BauernJournal April 2015

12
Ein intakter ländlicher Raum lebt vom En- gagement und der Kreativität von Frauen. Sie sind im Unternehmen Bauernhof un- verzichtbar. Sie prägen und gestalten die Vielfalt im ländlichen Raum. Entscheidun- gen in den bäuerlichen Familien und Betrie- ben werden heute gemeinsam getroffen. Die Bäuerin arbeitet nicht nur mit, sondern redet und entscheidet mit. Aber außerhalb von Familie, Haushalt und Hof schaut es anders aus. Hier muss für alle interessierten Frauen der gleiche Zugang zu wichti- gen Gremien und Organisa- tionen ermöglicht werden. Interessierte und engagierte Bäuerinnen gibt es in Österreich genug. Ich denke da beispielsweise an 150 Bäuerinnen, die den ZAM-Lehrgang abgeschlossen und damit das notwendige Handwerkszeug für ihre Arbeit als Interessenvertreterin erwor- ben haben. Jetzt brauchen sie offene Türen, um ihre Anliegen und Ide- en selber aufgreifen und vo- ranbringen zu können. Die Politik braucht mehr Frauen, die mit Freude, Be- geisterung und Engagement in ihrem Um- feld, in der Gemeinde, in Verbänden, Verei- nen und Organisationen am Land mitreden, mitgestalten und mitentscheiden. Schließ- lich brauchen wirklich gute Entscheidungen immer auch die weibliche Sicht der Dinge. Selbstbewusst ZAM-Lehrgang SEITE VI BUNDESBÄUERIN ANDREA SCHWARZMANN kommentar Mit der Produktionsfreiheit beginnt für die Milchwirtschaſt eine neue Ära. Interessenvertretung, Agrarpolitik und Milchverarbeiter präsentierten daher ihre Anliegen, Forderungen und Prognosen. Der einhellige Tenor: In Österreich blickt die gesamte Branche mit vorsichtigem Optimismus in die Zukunſt. JOSEF SIFFERT, LK ÖSTERREICH LK-Österreich-Präsident Her- mann Schultes: „Jetzt gilt es, Chancen zu nutzen und Ri- siken zu beherrschen. Das ist eine gemeinsame Aufgabe von Milchbauern, Verarbeitern und dem Handel. Der Weg zum Erfolg führt allen voran über die Qualität. Milchbäuerin- nen und -bauern aus der Regi- on liefern verlässlich Qualität mit Geschichten. Verarbeiter und Handel sichern diese Vor- wärtsstrategie, beispielsweise mit Marken, ab. Die Qualitäts- anstrengungen eröffnen uns neue, kaufkräftige Märkte.“ Schultes zeigte die Generalli- nie vor: „Wir werden mit klas- sischen Qualitätsprodukten und Spezialitäten den heimi- schen Markt pflegen und in der Ausfuhr die entsprechende Wertschöpfung erzielen. Wir finden trotz der Russlandkri- se stabile internationale Märk- te, was unseren Qualitäten ein gutes Zeugnis ausstellt. Verar- beiter, Handel und Exporteure profitieren vom Imagewert und der Arbeit in der Qualitätssi- cherung. Daher ist auch ein Gemeinschaftsmarketing unter dem Dach der AMA notwen- dig. Darüber hinaus benötigen wir für eine funktionierende Wertschöpfungskette stabile FACHINFORMATION DER LANDWIRTSCHAFTSKAMMERN Ö S T E R R E I C H APRIL 2015 SCHULTES ZUM ENDE DER QUOTENREGELUNG: Chancen nutzen, Risiken beherrschen Bäuerinnen wollen mitentscheiden! Digitaler Antrag MFA per Internet SEITE VIII Foto: Dürnberger

description

 

Transcript of BauernJournal April 2015

Page 1: BauernJournal April 2015

Ein intakter ländlicher Raum lebt vom En-gagement und der Kreativität von Frauen. Sie sind im Unternehmen Bauernhof un-verzichtbar. Sie prägen und gestalten die Vielfalt im ländlichen Raum. Entscheidun-gen in den bäuerlichen Familien und Betrie-ben werden heute gemeinsam getroffen. Die Bäuerin arbeitet nicht nur mit, sondern redet und entscheidet mit. Aber außerhalb von Familie, Haushalt und Hof schaut es anders aus. Hier muss für alle

interessierten Frauen der gleiche Zugang zu wichti-gen Gremien und Organisa-tionen ermöglicht werden. Interessierte und engagierte Bäuerinnen gibt es in Österreich genug. Ich denke da beispielsweise an 150 Bäuerinnen, die den ZAM-Lehrgang abgeschlossen und damit das notwendige Handwerkszeug für ihre Arbeit als Interessenvertreterin erwor-ben haben. Jetzt brauchen sie offene Türen,

um ihre Anliegen und Ide-en selber aufgreifen und vo-ranbringen zu können. Die Politik braucht mehr Frauen, die mit Freude, Be-

geisterung und Engagement in ihrem Um-feld, in der Gemeinde, in Verbänden, Verei-nen und Organisationen am Land mitreden, mitgestalten und mitentscheiden. Schließ-lich brauchen wirklich gute Entscheidungen immer auch die weibliche Sicht der Dinge.

SelbstbewusstZAM-Lehrgang SEITE VI

BUNDESBÄUERIN

ANDREA SCHWARZMANN

kommentar

Mit der Produktionsfreiheit beginnt für die Milchwirtscha� eine neue Ära. Interessenvertretung, Agrarpolitik und Milchverarbeiter präsentierten daher ihre Anliegen, Forderungen und Prognosen. Der einhellige Tenor: In Österreich blickt die gesamte Branche mit vorsichtigem Optimismus in die Zukun� .

JOSEF S IFFERT, LK ÖSTERREICH

LK-Österreich-Präsident Her-mann Schultes: „Jetzt gilt es, Chancen zu nutzen und Ri-siken zu beherrschen. Das ist eine gemeinsame Aufgabe von Milchbauern, Verarbeitern und dem Handel. Der Weg zum

Erfolg führt allen voran über die Qualität. Milchbäuerin-nen und -bauern aus der Regi-on liefern verlässlich Qualität mit Geschichten. Verarbeiter und Handel sichern diese Vor-wärtsstrategie, beispielsweise mit Marken, ab. Die Qualitäts-anstrengungen eröffnen uns neue, kaufkräftige Märkte.“

Schultes zeigte die Generalli-nie vor: „Wir werden mit klas-sischen Qualitätsprodukten und Spezialitäten den heimi-schen Markt pfl egen und in der Ausfuhr die entsprechende Wertschöpfung erzielen. Wir fi nden trotz der Russlandkri-se stabile internationale Märk-te, was unseren Qualitäten ein

gutes Zeugnis ausstellt. Verar-beiter, Handel und Exporteure profi tieren vom Imagewert und der Arbeit in der Qualitätssi-cherung. Daher ist auch ein Gemeinschaftsmarketing unter dem Dach der AMA notwen-dig. Darüber hinaus benötigen wir für eine funktionierende Wertschöpfungskette stabile

F A C H I N F O R M A T I O N D E R L A N D W I R T S C H A F T S K A M M E R N

Ö S T E R R E I C H

A P R I L 2 0 1 5

SCHULTES ZUM ENDE DER QUOTENREGELUNG:

Chancen nutzen, Risiken beherrschen

Bäuerinnen wollen mitentscheiden!

Digitaler AntragMFA per Internet SEITE VIII

Fo

to: D

ürnb

erge

r

Page 2: BauernJournal April 2015

Bauernjournal agrarpolitikI I A p r i l 2015

Lieferverträge. Denn die Vola-tilität auf den Märkten nimmt zu.“

Milch nicht als Lockartikel „Die hohe Konzentration im Lebensmittelhandel übt ohne Zweifel einen spürbaren Druck auf Produzenten und Verar-beiter aus. Derzeit aber zeigen Unternehmen des Lebensmit-telhandels in Österreich vor, dass die heimische Trinkmilch in ihrer Vielfalt ein wertvolles Lebensmittel ist, das keines-falls als Lockartikel zu Dum-pingpreisen verschleudert werden darf. Bauern, Verarbei-ter und Handel sollen in der Wertschöpfungskette auch in Zukunft auf gleicher Augenhö-he agieren können“, verlangte Schultes.

6-Punkte-ProgrammLandwirtschaftsminister An-drä Rupprechter präsentierte ein 6-Punkte-Programm „Per-spektiven Milchwirtschaft“. Rupprechter wörtlich: „Um die Milchwirtschaft wettbe-werbsfähiger, noch professio-neller und krisenfester zu ma-chen, müssen wir auf natio-naler und europäischer Ebene aktiv werden. Alle sind gefor-dert: die Politik, die Unterneh-men genauso wie die Bäuerin-nen und Bauern.“ Wie sieht das 6-Punkte-Programm des Ministers für eine zukunftsori-entierte Milchwirtschaft aus? Es fasst die wichtigsten Maß-nahmen und Ziele zusammen: Es will benachteiligte Gebiete aktiv unterstützen, mit Inves-titionen zukunftsfit machen, Vermarktung und Verarbei-tung professionalisieren, mit noch besserer Qualität zum Er-folg kommen, Jungübernehmer und große Verarbeiter mit EU-Hilfe stärken und Exportchan-cen mit Qualitätsprodukten nutzen. Der Minister ergänzt: „Mit dem neuen Programm Ländliche Entwicklung haben wir einen Rahmen, den wir gemeinsam mit den Bundes-ländern nutzen können, um den Milchsektor für die neue Wettbewerbssituation vorzu-

bereiten.“ Darüber hinaus setzt Rupprechter auf die Förderins-trumente der Europäischen In-vestitionsbank und die Export-initiative, mit der neue Absatz-chancen eröffnet werden.

Kommission sieht ChancenAuch der Milch-Fachmann der Europäischen Kommission, Tassos Haniotis, sieht Markt-perspektiven für den Milchsek-tor: „Die steigende Nachfrage hilft den kurzfristigen Heraus-forderungen am Milchmarkt zu begegnen und bietet mit-telfristig günstige Aussichten für Milch und Milchprodukte. Trotz des Auslaufens der Quo-te im April wird für das Jahr 2015 kein wesentlicher Anstieg der Milcherzeugung gegenüber 2014 erwartet. In den Mitglied-staaten, in denen die Milcher-zeugung die Quote wahrschein-lich übersteigt, haben die Land-wirte die Produktion zurückge-fahren, um die Höhe der zu ent-richtenden Überschussabgabe zu senken. In anderen Ländern wie Frankreich und dem Ver-einigten Königreich, wo keine Gefahr einer Quotenüberschrei-tung besteht, ging die Produkti-on ebenso zurück.“

Verarbeiter gut vorbereitetNach 37 Jahren stellt die Ab-schaffung der Milchquoten eine wichtige Zäsur für die Milchwirtschaft dar. Nun ha-

ben sich die Preise in der EU und am Weltmarkt aufgrund diverser Liberalisierungs-schritte angenähert. Damit wurde dieses Mengensteue-rungssystem als nicht mehr zeitgemäß erachtet und auf EU-Ebene abgeschafft. Hinter-grund ist dabei die internatio-nal steigende Nachfrage nach Lebensmitteln. „Für die ös-terreichische Milchwirtschaft sind diese Rahmenbedingun-gen seit längerem bekannt, da-her haben sich die heimischen Milchverarbeiter vorbereitet. So wurden in den letzten Jah-ren massive Investitionen in die Verbesserung der Verar-beitungskapazitäten getätigt“, erklärte Direktor Helmut Pet-schar, Präsident der Vereini-gung Österreichischer Milch-verarbeiter.

Moosbrugger: Milchzu-kunft braucht Fairness

„Die wesentlichen Faktoren für den Markterfolg sind eine akti-ve Agrarpolitik, wie sie in der Ländlichen Entwicklung vorge-sehen ist, und eine Wertschöp-fungskette, die auf Fairness für

alle Teilnehmer ausgerichtet ist“, erklärte Josef Moosbrugger, Vorsitzender des Ausschusses für Milchwirtschaft der LK Ös-terreich und Präsident der LK Vorarlberg. Er ergänzt: „Unse-re Milchwirtschaft, die Bauern und die Verarbeitungsbetriebe, haben sich bestens vorbereitet und kräftig investiert.“

Konkret wurden in der Förder-periode 2007 bis 2013 dem Be-reich Rinder und Milch, hier vor allem für Stallbauten, öf-fentliche Förderungen durch EU, Bund und Länder in der Höhe von ca. 270 Mill. Euro zur Verfügung gestellt. Das lös-te Investitionen von rund 1,1 Mrd. Euro aus. In der bis 2020 laufenden Periode können we-gen der höheren Dotierung des Programms Investitionen bis zu 1,4 Mrd. Euro gefördert wer-den. Auch die Molkereien, Kä-sereien und anderen Verarbei-tungsbetriebe haben sich offen-siv vorbereitet. Allein im Jahr 2013 haben sie fast 140 Milli-onen Euro investiert, in den Jahren davor lagen die Investi-tionssummen zwischen 80 und 90 Millionen Euro.

AlmwIrtschAft ÖsterreIch

Vorstand für weitere vier Jahre wiederbestellt

Bei der diesjährigen Hauptversammlung der Almwirtschaft Österreich am 26. Februar in Wien wurden Bundesobmann Ing. Landesrat Erich Schwärzler aus Vorarlberg und seine beiden Stellvertreter Ing. Josef Obweger (Obmann des Kärntner Almwirtschaftsvereins) und Ing. Josef Lanzinger (Obmann des Tiroler Almwirtschaftsvereins) einstimmig für weitere vier Jahre als Vorstand der Almwirtschaft Österreich wiedergewählt. Nach den Herausforderungen in den vergangenen Jahren im Zusammenhang mit den Almfutterflächen steht die neue Funktionsperiode stark unter dem Zeichen der Umsetzung der neuen GAP-Förderperiode. Foto: Johann Jenewein

SchulteS und PetSchar: Heimi-sche Milchprodukte dürfen nicht als Lockartikel missbraucht werden. Foto: dür

Page 3: BauernJournal April 2015

BAUERNJOURNAL HAGELVERSICHERUNGA P R I L 2015 I I I

© a

grar

foto

.com

Die

ter S

chüt

z/pi

xelio

.de

Täglich wird in

verbaut*.einein

Bauernhof

Täglich wird in

einÖsterreich

*entspricht 22,4 Hektar

Weil uns die Heimatein Anliegen ist.›

Prälat Mag. Maximilian FürnsinnPropst des Augustiner-Chorherrenstiftes Herzogenburg

Dipl.-Ing. Johann MarihartGeneraldirektor AGRANA Beteiligungs-AG

Dr. Franz FischlerPräsident Europäisches Forum Alpbach

Dr. Günter GeyerPräsident Österreichischer Versicherungsverband

Abg. z. NR Jakob AuerPräsident Österreichischer Bauernbund

Abg. z. NR Ing. Hermann SchultesPräsident Landwirtschaftskammer Österreich

DI Andrä RupprechterBundesminister für Landwirtschaft und Umwelt

Tobias MorettiSchauspieler

Dr. Kurt WeinbergerVorstandsvorsitzender Österreichische Hagelversicherung

Univ.-Prof. Dr. Markus HengstschlägerGenetiker und Buchautor

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Martin H. GerzabekRektor der Universität für Bodenkultur Wien

KR Andrea SchwarzmannBundesbäuerin

Page 4: BauernJournal April 2015

Bauernjournal ländliche entwicklungIV A p r i l 2015

Die Ländliche Entwick-lung ist das Herzstück der österreichischen

Agrarpolitik. Sie garantiert, dass der gesamte Sektor inno-vativ, professionell und wett-bewerbsfähig bleibt. Öster-reichs Landwirtschaft steht für gesunde, sichere, qualita-tiv hochwertige sowie leist-bare Lebensmittel. Sie bildet das Fundament für den Wohl-stand und ist ein unschätzbar wichtiger Wirtschaftsmotor. Zudem schafft sie zusätzliche Arbeitsplätze sowie sichere Einkommen.Der Zukunftsraum Land be-heimatet über fünf Millio-nen Bewohnerinnen und Be-wohner. Er ist Lebens-, Wirt-schafts-, Arbeits-, Natur-, Kul-tur- und Erholungsraum zu-gleich. Dieses vielseitige Ge-biet gilt es aktiv zu fördern, um sein gesamtes Potenzial zu entfalten. Besonders für Junge müssen attraktive, neue Pers-pektiven geschaffen werden, um die Regionen außerhalb der Städte lebendig zu halten.

Ein verlässlicher RahmenAuf Basis der neuen Gemein-samen Agrarpolitik – mit der Ländlichen Entwicklung und den Direktzahlungen – wurde ein stabiler, verlässlicher Rah-

men für die heimischen Bäu-erinnen und Bauern geschaf-fen. Doch nicht nur der land-wirtschaftliche Bereich profi-tiert. Neben der nachhaltigen Energiegewinnung und soge-nannten „green jobs“ werden auch touristische Aktivitäten sowie die entsprechende Inf-rastruktur gefördert. Zahlrei-che Maßnahmen wirken dem Klimawandel und dem über-mäßigen Verbrauch der natür-lichen Ressourcen aktiv ent-

gegen. Auch der Vielfalt von Tieren und Pflanzen wird ein hoher Stellenwert zuteil.Das Programm unterstützt die Gemeinden, den Tourismus und eine nachhaltige Entwick-lung des gesamten ländlichen Raumes.

Auch für die Forstwirtschaft ist ein Bündel an bewährten Maßnahmen vorgesehen. Ne-ben der wirtschaftlichen Stär-kung des Forstsektors stehen

Investitionen zur Verbesserung der Resistenz und des ökolo-gischen Wertes des Waldes im Vordergrund. Landbewirtschaftung liefert die Grundlage für wirtschaft-liches Wachstum. Österreich beschreitet dabei den Weg ei-ner ökologisch orientierten Landwirtschaft. Ziel ist es, die regionale Wertschöpfung zu steigern, Arbeitsplätze zu schaffen sowie diese abzusi-chern. Die Ländliche Entwick-lung setzt dabei auch auf sek-torübergreifende Investitions- und Bildungsaktivitäten.

Vorbild ÖsterreichDas österreichische Maßnah-menpaket für den Zeitraum von 2014 bis 2020 erhielt als erstes von europaweit 118 Programmen die Zustimmung der EU-Kommission. Der zu-ständige EU-Kommissar be-zeichnete den österreichi-schen Entwurf als vorbildlich. Für die Finanzierung des Pro-grammes stehen jährlich EU-Mittel in der Höhe von 562,5 Mill. Euro aus dem „Europä-ischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des länd-lichen Raums“ (ELER) zur Verfügung. Zusammen mit den Beiträgen des Bundes so-wie der Bundesländer ergibt

Die Ländliche Entwicklung unterstützt nicht nur die landwirtschaft, sondern liefert das Fundament für Wirtschaft und Erholung in ganz Österreich.

LänDLIchE EntwIckLung 2014–2020

Davon profitiert ganz Österreich!Der Zukunftsraum Land bildet die Grundlage für Österreichs hohe Lebensqualität und wirtschaftlichen Erfolg. Eine wettbewerbsfähige, innovative Landwirtschaft, der direkte Dialog mit den Konsumentinnen und Konsumenten sowie verantwortungsvolles Wirtschaften im Einklang mit der Natur – so lautet das Erfolgsrezept.

Das LE-Programm fördert auf den Betrieben innovative Konzepte

Foto

: BM

LFU

W/R

. NeW

Ma

N

Page 5: BauernJournal April 2015

Bauernjournal ländliche entwicklungA p r i l 2015 V

Die Ländliche Entwicklung unterstützt nicht nur die landwirtschaft, sondern liefert das Fundament für Wirtschaft und Erholung in ganz Österreich.

sich daraus ein jährliches Fi-nanzvolumen in der Höhe von 1,1 Mrd. Euro. Damit sind die notwendigen Mittel und Pla-nungssicherheit für die öster-reichischen Bäuerinnen und Bauern sichergestellt.

Nachhaltig und umweltbewusst

Das Agrarumweltprogramm (ÖPUL) steht weiterhin im Zentrum des Programms für Ländliche Entwicklung und wird flächendeckend ange-boten. Es beinhaltet regiona-le Schwerpunktsetzungen in den Bereichen Wasser und Biodiversität. Für die best-mögliche Wirksamkeit der Maßnahmen spielt auch die Ausgewogenheit von Acker, Grünland und Dauerkultur eine wichtige Rolle.

Die Ausgleichszulage (AZ) stellt die Bewirtschaftung von benachteiligten Gebieten si-cher. Diese Kernmaßnahme wurde so umgestaltet, dass Bewirtschafterinnen und Be-wirtschafter in den Erschwer-niszonen 3 und 4 stärker profi-tieren als bisher. Die Maßnah-me ist von zentraler Bedeu-tung für die Artenvielfalt und die Kulturlandschaft. Sie leis-tet aber auch einen wesentli-

chen Beitrag zum Schutz vor Naturgefahren.

Chancen und Perspektiven

Investitionen in den ländli-chen Raum sind eine wichti-ge Zukunftsvorsorge für das ganze Land. Zielgerichtete Maßnahmen heben die Wert-

schöpfung an und eröffnen neue Erwerbschancen. Dar-um ist die Investitionsförde-rung für landwirtschaftliche Betriebe ein weiterer Schwer-punkt der Ländlichen Ent-wicklung. Die verfügbaren Mittel belaufen sich auf über 102 Mill. Euro pro Jahr. Dies entspricht einer Erhöhung um mehr als 25 % gegenüber der Vorperiode. Investitionsberei-ten Betrieben wird somit er-möglicht, die Wettbewerbsfä-higkeit am Markt zu erhalten oder zu steigern. Vor allem die Vermarktung von qualitativ hochwertigen Lebensmitteln zählt zu den Stärken der öster-reichischen Landwirtschaft. Das neue Programm bietet ins-besondere im Bereich kurzer Versorgungsketten und lokaler Märkte neue Möglichkeiten.

Neben den Maßnahmen auf landwirtschaftlichen Betrie-ben ist weiterhin eine Inves-titionsschiene für den vor- und nachgelagerten Bereich vorgesehen. Darüber hin-aus wird die Diversifizierung landwirtschaftlicher Betriebe zur Schaffung von Erwerbs-möglichkeiten im nichtland-wirtschaftlichen Bereich un-terstützt. Dazu zählen ne-ben touristischen Aktivitäten auch der Verkauf von Energie-

dienstleistungen durch Ener-gie aus nachwachsenden Roh-stoffen oder die Nutzung von ungenützten verbauten Flä-chen (Dachflächen, Fassaden etc.) zur Stromproduktion.

Tradition und Innovation Die Landwirtschaft prägt das gesellschaftliche Leben au-ßerhalb der Stadt. Sie ist ein wesentlicher Teil der österrei-chischen Identität und eines der besten Beispiele für die erfolgreiche Verschmelzung von Tradition und Innovati-on. In den ländlichen Gebie-ten liegt die Zukunft Europas. Der Zukunftsraum Land steht für Versorgungssicherheit, für Wirtschaftskraft und Arbeits-plätze, für eine international einzigartige Kulturlandschaft sowie für hohe Lebensqualität.

Davon profitiert ganz Öster-reich!

Nähere Infos zur Ländlichen Entwicklung unter:bmlfuw.gv.at/zukunftsraumland

Davon profitieren Wirtschaft und Gemeinden:

n Errichtung von Biomasseheizwerken und Wärmeverteilnetzen

n Neuerrichtung und Instandsetzung des ländli-chen Wegenetzes

n Ausbau der Breitbandinfrastruktur

n Investitionen in soziale Dienstleistungen wie die Kinder- und Altenbetreuung oder mobile Dienste

n Forcierung des Rad- und Fußgängerverkehrs

Entgeltliche Einschaltung

Fotos: H. Burger-scHeidlin, BMlFuW/r. neWMan, BMlFuW/a. Haiden (3)

Page 6: BauernJournal April 2015

Bauernjournal BildungVI A p r i l 2015

Immer mehr Bäuerinnen stehen auf, um mitzureden und um ihre Anliegen zu vertreten. Mit einem speziellen LFI-Bildungsangebot können sie sich für ihre Aufgabe als Funktionärin rüsten.

birgit kaiser, Lk ÖsterreichuLrike raser, Lk NÖ „Ich wäre wahrscheinlich nicht Bezirksbäuerin, wenn ich den Lehrgang nicht ge-macht hätte“, erzählt Regina Kaltenbrunner, frischgeba-ckene Bezirksbäuerin im Be-zirk Krems. „Durch den Kurs habe ich das nötige Funda-ment bekommen, um zu kan-didieren“, erklärt die Nie-derösterreicherin. Die Rede ist vom Zertifikatslehrgang „Professionelle Vertretungs-arbeit im ländlichen Raum“. Mit diesem eigens entwickel-ten Bildungsangebot will die Arge Österreichische Bäue-rinnen gemeinsam mit dem Ländlichen Fortbildungsins-titut (LFI) Frauen ermutigen, sich in öffentlichen Ämtern

zu engagieren. Unter dem zu-gegebenermaßen etwas sper-rigen Namen „ZAMm unter-wegs – Zukunftsorientierte Agrarpolitische Motivation“ verbirgt sich nämlich ganz schön viel Frauenpower. Seit fünf Jahren erhalten Bäue-rinnen hier das nötige Hand-werkszeug, um sich in der Männerdomäne der agrari-schen Funktionärswelt zu be-haupten. Gestärkt mit Wissen und Selbstvertrauen, gestal-ten sie selbstbewusst die Ag-rarpolitik und ihre Umwelt aktiv mit.

Hilfe für agrarpolitischen Weg

In insgesamt zehn Tagen ler-nen die Teilnehmerinnen, Ag-rarpolitik und Agrarwirtschaft besser zu verstehen. Sie erken-nen ihre Stärken und entwi-ckeln ihren eigenen Führungs-stil. „ZAMm unterwegs“ un-terstützt Bäuerinnen auf ihrem politischen Weg und hilft ih-nen, ihre persönliche Rolle als Funktionärin zu finden. Egal, ob in der Landwirtschaftskam-mer, auf Gemeindeebene oder in Vereinen und Verbänden – „ZAMm unterwegs“ wurde speziell für Bäuerinnen entwi-ckelt, die sich in verschiede-nen Gremien engagieren oder sich in ihrer Rolle als Funkti-onärin weiterentwickeln wol-len. Wer außer den Bäuerinnen selbst soll sich für deren Anlie-gen und Bedürfnisse stark ma-chen? Die Gesellschaft braucht mehr als männliche Sichtwei-sen allein. Sie braucht auch den Blickwinkel der Frauen.

Andere Sichtweisen erwei-tern den Horizont

Für Regina Kaltenbrunner war der Austausch in der Gruppe

eine besonders wertvolle Er-fahrung: „In der Gruppe lernen heißt die Tipps der anderen an-zunehmen. Andere Sichtwei-sen können schon mal den ei-genen Blickwinkel verändern und den Horizont erweitern.“ Außerdem habe sie reden und präsentieren gelernt und sei nicht mehr so nervös wie frü-her. Den Lehrgang könne sie nur jedem empfehlen, erzählt sie mit spürbarer Begeisterung. Denn Bäuerinnen, die in regi-onalen oder agrarischen Gre-mien aktiv sind, profitieren enorm von der Kraft eines le-bendigen Netzwerks. Auch von der Brüsselreise hat die Winzerin sehr viel mitge-nommen: „Die EU war immer so weit weg. Durch die Ge-spräche mit Beamten und der EU-Abgeordneten Elisabeth Köstinger ist sie viel greifbarer geworden.“ Generell sei ihr In-teresse an Agrarpolitik durch den Lehrgang geweckt wor-den: „Ich hinterfrage jetzt viel mehr.“ „ZAMm unterwegs“ sei ein tolles Konzept, ist auch Barbara Kathrein, Trainerin und Coach, überzeugt. Es gehe darum, die Person zu stärken und Mut zu machen. „Frauen

bezirksbäueriN Regina Kalten-brunner fühlt sich dank „ZAMm unterwegs“ wohl in ihrer Rolle als Funktionärin. Foto: LK Kärnten/Parz

moderne agrarpolItIk braucht sIcht der frauen

Selbstbewusst Funktionärin sein

Vorläufige AntrAgstellung Ab April

Teichwirte: Nationale RegelungLeo kirchmaier, Lk NiederÖsterreich

Nachdem die Teichwirtschaft im ÖPUL 2015 aufgrund der Rückmeldung durch die Euro-päische Kommission keine Be-rücksichtigung fand, war man von Seiten der Landwirtschafts-kammer in enger Zusammen-arbeit mit dem Teichwirtever-band stark um eine Nachfolge-regelung außerhalb der Länd-lichen Entwicklung (LE) be-müht. Eine solche wurde nun

durch das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft geschaffen und steht künftig bundesweit in Form einer na-tionalen Sonderrichtlinie „Na-turnahe und extensive Bewirt-schaftung von Teichen“ für die Teichwirte zur Verfügung. Die Antragstellung wird mittels ei-nes vorläufigen Antrages nur im April für das Jahr 2015 möglich sein. Ein weiterer Einstiegster-min in dieses Förderprogramm wird im Jahr 2016 sein, ab dem Jahr 2017 gibt es einen Ein-

stiegs-Stopp. Die Vertrags- und Verpflichtungsdauer beträgt ähnlich wie in der LE sechs bzw. bei Einstieg im Jahr 2016 mindestens fünf Jahre, also bis zum Jahr 2020.Nach aktuellem Stand ist eine Flächenprämie von 250 € pro Hektar förder-barer Teichfläche in Aussicht gestellt. Diese Prämie berück-sichtigt die Mehraufwände, die durch die Einhaltung der Aufla-gen für die extensive und natur-nahe Bewirtschaftung der Tei-che entstehen. Die Mindestteil-

nahmefläche wird zukünftig für die Teichwirtschaftsbetriebe in Summe 1 ha förderbare Teich-fläche sein. Diese förderbare Teichfläche setzt sich aus der Teichfläche inklusive der Ver-landungszone zusammen und kann sich auch aus mehreren kleineren Teichen ergeben. Als Basis der Flächenermittlung dient für die Antragstellung die Einheitswert-Hauptfeststellung 2014. Darüber hinaus muss der naturschutzfachliche Wert der Teichanlage gegeben sein.

Page 7: BauernJournal April 2015

BAUERNJOURNAL BILDUNGA P R I L 2015 VI I

Persönliche Stärken erkennen und seinen eigenen Führungsstil entwickeln Foto: Gerald Lechner

lernen, sich selber wichtig zu nehmen und ihre Bedürfnisse klar zu sagen.“ „ZAMm unter-wegs“ helfe ihnen, sich mit ih-rer Führungsrolle auseinander-zusetzen. „Nicht ich muss per-fekt werden, sondern es geht darum herauszufi nden, was zu mir passt. Es gibt 100.000 ver-schiedene Arten Funktionärin zu sein. Keine ist die einzige wahre und richtige. Wichtig ist, die eigenen Fähigkeiten ken-nenzulernen und weiterzuent-wickeln“, so Barbara Kathrein.

Frauen in Funktionen erwünscht

Immer mehr Frauen überneh-men Funktionen in agrari-schen Gremien und Verbän-den und dennoch sind sie noch immer unterrepräsen-tiert. Obwohl 40 Prozent der österreichischen Bauernhöfe von Frauen geführt werden, fehlen sie vielerorts in den ag-rarischen Gremien. Wa rum es immer noch an Frauen man-gelt? Barbara Kathrein hat eine Antwort: „Frauen haben von Haus aus mehrere Rollen zu erfüllen. Familie, Haus-halt und Betrieb beziehungs-weise Beruf. Da bleibt wenig Zeit für ein öffentliches Amt.“ Männer könnten sich da eher freischaufeln, für sie sei es eine Selbstverständlichkeit an Sitzungen teilzunehmen. „Denn die Arbeit zu Hause wird ja eh gemacht.“ Die echte Gleichberechtigung sei da lei-der noch nicht ganz angekom-men. „Oder werden die Män-

ner etwa gefragt, ob sie eh vor-gekocht haben, wenn sie mal unterwegs sind?“, fragt Barba-ra Kathrein. Öffentliche Funk-tionen gehören zum männli-chen Rollenbild. „Frauen en-gagieren sich auch, aber eher leise und im Hintergrund. Sie helfen etwa in der Pfarre oder kümmern sich um kranke Nachbarn. Bevor sich Frauen in eine öffentliche Funktion wählen lassen, wollen sie zu 100 Prozent gut sein. Sie wol-len sich sicher sein, dass sie der Aufgabe gewachsen sind.“ Männer würden das Ganze un-bekümmerter angehen, weiß Barbara Kathrein aus Erfah-rung. Sie war mehrere Jahre Geschäftsführerin der Tiroler Bäuerinnen. „ZAMm unter-wegs“, bei dessen Entwick-lung sie von Anfang an mit da-bei war, ist für sie ein voller Er-folg. „Über 200 Lehrgangsteil-nehmerinnen. Das muss den Bäuerinnen erst einmal einer nachmachen. Da gibt es ein Riesenpotenzial. Immer mehr Frauen durchbrechen die tra-ditionellen Rollen und stehen auf, um mitzureden“, so ihr Resümee. Der ZAM-Lehrgang unterstütze diese Frauen da-bei. Die Bäuerinnen könnten zu Recht stolz sein auf diesen Erfolg.

Funktionärinnen.Kra� training

Das Weiterbildungsangebot für Absolventinnen des ZAM-Lehrgangs nennt sich „Funk-tionärinnen.Krafttraining“.

„Eine tolle Einrichtung“, schwärmt Regina Kaltenbrun-ner. „Dadurch ist der Lehrgang nicht beendet, sondern man trifft sich immer wieder.“ Bei den Treffen geht es beispiels-weise um die Frage des guten Stils und des richtigen Dress-codes oder um konkrete Er-fahrungsberichte. So berichtet etwa Maria Lechner, langjähri-ge Obfrau der Bezirksbauern-kammer Amstetten in Nieder-österreich, über ihre Erfahrun-gen als Frau in dieser Position.

Funktionärinnen.Werkstatt

Die „Funktionärinnen.Werk-statt“ bietet Bäuerinnen – un-abhängig davon, ob sie den ZAM-Lehrgang absolviert ha-ben – einen geschützten Rah-men, wo sie sich austauschen und gegenseitig in ihrer Rolle als Funktionärin beraten und unterstützen können. „In der Funktionärinnengruppe kön-nen sie miteinander Ideen ent-wickeln und an Fragen arbei-ten, die sie gerade bewegen“, so Barbara Kathrein. Damit die Bäuerinnen ihre Themen nicht aus den Augen verlieren, wird die „Funktionärinnen.Werk-statt“ von einer Moderatorin geleitet. Diese steuert den Ab-lauf und sorgt für einen un-terstützenden und achtsamen Umgang miteinander. „In kol-legialer Runde haben wir un-sere Probleme erzählt und uns gegenseitig geholfen“, ist Re-gina Kaltenbrunner auch von diesem Angebot überzeugt.

Mit ZAMm unterwegs

Fit für die FunktionärinnenrolleLehrgang „Professionelle Vertretungsarbeit im ländli-chen Raum“ Ideal für alle, die in Vereinen oder Gremien tätig sind oder sich künftig engagieren wollen. In fünf zweitägigen Modulen erhalten die Teilnehmerinnen Basiswissen in den Bereichen:■ Persönliche Kompetenzen■ Agrarwirtschaft und Politik■ Studienaufenthalt in Wien■ Führungskompetenz ■ Ö� entlichkeitsarbeit■ Fakultativ: Studienreise nach Brüssel

Funktionärinnen.KrafttrainingTagesseminare für Absolventinnen des ZAM-Lehrganges■ Krafttraining I: Auftritt und Stil ■ Krafttraining II: Umgang mit schwierigen Gesprächssituationen

Funktionärinnen.WerkstattFür alle Funktionärinnen. In kollegialer Runde können Bäuerinnen ihre Erfahrungen austauschen und sich ge-genseitig zu Fragen der Funktionärinnen-Tätigkeit beraten.

Mentoringprogramm – Durch Einblick zum WeitblickPersönliche und maßgeschnei-derte Betreuung durch eine er-fahrene Funktionärin (Mentorin).

Führungskräfte-CoachingProzessorientierte Begleitung für Funktionärinnen durch einen Coach.

Nähere Infos auf www.l� .at/zamm

Page 8: BauernJournal April 2015

Bauernjournal agrarmarkt austriaVI I I A p r i l 2015

Ab dem Jahr 2015 ist die Antragstellung des Mehrfachantrags Flächen – inklusive aller Beilagen –ausschließlich auf elektronischem Wege vorgesehen. Der Ablauf der Antragstellung ist genau beschrieben und kann unkompliziert durchgeführt werden.

Harlad WaitscHacHer, aMa

Bis einschließlich zum Herbst-antrag 2014 gab es zwei Wege einen Mehrfachantrag (MFA)

Flächen bzw. Herbstantrag (HA) zu stellen: entweder di-rekt im Internetserviceportal www.eama.at oder mit dem personalisiert vorgedruckten Papierantrag bei der örtlich zuständigen Bezirksbauern-kammer (BBK).

Ab dem Mehrfachantrag 2015 werden die Anträge nur mehr online gestellt. Als Service-leistung wurden den Antrag-stellern die personalisiert vor-gedruckten Mehrfachantrags-unterlagen und ein Merkblatt mit Ausfüllanleitung zur op-

timalen Vorbereitung der An-tragstellung zugesendet. Aus-genommen waren nur jene Betriebe, welche den Antrag in den Vorjahren bereits elek-tronisch gestellt haben und auf eigenen Wunsch auf den Papiervordruck verzichtet ha-ben. Wie auf den Formularen angeführt, sind die von der AMA zur Verfügung gestell-ten Unterlagen nicht mehr zur Abgabe bestimmt, son-dern dienen nur als Hilfestel-lung.

Wie erfolgt die Antragstellung?

Die Beantragung des MFA Flächen ab 2015 erfolgt ent-weder:

Der MFA kann ab heuer nur mehr online gestellt werden.

MehrFAchAntrAg 2015

Zwei Klicks zum Online-Antrag

Page 9: BauernJournal April 2015

Bauernjournal agrarmarkt austriaA p r i l 2015 IX

n  Durch den Antragsteller selbst mit seiner Betriebsnum-mer und dem PIN-Code im eAMA: Die Schläge werden digitali-siert, die flächenunabhängi-gen Daten (z. B. Tierliste etc.) elektronisch erfasst und der Antrag zuletzt elektronisch gesendet. Zur Abgabe bedarf es keines Papierausdrucks mehr, dieser dient rein der In-formation bzw. Dokumentati-on für den Antragsteller.n  Durch Inanspruchnahme der Bezirksbauernkammer als Dienstleister für die elektroni-sche Beantragung:Falls der Antragsteller die elektronische Antragstellung des MFA Flächen 2015 über eAMA nicht selber durch-führen will bzw. kann, be-steht weiterhin die Möglich-keit, die Bezirksbauernkam-mer als Dienstleister für die elektronische Beantragung in Anspruch zu nehmen. Für die Richtigkeit und Vollstän-digkeit der Angaben ist aus-nahmslos der Antragsteller mit seiner Unterschrift auf der Verpflichtungserklärung ver-antwortlich. Der Antragstel-ler erhält eine Kopie der Ver-pflichtungserklärung sowie einen Ausdruck des Antrages.

Zwei Klicks zur Online- Erfassung

Der detaillierte Ablauf – vom Einstieg in das Internetser-viceportal eAMA bis hin zum endgültigen Absenden des Antrages – ist im Merk-blatt Mehrfachantrag Flächen 2015 beschrieben. In der „Mehrfachantrag-Über-sicht“ werden die für den je-weiligen antragstellenden Betrieb relevanten Beilagen angezeigt. Die aufgelisteten Beilagen (z. B. Tierliste, ge-fährdete Nutztierrassen usw.) bilden die Grundlage für die Erstellung des elektroni-schen Antrages und müssen vom Antragsteller bearbeitet werden, damit der MFA Flä-chen 2015 elektronisch ein-gebracht werden kann.Hinweis: Bei Betriebsstruk-turen mit Haupt- beziehungs-

weise Teilbetrieben ist bei den Beilagen „Tierliste“ und „Alm-/Gemeinschaftswei-de-Auftriebsliste“ auf eine getrennte Erfassung zu ach-ten. Ein Wechsel zwischen Betriebsstätten kann mit dem Link „Betriebswechsel“ durchgeführt werden.Der Status je Beilage gibt an, ob bereits Daten vorliegen. Die angegebenen Daten in den jeweiligen Beilagen wer-den automatisch geprüft und das Prüfergebnis angezeigt.Durch Anklicken des But-tons „Antrag prüfen“ können bereits erfasste Antragsda-ten jederzeit auf ihre Plausi-bilität überprüft werden. Im Rahmen einer solchen Plau-sibilitätsprüfung wird kont-rolliert, ob die in der jewei-ligen Beilage angegebenen Daten vollständig und wi-derspruchsfrei sind. Sind die Daten nicht plausibel, wer-den automatisch Warnungen oder Fehler als Prüfergebnis angezeigt. Werden Fehler an-gezeigt, sollten diese richtig-gestellt werden, da aufgrund fehlerhafter Daten der An-trag nicht abgesendet werden kann. Außerdem muss darauf hingewiesen werden, dass der angezeigte Status (kein Fehler, Fehler bzw. Warnung) keine Auskunft darüber gibt, ob Förderungsvoraussetzun-

gen eingehalten werden oder nicht.Sind zusätzlich zu den be-reits angegebenen Daten noch weitere Unterlagen dem Antrag beizulegen (z. B. Bil-der, eingescannte Dokumen-te etc.), können diese direkt über den Link „Hochladen von Dokumenten“ zum An-trag hochgeladen werden.

Daten vor dem Senden genau kontrollieren

Nach vollständiger Erfassung und Prüfung aller antragsre-levanten Daten gelangt der Antragsteller über „Weiter zum Senden“ zur Verpflich-tungserklärung, sofern die-se noch nicht im Zuge der Datenerfassung akzeptiert wurde. Nach Bestätigung der Verpflichtungserklärung werden nochmals alle erfass-ten Daten je Beilage zur Kon-trolle zur Verfügung gestellt. Bevor der Antrag endgültig gesendet wird, sollten die Daten nochmals genau über-prüft werden. Nach Überprü-fung kann der Antrag rechts-verbindlich abgesendet wer-den (Button „Endgültig sen-den“). Nach Absenden erhält der Antragsteller eine Bestä-tigungsmeldung, die das er-folgreiche Absenden mit Da-tum und Uhrzeit bestätigt.

Zusätzlich wird automatisch eine laufende Nummer ver-geben. Sämtliche antragsre-levanten Dokumente werden im elektronischen Archiv (eArchiv) gespeichert und sind für den Antragsteller je-derzeit abrufbar.

Antrag über die Bezirks-bauernkammer

Wird der Antrag mithilfe der Bezirksbauernkammer elek-tronisch eingereicht, muss die Verpflichtungserklä-rung ausgedruckt und vom Antragsteller unterschrie-ben werden. Bevor der An-trag endgültig abgesendet werden kann, müssen die unterschriebene Verpflich-tungserklärung hochgeladen (Link „Hochladen von Do-kumenten“ in der Mehrfa-chantrag-Übersicht) und das Feld „Verpflichtungserklä-rung unterschrieben“ ange-kreuzt sein. Sind diese Vo-raussetzungen erfüllt, kann der Antrag erfolgreich gesen-det werden. Der Antragsstel-ler erhält ebenso die Bestäti-gungsmeldung (inkl. Datum und Uhrzeit) und die lau-fende Nummer zur erfolg-reichen Antragseinbringung. Außerdem stehen auch hier alle antragsrelevanten Doku-mente im elektronischen Ar-

Mehrfachantragstellung online im eAMA-portal

Page 10: BauernJournal April 2015

Bauernjournal agrarmarkt austriaX A p r i l 2015

Archiv (eArchiv) im eAMA zur Verfügung.

Termingerechte Antragseinbringung

Bei Anträgen, die verspätet einlangen, müssen die Zah-lungen gemäß EU-Vorgaben je Arbeitstag Verspätung um 1 % gekürzt werden. Anträge bzw. Antragsteile, die zu spät eingehen, dürfen aus dem-selben Grund für die Aus-zahlung nicht berücksichtigt werden!Eine Rückziehung des Antra-ges oder von Antragsteilen ist auch nach diesen Terminen möglich, solange der Betriebs-inhaber noch nicht auf Unre-gelmäßigkeiten hingewiesen oder eine Vor-Ort-Kontrolle angekündigt wurde.Allgemein wird empfohlen, die Antragstellung rechtzeitig vor dem letztmöglichen Abga-betermin abzuschließen (eini-

ge Tage vorher!), da eventuel-le Systemüberlastungen, Ka-pazitätsbeschränkungen oder technische Gebrechen eine fristgerechte Antragstellung ver- bzw. behindern könnten.

Änderungen nach Antragseinbringung

Nach Absenden des MFA Flä-chen ist im eAMA eine Kor-rektur der eingegebenen Da-ten jederzeit möglich. Dazu können die Daten zum bereits abgesendeten Antrag über den Link „eingereichte Anträge“

im Register „Flächen“ noch-mals aufgerufen und gegebe-nenfalls korrigiert werden. Dabei ist zu beachten, dass die Beurteilung der durchge-führten Korrekturen durch die AMA erfolgt und Datenände-rungen gegebenenfalls zu Kür-zungen der Auszahlungsbeträ-ge führen können.

Technische Anforderungen

Für die Arbeit mit eAMA wird empfohlen, immer die aktuellste Software zu ver-

wenden. Aus sicherheitstech-nischen Gründen ist darauf zu achten, dass das Betriebs-system laufend aktualisiert wird und eine Antivirensoft-ware installiert ist. Durch re-gelmäßiges Installieren der notwendigen Updates, wird auch die Funktionalität von www.eama.at sichergestellt. Aktuelle Informationen zu Downloads bzw. notwendi-gen Einstellungen sind unter „Technische Hilfe“ auf eAMA verfügbar.

Weitere Informationen und Anleitungen

Ein Leitfaden zur elektroni-schen Antragstellung, Hin-weise zur Programmbedie-nung sowie Videoanleitungen stehen online zur Verfügung. Sollten bei der Erfassung Pro-bleme auftreten, stehen Mit-arbeiter der AMA unter Tel. 01/33151-700 oder E-Mail

Die Antr Ags e in re ich u ng is t b is zu fo lg e n De n te r m in e n mög lich :Antragseinreichung rechtzeitig verspätet zu spätMehrfachantrag Flächen bis Fr, von Sa, 16. ab Mi, 10. 15. Mai 2015 Mai bis Di, 9. Juni 2015 Juni 2015Beilage Alm-/ bis Mi, 15. ab Do, 16.Gemeinschaftsweide- Juli 2015 Juli 2015Auftriebsliste

Page 11: BauernJournal April 2015

Bauernjournal agrarmarkt austriaA p r i l 2015 XI

[email protected] gerne zur Verfügung.Landwirte, die noch keinen Zugang zum Serviceportal der AMA haben beziehungswei-se den PIN-Code vergessen haben, können mit dem Link „Jetzt registrieren“ auf www.eama.at einen PIN-Code anfor-dern. Dieser wird automatisch per Post zugesandt.

MaßnahmenübersichtDirektzahlungenDurch die Reform der Gemein-samen Agrarpolitik kommt es bei den Direktzahlungen ab 2015 zu einem neuen System. Das in Österreich angewandte „Historische Modell“ wird auf ein sogenanntes „Regionalmo-dell“ umgestellt.Die Direktzahlungen sind in einzelne Maßnahmen unter-teilt:n  Basisprämien  Greening-Zahlungn  Zahlung für Junglandwirten  Gekoppelte Stützungn  Kleinerzeugerregelung

Die Zahlungsansprüche wer-den künftig in Form der Ba-sisprämie ausbezahlt und auf Grundlage der beihilfefähigen Fläche 2015 neu zugewiesen. Bestehende Zahlungsansprü-che haben mit 31. Dezember 2014 ihre Gültigkeit verloren. Die Erbringung von beson-deren Umweltleistungen bei Einhaltung der „Greeningauf-lagen“ wird mit einer Ökolo-gisierungsprämie „Greening-Zahlung“ abgegolten. Weitere Ziele der Direktzahlungen ab 2015 sind die verstärkte Förde-rung von Junglandwirten sowie eine sogenannte Kleinerzeuger-regelung für Betriebe mit einem Direktzahlungsbetrag von bis zu 1.250 €. Für auf Almen auf-getriebene Rinder, Schafe und Ziegen wird eine gekoppelte Stützung gewährt.Die Beantragung der Direktzah-lungen erfolgt im MFA Flächen 2015 – in der Beilage „MFA-Angaben“, die in der Mehrfach-antrag-Übersicht aufgelistet ist. Als Förderungsvoraussetzung für alle diese Maßnahmen gel-ten wie bisher die Einhaltung

der anderweitigen Verpflich-tungen (Cross-Compliance) bzw. die fristgerechte Abgabe des MFA Flächen 2015.

AusgleichszulageGrundvoraussetzung zur Teil-nahme an der Ausgleichszula-ge ist: Der Betrieb muss mindestens 2 ha landwirtschaftlich genutz-te Fläche (inkl. der anrechenba-ren Almfutterfläche) in benach-teiligten Gebieten in Österreich bewirtschaften. Die Flächen müssen aktiv für die landwirtschaftliche Pro-duktion genutzt werden. Der Verpflichtungszeitraum er-streckt sich prinzipiell über das Kalenderjahr. Für die Beantragung der Aus-gleichszulage im MFA online 2015 ist das Feld „Ausgleichs-zulage“ in der Beilage „MFA-Angaben“ (Mehrfachantrag-Übersicht) anzukreuzen. Hier können auch die Angaben zu den Erschwernispunkten (ehe-mals Berghöfekatasterpunkte) erfasst werden.Eine umfassende Information bietet das Merkblatt AZ 2015, welches auf der AMA-Home-page zur Verfügung steht.

ÖPUL 2015Für eine prämienfähige Teil-nahme am ÖPUL 2015 im Jahr 2015 war ein fristgerechter Herbstantrag 2014 erforderlich. Die vom Betrieb fristgerecht be-antragten und somit gültigen Maßnahmen des ÖPUL 2015 sind sowohl unter den „MFA-

Angaben“ als auch im Menü-punkt „eArchiv“ ersichtlich.Zudem können unter MFA-Angaben auch die Maßnah-men „Natura 2000 – Landwirt-schaft“ und „Nützlingseinsatz im geschützten Anbau“ be-antragt werden, welche im Herbstantrag 2014 noch nicht beantragt werden konnten. Sollten aufgrund eines zwi-schenzeitigen Betriebsnum-mernwechsels keine gültigen ÖPUL-Maßnahmen aufschei-nen, ist für eine prämienfähi-ge Teilnahme am ÖPUL 2015 die Abgabe des Formulars „ÖPUL 2015 – Maßnahmen-übernahme“ erforderlich. Die-ses Formular kann heuer noch nicht elektronisch erfasst wer-den und ist daher gesondert der AMA zur Bearbeitung zu übermitteln. Eine Online-Variante besteht jedoch für Maßnahmenstrei-chungen (Ausstieg aus ÖPUL-Maßnahmen), d. h. wenn der Antragsteller aus einer gül-tigen Maßnahme aussteigen möchte, ist dies erstmalig auch elektronisch möglich. Eine Er-leichterung gibt es im Rahmen der Maßnahme „Erhaltung ge-fährdeter Nutztierrassen“ bei Teilnahme mit prämienfähi-gen Rinderrassen. Die prämi-enfähigen Rinderrassen wer-den automatisch aus den Mel-dungen der Rinderdatenbank entnommen, zudem entfallen auch die bis dato gesonderten Rinderabgangs- und Rinderer-satzmeldungen.Je nach Maßnahme sind im MFA Flächen 2015 in den ver-schiedenen Beilagen (MFA-

Angaben, Feldstücksliste etc.) bestimmte Beantragungen und Codierungen vorzuneh-men, um eine Prämie für die jeweiligen Maßnahmen aus-lösen zu können. Eine umfas-sende Information über alle angebotenen ÖPUL-Maßnah-men bietet das auf der AMA-Homepage verfügbare AMA-Merkblatt „ÖPUL 2015“. In diesem Merkblatt sind sämt-liche ÖPUL-relevanten Hin-weise für den Mehrfachantrag Flächen 2015 aufgelistet.

Alm-/Gemeinschaftsweide Im Gegensatz zu den Vorjahren ist die Alm-/Gemeinschafts-weide-Auftriebsliste („Auf-triebsliste“) ab dem MFA Flä-chen 2015 kein eigener Antrag mehr, sondern wird als Beilage in der „Mehrfachantrag-Über-sicht“ zur Erfassung zur Verfü-gung gestellt. Die Auftriebslis-te wird automatisch angezeigt, wenn es sich bei dem antrag-stellenden Betrieb um eine Alm oder Gemeinschaftsweide handelt. Sie wird voraussicht-lich ab Mitte April 2015 für die Bewirtschafter freigegeben und kann auch ab diesem Zeit-punkt mit Daten befüllt wer-den.Den potenziellen Antragstel-lern wird ein Vordruck der Auf-triebsliste auf Datenbasis des MFA Flächen 2014 übermittelt. Darauf sind alle Auftreiber des Vorjahres mit Betriebsnummer, Name und Adresse abgedruckt. Der Vordruck dient hauptsäch-lich der Information und als Hilfestellung für die Beantra-gung der Auftriebsliste 2015.Vor der Erfassung der Auf-triebsliste muss im eAMA auf die zu beantragende Alm ge-wechselt werden (Link „Be-triebswechsel“ im Fenster „Mehrfachantrag-Übersicht“). Für eine gültige Beantragung sind allgemeine Angaben zur Alm-/Gemeinschaftsweide so-wie tierhalterspezifische Anga-ben über aufzutreibende Scha-fe/Ziegen/Pferde zu erfassen. Die Meldung der Alpung von Rindern erfolgt weiterhin mit-tels der Alm-/Weidemeldung Rinder.

Als Förderungsvoraussetzung gelten weiter die CC-Bestimmungen.

Page 12: BauernJournal April 2015

Bauernjournal vermarktungXI I A p r i l 2015

Das erste ganzjährige Qualitätsprogramm bietet erstmals Absatzsicherheit für die Bauern. In das Programm können Bio-Milchziegen-Kitze geliefert werden, Lieferanten werden noch gesucht.Mat thias Pleschberger, geschäftsführer ÖsZb

Die Ziegenhaltung entwickel-te sich in den letzten Jahren rasant. Österreichweit werden über 70.000 Ziegen gehalten. Insbesondere der gute Milch-absatz fungierte als treibende Kraft. Der Ausbau einer Kitz-vermarktung blieb jedoch lan-ge hintan. Die Nachfragemärk-te waren zu eingeschränkt, das Kaufverhalten der Konsumen-ten zu fixiert. Ostern galt über Jahre als jährliche Deadline der Kitzaufzucht. Zu früh und zu spät geborene Tiere waren infol-ge meist unverkäuflich.Aus diesem Grund etablierten sich alternative Absatzwege. Vor allem der Tageskitzverkauf, (14 Tage alt, für die Tierfutter-industrie) stellt europaweit die billigste Möglichkeit des Kitz-absatzes dar. Doch wollen wir das? Sollte tatsächlich allein der Rechenstift entscheiden und die Ethik hintanstehen? Wol-len wir wirklich unseren Milch-kunden eine Welt vorspiegeln, die wir selbst nicht leben? Zie-genmilchkonsumenten sind aufgeschlossen und interessiert, mit einer genauen Vorstellung über ihre Nahrungsmittel. Doch dass 14 Tage alte Kitze für den einen Schluck Milch im Kaffee als Hundefutter enden, gehört nicht zu dieser Vorstellung. Für eine wirtschaftliche Zie-genhaltung braucht es aber vie-le Absatzkanäle. Priorität muss jedoch die Lebensmittelerzeu-

gung haben, das Grundziel ei-ner bäuerlichen Produktion.

Zum ProjektDas im Jahr 2014 entwickel-te Projekt „Ja!Natürlich Bio-Milchziegen-Kitz“ stellt einen guten Lösungsweg für viele Zie-genmilcherzeuger dar. Dies ist ein gemeinschaftliches Projekt zwischen Ja!Natürlich, Merkur, Kalbfleisch Gassner und der Österreichischen Schaf- und Ziegenbörse (ÖSZB). Letzte-re vertritt die Landesorganisa-tionen, welche wiederum das Bindeglied zum Produzenten darstellen. Das Projekt bietet einen ganzjährigen Absatz und einen kalkulierten Ganzjahres-preis. Die Schlachtung erfolgt in den Bundesländern, um kur-ze Transportzeiten und best-mögliche Frische zu gewähr-leisten. Hierfür wurde jeweils ein Schlachtbetrieb in NÖ, OÖ Stmk. und Tirol freigegeben.Nach einem guten Projektbe-ginn konnten die vollen Liefer-mengen von 74 Stk./Woche bis Ende Juli 2014 aufrechterhalten werden. Leider fanden die Lie-ferungen jedoch nach dem ein-kalkulierten Sommerloch nicht mehr den gewünschten Men-gentakt. Dass eine Projektpau-

sierung, wie ab Dezember 2014 umgesetzt, in Abstimmung mit Lebensmittelhandel und Verar-beiter erfolgen kann, beweist, wie sehr alle Beteiligten hinter diesem Projekt stehen. Es liegt nun an den Ziegenhaltern und EZGs, die verkaufbaren Mengen aufzubringen.Im weiteren Verlauf sind die Produktspezifikationen und die grundlegenden Produkti-onsrichtlinien angeführt. Um der Frage gleich vorwegzukom-men, warum die Abzüge nicht bereits im Fleischpreis einkal-kuliert werden, folgende Er-klärung: Dieses System ermög-licht allen Handelsbeteiligten die Margen nachzukalkulieren. Dadurch können einerseits An-passungen der Preise bzw. der Abzüge unabhängig voneinan-der vorgenommen werden, an-dererseits drücken Pauschalab-züge die Schlachtgewichte nach oben. Je schwerer der Schlacht-körper, auf umso mehr Gewicht verteilen sich die Kosten. Paral-lel bedeutet aber der Schlacht-körper über 10 kg auch eine stärkere Teilstückeausprägung und damit höhere Kundenzu-friedenheit. Und letztere muss das Hauptziel eines langfristig angesetzten Projekts sein.

Spezifikation und BeispielSchlachtkörpergewicht: 6 bis 12 kg kalt = ca. 14 bis 26 kg LG.Die Verwiegung erfolgt aus-schließlich durch einen amtli-chen Klassifizierungsdienst.Preis pro Kilo: 9,80 € inkl.Abzüge/Tier (inkl.): Schlach-tung: 18 €, Bundespauschale: 3 €, freiw. AMA-Beitrag: 0,75 €

Beispielsberechnung (brutto):10,29 kg x 9,80 = 100,84 €; 100,84 – 18 € (Schlachtung) – 3 € (Börse) – 0,75 € (AMA-Beitrag) = 79,09 € (inkl. MwSt.)Die Einhaltung aller gesetzli-chen Bestimmungen und der EU-Bio-VO i.d.g.F. wird voraus-

gesetzt. Alle Tiere werden in Österreich geboren und aufge-zogen. Die Tiere stammen aus-schließlich von zertifizierten österreichischen Bio-Betrieben. Die Tiere können sich jederzeit frei bewegen, haben ständig So-zialkontakt zu Artgenossen und Zugang zu Auslaufbereichen. Es werden alleinig Bio-Futtermit-tel verwendet. Der überwiegen-de Teil der Ration besteht aus Frischmilch, warm oder gesäu-ert. Die Verwendung von Bio-Vollmilchpulver ist zulässig, die Verwendung von Milchaus-tauschern untersagt. Getrockne-tes Raufutter auf Grünlandbasis bzw. Stroh kann ganztägig auf-genommen werden.

Infos und Beratung:Tiroler Woll-, Schaf- und Lammverwertung, 6020 Inns-bruck, Tel. 0512/588922Steirischer Schaf- und Ziegen-zuchtverband, 8700 Leoben, Tel. 03842/25333034Salzburger Landesverband für Schafe und Ziegen, 5020 Salz-burg, Tel. 0662/870571258Raiffeisen Genossen-schaft Osttirol, 9900 Lienz, Tel. 04852/66550Schaf- und Ziegenzuchtver-band Kärnten, 9020 Klagenfurt Tel. 0463/5729630Gut Streitdorf (NÖ), 2004 Streit-dorf, Tel. 02269/2501Schafzuchtverband OÖ, 4021 Linz, Tel. 050/69021339Ziegenzuchtverband Ober-österreich, 4021 Linz, Tel. 050/69021448

ÖsterreIchIsche schaf- und zIegenbÖrse bIetet neues QualItätsprogramm

Bio-Milchziegen-Kitz: Lieferanten gesucht

Foto

: bio

hof-

brau

nrei

ter.c

om

das neue QualitätsPro-graMM bietet für viele Betriebe eine gute Alternative.

Aufzuchtbetriebe gesucht Österreichweit werden Betriebe gesucht, die gezielt Kitze und Lämmer von Milchbetrieben aufziehen. Parallel bieten die Länderorganisationen einen ge-sicherten Absatz. Insbesondere für Kuhmilchproduzenten bie-tet diese Produktionsform ei-nen wirtschaftlich interessanten Weg der Veredelung.