BUNDmagazin 03/2009

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BUND magazin BUND magazin Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland www.bund.net 3/2009 Friends of the Earth Germany

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Das Mitgliedermagazin des BUND informiert über zentrale Fragen des Umwelt- und Naturschutzes, berichtet über die Arbeit des BUND und gibt Ökotipps für den Alltag. Das Gute am BUNDmagazin sind nicht nur die interessanten Informationen und anregenden Kommentare. Das Gute ist auch, dass man das BUNDmagazin abonnieren kann. Vier Ausgaben pro Jahr kosten 15 Euro. Mitglieder erhalten das BUNDmagazin kostenlos.

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  • BUNDmagazinBUNDmagazinBund fr

    Umwelt und

    Naturschutz

    Deutschland

    www.bund.net

    3/2009

    Friends of the Earth Germany

  • BUNDservice Natur & Umwelt GmbHAm Kllnischen Park 1 10179 Berlin www.bundservice.de

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    Weitere Informationen unter

    Tel. 02 34.57 97-200www.gls.de/wildcard

    Der BUNDservice empfiehlt die GLS Bank besonders, weilsie nach ethischen und kolo-gischen Richtlinien arbeitet.

    Partner desBUNDservice

    Die BUND-Wildcard

    Muse fr dieWildkatzeSeit dem 1.5.2008 gibt es die neue BUND-Wildcard. Diese Mastercard wird

    von der ethisch-kologisch arbeitenden GLS Bank in Partnerschaft mit dem

    BUND herausgegeben.

    Unsere BUND-Wildcard ist ganz der Wildkatze gewidmet. Mit jeder Nutzung

    der Karte untersttzt ihr Inhaber das BUND-Wildkatzenprojekt. Denn ein

    Teil der Jahres- und Transaktionsgebhren gibt die GLS Bank an den BUND

    weiter. Allein durch die Nutzung der Karte knnen wir zum Beispiel Kamera -

    fallen anschaffen, um die genauen Wege der Katzen zu verfolgen und so das

    Rettungsnetz fr die Wildkatze weiter zu erforschen.

    Wer sich fr die BUND-Wildcard entscheidet, kann seine alte Bankverbin-

    dung selbstverstndlich behalten. Die Wildcard kostet 30, Euro im Jahr.

    brigens: Ein Wechsel der Kreditkarte bzw. des Anbieters ist ganz problem-

    los. Fr die Kndigung der alten Karte reicht eine formlose Mitteilung an

    die ausgebende Bank. In der Regel gibt es keine Kndigungsfristen.

  • Liebe Leserinnen und Leser,

    kalendarisch haben wir noch Hochsommer.Allerorten summt und brummt und flattertes, weshalb wir Sie an diesem dritten August-wochen ende noch einmal darum bitten, zehnauffllige Schmetterlinge zu zhlen. Doch dieVorboten des Herbstes sind unverkennbar.Wer gern in die Pilze geht, dem hat der vieleRegen schon vor Wochen reiche Beute ge -sichert. Die meisten Pflanzen sind verblht, die Mauersegler haben ihren Kurzbesuch inEuropa groteils be endet, die Tage werdenmerklich krzer. Heinz Ratz, der 1 000 Kilome-ter durch deutsche Flsse geschwommen ist,um mit dem BUND fr ihren Schutz zu wer-ben, wird sich in Krze ein letztes Mal ausseinem Neoprenanzug schlen Zeit, sichfr das Ende der warmen Jahreszeit zu rsten.

    Das gilt auch und speziell fr den BUND.Denn mit dem Ende des Sommers beginntdie heie Phase des Wahlkampfs. Ende Sep-tember wird der Bundestag ge whlt. Vern-derte Mehrheiten werden einer neuen Regie-rung zu Amt und Wrden verhelfen und ihrGelegenheit bieten, Antworten auf die ko -logische und konomische Krise zu finden eine Krise, in der ja nicht nur Deutschlandsteckt, sondern die ganze Welt.

    Aus diesem Anlass nutzen wir ein weiteresMal die Gelegenheit, die ffentlichkeit beralle bezglich Umwelt- und Naturschutzrelevanten Fragen zu informieren und insbe-sondere die Kenntnis der Umweltgefhrdungzu verbreiten, wie es die Satzung des BUNDunter Zweck vorsieht. Unser Titelthemaversucht zu klren, welche Parteien undDirektkandidatInnen Deutschland am nach-haltigsten auf die Zukunft vorbereiten.

    Unsere Erwartungen an die knftige Regie-rung haben wir mit einem Akzent auf derEner giepolitik versehen: Wie lange sollen wiruns die riskante Atomkraft und die klima-schdliche Kohle noch leisten? Diese Fragebeantworten die Parteien ganz verschieden.Weitsichtige Umweltpolitik ist aber eineressortbergreifende Heraus forderung. Undso haben wir in diesem BUNDmagazin wiederThemen aus dem ganzen, groen Spektrumdes Natur- und Umweltschutzes aufgegriffen.

    Auch fr Ihr Interesse ist hoffentlich etwasdabei. Viel Spa beim Lesen wnscht Ihr

    Redaktion BUNDmagazin

    [3-09] BUNDmagazin 3

    FORUM4 Leserbriefe / Impressum

    MAGAZI N6 Kurznachrichten

    KOMMENTAR10 kobilanz der Groen Koalition

    TITELTH EMA12 Sie haben die Wahl!14 Die Kernforderungen des BUND16 Die Parteien antworten17 Online und offline aktiv18 Schwarz-gelb fit fr die Zukunft?20 Viel BUND im Bundestag

    AKTION22 Mal richtig abschalten!

    FOTOSEITE25 Lindenschwrmer

    DEUTSCH E NATIONALPARKE26 Harz

    RATGEBER28 Drei Sterne fr den Klimaschutz29 Cool durch den Sommer

    ZUR ZEIT30 Hohe Schrecke gerettet

    AKTIV34 Neues von BUND & BUNDjugend40 Internationales

    MARKTPLATZ42 Kleinanzeigen

    MEDI EN44 Interessante neue Bcher

    PERSN LICH46 Stefan Kreidenweis

    I N HALT

    S. 26: Nationalpark Harz2006 entstand am Grnen BandDeutschlands einziger lnder-bergreifender Nationalpark.Der BUND betreibt hier eingroes Besucherzentrum.

    S. 29: Vorsicht StromfresserRaumkhler wie hier an einerFassade in Tokio sind auch beiuns im Kommen der BUND rt von einem Kauf ab.

    S. 12: BundestagswahlAm 27. September geht es umviel. Auch Ihre Stimme beein-flusst, wie Deutschland etwain den nchsten Jahrzehntenseine Energie gewinnt.

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  • Klimaschonende ErnhrungNun haben wir schon eine Klima-last auf unserem Teller. Fehlt nurnoch analog Ihrem Kartoffelfak-tor ein Faktor fr unser Atmen,unseren eigenen CO2-Aussto, mitder Empfehlung, regelmig Atem-pausen zu machen. Allmhlich wirdes rgerlich, wenn nicht lcherlich.

    Natrlich fngt alles in tglicherVerantwortung bei uns selber imKleinen an. Unser Bewusstsein frdie kologischen Zusammenhngeist mehr denn je gefordert und mussunser Konsum- und Verbraucher-verhalten bestimmen. Aber lassenwir doch die Kirche im Dorf, dieKuh im Stall, den Kse auf dem Brotund die Sahne im Kaffee.

    Abgesehen davon, dass eine soeinseitige Ernhrungsbetrachtung,die den Wert eines Lebensmittelsnur nach Kalorien und CO2-Faktorbemisst, wissenschaftlich nicht ver-tretbar ist. Die geschmhte Butter

    etwa gehrt in ihrer Wirkstoffvielfaltund lebendigen Gesamtkompositionzu den wertvollsten natrlichen Fet-ten, auch wenn Cholesterin-Zhlerdas Gegenteil behaupten. Margarineist nie ein gleichwertiger Ersatz.

    Mit bescheidener Freude solltenwir al so noch essen drfen, ohneKartoffelfaktor auf der Zunge.

    Marianne Brtt, Winterbach

    Ich habe mich sehr darber gefreut,dass der BUND das Thema Ernh-rung aufgegriffen hat. Dennochmuss ich ein wenig meckern,denn meiner Meinung nach gehtIhr zu vorsichtig mit dem Themaum. Tatschlich ist es doch so, dassTierprodukte (und verarbeitete Pro-dukte) berhaupt vermieden wer-den sollten. Nicht nur das Rind-fleisch, sondern jedes Fleisch unddie anderen Tierprodukte schadendem Klima und der Umwelt.

    Daher msste Euer Aufruf eigent-lich heien: Liebe Freunde, esstkein Fleisch und keine Tierprodukte,weil sie Umwelt und Klima schdi-gen (und auerdem euch selbst!).Eine vegane Ernhrungsweise istnicht nur die gesndeste, sondernauch die am wenigsten umwelt-schdliche Ernhrung, die es gibt. Darber hinaus verringert man dasLeid der Welt, und das allein solltees wert sein, auf Fleisch und andereTierprodukte zu verzichten.

    Ich bitte Euch daher herzlichst:Macht Euch mal schlau (z.B. inVegan-Foren) und geht im nchstenMagazin dann darauf ein. Wenn Ihrdas freundlich und hflich formu-liert, schlagt Ihr auch keines der

    Mitglieder vor den Kopf. Leute, dieden Naturschutz untersttzen, halteich prinzipiell fr offen fr derartigeThemen. Also: nur Mut!

    Elke Jacobi, Hamburg

    Nach Aussage der ZeitschriftSchrot und Korn entfllt die Hlf-te des CO2 im Bereich Ernhrungauf das Lagern und Kochen. Es giltalso nicht nur auf den CO2-Faktorder Lebensmittel zu achten, son-dern zugleich auf die Weiterver -arbeitung im eigenen Haushalt:Muss eine Gefriertruhe wirklichsein, reicht nicht ein Khlschrank?(Vor wenigen Jahrzehnten tats nochder Keller.) Wo immer man direktmit Gas kochen kann, sollten elek-trische Herdplatten oder Wasser -kocher ta bu sein, auch wenn mankostrom bezieht. Und wer Zugangzur Sonne hat (auf der Terrasse,dem Balkon, im Vorgarten), solltesich mit einer neuen Technik ver-traut machen: dem Solarkocher.Das Essen wird hier langsamer gar,kann aber nicht verbrennen undbehlt alle Geschmacksstoffe. ImInternet finden Sie mehr dazu unterwww.solarfood.de, in der Buch-handlung empfehle ich Kochenmit der Sonne Solar kochen undbacken in Mitteleuropa.

    Ulrich Zimmermann, Frankfurt/M.

    Beachten Sie unseren Ratgeber zuener giesparendem Kochen auf S. 28.

    Parteiliche AussageIn Ihrem Beitrag zum NationalparkKellerwald steht zu lesen: Lage undFlchengre wecken erst einmal

    4 BUNDmagazin [3-09]

    FORUM

    IMPRESSUMDas BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschriftdes BUND und erscheint viermal im Jahr. Herausgeber: Bund fr Umwelt und NaturschutzDeutsch land e.V. (BUND) Friends of the EarthGermanyRedaktion: Dr. Nor bert Franck (V.i.S.d.P.), SeverinZillich (C.v.D.), Am Kll ni schen Park 1, 10179 Berlin, 0 30/2 75 86-4 57, Fax -4 40, redak [email protected], www.bund.net. Un ver langt ein ge sand teManu skrip te und Fo tos werden sorgfltig be -handelt; ei ne Haftung wird nicht bernommen.Gestaltung, Produktion: Clau dia Gunkel (Pro -duk tionsleitung), Marc Venner (Gra fik/Lay out),Rudolf Gorbach (Grundlayout)

    Titelbild 3/09 (13. Jg.): PUBLICIS Frankfurt GmbH Verlag: Natur & Umwelt Verlags-GmbH, Am Kll-nischen Park 1, 10179 BerlinMitgliederservice: 0 30/2 75 86-479, Fax -4 40,[email protected]: fr Mitglieder im Beitrag enthalten;fr Nicht mit glieder 15 Euro/JahrAnzeigenverwaltung: Petra Wedel (Anzeigen -leitung), Zwei plus Me dien agen tur, Pallaswiesen -str. 109, 64293 Darmstadt, 0 61 51/8 12 70, Fax: /89 30 98. Es gilt der Anzeigen tarif Nr. 16.Druck: Brhlsche UniversittsdruckereiGmbH & Co KGPapier: 100 % Recycling, glnzend gestrichenSpenden: Der BUND bentigt fr seine Arbeitber die Mitgliedsbeitrge hinaus Untersttzung.

    Ihre Spen de ist steuerlich absetzbar. Bitte ber -weisen Sie Ihre Spende auf das Kon to Nr. 232 derSparkasse KlnBonn, BLZ 370 501 98. Danke! (siehe dazu: www.bund.net/spenden)Copyright: Alle Beitrge und Abbildungen sindurheberrechtlich ge schtzt. Nachdruck oder sonsti ge Ver wer tung nur mit schriftlicher Ein -wil ligung des Verlages.Auflage: 260 000 ExemplareBeilagen: Teilauflagen liegen Prospekte von taz,Waschbr-Umweltversand, atlas Verlag undWerbung sowie Wilhelm Egle GmbH bei.

    Das BUNDmagazin 4/2009 erscheint am14. November mit dem Titelthema Umwelt und Gesundheit.

    Titel derAusgabe 2/09

    Die Redaktionfreut sich berjeden Leser brief,be hlt sich aberKrzungen vor . Eine grere Aus -wahl von Leser-briefen finden Sieunter www.bund.net/bundmagazin schon etwa vierWochen, nachdemdie neue Ausgabeerschienen ist.

  • Zweifel: die Lage, weil der Kellerwaldin Hessen liegt. Seitdem RolandKoch hier vor zehn Jahren Minister-prsident wurde, kann von einerserisen Umweltpolitik offenbarkaum mehr die Rede sein so daseinhellige Urteil der Betroffenen. Abgesehen davon, dass offen bleibt,wer denn die Betroffenen sind,finde ich eine solche parteiliche Aus-sage in einem sonst weitgehend vonSachlichkeit geprgten Beitrag un -angebracht. Offenbar gehen die Ver-fasser davon aus, dass der BUNDnur Platz fr Mitglieder und Sympa-thisanten der grnen Partei bietetund politisch Andersdenkende nichtMitglied im BUND sein knnen.

    Gerade aber fr diese Klientel,die Anliegen des BUND in ihrenParteien vertritt, sind solche undhnliche Aussagen ein Schlag insGesicht. Ein jeder mag seine eigeneBilanz der hessischen Umweltpoli-tik ziehen ich im brigen einepositive , aber das BUNDmagazinsollte um Glaubwrdigkeit bemhtund politischer Neutralitt verbun-den bleiben, damit die Anliegen desBUND in allen demokratischen Par-teien diskutiert werden knnen.

    Prof. Dr. Hubertus Brunn, Mcke

    Fragwrdiges SiegelWie wir im letzten BUNDmagazinlesen konnten, hat sich der BUNDkozertifizieren lassen nach demeuropischen Standard EMAS. Dochdieses Zertifikat haben neben demBUND auch das Atomkraftwerk Isar,die EADS, di verse Produktions -sttten von Automobilherstellern(VW, BMW, Daimler) und viele mehr.

    Dass ein Atomkraftwerk ko -zertifiziert betrieben werden kann,mag einen verwundern. Noch mehrverwundert es allerdings, dass derBUND bei dieser Greenwashing-Maschinerie unbedingt mitspielenwill statt sie zu kritisieren. Wobeilobend zu erwhnen sei, dass esdurchaus Gruppen im BUND gibt,die dies tun: www.bund.net/sued -licher-oberrhein/emas-akw.html

    Hanno Bck, Berlin

    Riskante RenditeAuf Seite 43 finde ich die Werbungfr einen BaumSparVertrag. Dieangegebene Rendite von ca. 10%

    lie mich stutzig werden, weshalbich mir die Website www.baumspar -vertrag.de angeschaut und festge-stellt habe, dass hier sogar noch h -here Renditen versprochen werden.

    Ich kenne den Anbieter nicht.Doch zweistellige Renditen sindimmer (!) mit einem nicht zu unter-schtzenden Risiko verbunden, undzwar unabhngig davon, ob es sichum angeblich kologische Anlagenhandelt oder nicht. Zudem stelltsich die Frage, auf wessen Kostensolch hohe Renditen erwirtschaftetwerden. In der Regel auf Kosten vonMenschen, die fr niedrigste Gehl-ter arbeiten. Schon vor der Wirt-schaftskrise war bekannt: Wenn wirnicht fr die Rendite arbeiten, ms-sen andere das fr uns tun; und dieszu Bedingungen, ber die wir, wennsie in der ffentlichkeit diskutiertwerden, gerne emprt sind.

    Ein bekanntes Beispiel dafr, wieriskant auch grne Anlagen mithoher Rendite sind, ist die PrimeForestry AG Switzerland. PrimeForestry hatte mit Teak Investmentsin Panama bis zu 14% Rendite ver-sprochen. Das Unternehmen warbmit ethischer Anlage, von Nachhal-tigkeit war die Rede, von Umwelt-und Sozialvertrglichkeit, FSC-Zer-tifizierung und Clean DevelopmentMechanism. Im Mai 2006 meldetedas Unternehmen Konkurs an, ber3000 Anleger verloren ihr Kapital.

    Wenn das BUNDmagazin alsoauf Unternehmen aufmerksammacht, die sich das Label Grnverpassen, wre es dann nicht auchangebracht, diese grnen, nachhal-tigen, fairen Anlagen einmal kritischzu beleuchten? Sie knnten berPrime Forestry berichten, oder beiBaumpatenschaften auch darber,wie schwer ein noch junger Wald zubewerten ist und was zweistelligeRenditen in der Regel bedeuten.Fair wre dies zumindest gegenberIhren LeserInnen. Und darber hin-aus ein Zeichen fr die Unabhn-gigkeit, die dem BUND doch an -sons ten sehr wichtig ist.

    Michaela Mhn, Heringsdorf

    Auf die Kritik hat der Anbieter desBaumSparVertrags ausfhrlichgeantwortet: im Leser forum unterwww.bund.net/bundmagazin.

    Ungefhrliche WasserkraftIhr Autor sieht Turbinen und Stau-mauern als Todesurteil fr Fische.Ihm htte auffallen mssen, dassfrher nachweislich um ein Vielfa-ches mehr Wasserkraftanlagen (undnicht nur Mhlenrder) existierten,die keinesfalls den heutigen kolo-gischen Standards entsprachen undfr Fische deutlich riskanter waren.Trotzdem war der Fischbestandwesentlich grer und artenreicher.

    () Hchst bedauerlich findenwir, dass Ihr Autor und damit IhrMagazin in den wasserkraftkriti-schen Kanon einstimmt, ohne kon-kret zu werden und zu erwhnen,dass die Umweltvertrglichkeits-prfungen heute so restriktiv sind,dass von Wasserkraftanlagen keineGefhrdung der Fauna und Floraausgehen kann.

    Christoph Lippay, Wasserkraft Volk AG, Gutach-Bleibach

    Leider gibt es bislang noch keinekologischen Standards fr Was-serkraftanlagen, bestenfalls techni-sche Standards. Auch schlieenUmweltvertrglichkeitsprfungenkeinesfalls aus, dass von Wasser-kraftanlagen Gefahren fr Floraund Fauna ausgehen knnen.Historische Anlagen verndertenunsere groen Flsse weniger grnd-lich als der technisch perfekte Aus-bau heute. Dass Wanderfische wieLachs und Maifisch ausstarben, istzweifellos nicht mehr berwind -baren Querbauwerken geschuldet.

    DankIch mchte mich fr Ihre phantas -tische Zeitschrift bedanken, die Siemir trotz meines Auslandaufent-haltes regelmig zuschicken. Ichwar selbst einige Jahre im BUNDBerlin aktiv, lebe jetzt in Griechen-land und freue mich ber die Akti-vitten in Deutschland.

    Hier in Griechenland bin ich nurin meinem privaten Umfeld aktiv.Alles andere ist zu frustrierend, weildie Griechen nicht verstehen, dasses bereits eine Minute nach 12 ist ein ignorantes Volk in Bezug auf ihrwunderschnes Land Ich hoffeweiterhin auf Ihre Zeitschrift!

    Dr. Claudia Kliem, Kalamata, Griechenland

    [3-09] BUNDmagazin 5

  • 6 BUNDmagazin [3-09]

    MAGAZIN

    Mission SustainabilityGemeinsam nachhaltig leben

    H ier und an vielen Orten in derWelt: berall gibt es Men-schen, die nachhaltig leben wollen.Wie knnen wir knftigen Genera-tionen eine Welt hinterlassen, diekologisch, sozial und wirtschaftlichintakt ist? Indem wir heute handelnund nachhaltig Initiative ergreifen.

    Der Rat fr Nachhaltige Ent-wicklung, zu dem die BUND-Ehrenvorsitzende Angelika Zahrntzhlt, ruft dieses Jahr erneut dazuauf, sich an einer Mission Sustaina-bility zu beteiligen. Menschen je desAlters knnen sich fr einen odermehrere Aspekte von Nachhaltigkeiteinsetzen: Ob Projekte, die auf dieVorteile von nachhaltigem Konsumhinweisen, die den Dialog zwischenden Generationen frdern, sich frgleiche Bildungschancen oder denSchutz der natrlichen Umwelt ein-

    setzen sie alle helfen ein Morgenzu gestalten, das auch fr unsereEnkel lebenswert ist.

    Haben auch Sie eine tolle Idee,wie Sie unser Dasein nachhaltigermachen knnen? Oder engagierenSie sich bereits fr eine bessereZukunft? Dann nutzen Sie MissionSustainability als Plattform, umIhre Projekte und Ideen vorzustellen,mit anderen in Kontakt zu kommen,zu diskutieren und neue Mitstreiterzu gewinnen. Die besten Projektewerden von den Ratsmitgliedernausgewhlt und am 23. Novemberin Berlin prsentiert.

    Mission Sustainability c/o neueshandeln GmbH, Luisenstr. 46, 10117Berlin, Tel. 030/2888378-25, info@/www.mission-sustainability.org;Einsendeschluss: 28. September.

    UmweltberichtNatrlich

    versichert

    D er BUND macht sich dafrstark, dass auch Unternehmenmehr fr Natur- und Umweltschutztun. Die langjhrige Kooperationmit den RheinLand-Versicherungenzeigt, dass gerade im Bereich der

    Dienstleistungen kologi-sche Alternativen mglichsind zum Nutzen aller. Seit 1996 knnen unsereMitglieder von speziellenNachlssen und Produktenprofitieren.

    In einem Gruwort zumneuen Umweltbericht desPartners schrieb die stellver-tretende BUND-VorsitzendeUlrike Mehl: Biodiversittund Klimawandel sind nichtzu trennen und eine groe

    Herausforderung im 21. Jahrhundert.Die Vielfalt an Tier- und Pflanzen -arten und ihren Lebensrumen istdie natrliche Versicherung fr denmenschlichen Wohlstand.

    Fordern Sie den Umweltbericht an:Tel. 02131/290-3531, [email protected]

    Unter dem Motto Besser leben haben wir vier wei-tere BUND-Ratgeber aktualisiert. Welche Strom -anbieter sind wirklich empfehlenswert? Wo finden SieKleidung, die frei von Schadstoffen und fair gehandeltist? Welchen Siegeln knnen Sie beim Innenausbau undbei der Einrichtung vertrauen? Und wie sparen Sie ambesten Wasser, Wrme und Strom?

    Sichern Sie sich die Gratisbltter: fr Ihre eigenen gutenVorstze; zur Weitergabe an Freunde/Bekannte, die Sieberzeugen wollen; als persnliche Argumentations -hilfe; oder fr den nchsten Auftritt Ihrer BUND-Gruppe.

    Die Sonderdrucke erhalten Sie im BUNDladen, Tel. 030/27586-480, [email protected], www.bundladen.de

    W er gut angezogen sein will, hat einige Hrden zu berwin-den. Vor allem, wenn gut auch meint: gesund und sozial-kologisch verantwortlich. Wer schadstofffreie, fair gehandelteund dazu noch passende, schne Kleider tragen will, muss meistaus Katalogen oder aus dem Internet bestellen. Zudem gibt eskein einheitliches Siegel, sondern eine Vielzahl verschiedenerQualittszeichen. Doch der Aufwand lohnt.

    Kleider machen Leute. Und Leute machen Kleider oft in trost-losen Verhltnissen. Immer mehr Hosen, T-Shirts oder Schuhekommen heute aus Billiglohn-Lnder n, nur noch zehn Prozentwerden im Inland ge fertigt. Je niedriger der Preis, desto wahr -schein licher ist: Bei der Herstellung des Kleidungsstckes wurdenkologische und vor allem soziale Standards missachtet wie Min-destlhne, der Schutz vor Chemikalien oder der Verzicht auf Kin-derarbeit. (Der Umkehrschluss gilt brigens nicht: Bei teurer Klei-dung zahlen wir in aller Regel fr Mode und Marke.) Vor allem inChina, wo heute ein Drittel aller weltweiten Textilien fabriziertwird, sind un mensch liche Arbeitsbedingungen und im mense Um -welt zerstrung eher die Regel als die Ausnahme.

    Wichtige GtezeichenDie Kluft knnte kaum grer sein: Auf der einen Seite prsen-

    tieren uns die groen Markenkonzerne ihre neuesten Kollektio-nen, effektvoll um schne Krper drapiert. Auf der anderen Seitekmpfen unzhlige Nher und Frberinnen mit einem oft riesi-gen Arbeitspensum um ihren Lebensunterhalt und bezahlendies nicht selten mit ihrer Gesundheit. Aber auch die eigeneGesundheit kann leiden, wenn Farbstoffe Verwendung finden, dieAllergien auslsen oder gar erbgutver ndernd wirken. Etwa jederzehnte synthetische Farbstoff erwies sich in der Untersuchungeines Freiburger Labors fr kotoxikologie als problematisch.

    Legen Sie Wert auf die Garantie, ein Hemd oder einen Stram-pelanzug ohne Schadstoffe zu kaufen? Oder mchten Sie vorallem die traurige Situation in vielen Herkunftslndern nicht ln-

    ger mitverschulden? Je nachdem werden Sie beim Einkauf mehrauf das eine oder andere Label achten. Das Krzel kbA bedeutet kontrolliert biologischer Anbauund kennzeichnet vor allem (Bio-)Baumwolle, die vllig ohnechemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel angebaut wurde.Das schont die Gesundheit der Menschen, die auf den Plantagenarbeiten. Zudem gelangen keine Pestizide in die Um welt. Das Label ko-Tex Standard 100 garantiert, dass Textilienkeine Schadstoffe enthalten. Einige Unternehmen achten zudemdarauf, dass der gesamte Herstellungsprozess kologisch opti-miert ist. Die Label IVN zertifiziert NATURTEXTIL und IVN z. N. BESTgarantieren laut Internationalem Verband der Naturtextilwirt-schaft (IVN), dass die Kleidung um weltschonend und unterBeachtung hoher sozialer Standards hergestellt wurde.

    Im besten Fall vereint Ihre Garderobe knftig alle drei Krite-rien. Um Ihnen den Einkauf zu erleichtern, hat das ko-Institute.V. 30 Hersteller recherchiert, die nicht nur Einzelstcke, son-dern ganze Sortimente aus Biobaumwolle anbieten schad stoff -geprft und fair pro duziert: die EcoTopTen-bersicht Hose,Hemd & Co. (siehe Rckseite). Damit noch mehr Textilunter-nehmen ihre Verantwortung wahrnehmen und zu umwelt-freundlichen und sozial fairen Bedingungen produzieren, sindwir alle gefragt. Indem wir freundlich-beharrlich bei unseremLieblingshndler nach schner und zugleich gut produzierterKleidung fragen. Und das so lange, bis der seine Partner auf ver-tretbare Qualitts kriterien festlegt.

    wechselnBesser leben nur wie? Tun Sie es einer Jahr fr Jahr wach-senden Zahl von Menschen gleich: Achten Sie darauf, wiehergestellt wurde, was Ihnen am nchsten ist: Ihre Kleidung.

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    WscheBesser leben

    Zum Beispiel BaumwolleBaumwolle ist die beliebteste Naturfaser und der bei Weitemwichtigste textile Rohstoff der Welt. Kon ventionell angebauteBaumwolle gehrt zu den am strksten mit Pestiziden behan-delten Kulturpflanzen. Oft ist auch eine knstliche Bewsserungntig. Beides kann zu groen Umweltschden und der Zerst-rung natrlicher Ressourcen fhren. Dass zum Schutz gegenSchdlinge immer mehr Gen-Baumwolle angebaut wird, machtdie Umwelt bilanz nicht besser: Studien aus China legen nahe,dass sich die Probleme mit resistenten Schdlingen schon nachwenigen Jahren vervielfltigen. Dann aber ist die gentechnischeVernderung nicht mehr vllig aus der Welt zu schaffen, unddie Bauern sind abhngig von den Saatgutkonzernen geworden.

    Als Kundin oder Kunde eines kostromanbieters

    bezahlen Sie nur noch fr Strom aus erneuerbarer Energie;

    leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz;

    frdern Sie gezielt den Ausbau erneuerbarer Energiequellen;

    ebnen Sie einer dezentralen Versorgung mit erneuerbaren Ener-

    gien den Weg, die fr mehr Umweltschutz, Sicherheit, Wettbe-

    werb und Arbeitspltze sorgen wird.

    Als Kundin oder Kunde eines konventionellen Stromkonzerns

    untersttzen Sie ein Unternehmen, das die Laufzeiten seiner

    Atomkraftwerke verlngern will, neue Kohlekraftwerke plant und

    versucht, den Ausbau der erneuerbaren Energie zu bremsen;

    zementieren Sie einen Strommix, der noch viele Jahrzehnte

    ganz erhebliche Anteile von Atomstrom und fossiler Energie

    aufweisen wird;

    erschweren Sie die ntige Reform unserer Energieversorgung.

    Was kostet der Umstieg auf kostrom? In vielen Regionen ist

    kostrom inzwischen billiger als Egalstrom, denn die groen

    Energiekonzerne erhhen stndig ihre Preise. In der Regel ms-

    sen Sie (noch) geringfgig mehr fr kostrom zahlen. Mit einigen

    Energiesparlampen und Steckerleisten zum Abschalten Ihrer im

    Stand-by laufenden Gerte kompensieren Sie diese Mehrkosten

    leicht.

    Wie geht der Wechsel praktisch? Greifen Sie zum Telefonhrer

    und teilen Sie dem kostromanbieter Ihrer Wahl mit, dass Sie

    umsteigen wollen. Oder fllen Sie den Vertrag Ihrer Wahl direkt

    aus. Ihr neuer Stromversorger wird sich um alles Weitere km-

    mern. Einige Wochen darauf ist der Wechsel perfekt.

    Besser leben

    Besser leben nur wie? Sie wollen Ihren persnlichen CO2-Aussto drastisch reduzieren? Sie rgern sich ber die deut-schen Stromkonzerne, deren Geschftspolitik die Umwelt zerstrt und das ffentliche Sicherheitsinteresse ignoriert?ber 25 neue Kohlekraftwerke wollen die Stromkonzerne bauen womit aktiver Klimaschutz in Deutschland mittel -fristig kaum noch mglich wre. Auerdem wollen die Konzerne gerade ihre ltesten und gefhrlichsten AKW lngerlaufen lassen. Zeigen Sie den Konzernen deshalb die rote Karte. Tun Sie, was Sie vielleicht lngst schon tun wollten:Wechseln Sie Ihren Stromanbieter und zahlen Sie knftig nur noch fr grnen Strom. Warum sich weiter mit Kohle-und Atomstrom versorgen lassen, wenn so vieles dagegen spricht? Der Wechsel ist einfach und preiswert.

    Str mwechseln

    kostrom verbessert die eigene KlimabilanzDer Bezug von kostrom ist eine der besten Mglichkeiten,die persnliche Klimabilanz zu verbessern. Die Erzeugungeiner durchschnittlichen Kilowattstunde Strom verursachtin Deutschland 530 g CO2. Strom aus erneuerbaren Energienwird CO2-frei erzeugt. Ein Durchschnittshaushalt kann imJahr durch den Umstieg auf kostrom bis zu 1 800 kg CO2ein sparen. Zum Vergleich: Ein Jahr Autofahren verursachtim Schnitt 2 000 kg CO2.

    W er nicht regelmig und ausgiebiglftet, atmet daheim oft eine Luftein, die richtiggehend krank machen kann.

    Leiden Sie oft unter Mdigkeit, ge reizten

    Schleimhuten oder Kopf schmer zen?

    Dann knnte Ihr Teppich oder Ihre Tapete

    die Ursache sein. Vielleicht haben Sie erst

    krzlich gestrichen, ge klebt oder la ckiert?

    Riecht die neue Schrankwand oder der

    Fernseher ko misch? Hat Ihnen die unsach-

    geme Dmmung Ihres Altbaus zu einer

    Luftfeuchte verholfen, die Schimmelpilze

    magisch anzieht? Gehen Sie den Sympto-

    men auf den Grund. Hier einige Hinweise.

    Der BodenDie Wahl des Bodenbelags hat groe

    Bedeutung fr die Qualitt Ihrer Raum-

    luft. Grundstzlich gilt: In Rumen mit

    glattem Boden ist die Luft doppelt so stark

    mit Feinstaub belastet wie dort, wo Tep-

    pichbden den Staub binden. Doch viele

    Wollteppiche sind gegen Motten mit Bio-

    ziden behandelt. Sie knnen Pyrethroide

    enthalten, ein Nervengift, das die Haut

    reizt, zu Kopfschmerzen fhrt und hor-

    monartig wirken kann. Dies kann zu Ent-

    wicklungsstrungen der Organe und Ver-

    nderungen des Hormonsystems fhren.

    Auch Teppichrcken und Kleber knnen

    Schadstoffe emit tieren.

    Besser leben

    Besser leben nur wie? Rund 90 Prozent unseres Lebens verbringen wir in Rumen. Im Zuge der energetischen Gebudesanierung wird der Luftaustausch immer geringer.So reiche rn sich in der Raum luft Schadstoffe strker an. Deshalb sollten Sie beim Innen-ausbau und bei der Einrichtung auf Ihre Gesundheit achten und regelmig lften.

    wechselnTapeten

    Die Atemluft in Innen-rumen kann eine Viel-zahl schd li cher Stoffeenthalten.

    phot

    ocas

    e.co

    m/h

    ornh

    arry

    PVC-Bden bestehen oft zu ber einem

    Drittel aus Weichmachern, die in die

    Raumluft gelangen und die wir ber Haut

    und Mund, aber auch ber die Atmung

    aufnehmen. Sie knnen unsere Fhigkeit

    zur Fortpflanzung schdigen und die

    kindliche Entwicklung stren. Von PVC rt

    der BUND daher grundstzlich ab. Sollten

    Sie noch alte PVC-Belge aus den 70er und

    80er Jahren ausliegen haben, knnen die -

    se Asbestfasern enthalten. Lassen Sie zur

    Entsorgung einen Fachmann kommen

    sonst knnten die krebserregenden Fa sern

    frei werden.

    Bessere Alternativen sind Parkett, Flie-

    sen, Linoleum oder Kork. Holzbden soll-

    ten wie alle Oberflchen aus Holz um -

    weltfreundlich veredelt und versiegelt

    sein. Emissionsarme le, Lacke und Lasu-

    ren sind entsprechend gekennzeichnet.

    Die WndeAuch bei Tapeten sollten Sie auf weich-

    macher- und chlorfreie Materialien ach-

    ten. Hinter Vinyl, CV oder VC ver-

    birgt sich PVC, das allerdings nicht extra

    ge kennzeichnet sein muss. Umgekehrt

    weisen natureplus und andere Gtesie-

    gel auf Wandverkleidungen (und auch Far-

    ben, Kleber etc.) hin, die wenige Schad-

    stoffe emittieren.

    Besser leben

    Hhne und Birnenwechseln

    Sparen Sie Wasser, Wrme und Strom, wo immer es geht. So entschrfen Sie Ihre nchste Kostenabrechnung und scho nen zudem unsere Umwelt. Hier die wichtigsten Manahmen, fr Mieter wie Hausbesitzer.

    In viele Haushaltskassen reit die Ab rechnung der Nebenkos-ten ein groes Loch. Die Preise fr Heizl, Erdgas und Stromsteigen seit einiger Zeit sprung haft an. Auch Wasser ist vielerorts

    deut lich teurer geworden. Umso mehr lohnt es sich, den Ver-

    brauch zu reduzieren. Sie mssen deshalb nicht zum Asketen

    werden. Viele kleine intelligente Schritte tun es auch.

    WasserTrinkwasser ist ein kostbares Gut. Wir sollten der Natur nur

    spar sam Wasser entziehen und es nicht grundlos verschwenden.

    Frs Wasser zahlen wir nicht nur als Trinkwasser, das aus der Lei-

    tung fliet. Wir mssen auch fr die Reinigung unseres Abwassers

    aufkommen. Trotz erheblicher Preis unterschiede von Ort zu Ort:

    bis zu 5 Euro werden so pro Kubikmeter (= 1000 Liter) Wasser fl-

    lig. Bei ca. 125 Litern Wasser liegt der tgliche Durchschnittsver-

    brauch in Deutschland derzeit 80 Liter wrden ausreichen. Gut

    zwei Drittel bentigen wir fr Baden-Duschen-Krperpflege und

    die Toilettensplung. Hier vor allem lohnt es sich anzusetzen.

    Bekanntlich kostet Duschen deutlich weniger Wasser als Ba -

    den, und beim Einseifen, Zhneputzen und Rasieren kann der

    Hahn ruhig zugedreht werden. Indem Sie hier und da Ihre Ge -

    wohn heiten anpassen, lsst sich Wasser am gnstigsten sparen.

    Moderne Armaturen und kleine Zusatzgerte helfen darber hin-

    aus, Ihren Verbrauch zu reduzieren ohne Komfortverlust. So

    flieen aus sparsamen Duschkpfen nur 9 (statt bis zu 25) Liter;

    dank beigemischter Luftblasen bleibt trotzdem ein voller und

    zudem weicher Strahl. Alternativ knnen auch billige Durchfluss-

    begrenzer zwischen Armatur und Schlauch bzw. auf alle Wasser-

    hhne montiert werden.

    Ihr WC-Splkasten sollte unbedingt ber eine Stoppvor rich -

    tung verfgen so lsst sich die Menge des Splwassers glatt hal-

    bieren. Moderne Ksten senken den Verbrauch zustzlich. Von Fall

    zu Fall lohnt sich gerade hier der Einsatz von Regenwasser las-

    sen Sie sich von Fachleuten beraten! Eine weitere entscheidende

    Gre sind Wasch- und Splmaschine. Neue Gerte verbrauchen

    deutlich weniger Wasser: Im Standardprogramm liegen die Best-

    werte heute bei 35 bis 40 (Waschen/5 kg-Trommel) und 10 bis 14

    Litern (Splen) oft nur ein Viertel des Verbrauchs lterer Modelle.

    WrmeAm strksten schlagen sich in der Jahresabrechnung die Heiz-

    kosten nieder. Hier lohnt es sich besonders den Verbrauch zu

    drosseln. Selbst grere Investitionen knnen sich rasch auszah-

    len, zumal wenn sich l und Gas weiter verteuern. Wer nur rich-

    tig heizt und lftet, spart schon bares Geld: Jedes Grad Raumtem-

    peratur schlgt mit etwa 6% der Heizkosten zu Buche. Prfen Sie,

    ob einzelne Rume nicht etwas weniger Wrme vertragen. Alle

    Heizkrper sollten unverkleidet in den Raum abstrahlen knnen

    ohne von Vorhngen oder Mbeln abgeschirmt zu werden. Ent-

    lften Sie Ihre Heizkrper zu Beginn jeder Heizperiode. Und las-

    sen Sie mg lichst wenig Wrme nach drauen entweichen. Lf-

    ten Sie nicht durch stndig gekippte Fenster, sondern indem Sie

    fr wenige Minuten mehrere Fenster weit ffnen: um Schimmel

    vorzubeugen, wenigstens dreimal tglich.

    So einfach in Win terruhe zu gehen das ist uns Menschen nicht gegeben.Wir mssen anders Energie sparen, Wrme- und Wasserverluste vermeiden.

    blick

    win

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    Ratgeber aktualisiertBewusst entscheiden

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  • Oliv

    er K

    rone

    [3-09] BUNDmagazin 7

    Schleichende VergiftungBleimunition endlich verbieten

    Z ehn bleivergiftete Seeadler wurden allein letzten Winter inmenschliche Obhut genommen solautet die Bilanz nicht etwa fr ganzDeutschland, sondern fr eine ein-zelne (Berliner) Tierklinik Einge-liefert wurde auch das Weibchen deseinzigen Brutpaares der Stadt, daskurz darauf starb. Schuld an dieserdramatischen Hufung waren inallen Fllen Splitter von Bleimuni-tion in Aas, das die Adler gefressenhatten. Wie viele Seeadler undandere Aasfresser verenden wohlqualvoll Woche fr Woche, ohnedass ihr Schicksal bekannt wird?

    Dennoch verwenden die meistenJger weiter bleihaltige Munition,mit Rckendeckung des DeutschenJagdverbands. Und das, obwohl derBUND und viele Naturschtzer seitJahren auf die gravierenden Folgenfr die Natur und langfristig fruns Menschen hinweisen.

    ber 40 Prozent aller tot aufge-fundenen Seeadler sind an einerBleivergiftung gestorben. Was nureinen Schluss zulsst: sofort nurnoch bleifreie Munition zu nutzen.Doch die Jagdlobby wehrt sich mitKrften. Ein Feldversuch zur Erpro-bung bleifreier Munition wurde ge -stoppt, weil sich das Abprallverhal-ten angeblich gefhrlich vernderthatte (was nie dokumentiert wurde).Dabei ist bleihaltige Munition inTeilen der USA oder Japans lngstverboten ohne dass es deshalb zumehr Jagdunfllen gekommen wre.

    Schlielich bedroht das giftigeSchwermetall auch uns Menschen.Blei schdigt schon in geringerMenge das zentrale Nervensystem.Auch deshalb sollte die bleihaltigeMunition so schnell wie mglichaus dem Handel gezogen werden.Dafr wird sich der BUND weitereinsetzen.

    BUND verklagt JgerVorstzlich Wolf gettet

    D er Heimkehrer Wolf breitet sichstetig in Deutschland aus.Nach Sachsen, Brandenburg, Meck-lenburg-Vorpommern, Niedersach-sen und Hessen wurde im letztenSeptember auch im Osten Sachsen-Anhalts ein erster Wolfsriss entdeckt.Am 6. Juni aber knallte es: Im Jeri-chower Land schoss ein Jger offen-bar vorstzlich einen Wolfsrden.Der BUND Sachsen-Anhalt stelltedaraufhin Strafanzeige. Die vorstz-liche oder fahrlssige Ttung einesWolfes kann mit einer Geldbue biszu 50000 Euro oder einer Freiheits-strafe geahndet werden.

    Sachsen-Anhalt war als Wolfs -erwartungsland auf einem gutenWeg. Die Landesregierung profitier-te von den Erfahrungen der bereitsbesiedelten Bundeslnder. Jger,Schfer und andere Interessengrup-pen wurden konsultiert, es entstandeine Leitlinie, und eine Referenz-stelle nahm bereits die Arbeit auf.

    Doch nun hat ein schwarzes Schafunter den Jgern erst einmal voll-endete Tatsachen geschaffen.

    b rigens kein Einzelfall: ImAugust 2007 wurde im Spreewald,vier Monate spter im Wendlandund im Januar 2009 in Sachsen einWolf geschossen.

    Dass Jger statt der Flinte auchdie Kamera einsetzen und

    damit zum Artenschutz beitragenknnen, hat ein Jger auf dem Trup-penbungsplatz Altengrabow imJerichower Land bewiesen: Ihmgelang nur wenige Tage nach demAbschuss der erste Schnappschusseines Wolfs in Sachsen-Anhalt.

    Fr diesen Seeadler (mit Sen-der) kam jede Hilfe zu spt.Aus dem Rntgenbild ergibtsich der Grund: Bleisplitter.

    BUND-Naturschutzreferat, Tel. 030/27586-495, heid [email protected]

    Wlfe gehenMenschen nachMglichkeit ausdem Weg.

  • MAGAZIN

    8 BUNDmagazin [3-09]

    Energiespar- und Leuchtstofflampen verbrauchen80 Prozent weniger Strom als Glhlampen und

    haben damit eine sehr gute Klimabilanz.Doch sie enthalten geringe Mengen

    hochgiftiges Quecksilber, das beiunsachgerechter Entsorgung indie Umwelt gelangt. Bisher

    werden ausgediente Sparlampengerade einmal in jedem zehnten Haushalt

    richtig entsorgt. Nach folgend einige Tipps, wie Sie IhreGesundheit und die Umwelt schtzen knnen. Richtig entsorgen: Leuchtstofflampen drfen keines-falls ber den Hausmll oder als Altglas entsorgt wer-den. Neben kommunalen Sammelstellen nehmen vieleFachgeschfte ausgediente Lampen entgegen.

    Qualittslampen kaufen: Fragen Sie im Handel nachquecksilberarmen Lampen. Fr Bade- und Kinderzim-mer eignen sich Lampen mit einem unzerbrechlichenSilikonmantel, der ein Zersplittern verhindert. Zerbrochene Lampen: Im normalen Betrieb geben dieLampen kein Quecksilber ab. Im Falle eines Bruchs sollteder Raum gut gelftet und fr mindestens 15 Minutenverlassen werden. Die Splitter bitte nicht berhren.Speziell Schwangere, Kinder und Haustiere sollten sichvon der Unfallstelle fernhalten. Keinesfalls solltenSie die Splitter aufsaugen. Nehmen Sie die Scherbenmit einem festen Papier oder Klebeband auf, wischenSie mit einem feuchten Tuch nach und geben Sie alleszusammen in einem fest verschlossenen Schraubglaszu einer Sammelstelle.

    J ede Woche verbreitet der BUND einen kotipp.Bewhrte Haus rezepte finden sich hier nicht seltenneben neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen.Viele groe und kleine Zeitungen verffentlichen die

    BUND-kotipps regelmig. Auch Privatpersonen kn-nen sie kostenlos ber den E-Mail-Verteiler des BUNDabonnieren. Die gesammelten Tipps finden Sie unterwww.bund.net/oekotipps.

    Energiesparlampen richtig entsorgen

    Vorsicht Bruch -gefahr: Lampenimmer an derFassung halten!

    Gerd

    Altm

    ann/

    pixe

    lio

    Naturschutztage fr Nord + Ost

    D ie Naturschutztage an derElbe gehen vom 2. bis 4. Okto-ber in die zweite Runde. Nach demerfolgreichen Start mit gut 120 Be -suchern im letzten Jahr gibt es auch2009 wieder spannende Angeboterund um den Naturschutz. Vortrge,Workshops und Exkursionen erff-nen die Mglichkeit, sich aktuell zuinformieren, Erfahrungen auszu-tauschen und Kontakte zu knpfen.Neben Beitrgen zum Jahr der Bio-diversitt 2010 und zum geplantenBUND-Schwerpunkt Grnland/Offen land gehen Referenten undGste der Frage nach, welche Folgendas neue Naturschutzgesetz hat,wie der Klimawandel auf die Arten-vielfalt wirkt und wie Flssen prak-tisch geholfen werden kann. AuchGrund zum Feiern gibt es: Das Gr -ne Band, eines der erfolgreichstenBUND-Naturschutzprojekte, wird 20!

    Programm + Anmeldung (bis 21.9.):www.bund.net/naturschutztageoder Tel. 030/27586-496

    Hilfe fr den Hirschkferko-Schwachsinn

    W elche Blten die Machbar-keitsphantasien deutscherBrokraten treiben knnen, zeigtesich unlngst in Frankfurt/Main.Die Flughafengesellschaft Fraporthat fr eine dritte Landebahn 200Hektar des europisch geschtztenKelsterbacher Waldes groteils ab -geholzt (der BUND klagt dagegen).Um Schden am wichtigsten deut-schen Lebensraum des Hirschkferszu minimieren, legte man einekoholz-Ausfhrungsplanungvor: Mehrere Tausend Stmme derge fllten Eichen und Buchen willdie Fraport in den Restwaldflchenals stehendes Totholz einzelnmehrere Meter tief eingraben.Nistksten fr Spechtesollen den Restwaldzustzlich kolo-gisch aufwerten.

    Bei Brigitte Mar tin vom Vorstanddes BUND Hessen stie die geplanteHilfsmanahme auf wenig Gegen -liebe: Wir sind ja von der Fraporteiniges ge whnt, doch dieser ko-Schwachsinn schlgt dem Fass denBoden aus.

    Wie segensreich sich die Grabungder Standlcher mit schweren Ma -schinen auf den Waldboden, aufWurzelwerk und Kleintiere, auf Erd-krten und Zauneidechsen auswir-ken wird, ist absehbar. Arme deut-sche Natur, fr die solcherart Sorgegetragen wird!

    kotippSchner leben

  • Am 9. Juli stoppte Verteidigungsminister Jung diePlne fr das umstrittene Bombodrom in Branden-burg. Die Kyritz-Ruppiner Heide wird damit nicht zumgrten deutschen Luft-Boden-Schieplatz ausgebaut ein klarer Sieg fr die Protestbewegung. 17 Jahre wehr-ten sich Anwohner untersttzt u.a. vom BUND gegendie militrische Nutzung des 142 Quadratkilometer gro-en und touristisch reizvollen Wald- und Heidegebietes. Auch der umkmpfte Ilisu-Staudamm steht womg-lich vor dem Aus. Weil die Trkei nicht bereit war, soziale,kulturelle und kologische Auflagen zu erfllen, zo genDeutschland, sterreich und die Schweiz ihre Kredit -zusagen zu rck ein Novum. Gegen das zerstrerischeProjekt am Tigris hatte es in der Trkei und internationalWiderstand gegeben auch vom BUND. Mehr als drei Viertel aller Bundesbrger (78 %) lehnengentechnisch vernderte Lebensmittel ab, auch dann,wenn sie billiger als herkmmliche Lebensmittel seinsollten. Das ergab Mitte Mai eine reprsentative Um -frage des Meinungsforschungsinstitutes Forsa. ber 2,1 Mio. deutsche Haushalte bezogen im letztenJahr kostrom. Im Vergleich zu 2007 ist das ein Plus von

    90% fast eine Verdoppelung! Diesen neuen Rekorddokumentierte die Fachzeitung Energie&Management. Jeder zehnte Deutsche wohnt in einem Haushalt,der bewusst auf ein Auto verzichtet. Das geht aus einerErhebung des europischen Statistikamtes hervor, dieauf Zahlen von 2007 basiert. Danach leben 14 % derDeutschen in Haushalten ohne Auto (weder gekauftnoch gemietet oder geleast). Nur ein Drittel dieser Haus-halte gab als Grund an, sich kein Auto leisten zu knnen. Im Zentrum des GEO-Tags der Artenvielfalt am 13. Junistand dieses Jahr das Wildtierland in den BrohmerBergen (Uckermark, Mecklenburg-Vorpommern). Aufeintausend Hektar fanden Experten rund 1 800 Tiere undPflanzen, darunter viele seltene Arten. So wurden fnfder ber 170 Pilzarten erstmalig in M.-V. entdeckt. AlleFunde unter www.geo.de (Tag der Artenvielfalt). Anfang Juni weihte Bundesumweltminister Gabrieldie grte deutsche Geothermieanlage ein in Unter -haching bei Mnchen. Sie soll der Wrme- und Stromer-zeugung durch Geothermie einen Schub geben. Immer-hin rechnet das Bundeskabinett bis 2020 mit etwa 280MW Leistung, 40-mal mehr, als heute installiert sind.

    Only bad news is good news heit es unter Medienleuten, vor allem schlechte Nachrichten erregen demnach unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Nachrichten aus dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Deshalb finden Sie hier kleine bunte Meldungen der letzten Zeit, ber die wir uns gefreut haben.

    KURZ + GUT

    [3-09] BUNDmagazin 9

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  • 10 BUNDmagazin [3-09]

    KOMMENTAR Die Groe Koalition eine kobilanz

    V orweg: Es war eine ungleicheKoalition, die sich da 2005 zu -sammentat. Die CDU/CSU war inzentralen Fragen der Umwelt- undNaturschutzpolitik eher als Anti-Umweltpartei in den Wahlkampfgezogen. Man wollte den Ausbauder erneuerbaren Energie stoppen,den Atomausstieg bremsen unddie grne Gentechnik frdern. ImNaturschutz hatten manche Wahl-kmpfer der CDU den unschuldi-gen und bedrohten Feldhamster

    zum Erzfeind der wirtschaftlichen Entwicklung unse-res Landes erklrt. Und die beginnende Klimakatastro-phe war in den Denkstuben der CDU/CSU noch nichtwirklich angekommen.

    Die SPD mit Umweltminister Gabriel dagegenmachte sich die Umweltpolitik von Beginn an zu eigen.Man wollte und hat eine eigene Linie in der Um -weltpolitik. So war klar, am beschlossenen Atomaus-stieg festzuhalten. Der Ausbau der erneuerbaren Ener-gien war fr die SPD ein zentrales Element ihrer Um -weltpolitik. Nur der Naturschutz galt auch manchenSpitzen-Sozialdemokraten eher als Verhinderungs-thema in der Peripherie der politischen Agenda.

    Gemessen an diesen ungleichen Startpunkten hatsich in den letzten vier Jahren umweltpolitisch viel be -wegt. Fast immer waren der BUND und andere Um -weltverbnde die treibende Kraft dieser Fortschritte:Angefangen hat es 2007 mit der Klimadebatte, die dieBundeskanzlerin auch und gerade international zumThema machte. Die deutschen Klimagesetze zeigen,dass die Union in der Groen Koalition begann, einepunktuell ernst zu nehmende Umweltpolitik mitzuge-stalten. Natr lich wurde sie gedrngt von der ffent-lichen Stimmung und einem sehr engagierten Bundes-umweltminister der Erfolg bleibt ihr trotzdem. Auchdie Verabschiedung der EU-Klimagesetze und die ech -te Versteigerung der CO2-Emissionsrechte fr Kraft-werke beides vom BUND lange gefordert zeichnendie Klimapolitik der Koalition aus.

    Ein weiterer Pluspunkt in der kobilanz der GroenKoalition war das Verbot des gentechnisch verndertenMais Mon810 in Deutschland durch die Landwirt-schaftsministerin Aigner. Auch dies eine alte Forde-rung des BUND, die unsere Orts- und Kreisgruppenmit der Aktion Gentechnikfreie Regionen bis in dieWahlkreise der CDU/CSU-Abgeordneten trugen. Einschner Erfolg fr die Umwelt, dass groe umweltpoli-tische Debatten nun auch bei den konservativen Volks-parteien kologische Frchte tragen.

    Im Naturschutz gab es ebenfalls Erfolge: Die Koali-tion hat die Sicherung des Nationalen Naturerbes kon-sequent verfolgt. Bundesweit 125000 Hektar wertvolls -te Natur wurden fr immer gesichert und einer priva-ten Nutzung entzogen. Ein historischer Akt, den dieUmweltverbnde ber mehrere Jahre mit zher Klein-arbeit vorbereitet hatten. Schlielich legte die Bundes-regierung auf der Weltnaturschutzkonferenz in Bonn2008 nach engagierter Vorbereitung des Umweltminis-ters eine gute nationale Biodiversittsstrategie vor undsagte als eines von wenigen Lndern 500 Mio. Euro frden internationalen Waldschutz zu. Damit sollte dieDebatte um den vermeintlichen WachstumshemmerFeldhamster end gltig beendet sein.

    Wo hat die Koalition versagt?Man kann die Bilanz der Groen Koalition natrlich

    auch ganz anders lesen. Gemessen am beginnendenKlimawandel, an den stndigen Strfllen in deutschenAtomkraftwerken, am immer weiter voranschreiten-den Artenverlust, an chemiebelasteten Le bensmitteln,Kosmetika und Kleidern, an verbauten Flssen undstetig neuen Straen gibt es ein rotes mangelhaft inder kobilanz.

    So zielen die deutschen Klimagesetze zu wenig aufdas Gebot der Energieeffizienz. Die dringend ntigenCO2-Grenzwerte fr Pkw auf EU-Ebene wurden aufDruck der Koalition verwssert und verzgert. DieUmorientierung der EU-Agrarfrderung hin zu einerumweltgerechten buerlichen Landwirtschaft wussteCSU-Minister Seehofer zu verhindern. Union wie SPDhalten weiter am Neubau klimaschdlicher Kohlekraft-werke fest, obwohl diese den dringlichen Kurswechselzu erneuerbarer Energie und Energieeffizienz massivbehindern. Mit ihrem Plan, ein effizientes und wir-kungsvolles Umweltgesetzbuch vorzulegen, scheitertedie Koalition am Widerstand der CSU ob wohl dies inder Koalitionsvereinbarung so festgelegt war, das Um -weltministerium hohen Einsatz zeigte und den Unter-nehmen einige Brokratie erspart worden wre. Auchder Umstand, dass obwohl der Atomausstieg gesetz-lich verankert und mit den Stromerzeugern vereinbartwurde kein AKW vom Netz ging und die CDU/CSUweiter den Ausstieg aus dem Ausstieg will, gibt trotz dersehr positiven Haltung der SPD in dieser Frage dickeMinuspunkte in der kobilanz von Schwarz-Rot.

    All diese Negativpunkte zeigen: Es bleibt noch vielzu tun. Bitte untersttzen Sie uns als BUND-Mitgliederweiter darin, eine konsequente Umwelt- und Natur-schutzpolitik in allen Parteien durchzusetzen. MeinFazit der letzten vier Jahre ist, dass sich dies bei allerKritik fr die Umwelt lohnt.

    Der AutorOlaf Bandt ist derDirektor Politik &Kommunika tionin der Bun des -geschftsstelledes BUND.

  • naturstrom fr meine jetzige Wohnung / mein jetziges Haus:

    Neueinzug (Hier bitte das Datum und ggf. den Zhlerstand eintragen, ab dem Sie die Stromkosten bernehmen.)

    l

    Ich beauftrage die NaturStromHandel GmbH mit der Lieferung von elektrischer Energie in Hhe mei-nes Gesamtbedarfs fr die oben bezeichnete Stromabnahmestelle. Ich beauftrage und bevollmch-tige die NaturStromHandel GmbH, meinen gegenwrtigen, mit dem bisherigen Stromver-sorger bestehenden Stromversorgungsvertrag zu kndigen und, sofern notwendig, die erforderli-chen Vertrge mit dem rtlichen Netzbetreiber abzuschlieen.

    Ich ermchtige die NaturStromHandel GmbH hiermit widerruflich, die flligen Abschlags- und Rech-nungsbetrge von folgendem Konto einzuziehen:

    WiderrufsbelehrungMir ist bekannt, dass ich den Vertrag innerhalb von zwei Wochen nach Vertragsunterzeichnung schriftlich widerrufen kann. Zur Fristenwahrung gengtdie rechtzeitige Absendung des Widerrufschreibens. Der Widerruf ist zu richten an: NaturStromHandel GmbH, Mindener Str. 12, 40227 Dsseldorf.

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  • 12 BUNDmagazin [3-09]

    Es geht um etwas am 27. September. Zehn Kernforderungen hat der BUND an die nchsteBundesregierung gerichtet und die Parteien im Bundestag sowie alle ihre Direktkandi -datInnen gebeten, bei drei zentralen Zukunftsfragen Farbe zu bekennen. Gebeten habenwir auch fnf BUND-Landesverbnde, die Umweltpolitik ihrer CDU-FDP-Regierungen zube urteilen im Hinblick auf eine mgliche Mehrheit im nchsten Parlament. Lesen Siezuletzt, wie viel BUND im Bundestag steckt und knftig stecken soll.

    Liebe BUND-Mitglieder,die Bundestagswahl am 27. September bietet die Chan-ce, auch eine zukunftsweisende Umwelt- und Natur-schutzpolitik zu whlen.

    Soll es zurck ins Atomzeitalter gehen? Wollen wirmit der Laufzeitverlngerung fr Atomkraftwerke un -sere Sicherheit gefhrden und knftige Generationenmit noch mehr Atommll belasten? Nein, das wollenwir nicht! Wir wollen die erneuerbaren Energien aus-bauen, Energieeffizienz frdern und das Energie sparenbelohnen.

    Soll der Klimaschutz wieder als Luxus gelten, auf denman in wirtschaftlich schwierigen Zeiten verzichtenkann? Sollen wir auf den Bau neuer Kohlekraftwerkesetzen? Nein, das wollen wir nicht! Wir setzen auf eineklimafreundliche Energieversorgung. Wir wollen unse-re Lebensgrundlagen Meere und Flsse, Wlder undFelder bewahren und unser Klima schtzen. Deshalbfordern wir auch eine naturvertrgliche Landwirt-schaft, die ohne Gentechnik arbeitet und uns gesundeLebensmittel liefert.

    Endspiel um die AtomkraftDie zentrale Richtungsentscheidung steht aus Sicht

    des BUND bei der Frage Atomausstieg an. In den vierJahren schwarz-roter Regierung ist nicht ein einzigesdeutsches Atomkraftwerk vom Netz gegangen. Denndie Stromkonzerne investieren in eine strahlendeZukunft: Sie nahmen ihre alten AKW fr viele Monatevom Netz, was sie Millionen kostete. Doch hoffen sieauf lngere Laufzeiten fr ihre alten Meiler nach denBundestagswahlen und damit auf noch hhere Gewin-ne. Wird der Atomausstieg allerdings wie geplant fort-gesetzt, mssen in der nchsten Regierungszeit siebenAKW vom Netz genommen werden. Die zentrale Fragelautet: Geht es endlich los mit dem Atomausstieg, odersollen die alten und gefhrlichen AKW noch lange Jahreweiterlaufen? Tatsache ist: Atomreaktoren sind undbleiben ein groes Sicherheitsproblem. Das haben dieschweren Strflle in den Kraftwerken Brunsbttel undKrmmel erneut gezeigt.

    TITELTH EMA

    Sie haben die Wahl!

  • [3-09] BUNDmagazin 13

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    bist

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    .de

    Energie fr morgenAktiver Klimaschutz setzt voraus, dass wir unsere

    CO2-Emissionen in den nchsten Jahren deutlich sen-ken und damit unseren Energieverbrauch. Passiert istbisher aber fast nichts. Hier muss die nchste Bundes-regierung endlich aktiv werden.

    Die Zukunft der Energieversorgung muss den er -neu erbaren Energien gehren. Ihr Ausbau kommt gutvoran. Aktuell wird der deutsche Strom bereits zu 15Prozent aus Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Erd-wrme gewonnen. Nach dem Willen der Bundesregie-rung sollen es 2020 bereits ber 30 Prozent sein, unddie Branche selbst will bis dahin sogar 47 Prozent desStroms liefern.

    Diese guten Nachrichten sind schlechte fr die viergroen Stromkonzerne in Deutschland. Ihre Machtgrndet auf groen zentralen Atom- und Kohlekraft-werken. Deshalb hoffen sie auf lngere Laufzeiten frihre alten gefhrlichen AKW und auf die Genehmigung,viele neue klimaschdliche Kohlekraftwerke bauen zuknnen. Diese sind technisch und wirtschaftlich daraufangewiesen, rund um die Uhr Volllast zu fahren. Damitaber passen sie nicht zu den Erneuerbaren, die flexibleRegelkraftwerke bentigen. Wozu dieser Konflikt fhrt,zeigt das Beispiel Grobritannien: Eon und EDF habenkrzlich die britische Regierung aufgefordert, dengeplanten Ausbau der erneuerbaren Energien drastischzu reduzieren sonst wrden sie nicht in neue Kraft-werke investieren. Ein solcher Zielkonflikt droht auchin Deutschland. Deshalb: Wer Klimaschutz und erneuer-bare Energien will, muss lngere Laufzeiten fr Atom-kraftwerke verhindern und gegen neue Kohlekraftwerkeaktiv werden.

    Konzepte mit ZukunftEine Richtungsentscheidung ist die Bundestagswahl

    auch fr andere Bereiche unseres Lebens. Wir wolleneine nachhaltige Landwirtschaft mit artgerechter Tier-haltung, unsere Bden nicht als Experimentierfeld frdie Ausbringung von Pestiziden und gentechnisch ver-nderten Pflanzen nutzen lassen und den anhaltendenArtenrckgang stoppen, damit unsere Natur intaktbleibt oder wieder werden kann.

    Ganz allgemein gilt: Das Morgen ist mit Konzeptenvon gestern nicht zukunftsfhig zu gestalten. Deshalbbitten wir Sie, die KandidatInnen Ihres Wahlkreises unddie Parteien kritisch zu prfen: Versprechen sie sich frkologische Lsungen und den Verbraucherschutz ein-zusetzen, oder diskreditieren sie Umweltschutz alsWachstumsblockade? Setzen sie vorausschauend aufumweltschonende Produkte und Produktionsverfahren oder auf ein phantasieloses Weiter so mit der Folge,dass wir Chancen fr die Zukunft verpassen und dieAussicht auf einen fairen globalen Wettbewerb?

    Die zehn Kernforderungen des BUND, unser Kan-didatInnencheck und die brigen Beitrge des Titel-themas mchten Ihnen bei dieser berprfung eineEntscheidungshilfe sein. Gehen Sie whlen am 27. Sep-tember und stimmen Sie fr einen besseren Schutzunserer Natur und Umwelt!

    Ihr BUND-Vorstand

    Klaus Brunsmeier, Ulrike Mehl und Hubert Weiger

    Kernforderung 1 Fr eine sichere und klimafreundliche Energieversorgung

  • 14 BUNDmagazin [3-09]

    TITELTH EMA

    1Fr sichere, klimafreundliche EnergieUnsere Energieversorgung sicher und klimafreund-

    lich machen das heit: erneuerbare Energien undEnergieeffizienz frdern und Energiesparen belohnen.Laufzeitverlngerungen fr Atomkraftwerke und derNeubau von Kohlekraftwerken gefhrden unsere Si -cher heit und unser Klima. Deshalb brauchen wir einklares Nein zu lngeren Laufzeiten und zum Neubauvon Kohlekraftwerken. Die nchste Bundesregierungmuss gesetzliche Grundlagen und umfangreiche Frder -programme fr mehr Energieeffizienz verabschieden.Bis 2020 soll der Anteil der Kraft-Wrme-Kopplung aufber 30 Prozent steigen. Um die Erderwrmung aufmaximal 2 Grad zu begrenzen, muss sich Deutschlandverbindlich auf eine CO2-Reduzierung von 40 Prozentbis 2020 verpflichten.

    2Fr mehr Mobilitt mit weniger VerkehrAuf Intelligenz statt Beton kommt es in der Verkehrs-

    politik an. Neue Straen fhren zu mehr Staus undSchadstoffen, mehr Lrm, Flchenverbrauch und Na -turzerstrung. Intelligente Verkehrspolitik rumt Busund Bahn Vorrang ein und sorgt dafr, dass mehr Gterauf die Schiene kommen. Weniger Autoverkehr, weni-ger Lrm und Schadstoffe, mehr Fahrradwege undGrnflchen und weniger Flchenverbrauch eine sol-che Politik macht Stdte lebenswerter und schtzt vorder Zersiedelung unseres Landes.

    Die Autoindustrie braucht verbindliche gesetzlicheVorgaben zur Senkung der CO2-Emissionen neuer Pkwauf einen Durchschnittswert von unter 80 g/km bis 2020.Ein Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen sorgt frmehr Sicherheit und Klimaschutz.

    3Fr den Abbau umweltschdlicher SubventionenZahlreiche Subventionen schaden der Umwelt, rei-

    en tiefe Lcher in die ffentlichen Haushalte und sindobendrein noch unsozial. Das muss sich dringend n -dern. Der BUND fordert: die Steuerbegnstigung von Dienst- und Firmen wa -

    gen abzuschaffen; den Atombrennstoff Uran, Flugbenzin und Schiffs-

    treibstoffe nicht lnger von der Steuer zu befreien; die Pendlerpauschale, die Besserverdienende begns -

    tigt und zu Zersiedelung und mehr Verkehr fhrt, durcheine sozial begrndete Pendlerzulage zu ersetzen;

    fr Groprojekte im Ausland, die zur Zerstrung derNatur beitragen, nicht mehr staatlich zu brgen.

    4Fr zukunftsfhige ArbeitspltzeRund 1,8 Mio. Menschen arbeiten im Umweltschutz.

    Bis 2020 werden noch einmal 120000 Arbeitspltzeallein im Sektor der erneuerbaren Energien geschaffen.Umweltschutz ist ein Jobmotor. Aber mehr Jobs imUmweltarbeitsmarkt kommen nicht von selbst, son-dern erfordern politisches Handeln zum Beispiel Pro-gramme zur energetischen Gebudesanierung und daslngst berfllige Energieeffizienzgesetz. Die Frde-rung des kologischen Landbaus schafft und sichertmehr Arbeitspltze als die industrielle Massentierhal-tung. Politik kann zur Bewltigung der Wirtschaftskrisebeitragen, wenn sie naturvertrgliche und ressourcen-schonende Unternehmen und Dienstleistungen frdert,statt berholte Strukturen zu subventionieren.

    5Fr mehr Schutz der VerbraucherInnenAufgabe der Politik ist es, die Verbraucherinnen vor

    Gesundheits- und anderen Gefahren zu schtzen. Undnicht die Unternehmen vor den Verbrauchern wiedies gegenwrtig allzu oft die Regel ist. Zu einem sol-chen Schutz gehrt u.a. die gesetzlich garantierte Wahl-freiheit, auch weiter Lebensmittel ohne gentechnischvernderte Bestandteile zu kaufen. Zur besseren Infor-mation der Verbraucherinnen muss das Siegel OhneGentechnik eingefhrt werden. Gefhrliche Chemika-lien wie Pestizide oder Weichmacher haben nichts inLebensmitteln oder Alltagsprodukten wie Kosmetikaund Spielzeug zu suchen. Sie mssen verboten werden.Die Risiken von Nanopartikeln sind weiter ungeklrt zumindest eine Kennzeichnung und Sicherheitsbewer-tung vor der Vermarktung sollten zur Pflicht werden.

    6Fr eine nachhaltige LandwirtschaftIn der Landwirtschaftspolitik ist ein grundlegender

    Kurswechsel notwendig. Wir mssen wegkommen vonder enormen berproduktion von Milch und Fleisch.Denn sie ntzt nur wenigen und schadet immens: derNatur, den Tieren in den Massenanlagen, den Steuer-zahlerInnen, die den Export der berschsse in dieMrkte der Entwicklungslnder subventionieren, undden Bauern in der Dritten Welt, deren Landwirtschaftdurch diese Exporte zerstrt wird. Nicht die industriel-le Landwirtschaft, sondern der kolandbau, die natur-vertrgliche Landwirtschaft und die art- und klimage-rechte Tierhaltung mssen gestrkt werden. Agrarkon-zerne drfen nicht weiter gefrdert werden. Ntig istmehr Transparenz, wer wofr Subventionen erhlt.

    Die Kernforderungen des BUND

    Umwelt. Zukunft. Whlen!In zehn zentrale Forderungen hat der BUND seine Erwartungen an die nchste Legislatur-periode gekleidet. Welche Parteien auch immer im Herbst die neue Regierung stellen: Je vollstndiger sie diese Forderungen politische Realitt werden lassen, umso besserwird Deutschland fr die Zukunft gerstet sein.

  • [3-09] BUNDmagazin 15

    7Fr den Schutz der biologischen VielfaltDie Vielfalt unserer Natur ist bedroht. Viele Tier- und

    Pflanzenarten und ihre Lebensrume wie Hochmoo-re und Auenwlder sind stark gefhrdet. Die Bundes-regierung hat sich verpflichtet, die biologische Vielfaltzu erhalten. Doch Fakt ist: Das Artensterben geht wei-ter. Deshalb muss die nationale Biodiversittsstrategieendlich konsequent umgesetzt werden.

    Der BUND fordert ein Konjunkturprogramm Natur-schutz in Hhe von mindestens 1,2 Milliarden Euro zurSicherung der biologischen Vielfalt. Es soll aus drei Tei-len bestehen: einem Moorrenaturierungsprogramm,einem nationalen Auenprogramm und einem Pro-gramm fr Grnbrcken und Wildkorridore.

    8Fr naturnahe FlsseFlsse und Auen gehren zu den artenreichsten und

    bedrohtesten Naturrumen. Fr die Binnenschifffahrtwurden Lebensrume zerstrt und die Hochwasserge-fahr vergrert. Unsere Flsse brauchen nicht mehr Be-ton, sondern eine Politik, die Flussauen als natrlicheberflutungsflchen mit groer Artenvielfalt wieder-herstellt. Dafr muss die Wasserstraenverwaltung re -formiert und zu einer Agentur fr natrliche Flussge -staltung und kologischen Hochwasserschutz werden.

    Die EU-Vorgaben zur Verbesserung des Zustandsunserer Gewsser mssen unverzglich umgesetzt unddie Plne fr einen konomisch und kologisch unsin-nigen Saalekanal gestoppt werden.

    9Fr den Schutz unserer WlderViele unserer heimischen Wlder werden fr kom-

    merzielle Zwecke ausgeplndert und sind oft nur noch

    monotone Forste keine Freude fr unser Auge und dieNatur. Nachhaltige Waldwirtschaft ist vielerorts in Ver-gessenheit geraten. Es ist Zeit, die Weichen fr Wlderzu stellen, die diesen Namen verdienen, Wlder, die be -drohten Tieren und Pflanzen dauerhaft Schutz bieten.Dafr mssen in der nchs ten Legislaturperiode fnfProzent der Waldflche aus jeder forstlichen Nutzunggenommen werden. Beson ders dringend ist dies zumSchutz von Europas alten Buchenwldern, fr dieDeutschland als Hauptverbreitungsgebiet besondereVer antwortung trgt. Die nchste Bundesregierungmuss ein wirksames Waldgesetz verabschieden, das dienaturnahe Bewirtschaftung der Wlder gewhrleistet.

    0Fr internationale GerechtigkeitFast eine Milliarde Menschen hungert. Vielen fehlt

    es an sauberem Trinkwasser, an ausreichender medizi-nischer Versorgung und Bildung. Und die Armen trifftder Klimawandel schon heute am hrtesten.

    Deutschland muss die armen Lnder beim Klima-schutz und bei der Anpassung an den Klimawandeluntersttzen und ber die zugesagten 0,7 Prozent desBruttoinlandsproduktes hinaus Mittel fr die Entwick-lungshilfe bereitstellen.

    Klimagerechtigkeit schaffen heit: Die Industrie -staaten mssen ihre CO2-Emissionen drastisch redu -zieren, damit Drren, Hurrikans und Flutkatastrophennicht weiter zunehmen. Um die Vernichtung von Ur -wldern zu stoppen und die Preise fr Grundnah rungs -mittel in den armen Lndern nicht weiter in die Hhezu treiben, muss die Beimischungsquote fr Agrokraft-stoffe wieder gestrichen werden.

    KNA

    Kernforderung 0 Fr internationale Gerechtigkeit

  • 16 BUNDmagazin [3-09]

    TITELTH EMA

    Steffi Lemke fr Bndnis 90/Die Grnen1 Ja: Atomenergie ist eine Hochrisikotechnologie!Darum halten wir ohne Wenn und Aber am Atomaus-stieg fest. Wirksamen Klimaschutz gibt es nur durcheine Energiewende ohne Atomkraft. Das erfordert einekonsequente Politik fr den Ausbau von erneuerbarenEnergien, fr Energieeinsparung und Energieeffizienz.

    2 Ja: Braun- und Steinkohle sind die mit Abstand kli-maschdlichsten Brennstoffe. Wir lehnen den Bauneuer klimaschdlicher Kohlekraftwerke ab. Die soge-nannte CCS-Technik ist ein ungedeckter Scheck. Die inDeutschland geplanten Kraftwerke setzen bis zu 140Mio. t CO2 frei. Neue Kraftwerke zementieren die ineffi-ziente Struktur der Stromerzeugung ber Jahrzehnte.

    3 Ja: Agro-Gentechnik widerspricht einer zukunfts -fhigen, umweltgerechten Landwirtschaft, die sich anbiologischer Vielfalt und an den VerbraucherInnen-wnschen orientiert. Gentechnik schafft Monokulturenauf dem Acker, Abhngigkeiten von Grokonzernenund Risiken fr Mensch und Umwelt.

    Ronald Pofalla fr die CDU1 Nein. Wir verstehen die Kernenergie als Brcken-technologie, bis erneuerbare und kostengnstige Alter-nativen ausreichend verfgbar sind. Daher strebt dieCDU lngere Laufzeiten der sicheren deutschen Anla-gen an. Der grte Teil des dadurch erzielten Gewinnssoll dazu dienen, ber Energie effizienz und erneuer bareEnergien zu forschen und die Strompreise zu senken.Einen Neubau von Kernkraftwerken lehnen wir ab.

    2 Nein. Die CDU setzt auch auf eine effiziente, klima-schonende Nutzung fossiler Energiequellen und da -rum auf eine schnelle Modernisierung konventionellerKraftwerke. Die Kraft-Wrme-Koppelung bringt zudemStromproduktion und -verbrauch nher zusammen.

    3 Nein. Die CDU spricht sich dafr aus, den Einsatzder grnen Gentechnik zur effizienteren Nutzung undSicherung von Rohstoffen sowie zur Herstellung vonEnergiepflanzen sorgfltig zu erforschen. Fragen derSicherheit und Unbedenklichkeit haben dabei Vorrangvor wirtschaftlichen berlegungen.

    Dirk Niebel fr die FDP1 Nein. Wir brauchen die Kernenergie als bergangs-technologie, bis erneuerbare Energien genug grundlast-fhigen Strom erzeugen knnen oder die CO2-Abschei-dung und -Einlagerung fr Kohlekraftwerke im gro-technischen Mastab zur Verfgung steht. Die Laufzeitsicherer Kernkraftwerke muss daher verlngert werden.

    2Nein. Der Bau hocheffizienter Kohlekraftwerke bleibt

    fr die Versorgungssicherheit und preisgnstige Grund-lastversorgung absehbar erforderlich. Die Stromproduk -tion im Emissionshandel erfolgt mit festen CO2-Ober-grenzen die Nachfrage eines neuen Kraftwerks nachEmissionsrechten verdrngt alte ineffiziente Anlagen.

    3Nein. Die verantwortbare Nutzung der grnen Gen-technik ist ntig. Ihr Potenzial betrifft viele Lebensbe-reiche und bietet Vorteile fr Verbraucher, Umwelt undLandwirtschaft: weniger Umweltbelastung, bessereNahrungs- und Futtermittel (besonders in Entwick-lungslndern) sowie optimierte nachwachsende Roh-stoffe und ausreichende Nahrungsversorgung weltweit.

    Dietmar Bartsch fr die Linke1Wir bleiben dabei: Der Ausstieg aus der Atomenergiemuss unverzglich und unumkehrbar erfolgen. DieEner gieerzeugung durch Kernspaltung ist und bleibt einhochgefhrlicher, nicht beherrschbarer Irrweg mit vlligungeklrten Langzeitproblemen bei der Endlagerung.

    2 Ja, wir fordern einen geregelten mittelfristigen Aus-stieg aus der Kohleverstromung und wenden uns gegenneue Braunkohletagebaue. Der Neubau von Kohle-kraftwerken muss verhindert werden.

    3 Ein klares Ja. Die Agro-Gentechnik ist teuer undnutzlos. Die von ihr ausgehenden Gefahren fr Land-wirtschaft, Ernhrung und Umwelt sind erheblich. DesWeiteren lehnen wir Tierpatente und gentechnischeEingriffe in das Erbgut von landwirtschaftlichen Nutz-tieren zur unnatrlichen Leistungssteigerung ab.

    Hubertus Heil fr die SPD1 Atomenergie verhindert den Ausbau der erneuer -baren Energien. Die Nutzung der Kernkraft ist auch keinBeitrag zur bezahlbaren Energieversorgung. Die SPDwird diese verantwortungslose Energiepolitik keines-falls mittragen, mit der wir unseren Kindern weiterwachsende radioaktive Mllberge vor die Tr stellen.

    2Erneuerbare Energien gewhrleisten noch kei ne voll-umfngliche Energieversorgung, darum entscheidenwir uns mittelfristig fr Kohle und gegen Atomstrom.Wir setzen auf die Modernisierung der Kraftwerke, alteKraftwerke sind durch neue hocheffiziente zu ersetzen.Der CO2-Aussto wird ja durch das CAP begrenzt.

    3 Ich bin fr eine gentechnikfreie Landwirtschaft, weil80% der BrgerInnen den Anbau gentechnisch vern-derter Pflanzen und den Einsatz der grnen Gentech-nik in der Lebensmittelproduktion ablehnen. GrneGentechnik bietet bisher keine berzeugenden Lsun-gen, sondern stellt eine erhebliche Belastung fr diegentechnikfreie Lebensmittelproduktion dar.

    Der BUND fragt

    Die Parteien antworten1 Sind Sie dafr, dass Atomkraftwerke wie geplant abgeschaltet werden? 2 Sind Sie gegen einen Neubau von Kohlekraftwerken? 3 Sind Sie fr eine gentechnikfreie Landwirtschaft?

  • [3-09] BUNDmagazin 17

    In Hof und in Rostock, in Saarbrcken und Ulm sinddie Bundestag-Direktkandidaten der FDP gegenGentechnik in der Landwirtschaft. In Lbeck, Gro-Gerau und Koblenz lehnen die DirektkandidatInnender SPD den Neubau von Kohlekraftwerken ab. InMannheim und Chemnitz pldieren die Kandidatender CDU gegen lngere Laufzeiten von Atomkraftwer-ken. Im Mrkisch-Oderland (Barnim II) ist eine groeKoalition von CDU, SPD, Grnen und Linke gegen Lauf-zeitverlngerungen, neue Kohlekraftwerke und Gen-technik in der Landwirtschaft. KanzleramtsministerThomas de Maizire (CDU), der den Staatssekretrs-ausschuss fr nachhaltige Entwicklung leitet, ist frlngere Laufzeiten, fr neue Kohlekraftwerke und frden Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft.

    Das sind einige Ergebnisse des BUND-KandidatIn-nen checks. Der BUND hat alle DirektkandidatInnender Parteien im Bundestag nach ihrer Haltung zurAtom- und Kohlekraft sowie zur Gentechnik befragt.Die BUND-Gruppen konnten zwei wahlkreisbezogeneFragen ergnzen. In 162 der 295 Wahlkreise wurdediese Chance (bis zum Redaktionsschluss) genutzt.ber 60 Prozent der 1495 KandidatInnen ha ben bereitsgeantwortet mit zum Teil interessanten Abweichun-gen von der Linie ihrer Partei.

    Mit dem Check auf bund.net/wahlen bietet derBUND allen umweltpolitisch interessierten WhlerIn-nen die Mglichkeit, sich rasch einen berblick berdie Positionen der Parteien in ihrem Wahlkreis zu ver-schaffen oder zu prfen, was Kanzlerkandidat Stein-meier, Guido Westerwelle, Jrgen Trittin und andereBundesprominenz meinen. Und Sie knnen die Kandi-datInnen direkt kontaktieren, Ihre Zustimmung oderAblehnung mailen. Schlielich bietet der Check einegute Mglichkeit, die PolitikerInnen nach der Wahl anihre Aussagen vor der Wahl zu erinnern.

    Ergnzt wird der KandidatInnencheck durch eineAnalyse der Wahlprogramme, die Sie ebenfalls aufwww.bund.net finden.

    Atomkraft im MittelpunktOnline und offline steht Atomkraft im Mittelpunkt

    der BUND-Aktionen zum Wahlkampf. Mit dem Mani-fest Machen wir den Weg frei Atomkraft abwhlenwill der BUND viele Menschen dafr gewinnen, dieWahlen als eine Chance zu nutzen, ihr Nein zur Atom-kraft zu unterstreichen.

    Die Gefahren der Atomkraft machen neben einerSonderausgabe des Klima-Express und einem Faltblattauf bund.net ein Filmspot und ein Spiel deutlich.

    Sieben Atomkraftwerke htten in dieser Legislatur-periode vom Netz gehen bzw. in den nchsten vier Jah-ren abgeschaltet werden sollen. Bundesverband undLandesverbnde unterstreichen mit Aktionen an denStandorten, dass diese Bundestagswahl eine energie-politische Richtungswahl ist. Auch deshalb setzen wiruns nachdrcklich dafr ein, dass die Demonstrationam 5. September in Berlin (siehe die Aktionsseite) eindeut liches Signal fr eine zukunftsfhige Energiepolitikwird.

    Gewhlt wird fr vier Jahre. Entschieden wird berJahrtausende.

    Norbert Franck

    Der BUND zur Wahl

    Online und offline aktivWir haben die Wahl. Vielleicht nicht immer zwischen allererster Wahl. Aber in jedemFall zwischen gravierenden politischen Unterschieden speziell in der Umweltpolitik.

    Mit dieser Graphik startet das BUND-Spiel auf dem iPhone.

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    Kernforderung 5 Fr mehr Schutz der VerbraucherInnen

    BUND-Mitglieder,die sich im Wahl-kampf einmischenwollen, finden aufwww.bund-intern.net Argumenta-tionshilfen, Mus-tertexte und Mate-rial zum Bestellen.

  • 18 BUNDmagazin [3-09]

    TITELTH EMA

    BayernBis auf wenige Lichtblicke agieren CSU und FDP

    umweltpolitisch rckwrtsgewandt und mutlos. DieWirtschaftskrise ist nicht nur eine gewaltige Herausfor-derung, sondern auch eine Chance, Klimaschutz undArbeitsplatzsicherung durch mehr Natur- und Um -weltschutz miteinander zu verknpfen. Ministerprsi-dent Horst Seehofer (CSU) und sein Stellvertreter undWirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) aber stehennicht fr den erforderlichen Neuanfang.

    Statt mit einer innovativen und kologischen Wirt-schafts- und Umweltpolitik die natrlichen Lebens-grundlagen zu schtzen und Arbeitspltze mit Zukunftzu schaffen, geben CSU und FDP kurzfristigen Kon-zern- und Lobbyinteressen Vorrang. Das belegen derEinsatz fr lnger laufende Atomkraftwerke, die Sub-ventionierung der verfehlten Modellpolitik bayerischerAutokonzerne und die Blockade eines von allen bri-gen Bundeslndern untersttzten Umweltgesetzbuches.Beim Streit um den Ausbau der frei flieenden Donaugibt es allerdings einen Silberstreif am Horizont, nach-dem Umweltminister Markus Sder mit Untersttzungder FDP von der bisherigen Betonlinie abgerckt ist.Ebenso bemht sich die Staatsregierung hier gegenden Widerstand der FDP , Bayern zu einer gentechik-anbaufreien Region zu machen, womit sie bundesweitVorreiter ist.

    Der Bund Naturschutz als grter bayerischerNatur- und Umweltverband hat sein Engagement anden umweltpolitischen Brennpunkten Bayerns vor derBundestagswahl noch verstrkt. Im Vordergrund ste-hen dabei der Einsatz fr ein gentechnikfreies Bayernund fr konkrete Klimaschutzaktionen. Widerstandwerden wir vor allem gegen unsinnige Prestigeprojektevom Flughafen- bis zum Autobahnbau leisten.

    Sebastian Schnauer, stv. Landesvorsitzender

    HessenKlimaschutz findet in Hessen nicht statt. CDU und

    FDP haben keinerlei Ziele und Manahmen vereinbart,um die Emission von Treibhausgasen zu senken. Statt-dessen wird der Ausbau des Kohlekraftwerks Staudin-ger untersttzt, der allein den CO2-Aussto von jhr-lich 5 auf 8 Mio. Tonnen erhhen wird.

    Statt gezielt in die Wrmedmmung von Altbautenoder in den ffentlichen Verkehr zu investieren, wirddie geplante Verdoppelung der Mittel fr den Landes-straenbau auf 1 Mrd. Euro in den nchsten fnf Jah-ren zu einer wahren Straenbauorgie fhren. Auch dervon der Landesregierung massiv gefrderte Ausbau desFrankfurter Flughafens steht dem dringlichen Klima-schutz entgegen. Laut Genehmigung wird hier nichteinmal das stets von Ministerprsident Koch verspro-chene Nachtflugverbot zwischen 23 und 5 Uhr gelten.

    CDU und FDP setzen sich vehement fr eine Verln-gerung der im Atomkonsens vereinbarten Laufzeitender Atomreaktoren Biblis A und B ein. Immerhin sollenaber die erneuerbaren Energien in Hessen bis zum Jahr2020 einen Anteil von 20 Prozent am Gesamtenergie-verbrauch (ohne Verkehr) erbringen. Allerdings wird dieWindenergie von der Landesregierung als Windkraft-monster diffamiert. Ob die von Roland Koch initiierteNachhaltigkeitsstrategie dazu beitrgt, Hessen einenersten Schritt in Richtung Zukunftsfhigkeit zu fhren,bleibt abzuwarten.

    Michael Rothkegel, Landesgeschftsfhrer

    NiedersachsenPositiv: Ministerprsident Wulff bekannte sich nach

    Amtsbernahme zu einer seit ber zehn Jahren ausste-henden Verpflichtung, an der Ems einen Vergleich zwi-schen Land und Umweltverbnden zu schlieen.Zudem steht das Land zum Moorschutz, das Landwirt-

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    Koalitionscheck auf Lnderebene

    Schwarz-gelb fit fr die Zukunft?Schwarz-gelbe Koalitionen gibt es in Baden-Wrttemberg (seit 1996), Niedersachsen (2003), Nord rhein-Westfalen(2005), Bayern (2008) und Hessen (2009). Weil dies zugleich die fnf bevlkerungsreichsten Bundeslnder sind, isteiner Mehrheit von Union und FDP ab Herbst auf Bundesebene eine gewisse Wahrscheinlichkeit nicht abzusprechen.Welche Erfahrungen hat der BUND auf Ebene der Lnder mit dieser Konstellation gemacht?

    Kernforderung 6 Fr eine nachhaltige Landwirtschaft

  • [3-09] BUNDmagazin 19

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    schaftsministerium untersttzt den Gedanken des Bio-topverbunds und frdert unser Wildkatzenprojekt.

    Negativ: Der Umweltminister Hans-Heinrich Sander(FDP) ist weithin bekannt fr seine unorthodoxe Amts-fhrung. So unterschreibt der Landwirt schon mal EU-Frderantrge des von seiner Frau gefhrten Hofs. ImBiosphrenreservat Elbtalaue sgte der Minister in ei -nem geschtzten Auenbiotop demonstrativ Weiden um.Und per Erlass gestattete er amtlichen Naturschtzerndas Betreten von Flchen nur noch mit Erlaubnis desEigentmers. Sander setzt zudem auf Atomkraft unddie weitere Erkundung des Gorlebener Salzstocks.

    Nahezu 90 Prozent der Landesgewsser wurden beieiner EU-rechtlich gebotenen Einstufung als stark ver-ndert benannt, wohl um sich Kosten fr die sonst fl-lige Verbesserung der Gewssergte zu sparen. Die Ver-bndefrderung hat Niedersachsen gestrichen, die Aus-schttung der Bingo-Mittel halbiert, die Frderung frdie Nationalparkhuser drastisch verringert. Dagegenbekommen Grokonzerne, die neue Kohlekraftwerke ander Kste planen, reduzierte Gebhren fr die Wasser-entnahme in Aussicht gestellt.

    Der WWF und der Landesverband BrgerinitiativenUmweltschutz wurden aus der Bingo-Stiftung ent-fernt, dafr der Landfrauen- und der Fischereiverbandso wie die Jgerschaft neu aufgenommen.

    Fazit: Die CDU unter Christian Wulff lsst der FDPim Umwelt-/Naturschutz weitestgehend freie Hand. Obbeim Umweltgesetzbuch oder Naturschutzgesetz: AufBundesebene ist Niedersachsen beim Versuch, Schutz -inhalte mit eigenen Gesetzesinitiativen und nderungs-antrgen zu schmlern, allzeit an vorderster Front.

    Carl-Wilhelm Bodenstein-Dresler,Landesgeschftsfhrer

    Nordrhein-WestfalenSeit ihrem Regierungsantritt betreiben CDU und

    FDP eine Verbraucher-, Umwelt und Naturschutzpoli-tik, die das zuvor Erreichte zurckschraubt, Standardsaufweicht und die Brgerbeteiligung aushhlt. PositiveAkzente sind trotz eifriger Lippenbekenntnisse zumErhalt der Schpfung kaum auszumachen. Privatvor Staat lautet die Maxime der Landesregierung. DerSchutz der natrlichen Lebensgrundlagen wird zuneh-mend wirtschaftlichen Einzelinteressen untergeordnet.So setzt Schwarz-Gelb im Energie- und CO2-Land Nr. 1

    den klimafeindlichen Kurs gegen die Windenergie undfr die Braun- und Steinkohlelobby fort. Nicht dezen-trale Energien werden gestrkt, sondern das Oligopolder Energiekonzerne. Nicht Bio-Bauern werden vor-rangig untersttzt, sondern Intensivlandwirtschaft undTierfabriken. Nicht die Brgerinnen und Brger wer-den vor den Risiken der chemischen Industrie ge -schtzt, sondern Bayer und Co. erhalten freie Hand.Und der Ausverkauf unserer heimischen Wlder ist invollem Gange. Dazu wurden Mitwirkungs- und Klage-rechte gekappt und die Frderung des ehrenamtlichenWirkens zurckgeschraubt.

    Die konkreten Folgen schwarz-gelben Regierungs-handelns sind ernchternd: Der Strfall ist lngst zumNormalfall geworden, nicht zuletzt weil die Umwelt-verwaltung zerschlagen und die Genehmigungsverfah-ren fr potenzielle Risikobetriebe vereinfacht wurden.Tag fr Tag wird die Bevlkerung einer gesundheitsge-fhrdenden Dosis Feinstaub und Stickstoffdioxid aus-gesetzt, weil das Auto politisch Vorrang geniet undindustrielle Verschmutzer geschont werden. Beim Kli-maschutz behlt NRW bundesweit die rote Laterne, derFlchenverbrauch schreitet trotz demographischemWandel unvermindert fort, und in den wenigen Vogel-reservaten ist die Jagd auf Kormorane wieder erlaubt.

    Die Privat vor Staat-Ideologie hat zu weniger Um -welt- und Naturschutz und zu weniger Gesundheits-schutz fr die Menschen im Land gefhrt.

    Dirk Jansen, Landesgeschftsfhrer

    Baden-WrttembergDer BUND Baden-Wrttemberg wollte so kurz vor

    der Bundestagswahl nicht Stellung nehmen. Fr diekritische Auseinandersetzung mit Einzelaspekten derUm weltpolitik im Sdwesten finden sich reichlich Bei-spiele unter www.bund-bawue.de.

    Kernforderung 7 Fr den Schutz der biologischen Vielfalt

  • 20 BUNDmagazin [3-09]

    TITELTH EMA

    49 von 612 wre dieses Verhltnis reprsentativfr die deutsche Bevlkerung, so msste derBUND etwa 6,6 Millionen Mitglieder zhlen. Trotz allerAn strengungen und intensiver Mitgliederwerbunghaben wir es noch nicht dahin gebracht. Immerhinerfreut sich der BUND bei Deutschlands politischenEntscheidungstrgern offenbar besonderer Wertscht-zung, auch wenn der Bundestag das in den letzten vierJahren ganz gut verheimlichen konnte. Nun ja: 49BUND-Abgeordnete, das ist zwar eine stolze Zahl aber eben doch eine Minderheit im Parlament. Ande-rerseits gibt es in jeder der sechs Parteien BUND-Mit-glieder. Und wenn die sich nun parteibergreifendzusammentten, dann knnte vielleicht das ein oderandere ins Rollen kommen

    Doch bilden die BUND-Parlamentarier eine sehrheterogene Gruppe, die jenseits ihrer gemeinsamenMitgliedschaft nicht allzu viel zu verbinden scheint.Und die wohl kaum mal als Ganzes zu mobilisieren ist.Der BUND versucht es trotzdem. Wie schwer er an die-ser Aufgabe trgt einer von vielen als Ihrer Interessen-vertretung in der Hauptstadt , davon mag Ihnen diefolgende Vorstellung von vier bekennenden BUND-Mitgliedern im deutschen Bundestag eine leise Ah -nung vermitteln.

    Hermann Grhe, CDUEinziges BUND-Mitglied in der CDU ist Hermann

    Grhe. Der 48-jhrige Jurist sitzt bereits seit 1994 imBundestag und ist kein unbeschriebenes Blatt in derUnion: Von 1989 bis 1994 war der Westfale Bundesvor-sitzender der Jungen Union. Der langjhrige Sprecherder CDU/CSU fr Menschenrechte und humanitreHilfe gehrt seit Jahren zum engeren Fhrungskreis derUnionsfraktion. Seit einem knappen Jahr verantworteter als Staatsminister die Bund-Lnder-Koordinationund den Abbau der Brokratie. ber die Partei hin-aus bekannt wurde Grhe der Ratsmitglied der Evan-gelischen Kirche ist als Mitherausgeber des christ-lichen Magazins chrismon.

    Sein Wahlkreis Rhein-Kreis Neuss hat es brigens insich: Er ist der bundesdeutsche Hotspot in SachenKlimaschutz. Hier stehen die RWE-Braunkohlekraft-werke Frimmersdorf und Neurath, die jedes Jahr etwa40 Mio. t CO2 in die Luft blasen, ein neues Kraftwerk istin Bau (16,6 Mio. t/a). Mit einem klaren Bekenntniszur heimischen Braunkohle erteilt Hermann Grhediesem Neubau seinen Segen. Auch den Anbau gen-technisch vernderter Pflanzen hlt er fr sicher undbeherrschbar. Auf Nachfrage bekennt er trotz nichtunwesentlicher Meinungsverschiedenheiten in eini-gen Bereichen die Arbeit des BUND zu schtzen.

    Josef Gppel, CSUAus anderem Holz geschnitzt ist da der Franke Josef

    Gppel. Als grnes Gewissen seiner Partei ist der 59-jhrige Forstingenieur 2002 nach Jahrzehnten in derKommunal- und Landespolitik in den Bundestaggerckt fr den Wahlkreis Ansbach. Als Obmann derUnion im Umweltausschuss hat er einen parteiber-greifenden Zukunftssalon Umwelt initiiert und krz-lich Globe Deutschland mitgegrndet, ein Netzwerkaus Abgeordneten, die sich auf allen Kontinenten frUmweltfragen engagieren.

    Seit 1991 leitet Gppel den Umweltarbeitskreis derCSU, seit 1993 den deutschen Verband fr Landschafts-pflege. Im Bund Naturschutz ist er schon so lange Mit-glied wie in der CSU: seit 1970. Mit ihm engagiert ersich fr eine frei flieende Donau und gegen die Agro-Gentechnik letztes Jahr stimmte er als einziger Ab -geordneter der Union im Bundestag gegen das neueGentechnik-Gesetz.

    Rckblick

    Viel BUND im Bundestag612 Abgeordnete saen in dieser Legislaturperiode im deutschen Bundestag 49 davon Mitglieder des BUND. Lernen Sie zwei Frauen und zwei Mnner ausunterschiedlichen politischen Lagern nher kennen. Und erfahren Sie dasheimliche Wahlziel des BUND.

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    Kernforderung 2 Fr mehr Mobilitt mit weniger Verkehr

  • Andrea Nahles, SPDDen grten Teil der BUND-Mitglieder im Bundes-

    tag stellt die SPD-Fraktion. Unter ihnen sind profilierteUm weltexperten wie der stellvertretende Fraktionsvor-sitzende Ulrich Kelber (der aber erst krzlich fr dievom BUND abgelehnte CCS-Technologie eintrat) unddie Staatssekretrin im Um weltministerium, AstridKlug beide brigens Jahrgang 1968 und damit nochvergleichsweise jung.

    Noch jnger und ungleich bekannter ist AndreaNahles, mit 39 stellvertretende SPD-Vorsitzende undeine der wichtigsten programmatischen Stimmen derSozialdemokraten. Wie Grhe hat die Pflzerin einstdie Parteijugend (die Jusos) geleitet. Im Bundestag sitztdie Partei-Linke seit 2005 (und zuvor schon 1998 bis2002). So prominent und von den Medien viel gefragtAndrea Nahles ist die Umweltpolitik gehrt sichernicht zu ihren Schwerpunkten, weder in Berlin noch inihrem Wahlkreis. Die Frage im BUND-Kandidatencheck,ob sie gegen den Neubau von Kohlekraftwerken ist,beantwortet sie denn auch mit nein und bleibt da -mit ganz auf SPD-Linie.

    Undine Kurth, Bndnis 90/GrneFr Sachsen-Anhalt sitzt die 57-jhrige Quedlinbur-

    gerin Undine Kurth seit 2002 im Bundestag. Sie ist dieeinzige BUND-Abgeordnete, die aus Ostdeutschlandkommt. Die gelernte Krankenschwester und Innenar-chitektin ist natur- und tierschutzpolitische Sprecherinder grnen Fraktion und seit vier Jahren parlamentari-sche Geschftsfhrerin.

    Befragt nach ihren naturschutzpolitischen Zielen,nennt sie als erstes die Sicherung des Grnen Bandsals kologisches und kulturelles Denkmal was ausSicht des BUND nun wirklich mustergltig ist. Folge-richtig untersttzt sie das BUND-Projekt am ehemali-gen Grenzstreifen seit vielen Jahren intensiv. Auer-dem wendet sich Kurth mit dem BUND gegen den wei-teren Ausbau von Elbe und Saale und frdert unserenWiderstand gegen die Vielzahl geplanter Riesenmast-anlagen fr Schweine in Ostdeutschland.

    Geheimes WahlzielDer Vollstndigkeit halber sei es erwhnt: Auch in

    der FDP und bei der Linken findet sich jeweils einBUND-Mitglied (wobei Eva Bulling-Schrter, die um -weltpolitische Sprecherin der Linken, im Parteipro-

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    gramm deutliche Spuren hinterlassen hat). Den gr-ten prozentualen Anteil an BUND-Mitgliedern hat was vielleicht nicht bermig verwundert die grneBundestagsfraktion, wobei ihr die SPD dicht auf denFersen liegt. Whrend sich die CSU noch ganz achtbarschlgt, ist die BUND-Prsenz in den brigen drei Par-teien frs Erste noch sehr ausbaufhig.

    Nun muss man ja nicht BUND-Mitglied sein, umden Umwelt- und Naturschutz