Kulturexpress 46 2014

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Je Woche 10. Jahrgang ISSN 1862 - 1996 Kulturexpress unabhängiges Magazin Ausgabe 46 09.15. November 2014 Zeitschrift für Kunst, Kultur, Philosophie, Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie Kulturexpress verpflichtet sich unabhängig über wirtschaftliche, politische und kulturelle Ereignisse zu berichten. Kulturexpress ist deshalb ein unabhängiges Magazin, das sich mit Themen zwischen den Welten aus Wirtschaft und Kultur aber auch aus anderen Bereichen auseinandersetzt. Das Magazin bemüht sich darin um eine aktive und aktuelle Berichterstattung, lehnt jedoch gleichzeitig jeden Anspruch auf Vollständigkeit ab. Impressum Herausgeber und Redaktion Rolf E. Maass Adresse Postfach 90 06 08 60446 Frankfurt am Main mobil +49 (0)179 8767690 Voice-Mail +49 (0)3221 134725 www.kulturexpress.de www.kulturexpress.info www.svenska.kulturexpress.info Kulturexpress in gedruckter Form erscheint wöchentlich ISSN 1862-1996 Finanzamt IV Frankfurt a/M St-Nr.: 148404880 USt-idNr.: 54 036 108 722 E-Mail: [email protected]

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Je Woche 10. Jahrgang ISSN 1862 - 1996

Kulturexpress unabhängiges Magazin

Ausgabe 46

09.– 15. November 2014

Zeitschrift für Kunst, Kultur, Philosophie, Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie Kulturexpress verpflichtet sich unabhängig über wirtschaftliche, politische und kulturelle Ereignisse zu

berichten. Kulturexpress ist deshalb ein unabhängiges Magazin, das sich mit Themen zwischen den Welten

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Inhalt

Beschäftigungs- und Konjunkturprognose besser als gedacht. Frankfurt RheinMain bleibt Job-Lokomotive in der Region

Costa Concordia: Warum das Schiff wirklich sank (2014) eine empirische Sachstudie von Anne Culjak aus dem Vieweg Springer Verlag

Verbrauch von Haushaltsenergie erstmals seit 2005 gestiegen

Städel Museum erwirbt Gemälde von Lotte Laserstein „Russisches Mädchen mit Puderdose“ (1928), Öl auf Holz, 31,7 x 41 cm, erworben aus dem Besitz der schwedischen Gemeinde Nybro

Helene Schjerfbeck begeistert die Kunst in der Frankfurter Schirn mit ungewöhnlichen Portraits und Bilder über das existentielle Dasein

Satellitenbauteil aus dem 3D-Drucker auf der EuroMold 2014

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von links nach rechts: Dr. Ralf Geruschkat, IHK Frankfurt a/M, Prof. Dr.Mathias Müller, Präsident IHK Frankfurt a/M und Dr. Gunther Quidde,Geschäftsführer IHK Frankfurt a/M, am 10. November 2014 während derPräsentation der regionalen Beschäftigungs- und KonjunkturprognoseFrankfurtRheinMain 2015

Industrie- und Handelskammer Frankfurt a/M

Beschäftigungs- und Konjunkturprognose der IHK Frankfurtbesser als gedacht. FrankfurtRheinMain bleibt Job-Lokomotivein der RegionFoto: © Kulturexpress

Die Wirtschaft in der MetropolregionFrankfurt RheinMain ist nach wie vorin einem Aufwärtstrend begriffen.Neunzig Prozent der Unternehmenschätzen die aktuelle Situation alsvorteilhaft ein. Diese Wertungspiegelt sich auch in denBeschäftigungsplänen derUnternehmen wider. Meldungen aus der Wirtschaft deutendarauf hin, dass sowohl in diesem wieauch im kommenden Jahr weiter

Beschäftigung aufgebaut wird, dies trotz der konjunkturellen Risiken die heraufbeschworenwerden. 2014 wird mit 19.000 weiteren sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in der Regiongerechnet. Für 2015 folgen weitere 17.000 Arbeitsplätze, wie Mathias Müller, Präsident der IHKFrankfurt am Main am 10. November 2014 in den Räumen der IHK Frankfurt während derPräsentation der regionalen Beschäftigungs- und Konjunkturprognose für 2015 mitteilte.

>> zum Download der Studie (pdf, 2,3 MB)

Für die Untersuchung wurden knapp 7.500 Unternehmender Region vom IHK-Forum Rhein-Main befragt. Das IHKForum Rhein-Main ist eine Gemeinschaftsinitiative der IHKsim Rhein-Main-Gebiet, was Teile Bayerns, Hessens undvon Rheinland-Pfalz umfasst. Wobei der Aufrichtigkeithalber gesagt werden muss, die genannten Zuwächse anArbeitsplätzen geben nicht tatsächliche Werte an, sondernberuhen auf Ergebnissen aus den Umfragen, die imRahmen der Geschäftsklima Untersuchung innerhalb derUnternehmen durchgeführt wurden. RheinMain undFrankfurt bilden eine starke Wirtschaftsregion. Das dies soist und bleibt, kann vorausgesetzt werden.

Immerhin wurden 5.000 neue Stellen im ersten Quartal geschaffen. Genauso bleibt zu beachten,wenn prognostiziert wird, bis Ende 2015 werden voraussichtlich über 2,1 Mio. Arbeitnehmer inFrankfurtRheinMain sozialversicherungspflichtig beschäftigt sein. Die nach wie vor stabile Binnennachfrage und das niedrige Zinsniveau sind verantwortlich,weshalb insbesondere Dienstleistungsunternehmen und das Baugewerbe weiterhinBeschäftigung aufbauen. Der Arbeitsmarkt profitiert zudem von den Reformen der Agenda 2010. Allerdings markieren die Rente mit 63 und der Mindestlohn eine Kehrtwende in derWirtschaftspolitik, die schnell wieder einen anderen Kurs nehmen sollte, betonte Müller am 10.November. Mit dieser Sichtweise und Ablehnung der Mindestlohndebatte stellt sich MathiasMüller jedoch gegen die Ziele der Gewerkschaften im anhaltenden gesellschaftlichen Trend,welche sich ausdrücklich für die Option mit Einführung eines Mindestlohn in der BundesrepublikDeutschland aussprechen. Zudem wird ein Wachstum auf 1,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes in FrankfurtRheinMain

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noch in diesem Jahr erwartet. Wie Mathias Müller einräumte, konnten wirtschaftliche Potentiale indiesem Jahr nicht voll ausgeschöpft werden. Als Ursache werden hierfür die Auswirkungen desUkraine-Konfliktes und die Auseinandersetzungen im Nahen Osten gesehen. Die nachlassendeDynamik in China nannte Müller in diesem Zusammenhang und beklagte mangelndesReformtempo in einigen Euro-Krisenstaaten. Wenn die Krisenherde im kommenden Jahreingedämmt werden, so rechnen der IHK Präsident mit einem Wachstum des

Bruttoinlandsproduktes von 1,0 Prozent für 2015. Der Ausblick auf das kommende Jahr fällt demnach leicht getrübt aus. Lediglich jedes fünfteUnternehmen in FrankfurtRheinMain blickt optimistisch in die Zukunft. Fünfzehn Prozent rechnenmit schlechteren Geschäften. Positiv stimme die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen. ImVergleich zum Oktober 2013 ging die Arbeitslosenquote in 19 von 24 Landkreisen und kreisfreienStädten in der Region zurück. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels setzen viele Unternehmen auf eine strategische

Personalplanung. Diese zeigt sich zum Beispiel am hohen Stellenwert der Aus- und

Weiterbildung in vielen Betrieben. Die aktuelle Konjunkturumfrage hat gezeigt, nahezu jedeszweite Unternehmen in FrankfurtRheinMain will mehr in Weiterbildung investieren und jungeMenschen ausbilden. Der Ausbau an Beschäftigung älterer Berufsteilnehmer besitzt in vielenUnternehmen einen hohen Stellenwert, sagte Müller noch. Ein Megatrend sei der demografische Wandel und der damit verbundene Fachkräftemangel.In der Metropolregion FrankfurtRheinMain fehlen der Wirtschaft rund 100.000 Fachkräfte, dieüberwiegende Mehrheit davon mit abgeschlossener Berufsausbildung. Weiterer Megatrend ist die Digitalisierung der Wirtschaft in einem Themenfeld um Industrie

4.0. Der Breitbandausbau kommt hierzulande viel zu langsam voran, klagte Müller an.Besonders im ländlichen Raum gäbe es hier Defizite, wo eine leistungsfähige IT-Infrastruktur

bisher nicht vorhanden sei. Deshalb müssen Anstrengungen im Netzausbau unternommenwerden. Dasselbe gilt für die Verkehrsinfrastruktur, wo der Sanierungsbau inzwischen zurWachstumsbremse für die gesamte Wirtschaft wird. Auf einer Fläche von 4 Prozent der Fläche Deutschlands erwirtschaften knapp 7 Prozent derBevölkerung Deutschlands über acht Prozent der Bruttowertschöpfung, so schätzt GuntherQuidde, Geschäftsführer der IHK Frankfurt die Region FrankfurtRheinMain ein. Seit 2008 ist dieZahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um mehr als 140.000 Menschen gestiegen. Der Dienstleistungssektor bleibt Beschäftigungsmotor in FrankfurtRheinMain. Besonders imBereich Information und Kommunikation planen Unternehmen infolge zunehmenderDigitalisierung der Wirtschaft ihren Beschäftigungsstand auszuweiten. Unterdurchschnittlich dagegen ist die Bereitschaft bei den Unternehmen im Grundstücks- und

Wohnungswesen vorhanden. Auch die Zeitarbeit befinde sich nach Quidde im Rückwärtstrend. Doch der Beschäftigungsanstieg im Baugewerbe geht weiter. Im ersten Quartal stieg die Zahlder sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Baugewerbe um 2.000 Arbeitnehmergegenüber dem Vorjahresquartal. Ein Garant für die positive Entwicklung ist weiterhin derWohnungsbau. Der Gewerbebau kann in dieser Entwicklung nicht mithalten, was auf einenachlassende Investitionsbereitschaft der Unternehmen im Bereich Gewerbebau in derRegion FrankfurtRheinMain zurückzuführen ist. Quidde rechnet dennoch mit 1.000 zusätzlichen

Arbeitsplätzen im Baugewerbe.

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Costa Concordia: Warum das Schiff wirklich sankMeldung: Springer Fachmedien GmbH, Wiesbaden, den 14.11.2014

Empirische Fallkonstruktion der Havarie der Costa Concordiadeckt bisher unbekannte Einzelheiten des Unfallablaufs aufund zeigt, dass die Verantwortung für das Schiffsunglück nichtallein auf den Kapitän übertragen werden kann.

Nachdem die Costa Concordia Ende Juli in Genua eintraf, konnte vorzwei Wochen bei den Abwrackarbeiten das letzte Opfer identifiziert undgeborgen werden. Das Kreuzfahrtschiff der italienischen ReedereiCosta Crociere kollidierte im Januar 2012 beim Versuch, dieMittelmeerinsel Giglio zu passieren, mit einem Felsen und lag seitdemnördlich der Insel auf Grund. Die Empörung über den Unfall hatte einen

klaren Adressaten, wie Anna Culjak bestätigt: „Schnell war in den Massenmedien ein Kapitängefunden, der sein Schiff ‚wie einen Ferrari‘ manövriert und für die 32 Todesopfer verantwortlichist.“ In ihrer empirischen Fallkonstruktion über die Havarie der Costa Concordia deckt dieSoziologin bisher nicht bekannte Einzelheiten des Unfallablaufs auf und zeichnet damit eindifferenzierteres Bild. So verursachten vor allem illegale Praktiken der gesamten Besatzung anBord das Schiffsunglück, und Versäumnisse des Krisenmanagements an Land ließen den Unfallzur Krise eskalieren. Diese Regelverstöße wurden aus ökonomischen Gründen informal geduldetund aufgrund fehlender Sanktionen als normal statt als Sicherheitsrisiko wahrgenommen. CuljaksStudie Organisation und Devianz ist gerade bei Springer VS erschienen.

Anhand einer Dokumentenanalyse zeigt Anna Culjak, dass die Massenmedien schnell denKapitän der Costa Concordia als Verantwortlichen identifizierten und die Reederei Costa Crocieresich zumindest teilweise der Verantwortung entzog, indem sie diese personelle Zurechnungübernahm: „Die Medien schrieben Kapitän Schettino Charakterschwächen (‚hatte eine Geliebte‘)und kriminelle Energie (‚manövrierte unter Drogeneinfluss‘) zu, so dass er als Sündenbockfungierte.“ Durch die detaillierte Rekonstruktion des Unfallablaufs zeigt die Studie jedoch, dassder Kapitän sich so verhielt, wie es von der Reederei informal erwartet wurde. Zudem erstatteteer sehr schnell nach der Felsenkollision beim firmeneigenen Krisenmanagement Unfallbericht undhatte vielfach telefonischen Kontakt. Die Informationen wurden aber nicht an die Einsatzzentraleder Küstenwache weitergegeben. Damit habe zum Beispiel auch das Krisenmanagement anLand gegen Sicherheitsnormen verstoßen. Darüber hinaus dokumentiert Anna Culjak, dass die Verkopplung illegaler Praktiken an Bord derCosta Concordia die Havarie verursachte. So beschleunigte zum einen das illegale Öffnen vonSchottentüren auf See die Überflutung und erschwerte somit die Evakuierung der Passagiere.Die belegte auch das Institut für Entwerfen von Schiffen und Schiffssicherheit Hamburg-Harburgdurch die Berechnung eines Simulationsmodells. Zum anderen wurde die „Verneigung“ alsKüstenannäherung nicht nur 2012 auf der Costa Concordia ausgeführt, sondern – nachweislich inKenntnis der Reederei – auch schon im Jahr davor. Das Wissen um diese verbotene Praktikwurde unter den Besatzungsmitgliedern intern weitergegeben, so die Autorin weiter: „VomMaschinisten über den Kadett bis zum Navigationsoffizier wusste die Besatzung Bescheid, selbstdiejenigen, die erst seit kurzem auf dem Schiff angestellt waren.“ So sei das protestfreieTolerieren von Vorschriftsverletzungen auf der Costa Concordia zur bewährten Routine gewordenund entfaltete sich an Bord zu einer Kultur der Regelabweichung.

Auf Basis systemtheoretischer Elemente lassen solch normabweichende, aber informalgeduldete Praktiken auf zentrale Zweckkonflikte schließen, argumentiert Culjak. So sei imexpandierenden Kreuzfahrtmarkt die Konkurrenz gestiegen. Die Attraktivität einer Reise zuerhöhen, sei daher häufig wichtiger als die Sicherheitsstandards einzuhalten: „TouristischeRouten wie die ‚Verneigung‘ im toskanischen Archipel werden als Erlebnis propagiert und tragen

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damit zur Kundenbindung bei.“ Außerdem gebe es eine Tendenz zum Bau immer größererSchiffe, auf denen ein Konflikt zwischen der Einhaltung von Sicherheitsvorschriften und dereffizienten Gestaltung der Betriebsabläufe bestehe: „Auf der Costa Concordia wurden zumBeispiel entgegen internationaler Solas-Konventionen Schottentüren auf See geöffnet, umsowohl Wasch- als auch Speise- und Getränkeservice für die Passagiere wie auch die Besatzungzu gewährleisten.“ Culjaks Fazit ist eindeutig: „Den Kapitän, der eigenmächtig aus egoistischenBeweggründen einen riskanten Schiffskurs einschlug, gibt es nicht.“ Vielmehr habe ihre Analyseergeben, dass die Schiffskatastrophe durch die Verkopplung informal geduldeterNormabweichungen verursacht wurde.

Anna Culjak studierte Soziologie an der Universität Bielefeld. Während ihres Studiums befasstesie sich insbesondere mit interaktionssoziologischen Konzepten und Methoden der empirischenSozialforschung.

Anna CuljakOrganisation und DevianzEine empirische Fallrekonstruktion der Havarie der Costa Concordia2014, 208 S., 8 Abb.SoftcoverISBN 978-3-658-06154-8Auch als eBook verfügbar

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Verbrauch von Haushaltsenergie erstmals seit 2005 gestiegenMeldung: destatis, Wiesbaden, den 12.11.2014

Der Verbrauch von Haushaltsenergie ist 2013– bereinigt um Temperaturschwankungengegenüber dem Vorjahr um 3,9 Prozentgestiegen. Nach Berechnungen desStatistischen Bundesamtes erhöhte sich derVerbrauch damit nach stetigen Rückgängenseit 2005 erstmals wieder signifikant. DerAnstieg war in allen Anwendungsbereichen zubeobachten. Am stärksten erhöhte sich derVerbrauch an Heizenergie (+ 4,6 Prozent).

Der Verbrauch von Erdgas stieg gegenüber demVorjahr um 8,6 Prozent kräftig an. Erdgas ist – trotzder zunehmenden Bedeutung der erneuerbarenEnergien – der mit Abstand wichtigste Energieträger.

Im Jahr 2013 betrug sein Anteil an der gesamten Haushaltsenergie 41,7 Prozent. Der Einsatz vonerneuerbaren Energien (Brennholz, Solarthermie, Wärmepumpen) im Bereich derWärmegewinnung ist seit 2005 um 49,2 Prozent gestiegen. Ihr Anteil erhöhte sich damit von 7,7Prozent (2005) auf 11,7 Prozent (2013). Dagegen sank der Verbrauch von Mineralöl,insbesondere von leichtem Heizöl zwischen 2005 und 2013 um fast 30 Prozent. Sein Anteilverringerte sich von 25,1 Prozent (2005) auf 18,1 Prozent (2013). Der Stromverbrauch stagniertseit 2005 nahezu und hatte zuletzt einen Anteil von 20,3 Prozent an der gesamtenHaushaltsenergie.

Die meiste Energie wird in den Haushalten fürs Heizen verbraucht: 2013 wurden 70,2 Prozentder gesamten Haushaltsenergie dafür eingesetzt. Der Energieverbrauch für Raumwärme war biszum Vorjahr seit 2005 stetig gesunken, erhöhte sich 2013 allerdings wieder (+ 4,6 Prozent zumVorjahr). Der Verbrauch lag trotz des Anstiegs in diesem Anwendungsbereich immer noch um 6,1Prozent unter dem Niveau von 2005. Dieser Rückgang bei Heizenergie gegenüber 2005 ergabsich trotz einer gestiegenen Zahl von Haushalten und eines Zuwachs an Wohnfläche (+ 5,2Prozent). Diese Faktoren wurden jedoch durch einen reduzierten Energieverbrauch jeQuadratmeter Wohnfläche (– 10,6 Prozent) mehr als ausgeglichen.

In allen anderen Anwendungsbereichen ist der Energieverbrauch der privaten Haushalte dagegenim Vergleich zu 2005 angestiegen. So war der Energieverbrauch beim „Kochen, Trocknen,Bügeln, Waschen" um 5,5 Prozent sowie bei elektrischen Haushalts- undKommunikationsgeräten um 5,2 Prozent höher. Grund hierfür ist die steigende Zahl an Geräten,deren erhöhte Funktionalität und erhöhte Nutzung.

Energieverbrauch der privaten Haushalte für Wohnen 1)

Energieträger undAnwendungsbereiche

2005 2010 2012 2013 2) 2013 zu2012

2013 zu2005

Mrd. kWh Veränderung in Prozent

Energieträger

Mineralöl 175 142 121 123 1,0 – 29,8

Gas 276 256 260 283 8,6 2,5

Strom 141 140 137 138 0,6 – 2,2

Fernwärme 42 46 47 47 0,0 12,9

Kohle 9 13 9 8 – 2,6 – 4,9

Biomasse(Brennholz) u.

53 77 78 79 1,8 49,2

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sonstige EE 3)

Insgesamt 695 674 652 678 3,9 – 2,5

Anwendungsbereiche

Raumwärme 507 474 455 476 4,6 – 6,1

Warmwasser 79 85 84 87 3,9 10,0

Kochen, Trocknen,Bügeln, Waschen

40 42 42 42 1,4 5,5

Haushaltsgeräte (inkl.Kommunikation)

56 60 58 59 1,1 5,2

Beleuchtung 12 13 13 13 1,0 4,6

Insgesamt 695 674 652 678 3,9 – 2,5

nachrichtlich:

nichttemperaturbereinigt

704 732 666 715 7,3 1,5

kWh Veränderung in Prozent

Energieverbrauch jeHaushalt 4)

17 863 16 715 16 424 16 973 3,3 – 5,0

1) Eigene Berechnungen nach Angaben des Bundesverbandes für Energie und Wasserwirtschaft (BDEW), desRheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) und der Arbeits-gemeinschaft Energiebilanzen.Die Angaben aus der Energiebilanz wurden temperaturbereinigt. Beim leichten Heizöl wurdenLagerbestandsveränderungen herausgerechnet. 2) Vorläufige Angaben. 3) EE steht für Erneuerbare Energien, hier: Solarthermie und Wärmepumpen. 4) Angaben zu den Haushalten ab 2011 auf Basis des Zensus 2011. Die Angaben nach 2011 sind deshalb mit denVorjahren nicht vollständig vergleichbar. Die prozentualen Veränderungsraten beziehen sich auf ungerundete Werte.

www.destatis.de

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„Russisches Mädchen mit Puderdose“ (1928), Öl auf Holz,31,7 x 41 cm, erworben aus dem Besitz der schwedischenGemeinde Nybro

Städel Museum erwirbt Gemälde von Lotte LasersteinMeldung:Städel Museum, Frankfurt a/M, den 10.11.2014

Das Städel Museum erweitert seinenSammlungsbestand der Kunst derModerne um eine wichtige Arbeit vonLotte Laserstein (1898–1993). Damit istdas Städel das erste öffentliche Museumin Deutschland außerhalb Berlins, dasein Werk dieser Künstlerin erworben hat. Laserstein studierte an der BerlinerKunstakademie und wurde dort 1925 mit derGoldmedaille ausgezeichnet. Ihre ersteEinzelausstellung hatte sie 1931 in derrenommierten Berliner Galerie von Fritz Gurlitt.Die einsetzende Karriere wurde durch den

Nationalsozialismus jäh beendet. 1937 sah sich die Künstlerin aufgrund ihrer jüdischen Herkunftgezwungen, nach Schweden zu emigrieren, wo sie bis zu ihrem Tod 1993 lebte. Das GemäldeRussisches Mädchen mit Puderdose (1928) nahm die Künstlerin mit ins schwedische Exil. Ab1954 wohnte sie in der südschwedischen Stadt Kalmar nahe Nybro. Das Ölgemälde ergänzt inder Städelschen Sammlung hervorragend den Bestand der Malerei der Weimarer Zeit und kannArbeiten von Otto Dix, Maximilian Klewer, Ottilie Roederstein oder Karl Hubbuch an die Seitegestellt werden. Die im Werkverzeichnis der Künstlerin aufgeführte Arbeit wurde zuletzt 2005 inder Ausstellung „Sternverdunkelung“ im Judiska Museet (Stockholm) gezeigt und befindet sich ineinem ausgezeichneten Zustand. Das Werk ist ab sofort in der Sammlungspräsentation „Kunstder Moderne“ im Städel Museum zu sehen.

„Nach mehrjährigen Bemühungen ist es uns gelungen, ein Hauptwerk von Lotte Laserstein für dieStädelsche Sammlung zu sichern und unserem Publikum damit eine wichtige Protagonistin derNeuen Sachlichkeit zugänglich zu machen. Diesen Bereich der Kunstgeschichte konnten wir inden letzten Jahren dank einer Reihe von zentralen Erwerbungen signifikant ausbauen“, freut sichMax Hollein, Direktor des Städel Museums.

Ihre eindrucksvollsten Werke schuf Lotte Laserstein Ende der 1920er-Jahre und in den frühen1930er-Jahren. Virtuos setzte sie Menschen der Zwischenkriegszeit ins Bild. Dabei zeichnenKargheit, Melancholie und Modernität Lotte Lasersteins Darstellungen aus. In Hinblick aufThemen und Grundhaltung ihrer Werke deckt sich Lasersteins Ansatz mit demjenigen der NeuenSachlichkeit, zugleich ist ihr Malstil weder objektivierend unterkühlt noch gesellschaftskritischüberzeichnet, wie es für diese Kunstrichtung charakteristisch ist. Lotte Laserstein schuf zahlreichePorträts, in denen sie verschiedene zeitgenössische Frauentypen festhielt. Bei dem GemäldeRussisches Mädchen mit Puderdose handelt es sich um ein Hauptwerk der Künstlerin, welchesihre Formensprache und Modernität eindrücklich zur Geltung bringt. Es zeigt ein junges, modischgekleidetes Mädchen mit einem für die Zeit typischen, burschikosen Haarschnitt. Die Dargestelltebegutachtet ihre Frisur mithilfe einer Puderdose in einem großen Spiegel. Die flächige Malweisedes Hintergrundes, der Kleidung und des Spiegels kontrastiert mit den präzise ausgeführtenDetails der Hände und des Gesichts. Effektvoll bedient sich Laserstein ästhetischer Stilmittel wiefarblicher Hell-Dunkel-Kontraste und Frontalansicht.

1928 nahm Laserstein mit Russisches Mädchen mit Puderdose an dem Wettbewerb „Dasschönste deutsche Frauenporträt“ teil, das unter 365 Werken für die Endrunde nominiert wurde.Die 26 ausgewählten Gemälde wurden in der Galerie Gurlitt ausgestellt und von einem breitenPublikum begeistert aufgenommen.

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Aus eigener Initiative heraus hat das Frankfurter Museum Russisches Mädchen mit Puderdoseaus dem Besitz der schwedischen Gemeinde Nybro erworben. Das Gemälde wurde in den1970er-Jahren von einem Altersheim in Nybro von der Künstlerin angekauft. Die Gemeinde hattedas Altersheim – und mit ihm auch das Gemälde – in den 1990er-Jahren übernommen. Die Mitteldes Ankaufs fließen vollständig in den Kulturetat der 20.000 Einwohner zählenden Gemeinde;unter anderem soll damit ein Mahnmal gegen Rassismus errichtet werden.

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2. Oktober 2014 – 11. Januar 2015

Helene Schjerfbeck begeistert die Kunst in der FrankfurterSchirn mit ungewöhnlichen Portraits und Bilder über dasexistentielle DaseinFoto::Schirn Frankfurt a/M, den 09.11.2014

Selten hat mich eine Neuentdeckung so getroffen wie diese Bildnisse, dievoll von Leben von einer Vergangenheit erzählen, als die KlassischeModerne mit zahlreichen Strömungen die Welt im Bann hielt. DasIndividuum und das menschliche Dasein bestimmt das Motiv dieser Malerinein Leben lang. Typen und Gesichter stammen aus einer Hemisphäre, dieselten genug zur künstlerischen Geltung gelangt, weil das seelische und dieNatur bestimmend ist für die Menschen in Finnland. In Helene Schjerfbeck(1862-1946) verbergen sich all die Namen großer Künstler, die Anfang des20. Jahrhunderts Furore gemacht haben. Das Pariser Modeleben istebenso Bestandteil ihres Oeuvres wie das einfache Schulkind im Profil undaus allen Perspektiven erfasst. Ein Motiv, das Helene Schjerfbeck immer wieder malte. Es sindfinnische Kinder aber ebenso englische und amerikanische Gesichter auch Erwachsener, die malim Profil und mal im Konterfei aus den Bildern auf den Betrachter blicken. Die Künstlerin zog esnach ausgedehnten Reisen durch Europa und weit davon entfernt in ein einsames Leben inFinnland zurück, um sich der Malerei zu widmen. Dafür war sie bekannt, für den konsequentenRückzug aus der Gesellschaft in ein Dasein, das sich der Häuslichkeit widmet in heimatlicherVerbundenheit. Trotzdem blieb sie die Künstlerin, die ein Leben lang weiter schaffte und sich inden Phasen ihres Lebens konsequent weiter entwickelte. Anfänglich fertigte sie Kopien von ElGreco, Frans Hals und Velazquez an. Sie wäre eine hervorragende Kopistin geworden. Sie isteine hervorragende Kopistin. Nicht viel ist bisher von ihr an die Öffentlichkeit gedrungen, dennoch haben ganz unvermuteteinzelne ihrer Werke ohne die Namensnennung genauer zu beachten einiges an Bekanntheitdurch Vervielfältigung im Kunstdruck und aus Abbildungen in Kalendern erhalten. Ein solches Bildist: Schulmädchen II, Öl auf Leinwand aus dem Jahre 1908 im Format: 71 x 40,5 cm.

Zu sehen ist ein schwarz gekleidetes Mädchen im Profil, das involler Körperstatur abgebildet ist. Der Blick ist nach rechtsgerichtet. Die Augen wirken ein wenig schläfrig, als wenn dasSandmännchen gerade erst da gewesen sei, doch mehr istnicht zu erkennen. Die feinen Hände sind nach innen gekehrt.Dennoch steht das Mädchen im Mittelpunkt des Geschehens,als wenn ein Lehrer, nicht sichtbar im Bild, vor ihr steht und sieermahnt oder aufruft. Auf dem Fußboden vor ihr grenzt sicheine kreisförmige Aufhellung ab, die wie ein Lichtspot vonoben einen Schattenwurf nach links erzeugt, also hinter dasSchulmädchen fällt und in einer Linie zur Blickrichtung steht.Die Wirbelsäule des Kindes ist aufrecht, fast kerzengerade ragtdie Figur hinauf. Die Haarfarbe ist blond bis hellblond undhinten zu einem Zopf gebunden, der beinahe unsichtbar amRücken auf dem schwarzen Kleid des Kindes verschwindet.Das Gesäß ist kaum zu bestimmen, was die Jugendlichkeitbetont. Die Schuhe sind leicht auseinandergedehnt spitz nachvorne gerichtet. Leichte Abstufungen am Schnitt des Kleides

lassen eine Oberhälfte, einen Mittelteil und ein Unterteil vermuten. Die Umgebung wird durcherdfarbene Brauntöne bestimmt. Hals und Kragen wirken zugeknöpft. Das Kinn des Mädchens istabgerundet. Nase und Stirn verlaufen kindlich. Das Ohr sitzt leicht angerückt immer noch an derrichtigen Stelle, um dem Gesicht seine Dynamik in Blickrichtung zu geben. Andere Studien inähnlicher Positur bestätigen das Bildmotiv, welches Helene Schjerfbeck hier wählte beim Malen

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des Bildes. Obwohl das Mädchen schwarz, wenn nichtpechschwarz gekleidet ist, verzichtet dieKünstlerin fast völlig auf Konturen. Stattdessenverwendet sie die Abgrenzung der Farbräumein einem Hell-und-Dunkel Takt, um dasFigürliche hervorzuheben. Das wirkt manchmaletwas holzschnitzerartig, was im Ganzenbetrachtet sehr aufregend ist, weil sich faststufenförmig das Bildmotiv vor den Augen desBetrachters in sämtlichen Farbräumenaufbaut. Beeindruckend sind auch die Mannsbilder, diesie malte. Meist halbnackte maskuline Körper,wobei die künstlerische Intention stets lebendigbleibt. Das Pulsieren der Halsschlagader lebt bis Kopf hinauf im Bild "Der Segler". DerGesichtsausdruck bleibt trotz männlicher Härte aber freundlich gestimmt. Ganz stark auch die Selbstportraits der Künstlerin in jungen Jahren, wobei die Altersportraits eineganz eigene Kategorie bilden, die in ihrer drastischen Schilderung nicht mehr viel mit densinnlichen Jugendbildern zu tun haben. Helene Schjerfbeck ist eine großartige Künstlerin undeine Entdeckung die ihresgleichen in der modernen Kunstwelt sucht. Zur Ausstellung ist ein 168seitiger broschierter Katalog aus dem Kerber Verlag erschienen. Darinsind ganzseitige Abbildungen der vielen Portraits. Die Abbildungen veranschaulichen einmalmehr wie diese Bilder Schjerfbecks im Grunde aufgebaut sind. Viele sind flächig und skizzenhaftangelegt. Das Schemenhafte bestimmt auch das Alterswerk, während Schjerfbeck in jungenJahren eher naturalistisch malte. Die Monografie aus dem Kerber Verlag stellt die finnischeKünstlerin in mehr als 80 eindrucksvollen Arbeiten aus allen Schaffensphasen vor. Während in der Ausstellung zuerst Arbeiten überraschen, die im vorderen hohen Raumnebeneinander aufgereiht hängen und im Langhaus der Schirn auch übereinander in sogenannter"Petersburger Hängung". Für den der Schjerfbeck noch nicht im Original gesehen hat, ist derÜberraschungseffekt gelungen. Helene Schjerfbeck (1862-1946) ist die prominenteste Künstlerin Finnlands, ihr Werkvon epochaler Bedeutung. Die Anerkennung von Schjerfbecks Porträtkunst ist inSkandinavien allgegenwärtig – nicht zuletzt auch als Reproduktion auf der finnischenZwei-Euro-Münze. Die Künstlerin wird als nationale Ikone verehrt. Die Monografiebietet einen Überblick über das Œuvre der Malerin von den realistischen Anfängender 1880er-Jahre bis zu den späten, stark abstrahierenden Selbstporträts der 1940er-Jahre.

Helene SchjerfbeckHerausgegeben von Carolin Köchling und Max Hollein. Vorwort von Max Hollein, Essays von Anna-Maria vonBonsdorff, Carolin Köchling, Riitta Konttinen, Marja Lahelma,Abigail Solomon-Godeau.Dt. sowie Engl. Ausgabe, 168 Seiten, 102 Abbildungen, 31,5 x22 cm (Hochformat), Broschüre mit Umschlag (Siebdruck);Gestaltung BankerWessel,Kerber Verlag, 1. Auflage, Bielefeld, Berlin 2014broschiert, 168 Seiten

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ISBN 978-3-7356-0009-7 (deutsche Ausgabe)ISBN 978-3-7356-0010-3 (englische Ausgabe)Kerber Verlag

Kultexpress ISSN 1862-1996 vom 09. November 2014

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Ausgabe 46 - 2014

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Satellitenbauteil aus dem 3D-Drucker auf der EuroMold 2014Meldung: EuroMold, Frankfurt a/M, den 09.11.2014

Unternehmen aus verschiedenen Bereichen der industriellen Produktion stellenKooperationsprojekte vor, die den Mehrwert von Synergieeffekten für die beteiligtenPartner anschaulich verdeutlichen. Die Neuentwicklung eines Antennenträgers füreinen Erdbeobachtungssatelliten wird eines der Highlights auf der Messe sein, wasKonstruktion und Entwicklung anhand Additiver Fertigung schlüssig werden lässt, umdamit neue Wege der Industrialisierung zu gehen.

Im Rahmen des Pilotprojektes kooperierten die Unternehmen RUAG, Altair und EOS bei derNeuentwicklung eines Antennenteils für den Satelliten Sentinel 1 und entwickelten eineüberarbeitete Halterung, die für die Herstellung im industriellen 3D-Druckverfahren optimiertwurde.

Ziel war es, das neue Aluminium Bauteil bei gleicher Festigkeit deutlich leichter zu machen unddie Gestaltungsfreiheit, die das Additive Fertigungsverfahren bietet, bestmöglich auszunutzen. ImErgebnis ist das fertig gestellte Bauteil beinahe nur halb so schwer wie das bisherige undgleichzeitig wesentlich steifer. Vor allem die Gewichtsersparnis ist in der Raumfahrt einentscheidender Faktor, denn je leichter ein Satellit ist, umso kostengünstiger kann er ins Allgebracht werden.

Die von RUAG Space, Europas führendem Zulieferer von Produkten für die Raumfahrt, gebauteAntennenhalterung wurde dabei von Altair, Anbieter von Simulationstechnologien, überarbeitetund für die Herstellung im industriellen 3D-Druckverfahren optimiert. EOS, Technologie- undMarktführer im industriellen 3D-Druck, fertigte im Rahmen des Projektes die Aluminium Bauteileauf seiner neuen Maschinengeneration EOS M 400.

Mit rund 40 cm Länge ist die Antennenhalterung eines der längsten jemals im Pulverbett-

Verfahren hergestellten Metallbauteile, das sich auf den Weg ins All macht. Derzeit wird die neueHalterung intensiven Tests unterzogen, um sie für den Einsatz im Weltall zu qualifizieren. Endedes Jahres sollen diese Qualifikationstests abgeschlossen sein.

Für die Neuentwicklung und die Optimierung der Antenne verwendete Altair dieOptimierungssoftware OptiStruct, für die Konstruktion wurde das Tool solidThinking Evolve

verwendet. Das Surface Modeling Tool ermöglichte eine schnelle Umsetzung. So konnte derDesign Freeze binnen vier Wochen nach Projektstart erfolgen. Das Design wurde zusammen mitEOS auf die Additive Fertigung hin optimiert und mittels Laser Sintering hergestellt.

Bei diesem Additiven Fertigungsverfahren wird ein Pulver schichtweise aufgetragen und in dergewünschten Form verbunden, indem es durch einen Laserstrahl an den entsprechenden Stellengeschmolzen wird. Dank der Technologiesymbiose aus Topologieoptimierung und additiverFertigung, konnten bisher ungekannte Leistungsmerkmale hinsichtlich Gewicht, Steifigkeit undLanglebigkeit erzielt werden.

Die 3D-Drucktechnologie hat enormes Potenzial für den Bereich der Raumfahrttechnologie, sodass es zukünftig wohl möglich sein wird, ganze Satellitenstrukturen im 3D-Druck zu erstellen.Baugruppen, die heute noch getrennt gefertigt werden, beispielsweise Kabelbäume, Reflektorenoder Heizrohre, können dann direkt in die Strukturelemente integriert werden.

Das Gemeinschafts-Projekt wird am 26. November auf der EuroMold 2014 im Rahmen des CAE

Forums bei dem Symposium "Additive Manufacturing Design & Engineering" vorgestellt.

Zentrales Thema ist dort: Wie man das volle Potential der Additiven Fertigung mit einemParadigmenwechsel in der Konstruktion und Entwicklung erschließen kann.

Das Symposium wird die gesamte Prozesskette aus allen Blickwinkeln (OEM, Herstellung und

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Forschung) betrachten, Einblick in aktuelle Forschungs- und Entwicklungsprojekte gegeben undeinen direkten Austausch mit Experten bieten.

Das Symposium ist kostenlos, es wird jedoch um Anmeldung gebeten. Agenda und Infos auffinden Sie auf www.altair.de Anmeldeseite.

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