Kulturexpress 16 2014
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Je Woche 10. Jahrgang ISSN 1862 - 1996
Kulturexpress unabhängiges Magazin
Ausgabe 16
13. – 19. April 2014 Zeitschrift für Kunst, Kultur, Philosophie, Wissenschaft und Wirtschaft
Kulturexpress verpflichtet sich unabhängig über wirtschaftliche, politische und kulturelle
Ereignisse zu berichten. Kulturexpress ist deshalb ein unabhängiges Magazin, das sich mit Themen zwischen den Welten aus Wirtschaft und Kultur aber auch aus anderen Bereichen
auseinandersetzt. Das Magazin bemüht sich darin um eine aktive und aktuelle
Berichterstattung, lehnt jedoch gleichzeitig jeden Anspruch auf Vollständigkeit ab.
Impressum
Herausgeber und Redaktion Rolf E.Maass Adresse
Postfach 90 06 08 60446 Frankfurt am Main mobil +49 (0)179 8767690 Voice-Mail +49 (0)3221 134725
www.kulturexpress.de www.kulturexpress.info
www.svenska.kulturexpress.info
Kulturexpress in gedruckter Form
erscheint wöchentlich ISSN 1862-1996
Finanzamt IV Frankfurt a/M
St-Nr.: 148404880 USt-idNr.: DE249774430
E-Mail: [email protected]
Kulturexpress ISSN 1862-1996
Inhalt
Visiona 1970 – Revisiting the Future 07.02. – 01.06.2014 Vitra Design Museum, Weil am Rhein Weiter...
Konstantin Grcic – Panorama – vom 22.03. bis 14.09.2014 Vitra Design Museum, Weil am Rhein Weiter...
Water Urbanisms East - Emerging Practices and Old Traditions (2013) in englischer Sprache von Bruno de Meulder und Kelly Shannon bei Park Books in Zürich Weiter...
Branchenübergreifender Diskurs von Bau-Wohnungs- und Gesundheitswirtschaft zum demografischen Wandel Weiter...
Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 16 - 2014
Visiona 1970 – Revisiting the Future07.02. – 01.06.2014 Vitra Design Museum, Weil am Rhein Meldung: Vitra Design, Weil am Rhein, 2014
Im Jahr 1970 gestaltete der dänische DesignerVerner Panton im Auftrag der Bayer AG dieWohnlandschaft »Visiona 2«, eine der wohlradikalsten Zukunftsvisionen im Design des 20.Jahrhunderts. Inspiriert von Popkultur undScience-Fiction holte sie den gesellschaftlichenUmbruch der 1960er und 1970er Jahre in denprivaten Wohnraum: anstatt getrennter Räumeund klassischer Möbel sah Panton niedrige,bunte Polsterelemente vor, die das entspannte,informelle Lebensgefühl der Zeit widerspiegelten.
Im Zentrum der »Visiona 2« stand die »Phantasy Landscape«, ein höhlenartigerRaum aus leuchtenden Farben und organischen Formen. Die Ausstellung in derVitra Design Museum Gallery zeigt eine originalgetreue, begehbareRekonstruktion dieser »Phantasy Landscape«, ergänzt durch einen Blick hinterdie Kulissen von Pantons »Visiona 2« -Projekt. Der Besucher lernt dieHintergründe einer großen Zukunftsvision kennen und kann sich zugleich selbstauf eine Zeitreise begeben – back to the future! Von 1968 bis 1972 mietete der Chemiekonzern Bayer jeweils während der KölnerMöbelmesse ein Ausflugsschiff, welches von bekannten Designern in einen temporärenAusstellungsraum zum Thema »Wohnen heute« umgewandelt wurde. Vorgestellt wurdenhier die neusten Entwicklungen im Textilsektor, wobei auf ein ausgewogenes Verhältniszwischen der Darstellung verschiedener Warengruppen und der Selbstdarstellung derverarbeitenden Betriebe geachtet wurde. Durch die Zusammenarbeit mit namhaften zeitgenössischen Designern wollte man dietechnischen Möglichkeiten und praktischen Anwendungen der von Bayer hergestelltenKunstfasern mit ästhetischen und künstlerischen Ansprüchen erweitern, wobei der Designerals Bindeglied zwischen Hersteller und Endverbraucher fungieren sollte. Dank der DesignerVerner Panton (»Visiona 0«, 1968 und »Visiona 2«, 1970), Joe Colombo (»Visiona 1«,1969) und Olivier Mourgue (»Visiona 3«, 1971) gelten die Visiona-Ausstellungen nochimmer als beispielhaft für die avantgardistischen Wohnkonzepte der späten 1960er undfrühen 1970er Jahre. Sie boten den Designern eine Plattform zur Präsentation neuer, revolutionärer Ideen,förderten die öffentliche Diskussion um die kulturelle Bedeutung des Wohnens undvermittelten der Wirtschaft neue Impulse. Verner Pantons Interesse an neuen Materialienund seine Erfahrungen im Textilbereich bildeten die optimale Grundvoraussetzung für seinewegweisenden Gestaltungsentwürfe »Visiona 0« (1968) und »Visiona 2« (1970),Traumräume und Raumträume in ungewöhnlichen Formen und Farben, die sich über dengesamten Innenraum des Schiffes erstreckten. Ließ sich die »Visiona 0« noch als Abschiedvon traditionellen Wohnformen beschreiben, so war die »Visiona 2« ganz auf die Frage nachdem Wohnen von morgen ausgerichtet. Sie brach das traditionelle Raumverständnis mitseinen klaren Zuordnungen von Funktionen auf, um eine Umgebung zu schaffen, die demWohlbefinden, der Kommunikation und der Erholung gewidmet war. Dafür entwarf Pantonzahlreiche Designobjekte wie Möbel, Textilien, Leuchten, Wand- und Deckenverkleidungen,
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die in äußerst fantasievollen Arrangements eine Abfolge unterschiedlichster Räumebildeten. Als integrativen Bestandteil der Installationen entwickelte er sowohl das Lichtkonzept alsauch die atmosphärische Untermalung der einzelnen Räume mit verschiedenen Klängenwie beispielsweise Nachtigallengesang, Uhu-Stimmen, Bienensummen, Katzengejammeroder Wellengeräuschen. Die »Phantasy Landscape« (auch Wohnhöhle genannt) auf demHauptdeck der »Loreley«, allgemein als der eindrücklichste Raum der »Visiona 2« imGedächtnis geblieben, kann als Höhepunkt der kreativen Vision Pantons bezeichnetwerden. Dieser Raum warf alle traditionellen Architekturvorstellungen über den Haufen:Böden, Wände, Decken und Möblierung schienen aus einem einzigen Guss geformt. Derfensterlose Raum war ohne Verbindung zur Außenwelt und stellte sich als eine organischeLandschaft dar, charakterisiert durch geschwungene Formen, die aus dem Material selberherausgeschnitten schienen. Die Elemente in unterschiedlichen Blau- und Rotschattierungen waren wie eineMultiplikation seines berühmten Living Towers hintereinander aufgereiht: die Blautöneaußen, die Rottöne immer heller werdend im Inneren, sodass das psychedelischeRaumgefüge von innen heraus zu glühen schien. Während die Entwürfe von PantonsZeitgenossen oftmals Assoziationen mit dem Weltraum hervorriefen, suchte Pantonsbewohnbare Skulptur mit ihren warmen Farben und weichen Textilien das Innenleben derMenschen in eine äußere Form zu bringen.
01»Phantasy Landscape«, Visiona 2, IMM KölnMöbelmesse / Cologne Furniture Fair, 1970© Panton Design, Basel
02»Phantasy Landscape«, Visiona 2, IMM KölnMöbelmesse / Cologne Furniture Fair, 1970© Panton Design, Basel
03»Phantasy Landscape«, Visiona 2, IMM KölnMöbelmesse / Cologne Furniture Fair, 1970© Panton Design, Basel
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04»Phantasy Landscape«, Visiona 2, IMM KölnMöbelmesse / Cologne Furniture Fair, 1970© Panton Design, Basel
05Wandelemente (1969, produziert von Harlacher)»Phantasy Landscape«, Visiona 2, IMM KölnMöbelmesse, 1970
06Spiral-Lampen (1969, produziert von Lübner)»Phantasy Landscape«, Visiona 2, IMM KölnMöbelmesse, 1970 © Panton Design, Basel
07Verner Panton mit Familie im »Living Tower«, (1968/69, produziert von 1969-1970: Vitra/ Hermann Miller, CH)© Panton Design, Basel
08Verner Panton, 1993© Panton Design, Basel
Siehe auch: Schirn Frankfurt - Summer of Love - Psychedelische Kunst der 60er Jahre
Kulturexpress ISSN 1862-1996 vom 19. April 2014
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Konstantin Grcic – Panorama22.03. – 14.09.2014´ Vitra Design Museum, Weil am Rhein Meldung: Vitra Design, Weil am Rhein, 2014
Konstantin Grcic ist einer der wichtigstenDesigner unserer Zeit. Seine Entwürfeverbinden industrielle Ästhetik mitexperimentellen, künstlerischen Elementen, siesind ernsthaft und funktional, sperrig undteilweise irritierend. Manche von GrcicsDesigns, etwa der »Chair_One« (2004) oder dieLeuchte »Mayday« (1999), gelten bereits heuteals Designklassiker. Mit »Konstantin Grcic –Panorama« präsentiert das Vitra DesignMuseum die bislang größte Einzelausstellung zu
Grcic und seinem Werk.
Eigens für die Ausstellung hat Grcic mehrere raumgreifende Installationen entwickelt, dieseine persönlichen Visionen für das Leben von morgen darlegen: ein Wohninterieur, einDesignatelier und einen Stadtraum. Sie zeigen fiktive Szenarien, konfrontieren denBetrachter mit den Inspirationen, Herausforderungen und Fragen des Designers und stellenGrcics Entwürfe in einen größeren gesellschaftlichen Zusammenhang. Höhepunkt dieserInszenierungen ist ein 30 Meter langes Panoramabild, das eine Architekturlandschaft derZukunft zeigt.
Ein vierter Ausstellungsbereich richtet einen konzentrierten Blick auf die tägliche Arbeit vonKonstantin Grcic. Hier werden viele seiner Produkte, aber auch Prototypen, Zeichnungenund Hintergrundinformationen gezeigt, ergänzt um Fundstücke, Alltagsgegenstände undWerke anderer Gestalter, die Grcic inspiriert haben – von einer alten Teekanne und einemfrühen Apple-Computer bis hin zu Werken von Marcel Duchamp, Gerrit Rietveld oder EnzoMari. Mit dem Wechsel der Perspektiven zwischen dem großen und dem kleinenZusammenhang zeigt die Ausstellung, dass Design für Grcic nicht nur Problemlösung ist,sondern ein assoziativer Umgang mit Bildern, Zufällen, Brüchen und Entdeckungen.Konstantin Grcic (geboren 1965) war zunächst beeinflusst von den schlichten,minimalistischen Entwürfen Jasper Morrisons, bei dem er Ende der 1980er Jahre seineLaufbahn begann. Schnell entwickelte er jedoch seine eigene, unverwechselbareFormensprache und ist heute selbst Bezugspunkt für eine ganze Generation von Designerngeworden. Er arbeitet für viele der wichtigsten Designunternehmen, darunter Authentics,Flos, Magis, Vitra, ClassiCon, Plank, Krups oder Muji und überrascht dabei stets aufs Neuemit ungewöhnlichen Lösungen, die jede Gefälligkeit vermeiden und ihre oft eigenwilligeÄsthetik aus Grcics intensiver Auseinandersetzung mit Materialien, Technologien undProduktionsverfahren beziehen.
Auch mit der Ausstellung »Panorama« betritt Grcic nun Neuland – nie zuvor hat er sich aufso grundsätzliche Weise mit Gestaltung auseinandergesetzt und seine Designauffassung soumfassend dargelegt. Die Ausstellung basiert auf umfangreichen Recherchen zuUmbrüchen, Zukunftstechnologien und Innovationen des aktuellen Designs. Sie entstand ineiner engen, über 3-jährigen Zusammenarbeit zwischen Grcic, dem Vitra Design Museumund dem Z33 – House for contemporary art, Hasselt. Das Ergebnis ist eine erzählerischeInszenierung, die sich zwischen Gegenwart und Zukunft, zwischen Realität und Fiktionbewegt: nachdenklich, fragmentarisch und ungemein bildmächtig. Zur Ausstellung erscheint
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ein 320-seitiger Katalog mit einem umfassenden Werkverzeichnis und Essays u.a. vonRichard Sennett, Peter Sloterdijk, Paola Antonelli, Mario Carpo und anderen. DieAusstellung wird durch ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm begleitet. »Konstantin Grcic– Panorama« ist eine Ausstellung des Vitra Design Museums und Z33 – House forcontemporary art, Hasselt (Belgien). Wissenschaftliche Beratung erfolgte durch W.I.R.E. –Web for Interdisciplinary Research & Expertise an der ETH Zurich.
Die Ausstellung wird vom 01.02. bis 24.05.2015 am Z33 gezeigt. WeitereAusstellungsstationen werden noch bekannt gegeben.
1. Bilder zur Ausstellung / Renderings of the exhibition
01Rendering, Raum 1 / room 1, »Life Space«,»Konstantin Grcic – Panorama«, © KGID
02Rendering, Raum 1 / room 1, »Life Space«,»Konstantin Grcic – Panorama«, © KGID
03Rendering, Raum 2 / room 2, »Work Space«,»Konstantin Grcic – Panorama«, © KGID
04Rendering, Raum 2 / room 2, »Work Space«,»Konstantin Grcic – Panorama«, © KGID
05Rendering, Raum 2 / room 2, »Work Space«,»Konstantin Grcic – Panorama«, © KGID
06Rendering, Raum 3 / room 3, »Public Space«,»Konstantin Grcic – Panorama«, © KGID
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07Rendering, Raum 3 / room 3, »Public Space«,»Konstantin Grcic – Panorama«, © KGID
08Raum 4, »Das Archiv der Dinge«,Vitra Design Museum, Foto: Florian Böhm
09Raum 4, »Das Archiv der Dinge«,Vitra Design Museum, Foto: Florian Böhm
10Raum 4, »Das Archiv der Dinge«,Vitra Design Museum, Foto: Florian Böhm
11Raum 4, »Das Archiv der Dinge«,Vitra Design Museum, Foto: Florian Böhm 2. Allgemeine Fotos / General images
12Konstantin Grcic, Foto / photo: Markus Jans
13KGID Studio, © KGID, Foto / photo: James Harris
14Key Visual, »Konstantin Grcic – Panorama«, Chair_One, 2004,Vitra Design Museum, Foto: Andreas Sütterlin
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3. Produkte von Konstantin Grcic (Auswahl) / Products by Konstantin Grcic(selection)
15Chair_One, Magis, 2004, Sammlung Vitra DesignMuseum, © KGID, Foto: Florian Böhm
16Mayday, Leuchte, Flos, 1999, Sammlung Vitra DesignMuseum, © KGID, Foto: Florian Böhm
17Champions, Tisch, Galerie kreo, 2011 (Limitierte Auflage), © KGID, Foto: Galerie kreo, Fabrice Gousset
18Parrish Side Chair, Emeco, 2013, Sammlung Vitra Design Museum, © KGID, Foto: Emeco, Anthony Oliver
19Three Bag Large, Maharam, 2013, © KGID
20Bench B, BD Barcelona Design, 2013
21OK, Leuchte, Flos, 2013, Sammlung Vitra DesignMuseum, © KGID, Foto: Florian Böhm
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22Medici, Sessel, Mattiazzi, 2012, Sammlung VitraDesign Museum, © KGID, Foto: Florian Böhm
23Pro, Schulstuhl, Flöttoto, 2012, © KGID Foto: Flöttoto, Oliviero Toscani
24Waver, Armlehnenstuhl, Vitra, 2011, Sammlung VitraDesign Museum, © KGID, Foto: Florian Böhm
25Tom & Jerry, The Wild Bunch, Hocker, Magis, 2011, Sammlung Vitra Design Museum,© KGID, Foto: Florian Böhm
26Galata, Beistelltisch, Marsotto, 2010,© KGID, Foto: Florian Böhm
27Monza; Armlehnenstuhl, Plank, Plank, 2009, Sammlung Vitra Design Museum, © KGID, Foto: Matteo Imbriani
28360° Stool, Hocker, Magis, 2009, Sammlung VitraDesign Museum, © KGID, Foto: Tom Vack
29Karbon, Chaiselongue, Galerie kreo, 2008,© KGID, Foto: Galerie kreo, Fabrice Gousset
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30Myto, Stuhl, Plank, 2008, Sammlung Vitra DesignMuseum, © KGID, Foto: Florian Böhm
31Krups, Modelle im Hinterhof von Konstantin GrcicIndustrial Design in München, 2005, Foto: Florian Böhm
32Miura, Barstuhl, 2005, Plank, Sammlung Vitra DesignMuseum, © KGID, Foto: Florian Böhm
33Dummy, Prototypen aus Polyurethanschaum,2004, Moroso, © KGID
34Tip, Treteimer, Authentics, 2003,© KGID
35Coup, Porzellanservice, Thomas/Rosenthal, 2003,© KGID, Foto: Florian Böhm
36Pallas, Tisch, ClassiCon, 2002,© KGID, Foto: ClassiCon
37Glove, Gefäße, Cor Unum, 2002,© KGID, Foto: Florian Böhm
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38Diana_A-F Beistelltische, ClassiCon, 2002© KGID, Foto: ClassiCon, Hans Buttermilch
39Relations, Glasserie, Iittala, 1999© KGID, Foto: Iittala
40Hut ab, Kleiderständer, 1998, Moormann, SammlungVitra Design Museum, © KGID, Foto: Florian Böhm
41Refolo, Rollwagen, Driade, 1995,© KGID, Foto: Florian Böhm
42Coathangerbrush, Kleiderbügel, Cappellini/ProgettoOgetto, 1992 ©KGID, Foto: Florian Böhm
43Tom Tom & Tam Tam, Beistelltische, SCP, 1991, Sammlung Vitra Design Museum,© KGID, Foto: Florian Böhm
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UFO: Explorations of Urbanism 3
Water Urbanisms East - Emerging Practices and OldTraditions (2013) in englischer Sprache von Bruno deMeulder und Kelly Shannon bei Park Books in Zürich Buchumschlag: Park Books
"Water Urbanism East" im Verlagvon Park Books ist ein modernesund sehr interessantes Sachbuchzum Thema Infrastruktur imKontext von Urbanität undWasserlandschaft. Das Buch ist inenglischer Sprache verfasst und inmehrere Kapitel geteilt. Einleitendwerden allgemeine Fragen zumThema behandelt, wie etwa "TheHydraulic Civilizations". Dabei stehtdie kritische Hinterfragung desThemenspektrums auf globalerEbene im Vordergrund. Insofernhandelt es sich, über die sachlicheErwähnung hinaus, auch um einScience-Book, das mit
wissenschaftlicher Akribie an die Dinge herangehen will. Die Infrastruktur großerKüstenstädte vor allem im asiatischen Raum werden im Buch näher vorgestellt. Gerade ausChina, Nation des 21. Jahrhundert, wo gigantische Großstädte am expandieren sind, gibt esinteressante Einsichten. Auch vor dem Wasser machen diese Städte keinen Halt. Wieüberall auf der Welt vergrößern sich die Ballungsräume. Bevölkerung nimmt zu. DieBezwingung der Küstenregionen ist seit Menschengedenken ein Ziel von Urbarmachungund Urbanisierung. "Chinas Water Crisis" hinterfragt kritisch, unterlegt mit zugehörigemKartenmaterial, Fotografien und Entwurfsschemen die Planung und Ausführung desgesamtplanerischen Projekts. Sowohl historisches Kartenmaterial als auch in Form vonStudien werden wissenschaftliche Thesen dargelegt. Ziel ist die Verbesserung derLebensbedingungen Mensch, Tier und Pflanzen, was zugleich der Erhaltung ausgewogenerKüstenlandschaften und ihrer Umgebung dienen soll. Vielleicht ein Versuch, damit auch inChina ökologisch-ökonomisches Denken Fuß fasst. Andere asiatische Regionen wie Hanoi,Bangkok, Mumbai oder die Mangroven in Vietnams Ca Mau kommen vor, bilden denüberwiegenden Teil der Arbeit in großen Regionen Asiens. Es bleibt noch viel zu tun. EinenAusblick auf bestehende Projekte werden geboten. Die kritische Umsetzung vonMasterplänen fachlich darstellen, das will der vorliegende Band mit seinemwissenschaftlichen Hintergrund leisten. Beispielseiten zur Ansicht
Überschriften: Contemporary Positions
China's Water CrisisBangkok's Distributary Waterscape UrbanismPost 311: Sendai OASISRiver and Road as Warp and WoofBeing in Deep Urban WaterHanoi: The 'City of Lakes and Rivers'Mangroving Ma Cau, Vietnam
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Revising the Cantho Master Plan, Vietnam
Practices Revisited
Persian QanatsA Modern Times Version of the Hydraulic CivilizationBatavia, Simon Stevin in the TropicsWater Urbanism as a Way of LifeRaising the Dykes and Taming the Swamp
Explorations and Speculations
Easy Like Water, Ecological Shoring in BangladeshReclaiming Waterscapes for the Yanshuei Canal, TainanTouching The Ground Lightly, Yen So, HanoiLow-Land Retention and Cleaning Sequences. Expanding HanoiFraming Avoid: Day River, HanoiCanalizing Urban Developement in an Orchard Phong Dien, CanthoRetention Basin as Impetus of Urbanism: O Mon, CanthoReconfigured Emerging Urbanity: Hung Pu, Cantho
Water Urbanisms East (englischsprachig)Emerging Practices and Old Traditionsvon Bruno de Meulder und Kelly ShannonPark Books, Zürich, 1. Auflage, Dez. 2013broschiert, 256 Seiten,Abb.: 431 farbige und 34 s/w Illustr.Größe: 22,4 x 22,4 x 2,3 cmISBN: 978-3906027258 Siehe auch: I-City auf der documenta 13
UFO_WATER_P41_QIAOYUAN_WETLAND_PARK_CHINA
Kulturexpress ISSN 1862-1996 vom 16. April 2014
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Quelle - Katarina Ivanisevic / Messe Frankfurt ExhibitonGmbH, v.l.n.r.: Wolfgang Marzin, Alexander Holzmann,Frau im Altersanzug, Peter Feldmann u. Axel Gedaschko
Zukunft Lebensräume
Branchenübergreifender Diskurs von Bau-, Wohnungs- undGesundheitswirtschaft zum demografischen Wandel Meldung: Messe Frankfurt GmbH, den 14.04.2014
Unter der Schirmherrschaft von FrankfurtsOberbürgermeister Peter Feldmanndiskutierten Experten aus Bau-,Wohnungs- und Gesundheitswirtschaftzwei Tage lang die Auswirkungen desdemografischen Wandels auf die Zukunftunserer Lebensräume. „352 Teilnehmerund 21 Aussteller haben das Konzept derZukunft Lebensräume begeistertangenommen. In einer älter werdendenGesellschaft nehmen dieÜberschneidungen beim Bauen, Wohnen
und in der Pflege immer stärker zu. Mit der Zukunft Lebensräume bieten wir den Vertreternder drei Branchen erstmalig eine gemeinsame Plattform. Wir sehen darin ein elementaresZukunftsthema, das wir am Standort Frankfurt fest etablieren wollen“, so Wolfgang Marzin,Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Frankfurt. Beim Kongress standen aktuelle Handlungsfelder und Trends zur Stadt- undQuartiersentwicklung ebenso im Fokus wie neue Wohnkonzepte sowie Beispiele aus derWohn- und Pflegepraxis. Die Kongressteilnehmer nutzten die Veranstaltungsplattform, umsich über Lösungsansätze zu informieren und neue Forschungsströmungenkennenzulernen. So zeigte ein Praxisbeispiel unter anderem ein Wohnkonzept innerhalbeines Mehrgenerationen-Gebäudes für ein langes selbstbestimmtes Leben. GemeinsamesZiel der anwesenden Vertreter aus Politik, Unternehmen und Institutionen war es, dieEntwicklung generationenübergreifender und -verbindender Quartiere voranzubringen. Die begleitende Fachausstellung zeigte Beispiele und Produkte, die speziell auf dieBedürfnisse von älteren Generationen zugeschnitten sind. Dazu gehörte unter anderem einmit Sensoren ausgestatteter Bodenbelag, dessen Einsatzbereiche von der Sturzerkennungmit Notrufweiterleitung über das Erkennen von Einbrüchen bis hin zum automatischenEinschalten des Lichts beim morgendlichen Aufstehen reichen. Als besonders lehrreichempfanden Besucher zudem einen Simulationsanzug, der dem Träger den Eindruckvermittelt, im Körper eines Menschen im fortgeschrittenen Lebensalter zu stecken. DieWahrnehmung hinsichtlich alltäglicher Handlungen eines Senioren unterscheidet sichsignifikant von der Realität. Der Anzug soll helfen, motorische Restriktionen zu simulierenund Verständnis für die Einschränkungen im Alter zu wecken. Die Zukunft Lebensräume wird von namhaften Branchenverbänden und Partnernunterstützt. Dies sind der Bundesverband deutscher Wohnungs- undImmobilienunternehmen (GdW), der Bundesverband freier Immobilien- undWohnungsunternehmen (BFW), der Verband der Elektrotechnik, Elektronik undInformationstechnik (VDE), das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA), der DeutschePflegeverband (DPV), die Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (AKH) sowieHolzmann Medien. Ausblick: Am 29. und 30. April 2015 findet die nächste Zukunft Lebensräume gemeinsammit der führenden Fachveranstaltung zum Thema „Ambient Assisted Living“, dem AAL-
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Kongress des VDE, in Frankfurt am Main statt. Peter Feldmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main, stellt sich denFragen zum gesellschaftlichen Wandel und gibt Einblicke in potentielleLösungen: Herr Oberbürgermeister Feldmann, was bedeutet eine zunehmend ältere Gesellschaft
für eine Großstadt wie Frankfurt am Main?
Auch in Frankfurt steigt der Anteil der älteren Menschen, allerdings nicht so stark wie in denmeisten anderen Regionen. Wir sind eine der wenigen wachsenden Städte mit jährlichemZuzug. Die Zahl der Kinder steigt pro Jahr um 300. Wir bauen vor allem neue Schulen undKitas. Darüber dürfen wir selbstverständlich die Bedürfnisse der älteren Menschen nichtvergessen. Soziale und kulturelle Teilhabe für ältere Menschen steht deshalb im Fokusmeiner politischen Arbeit. Da ich sowohl ein Jugendhaus als auch ein Altenzentrum geleitethabe, denke ich, dass ich in der Lage bin, beide Gruppen im Blick zu behalten. Ich binüberzeugt, dass ältere Menschen und Familien mit Kindern teilweise ähnliche Bedürfnissehaben, beispielsweise einen barrierefreien ÖPNV, kurze Wege zum Nahversorger oder dieErreichbarkeit von sozialen und kulturellen Angeboten. Berlin und Hamburg sind u.a. inzwischen dabei, weit reichende Programme rund um
Senioren und Barrierefreiheit zu entwickeln. Mit welchen Konzepten antworten Sie
bereits auf eine notwendige Unterstützung speziell älterer Menschen?
Frankfurt tut in diesem Bereich sehr viel, deshalb ist die Liste der Beispiele entsprechendlang. Ich will nur ein paar herausgreifen: Beim barrierefreien Umbau des ÖPNV sind wirschon weit gekommen. Derzeit werden zahlreiche Straßenbahn- und U-Bahnhaltestellenausgebaut. Der Verkehrsverbund RMV bietet einen Begleitservice für allemobilitätseingeschränkten Fahrgäste an, dazu gehören auch Hilfen beim Überwinden vonTreppen, wenn es keinen Aufzug gibt. Die Broschüre „Barrierefrei unterwegs“ bietet eineÜbersicht über die Ausstattung aller Haltestellen im Hinblick auf niveaugleichen Einstiegoder einen Aufzug. Unsere lokale Nahverkehrsgesellschaft arbeitet im Hinblick aufBarrierefreiheit eng mit einem Fahrgastbeirat zusammen, in den u.a. auch derSeniorenbeirat eingebunden ist. Bei einem Projekt, das mich persönlich begeistert, kooperieren die städtischeWohnungsbaugesellschaft ABG, das Rote Kreuz und die Firma Bosch. Ältere Mieterinnenund Mieter der ABG können sich in ihren Wohnungen sogenannte Assistenzsystemeeinbauen lassen, die sie in ihrem Alltag unterstützen. Derzeit wird das Projekt durch eineStudie der Fachhochschule begleitet, die die Akzeptanz bei den Nutzern erhebt. Ich habe esselbst ausprobiert: Man steigt z. B. aus dem Bett, tritt auf den Teppich und das Licht gehtan, so geht es weiter bis ins Bad. Dazu gehören auch Fallsensoren in der Armbanduhr, dieAlarm auslösen, wenn man stürzt. All diese Technik ist absolut benutzerfreundlich, in derWohnung fast unsichtbar und eine große Hilfe für ältere Menschen und ihre Angehörigen. Was beobachten Sie dazu in der Praxis: Stehen verschiedene Branchen und
politische Institutionen zum Thema schon ausreichend in Kontakt?
Zentrales Ziel sollte es sein, technische Erkenntnisse und Innovationen mit den Wünschenund Bedürfnissen der älteren Menschen in Einklang zu bekommen. Dabei müssen dieverschiedenen Branchen und politische Institutionen selbstverständlich in Kontakt stehen. InFrankfurt gibt es seit 2009 eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe, die den „Städtischen
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Arbeitsplan zur Barrierefreiheit“ entwickelt hat, der für alle Bauprojekte, die den öffentlichenRaum betreffen, gilt. Von zentraler Bedeutung ist jedoch der Dialog mit den älterenMenschen als betroffene Zielgruppe selbst. Wichtig ist, dass man nicht an den älterenMenschen vorbei kommuniziert. Sie sind Schirmherr der Kongressmesse „Zukunft Lebensräume“, die die Disziplinen
Bau-, Wohnungs- und Gesundheitswirtschaft verbindet. Wo sehen Sie bei diesen
Branchen primär Ansätze für Veränderungen?
Die Bau-, Wohnungs- und Gesundheitswirtschaft hat bereits verstanden, dass sie sich aufdie Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft einstellen muss, davon bin ich überzeugt.Allerdings denke ich, dass ihre Zugänge zu den älteren Menschen sich verändern sollten.Viele Menschen ab 60 oder ab 70 wollen nicht als „ältere Menschen“ angesprochen werdenoder fühlen sich nicht angesprochen. Gefragt sind intelligente Strategien, die bei derZielgruppe Interesse wecken und nicht auf Ablehnung oder Vorbehalte stoßen. Und wie ist Deutschland bundesweit für neue Lebensräume aufgestellt?
Das ist in Deutschland ganz unterschiedlich, so unterschiedlich wie die Herausforderungensind. Im Hinblick auf den demografischen Wandel sehen wir Kommunen mit einem deutlichsteigenden Altersdurchschnitt, die meist auch von Abwanderung betroffen sind sowie einigewenige wachsende Städte wie Frankfurt. Zum Glück ist der demografische Wandel seit überzehn Jahren ein Dauerthema. Man kommt nicht darum herum und muss sich damitbeschäftigen. Die zentralen Akteure haben verstanden, dass der demografische Wandel einQuerschnittsthema ist, wenn es eben um die Gestaltung von Lebensräumen geht.Glücklicherweise haben sich einige Pioniere schon sehr früh damit auseinander gesetzt. InFolge dessen gibt es heute viele gute Beispiele, die man adaptieren kann, ohne das Radständig neu erfinden zu müssen. Sie haben persönlich schon Erfahrungen als Leiter eines Altenhilfezentrums
gesammelt. Inwieweit können Sie als Oberbürgermeister Ihre praktischen
Erkenntnisse „von der Basis“ in die Politik einbringen – und welches sind dazu die
wichtigsten Punkte?
Eine wichtige Erfahrung, die ich sowohl in der Jugend- als auch in der Altenarbeit gemachthabe, ist, dass beide Gruppen zwar einen großen Teil unserer Gesellschaft ausmachen, esihnen aber oft schwer fällt, ihre Interessen zu vertreten. Im Altenhilfezentrum war ich täglichmit den Bedürfnissen älterer und auch sehr alter Menschen konfrontiert. Es war jeden Tagaufs Neue eine Herausforderung für mich, den Menschen, die ihre Wohnung wegen ihrerPflegebedürftigkeit verlassen mussten, das Leben so angenehm wie möglich zu machenund ihnen das Gefühl zu geben, wieder ein neues Zuhause gefunden zu haben. Vor meinerZeit als Oberbürgermeister war ich sowohl beruflich im sozialen Bereich tätig als auchpolitisch im Ehrenamt in diesem Feld aktiv. Das habe ich in meinem neuen Amt nichtabgelegt. Die Belange von Kindern und Senioren sind nach wie vor ganz weit oben aufmeiner Agenda. Was würden Sie sich privat im Alter wünschen, wie sollte Ihr eigener Lebensraum
gestaltet sein?
Ich unterscheide mich nicht von anderen Menschen. Selbstverständlich möchte auch ichmöglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben. Es ist für mich gut vorstellbar,von einem Pflegedienst im Alltag unterstützt zu werden. Allerdings kann ich mir auch
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vorstellen, mich im Alter auf Experimente einzulassen. In Frankfurt gibt es das Projekt„Wohnen für Hilfe“. Studenten wohnen bei älteren Menschen, die ein Zimmer mehr habenals sie brauchen, zahlen nur Umlagen, keine Miete und unterstützen ihren älteren WG-Genossen. Darüber hinaus finde ich auch die Idee einer Senioren-WG reizvoll. Da ichschon als Student in WGs gewohnt habe, ist das durchaus eine Wohnform, die auch imAlter eine Perspektive ist. Persönlich schiebe ich den Gedanken ans Alter nicht von mir weg,sondern akzeptiere, dass ich Mitte 50 bin. Ich glaube, das macht es einfacher als zu denken,man sei forever young.
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