag zu untersuchen. Dabei stellten sie lest, da~ dureh Reizung der sensiblen Endorgane im Bereieh der Cornea und Conjunetiva mit Raueh eine deutliehe Vers rung des Lidschlag-Typus eintrat. Es kommt immer zu der Ersehei- nung der Gruppe 1 mit vorwiegend kurzen Interblinkperioden. Die Beleuehtung, sofern diese nieht sehr sehnell in ihrer Intensit~t geweehselt wurde, hatte keinen Einflu~ auf die LSF. Ebenso zeigten Unter- suehungen an kongenital Blinden keinen grundsgtzlichen Untersehied gegentiber sehenden Versuehspersonen. Es wurde weiterhin abgekl~rt, wieweit muskulgre Afferenzen, d.h. Tonusvergnderungen der ~ul3eren Augenmusketn, einen Einftufi auf den Lidschlag h~ben k6nnen. Es wurde festgestellt, dal3 aueh bei Pendelnystagmus, also dauernder Xnderung der muskuls Spanuungszustgnde, kein lorinzipieller Unter- schied gegeniiber normalen Versuehspersonen hinsichtlieh LSF festzu-

Beeinflussung des spontanen Lidschlages durch Lokal-Anaesthetica 597

stellen war. Im l~ahmen der gleiehen Untersuchungen haben POSDng und K n ~ s D Y aueh gefunden, dag eine totale Anaesthesie der Cornea und Conjunctiva mit Coeain die Frequenz nieht beeinflugte. Der Typus der Verteilung der Ingerblinkperioden ohne Anaesthesie und mit An- aesthesie hatte sieh nicht ver~ndert. Auf Grund dieser Untersuchungen kommen P O~D~ und K ~ I ) Y zum SehluB, dab der sLS kein I{eflex- gesehehen darstellt, da offenbar keiner der tIirnnerven 2--6 als affe- renter Sehenkel eines lgeflexbogens in Frage kommt.

Es wird daher yon den beiden Au~oren ein Lidsehlag-Zentrum im Bereiehe des Stammhirns angenommen, dies auf Grund der bekannten Tatsaehe, dag beim postencephMitischen Parkinson eine deutliche Ver- minderung der LSF auftritt. In der zweiten Hglfte der Arbeit wird die Frage der Beeinflussung des sLS dureh die Psyche untersueht. Beob- achSungen in Geriehgssglen, Lesestnben und Bibliotheken sowie in Ver- kehrsmitteln ffihr~en die Untersucher zum SchluB, dab der Lidsehlag als VentiI f/ir psyehische Spannungszust~nde anzusehen sei. So wird ein Zustand yon ungeriehteLer Angst oder ~u eine starke Steigerung der LSF zur Folge haben, w~hrend eine geriehtete, geistige Anspan- nung, wie das L6sen eines mathematisehen Problems, die LSI~' eher vermindert. Es wird der Lidsehlag als ein ,,highly faeilated pa th" be- sehrieben, der beschritten wird, wenn kein ad/~quates Ventil, z .B. Weinen usw., ftir die vorhandene psyehisehe Energie zu linden ist.

Wir m6ehten im folgenden auf die griindlichen Untersuehungen yon P o x 3 ~ und K ~ D ~ nieht gesamthaft eingehen. Es soll vielmehr in der folgenden speziellen Problemstellung I, 3 die eigentliehe l~'rage dargelegt werden, die wir uns gestellt haben. In Absehnitt II, Versuchs- anordnung, soll, nach Mlgemeinen Prinzipien der Versuehsanordnung, diejenige yon Po~Dn~ und K ~ ) Y nnd anschliel3end die eigene geschildert werden. Abschnitt I I I gibt die Resultate der Untersuehungen, zuerst protokollm/~13ig, dann geordnet wieder, w/ihrend in Absehnitt IV eine Diskussion der Befunde, unter anderem aueh in Zusammenhang mit der umfassenden Arbeit yon H A ~ c ~ (1957) gebracht werden soll.

3. Besondere Problemstellun~ der vorlieffenden Arbeit

P O ~ D ~ und KEnneDY haben wie erw~hnt festgestellt, dab eine Anaesthesie der Cornea und Conjunctiva mif einem Oberfl/~chen- Anaestheticum die LSF nicht vergndert. Die Autoren haben bei ver- sehiedenen Patienten nach Anaesthesie der Cornea und Conjune~iva mit Coeain keine Nodifikation des Lidschlag-Typus festgesteI15.

In der ophthatmologischen Praxis sind jedoeh t@ ich Erscheinungen festzustellen, welche eine Beeinflussung des Lidschlages dureh Lokal- anaes~hesie vermuten lassen. Feinste Stippung des Hornhautepithels nach Lokalanaesthesie werden als Austroeknungserseheinungen infolge

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verminderten Lidschlages angesehen. I m weiteren ist festzustellen, dab an anaesthesierten Patienten bei der FremdkSrper-Entfernung w/~hrend langerer Zeit der Lidsehlag unterdriiekt werden kann, was dem nieht- anaesthesierten Pat ienten nur fiir kurze Zeit mSglich ist. Auf dem Operationstisch muB der Anaesthesierte aufgefordert werden, sein Auge zu seh]ieBen.

Es ging uns also darum, die praktisch bedeutsame Beeinflussung der LSF dureh Einbringen eines Lokalanaestheticums in den Binde- h~utsack zu untersuchen.

II. Yersuchsanordnung 1. A lIgemeine Pr inz ip ien der Versuchsanordnung

Es ist geplant, die Wirkung eines Faktors A, hier der Lokalanaesthe- sie, auf ein bestimmtes Geschehen, hier auf die Frequenz des sLS, F o zu untersuchen. Mit andern Worten: Wie verh/~lt sich Fo, LSF ohne Anaesthesie, zu Fa, LSF mit Anaesthesie. SolI tats~chlich nur die Wh'kung des Faktors A untersueht werden, so muI~ daffir gesorgt werden, dal~ andere Fak~oren, welche F o beeinflussen, w~hrend der Versuchs- periode konstant bleiben.

Der ns Schritt bei dieser Betruehtungsweise geht somit dahin, alle iibrigen, den sLS modifizierenden Einflfisse zu erfassen, damit deren Konstanz gew/~hrleistet werden kunn. Wir kSnnen eine Trennung vor- nehmen zwisehen s und inneren Faktoren, welche den Lidsehlag beeinflussen.

Die ~ul~eren Faktoren wurden yon POJ~LE~, LANS, sowie PONDEI~ und KENNEDY U.a. ziemlieh eingehend untersueht (PoLLEn 1928, LA~S 1902, PONDE~ und KENNEDY 1927). Die Resultate der verschie- denen Untersucher sind sehr untersehiedlich. Es wurden folgende /~ul~ere Faktoren untersucht: Feuchtigkeit, Beleuchtung und Tempe- ratur. S/~mtliche Faktoren seheinen, sofern sie sieh im lgahmen der Norm bewegen, keinen wesentliehen Einflul3 auf die LSF F o zu haben. Wird in extremen Verh/tltnissen gemessen, so scheinen gewisse Beein- flussungen vorhanden zu sein. Die M6g]ichkeit, dab as sieh dabei jedoch um reflektorische Lidschlg~ge in Form yon Abwehrbewegungen handelt, bleibt bestehen.

Wescntlich bedeutungsvoller seheinen die sog. inneren Faktoren ffir ~o zu sein. Wit verstehen darunter Einfliisse, welche einerseits psyehisch bedingt sind, andererseits yon der , ,vegetativen Tonuslage" des Individuums abh/~ngen. Der Ausdruck Psyche ist in diesem Zu- sammenhang etwas weir gefal~t. Es scheint sich bei der Beeinflussung des Lidsehlages yon dieser Seite her haupts~chlieh um zwei Faktoren zu handeln, n/~mlieh auf der einen Seite die momentane Aufmerksam- keit und ihre g iehtung sowie andererseits die psyehisehe Grundstim-

Beeinfiussung des spontanen Lidschl~ges durch Lok~l-Anaesthetic~ 599

mung der untersuchten Person. C~Am'~NTER (1948) hat festgestellt, dal~ die optisehe Aufmerksamkeit umgekehrt proportional der LSF sei.

Wird also die Aufmerksamkeit eines untersuchten Patienten optiseh stark in Anspruch genommen, so kommt es zu einer entspreehenden Verminderung yon ~o. PONDEtr und KE~Z~DY haben im zweiten Teil ihrer Arbeit sehr sehSn die Bedeutung der geistigen Anspannung des Mensehen, sie nannten dies ,,mental tension", gezeigt. Die Autoren stellten, wie schon bemerkt fest, dal] eine gerichtete geistige Anspan- hung, z. B. das LSsen eines mathematischen Problems, die LSF senkt, wi~hrend andererseits eine ungeriehtete, geistige Anspannung wie Angst, Wut usw. die LSF stark steigert.

HABERIO~ und WITTXE (1956) haben andererseits bei Beobaehtungen des Lidsehlages yon Rindern eine deutliehe Abh~ngigkeit des Frequenz- niveaus yon den vegetativen Funktionen des Tieres festgestellt. Die Antoren haben dabei vier vegetative Lagen des Tieres nntersueht, zu welcher jeweits das entsprechende LSF-Niveau gefnnden werden konnte. In der Brunst der Tiere steIlten die Autoren einen deutlichen Anstieg der LSF feat. Jedoeh war die oben besehriebene Abstufung innerhalb der verschiedenen vegetativen Stimmungslagen auch wghrend der Brunst vorhanden.

Von verschiedenen Autoren wurde im weiteren ein Freqnenz-Unter- sehied in bezug auf das Gesehlecht der Untersuehungsperson fest- gestellt. Es sind jedoeh hier grol~e Diskrepanzen vorhanden, wahr- scheinlieh bedingt dutch die Verschiedenheit der Untersuehungs- Methodik. Frauen reagieren in versehiedenen Situationen anders als M~nner; diese Tatsaehe dfirfte sich aueh in der LSF /iui]ern. Ver- schiedene Untersucher kommen deshalb zu sich widersprechenden Er- gebnissen hinsiehtlieh der Grundfrequenz des sLS bei M~nnern und bei Frauen. Es seheint, wie HABERICtt feststellt, die unterschiedliehe psychische Grundhaltung und Reaktionsweise der Gesehlechter sieh auch in der LSF zu i~ul3ern.

Wir haben somit s/~mtliche erw/~hnten Faktoren, die/iuBeren und die inneren, bei der Versuchsanordnung mSglichst konstant zu halten. Dabei wird die untersehiedliche Bedeutung der einzelnen Faktoren auch hinsichtlieh der Konstantha]tung beriicksiehtigt werden mfissen.

2. Die Versuchsanordnung yon Ponder und Kennedy Die beiden Untersucher stellten ihre Befunde an Personen lest, welche bei

nieht sehr hellem, aber doch gutem Licht einen leichten Text Iasen. Die LSF wurde dureh ein mSgliehst schwereloses System direkt vom Oberlid abgenommen, wobei jeder Lidsehlag einen Stromkreis unterbrach und eine Markierung auf einem Kymographion provozierte. Mit dieser Untersuchungsmethodik war es m6glich, Personen w~hrend langerer Zeit zu untersuchen, t)O~DEa und KENNEDY haben jewefls zwischen 30 rain und 2 Std lang beobachtet. Mit dieser Versuchsanordnung

40*

600 PETE~HuBE~:

haben die Autoren wesentliehe Vorteile erreicht. Sie haben, wie oben erw~hnt, w~hrend l~ngerer Zeit untersueht, und es wurden Beobaehtungsfehler ausgeschM- tet, da die LSF maschinell aufgezeichne~ wurde. Die ~uBeren Faktoren, wie sie oben erwghnt wurden, waren wghrend der ganzen Beobachtungszeit konstant, ldeine Schwankungen im Normbereich in bezug auf Temperatur, Luftfeuchtigkeit seheinen keinen wesentlichen EinfluB zu haben.

Die Methode weist jedoeh folgende Nachteile auf: Der Untersuchungsperson wurde eine Apparatur an der Stirn befestigt, die Lider muBten mit feinen F~den mit der Apparatur in Verbindung gebracht werden. Es resultierte daraus ein Zustand, der ein so leicht beeinfluBbares Geschehen wie den sLS erheblich modi- fizieren kann. PoY'cD~I~ und KJ~_wE])u haben versueht, diesem Nachteil zu be- gegnen, indem sie ihre Untersuchungen erst 5 oder 10 rain naeh Anbringen der Apparatur begonnen haben, um so den Probanden Gelegenheit zu geben, sich an den Zustand anzupassen. Im weiteren wurde die Untersuchung beim Lesen eines leiehten Textes vorgenommen. Es ist hier zu bemerken, dab bei Naheinstellung der Akkommodation gemessen wurde. Im weiteren hat ]~ALL (1945) bei grfind- lichen Untersuehungen fiber das Auftreten yon sLS beim Lesen yon Texten fest- gestellt, daB eine GroBzahl der Lidschl~ge auf Satzzeichen und Seitenwechsel fallen. Der Untersucher konnte also feststellen, dab ein deutlicher Zusammenhang der Lidsehls mit dem gelesenen Text besteht. Eine Person bei Po~Drg und K ~ D Y muBte zuerst ohne Anaesthesie und dann mit Anaesthesie lesen. Es besteht daher die MSgliehkeit, daB, infolge eines Zusammenhanges zwischen Lid- schlag und gelesenem Text, der Explorand aueh mit anaesthesiertem Auge Lid- schl~ge durchfiihrte, weft er gewohnt war - - ira Sinne des bedingten Reflexes - - , an entsprechenden Textstellen zu blinzeln.

3. Eigene Versuchsanordnung Auf Grund der bisher feststehenden Untersuehungsergebnisse haben wit fol-

gende Prinzipien ffir die eigene Versuchsanordnung ausgearbeitet. 1. Die Blieklinie muB ruhiggestellt werden, um den groBen Antefl der Bliek-

bewegungs-Lidsehl~ge auszusehlieBen. 2. Die oben besehriebenen s und inneren Faktoren mfissen w~hrend

der ganzen Versuchsperiode konstant gehMten werden, damit tats~chlieh nur die Wirkung des einen Faktors, n~mlieh die der LokManaesthesie siehtbar wird. Die ~uBeren Faktoren, wie Temperatur und Luftfeuehtigkeit, sind, sofern sie sieh im Rahmen der Norm bewegen, zu vernaehl~ssigen. Zur Vermeidung yon Blendung wurde bei geringer Beleuehtungsstirke untersucht. Es wurde jedoch grSBerer Wert auf die KonstanthMtung der psychisch beding~en Einfifisse gelegt. Um dies zu erreiehen, haben wh" versucht, den Exploranden auf akustisehem Wege abzu- lenken, indem ibm eine Geschichte vorgelesen wurde, war es mSglich, eine wenig- stens ~hnliche psychisehe Situation zu sehaffen.

3. Die optisehe Beanspruehung des Untersuchten muB auf ein Minimum besehr~nkt werden, urn, wenn irgend m6glieh, auf diesem Wege provozierte Lid- schlgge zu vermeiden.

Die t~eMisa~ion wurde folgendermM~en versucht: Die Versuchsperson sM~ in einem bequemen Sessel vor einem mit beigem Tuch bespannten Kanal yon 4 m L~nge, 2 m tt6he und 80 cm Breite. Am Ende des KanMs befand sieh eine schwarze Wand yon etwa 80 auf 60 cm AusmMi Im Zentrum dieser Wand wurde Ms Fix- punkt ein weiBer Wattebauseh montiert. Der ganze KanM war sehwach beleuehtet. Die Beleucht~ungsst~rke im Bereiche der Augen des Patienten betrug 5 Lux. Der Explorand wurde dureh ein Guckfenster in diesem KanM seitlieh vom Untersucher beobachtet, Zur Erreichung der mSglichst konstanten psyehischen Beanspruchung

Beeinflussung des spontanen Lidsehlages durch Lokal-Anaesthetiea 601

der Untersuchungsperson wurde neben dem Exploranden auf einem Tonbandger~t eine Gesehichte abgespielt. Die Wahl dieser Erz~hlung fiel auf den Anfang der Gesehichte yon Saint Exup6ry: ,,Der kleine Prinz." Es wurde diese Geschichte gew~hlt, einmal, well sie aueh dem Erwachsenen etwas zu sagen hat, aber doch nicht eigentlich erregend ist. Das M~rchen konnte auch Versuchspersonen ver- schiedensten Bildungsgrades dargeboten werden. Ob ein Nachtell darin zu sehen ist, dab ein Tell der Untersuchten die Geschichte schon kannte, sei dahingestellt.

Der Untersuchungsgang ffir eine Untersuchung gestaltete sich folgendermaBen: Der Versuchsperson wurde zun~chst erkl~rt, wi~hrend der nun folgenden Versuchs- periode dauernd ihren Blick auf die sehwarze Fl~che am Ende des Kanals zu riehten. Ausdrficklich win'de betont, dab nicht ein strenges Fixieren des Fix- punktes in der Mitre der Fl~che notwendig sei, sondern dab der Bliek ruhig auf der schwarzen Fl~ehe bewegt werden dfirfe. Der Blick diirfe jedoch die schwarze Fl~che nicht verlassen. W~hrend der ganzen Untersuchung werde ein M~rehen erz~hlt, welchem die Versuchsperson, wenn irgend mOglieh, folgen solle. Durch den Untersucher wurde, nachdem zuerst einige Minuten verstrichen waren, w~hrend welchen sich die Versuchsperson an den etwas ungewShnlichen Zustand gew6hnen konnte, die Zeit gemessen, welehe benOtigt wurde, bis zum Ablauf yon 20 Lid- schl~gen. Pro Versuchsperson wurden durchschnittlich zwei Messungen vor- genommen. Wurde dabei festgestellt, dab eine starke Diskrepanz in den Resul- taten der beiden Messungen vorhanden war, so wurde so lunge welter gemessen, bis ungef~hr konstante Werte fiir 20 Lidschl~ge gefunden wurden. Dies gesehah in der Absicht, MeBfehler zu vermeiden, die Folge der Erregung dureh die unge- wohnten Umst~nde gewesen w~ren. AnschlieBend an diese Bestimmungen wurde dem Patienten 4~ Novesin in den Bindehautsack getropft. Nach Applikation des Anaestheticums war die Hornhaut jew-ells soweit anaesthesiert, dab Beriihrung mit einem Wattebausch nieht mehr emphnden wurde. Hierauf schalteten wir eine Pause yon 10--15 rain ein, um die mit dem Eindringen eines Tropfens ver- bundene Reizung abklfi~gen zu lassen, ttierauf wurde unter den gleichen Bedin- gungen die LSF, d.h. die Zeit his zum Ablauf yon 20 Lidschl~gen, festgestellt. Im allgemeinen wurden auch hier zwei )/[essungen vorgenommen: bei starker Diskrepanz der Befunde jedoch weitere Messungen durchgeffihrt.

Es wurden 30 ,,augengesunde" Personen in der oben beschriebenen Weise untersucht. AuBer einer Patientin rekrutierten sich s~mtliche Exploranden aus dem Personal der Augenklinik Basel, in der Mehrzahl weibliche Personen. Das Verh~ltnis der Geschlechter betr~gt 24:6. ])as Alter der Versuchspersonen bewegt sich zwischen 54 und 16 Jahren mit (Jberwiegen der jfingeren Jahrgiinge zwischen 1930 und 1940.

An ch'ei Versuehspersonen wurde vor der Applikation yon Novesin ein Blind- versuch mit physiologiseher Kochsalzl6sung durchgeffihrt. Zwei dieser Blind- versuche mit anschlieBender Applikation yon Novesin wurden eine Woche nach dem ersten normal durchgeffihrten Versuch vorgenommen (Fall a und Fall b, Tabelle 3). Fall c in Tabelle 3 ist identisch mit Fall 5 in Tabelle 1. t i ler wurde der Blindversueh w~hrend des Untersuchungsganges durchgeffihrt.

III. Untersuehungsergebnisse S~mt l i che g e f u n d e n e n zahlenmi~gig f i x i e r t e n E rgebn i s se s ind in

den T a b e l l e n 1 - - 3 au fgeze i chne t .

Es ist nachzutragen, dab in den Tabellen 1 und 2 eine weitere Abkiirzung ein- gefiihrt wurde. Die mittlere Zeit, welche gebraucht wurde, bis zum Ablauf yon 20 Lidschl~gen ohne Anaesthesie wurde als t o bezeichnet, w~hrend die mittlere

602 P~TERH~BE~:

1

2

10

11

12

13

14-

15

TabeUe 1. Untersuchungsergebnisse

Z e i t e n f i i r Z e i t e n f t i r 20 L S o h a e M i t t e l - 20 L S m i t Mi t t e l - A n a e s t h e s i e w e r t e = to An~es thes i e w e r t e = ta

i n seo Jn seo G e b ~ r t s j ~I~.

A.S. , ~,, 1938 110 122

C.H. , ~, 1936 54 53

M.K. , ~, 1933 112 125

I~. S., ~, 1930 91 74

J . K . , ~, 1938 150

T .S . , ~, 1943 54 64 67

B .B . , ~, 1941 80 83

H . B . , ~, 1939 73 75

M.S. , ~, 1933 37 41

G.P . , ~, 1934 220 176

W . S . , (~, 1932 225 107 116

E: B., ~, 1946 160 188

M.W. , ~, 1920 86 52 61 8O

P . F . , ~, 1925 43 45 45

E . W . , ~, 1940 38 39 34 45 47

116 256 256

53 109 114 119

118 etwa 3000 ztwa 3000

82 123 137 152

150 526 526

62 59 55 49 51 62 55

81 241 221 2O5 143 295

74 57 55 62 56 40 59 56 57

39

198

149

33 39 41 42 4O

733 733

331 331

423 319 216 137 138 132 147

113 109 100 114

174

70

44

142 131 123

P r o z e n t u a l e Z u n a h m e i n P r o z e n t des M i t t e l w e r t e s

ohne An.

121

115

2500

67

251

- - 1 2

173

- 2 6

0

270

122

83

97

148

222

Beeinfiussung des spontanen Lidschlages durch Lokal-Anaesthetica 603

Tabelle 2. Fortsetzung der Untersuchungsergebnisse

Z e i t e n f i i r Z e i t e ~ ff ir Prozent~a , le N a m e , 20 L S ohne Mi t t e l - 20 L S m i t M i t t e l - Z n n a h m e i n

P r o z e n t des G e b a r t s j a h r A n a e s t h e s i e wer to =t0 A n a e s t h e s i e wer t e = ta M i t t e l w e r t e s

i n sec i n sec ohne An.

- - i 16 H.S . , 6, 1931 42 ] 33 49 46 39

31 50 32 41 26 47

45

17 R . K . , 2, 1937 385 385 871 871 126

18 U . E . , 9, 1944 146 422 391 174 140 i 361

19

20

21

L .G. , 2, 1942

L .W. , 2, 1919

E .T . , 9, 1936

129 109

85 138

181 135 104

96

219 197 134 137

143

t 115 i

129

172

442 312

282 186 175

577 402

377 228

214 66

i

489 , 184

m

22 L . ~ . , ~ ,1935 442. 401 613 512 27 360 411

23 M.S. , 9, 1921 265 255 492 377 48 246 262

24 E . W . , 9, 1928 55 57 4

25 M.M., 2 ,1941

49 63 54

69 71 62 81 i

44 r 44 42 46

236 236

26

27

u S., 9, 1918

75 99 77 50

M.G. , ~, 1931

J . B . , 9 ,1908

V.B . , 9, 1934

54 58 60 56

147 157 121 222 102

49 51 49 47 50 48

786

398 183 178

393 258

28

167 176 186

89 I 89 89

29

786

253

' 11

I

! 1 232

30

237

325 85

lol I 13 D.W. , ~, 1932 96 106

604 PETER HUBER :

Tabelle 3. Resultate der Versuehe unter Einschaltung eines Blindversuehs mit NaCl

Zeit s 20 L S ohne

Alla~es~ t h e s i e i n see

86 84

52 52

(physiol.)

N~D~e~ G e h ~ r t s -

ja1~,

a) C.H., ?,

1936

b) M.K., 3,

1933

e)

Zeit fiir 20 ]~S I l a e h

M i t t e l - A D p l i k a - ] ~ i t t e l - w e r t e w e f t t i ~ n y o n , --tk

= t~ NaC1 p h y s , in see

85 41 69 97

52 52 61 70

V e r l i n d e - Z e i t f t i r

r u n g i ~ 20 L S ~ i t t e l - Prozent mit des Wertes wert ohue An- Anaes- = ga

thesie ~es~hesie in see

(to)

- -19

-~ 11,7

134 110 91

116

1500 etwa

113

1500

V~r -

r ] l ~ g xzoE t~ in

I>rozent 5rOrl t0

+ 3 3

2500 etwa

~- 251

Gruppenweise Gliederung der Be[unde aus Tabelle 1 und 2

Gruppe I. Keine Zunahme der Zeit in Sekunden, oder Zunahme his zu 50%, ehlschlieBlieh der 2 F~lle mit Verminderung der Zeitspanne fiir 20 Lidschl~ge: 9 Fglle: 6, 8, 9, 16, 22, 23, 24, 26, 30.

Gruppe 1I . Zunahme der Zeit um 51--100% : 5 Fiille: 4, 12, 13, 20, 29.

Gruppe I I I . Zunahme der Zeit um mehr als 100% : 16 Ftille: 1, 2, 3, 5, 7, 10, 11, 14, 15, 17, 18, 19, 21, 25, 27, 28.

Zeit, welehe verstrich, bis 20 Lidsehl/s mit Anaesthesie erfolgt waren, als t a be- zeichnet wurde. Auf Grund dieser Abkfirzung k6nnen wir folgende Gruppierung vornehmen:

Gruppe 1: Zunahme yon t~ bis zu 50% yon t o sowie Ieichte Abnahme yon t~ gegeniiber v o n t o. In diese Gruppe mSssen 9 FiitIe gereehnet werden.

Gruppe 2: Zunahme yon t a um 51--100% yon t o. In diese Gruppe geh6ren 5 F~ilIe.

Gruppe 3: Zunahme yon t a urn mehr als 100% v o n t o m i t der Hauptmasse der Untersuchten, n~mlich 16 Fgllen.

Es kann also festgestellt werden, dab yon 30 Untersuchten 21 eine eindeutige Verl~ingerung yon t a aufwiesen, dementspreehend eine manifeste Verminderung der Frequenz. Wir stellen im fibrigen fest, dab yon seehs m~nnlichen Ver- suchspersonen drei in Gruppe 1 und drei in Gruppe 3 fallen. Dies ist wohl ein Zufall.

Uber die drei Blindversuche gibt Tabelle 3 Auskunft. Die Zeit, t k, mittlere Zeit, welehe verstreicht bis zum Ablauf yon 20 Lidschl~gen unter physiologischer KoehsalzlSsung, zeigt gegenfiber den Zeiten t o keine manifesten Ver~nderungen. t a hingegen weist nun wieder eine sehr ausgepr/~gte Verl~ingerung gegeniiber yon t o auf. Einzig Fall a ist diesbeziiglieh nicht sehr auff~llig, wird jedoeh t k m i t t a verglichen, so kann doeh eine Zunahme yon t a um 63% yon t k er- rechnet werden.

Beeinflussung des spontanen Lidschlages durch LokaI-Anaesthetica 605

IV. Diskussion der Befunde

Die Besprechung des Resultate mSchten wir einleiten mit einer Gegenfiberstellung der Versuche yon PONDER und KS~CN~DY und unseren eigenen Untersuehungsergebnissen. In einem weiteren Ab- sehnitt werden wir Einw/~nde mehr techniseher Art, die sich bei unserer Versuehsanordnung aufdr/~ngen, bespreehen, ansehliel3end soll die Frage der Signifikanz diskutiert werden, w/~hrend wir in einem vierten Ab- sehnitt unsere Befunde im Zusammenhang mit den Theorien fiber die Genese des sLS zu deuten versuchen.

1. Gegeni~berstellung: Versuche von Ponder und Kennedy - - eigenes Vorgehen

I)ONDEI~ und KENNEDY haben den Lidschlag direkt auf ein Kymo- graphion aufgetragen, w/~hrend unsere Befunde durch Beobaehtung und Z/~hlung festgestellt wurden.

PONDER und KENNEDY haben lange untersucht, d. h. in der GrSl3en- ordnung 1/~--2 Std, w~hrend unsere Untersuchungen durchsehnittlich nur 10--15 rain lang durchgeffihrt wurden.

Die Untersuehungen yon PONDER und KENNEDY wurden bei lesenden Patienten vorgenommen, w/~hrend in unserer Versuchsanordnung der Bliek geradeaus gerichtet war. Der Explorand mul3te bei unserer Ver- suchsanordnung auf akustischem Wege beansprucht werden, w~hrend das Lesen bei PONDER und KENNSDY die Ablenkung gews

Diese kurze Gegenfiberstellung der beiden Versuehsmethoden liil3t die Vor- und Nachteile ziemlieh deut]ich hervortreten. Hauptvorteil von I:)ONDER und KENNEDY ist die lange Beobaehtungszeit und die objektive t~egistrierung des Lidsehlag-Ph/inomens. Hauptnachteil dieser Versuehe ist die Tatsaehe, da~ bei lesenden Patienten untersueht wird, ein Naehteil, der auf Grund der Befunde yon HALL als schwer ins Gewieht fallend angesehen werden mul3. Der Nachteil unserer Versuche ist die kurze Beobaehtungszeit und die subjektive tCegistrierung der Lidsehl/~ge. Leider war es nieht mSglieh, l~ngere Beobaehtungszeiten einzuhMten, da der Bliek geradeaus ohne jegliche Bliekbewegung ffir eine Untersuchungsperson bald ermfidend wirkt. Zugleieh ermSglichte die kurze Beobachtungszeit dem Untersucher, seinen eigenen Lidsehlag so zu modifizieren, dal~ er, wenn irgend m6g]ieh, keinen Lidschlag des Exploranden verfehlte. Dies wurde folgendermal3en versucht: bei sehneller LSF des Exploranden wurde der eigene Lidschlag mSglichst lange angehalten, w/~hrend bei langsamen Frequenzen naeh jedem Lid- schlag des Exploranden ein Lidschlag willentlich ausgeffihrt wurde, um so ffir die Beobaehtung des n/~ehsten Lidschlags des Exploranden , ,bereit" zu sein.

606 PETER ]:IuBER:

2. Kritisches zur eigenen Methodik

Das Vorgehen bei den Untersuchungen 1/~Bt unter anderem auch noeh folgenden Einwand aufkommen: Es w/ire mSglich, daf~ jeweils in der zweiten Phase der Versuehe unter Anaesthesie die Versuchs- personen an das Proeedere soweit gewShnt sind, daft es von sieh aus zn einer Beruhigung der LSF gekommen w~re. Es mu$ angenommen werden, da$ jede Anforderung an den Menschen als Versuehsperson bei einer medizinisehen Arbeit aufzutreten, fiir diesen eine innere Beun- ruhigung darstellt. Die damit verbundene Erregung mu$ sich aueh in der LSF ausdriieken. H a t sieh das Individuum ]angsam an den Unter- suehungsgang gewShnt, mfiftte es infolgedessen zu einer Beruhigung kommen und damit auch zu einer Senkung der LSF. Diese Annahme wird jedoch widerlegt dureh die drei Blindversuche. A1]e drei Ver- suehspersonen waren mit dem ersten Untersuchungsgang vertraut . Dem- zufolge waren sie der Ansicht, dal~ mit der Applikation der ersten Tropfen das Haup t t r auma des Versuches voriiber sei. Trotzdem ist t~ gegeniiber t o nicht wesentlich versehieden. Erst auf Novesin ist es bei diesen Versuehspersonen zu einer wesentliehen Verminderung der Frequenz gekommen. Ein weiterer Einwand in bezug auf die Unter- suchungsperson kann sich auf die Diskrepanz hinsiehtlieh der Verteilung der Geschleehter beziehen. Diesem Einwand kann entgegnet werden, daf~ auf Grund des Literaturstudiums ein eindeutiger Untersehied zwisehen den Gesehlechtern hinsiehtlieh LSF nicht gefunden werden kann. Die auf Grund unserer Befunde gefundene Diskrepanz darf jedoeh keinen SchluB zulassen, da die Zahlen zu klein sind.

3. Zur Signi/ ikanz

Betrachten wir die zusammengestellten Ergebnisse im einzelnen: Bei den Zeiten der Kolonne 3 - - diese Zahlen sind proportional zu rezi- proken Frequenzen, deshalb spreehen wir auch gelegentlich yon Fre- quenzen - - fallen die starken Schwankungen auf, die bei den einzelnen Versuchspersonen beobaehtet werden (z. B. Versuchsperson 11: Min. 107 see, Max. 225 see). Noeh gr6f~ere Schwankungen treten zwisehen den einzelnen Versuchspersonen auf (Min. 26 sec, Max. 442 see). Das war zu erwarten: der Lidschlag und seine Frequenzen sind ja als solehe sehr variabel und schwer zahlenm/s zu erfassen. Es ist deshalb a priori nieht leieht, versehiedene Versuehspersonen beziiglieh ihres Lid- schlages zu vergleiehen; ebensowenig ist es leicht, bei einer gegebenen Versuehsperson neben der spontanen Variation noeh eine dureh eine spezifische Einwirkung hervorgerufene Variation festzustellen; das aber ist ja gerade das Ziel dieser Untersuchnng.

Das Zahlenmaterial muft statistisch beurteilt werden. Gegen die Anwendung des hierffir normalerweise verwendeten Verfahrens, der sog. Streunngszerlegnng, bestehen Bedenken : Es liegen nur wenige Mehrfaeh-

Beeinfhssung des spontanen Lidschlages durch Lokal-Anaesthetica 607

bestimmnngen vor, andererseits w/iren gerade wegen der festgestellten Schwankungen hohe Anforderungen an den Umfang der Stichproben zu stellen. Wit versuehen deshalb in anderer Weise die Zahlen zu beurteilen : Wit verzichten auf die Diskussion der Einzelwerte und ver-. gleiehen die ffir jede Versuehsperson berechneten Mittelwerte to und t o (eingetragen in die Kolonnen 4 und 6). Dabei stellen wit systematisehe Untersehiede lest: In 28 yon 30 F/illen ist die Frequenz verlangsamt und nnr in 2 yon 30 F/illen besehleunigt. Dieser Effekt k6nnte nun - - eben wegen der festgestellten Variabili~/it des Lidsehlags - - grund- s/itzlieh dutch einen Zufall beding~ sein. Die Wahrseheinliehkeit hierffir ist aber so klein (sie bereehnet sich zu 4.10-7), dab die Verlangsamung mit Sicherheit als nicht zuf~llig bezeichnet werden kann. Allerdings d/irfen wit dem Wort ,,Sieherheit" dabei nicht zu viel Bedentung bei- messen: Wit stellen nur das Auftreten einer (grunds/itzlich in ihrer Gr6Be unbekannten, also unter Umst/~nden auch beliebig unbedeu- tenden) Verlangsamung lest. Es sind weitere Untersnehungen n6tig, bevor man mit/~hnlieher Sicherheit sagen darf: Das Lokalanaestheticum verlangsamt den Lidsehlag. Einen ersten Beitrag dieser Art - - mit positivem Resultat - - stellen die schon besproehenen drei Versuehe (Tabelle 3) mit einer , ,Leerl6sung" dar. Die leichte Beschleunigung des Lidschlags bei den Versuehspersonen 6 und 8 ist in Anbetracht der starken Variabilit/it des Lidschlags niches Besonderes.

Wenn wit Aussagen fiber das Ausmal3 der Verlangsamung maehen wollen, so treten die erw/ihnten Schwierigkeiten der Kennzeichnnng des Lidsehlages verst/irkt auf. Immerhin zeigt die oben gegebene Zu- sammenstellung, dab in vielen F/illen (bei 16 yon 30 Versnchspersonen) die Verlangsamung mehr als 100% betr/igt. Man kann aueh ffir jede Versuchsperson einen ,,Verl/ingerungsfaktor" / = to/t o bereehnen. Sein Mittelwert ist 2,9; entsprechend der sehr starken Streuung (man er- reehnet fiir eine 95%ige Vertrauenswahrscheinlichkeit nnd t-Verteilung ein Intervall yon 1,3--4,5) siehert dies aber noeh nieht, das Auftreten einer wesentliehen Verlangsamung; weiter bestehen die oben formu- lierten Bedenken aueh hier. Bemerkenswert ist das Ergebnis bei Ver- suehsperson 3: Der Wert yon f betr/~gt etwa 25; es ist extrem unwahr- scheinlich, dal? ein soleher Wert eine Schwankung dars~ellt. Da ein MeBfehler wohl ausgesehlossen werden darf, mfissen wit die Reaktion dieser Versuehsperson, vergliehen mit den geakt ionen der anderen Ver- suehspersonen, als abnorm bezeiehnen.

4. Versuch, unsere Be/unde irr~ Zusammenhang mit den Theorien iiber die Genese des Lidschlages zu deuten

Die festgestellten Befunde dieser Arbeit best~tigen im ganzen die Befunde yon P o ~ D ~ und K~NEDY. Der Lidschlag wird durch die

608 PETE~I'~UBER:

Anacsthesie der Cornea und Conjunctiva nicht unterbrochen. Wit glauben jedoch, mit dieser Arbeit festgestellt zu haben, da~ die LSF dureh die Oberfls racist erheblich reduziert wird. Die Schlufifolgerung, welche PO~DEa und KEI~NEDY auf Grund ihrer eigenen Versuche gezogen haben, bteiben bestehen. Der sLS darf welter- bin nieht als ein einfaches Reflexgesehehen angesehen werden. Die vorliegenden Befunde lassen jedoch vermuten, daI~ l~eize, welche aus den sensiblen Fasern des ersten Trigeminusastes kommen, eine Art Beschleunigungsfunktion ausfiben auf einen an sich spontan abl~ufenden Prozel~. Es muB daher die Aussage yon PO~DE~ und KENNEDY, daft ffir den sLS kein l~eflexgeschehen yon Bedeutung sei, revidiert werden. Es ist wahrscheinlich, dgl~ beim sLS unter normalen Verhs auch Reflex-Faktoren mitspielcn. Wir nehmen somit an, d~l~ durch die Anaesthesie der Cornea und Conjunctiva ein Faktor ausgeschaltet wurde, der die Lidschlagfrequenz beschleunigt, und wir somit der Grund- Frequenz, d.h. der Frequenz soweit sic dutch das extrgpyramidale System garantiert wird, n~hergekommen sind.

Sehon PONDEg und KENNEDY haben, wie oben erw•hnt, in ihrer Arbeit ein Lidschlag-Zentrum im Bereich der St~mmganglien als Aus- gangspunkt ffir den sLS angenommen, tI~E~IC~ (1957) hat in seiner umfassenden Arbeit die Annahme yon PONDEIr und KEnnEDY weiterhin best~tigt, es mul~ der echte sLS als ein Ausdruck des extrapyramidal- motorischen Systems angesehen werden. Dieses System wird, wie ver- schiedene Untersucher gezeigt haben, unter anderem vonde r Psyche sehr stark beeinflul~t. H A ~ I C g und WITTKE haben im weiteren sehr eindeutig an Beob~chtungen des Lidschlages bei l~indern gezeigt, wie ~uch der vegetative Funktionszustand den sLS stark beeinflul~t. Es werden also somit psychische Impulse und veget~tiver Funktionszustand im extrapyramid~len System auf die der jeweiligen Gesamtsituation entsprechende extrapyramidale Motorik umgearbeitet. Der sLS, weleher yon ]:IABEt~IC~ sehr vorsiehtig als Mitbewegung dieses motorischen Zustandes angesehen wird, erscheint als das Spiegelbild dieses Zustandes in der bek~nnten wechselnden Frequenz. Die Bahnen der extrapyrami- dalen Motorik mfissen in diesem Fall die rhythmischen Impulse aus den extr~pyramidulen Zentren den motorischen Kernen, Facialis und Okkulo- motorius, zufiihren.

In diese an sich klare Konzeption mfissen, aui Grund der vorliegenden Untersuchungen, noch t~eflexgeschehen als Beschleuniger hineingedacht werden. Das yon HABE~ICH aufgestellte Schema wgre ffir den sLS dcmentsprechend zu erggnzen durch den einfachen Reflexbogen des Trigeminus. Wo die Afferenz des Trigeminus als Modulator der LSF ansetzt, ob auf dem Umweg fiber das zweite sensible Neuron des Trige- minus zum Thalamus und hierauf an den extrapyramid&len Zentren

Beeinflussung des spontanen Lidschlages durch Lokal-Anaesthetica 609

oder direkt auf die motorischen Kerngebiete, ist anf Grund der vor- liegenden Befunde nicht zu beurteilen (vgl. Abb. 1).

Der •bergang zwischen reflektorisehem und spontanem Lidschlag ist also mSglicherweise fliei3end. Sind die i~uBeren Reize stark, so dal3 sie makroskopisch erfal~bar sind, so wird der Lidschlag yore Reflex- geschehen dominiert. Nehmen die exogenen Reize auf das Auge noch

Abb. 1. Halbschernatische DarstelIung der Genese des spon tanen Lidsehlages un te r Berfiek- s ieht igung der reflektorischen K o m p o n e n t e fiber den ers ten Tr igeminusas t ; zwei MSglich- ke i ten der Beeinflussung: Direkt auf die I~erne yon I I I u n d V I I oder fiber den Tha lamus

auf die ex t r apy ramida l en Zent ren

mehr zu, so kommt es sogar zum Blepharospasmus. Wird die Intensit~t der ~ul3eren Reize immer geringer und entspricht damit zunehmend dem normalen Zustand, so verliert das l~eflexgeschehen seine dominie- rende Rolle, und der verbleibende Lidschlag wird als sLS zur Haupt- sache vom extrapyramidal-motorisehen System gesteuert. Dal3 im Normalzustand feine Reflexgesehehen, ohne dal3 makroskopiseh sicht- bare l~eize auf das Auge einwirken, vorhanden sind, kann auf Grund der erhaltenen Befunde angenommen werden.

Es wurde versucht, diese Beziehung in einem Schema zu verdeut- lichen (Abb. 2). Die beiden Keilfiguren stellen oben den Anteil des

610 PETER HvBn~:

Reflexgesehehens und unten die Wirkung der ~pontanen extr~pyra- midalen Motorik dar. Die Streeken x un4 y symbe[isieren den Anteil einerseits des Reflexgesehehens und an4ererseits 4er extrapyramidalen Mo~orik, ~n dem ]eweils in A, B, C eder D bestehendea L~dseh|ag-Typus. A writ-de einem Blepharospa~mas eatsprechea mit Dom[~a~ des P~Mtexgesehebens uu5 auigehobenem spontanem i%hythmus. B kSn~ge einem Lidsehlag, z.B. in einem rauehigen Mi]ieu mit ])ominanz der reflexbedingten Lidschl/~ge entsprechen. Es mug jedech angenommen

Z f f . - NTual;'on~n

J

Nbb. 2. Versuch, die Beziehungen zwischen der ref lcktor ischen und der e x t r a p y r a m i d M ausgelSsten

Motorik be im spon tanen Lidsehlag darzustel len

werden, dag auch in die~em Moment noeh veto extra- pyramidal- m ot orisehen Sy- stem herkommend Impulse vorhanden sind. Typus C stellt den Zustand dar, wie er ungefihr unserer Ver- suehsanordnung entspricht. Der Lidsehlag wird dureh spontane extrapyramidale Impulse dominiert. Ein be- stimmter reflexogener An- tell ist ]edoch vorhanden. Dureh die An~esthesie wurde die Streeke ~c e um ein Weseathehes verktirzt.

Es ist jedoch nicht anzunehmen, dab ~ie total aufgehoben wurde, dz wahrscheinlieh aueh noch auf anderen Bahnea, in~besondere sere soriseh dutch Vermittlung der Sehbahn~ refiektorische Gesehehen aus- get6s~ wercien d/irften.

Der gustand B~ reiner, ext, ra~vyramidM bedlngter Licisehlag, ist wahrscheinlieh in rive nieht zu erreiehen, weft dazu sikmtliehe rnbgtiahen l~Mlexb~hnen einschlieglieh der Tiefensensibiliti~t der Augenrnuskeln auuge~chaltet werden miil3ten. Es ist zu be$onen, dab bm diesern Sehem~ die yon HABE~C~t gesehilderten Bliekbewegungs-Lid~ehl&ge ~usge- sehMtet sind. Diese Lidschl/~ge dienen der Nrhaltung der Kon~tanz der Sehdinge und sind mit dem sLS nieht identiscb.

Zusammenfassung Die vorliegende Arbeit bringt einen Beitrag zur Frage der Beein-

flussung des Lidschlages, im besonderen des spontalaen Lidschl~ges durch Lokalanaesthetica. Nach Definition des spontanen Lidschlages wird eine zweckm/iBige, eigene Untersuchungsmethodik ausge~rbeitet. Die damit gewonnenen Befunde machen eine Reduktion 4er Lidschlag- Irequenz dutch Loka]anaesthetica sehr wahrscheinlich, Dieser Befund

Beeinflussung des spontanen Lidschlages durch Lokal-Anaesthetica 61l

s teht im Gegensatz zu demjenigen friiherer Autoren - - welche keine Beeinflussung feststellen k o n n t e n - - und im Eink lang mi t der all- gemeinen kl inischen Erfahrung. Die Ursachen dieser Diskrepanz werden methodologisch zu erkli~ren versucht.

Auf Grund der Tatsache, dab die Lidschlagfrequenz durch Lokal- anaesthesie reduziert wird, ist der SchluB zuli~ssig, dab auch beim spon tanen Lidschlag, der wesentlich durch das S t ammhi rn gesteuert werden diirfte, eine reflektorische Komponen te mitspielt .

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Dr. PE~]~ HVB~R, Ophthalmologische Klinik und Poliklinik der Universit~t, Basel (Sehweiz)