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1 1 Seite 8 Der Kirche die Treue halten Wie gelingt es der Kirche, den Kontakt zu den Mitgliedern nicht abreissen zu lassen? Zueinander Sorge tragen Was Seelsorge heute bedeutet Seite 7 Kirchensteuer-Initiative Mit guten Argumenten «Sorge tragen» zur Kirche nota bene Nr 1 / Februar 2014 Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche

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Sorge tragen

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Seite 8

Der Kirche die Treue halten Wie gelingt es der Kirche, den Kontakt zu den Mitgliedern nicht abreissen zu lassen?

Zueinander Sorge tragenWas Seelsorge heute bedeutet

Seite 7

Kirchensteuer-Initiative Mit guten Argumenten «Sorge tragen» zur Kirche

notabeneNr 1 / Februar 2014Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche

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Liebe Leserin, lieber Leser

«Sorgen tragen» – unter diesem Motto wurde Ende letzten Jahres die Vorkam-pagne zur Abstimmung über die Kir-chensteuerinitiative lanciert. Wie klingt das für Sie, «Sorge tragen»? Motivie-rend? Nachdenklich? Niedergeschlagen? Interessant ist, dass solche Wendungen je nach Ohr unterschiedlich aufgefasst werden. Bei den einen, oft hochdeut-scher Muttersprache, überwiegt der eher negative Beiklang: Man trägt Sorgen mit sich herum.

Wer aber hierzulande mit Schweizer-deutsch aufgewachsen ist, hört meist

eher das Aufbauende heraus. «Heb Sorg» klingt liebevoll und fürsorglich, ja fast niedlich. Und doch ist damit ein grosser Ernst verbunden – und auch eine grosse Verantwortung.

Sie beginnt als Selbstverantwortung schon bei sich selber und ist auch grad eine der grössten Herausforderungen. Sich selber Sorge tragen – dem sind heute erschreckend viele Menschen nicht gewachsen. Sie betreiben Raubbau an Leib und Seele und kennen keine Grenze der Nachsicht mit sich selber, wenn es darum geht, einer Versuchung zu wiederstehen oder Kompensationen fix im Leben zu installieren.

«Sorge tragen» – das gilt in unserer konsumorientierten und schnelllebigen Zeit aber auch den Wesen und Dingen um uns herum: Familie und Freunde, Artenvielfalt und Ökosystem, Solidari-tät und gesellschaftlicher Zusammen-halt. Auch im Kollektiven gewinnt man zunehmend den Eindruck, dass die glo-bale Gesellschaft überfordert ist, wenn es um Fragen des Masshaltens bzw. der «Bewahrung der Schöpfung» geht. «Sorge tragen» – auf einen kürzeren Nenner ist ein globales Werte-Konzept kaum zu bringen.

Hier setzt die Vorkampagne ein. Sie ruft in die Verantwortung, Sorge zu tra-gen zu den Angeboten einer Institution, die Hilfe und Unterstützung für sozial Schwache und Benachteiligte leistet, die Menschen in Not und in schwierigen Lebenssituationen begleitet und die mit ihrem Dienst an der Gemeinschaft we-sentlich zur Stabilität unserer Gesell-schaft beiträgt.

Diese Sichtweise hat sich am 13. Ja-nuar erfreulicherweise auch im Kan-

tonsrat durchgesetzt: Das Parlament empfiehlt die Kirchensteuerinitiative mit deutlicher Dreiviertelmehr-heit zur Ablehnung (lesen Sie dazu den Bericht auf Seite 7). Dieser Entscheid ist wichtig, aber die Abstim-mung ist damit noch nicht

gewonnen. Es gilt, auf den Abstim-mungstermin hin – voraussichtlich am 18. Mai 2014 –, alle Kräfte zu mobilisie-ren. Ein gutes Resultat wird auch dazu beitragen, dass nicht schon bald ein neuer Vorstoss auf die politische Agenda kommt.

Natürlich wäre die Landeskirche auch ohne die Steuern der Firmen nach wie vor eine ganze Kirche. Aber sie wäre eine Kirche, die ihren Dienst an der Ge-sellschaft nicht mehr im selben Umfang erfüllen könnte. Tragen wir Sorge, dass es nicht dazu kommt!

Nicolas Mori, Leiter Kommunikation

Aktuell

Nachrichten3 – 6

Kolumne «Frauensache»5

Schwerpunkte

«Sorge tragen»: Die Abstimmung über die

Kirchensteuer-Initiative7

Mitgliederbindung: Der Kirche die Treue halten

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Rita Famos: «Seelsorgende arbeiten

wie Hebammen»9 – 11

Rubriken

Themen und Termine12 – 14

Stellenmarkt14

kreuz & quer: Festgeläut in Winterthur

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Impressum / Cartoon16

Editorial / Inhaltsverzeichnis

«Sorge tragen: das gilt uns selbst und den Wesen und Dingen um uns herum.»

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Kirchenrat zum Lehrplan 21 / Christliche Tradition stärker berücksichtigen

kom. Im letzten halben Jahr 2013 war der neue Lehrplan 21 in der Konsulta-tion. Neben den Kantonen meldeten sich Interessenverbände und betroffene Berufsgruppen zu Wort. Auch der Zür-cher Kirchenrat gab seine Stellung-nahme ab: Grundsätzlich unterstützt der die positive Gesamteinschätzung des Lehrplans 21. Mit der Aufnahme des Bereichs «Ethik – Religionen – Gemein-schaft» seien gute Voraussetzungen für einen obligatorischen schulischen Reli-gionsunterricht geschaffen worden. Als richtigen Ansatz wertet der Kirchenrat auch den Lebensweltbezug der Schüle-rinnen und Schüler. «Die Welt wahrneh-men» oder «Sich in der Welt orientie-ren» seien Aspekte, die für die religionskundlichen und weltanschauli-chen Perspektiven zentral sind.

Der Kirchenrat vermisst im Lehrplan 21 jedoch einen prägnanteren Bezug auf die jüdisch-christlichen Prägungen der Schweizer Lebenswelten. Es sei doch eine Tatsache, dass die vorfindliche Welt in der deutschen Schweiz grösstenteils von dieser Kultur geprägt und ein Ver-ständnis der schweizerischen Gesell-schaft ohne Basiswissen über christliche Überlieferungen und Werte nicht mög-lich sei.

Indem der Lehrplan 21 völlig auf die explizite Nennung von wesentlichen In-halten der jüdisch-christlichen Überlie-ferung verzichte, gehe er hinter die Leit-linien des Zürcher Modells für das Fach «Religion und Kultur» zurück, das als wegweisend gelte. Der Kirchenrat hätte erwartet, dass sich der Bildungsrat in seiner Stellungnahme stärker für dieses Modell verwenden würde. Gemäss Kir-chenrat leistet dieser Zürcher Ansatz ei-nen wesentlichen Beitrag gegen den Tra-ditionsabbruch sowie zur Förderung von kulturellem Wissen, von Identitäts-findung und Orientierungskompetenz.

Als konkrete Ergänzung schlägt der Kirchenrat beispielsweise vor, dass Schülerinnen und Schüler Feste ver-schiedener Religionen anhand ihrer

Bräuche und Erzählungen erläutern so-wie kulturelle Unterschiede analysieren können.

Nach der Überarbeitung will die Deutschschweizer Erziehungsdirekto-renkonferenz den Lehrplan im Herbst 2014 verabschieden. Inwiefern die Rück-meldungen die Endfassung beeinflussen werden, ist laut der «Neuen Zürcher Zeitung» offen.

Ressort umbenannt /

Kommunikation

st. Die Aufgabenbereiche des Kirchen-pflege-Ressorts «Öffentlichkeitsarbeit» werden immer vielfältiger. Sie umfassen unter anderem die Pflege der internen und externen Kommunikation, die Um-setzung des gemeindeeigenen oder regi-onalen Kommunikationskonzeptes, das Sichtbarmachen diakonischen Engage-ments und die Verantwortung für mili-eusensible Öffentlichkeitsarbeit. Das Ressort beinhaltet auch die Vernetzung mit anderen Institutionen und den Kon-takt zu den Medien, die Redaktion der Gemeindeseite, des Jahresberichts, des Social-Media- und Internetauftritts. Dazu kommen die Umsetzung des ein-heitlichen Erscheinungsbildes und die Begrüssung der Neuzugezogenen. All das ist weit mehr, als was der Begriff Öf-fentlichkeitsarbeit abdeckt.

Den Kirchenpflegen wird aus diesen Gründen empfohlen, das Ressort Öf-fentlichkeitsarbeit ab der neuen Amts-periode 2014 mit dem weiter gefassten Begriff «Kommunikation» zu benen-nen. Das Ressort Kommunikation ist im Handlungsfeld Gemeindeaufbau und Leitung angesiedelt und erarbeitet Stra-tegien für alle Handlungsfelder. Weitere Informationen unter: www.zh.ref.ch/kommunikation

In eigener Sache /

«notabene» farbig

sch. Das «notabene» wird ab dieser Nummer noch etwas farbiger als bisher. Neu sind nicht mehr nur die Umschlags-seiten, sondern das ganze Heft vierfar-big gedruckt. Wir möchten damit die Zeitschrift zeitgemässer gestalten und das bunte und vielfältige Zürcher Kir-chenleben bildsprachlich noch echter übermitteln. Die Qualitätssteigerung ge-lingt dabei ohne Mehrkosten. Die ge-ringfügig höheren Druckkosten machen wir mit Einsparungen bei den Portokos-ten mehr als wett. Das «notabene» wird von der Post seit Ende 2013 als Zeit-schrift AZB anerkannt und profitiert von besseren Versandkonditionen.

Eine Neuerung hält auch die letzte Seite des notabene bereit. Die Cartoons zeichnet in dieser und in den kommenden Nummern neu Ruedi Widmer. Der Win-terthurer Cartoonist und Grafiker arbei-tet regelmässig für den «Landboten», den «Tages-Anzeiger», die «Wochenzeitung» und für das Satiremagazin «Titanic». Ruedi Widmer löst als «notabene»-Car-toonist Max Spring ab. Der Berner hatte die Leserinnen und Leser während der letzten zwei Jahre jeweils gekonnt mit ei-nem Schmunzeln oder mit einem zeich-nerischen Denkzettel verabschiedet.

Was gehört alles in den Bildungsrucksack? Der Kirchenrat vermisst den Bezug auf die christliche Tradition.

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Neuerungen bei Personalerlassen / Lohnfestsetzungen angepasst

Am 26. November 2013 hat die Kir-chensynode eine Teilrevision der Perso-nalverordnung beschlossen und eine Än-derung der Verordnung über die Ergänzungspfarrstellen genehmigt. Be-reits am 4. September 2013 hat der Kir-chenrat eine Änderung der Vollzugsver-ordnung zur Personalverordnung verabschiedet. Diese ist am 1. Januar 2014 in Kraft getreten, während die Teil-revisionen von Personalverordnung und Ergänzungspfarrstellenverordnung vor-aussichtlich ab 1. April 2014 rechtswirk-sam werden.

Inhaltlich regeln die Änderungen der Personalverordnung und der Vollzugs-verordnung vorab die Beendigung des Arbeitsverhältnisses altershalber. Diese war bisher für die Landeskirche und die Kirchgemeinden, die der BVK (Perso-nalvorsorge des Kantons Zürich) ange-schlossen sind, in deren Statuten gere-

gelt. Aufgrund der Verselbständigung der BVK per 1. Januar 2014 werden diese Statuten nicht mehr Bestandteil des kantonalen Rechts bilden, das subsi-diär auch für die Landeskirche und ihre Kirchgemeinden anwendbar ist. Für die Beendigung des Arbeitsverhältnisses al-tershalber war daher im landeskirchli-chen Personalrecht eine gesetzliche Grundlage zu schaffen. Zudem wurden Bestimmungen zur Lohnfestsetzung so-wie Positionen im Einreihungsplan an-gepasst, die zu zurückhaltend formuliert waren und den Ermessensspielraum der Anstellungsinstanzen zu sehr ein-schränkten.

Die geänderte Verordnung über die Ergänzungspfarrstellen erweitert die Sachverhalte der besonderen Verhält-nisse, die es dem Kirchenrat ermögli-chen, in einer Kirchgemeinde eine Er-gänzungspfarrstelle zu errichten. Neu

besteht diese Möglichkeit auch dann, wenn es gilt, rasch und unabhängig vom Rhythmus der Amtsdauer innovative Projekte des Gemeindeaufbaus dort zu unterstützen, wo die personellen Mög-lichkeiten einer Kirchgemeinde nicht ausreichen. Die ergänzte Verordnung schafft so in Zeiten knapper werdender Ressourcen Anreize für innovative Ge-meindeaufbauprojekte. Bei der Stellen-zuteilung werden überprüfbare Ergeb-nisse und eine Ausstrahlung über die Kirchgemeinde hinaus vorausgesetzt.

Die Revision der genannten Erlasse bot zugleich die Gelegenheit, einzelne Verordnungsbestimmungen redaktionell anzupassen und zu präzisieren.

Barbara Mathis

Die Verordnungen finden sich elektro-

nisch unter: www.zh.ref.ch/kirchensynode

unter der Rubrik «aktuell».

Orthodoxe Christen in Zürich / Ein Hauch von Moskau über den Dächern von Zürich

Die Kirchen des Westens und des Ostens – die orthodoxe Kirchen – feiern Ostern dieses Jahr am gleichen Datum: 20. Ap-ril 2014. Eine Seltenheit, denn das nächste gemeinsame Osterdatum steht erst wieder 2025 an! In der Region Zü-rich sind inzwischen über ein Dutzend christlich-orthodoxen Gemeinden be-heimatet. Die bevorstehende Gründung des «Verbandes Orthodoxer Kirchen in Zürich» soll die Präsenz dieser Kirchen-familie noch stärker bewusst machen. Verbunden damit ist die Absicht, auch für diese Kirchengemeinschaft die öf-fentliche Anerkennung zu erlangen. Zehn der orthodoxen Kirchen sind Mit-glied in der Arbeitsgemeinschaft Christ-licher Kirchen im Kanton Zürich (www.zh.agck.ch).

Kirchgemeinden, welche sich für die orthodoxen Kirchen und ihr Gemeinde-leben unter uns interessieren, können Fachleute für einen Vortrag einladen: Es berichten die Autoren der seinerzeitigen

Ausstellung im Stadthaus «Ostkirchen in Zürich», die Fotografin Vera Markus und der Theologe Peter Wittwer. Wenn gewünscht, beteiligt sich ein Priester oder Mitglied einer orthodoxen Kirch-gemeinde. Peter Dettwiler

Vortrag und Bilder benötigen eine bis

anderthalb Stunden. Zur Festlegung eines

Termins wende man sich direkt an Peter

Wittwer, 044 261 09 32, peter.wittwer@

bluewin.ch, oder an Vera Markus,

Tel. 044 451 25 87, [email protected].

Ungewohnte Skyline von Zürich: Blick auf die russisch-orthodoxe Auferstehungskirche.

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Pfrn. Sabine Scheuter und Pfr. Mark Schwyter sagen in dieser Kolumne ab-

wechselnd, was in der Kirche Sache ist: aus Männersicht und aus Frauensicht.

FrauensacheIn den Weihnachtsferien ergab sich wieder einmal etwas mehr Zeit, um Zeitung zu lesen, richtig gründlich bis hin zu den Leserbriefen. Ja, die Zuschriften, die im «Leserforum» ab-gedruckt werden, heissen nach wie vor so, und die Bezeichnung – die die Leserinnen aussen vor lässt – ist leider auch Programm. Doch kann es wohl kaum dem «Tages-Anzeiger» angelastet werden, wenn sich über das Interview mit Leon de Winter «Einwanderungs- und Sozialstaat passen nicht zusammen» nur Heinz Abler, Peter Schmid, Kaspar Schuler, Peter Sutter, Ueli Bänziger und Adolf Meier äussern. Profund oder weniger profund, dafür oder dagegen, die Männer mischen sich in die öffentli-che Debatte ein und die Frauen tun es nicht. Und dies auch bei vielen weiteren Themen, wie ich in den fol-genden Tagen feststelle: Zur Finan-zierung des öffentlichen Verkehrs äu-ssern sich fünf Männer und eine Frau, beim freien Personenverkehr steht es acht zu null, und auch zur Bildungs- und Rassismusthematik sind nur Männer zu lesen. Nur zu «Frauenthemen» wie Witwenrente oder Platzbedarf der Kinderhorte ist das Geschlechterverhältnis ausge-wogen oder manchmal sogar etwas frauenlastig.Warum schreiben Frauen ihre Mei-nung nicht? Haben sie neben Job und Familie keine Zeit dafür? Wollen sie sich nicht öffentlich exponieren? Meinen sie, sie hätten nicht genug Ahnung von den oft komplexen The-men? Was auch immer der Grund sein mag, es ist schade, denn all diese Themen gehen auch Frauen an, und es wäre so wichtig, die Mei-nung von klugen Frauen nicht nur auf internen Blogs zu lesen, sondern auch in der Öffentlichkeit. Liebe Frauen, mischt Euch ein, und macht die «Leserforen» zu Foren der Lese-rinnen und Leser.

Leserbriefe / Gottesbild und Wissen-schaft in Einklang bringen

«notabene» 9/13: Replik auf Leserbriefe Frau Keusen, Leserbriefschreiberin im «notabene» 9/13, steht mit beiden Bei-nen in der Kirche, bekennt aber, dass der Gottesdienst sie nicht befriedigt, weil das darin verkündete «altertümliche Gottesbild» heutigen Erkenntnissen nicht mehr entspricht. Die zwei Entgeg-nungen im nachfolgenden «notabene» betonen anhand von Beispielen, dass moderne Denker durchaus auch gläu-bige Christen sein können. Allerdings wird nicht dargelegt, wie diese mit der Spannung zwischen dem biblischen Gottesbild und modernen Erkenntnis-sen zurechtkommen. Auch scheint mir, dass die Einsender unter den Begriffen «Schöpfung», «Evolution» usw. nicht alle dasselbe verstehen. Könnten wir nicht das bevorstehende Reformations-jubiläum zum Anlass nehmen, um grundlegende Fragen und Probleme un-seres Glaubens neu zu überdenken? Schliesslich war es auch vor 500 Jahren ein neues Bewusstsein, das beteiligt war am reformatorischen Aufbruch. Was heisst Glauben im religiösen Sinn? Wel-ches Welt- und Gottesbild bestimmt un-ser Denken und Handeln? Fragen wie

diese müssen neu überdacht werden, in-dem wir vom heutigen Weltbild mitsamt den neusten wissenschaftlichen Er-kenntnissen ausgehen. Ich bin über-zeugt, dass wir auf diesem Weg auch in biblischen Texten ganz neue Aspekte entdecken, an die wir nie gedacht hat-ten, solange wir uns in die altertümli-chen Vorstellungen der biblischen Zeit festgebissen und gemeint hatten, die al-ten Texte so zurechtbiegen zu müssen, dass auch heutige Menschen sie akzep-tieren könnten. Christian Möckli, Einsiedeln

Ermutigung für offene Kirchennotabene» 10/13: Editorial Danke für das Editorial zur offenen Kir-che in Bachs. Hoffentlich ermutigt es noch andere Kirchenpflegen zur Nach-ahmung, auch wenn vielleicht nicht viele Sigristinnen besonders angetan sind von der Mehrarbeit. Und brennende Kerzen werden wohl als gefährlich empfunden. Kürzlich habe ich allerdings die Kerzen in der Klosterkirche Kappel gesehen. Dort bringen sie etwas Wärme ins gross-artige aber kalte Gemäuer.Judith Bertschi, Illnau

«Kabel» / Lehrlingsberatungsstelle eröffnet Filiale im Limmattal

kom. Die Kirchliche Anlauf- und Bera-tungsstelle für Lehrlingsfragen «Kabel» hat am 23. Januar eine Filiale im Berufs-bildungszentrum Dietikon ZH eröffnet. Kabel berät seit über 20 Jahren Lehr-linge, Lehrbetriebe und Eltern in Fragen rund um die Berufslehre und betreibt Beratungsstellen in Zürich, Winterthur, Uster, Affoltern a. A. und Bülach. Kabel wird getragen von der Katholischen und der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Zürich. Als Fachstelle für Fragen zur beruflichen Grundbildung ergänzt kabel staatliche und private An-

gebote. Besonders für die Lehrabbre-chenden füllt sie eine Lücke auf der so-zialen Landkarte. Die Übergangsphase von der Schule in die Berufs- und Ar-beitswelt ist für viele Jugendliche eine kritische Zeit, in der sie Vorbilder und passende Rahmenbedingungen benöti-gen, um mit den persönlichen Verände-rungen, der Neuorientierung und dem Erwachsenwerden klarzukommen. www.lehrlinge.ch

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Elternkindsingen gehören in immer mehr Kirchgemeinden zum Standard-Programm. Nach der Taufe sind sie ein stimmiges Angebot; man verbringt eine Zeit der liebevollen Interaktion mit dem eigenen Kind, lernt Lieder für den Fa-milienalltag und tauscht sich mit ande-

Neue Leiterinnen gesucht / Grosse Nachfrage bei Elternkindsingen

ren über die aktuellen Fragen aus. Die grosse Nachfrage bedeutet, dass noch mehr Leiter und Leiterinnen gefragt sind. 2013 sind acht neue Leiterinnen und eine neuer Leiter ausgebildet wor-den. Zwei wenden ihr Wissen im Kan-ton Thurgau an, je eine Person im Kan-

Landeskirche gibt Band-Schule heraus / Eine Band gründen und die Kirche rocken

sch. All die Rock- und Reaggae-Bands auf den grossen Bühnen dieser Welt, all die Pop- oder Salsa-Stars in den Hitpa-raden haben womöglich im Teenager-Alter als Schülerband ihre ersten musi-kalischen Schritte getan. Die einen oder anderen haben im Keller des Schul- oder Kirchgemeindehauses ihre ersten Stücke eingespielt, einige in der Kirche ihr ers-tes Publikum gefunden. Für all die klei-nen und grossen Musiktalente, die auch ohne Starallüren das Kirchenleben mit ihren ersten Funk- oder Rapeinlagen be-reichern, gibt die reformierte Landeskir-che erstmals eine Band-Schule heraus.

Theo Handschin, Kantor und Pfarrer in Greifensee, hat Noten- und Grundla-genmaterial zusammengestellt, um jun-gen Musikerinnen und Musikern im Konfalter den Einstieg ins Band-Spiel zu erleichtern. Er liefert Einführungen in die gängigen Stile der Popmusik und ar-beitet die wichtigsten Charakteristika von Swing, Rock, Gospel, Funk, Latin und Hip-Hop heraus. Bei der Stückwahl bedient sich der Autor im Liederbuch «rise-up» und stellt darauf basierend Arrangements für variable Besetzungen mit Gitarre, Bass, Schlagzeug, Piano und Melodieinstrumenten bereit. Zu je-dem Lied liefert die Band-Schule Be-gleitpatterns, ausgeschriebene Soli, Leadsheets und einen Klavierbegleit-satz, der den Stil des Band-Arrange-ments wiedergibt. Auf der Begleit-CD finden sich Arrangements und Play-backversionen aller Lieder. Sie sind be-wusst nicht von Profi-, sondern von

Amateurmusikern eingespielt und ma-chen den Newcomern Mut, selber in die Tasten und Saiten zu greifen.

Gute Erfahrungen hat man bereits in der Kirchgemeinde Hettlingen gemacht. Pfarrerin Esther Cartwright hat das No-tenmaterial einer spontan ins Leben ge-rufenen Konfband zur Verfügung ge-stellt. Die Jugendlichen haben dann ihre Stücke ausgewählt und geprobt. «Das Ergebnis liess sich mehr als hören!», sagt Cartwright.

Bezug: Fachstelle Gottesdienst und

Musik, Hirschengraben 7, 8001 Zürich.

Telefon 044 258 91 40. Preis: Fr. 30.–.

Autor: Theophil Handschin, Im Städtli 2,

8606 Greifensee. Tel. 044 955 91 39,

[email protected]

Redaktion: [email protected]

pd. Im Rahmen des Einsatzes für be-drängte Christen haben die Landeskir-che und der Zürcher Stadtverband die Sanierung des Klostergartens von St. Avgin in Arth SZ mit je 30 000 Franken unterstützt. Diese Hilfe für die assyri-schen und aramäischen Christen in der Diaspora ergänzte die Nothilfe für die Flüchtlinge im Norden von Syrien.

Das 1682 erbaute Kapuzinerkloster in Arth am Zugersee ist seit 1996 das geis-tige und kulturelle Zentrum der syrisch-orthodoxen Kirche in der Schweiz und in Österreich mit rund 13 000 Mitglie-dern. Regelmässig wird hier Gottes-dienst gefeiert, es werden Weiterbildun-gen angeboten und Kinder aus ganz Europa lernen hier die aramäische Spra-che und Liturgie.

Zum Dank für die Unterstützung lud der Abt des Klosters, Erzbischof Mor Dionysios Isa, den Kirchenrat und den Stadtverbandsvorstand im letzten De-zember zu einer freundschaftlichen Be-gegnung und zur Besichtigung des Klos-ters und des Klostergartens ein. Der Kirchenrat war vertreten durch Kir-chenratspräsident Michel Müller und der Stadtverband durch Vorstandsmit-glied Claudia Bretscher.

Bedrängte Christen /

Dank für Hilfe

ton St. Gallen und im Aargau. Fünf verteilen sich im Kanton Zürich. Neue Interessenden für die Ausbildung sind willkommen.

Andreas Manig, Fachstelle Vorschulzeit,

[email protected], 079 647 47 23

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kom. Der Kantonsrat hat der Kirchen-steuer-Initiative eine Absage erteilt. Mit 123 zu 40 Stimmen empfahl der Rat am 13. Januar ein Nein zur Vorlage. Weil das Kantonsparlament auch auf einen Gegenvorschlag verzichtete, dürfte die Vorlage damit bereits am übernächsten Abstimmungstermin, am 18. Mai, an die Urne kommen.

Nein-Komitee ist zufrieden Das Komitee Nein zur Kirchensteuer-Initiative nimmt die Ablehnung durch den Kantonsrat mit grosser Befriedi-gung zur Kenntnis: «Die Kirchensteu-ern der juristischen Personen sind not-wendig zur Deckung der Kosten für die Hilfe und Unterstützung für sozial Schwache und Benachteiligte oder die Beratung und Begleitung von Menschen in Not und in schwierigen Lebenssitua-tionen. Sie tragen dem Umstand Rech-nung, dass die Landeskirchen mit ihrem Dienst an der Gemeinschaft wesentlich zur Stabilität unserer Gesellschaft und damit auch zum Erfolg unserer Wirt-schaft beitragen.

Ihre Abschaffung würde wertvolle Freiwilligenarbeit in den Gemeinden und Quartieren gefährden und den Un-terhalt der kulturhistorisch wertvollen Kirchengebäude in Frage stellen. Zu-dem würde eine erhebliche Mehrbelas-tung für Kanton und Gemeinden resul-tieren, die einen Teil der Leistungen

übernehmen oder finanzieren müssten.» Als Präsident der vorberatenden kan-tonsrätlichen Kommission für Staat und Gemeinden hielt Martin Farner fest, dass dies angesichts der aktuellen Fi-nanzlage der öffentlichen Hand nicht zu verantworten wäre.

Das deutliche Nein des Kantonsrats zur Kirchensteuer-Initiative ist auch ein klares Bekenntnis zum heutigen, vom Volk beschlossenen System zur Finan-zierung der Kirchen und ihrer Leistun-gen für die Allgemeinheit.

Gegenvorschlag vom Tisch

Das heutige System der Kirchenfinan-zierung ist erst auf Anfang 2010 in Kraft getreten und soll nach einer Übergangs-frist im laufenden Jahr zum ersten Mal vollständig umgesetzt werden. Schon der Regierungsrat hielt deshalb in sei-nem Antrag an den Kantonsrat fest: «Es wäre unverantwortlich, ein Element aus diesem System herauszubrechen, bevor dessen Tauglichkeit überprüft werden konnte.»

Gerade vor diesem Hintergrund be-grüsst es das Nein-Komitee, dass der Kantonsrat mit ebenfalls deutlicher Mehrheit von 109 zu 58 Stimmen auf ei-nen Gegenvorschlag zur Initiative ver-zichtete. Die geltende Regelung stellte bereits einen wohl abgewogenen und breit abgestützten Kompromiss dar.

Kirchensteuer-Initiative / Kantonsrat erteilt der Kirchensteuer-Initiative eine Absage

«Sorge tragen»Der Abstimmungskampf zur Kir-chensteuer-Initiative gliedert sich in zwei Phasen: In der ersten wer-den mit der Vorkampagne «Sorge tragen» die Leistungen der Kirchen für die Allgemeinheit aufgezeigt und dass durch eine Annahme der Initiative wichtige Mittel fehlen würden, diese Leistungen zu er-bringen. Die Hauptkampagne wird sich dann auf die «heisse» Phase in den Wochen vor der Abstimmung und auf die Ablehnung der Initiati-ve konzentrieren. Für die Vorkam-pagne «Sorge tragen» erhielten die Kirchgemeinden und verbundene Institutionen Materialien zuge-stellt. Dazu gehörten Flyer, Plakate A3, Hängekartons und Papiertrag-taschen sowie Handreichungen mit Aktionsvorschlägen und juris-tischen Bestimmungen. Zusätzliche Materialien bestellen oder herunterladen auf:

www.kirchensteuerinitiative-nein.ch

sch. Im Luthergarten in Wittenberg wur-zelt seit dem 6. Januar ein Apfelbaum im Namen der Zürcher Landeskirche. Auf Einladung des Lutherischen Weltbundes hat Kirchenratspräsident Michel Müller im Rahmen einer gottesdienstlichen Feier mit Verantwortlichen der Zürcher und anderer Schweizer Kirchen den Baum in der Lutherstadt gepflanzt. Er hat damit der Verbundenheit mit dem

Ursprung der lutherischen Reformation und der vielgestaltigen reformatorischen Bewegung Ausdruck verliehen.

Im Luthergarten sind Kirchen aus al-ler Welt und Konfessionen eingeladen, die Patenschaft für einen der 500 Bäume zu übernehmen und gleichzeitig einen Baum in ihrer Heimat zu pflanzen. Der Baumgarten ist ein Projekt, das die Evangelischen Kirchen in Deutschland

im Hinblick auf das 500-Jahr-Jubiläum der Reformation lanciert haben.

Der Besuch der Schweizer Delegation in Wittenberg fand im Rahmen einer Bildungsreise unter der Leitung des Zür-cher Beauftragten für das Reformati-onsjubiläum, Martin Breitenfeldt, statt.

Mehr Infos zur Reise auf zh.ref.ch

und im nächsten «notabene»

Wittenberg / Im Luthergarten wächst ein Zürcher Apfelbaum

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Mitgliederbeziehung stärken /

Der Kirche die Treue halten Die Aargauer und Zürcher Landeskirche entwickeln zusammen mit einer Kom-munikationsagentur ein-fach umsetzbare Ideen und Konzepte zur Kontaktpfle-ge mit den Kirchenmitglie-dern – damit diese der Kirche die Treue halten.Martina Seger-Bertschi / Frank Worbs

Ziel des interkantonalen Projekts ist es, dass Kirchgemeinden jedes Mitglied persönlich und individuell alle zwei bis drei Jahre kontaktieren können. Dabei beziehen sich die Kirchgemeinden auf ein emotionales Kirchenereignis der Mitglieder, das als Anknüpfungspunkt für eine Kontaktaufnahme dienen kann. Diese Ereignisse sind die vier Kasualien auf dem Lebensweg: Taufe (Geburt ei-nes Kindes, Patenschaft, eigene Taufe), Konfirmation (eigene oder als Eltern oder Pate, Patin), Trauung (Ehepaar, Trauzeugen), Beerdigung (Todesfall ei-nes Familienangehörigen).

Erinnerung an Taufe oder Konf

Die Projektgruppe entwickelt verschie-dene Formen von Kontaktaufnahmen, die schriftlich oder persönlich erfolgen und eine Botschaft zum Inhalt haben oder zu einem Anlass oder Angebot ein-laden. Dazu werden kulturelle oder got-tesdienstliche Anlässe entwickelt oder bestehende Anlässe, die sich speziell auf Kasualien beziehen, gezielter genutzt – wie zum Beispiel Tauferinnerungsfeiern (Osternacht), Konfirmationserinnerun-gen (Goldene Konfirmation nach 50 Jahren), Kontakte nach der Trauung

(zum Beispiel Gutschein für Ehepaar-Angebote), Gedenken an verstorbene Angehörige (Ewigkeitssonntag, Trauer-besuch).

Bestehende Angebote nutzen

Viele Gemeinden nutzen bereits einige dieser Angebote. Es muss also nicht alles neu erfunden werden. In mehreren Workshops wird die Projektgruppe das Vorliegende auswerten, Lücken eruieren und Modelle für systematische, regelmä-ssige und persönliche Kontakte mit den Mitgliedern erarbeiten.

Dazu werden zunächst Modelle von typischen Lebensläufen oder «Mitglie-derkarrieren» entwickelt, die als Grund-lage für die Gesamtschau auf das Vorge-hen und die einzelnen Massnahmen dienen. Je nachdem, ob ein Mitglied al-leine lebt oder verheiratet ist, Kinder hat oder nicht, hat es in ganz unterschiedli-chen Abständen durch Kasualien-Fei-ern Kontakt mit einer Kirche. Für El-tern mit kleinen und schulpflichtigen Kindern ist dies bereits jetzt eher häufig der Fall (von der Taufe bis zur Konfir-mation), für Alleinstehende ohne Kin-der oder Mitglieder zwischen 40 und 60 Jahren kann es mehrere Jahre ohne je-

den Kontakt geben. Auf diese Lücken sollen die Modelle deshalb besonders achten. Der Projekt-Initiant und Leiter des In-formationsdienstes der Reformierten Landeskirche Aargau, Frank Worbs führt im Juni in Zürich einen Kurs zur Mitgliederbindung durch (siehe Kas-ten). Im Herbst 2014 präsentiert die Pro-jektgruppe Ergebnisse und lädt Interes-sierte zur Diskussion ein.

Kurs Mitgliederbindung

Biografiebezogene Kommunikation von

der Wiege bis zur Bahre. Systematische

Erinnerungen und Kontaktaufnahme.

Leitung: Frank Worbs.

Kontakt: [email protected]

24. Juni, 18 bis 21 Uhr. Hirschengraben

50, Zürich. Anmeldung: www.zh.ref.ch/

kurse

Umfrage

Was läuft in Ihrer Gemeinde punkto

Mitgliederbindung? Mit der Teilnahme an

der Online-Umfrage helfen Sie, ein

Ideenportfolio zu füllen. Anklicken auf

www.zh.ref.ch/kommunikation (unter

«Beratung Öffentlichkeitsarbeit»).

Goldene Konfirmationsfeier in Kölliken – so hält man die Beziehung zur Kirche lebendig.

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Seelsorge ist ein altes Wort. Wie wür-den Sie es einem jungen Menschen erklären?Die Seele umfasst nach biblischem Ver-ständnis all das, was mich ausmacht und was mich verbindet mit Gott und den Menschen. Leib, Geist, Charakter, Aus-strahlung, Beziehungsfähigkeit. Bern-deutsch sagt man das «Gsühn». Seel-sorge heisst, all dem Sorge zu tragen. Das geschieht im gemeinsamen Ge-spräch, im Aushalten der Sprachlosig-keit und durch die Suche nach dem, was trägt und dem, der trägt: Gott. Seelsorge ist eine der Hauptaufgaben der Kirche, oder wie Petra Bosse-Huber sagt: die Muttersprache der Kirche. In diesem Sinn ist Seelsorge Glaubens- und Le-benshilfe.

Das ist ein grosser Auftrag. Wie kann man ihn bewältigen? Grundsätzlich ist jeder Christ gerufen, seinem Nächsten Seelsorger, Seelsorge-rin zu sein. Dann gibt es Situationen, wo professionelle Seelsorge angezeigt ist. Es braucht jemanden, der gelernt hat, Fra-gen und Phänomene theologisch und psychologisch einzuordnen und metho-disch vielfältig auf die Menschen einzu-gehen. Pfarrerinnen und Pfarrer über-nehmen diesen Dienst vor Ort in den Kirchgemeinden und in Lebenssituatio-nen, wo die Sorge um die Seele beson-ders dringend ist: im Spital, im Gefäng-nis, in der psychiatrischen Klinik, in den Pflegezentren, an den Flughäfen, am Bahnhof oder bei akuten Krisen als Notfallseelsorgende.

Wollen die Menschen denn heute noch Seelsorge in Anspruch nehmen?Der grosse gesellschaftliche Trend in Richtung Spiritualität ist eigentlich eine Sehnsucht nach Seelsorge: die Men-schen verspüren zunehmend die Sehn-sucht nach geschützten Räumen, wo sich jemand Zeit nimmt, um mit ihnen zu teilen, was sie zuinnerst bewegt. Sie wollen ein Gegenüber, mit dem sie sich über ihre Glaubensfragen, -erfahrungen und -sehnsüchte austauschen und neue Formen der Sorge um die Seele erfahren können.

Hat die Kirche eine Bringschuld?Die Pfarrämter stellen das Angebot der Seelsorge jeden Tag zur Verfügung. Das Problem ist, dass die Menschen oft nicht

Wie sorgt man sich eigentlich um die Seelen der Menschen? Ist Seelsorge mehr als trösten? Und wie willkommen sind Seelsorgerinnen und Seelsorger am Spitalbett oder hinter Gefängnismauern? Im Gespräch mit Rita Famos, Leiterin der Abteilung Seelsorge der Landeskirche. Interview: Christian Schenk

Rita Famos / «Seelsorgende arbeiten wie Hebammen»

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mehr so genau wissen, was Pfarrerinnen und Pfarrer Wertvolles anzubieten ha-ben. Die Bringschuld der Kirche besteht darin, wieder bekannt zu machen, was sie für den Menschen in der Seelsorge anbietet. Es geistern oft noch antiquierte Bilder umher: Man fürchtet, im Ge-spräch mit Dogmatik überschüttet zu werden. Das stimmt schon lange nicht mehr. Seelsorgende arbeiten personen-zentriert. Die Ressource «Glaube» spielt dabei eine zentrale Rolle, aber nie indok-trinär.

Wie wird man eine gute Seelsorgerin? Gute Seelsorgende sind selber verwur-zelt im Glauben, tragen Sorge zu sich und ihrer Gottesbeziehung und sind be-reit, ihren Glauben mit anderen zu tei-len. Sie verfügen über eine fundierte Ausbildung, die ein Theologiestudium

und in vielen Fällen Zusatzausbildungen umfasst. Sie haben eine Leidenschaft für die Menschen und sind im wahrsten Sinne «gwundrig» den Menschen gegen-über: gespannt, das Wunder zu entde-cken, das sich hinter jedem Gegenüber verbirgt.

Was sind die Beweggründe, wenn Menschen zur Seelsorge kommen? Während einer Neuorientierung im Le-ben, bei Bedrohungen wie Krankheit, Arbeitslosigkeit, Sorgen, Ängsten su-chen die Menschen das seelsorgliche Ge-spräch. Ich führe auch Gespräche mit Paaren, denen ich einst bei der Trauung gesagt habe, dass ich als ihre Hochzeits-pfarrerin auch in Zukunft für sie da sein werde. Menschen kommen aber auch mit theologischen Fragen: Wie kann Gott das zulassen? Wie soll ich mir das

ewige Leben vorstellen? Wenn Men-schen auf der Suche nach Antworten an Grenzen stossen, suchen sie das Ge-spräch. Und übrigens: Seelsorge passiert nicht nur in der Krise. Es ist wichtig, auch in guten Zeiten mit jemandem zu reden über das, was mich trägt. Auch in jedem Gottesdienst, den ich besuche, lege ich einen Seelenproviant an für Zei-ten, in denen der Boden unter den Fü-ssen schwankt.

Kommen Menschen auch mit schlech-tem Gewissen? Gibt es noch so etwas wie das Gefühl für Sünde?Sünde ist ein altes Wort für etwas, das urmenschlich ist. Menschen suchen das Gespräch, weil sie das Gefühl haben, et-was nicht richtig gemacht zu haben, sie fühlen sich schuldig, sei es sich selber, den Mitmenschen oder Gott gegenüber. Es ist heilsam, nochmals mit jemandem hinzuschauen auf die Verstrickungen, in die einem das Leben geführt hat und zu benennen, was man gerne anders ge-

«Gwundrig sein auf das Gegenüber»Rita Famos (48) leitet seit 2013 die Abteilung Seelsorge der Landes-kirche. Bis 2010 war sie Gemeinde-pfarrerin in Uster und Zürich Enge und bis 2013 Beauftragte für die Ausbildung der Pfarrerinnen und Pfarrer beim Konkordat. Rita Fa-mos ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern im Teenageralter. Seit 2011 ist Rita Famos Mitglied des Rates SEK.

Seelsorge für alle FälleDie Abteilung betreut die Seelsor-ge in Institutionen inhaltlich und personell. Dazu zählen Spitäler, Pflegezentren, Gefängnisse sowie die Spezialseelsorge im Gehörlo-senpfarramt und der Epilepsiekli-nik. Die Leitung der Notfall- und Polizeiseelsorge im Kanton Zürich geschieht in ökumenischer Zu-sammenarbeit. Die Abteilung un-terstützt die Kirchgemeinden mit Fachwissen und Konzeptarbeit.

macht hätte. Gebete und Rituale der Ver-gebung eröffnen oft einen neuen Anfang.

Wie reagieren Sie als Seelsorgerin auf die Anfragen und Nöte?Wichtig ist, dass ich mir als Seelsorgerin bewusst bin: Ich bin mit einem Men-schen mit einem grossen Schatz an Le-bens- und Glaubenserfahrungen im Ge-spräch. Mein Gegenüber ist gewissermass enmein «Kunde», er ist kundig in dem, was ihn betrifft. Es geht nicht darum, je-mandem zu sagen, was richtig oder falsch ist, sondern gemeinsam die Situa-tionen mit Gottes liebenden Augen an-zuschauen und Anstösse zu geben, Dinge anders oder neu zu sehen. Seelsorge ist eine Art Hebammendienst: Seelsorgende helfen, auf die Welt zu bringen, was Gott im Menschen längst angelegt hat.

Wie nähert man sich Menschen im Krankenbett, im Altersheim?Menschen, die in einer Situation sind, die sie bedroht, kommen zu den grundlegenden Fragen: Was hält mich? Was passiert mit mir? Kann und will ich noch so weiter-leben? In solchen Situationen ist es wichtig, dass eine Pfarrerin oder ein Pfarrer vor Ort ist und sich im hektischen Spitalbetrieb

Zeit nimmt für all diese Fragen. Das wird sehr geschätzt.

Wie kommt Seelsorge im Gefängnis an? Oft sind Gefangene zunächst überrascht über das Angebot, nehmen es aber gerne an. Denn in der Seelsorge spricht je-mand mit ihnen, der nicht Teil des Straf-vollzugs ist und auch keine Beurteilun-gen abgeben muss. Das öffnet oft die Herzen und die Gefangenen können den Seelsorgenden anvertrauen, was sonst niemand im Gefängnis wissen darf.

Geht es um Reue und Busse?Schuldfragen sind ein Thema. Oft wird aber auch der Gefängnisalltag themati-siert, menschliche Bedürfnisse nach Ge-borgenheit, nach Nähe und immer wie-der das Thema Freiheit.

Bei Spitalseelsorge ist die Erwartung der Öffentlichkeit gross, dass die Kir-che diese Aufgabe wahrnimmt. Ist sie das auch bei der Gefängnisseelsorge?

«Es geht nicht darum, jemandem zu sagen, was richtig oder falsch ist.»

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Ich stelle fest, dass diese Arbeit der Kir-che eine hohe Anerkennung geniesst. Für uns ist es ein wichtiger Auftrag, wie ihn schon Jesus formuliert hat: «Ich war krank, und ihr habt mich gepflegt. Ich war gefangen, und ihr habt mich be-sucht. Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr mir getan.»

Und wenn die Meinung der Öffentlich-keit umschlägt und man findet, die Ge-fangenen hätten diesen Service nicht verdient?Gefängnisseelsorge ist unser Auftrag, wir drücken damit aus, dass niemand gottvergessen ist. Dafür müssen wir bei Bedarf auch kämpfen. Aber im Mo-ment haben wir ein sehr gutes Einver-nehmen mit dem Justizvollzug.

Im neuen Bundeszentrum für Asylsu-chende in der Stadt Zürich wird dem-nächst auch eine Seelsorgerin ihre Ar-beit beginnen. Warum ist das wichtig?Man muss wissen, dass die Seelsorge dort nicht ein Teil des Verfahrens ist. Wir beurteilen nicht die Asylgründe. Wir anerkennen aber, dass hinter jedem Menschen eine Geschichte steht, die ihn dazu bewegt oder gezwungen hat, seine Heimat zu verlassen. Wir kümmern uns um diese Not. Wir hören den Menschen auch dann noch zu, wenn der Asyl-Ent-scheid gefallen ist und die Neuorientie-rung ansteht. Auch das ist Seelsorge, wenn man mit den Menschen bespricht, wie sie ihr Leben nach der Rückkehr wieder an die Hand nehmen.

Seelsorge ist also durchaus auch poli-tisch und nicht nur zum Trösten da?Das Seelsorgegespräch an sich ist nicht politisch. Aber es hat manchmal politi-sche Konsequenzen, zum Beispiel dann, wenn Menschen ermutigt werden, ihr Leben selber in die Hand zu nehmen und sich – auch politisch – zu äussern. Es kann aber auch vorkommen, dass Seelsorgende feststellen, dass sie immer wieder auf die gleichen Probleme sto-ssen, die es erfordern, dass jemand die Stimme für diejenigen ergreift, die es sel-ber nicht tun können.

Seelsorge im AsylzentrumSeit Anfang Jahr ist das Bundes-zentrum für beschleunigte Asylver-fahren in Zürich in Betrieb. Das Testzentrum in Zürich-Altstätten bietet Platz für 300 Asylsuchende. In einer Testphase sollen jährlich 1300 bis 1400 Asylgesuche bear-beitet werden. Die Landeskirche richtet dort zusammen mit der Rö-misch-katholischen Kirche im Kanton Zürich eine Seelsorgestelle ein. Sie versteht es als Teil ihrer gesamtgesellschaftlichen Verant-wortung, dass sie mit Seelsorge und diakonischen Angeboten den Menschen, die in einer belasten-den Situation sind, zur Seite steht. Geprüft wird auch der Einbezug von muslimischen Fachleuten; dies in Zusammenarbeit mit der Fach-stelle Migration beim SEK und dem Interreligiösen Runden Tisch des Kantons Zürich.

Schwerpunkt Palliative CareSeelsorge im Bereich der Palliativ-Pflege soll in den nächsten Jahren zu einem Schwerpunktthema der Landeskirche werden. Dies hält der Kirchenrat in seiner Antwort auf ein Postulat von der damaligen Synodalen Rita Famos fest. Die Antwort kommt am 25. März vor das Kirchenparlament. Begleitung und Betreuung von chronisch und degenerativ erkrankten und ster-benden Menschen gehöre zum Selbstverständnis der Landeskir-che. Das Engagement soll deshalb innerhalb der bestehenden Struk-turen geschehen und sich in den Bereichen Bildung und Sensibili-sierung, Seelsorge und Diakonie, in der Freiwilligenarbeit sowie im Bereich Forschung mit entspre-chenden Projekten niederschla-gen.www.zh.ref.ch/kirchensynode

Kartenset: Proviant für die SeeleMit einem Seelsorge-Kartenset eröffnet die Abteilung Seelsorge der Landes-kirche einen spielerischen Zugang zur Seelsorge. 33 Karten (im Spielkarten-format) mit kurzen Texten oder Fragen und treffenden Illustrationen von Daniel Lienhard liefern Inspirationen in Seelsorge-Situationen. «Was würde Gott heu-te zu dir sagen?» oder «Wir gehen nie allein. Gott geht alle Wege mit»: Mit Zita-ten aus der Bibel, aus christlicher und philosophischer Tradition können Ge-spräche und Gedanken in Gang gebracht werden. Sie stammen aus dem Erfahrungsschatz von Seelsorgerinnen und Seelsorger in Zürcher Spitälern, Kliniken, Gefängnissen und Spezialpfarrämtern. Sie eignen sich als «Bhaltis», Mitbringsel oder als handliches Hilfsmittel für ein Seelsorgegespräch.Kartenbox für Fr. 5.– bestellen bei: [email protected], Tel. 044 258 91 72

Illustrationen: Daniel Lienhard

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Themen und Termine

Verkündigung & Gottesdienst

Das Abendmahl in der reformierten TraditionÖffentliche Vorlesung des Lehr-stuhls für Praktische Theologie: Prof. Ralph Kunz und Dr. Luca Baschera mit Gästen. Fragen wie diese stehen im Zentrum: Haben wir Abendmahlshunger? Welche Bedeutung hat das gemeinsame Essen in der Bibel? Wie ist das Abendmahl eine Messe geworden? Wor-über haben die Evangelischen gestritten? Warum ist das Abendmahl ein Sakrament? Die Reihe beginnt um 12.30 Uhr in der Wasserkirche mit einer Abendmahlsfeier. Ab 18. Februar, immer dienstags

Gottesdienst mit Gottfried LocherPredigt im Gemeindegottes-dienst: Pfr. Gottfried Locher, Ratspräsident SEK. Liturgie: Pfr. Niklaus Peter. Orgel: Jörg Ulrich Busch.2. März, 10 Uhr. Fraumünster Zürich

Grooviges Begleiten am KlavierPopularmusik in der KircheIm Einzelunterricht werden Liedbegleitungen eingeübt. Berücksichtigt wird vor allem das Jugendliederbuch «rise up». Leitung: Eugenio Giovine. Ab 24. Februar, neun Lektionen.Kursort: Reformierte Kirche Effretikon. Anmeldung: [email protected], Tel. 044 258 92 66

Diakonie & Seelsorge

Familien und Kirche in BeziehungIntervisionsgruppe. Die Teilneh-menden erhalten Impulse und entdecken neue Handlungsop-

tionen für Ihre Tätigkeit im Schwerpunkt «Familie und Generationen» in Ihrer Kirchge-meinde. Leitung: Gerda Zbin-den. 11. März, 15.30 bis 17 Uhr. Hir-schengraben 50, Zürich. Anmel-dung: [email protected], Tel. 044 258 92 66

Besuchsdiensttagung 2014Humor als Quelle der Kraft. Wo Menschen aufeinander treffen, spielt der Humor mit. Manch-mal versteckt er sich, dann taucht er unvermittelt auf. Weil Humor entspannt und verbin-det, ist er auch im Besuchs-dienst ein willkommener Gast. Leitung: Silvia Nigg Morger, Ruth Herzog. 17. März, 9 bis 16 Uhr. Hirschen-graben 50, Zürich. Anmeldung: [email protected], Tel. 044 258 92 66

Werktag für Basare Ideenbörse und acht verschie-dene Ateliers: Von Marketing über Stempeltechnik bis zum Werken mit Wachstuch.19. März, 8.30 bis 16.15 UhrHirschengraben 50, Zürich. Anmeldung und alle Infos auf: www.zh.ref.ch/basare

Die Kirchgemeinde – ein Zentrum für Familien- und GenerationenbegegnungenWollen Sie in Ihrer Kirchge-meinde einen Schwerpunkt bei alltagsnahen Angeboten für Familien und Generationen set-zen? Leitung: Gerda Zbinden, Monika Hänggi und Paul Bau-mann.20. März, 9 bis 16.30 Uhr. Hir-schengraben 50, Zürich. Anmel-dung: [email protected], Tel. 044 258 92 66

Bildung & Spiritualität

«still» – Stille entdecken: Ein EinführungskursDie Reihe lädt ein, den Weg, in der Stille zu sitzen, kennenzu-lernen und zu üben. Leitung: Brigitte Becker, Wanda Wol-fensberger.26. Februar, 12. März, 26. März und 9. April, jeweils 18.30 bis 20 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Infos: [email protected]

Evangelischer TheologiekursInformationsabend

Der dreijährige Grundkurs in Theologie startet im August 2014 zum 46. Mal. Der ETK ist ein Projekt der Deutschschwei-zer Projekte Erwachsenenbil-dung wtb. Er wird von der Zür-cher Landeskirche, Fachstelle Erwachsenenbildung und Theo-logie, durchgeführt. Leitung: Pfrn. Angela Wäffler-Boveland. Die Teilnehmenden nehmen Einblick in die christliche Theo-logie, wie sie der evangelisch-reformierten Tradition in landes-kirchlicher Offenheit entspricht. Sie beschäftigen sich mit Gedanken und Gestalten der biblischen und kirchlichen Tra-dition. Sie werden vertraut mit den Quellen des jüdisch-christ-lichen Glaubens und entdecken für sich überraschende Zusam-menhänge, verborgene Wahr-heiten und neue Sichtweisen.6. März, 19 bis 20.30 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Alle Infos: www.zh.ref.ch/eb-th

Leben Lachen Lieben – Ein Tag mit Linard BardillFrühlingstagung für Menschen mit Behinderung, Angehörige, Fachleute und weitere Interes-sierte. Manchmal nehmen wir das Leben viel zu ernst. Nicht immer. Manchmal gibt es viel zu lachen. Nicht immer. Und die Liebe gehört dazu. Immer. Sie verbindet uns miteinander. Sie steckt voller Energie. Leben Lachen Lieben. Lass es uns versuchen. Einen ganzen Tag lang und darüber hinaus ... Leitung: Walter Lüssi.8. März, 9.30 bis 17.30 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. 16.30 Uhr: Öffentliches Konzert mit Linard Bardill und Bruno Brandenberger. Sekretariat: [email protected]. 044 258 92 80 Partizipation als KulturAchtung: Freiwilligenarbeit kann Ihre Kirchgemeinde verändern. Fachtagung zu Chancen, Her-ausforderungen, Grenzen und Methoden partizipativer Freiwil-ligenarbeit. Leitung: Anja Kruysse, Jacques-Antoine von Allmen, Andreas Heieck. 21. März, 9 bis 17 Uhr. Haus der Kirche, Altenbergstrasse 66, Bern. Anmeldung: [email protected]

Papsttum als medialer EventWo liegen die Anfänge des Medienpapsttums? Welche Vorstellungen von Papst und Kirche vermitteln die Medien? Was lässt sich ein Jahr nach der Wahl von Papst Franziskus über dessen kirchenpolitischen «Kurs» sagen? Leitung: Béat-rice Acklin Zimmermann, Pau- F

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Von & für Gemeinden

175 Jahre Neumünster – Züriputsch und StraussenhandelAm 11. August 1839 wurde die Kirche Neumünster eingeweiht. Dies geschah in einer bewegten Zeit. Die Kirchgemeinde Neu-münster feiert das Jubiläum mit einer Reihe von Anlässen und startet mit drei Themenabenden zur Geschichte Zürichs und des Neumünsters unter dem Titel: «Züriputsch und Straussen-handel».5., 12. und 19. März, 19.30 Uhr. Kirchgemeindehaus Neumünster, Seefeldstrasse 91, Zürich. Anmel-dung: Pfr. Leo Suter, Tel. 044 381 51 50, www.neumünster.ch

300 Jahre Kirche BachsZusammen mit Bachser Behö rden, Vereinen und vielen Freiwilligen hat die Kirchge-meinde für das ganze Jahr ein abwechslungsreiches Jubilä ums-Programm zusam-mengestellt: vom Orgelkonzert bis zur Ländlermesse. Alle Infos auf:www.300JahreKircheBachs.ch

lus-Akademie. Referenten: René Schlott, Historiker; Weihbischof Peter Henrici.13. März, 18.30 bis 20 Uhr. Zentrum Karl der Grosse, Kirchgasse 14, Zürich. www.paulus-akademie.ch

Milieus, Profile und der Leib Christi Gemeinschaft anders denken. Studientag für die Milieuverant-wortlichen in den Gemeinden, für alle, die in der Kirche Ver-antwortung tragen und Kirche weiterdenken wollen. Leitung: Christina aus der Au und Bri-gitte Becker. 17. Mai, 9 bis 17 Uhr. Kirchge-meindehaus Neumünster, Seefeldstrasse 91, Zürich. Infos und Anmeldung: [email protected]

Gut zusammenarbeitenIntensivseminar in Themenzent-rierter Interaktion (TZI). Mit anderen Menschen gemeinsam Ideen entwickeln, Projekte pla-nen, Anlässe gestalten oder Organisationen leiten kann motivierend und befriedigend sein – wenn die Zusammenar-beit gut klappt. Dass sie das tut, ist nicht (nur) Glückssache. Leitung: David Keel und Brigitte Schäfer. Juni 2014 – September 2015. Hirschengraben 7, Zürich. Alle Infos: www.zh.ref.ch/eb-th

Reisen auf dem JakobswegWer möchte gerne eine Gemeindereise auf demJakobsweg machen? Beratung und Hinweise erhalten Sie vom reformierten Pilgerzentrum St.Jakob, Zürich. Alle Infos: Tel 044 242 89 15. www.jakobspilger.ch

Darf’s ein bisschen leichter sein?Experimente mit Clownerie. Clowns nehmen es mit Humor, staunen, scheitern, stehen wie-der auf. Der Kurstag lädt ein, diese Haltungen selbst spielend zu erkunden. Leitung: Gisela Matthiae, Brigitte Becker. 15. März, 9.30 bis 17 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: [email protected], Tel. 044 258 92 80

Gemeindeaufbau & Leitung

KörperspracheKommunikation auf der Bezie-hungsebene. Die Teilnehmen-den erkennen die Bedeutung der körpersprachlichen Bot-schaften und können Gesprä-che konstruktiv führen. Leitung: Christina Christen.24. Februar, 3. März, 10. März, 14 bis 17 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: [email protected]

Glaubenskurse – und dann?Damit Menschen nach dem Kurs dran bleiben. Leitung:Pfr. Jacques-Antoine von All-men. 1. März, 9.30 bis 16.30 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Infos und Anmeldung: www.weiterbildungkirche.ch

ZMS für EinsteigendeIn 7 Stunden zur eigenen Kirch-gemeinde-Website.Websitegestaltung mit ZMS. Leitung: Barbara Roth. 8. März, 9 bis 16 Uhr. Technopark, Schulungsraum Florida, Techno-parkstrasse 1, Zürich. Anmeldung: [email protected], Tel. 044 258 91 40

ZMS für FortgeschritteneSo optimieren Sie Ihre ZMS-Website: Sie lernen, wie Sie Zusatzmodule effizient nutzen und mit wenig Aufwand Ihre ZMS-Website ansprechender gestalten und effizienter bear-beiten.22. März, 9 bis 16 Uhr. Techno-park, Schulungsraum Florida, Technoparkstrasse 1, Zürich. Anmeldung: [email protected], Tel. 044 258 91 40

Personalfach-StammErfahrungsaustausch für Res-sort Personelles. Leitung: Harry Nussbaumer. 10. März, 18.15 bis 20.15 Uhr. Hir-schengraben 50, Zürich. Anmel-dung: [email protected], Tel. 044 258 92 36

PR-Aktionen mit Jugendlichen

Public Relations (PR) in der Jugendarbeit. Warum wissen so wenige, was die Kirchge-meinde alles mit den Jugendli-chen und für die Jugend tut? Wo sprechen wir darüber? Im Gottesdienst? Projekte zeigen, dass es sich lohnt, über unsere Arbeit mit den Jugendlichen zu schreiben, Bilder zu zeigen, Interviews zu geben, mit Jour-nalistinnen und Journalisten Kontakt aufzunehmen, lustvoll und frech zu werben. Leitung: Mario Laubi, Simone Strohm, Barbara Schleuninger.20. März, 9 bis 13 Uhr. Hirschen-graben 50, Zürich. Anmeldung: [email protected], Tel. 044 258 91 40

Kirchenpflege-Präsidienstamm Austausch, Impulse, Unterstüt-zung. Die Präsidentinnen und Präsidenten werden in ihren Leitungs-, Planungs- und Koor-dinationsaufgaben begleitet. Leitung: Peter Wilhelm.24. März, 18.15 bis 21.15 Uhr. Hir-schengraben 50, Zürich. Anmel-dung: [email protected], Tel. 044 258 92 36.

IntervisionsgruppeBesuchsdienstleitendeKollegiale Beratung mit Mode-ration. Leitung: Silvia Nigg Mor-ger, Fränzi Dürst.26. März 16 bis 19 Uhr. Hirschen-graben 50, Zürich. Anmeldung: [email protected]

Jahresplanung in der KirchgemeindeAbläufe gestalten und Pla-nungsinstrumente anwenden. Leitung: Maria Gfeller.3. April, 14 bis 17 Uhr. Hirschen-graben 50, Zürich. Anmeldung: [email protected], Tel. 044 258 92 87

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Kloster Kappel

Trinke vom Wasser des Lebens Einübung in die Kontemplation. Elisa-Maria Jodl.21. bis 23. Februar

Vernissage: ZerreissprobenWorte reichen nicht mehr aus. Bilder von Christian Gut.23. Februar, 15.30 Uhr

Musik und WortKrypton Saxophon Quartett: Thomas Märki, Johanna Begert, Ueli Scherrer, Daniel Bolt. Saxophon-Kontraste. Alte Musik trifft auf moderne Klänge. Lesungen: Pfr. Markus Sahli.23. Februar, 15.30 Uhr

Timeout statt burnoutAuszeit und Erholungskompe-tenz für Männer. Christoph Walser.7. bis 9. März

Sexualität & LiebeDie heilsame und heilige Dimension der körperlichen Liebe. Claude Jaermann und Kristina Pfister Jaermann.22. und 23. März

Musik und WortDaniela Rossi-Looser (Violine) und Lina Schwob (Klavier)Klassische und romantische Werke von Beethoven, Schu-mann und Brahms. Lesungen: Pfr. Markus Sahli.30. März

Abendrundgang durch den KlostergartenFrühlingserwachen4. April, 17 Uhr

Die Seele wiederentdeckenDer Weg zu den verlorenen Seelenerfahrungen der alten Weisheitslehren. Annie Berner-Hürbin4. bis 6. April

Auszeit für MütterKraft schöpfen – Stand finden – den Blick öffnen. Susanne Wigholm.4. bis 6. April

Lebenskrise – Quellen der ZuversichtEin Umgang mit Krisen und

Lebensübergängen auf dem Weg zu sich selbst. Markus Sahli und Thomas Rehsteiner.4. bis 6. April

Oberton-GesangDas sphärische Spektrum der Stimme entdecken. Dana G. Stratil.11. bis 13. April

Schritte in die StilleEinführung in die Meditation.Peter Wild.11. bis 13. April

Timeout für Frauen – Bei Kräften bleibenGut für sich sorgen. Margret Surdmann.11. bis 13. April

Auskunft/Anmeldung:Tel. 044 764 88 30www.klosterkappel.ch

Stellenmarkt

Vakante PfarrstellenAltikon-Thalheim 1.08.13Bauma 1.08.13Bülach, 50% 1.04.13Eglise française, 30%, EPS* 16.08.13Ellikon an der Thur, 70% 1.05.11Fällanden, 80% 1.01.14Hinwil 1.07.13Kilchberg 1.08.13Oberwinterthur 1.01.13Opfikon, 80% 1.11.13Rümlang 1.03.12Rümlang, 30%, EPS 1.07.12Rüti 1.08.13Schönenberg 1.08.13Turbenthal 1.07.12Uster, 50% 1.01.14Wallisellen 1.07.13Winterthur Stadt, 50%, EPS 1.05.13Zürich Höngg 1.06.13Zürich Matthäus 1.08.13Zürich Im Gut 1.07.14Zürich Industriequartier 1.09.11Zürich Industriequartier, 1.09.1150%, EPSZürich Saatlen 1.02.14Zürich Seebach, 50% 1.02.14Zürich Wipkingen, 30%, EPS 1.08.12Zürich Wollishofen,50%, EPS 15.08.13*Ergänzungspfarrstelle

Buchtipp: Die Purpurhändlerin und die Königin

sch. Die Purpurhändlerin Lydia begegnet dem Apostel Paulus in Philippi, lässt sich taufen und wird die erste Christin Europas. Die jüdische Königin Berenike hört Paulus während dessen Gefangenschaft in Caesarea, lässt sich aber von der christli-chen Botschaft nicht bewegen. Die zwei Frauen aus der Apos-telgeschichte trennen Welten. Was weiss die Bibelforschung über sie? Was will uns der Evangelist Lukas anhand dieser biblischen Frauengestalten aus dem 1. Jahrhundert mitteilen? Welche Erkenntnisse lassen sich aus ausserbiblischen Quel-len über die zwei Frauen gewin-nen?Der Neutestamentlerin Eva Ebel gelingt es, diese Fragen so zu beantworten, dass auch Laien sie verstehen. Das Werk (in einer zweiten korrigierten Auf-lage erschienen) eröffnet anhand der beiden Frauenge-

Weitere Stellen für kirchliche Berufe im Web

Offene Stellen in den Gesamt-kirchlichen Diensten und den Kirchgemeinden finden Sie auf:www.zh.ref.ch/stellen

stalten einen Blick auf die ver-schiedenen Lebens- und Glau-benswelten jener Zeit und dürfte sich deshalb auch gut für die Bildungsarbeit in Kirchge-meinden eignen.Eva Ebel: Lydia und Berenike. Zwei selbständige Frauen bei Lukas. Reihe Biblische Gestalten. Evangelische Verlagsanstalt Leip-zig, 2012. 208 Seiten, Fr. 26.90. ISBN 978-3-374-02681-4.

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gescheut, um die Glockenklänge an ih-ren Originalstandorten einzufangen. Kirchturm um Kirchturm hatte er be-stiegen, um den Sound jeder einzelnen Kirchenglocke aufzuzeichnen. Bloss bei der St. Laurentiuskirche in Wülflingen hatte er kapitulieren müssen, weil ihm, dem schwer mit technischem Equipment Beladenen, der Aufstieg zum Glocken-stuhl über eine Metallleiter denn doch etwas zu gewagt erschienen war.

Heavy Metal und Frank Zappa

Das «Stadtglüüt» wurde auf dem Kirch-platz mitten in der Winterthurer Alt-stadt über zehn physisch unabhängige, aber akustisch doch miteinander ver-koppelte Lautsprecheranlagen in die kalte Neujahrsnacht geschickt. Das Staunen der rund 500 auf dem Kirch-platz versammelten Menschen darüber, was sich aus dem simplen Klang von 69 einzelnen Glocken durch eine originelle Mischung der Einzeltöne zaubern lässt, war nicht klein. Der Zeitungsberichter-statter will einen Frank-Zappa-Riff, Heavy-Metal-Klänge vor aufziehenden dunklen Wolken sowie heitere Leier-

kreuz & quer / Mit 69 Glockendas Fest eingeläutetDie Stadt Winterthur wird heuer zur Festhütte. Gefeiert wird das 750. Jahr seit Verleihung des Stadtrechts. An vorderster Front an den Feierlichkeiten beteiligt sind auch die Kirchen. Von Peter Meier*

Als ausgelassene Festnudeln sind die Reformierten ja nicht bekannt. Ihr Auf-tritt ist eher massvoll und unauffällig. Umso fulminanter ist in der sechstgröss-ten Schweizer Stadt der Jahresanfang 2014 ausgefallen. Es begab sich nämlich, dass nur Minuten nach Mitternacht ein Glockengeläut anhob, wie es Winterthu-rerinnen und Winterthurer in den ver-gangenen 750 Jahren noch nicht zu Oh-ren gekommen war. Das «Stadtglüüt» erklang, in sechs Abteilungen, eine gute Viertelstunde lang. Zu hören waren gleichzeitig 69 Glocken von 15 Kirch-türmen, katholischen und reformierten.

Wie das? Natürlich waren nicht in ei-ner Nacht- und Nebelaktion sämtliche Kirchtürme der Stadt zusammenge-rückt worden, um gleichzeitig, quasi um die Wette, das neue Jahr einzuläuten. Zu hören war vielmehr eine Glockenkom-position, die der Winterthurer Ton-künstler Klaus Grimmer ersonnen hatte. Grimmer fügte im «Stadtglüüt» den Klang sämtlicher 69 Kirchenglocken der Stadt zu einem konfessionsübergrei-fenden Kunstwerk zusammen. Ohne Computer läuft so was nicht, versteht sich. Der Tonmeister hatte keine Mühe

klänge eines Orgelmanns gehört haben, wie man las. Dass es sich beim mitter-nächtlichen Glockenkonzert um einen Ohrenschmaus handelt, sprach sich im Übrigen in Windeseile in der Stadt he-rum. Am Neujahrstag nachmittags um drei Uhr, als das «Stadtglüüt» wieder-holt wurde, tauchten wiederum über 500 Menschen auf dem Kirchplatz auf, um der Klangkomposition zu lauschen. In der Nachmittagsvorstellung war das Er-lebnis noch eindrücklicher, weil die Auf-führung weder durch Feuerwerkskörper noch Klangpetarden oder alkoholge-schwängertes Stimmengewirr beein-trächtigt wurde.

Festreigen das ganze Jahr

Das «Stadtglüüt» hat die Winterthurer 750-Jahr-Feierlichkeiten eingeläutet, ein zweites wird sie in der Nacht vom 31. Dezember 2014 auch wieder ausläuten. Dazwischen werden die christlichen Kirchen der Stadt, die für das Jubilä-umsjahr zusammengespannt haben, so manche Gelegenheit ergreifen, sich mit überraschenden Aktionen und Darbie-tungen der Stadtbevölkerung zu präsen-tieren. Die Kirchen werden klassisch kulturelle und diakonische Aufgaben wahrnehmen. Das Spektrum reicht von Suppentagen über die Organisation des grossen ökumenischen Festgottesdiens-tes, den interreligiösen Dialog bis hin zum Chorkonzert mit 750 Sängerinnen und Sängern. Von den insgesamt rund 70 Projekten, die das städtische Organi-sationkomitee für 2014 aufgegleist hat, stammen nicht weniger als 17 von den christlichen Kirchen.

* Peter Meier ist Informationsbeauftrag-ter des Reformierten Stadtverbands Win-terthur

Alle Infos zum Winterthurer Stadtfest und

den Aktivitäten der Kirche unter:

www.kirchen750.ch

Der Tonkünstler Klaus Grimmer läutete das 750-Jahr-Jubiläum der Stadt Winterthur mit 69 Kirchenglocken ein.

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Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Impressum «notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig als Mit-glieder in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten.Redaktion und GestaltungChristian Schenk (sch), Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich, Tel. 044 258 92 97www.zh.ref.ch / notabene, [email protected] Helena Klöti, [email protected]. 044 258 92 13

HerausgeberinEvangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich. KommunikationDruck Robert Hürlimann AG, ZürichAuflage 7000 ExemplareErscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli / August und Dezember / Januar.Nächste AusgabenNr. 2 / 2014 (März, Woche 10)Nr. 3 / 2014 (April, Woche 14)Redaktionsschluss: Am 15. des Vormonats

Titelbild: Sich um Menschen sorgen. Themenbild. Foto: Shutterstock

Wo und wie die Zürcher Seelsorgerinnen und Seelsorger im Einsatz sind, lesen Sie im Bericht ab Seite 9.