Hessenseiten im BUNDmagazin 2 / 2009

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[2-09] Hessen-Seiten im BUNDmagazin 1 HESSENseiten HESSENseiten BUNDmagazin 2. Quartal Heft 2 / 2009 EDITORIAL Hessen nachhaltig? Brigitte Martin, Fachratssprecherin des BUND Hessen n wenigen Tagen beginnt vor dem Hessischen Ver- waltungsgerichtshof in Kassel die Hauptverhandlung zum Ausbau des Frankfurter Flughafens. Der BUND gehört zu den Musterklägern, deren Klagen in der ers- ten Runde verhandelt werden. Zwar hat Fraport einen Teil des Waldes für eine neue Landebahn im Kelsterba- cher Wald und den Ausbau des Frachtzentrums im Sü- den roden lassen und feiert mit einem symbolischen Spatenstich den Beginn des Ausbaus – dennoch ist noch nichts entschieden. Natur- und Artenschutz, Alternati- ven zum Ausbau, Lärm, Sicherheit der Passagiere und auf dem Boden, wirtschaftliche Ent- wicklung, (ungebremstes und von der Landesregierung gefördertes) Luftver- kehrswachstum contra Klimaschutz – das sind einige der Gesichtspunkte, über die den ganzen Juni über in Kassel und anschließend wohl auch in Leipzig vor dem Bundesverwal- tungsgericht gestritten wird. Unverständlich ist es dem BUND, dass trotz rückgän- giger Passagier- und Frachtzahlen der Ausbau durch Kahlschlag durchgepeitscht werden soll anstatt zu war- ten, bis endgültige Entscheidungen getroffen sind. So werden mit großem Medien-Getöse von Fraport Maß- nahmen vorgeführt, die dem Hirschkäfer helfen sollen – dabei wird übersehen, dass die speziellen Bedürfnisse des Käfers und seiner Larven in manchen der ausge- suchten Gebiete gar nicht erfüllt werden können und es andernorts schon zahlreiche Käfer gibt. Oder es wird als Ersatz für einen 30 Meter hohen natürlichen Wald ein zehn Meter hoher Plastik-Vorhang errichtet,der Vögel davon abhalten soll eine Abkürzung des Mainbogens über die neue Landebahn zu fliegen, um damit das Vo- gelschlagrisiko für die Piloten zu minimieren. Allerdings, so die Richter schon im Eilverfahren: Fliegen birgt (im- mer) ein Restrisiko – in Frankfurt, so meint der BUND, mit einem Ausbau ein erhebliches mehr. Umfragen zum 23. Jahrestag des Super-GAUs von Tschernobyl zeigten, dass trotz massiver Propaganda der Atomlobby und großer Stromkonzerne immer noch eine breite Mehrheit in der Bevölkerung einen schnellen Atomausstieg will. Ganz zu schweigen von ungelösten Problemen der Endlagerung von wachsenden Atom- müllbergen beim Weiterbetrieb von Biblis. Und, es zeig- te sich, dass die Bürgerinnen und Bürger – gerade dann, wenn sie schon in der Nähe eines Windparks leben – aufgeschlossen sind für die Errichtung von Windkraft- anlagen. Anstatt Aufklärungsarbeit zu leisten wird von Schwarz-Gelb einem vorgeblichen Landschaftsschutz das Wort geredet, der durch Fernhochspannungstrassen und Riesen-Kohleöfen auf der Ingelheimer Aue (Mainz- Wiesbaden) und bei Großkrotzenburg (Block 6 von Stau- dinger) ins Absurde verkehrt wird. Die Anhörung zur Staudinger-Planung zeigte, dass schon der Bedarf konstru- iert ist, um die Gewinne der Konzerne zu mehren. Eine etwaige Kohlendi- oxidlagerung ist nicht erprobt, würde zig Millionen Euro verschlingen und viel zu spät zur Verfügung stehen. Genügend Abnehmer für die riesige Wärmemenge bei der Kohlestromerzeugung gibt es nicht. Der BUND schlägt nachhaltigere Alternativen vor. Die Landesregierung kann also wählen. Auch bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie ist Power der Landesregierung von Nöten. Noch so schöne Maßnahmenprogramme und Bewirtschaftungspläne zum Erreichen des guten ökologischen (und chemi- schen) Zustands nützen nichts, wenn kein Geld für die Umsetzung in der durch die Europäische Union festge- setzten Frist bis zum Jahr 2015 vorhanden ist. Der BUND fordert im Sinne der Nachhaltigkeit Wasserdienstleis- tungen und Nutzung wie Wasserverbrauch,Wärmelast durch Kraftwerke und Schifffahrt mit Gebühren zu bele- gen, um unseren Bächen und Flüssen ihre Struktur und Lebensräumen, die an Wasser gebunden sind, ihre Dy- namik zurück zu geben. Unterstützen Sie uns weiterhin im Sinne der Nachhal- tigkeit und überlegen Sie bei den anstehenden Wahlen, welche Partei diese Interessen am besten vertritt! Brigitte Martin I Bildung für nachhaltige Entwicklung: Kinder erforschen einen Solarpark Spendenkonto des BUND Hessen Konto-Nr. 369 853 Frankfurter Sparkasse BLZ 500 502 01 Foto: Klaus Adamaschek

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Vier Mal im Jahr erhalten BUND-Mitglieder das bundesweite BUNDmagazin – in Hessen mit den extra Hessenseiten. Die Mitgliederzeitschrift des BUND informiert über zentrale Fragen des Umwelt- und Naturschutzes, berichtet über die Arbeit des BUND und gibt Öko-Tipps für den Alltag. Im Hessen-Einleger gibt es zusätzliche Informationen auf Landesebene, von den Orts- und Kreisverbänden, den Arbeitskreisen und der BUNDjugend Hessen. Ein Abonnement kostet 15 Euro im Jahr. Mitglieder erhalten das BUNDmagazin kostenlos.

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HESSENseitenHESSENseiten

BUNDmagazin

2. Quartal

Heft 2 /2009

EDITORIALHessen nachhaltig?

Brigitte Martin,Fachratssprecherindes BUND Hessen

n wenigen Tagen beginnt vor dem Hessischen Ver-

waltungsgerichtshof in Kassel die Hauptverhandlung

zum Ausbau des Frankfurter Flughafens. Der BUND

gehört zu den Musterklägern, deren Klagen in der ers-

ten Runde verhandelt werden. Zwar hat Fraport einen

Teil des Waldes für eine neue Landebahn im Kelsterba-

cher Wald und den Ausbau des Frachtzentrums im Sü-

den roden lassen und feiert mit einem symbolischen

Spatenstich den Beginn des Ausbaus – dennoch ist noch

nichts entschieden. Natur- und Artenschutz, Alternati-

ven zum Ausbau, Lärm, Sicherheit der Passagiere und

auf dem Boden, wirtschaftliche Ent-

wicklung, (ungebremstes und von der

Landesregierung gefördertes) Luftver-

kehrswachstum contra Klimaschutz

– das sind einige der Gesichtspunkte,

über die den ganzen Juni über in

Kassel und anschließend wohl auch

in Leipzig vor dem Bundesverwal-

tungsgericht gestritten wird.

Unverständlich ist es dem BUND, dass trotz rückgän-

giger Passagier- und Frachtzahlen der Ausbau durch

Kahlschlag durchgepeitscht werden soll anstatt zu war-

ten, bis endgültige Entscheidungen getroffen sind. So

werden mit großem Medien-Getöse von Fraport Maß-

nahmen vorgeführt, die dem Hirschkäfer helfen sollen –

dabei wird übersehen, dass die speziellen Bedürfnisse

des Käfers und seiner Larven in manchen der ausge-

suchten Gebiete gar nicht erfüllt werden können und es

andernorts schon zahlreiche Käfer gibt. Oder es wird als

Ersatz für einen 30 Meter hohen natürlichen Wald ein

zehn Meter hoher Plastik-Vorhang errichtet, der Vögel

davon abhalten soll eine Abkürzung des Mainbogens

über die neue Landebahn zu fliegen, um damit das Vo-

gelschlagrisiko für die Piloten zu minimieren. Allerdings,

so die Richter schon im Eilverfahren: Fliegen birgt (im-

mer) ein Restrisiko – in Frankfurt, so meint der BUND,

mit einem Ausbau ein erhebliches mehr.

Umfragen zum 23. Jahrestag des Super-GAUs von

Tschernobyl zeigten, dass trotz massiver Propaganda

der Atomlobby und großer Stromkonzerne immer noch

eine breite Mehrheit in der Bevölkerung einen schnellen

Atomausstieg will. Ganz zu schweigen von ungelösten

Problemen der Endlagerung von wachsenden Atom-

müllbergen beim Weiterbetrieb von Biblis. Und, es zeig-

te sich, dass die Bürgerinnen und Bürger – gerade dann,

wenn sie schon in der Nähe eines Windparks leben –

aufgeschlossen sind für die Errichtung von Windkraft-

anlagen. Anstatt Aufklärungsarbeit zu leisten wird von

Schwarz-Gelb einem vorgeblichen Landschaftsschutz

das Wort geredet, der durch Fernhochspannungstrassen

und Riesen-Kohleöfen auf der Ingelheimer Aue (Mainz-

Wiesbaden) und bei Großkrotzenburg (Block 6 von Stau-

dinger) ins Absurde verkehrt wird. Die

Anhörung zur Staudinger-Planung

zeigte, dass schon der Bedarf konstru-

iert ist, um die Gewinne der Konzerne

zu mehren. Eine etwaige Kohlendi-

oxidlagerung ist nicht erprobt, würde

zig Millionen Euro verschlingen und

viel zu spät zur Verfügung stehen.

Genügend Abnehmer für die riesige

Wärmemenge bei der Kohlestromerzeugung gibt es

nicht. Der BUND schlägt nachhaltigere Alternativen vor.

Die Landesregierung kann also wählen.

Auch bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie ist

Power der Landesregierung von Nöten. Noch so schöne

Maßnahmenprogramme und Bewirtschaftungspläne

zum Erreichen des guten ökologischen (und chemi-

schen) Zustands nützen nichts, wenn kein Geld für die

Umsetzung in der durch die Europäische Union festge-

setzten Frist bis zum Jahr 2015 vorhanden ist. Der BUND

fordert im Sinne der Nachhaltigkeit Wasserdienstleis-

tungen und Nutzung wie Wasserverbrauch, Wärmelast

durch Kraftwerke und Schifffahrt mit Gebühren zu bele-

gen, um unseren Bächen und Flüssen ihre Struktur und

Lebensräumen, die an Wasser gebunden sind, ihre Dy-

namik zurück zu geben.

Unterstützen Sie uns weiterhin im Sinne der Nachhal-

tigkeit und überlegen Sie bei den anstehenden Wahlen,

welche Partei diese Interessen am besten vertritt!

Brigitte Martin

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Bildung für nachhaltige Entwicklung:Kinder erforschen einen Solarpark

Spendenkonto des

BUND Hessen

Konto-Nr. 369 853Frankfurter SparkasseBLZ 500 502 01

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2 Hessen-Seiten im BUNDmagazin [2-09]

BUNDINTERN Landesdelegiertenversammlung 2009

008 war das Jahr der Polarisierung insbesondere imNatur- und Umweltschutz in der hessischen Poli-

tik, betonte Jörg Nitsch für den Vorstand. Ein politischerNeuanfang mit einer Energiewende hin zu mehr Kli-maschutz, einer echten Novellierung des HessischenNaturschutzgesetzes, einer Umweltlotterie, dem end-gültigen Verzicht auf Agrogentechnik und Nachver-handlungen zu besserem Fluglärmschutz und Nacht-flugverbot verbunden mit einem Moratorium bis zumAbschluss der Klagen gegen den Flughafenausbau kamnicht zu Stande. Äußerungen von MinisterpräsidentKoch im Zusammenhang mit den Klagen gegen dieA 44, der BUND würde „Guerillakrieg gegen die Men-schen“ führen, wies der Vorstand entschieden zurückund hielt dem entgegen, dass Bundesumweltminister

Gabriel in einem Brief an die Landesregierung unmiss-verständlich klar gemacht hatte, dass nicht der BUNDSchuld an der Planungsverzögerung sei, sondern ein-zig und allein die schlampige Planung des HessischenVerkehrsministeriums.

Als großes Erfolgsprojekt würdigte der BUND-Vor-stand das Wildkatzenprojekt, dass dank des Einsatzesvon Sonja Gärtner auch in Hessen kräftig vorangetrie-ben werden konnte. Der BUND Waldeck-Frankenbergerhielt in diesem Zusammenhang den „Mensch-und-Natur-Preis (MUNA) 2008“ für seinen Wildkatzenlauf.

Für 2009 geht der Vorstand davon aus, dass derBUND auf allen Ebenen und in allen Themenbereichengut aufgestellt ist und weiter sehr gute Arbeit für Naturund Umwelt in Hessen leisten wird. Die finanziellenSpielräume würden allerdings enger werden, da durchzusätzliches Personal und einen notwendigen Umzugder Geschäftsstelle in größere Räumlichkeiten die Aus-gaben deutlich steigen würden. Umso wichtiger seienalle Anstrengungen, neue Mitglieder zu werben.

Werner Neumann (OV Altenstadt) präsentierte dasWassersparpaket. Die Delegierten applaudieren, als er

Die Landesdelegiertenversammlung 2009 des BUND Hessen am

21. März stand nach Vorstandsbericht und Diskussion im Zeichen der

Verleihung des Eduard-Bernhard-Preises an die erste Preisträgerin

Gudrun Pausewang, der Laudatio der BUND-Ehrenvorsitzenden

Dr. Angelika Zahrnt und der Wahl des neuen Landesvorstands.

Hermann Maxeiner begrüßte ganz herzlich die gerade81 Jahre jung gebliebene Autorin Gudrun Pausewang,die als erste Preisträgerin den Eduard-Bernhard-Preiserhielt. Mit der Auslobung dieses Preises ehrt derBUND Hessen einen der engagiertesten Streiter fürden Umweltschutz und gegen die Atomenergie.Eduard Bernhard war im Jahr 2007 am Jahrestag derTschernobyl-Katastrophe gestorben. Der Preis ist miteiner Plastik und einem Geldbetrag von 1500 Euro ver-bunden.

Die BUND-Ehrenvorsitzende Dr. Angelika Zahrnthob in ihrer Laudatio besonders hervor, dass GudrunPausewangs Buch „Die Wolke“ auch im Wahljahr2009 hochaktuell sei, werde doch in Teilen der Politikdarüber diskutiert, die Laufzeit von Atomkraftwerkenzu verlängern, obwohl Risiken eines Super-GAUs auchin einem deutschen Atomkraftwerk nicht ausge-schlossen werden könnten und bislang kein sicheresEndlager für den jahrtausendelang strahlendenAtommüll existiere.

Wissen verbreiten und warnen, politisch aufklärenund zur Politik motivieren, das sind wesentliche Ele-mente der Bücher Gudrun Pausewangs. In einem In-terview anlässlich der Verfilmung von „Die Wolke“antwortete sie auf die Frage, wie sie denn damals aufdie Idee gekommen sei, das Thema der atomaren Ka-tastrophe aufzugreifen:„Noch 5 Minuten vor der ers-ten Tschernobyl-Katastrophenmeldung in den Medien

habe ich nicht im Traum daran gedacht, über diesesThema zu schreiben. Aber als die Meldungen überTschernobyl Tag für Tag reinkamen, haben wir die Fol-gen der Katastrophe auch hier in Deutschland regis-triert. Die Kinder durften nicht mehr in den Sandkäs-ten spielen, die Bauern mussten das Frühjahrsgemüseunterpflügen, weil es verseucht war. Und vieles mehr.Da habe ich mir natürlich mit meiner lebhaften Fanta-sie gedacht, wie sähe denn so eine Katastrophe aus,wenn sie nicht 1.500 km von unseren Landesgrenzenentfernt, sondern mitten in unserer dicht besiedeltenBundesrepublik stattfände? Das hat mich sehr bewegtund ging mir unter die Haut. Ich dachte, eigentlichmuss man vor einer solchen Katastrophe warnen.“ Gu-drun Pausewang hat es nicht beim „eigentlich mussman“ belassen, sondern das Buch geschrieben – ganzschnell – so dass es 1987 erschienen ist.

Gudrun Pausewang bekräftigte, dass der Preis ihrMut mache und ihr als langjährigem BUND-Mitgliedbestätige, dass es viele Gleichgesinnte gebe, die ihreMeinung teilten. Nach ihrer Auffassung sinkt ange-sichts eines skrupelloser werdenden Kapitalismus undEgoismus in der Gesellschaft leider der Wert von Idea-listen und von ehrenamtlicher Arbeit. Mit ihrem Ro-man „Die Wolke“ wollte sie insbesondere Jugendlichevor den Folgen eines Super-GAUs warnen und anre-gen, Stellung zu beziehen und sich eine eigene Mei-nung zu bilden. Bis heute seien viele Probleme in dersogenannten 3. Welt wie Kriege, Armut und Umwelt-zerstörung nicht geringer geworden.

Gudrun Pausewang erhält als erste

Preisträgerin den Eduard-Bernhard-Preis

Die Laudatio vonAngelika Zahrnt

sowie die Dankes-rede von GudrunPausewang sind

auf der Homepagedes BUND Hessen

nachzulesen.

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LANDESPOLITIK

[2-09] Hessen-Seiten im BUNDmagazin 3

von der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Pro-fessor Klaus Traube berichtete. Herr Traube hat sichlange auch im BUND engagiert, ist Mitglied des BUNDHessen und ist nun für seine Aktivitäten gegen dieAtomenergie geehrt worden.

Vier Mitglieder der Landesjugendleitung präsen-tierten die vielfältigen Aktivitäten der BUNDjugend undstellten das umfangreiche Freizeiten-Programm vor.Da das Geld bei der BUNDjugend immer knapp ist, sag-te der Vorstand zu, sich mit der BUNDjugend zusam-men zu setzen, um hier zu einer langfristig tragfähigenLösung zu kommen.

Die Landesdelegiertenversammlung forderte dieCDU-FDP Landesregierung unter MinisterpräsidentRoland Koch einstimmig auf, das Wählervotum vom12. Januar 2009 verantwortungsvoll zu nutzen und ei-ner Politik für mehr Nachhaltigkeit, für eine Energie-wende und eine ökologische Wende in Hessen Vorrangzu geben. Weitere Anträge und Resolutionen rundetenneben der Verabschiedung des Haushaltsplans die har-monische Versammlung ab.

bm

er BUND Hessen orientiert sich seit seiner Grün-dung vor mehr als 30 Jahren an diesen Maximen

und hat sie in seiner Satzung inhaltlich fest verankert.Nun scheint es so, als ob die Forderungen der Um-weltverbände in der Politik angekommen wären. Istdas wirklich so?

Kann eine Landesregierung, die den Flughafenaus-bau trotz sinkender Nachfrage brutalstmöglich durch-setzt und nach wie vor auf den Ausbau von Straßen stattdes Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) setztund die Atomkraft vorantreibt für sich reklamieren,nachhaltig zu handeln? Der GEO-Report 2007 hat fürHessen bei allen untersuchten Nachhaltigkeitsindika-toren Rang 14 von 16 aller Bundesländer ausgewiesen.Der Weg zu einer wirklich an der Nachhaltigkeit orien-tierten Landespolitik ist noch sehr weit. Sollte hier wirk-lich ein Umdenkprozess eingesetzt haben?

Dennoch eine Chance?

Auf der eigens für die Nachhaltigkeitsstrategie einge-richteten Homepage des Landes werden Struktur undangestrebte Arbeitsweise beschrieben: „Oberstes undgleichzeitig strategisches Entscheidungsgremium derNachhaltigkeitsstrategie ist die Nachhaltigkeitskonfe-renz unter Vorsitz des Ministerpräsidenten. Sie setztsich zusammen aus führenden Persönlichkeiten derPolitik, Wirtschaft und Gesellschaft und verabschiedetdie Themen, Projekte und Ziele der Nachhaltigkeits-strategie.“ Vorstandsmitglied Jörg Nitsch vertritt hier-in den BUND Hessen. „Der Strategische Koordinierungskreis fungiert alsSchnittstelle zwischen der Nachhaltigkeitskonferenzund den Projektgruppen.“ In diesem Koordinierungs-kreis ist der BUND Hessen mit LandesgeschäftsführerMichael Rothkegel vertreten.In den Projektgruppen sollen als erster Schritt konkreteProjekte zu vereinbarten Themen bearbeitet und um-gesetzt werden. Es sind beispielsweise Gruppen zu Pro-jekten wie:

Hessen klimaaktiv: CO2-neutrale Landesverwaltung,jeweils 100 klimaaktive Kommunen, Unternehmen,Schulen, BürgerInnen„The Fight must go on“ – Wahlspruch von Eduard (Ede) Bernhard

D

Wahl des Landesvorstands

Herzlich verabschiedet aus dem Landesvorstandwurde Claudia Weiand, die sich nicht mehr zur Wie-derwahl stellte.

Als neue Landesvorstandsmitglieder für drei Jahrewurden gewählt (auf dem Foto von links):

Brigitte Martin aus Darmstadt als Fachratsspre-cherin, Jörg Nitsch aus Obertshausen, Dirk Teßmeraus Heuchelheim, Martin Stichel aus Freigericht alsSchatzmeister, Otto Löwer aus Kassel, Thomas Rahneraus Gernsheim, Hermann Maxeiner aus Hünfelden,Andreas Elend aus Friedrichsdorf und Herwig Winteraus Mörlenbach.

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Zukunftsfähiges Hessen

Die Nachhaltigkeitsstrategie derhessischen Landesregierung:Feigenblatt oder ehrliche Anstren-gung für mehr Nachhaltigkeit in

allen Lebensbereichen?Ende 2008 startete noch zu hessischen Wahlkampfzeiten die Nach-

haltigkeitsstrategie der Landesregierung. Reichlich verspätet macht

sich nun die Landesregierung auf, das umzusetzen was schon 1992

in Rio de Janeiro gefordert wurde: Das Leitbild einer nachhaltigen

Entwicklung soll als verpflichtender Orientierungsrahmen für jedes

politische und gesellschaftliche Handeln verankert werden.

Mehr Infos:

www.bund-hessen.de,www.geo.de > Suchwort:GEO-Länder-Test,www.hessen-nachhaltig.de > Projekte,www.umweltschulen.de

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Beispiel-Projekt Solarwochen

für Kinder in Licherode

Das Ökologische Schullandheim Licherode im nord-hessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg bietet inden Sommerferien für Kinder im Alter von 10 bis 12Jahren zwei jeweils fünftägige „Sonnenwochen in Li-cherode“ an. Sie sind ein Beitrag zur UN-Dekade „Bil-dung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) und von derUNESCO als UN-Dekade-Projekt ausgezeichnet.Die Woche startet mit spannenden Stationsarbeitenund Kleinexperimenten zum Thema Energie, führtdann in einen der zahlreichen Solarparks der Regionund endet mit der Herstellung eines eigenen von derSonne betriebenen Solarmodells. Termine sind vonSonntag, 12. bis Donnerstag, 16. Juli oder von Montag,20. bis Freitag, 24. Juli 2009. Komplettpreis 120,– € proKind.

LANDESPOLITIK

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Energie 2020 – Energieforum HessenNatürliche Ressourcen: Vielfalt in Hessen:

Agrobiodiversität fördernNachhaltige WaldbewirtschaftungModellland für eine nachhaltige Nutzung von

ElektroautosDemographie gestalten: Vitale Orte 2020Bildung für bessere Integration„Von Anfang an“ – Bildung für Nachhaltigkeit in der

frühkindlichen ErziehungÜbergänge managen: Vom Schulbeginn bis zum

BerufseinstiegHessen meets the world – Jugendaustausch mit

Schwellen- und Entwicklungsländern

Waren die Teilnehmer der Projektgruppen zunächstskeptisch, so scheint gegen Ende der ersten Entwurfs-phase in einigen Projektgruppen vorsichtiger Optimis-mus angebracht. Sollten die Projekte so wie sie ent-worfen wurden umgesetzt werden, könnte von ihneneine positive Signalwirkung in viele gesellschaftlicheGruppen ausgehen. Zu klären ist dabei allerdings drin-gend, wie viel und ob die Landesregierung hierfür aus-reichende finanzielle Mittel zur Verfügung stellt.

Somit bleibt abzuwarten, ob die Hessische Landes-regierung ihre Chance nutzt und mit der Umsetzungder vorgeschlagenen Projekte endlich einen erstenSchritt in Richtung eines zukunftsfähigen Bundeslan-des geht.

Ein Beispiel aus der Projektgruppenarbeit –

Initiative „Von Anfang an“

Die Initiative „Von Anfang an – Bildung für nachhalti-ge Entwicklung in der frühen Kindheit“ hat es sich zumZiel gesetzt Kindergärten, Kindertagesstätten undGrundschulen mit einem Projektpaket zu erreichen,das Inhalte und Sinn der Bildung für nachhaltige Ent-wicklung deutlich machen soll. Besonderer Augenmerksoll hierbei auf die Fortbildung von Erziehern undPädagogen gerichtet werden. Anfangs schien das Pro-jekt im Allgemeinen verwässert zu werden, da der Bil-dungs- und Erziehungsplan für Hessen als das Maß al-ler Dinge und jegliches zusätzliche Engagement alsÜberforderung eines Großteils der Beteiligten angese-hen wurde.

Die teilnehmenden Umweltverbände (Schutzge-meinschaft Deutscher Wald und BUND) plädierten auchin einer als Zwischenruf betitelten Präsentation mehr-fach dafür, ein eigenständiges Leuchtturmprojekt an-zugehen.

Nun liegt ein Projektvorschlag vor, der erfreulicherweisevom breiten Konsens aller Beteiligten (vieler nicht-staat-licher und staatlicher Träger von Kindergärten undSchulen) getragen wird und noch die übergeordnetenEntscheidungsgremien (Koordinationskreis und Kon-ferenz) durchlaufen muss. Vier Bausteine spiegeln dieVorstellungen aller Teilnehmer wieder und sollen so-wohl den bestehenden Bildungs- und Erziehungsplan,als auch Eltern und Pädagogen einbeziehen. Im letz-ten Baustein sollen „Gute Praxis-Beispiele“ besondersbekannt gemacht werden und die Vernetzung von Ak-teuren gefördert werden.

Wertvollster Nebeneffekt dieser Projektgruppe istaus Sicht der BUND-Teilnehmer die Vernetzung zwi-schen den Umweltverbänden und anderen an Nach-haltigkeit interessierten und in Nachhaltigkeitsberei-chen tätigen Gruppierungen wie Kirchen, Umwelt-schutzzentren und im Kultusministerium verankertenBereichen von „Schule und Gesundheit“.

Die Materialsammlung zu nicht-staatlichen, bereits inHessen stattfindenden Projekten im Bereich der Bil-dung für nachhaltige Entwicklung wie das Angebot des„Umweltbildungszentrums Licherode“ füllte nach denSitzungen der Projektgruppen viele Flipchart-Seiten.Diese Materialsammlung könnte nach Beendigung derProjektgruppenarbeit in aufbereiteter Form einem brei-ten Publikum zur Verfügung gestellt werden und in Zu-kunft genutzt werden, um die Vernetzung aller Grup-pierungen zu ermöglichen und so die Zusammenar-beit auf lokaler Ebene zu erleichtern aber auch denüberregionalen Austausch von Projektideen zu beför-dern.

Dr. Claudia Weiand, Teilnehmerin an der Projekt-gruppe „Von Anfang an“ im Auftrag des BUND Hessen

Kinder experimentieren mit dem großen Solarkocher vordem Schullandheim Licherode.

Stolz präsentiertein 11-jähriger

Junge sein selbstgebasteltes

Solarmodell.

Infos und Anmeldung:

Umweltbildungs-zentrum Licherode,

Ökologisches Schul-landheim und Tagungshaus,

Lindenstraße 14,36211 Alheim,

Tel. (0 56 64) 94 86-0,Fax (0 56 64) 94 86-40,

[email protected],

www.oekologische-bildung.de

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ENERGIE

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Dezentrale und bürgernahe Energieversorgungs-

anlagen auf der Basis erneuerbarer Energien sind

transparent, flexibel, erlauben dem Einzelnen ak-

tive Mitwirkung und fördern das Gemeinschafts-

gefühl mit dem Ziel unsere Umwelt zu schonen.

Während Solar- und Windstrom-Betreibergemein-

schaften schon eine lange Tradition haben, sind

Bioenergiegesellschaften und -dörfer eine jüngere

Entwicklung.

Der AK Energie im BUND Hessen wollte mit diesemvöllig ausgebuchten Workshop im März 2009 in Mar-burg Kenntnisse auf dem Gebiet der gemeinschaftli-chen Bioenergienutzung weiter verbreiten und für die-se prinzipiell umwelt- und sozialverträglichen Ener-gienutzung werben. Kritische Aspekte wie die begrenzteVerfügbarkeit von Biomasse, ihre Gewinnung in Mono-kulturen, ihre häufig wenig effiziente Nutzung und dieFlächenkonkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion fan-den eingehende Beachtung.

Hans Ackermann wies auf die bereits heute erheb-lichen Beiträge der Biomassenutzung zur Energiever-sorgung im globalen wie im nationalen Maßstab hin.Zu beachten ist jedoch, dass im Vergleich zur Nutzungder Windkraft oder der thermischen wie elektrischensolaren Strahlungsenergie die energetischen Erträgepro beanspruchter Landfläche bei der Bioenergiege-winnung sehr gering sind. Daher lautete sein Fazit, dassBioenergie knapp und wertvoll ist und hocheffizientbereitgestellt und genutzt werden muss. Diese Bedin-gung kann von stationärer Kraft-Wärme-Kopplung gut,von sog. Biokraftstoffen nur schlecht erfüllt werden.

Diplom-Ingenieur Haimo Brackemann erläutertedas Gesamtkonzept und die technischen Details einerBiogasanlage mit integriertem Blockheizkraftwerk inMölln/Ebsdorfergrund im Landkreis Marburg-Bie-denkopf. Während der Strom ins öffentliche Netz ein-gespeist wird, versorgt die erzeugte Wärme eine nahegelegene Schule, eine Sporthalle und ein Hallenbad.Auf den Schuldächern sind zusätzlich große Solarstro-manlagen installiert. Die energetische Gesamtbilanzsoll noch verbessert werden durch Installation einesdritten Gärbehälters und durch Anschluss weitererWärmeabnehmer.

Der theoretischen Information folgte die praktische.Ein Bus brachte das Auditorium zu den 13 Kilometerentfernten Anlagen in Mölln/Ebsdorfergrund. Bei strö-mendem Regen erklärte Landwirt Peter Arndt dieGärungsprozesse in den zwei großen Fermentern, ihre„Fütterung“ mit Gülle und Maissilage, die Gasreinigungund -speicherung und die Strom- und Wärmeerzeu-gung im BHKW. Fragen zu Rohstoffbereitstellung, Be-triebsführung, Rechtsform, Wirtschaftlichkeit und Tech-nik wurden lebhaft diskutiert. Die Biogasanlage wird

als wichtiges Beispiel im Bemühen des Landkreises Mar-burg-Biedenkopf betrachtet, bis zum Jahr 2040 unab-hängig von fossilen und nuklearen Energieträgern zusein.

Wie es bundesweit mit den Aktivitäten von Kom-munen oder Regionen bestellt ist, ihren Energiebedarfzu hundert Prozent aus erneuerbaren Energien zudecken, behandelte Dr. Peter Moser. Zunächst wies erauf die unabdingbare Voraussetzung drastischer Ener-gieeinsparung hin und erläuterte den nicht ganz klardefinierten Begriff „100-Prozent-Region“. Diese Regio-nen umfassen bislang etwa zehn Prozent der BRD-Fläche und betreffen ca. 5,7 Mio. Menschen. Zählt mannoch Regionen mit Startplanungsbeschlüssen dazu, sosteigen diese Werte auf 22 Prozent und 13,9 Mio Be-wohner. Die Akzeptanz unter der Bevölkerung ist großund die Zahl der beteiligten Regionen wächst stetig.

Der großflächige Anbau von holzartiger Biomasseim Kurzumtriebsverfahren, bei dem etwa alle drei Jah-re die nachwachsenden Stockausschläge geerntet wer-den, ist Neuland in Deutschland, erklärte Diplom-Forst-wirt Hans-Moritz von Harling. Hierfür eignen sich vorallem Pappel und Weide. Die Heizungsfirma Viessmannhat für überwiegend eingesetzten Pappelanbau etwa200 Hektar Stilllegungsflächen im 20-Kilometer-Um-kreis von Allendorf/Eder erworben. Aus Sicht von Na-tur- und Umweltschutz erscheinen Plantagen schnellwachsender Hölzer gegenüber anderen nachwachsen-den Energierohstoffen wie Raps oder Mais von Vorteil.

Hans-Jochen Henkel stellte das Bioenergiedorf Ober-rosphe (830 Einwohner) vor, das den Heizbetrieb mitFernwärme im Oktober 2008 zur Versorgung der 122angeschlossenen Haushalte aufgenommen hatte. Überdie sieben Kilometer langen Rohrleitungen klappte dieVersorgung im kalten Winter auf Anhieb. Der 850 kW-Heizkessel für Hackschnitzel schluckt alle Arten vonHölzern, von denen er pro Jahr etwa 2500 Festmeterverbraucht. Die Betreibergesellschaft hat die Rechts-form einer Genossenschaft, mit 6000 € Mindestbetei-ligung pro Anschluss. Auf Heizhaus und Lagerhalle sindgroße PV-Anlagen und für die zweite Ausbaustufe istKraft-Wärme-Kopplung geplant.

Mit der Biogaserzeugung im Landkreis Marburg-Biedenkopf befasste sich Dr. Norbert Clement. 41 Pro-zent der Landkreisfläche ist bewaldet und 44 Prozent(ca. 52.000 Hektar) werden landwirtschaftlich genutzt.Daraus lässt sich ein umweltverträgliches Potenzial vonzehn bis 15 Biogasanlagen abschätzen. Derzeit sind vierBiogasanlagen mit Leistungen zwischen 220 und 500kWel in Betrieb, drei weitere in Planung und ein Dut-zend in Erwägung. Bei den Methanerträgen pro Hek-tar führt Mais mit etwa 6000 Kubikmetern vor diversenGetreidearten, Sonnenblumen, Gras und Raps. Diver-se Energiepflanzen wie Miscanthus und Hybridroggenbefinden sich im Versuchsstadium.

In der Abschlussdiskussion dankte das Auditoriummit lebhaftem Beifall den Referenten für die interes-santen und klar präsentierten Referate und den aus-nahmslosen Verzicht auf Honorare.

Hans Ackermann

Sechster Praxis-Workshop des AK Energie

Erneuerbare Energie in Bürgerhand– Schwerpunkt Bioenergie

Eine CD mit allen

Referaten

ist für 4 € (inkl. Versand) erhältlich.Landesgeschäftsstelle des BUND HessenTel. (0 69) 67 73 76-0,[email protected]

Landwirt Peter Arndtbeim Erklären der Prozesse in den beiden Gärbehälternder Biogasanlage.

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6 Hessen-Seiten im BUNDmagazin [2-09]

MAGAZIN

Herausgeber: BUND Hessen e.V., Triftstraße 47, 60528 Frankfurt a. M., Tel. 069 /67 73 76-0,www.bund-hessen.deSpendenkonto: Konto-Nr. 369 853, Frankfurter Sparkasse, BLZ 500 502 01 Redaktion: Brigitte Martin (Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt dieMeinung der Redaktion wieder.)Layout und Satz: Julia Beltz

IMPRESSUM

Wasserrahmenrichtlinie

Gutachten belegt:Werraversalzung reduziert Artenvielfalt

Neun Jahre nach Einführung der

EG-Wasserrahmenrichtlinie

werden noch immer über 450

Kilometer Flusslauf von Werra

und Weser hauptsächlich durch

die Salzeinleitungen aus der

Kaliindustrie massiv geschädigt.

Das belegt ein Gutachten, das

der Bund für Umwelt und Na-

turschutz Deutschland (BUND)

und das „Büro am Fluss Leben-

dige Weser“ im April in Kassel

vorstellten.

Gutachter Falko Wagner vom Ins-titut für Gewässerökologie und Fi-schereibiologie Jena (IGF) siehteindeutig den Zusammenhangzwischen dem Rückgang der Ar-tenvielfalt und der Salzeinleitungin die Werra. Für die Studie hattedas Institut die Kleinstlebewesen(Makrozoobenthos) wie Insekten,Krebse und Köcherfliegen in denunbelasteten und den belastetenAbschnitten der Werra untersuchtund die Ergebnisse mit denen an-derer Gewässer in Thüringen undHessen verglichen. Fazit: Die Salz-belastung ist hauptverantwortlichfür den schlechten ökologischenZustand der Werra. Oberhalb derSalzeinleitungen fanden die Ex-perten zwischen 30 und 60 Arten,unterhalb von Gerstungen weni-ger als zehn Arten. Die dortige Le-bensgemeinschaft in der Werra

wird zudem von nur zwei orts-fremden Brack-Salzwasserorga-nismen wie dem Getigerten Floh-krebs (Gammarus tigrinus) domi-niert.

BUND-Vorsitzender HubertWeiger appellierte an die Verant-wortung des Unternehmens Kaliund Salz (K+S): „Wer als globalPlayer weltweit Profite macht, darfdies nicht auf Kosten der Umwelttun. Alle denkbaren technischenMöglichkeiten einer umweltge-rechten Kaliproduktion müssenausgeschöpft werden. Spätestensbis zum Jahr 2020 müssen alleSalzeinleitungen vollständig ge-stoppt sein.“

Der BUND ruft die Behördendazu auf, Grenzwerte für die ein-geleiteten Salze neu festzusetzen,die schnellstmöglich, mindestensaber bis 2015 in Werra und Weserdie Wiederansiedlung einer natür-lichen Artenvielfalt ermöglichen.

Ausstellung des BUND Bergstraße:

30 Jahre für Umwelt und Natur

Die Gründung eines BUND-Kreisver-bands Bergstraße wurde 1978 vonsechs Umweltschützern auf derStarkenburg über Heppenheim an-geregt. Heute unterstützen 2000BergsträßerInnen die Arbeit des Ver-bandes. Die Jubiläumsausstellungzeigt auf 18 Tafeln die Themen.Dazu gehören praktische Natur-schutzarbeit wie die Pflege vonStreuobstwiesen, die Renaturierung von Gewässern oder die Leitung vonKindergruppen, aber auch der Widerstand gegen das AKW Biblis, die wirt-schaftliche Ausbeutung des Wachenbergs und die Ortsumgehung B 38 abei Mörlenbach. Die Ausstellung dokumentiert darüber hinaus die Ent-wicklung des Landschaftsschutzgebietes „Bergstraße-Odenwald“ und dieSiedlungsentwicklung der drei benachbarten Städte Lorsch, Bensheimund Heppenheim. Ebenfalls kontinuierlich informierten die BUND-Akti-ven über den Klimawandel und praktische Maßnahmen, um CO2 einzu-sparen. Im Jubiläumsjahr wird der BUND Bergstraße eine Solaranlage,eventuell mit Bürgerbeteiligung, installieren. Claudia Dirr

Mehr Infos:

BUND KV Bergstrasse, Untere Gartenstrasse 3, 64646 Heppenheim, Tel./Fax (0 62 62) 51 [email protected], www.bund-bergstrasse.de

Mehr Infos:

Stephan GunkelTel. (030) 27 5 86-465

[email protected]

Gutachten

zum Runterladen:

Christian Schneider Büro am Fluss

Lebendige Weser e.V.Tel. (0 52 71) 49 07 22

www.lebendige-weser.de

Auch die Verpressung von Salzab-wässern in den Untergrund mussumgehend gestoppt werden.Nicht nur die Artenvielfalt desFlusses ist gefährdet sondernauch die Trinkwasserversorgungder Menschen im Einzugsgebiet.

Die Wasserrahmenrichtlinie er-fordert nach Ansicht des BUND,dass die Behörden in Thüringenund Hessen die dramatischenAuswirkungen der Salzeinleitun-gen in die Werra bei der Neufest-setzung der Grenzwerte, die inden Jahren 2009 und 2012 anste-hen, berücksichtigen und ihre Ge-wässerpolitik endlich auf denSchutz der Artenvielfalt ausrich-ten. Hierbei dürfe auch der RundeTisch „Gewässerschutz Werra/We-ser und Kaliproduktion“, der seiteinem Jahr an dem Thema arbei-te, nicht übergangen sondernmüsse einbezogen werden.

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Salzeinleitungbei Philippstal

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Guido Carl (rechts) ) und Georg Niedermayer (2. von rechts) eröffnendie Ausstellung

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BUNDjugend • intern • BUNDjugend • intern • BUNDjugend • intern • BUNDjugend • intern

Frühlings-Interaktiv-

Treffen in Marburg

Anfang März fanden die Früh-lings-Interaktiv-Tage der BUND-jugend Hessen in Marburg statt.Untergebracht im gemütlichenNaturfreundehaus mitten im Waldinformierten wir uns am Abendüber Genfood und bereiteten dietraditionelle Aktion für den Sams-tag Vormittag vor. Diesmal ludenwir bei Sonnenschein die Passan-ten in der Marburger Innenstadtan einen gedeckten Tisch zumBio-Frühstück ein. Im Gesprächzeigten wir die Gefahren der grü-nen Gentechnik und die Vorzügefür Klima, Umwelt und Gesund-heit von ökologisch produziertenLebensmitteln auf. Wieder in dasTagungshaus zurückgekehrt wur-de in verschiedenen Arbeitskrei-sen die Planung der Sommerfrei-zeiten in Angriff genommen (sie-he Sommer-Highlights). AmSonntag fand schließlich die Ju-gendvollversammlung statt, aufder der Haushalt beschlossen undeine neue Landesjugendleitunggewählt wurde.

Auf den Frühlings-interAktiv-Ta-gen (F.i.T.) Anfang März in Mar-burg hat die Jugendvollversamm-lung eine neue Landesjugendlei-tung gewählt.

Gewählt wurden Brigitte Schrö-der (Villmar), Charlotte Schindler(Bischofsheim), Hille Sundermei-er (Lich), Katharina Uljanow (Of-fenbach), Lisa Schmidt (Villmar)

Neue Landesjugend-

leitung gewählt

und Philipp Sevatschouni (Frank-furt) als Landesjugendleitung so-wie Anika Lux (Gießen), Jannik Alt(Nidderau), Leo Vieth (Frankfurt),Nina Möhren (Bad Nauheim),Ruth Gassauer (Kassel) und TraceyGermer (Görgeshausen) als Bei-sitzer.

Ausgeschieden sind Maximi-lian Ramezani, Timo Botz undAnna von Laer.

Neu im Team sind Hille, Anika,Leo, Nina und Tracey.

Die neue Landesjugendleitung: (von links) Kathrina Uljanow, Ruth Gassauer, NinaMüller, Hille Sundermeier, Tracey Germer, Aniak Lux, Brigitte Schröder.Es fehlen: Jannik Alt, Leonarth Vieth, Phillipp Sevatschouni sowie Lisa Schmidt undCharlotte Schindler.

Kinder • Kinder • Kinder • Kinder • Kinder • Kinder • Kinder • Kinder • Kinder • Kinder

Preisverleihung Natur-

tagebuch im Holz und

Technik Museum

Über 50 Kinder aus ganz Hessenhaben im Jahr 2008 am Wettbe-werb Naturtagebuch teilgenom-men, 15 von ihnen wurden mitihren Eltern zur Preisverleihungam 15. Februar 2009 in das Holzund Technik Museum nach Wet-tenberg Wißmar eingeladen.

Es erwartete sie dort eine span-nende Führung durch das Muse-um mit einer anschließenden Ral-lye. Der Weg vom Wald zum Holzund die vielfältigen Verwertungs-möglichkeiten des Holzes wurdendabei anschaulich gemacht. Be-sonders die Dampfmaschine unddas Sägegatter beeindruckte dieKinder. Am Hobel konnten siedann selbst Hand anlegen.

Nach einer kleinen Stärkung ginges zur Preisverleihung. Zunächstbegrüßte der 1. Vorsitzende desHolz+Technik Museums, RamonPlass, die Anwesenden und lobtedas Engagement der Kinder. Da-nach stellte Sabine Wolters, Ju-

gendbildungsreferentin derBUNDjugend Hessen, den Anwe-senden die Naturtagebücher derteilnehmenden Kinder vor.

Die Themen waren breit gestreut und reichten von Schnecken und Muscheln über Tiere im Garten bis zur Krötenwanderung. AuchPflanzen wurden häufig por-trätiert, so z.B. das Alpenveilchenoder die Rosen und ganz beson-ders oft der Apfelbaum. Ein Tage-buch beschäftigt sich mit der Ver-rottung des Komposts.

So vielfältig wie die Themenwar auch die Umsetzung: Es wur-de geschrieben, gemalt, fotogra-fiert, Pflanzen gepresst, ein Her-barium angelegt, Experimente ge-macht und beschrieben, Gedich-te, Geschichten und Rezepte zumThema zusammengestellt.

Bei der Rallye durch das Museum:Joki Keilen und Juliane Wörnhör

Zeichnung: Julia Beltz

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Natürlich geht der Wettbewerb

auch in diesem Jahr weiter.

Jetzt ist die ideale Zeit, raus in dieNatur zu gehen, sich ein Beobach-tungsobjekt auszusuchen und miteinem Naturtagebuch zu begin-nen. Nähere Informationen erhältman bei der BUND-jugend oderunter www.naturtagebuch.de.Einsendeschluss ist wie immer der

31. Oktober.

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Veranstaltungen • Veranstaltungen • Veranstaltungen

Kontakt

Multiplikatoren-Schulung:

5.–7. Juni • Fair play beim Welthandel • ÖkoFührerschein-SeminarDarmstadt • ab 15 Jahre • 60 €/40 €Ein Planspiel führt uns ganz dicht an die Realität. Wir schlüpfen in die Rollenverschiedener Länder und haben die Aufgabe für den Weltmarkt zu produ-zieren. Doch die Regeln sind nicht für alle gleich. So erleben wir Ohn-Machthautnah. Das Planspiel ist als Fortbildung für Lehrer/innen und Gruppenlei-ter/innen gedacht, die mit Jugendgruppen zum Thema Globalisierung ar-beiten wollen, aber auch offen für alle, die sich einfach für die Thematik in-teressieren.

Sommer-Highlights:

11.–14. Juni • Ponywandern • Naturpark Kellerwald • 12–15 Jahre225 €/210 €Reiten auf Islandponys und Wandern auf Schusters Rappen durch den Na-tur- und Nationalpark Kellerwald/Edersee. Vier Tage lang werden wir unter-wegs sein und jeden Abend unsere Zelte woanders aufschlagen.

3.–5. Juli • Gärtnern mit der Natur • ÖkoFührerschein-Seminar • Giessenab 13 Jahre • 30 €/23 € • In Kooperation mit dem Dialog-Garten Gießen und

dem Internationalen Garten in Gießen

Naturgemäß Gärtnern ganz praktisch können wir ein Wochenende lang aufdem Gelände des Dialog-Gartens in Gießen. Und die Ernte werden wirgleich frisch zubereiten. Außerdem helfen wir auf einer Streuobstwiese. Einbisschen Theorie stellen wir auch vor: Mischkultur, Aussaatzeitpunkte, diePflege und Verarbeitung von Obst und Gemüse stehen auf dem Plan.

15.–25. Juli • Der große Treck – Planwagencamp an den

Feldberger Seen • Koldenhof bei Feldberg (Meck-lenburg-Vorpommern) • 10–13 Jahre • 420 €/ 405 €Zehn Tage lang werden wir mit Planwagen und Pfer-den in der Feldberger Seenlandschaft unterwegssein, alle drei bis vier Tage wechseln wir den Ort undsuchen uns schöne Plätze in der Natur an Wald undSee. Von dort können wir Reitausflüge unternehmen,baden und paddeln gehen und dabei die faszinierendeLandschaft mit ihren klaren Seen erkunden.

4.– 11. August • Das große Eine-Erde-Camp • Natur pur – Zelten – Work-

shops • Karben-Petterweil • 13–27 Jahre • 120 €/105 €Nach den großen Erfolgen der letzten beiden Jahre zum dritten Mal im An-gebot – diesmal wieder im schönen Pfadfinderlager Lilienwald. In der be-sonderen Atmosphäre dieses Ortes werdet ihr eine große Vielfalt an kreati-ven u. inhaltlichen Workshops, Aktionen und Projekten erleben, u. a. zu denThemen Lebensstil, Globalisierung, Natur erkunden und schützen, Klima-wandel, begleitet von Lagerfeuer, Musik, Tanzen, Trommeln, Singen, Spielen,Jonglieren, Theater spielen, Akrobatik und mehr. Lasst euch überraschen ...

BUNDjugend Hessen

Triftstraße 47, 60528 FrankfurtTel. 069 – 67 73 76 [email protected]

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Bewertet wurde getrennt in dreiAltersgruppen. Bei den 8- bis 9-jährigen wurden Juliane Wörnhöraus Bad Soden, Karen Stiller ausFrankfurt und Meike Sprankel ausGrünberg ausgezeichnet. Bei den10-jährigen erreichten Laura Bies-chke aus Großen-Buseck undChristian Kehr aus Modautal je-weils einen zweiten Platz. Mit je-weils einem ersten Platz wurdenLaura Althaus aus Großen-Bus-eck, Nele Gromes und SalomeNiedecken, beide aus Gießen, fürihre originellen Themen bedacht.

In der Altergruppe 11- bis 12-jährige wurden drei zweite Plätzean Joki Keilen (Baunatal), JosiasKeweloh (Flieden) und RobertNickel (Gießen) vergeben. Übereinen 1. Platz konnte sich ManuelBayer aus Fischbachtal ebensowie Carl Martin Rathgeber (Pe-tersberg) freuen. Außerdem wur-den Philipp Reichel (Hohenahr)und Agnes Ziegler (Großen-Bus-eck) mit ihren umfangreichen undschön gestalteten Tagebüchernmit einem 1. Platz ausgezeichnet.

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Zeichnung: Julia Beltz

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