Kulturexpress 21 2015
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Transcript of Kulturexpress 21 2015
Je Woche 11. Jahrgang ISSN 1862 - 1996
Kulturexpress unabhängiges Magazin Ausgabe 21
17. – 23. Mai 2015
Zeitschrift für Kunst, Kultur, Philosophie, Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie Kulturexpress verpflichtet sich unabhängig über wirtschaftliche, politische und kulturelle Ereignisse zu
berichten. Kulturexpress ist deshalb ein unabhängiges Magazin, das sich mit Themen zwischen den Welten
aus Wirtschaft und Kultur aber auch aus anderen Bereichen auseinandersetzt. Das Magazin bemüht sich darin
um eine aktive und aktuelle Berichterstattung, lehnt jedoch gleichzeitig jeden Anspruch auf Vollständigkeit ab.
Impressum
Herausgeber und Redaktion
Rolf E. Maass
Adresse
Postfach 90 06 08
60446 Frankfurt am Main
mobil +49 (0)179 8767690
Voice-Mail +49 (0)3221 134725
www.kulturexpress.de www.kulturexpress.info
www.svenska.kulturexpress.info
Kulturexpress in gedruckter Form
erscheint wöchentlich
Finanzamt IV Frankfurt a/M
St-Nr.: 148404880
USt-idNr.: 54 036 108 722
E-Mail: [email protected]
Inhalt
o Fast Fashion. Die Schattenseiten der Mode
o Der BigCityBeats WORLD CLUB DOME verwandelt Commerzbank-Arena in den größten Club der
o Zur Neustrukturierung der Frankfurter Fluglärmkommission - Sitzung vom 20. Mai 2015
o Exklusiv im Sonderzug von Paris nach Frankfurt zum BigCityBeats World Club Dome
o Vom Jugendzentrum im Berliner Wedding auf die Bühnen der Welt. Red Bull Flying Bach ist zurück in Deutschland
o Studentenwettbewerb „Textile Strukturen für neues Bauen“ auf der Techtextil 2015
o Herausragende Entwicklungen auf textiler Grundlage waren Anlass der Preisverleihung des 13. Techtextil Innovation Award am 4. Mai
Fast Fashion. Die Schattenseiten der ModeMeldung: MKG Hamburg
Die Schattenseiten der Mode im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg wirft einenkritischen Blick hinter die Kulissen der Textilwirtschaft und soll dazu anregen, sichengagierter mit den Themen Mode und Konsum zu beschäftigen. Fast Fashion ist dieerste Ausstellung, die sich umfassend, differenziert und kritisch mit dem System derBekleidungsindustrie und den sozioökonomischen und ökologischen Folgenauseinandersetzt. Sie beleuchtet das globale Dreieck von Konsum, Ökonomie undÖkologie unter verschiedenen Aspekten: Fashion & Victims, Mangel & Überfluss,Global & Lokal, Lohn & Gewinn, Bekleidung & Chemie, Bekleidung & Ökobilanz.
Taslima Akther, Death of a Thousand Dream
Das Konzept der Ausstellung erinnert an erinnerungsträchtige
Werbekampagnen von Benetton, die in den 1980er Jahren anstatt
freundliche Bilder mit Negativkampagnen auf sich aufmerksam zu
machen versuchten. Der Vorwurf wurde laut, die Firma Benetton
würde die dargestellten Menschen zu niederen Zwecken
missbrauchen. Letztendlich wurde der Druck auf die Firma immer
größer. Ausnutzen der Schockwirkung durch PR-Maschinerie
lautete der Vorwurf. Dabei sind humanistische Ziele gemeint
gewesen.
Im Slow Fashion-Labor stellt sie unter den Stichworten
‚Nachhaltige Fasern‘, ‚Tierische Fasern‘, ‚Innovative Technologien‘
sowie ‚Transparenz schaffen‘ alternative Möglichkeiten für
nachhaltige Mode sowie relevante Textilsiegel vor. Die Besucher erhalten einen Einblick, wie der
ethisch vertretbare Kleiderschrank von morgen aussehen könnte und welchen Einfluss der
Konsument durch seine Kaufentscheidung nehmen kann.
Die Ausstellung bündelt aktuelle Diskussionen zu diesem komplexen Thema. Eine eigens
entworfene Szenografie übersetzt die aktuell recherchierten Informationen und Hintergründe in
eine nachvollziehbare visuelle Ordnung: Der Parcours führt die Besucher durch den gesamten
Konsumprozess vom Laufsteg über Fotostudio, Litfass-Säule und Schaufenster bis zur
Umkleidekabine.
Erstmals bringt die Ausstellung unterschiedlichste Fachleute zusammen, die sich mit den
ökologischen, ökonomischen, ethischen, sozialen und gestalterischen Zusammenhängen
auseinandersetzen. Ihr Wissen ist zusammengefasst in 30 Fachessays in einem Magalog (einem
Katalog im Magazinformat), der den Besuchern als Bestandteil der Ausstellung weiterführende
Informationen bietet.
Tim Mitchell, clothing recycled
Der Begriff Fast Fashion steht für ein
spezifisches Produktions- und Vertriebssystem für
massenproduzierte Modewaren, die häufig von
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High End-Entwürfen kopiert und weltweit zu
Niedrigpreisen verkauft werden. Fast Fashion
bedeutet auch Beschleunigung: für die
Globalisierung des modischen Mainstreams, für
Produktion und Handel (möglich ist ein Zeitraum
von zwei Wochen vom Entwurf bis zur
Auslieferung des Produkts), für den Gebrauch und
Verschleiß von Kleidung. In der Hierarchie der
Mode ist die Fast Fashion am unteren Ende
angesiedelt, nach der Haute Couture, der Prèt-a-Porter Mode und der Konfektionsware im
mittleren Preissegment.
Die Fast Fashion hat außerdem einen neuen Typus des schnellen Modekonsumenten
hervorgebracht. Sie ist zu einem ökonomischen Erfolgsmodell geworden. Die steigenden
wirtschaftlichen Profite gehen jedoch zu Lasten der ökologischen und sozialen Systeme. Die Fast
Fashion- Industrie besitzt eine denkbar schlechte Umweltbilanz und gehört zu den Branchen mit
teilweise katastrophalen Arbeitsbedingungen und Löhnen unterhalb des Existenzminimums. Als
Gegenmodell zur Fast Fashion gewinnt die Slow Fashion-Bewegung zunehmend an
Bedeutung. Sie fordert Produzenten und Konsumenten zu mehr Verantwortung und Respekt
gegenüber Mensch, Umwelt und Produkten heraus. Die zentralen Ziele der Slow Fashion sind
Entschleunigung, die umweltschonende Herstellung und Auswahl der Rohstoffe, fairer Handel,
eine nachhaltige Produktion und hochwertige Verarbeitung. Angelehnt an andere „Langsam“-
Elisa van Joolen, Sweater
Bewegungen wie Slow Food besitzen die Produkte oftmals eine
regionale Herkunft mit kurzer Produktionskette. Die einzelnen Schritte
von der Faser bis zur Verarbeitung sind sichtbar. Dabei wird auf
Chemie möglichst verzichtet. Die Modewelt wird beherrscht von global
agierenden Konzernen, die nach dem Prinzip der Fast Fashion
operieren. Sie bedienen die Sehnsucht nach dem immer Neuen, in
dem sie in kürzester Zeit immer schneller Kollektionen auf den Markt
bringen. Die Preispolitik erlaubt es den Kunden, sich häufiger als
notwendig neue Kleidung zu kaufen. Diese Industrie ist eine der
Wichtigsten in der globalen Wirtschaft. 90 Prozent der Bekleidung für
den amerikanischen und europäischen Markt wird in Billiglohnländern wie China, Indien,
Bangladesch, Vietnam oder Kambodscha kostengünstig produziert.
Als Pionierin hilft die Textilbranche, weltweit Arbeitsplätze zu schaffen und damit die Sicherung
und Steigerung der Lebenssituation der Menschen in Entwicklungsländern voranzutreiben.
Andererseits herrschen an den Produktionsstandorten oft inhumane Arbeitsbedingungen.
Sicherheitsstandards werden oft nicht eingehalten. Die Löhne liegen in der Regel unterhalb des
Existenzminimums. Bei der Preiskalkulation eines Kleidungsstücks entfallen maximal ein bis zwei
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Prozent auf den Lohn für die Textilarbeiter. Die Herstellung von Bekleidung geht mit einem
enormen Ressourcenverbrauch und einer nicht zu unterschätzenden Umweltbelastung einher. Bei
der Rohstoffgewinnung, auf dem Transport, in der Gebrauchsphase und bei der Entsorgung
werden viel Wasser und thermische Energie benötigt. Beim Baumwollanbau kommen Pestizide
zum Einsatz.
Paolo Woods, Pepe
Im weiteren Verlauf der textilen Kette werden im Produktions- und
Verarbeitungsprozess etwa 7.000 unterschiedliche Chemikalien
eingesetzt, um die Kleidung mit bestimmten ästhetischen oder
funktionalen Eigenschaften (von sandgestrahlter Jeans bis Outdoor-
oder Wellnesskleidung) zu „veredeln“. Vor diesem Hintergrund stellt die
Ausstellung viele Fragen:
Bedeutet Fast Fashion eine Demokratisierung der Mode?
Ermöglicht der globale Mainstream der Fast Fashion tatsächlich ein Ausleben der
Individualität? Wie kann es sein, dass ein T-Shirt heute weniger kostet als ein großer
Kaffee, ein Kleid so viel wie ein Eisbecher, eine Hose so viel wie ein Kinoticket? Was
sagt dies über die Qualität und die Wertschätzung von Mode aus? Ist Fast Fashion
umwelt- und sozialverträglich, wenn sie um die halbe Welt transportiert werden muss,
bevor sie im Laden verkauft wird? Wer sind die eigentlichen Fashion Victims? Welche
Verantwortung tragen die Konsumenten, und was können sie tun, um etwas zu
verändern?
Beteiligte Künstler: Taslima Akhter, Susanne A. Friedel, Christin Losta, Tim Mitchell, Elisa van
Joolen, Manu Washaus, Paolo Woods Magalog: Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im
Magazinformat, herausgegeben von Sabine Schulze und Claudia Banz, mit Beiträgen von Claudia
Banz, Marina Beermann, Jamil Bhuiyan, Marc Brandt, Kirsten Brodde, Ina Budde, Stephan Engel,
Sabine Franke, Anke Hagemann, Patrick Kugler, Bettina Musiolek, Lucy Norris, Ralph Pirow,
Angelika Riley, Frank Schmidt, Marijke Schottmer, Carolin Wahnbaeck, Waltraud Waidelich,
Friederike von Wedel-Parlow, Miriam Wolf und Brigitte Zietlow, ca. 200 Seiten, ca. 35 farbige
Abbildungen und ca. 20 Grafiken,
Website, BLOG und Begleitprogramm:
Die Website zur Ausstellung bietet zahlreiche weiterführende Infos zur Ausstellung.
Der BLOG www.stilbrise.de inspiriert zum weltbewußten Umgang mit Mode, präsentiert
Besucherlooks, Statements, faire Labels und bietet Informationen zu originellen Alternativen.
Im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung gibt es eine „Fair Fashion Tour“ zu nachhaltig
produzierenden Hamburger Modelabels, einen Ideenmarkt für „Fair Fashionistas“ mit Tipps und
Workshops zum Re- und Upcycling und vielem mehr.
Die Ausstellung Fast Fashion. Die Schattenseiten der Mode im Museum für Kunst und Gewerbe
Hamburg wird gefördert von der Karin Stilke Stiftung und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
(DBU).
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Anschließend wird sie von Dezember 2015 bis Mai 2016 im Deutschen Hygiene-Museum Dresden
gezeigt.
Fast Fashion. Die Schattenseiten der Mode | 20. März bis 20. September 2015 Museum für Kunst
und Gewerbe Hamburg | Steintorplatz | D-20099 Hamburg
www.fastfashion-dieausstellung.de
Kultexpress ISSN 1862-1996 vom 23. Mai 2015
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Ausgabe 21 - 2015
Der BigCityBeats WORLD CLUB DOME verwandeltCommerzbank-Arena in den größten Club der WeltFoto (c) Kulturexpress
Mit internationalem Großaufgebot an Stars der elektronischen Musikszene wird der
BigCityBeats WORLD CLUB DOME in diesem Jahr zum dritten Mal vom 5. bis zum 7.
Juni 2015 ausgetragen. 150 DJs und Live-Acts aus der ganzen Welt erobern die
Commerzbank-Arena.
Die Schirmherrschaft hat der Frankfurter Dezernent für Wirtschaft, Sport,
Sicherheit und Feuerwehr, Stadtrat Markus Frank übernommen: „Als
Wirtschaftsdezernent der Stadt Frankfurt am Main habe ich sehr gerne die
Schirmherrschaft für diese gigantische Veranstaltung übernommen. Mit dem
BigCityBeats WORLD CLUB DOME haben wir eine neue Festival Ära in
Frankfurt eingeläutet und damit eine wunderbare Gelegenheit, den
eventbegeisterten Akteuren und Besuchern das junge, weltoffene und
vielseitig begabte Gesicht unserer Stadt zu zeigen. Das Festival ist ein
wunderbares Beispiel dafür, was eine gute Idee für die Frankfurter Kreativwirtschaft und für den
Standort bewirken kann." Zugleich bedankte sich Markus Frank bei dem Begründer und Initiator
Bernd Breiter, Geschäftsführer BigCityBeats GmbH, dafür, dass er den World Club Dome nach
Frankfurt geholt hat, weiter vor hat seinem Stern zu folgen, er sagte: "Wir sind stolz jemanden wie
sie zu haben, der sich aufgemacht hat die Welt zu erobern". "Frankfurt gilt vielen als steife Stadt
der Finanzwelt der Banker und Hochhäuser. Doch Frankfurt ist eine Stadt der Kultur".
Das Line-Up des dreitägigen Events spricht für sich: Mit Avicii und David Guetta werden zwei der
erfolgreichsten DJ's der Welt den größten Club der Welt eröffnen. Sie werden diesen auch
schließen. Zusätzlich werden einige der renommiertesten Stars der Electronic Dance Music-
Szene, wie Deep Dish, Dimitri Vegas & Like Mike, Faithless (Tourauftakt in Deutschland),
Hardwell (einziges Festival in Deutschland), Jamie Jones, Krewella (live), Robin Schulz, Sigma
(live), Steve Angello, Steve Aoki und The Bloody Beetroots (SBCR DJ Set), die gesamte
Festivalzeit zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. Erstmals wird der berühmteste Club der
Welt, das „Space Ibiza", eine eigene Area haben.
Schon vor der Veranstaltung steht fest: In diesem Jahr wird es größer, spektakulärer und
internationaler. „Wir sind als Highlight in den internationalen Veranstaltungskalendern
angekommen", so Bernd Breiter, der Geschäftsführer BigCityBeats GmbH, und weiter: „Wir
rechnen erstmals mit bis zu 35.000 Besuchern pro Tag. Das sind 100.000 Gäste an drei Tagen,
ein neuer Rekord. Die Fans des BigCityBeats World Club Dome kommen dabei aus insgesamt 24
Ländern, eine Vielzahl aus dem benachbarten europäischen Ausland wie Österreich, Niederlande,
Spanien, Belgien, Schweden, Norwegen, Ungarn. Dazu wurden aber auch Tickets in den USA,
Süd-Korea, Japan, Canada oder Brasilien verkauft. Örtlicher Veranstalter ist die 2bp
Communications GmbH.
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Den internationalen Ritterschlag der Clubszene erhält der BigCityBeats WORLD CLUB DOME
vom „besten Club der Welt". So feiert das Space Ibiza eine spektakuläre Auslands-Premiere beim
BigCityBeats WORLD CLUB DOME mit einer eigenen Stage im Außenbereich. Der beste Club der
Welt zu Gast in Frankfurt. Nachdem in den USA, Australien und Großbritannien ist auch
Deutschland ein Austragungsort. Weil "Space Ibiza Stage" den hießigen Partner und der lokalen
Agentur vertraut, kam die Idee auf "Space Ibiza Stage" zum größten Club der Welt "BigCityBeats
World Club Dome" zu bringen.
Warum Frankfurt? Frankfurt ist eine der wichtigsten Städte in Deutschland, liegt in der Mitte des
Landes und erfüllt alle Anforderungen, um ein Ereignis dieser Größenordnung umzusetzen. Das
Lineup zur Veranstaltung ist vermutlich eines der stärksten des gesamten Jahres. Geboten
werden alle Arten elektronischer Musik. Space Ibiza setzt seinen Fokus auf Musik-Qualität, so
dass dieses Lineup die Philosophie am besten wiedergibt. Viele Menschen aus der ganzen Welt
werden erwartet. Space Ibiza Stage will das wahre Feeling der magischen Insel mitbringen, um für
ein besonderes Ereignis wie dieses in Deutschland gewappnet zu sein. Wobei jeder bereit sein
sollte, gute Zeit zu haben und diese zu genießen. Offizielle Webseite: www.spaceibiza.com
Nach einer sehr erfolgreichen Event-Kooperation im vergangenen Jahr baut Carlsberg als
Hauptsponsor seine partnerschaftliche Beziehung mit BigCityBeats und dem „Größten Club der
Welt" auch in 2015 weiter aus.
Inszeniert wurde die Kooperation seitens Carlsberg über Spots auf RTL2, Facebook und
Youtube-Clips sowie City-Light-Poster und übergroße Plakatwände. Im Supermarkt wartet in
den Regalen eine spezielle „BigCityBeats World Club Dome" Sixpack Edition auf die Party
Animals mit der Chance, über ein Gewinnspiel einen der wenigen Super-Vip-Trips nach
Frankfurt zu ergattern: whereistheparty.de/worldclubdome/teilnahmebedingungen
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Ausgabe 21 - 2015
230. Sitzung
Neustrukturierung der Frankfurter FluglärmkommissionMeldungen: SPD Arbeitskreis Region und Flughafen und Anja Wollert, Kommission zur Abwehr des Fluglärms, Frankfurt
Auf der Sitzung am 20. Mai 2015 wurde ein gemeinsam zwischen dem Vorstand der
Fluglärmkommission und dem Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr
und Landesentwicklung (HMWEVL) entworfenes Konzept zur Neustrukturierung der
Mitgliedschaft in der Fluglärmkommission beraten. Künftig sollen demnach die
Landkreise in der Fluglärmkommission kein Stimmrecht mehr haben. Außerdem sollen
nur noch aktuell hochbelastete Gemeinden in den Fluglärmschutzzonen und im eng
begrenzten Bereich des Frankfurter Fluglärmindex stimmberechtigte Mitglieder der
Fluglärmkommission sein dürfen. „Mittelfristig könnte die zur Abstimmung stehende
Neukonstellation dazu führen, dass die Frankfurter Fluglärmkommission nach
Gutdünken die Flugrouten und damit auch die Lärmbelastung in der Region
verschiebt.“, äußerte sich Stefanie Then, Sprecherin des AK Region und Flughafen,
ihre Bedenken. „Schließlich haben die Landräte die ganze Region im Auge und nicht
nur einzelne Gemeinden." Aus diesem Grund fordert der Arbeitskreis Region und
Flughafen, dass die in der Frankfurter Fluglärmkommission vertretenen Landkreise
auch künftig das Stimmrecht ausüben dürfen.
Nach intensivem Studium des Positionspapiers „Fluglärmschutz verbessern“ des
Flughafenverbandes ADV vom Januar 2015 stellt sich zudem die Frage inwiefern der neuerliche
Vorstoß zu einer Neustrukturierung der Frankfurter Fluglärmkommission den Interessen der
Luftverkehrswirtschaft zuträglich ist. Denn dieses Papier spricht sich implizit für die geplante
Neustrukturierung der Frankfurter Fluglärmkommission aus. "Wir erinnern daran, dass die
Fluglärmkommission ein nach dem Luftverkehrsgesetz eingerichtetes beratendes Gremium zum
Schutz der Bürger gegen Fluglärm und Immissionen ist. Genau an dieser Aufgabe sollte sich die
Zusammensetzung der Fluglärmkommission orientieren. Die nun geplante Neustrukturierung der
Frankfurter Fluglärmkommission wäre eindeutig das falsche Signal.", so abschließend Stefanie
Then.
Inhaltlich ging es bei der Sitzung zur Frankfurter Fluglärmkommission darum, die noch auf den
Belastungsprognosen der Ausbauplanung basierende Mitgliedschaftsstruktur an die aktuellen und
zu erwartenden Belastungssituationen anzupassen. Die auf objektive Grundlage gestellten
Mitgliedschaftskriterien sollen zudem Vorgaben der aktuellen Rechtsprechung des
Bundesverwaltungsgerichts berücksichtigen, nach welchen Fluglärmkommissionen nach den
gesetzlichen Vorgaben des § 32b des Luftverkehrsgesetzes willkürfrei besetzt sein müssen.
Das Bundesverwaltungsgericht sieht die Besetzung der Kommissionen im Hinblick auf eine
stimmberechtigte Mitgliedschaft von Landkreisen nur dann als willkürfrei an, wenn eine
besondere Rechtfertigung nachgewiesen wird, wie im Falle der FLK Berlin-Schönefeld als
Gegengewicht zur großen Bedeutung der Kommune Berlin. Aufgrund der polyzentrischen Struktur
im Rhein-Main-Gebiet konnte auf dieses Argument in der Fluglärmkommission Frankfurt nicht
zurückgegriffen werden.
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Der Vorstand der Fluglärmkommission hat den Vorschlag zur Neustrukturierung konkretisiert und
einen Vorschlag für Kriterien zur besonderen sachlichen Rechtfertigung für eine stimmberechtigte
Mitgliedschaft von Landkreisen entwickelt. Auch das Hessische Wirtschaftsministerium legt Wert
darauf, objektive Kriterien für eine sachliche Rechtfertigung festzulegen. Die Mitglieder der
Fluglärmkommission werden bis zur nächsten Sitzung im Rahmen einer Arbeitsgruppe die bereits
erarbeiteten Kriterien prüfen und ggf. weiterentwickeln und dem letztendlich entscheidenden
Wirtschaftsministerium ein Meinungsbild hierzu übermitteln.
Entrüstet zeigten sich die Mitglieder über die teilweise sehr unsachliche Diskussion des Themas in
der Öffentlichkeit. „Den Mitgliedern der Fluglärmkommission zu unterstellen, der Anlass für
die Umstrukturierung der Fluglärmkommission sei auf ein Positionspapier des
Flughafenverbandes ADV zurückzuführen, entbehrt nicht nur jeder Grundlage. Die
wiederholt und wider besseres Wissen öffentlich gemachte Äußerung diskreditiert das
Bündnis der Bürgerinitiativen, das hier offensichtlich bewusst Unfrieden stiften will“, erklärt
der Vorsitzende der Fluglärmkommission und Bürgermeister von Raunheim, Thomas Jühe.
Neben der eigenen strukturellen Verfasstheit standen die Umsetzung und das Monitoring des
Probebetriebs der Lärmpausen im Mittelpunkt der Beratung. Auf der Grundlage der Beratung der
Fluglärmkommission im Januar 2015 hatten sich das HMWEVL und die Vertreter der
Luftverkehrswirtschaft auf die Durchführung eines Probebetriebs von Modell 4 bei Betriebsrichtung
25 (Westbetrieb) ab dem 23. April 2015 geeinigt. Nach den bisherigen Erfahrungen von knapp
einem Monat Probebetrieb kann davon ausgegangen werden, dass die Anwendung stabil verläuft.
„Für die Betroffenen ist es wie bereits beim bisherigen DROps-Konzept besonders wichtig, dass
die Anwendung der Lärmpausen vorhersehbar ist und verlässlich umgesetzt wird“, erklärte die
stellvertretende Vorsitzende und Umweltdezernentin aus Mainz, Katrin Eder. „Die Mitglieder der
Fluglärmkommission begrüßen es nach den positiven Erfahrungen der vergangenen Jahre sehr,
dass das bisherige DROps-Konzept in der morgendlichen Nachtrandstunde ab um 5:00 Uhr nun
zumindest bei Betriebsrichtung 07 doch weiter fortgesetzt wird“, so Eder weiter.
Vorgestellt wurden weiter das FFR-Monitoring-Konzept für den Probebetrieb der Lärmpausen
sowie für das ebenfalls von der Fluglärmkommission geforderte fortgesetzte FFR-Monitoring zum
geänderten Cutback-Setzen der Lufthansa. Das Lärmpausen-Monitoring wird nach dem
vorgestellten Entwurf insgesamt aus drei Teilen bestehen und auch einen Teil zur Evaluierung der
tatsächlich wahrnehmbaren Wirkung der Lärmpausen beinhalten:
einer statistischen Auswertung zur Anwendungshäufigkeit: Auf der Internetseite des UNH wird täglich getrennt
nach morgendlicher und abendlicher Nachtrandstunde ausgewertet, ob das Lärmpausenkonzept am Vortag
tatsächlich angewendet oder aus welchen Gründen ausnahmsweise ausgesetzt wurde. Nach Ablauf des
Probebetriebs werden alle tagesaktuellen Auswertungen in einer monatsweisen Auswertung zusammen geführt.
einer Auswertung von Messwerten: Ausgewertet werden die Dauerschallpegel des gesamten bestehenden
Messstellennetzes über den Gesamtzeitraum des Lärmpausen-Probebetriebs. Darüber hinaus werden die
Messwerte an 4-5 typischen Lärmpausen-Mustertagen verglichen.
einem sog. Wahrnehmungs- und Wirkungsmonitoring: Es handelt sich um eine begleitende Untersuchung mit
dem Ziel, das subjektive Ent- / Belastungsempfinden der Betroffenen durch Lärmpausen zu erfassen. In einem
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ersten Schritt soll eine bestimmte Anzahl von qualitativen Fokusgruppen durchgeführt werden, um
verallgemeinerbare Aussagen zur Wirkung von Lärmpausen zu gewinnen. Basierend auf diesen Erkenntnissen
kann optional in einem zweiten Schritt eine telefonische quantitative Breitenbefragung durchgeführt werden.
Die Mitglieder der Kommission dankten den Vertretern der DFS und der Fraport AG für ihr
engagiertes Vorantreiben eines SESAR-Forschungsprojektes, in dessen Rahmen am
Flughafenstandort Frankfurt im Zeitraum von März bis Oktober 2016 satellitengestützte Anflüge
auf GBAS-basis getestet werden sollen. „Mit dem innovativen RF-Leg-Verfahren können Kurven
künftig genauer geflogen werden mit der Folge, dass sich der für den Präzisionsanflug notwendige
Endanflug deutlich verkürzen lässt und hierdurchSiedlungsgebiete leichter als bisher umflogen
werden können“, erklärte der stellvertretende Vorsitzende der Fluglärmkommission und
Oberbürgermeister aus Rüsselsheim Patrick Burghardt, das Potential dieser Testflüge. „Zwar
werden die Testflüge nach Abschluss des Forschungsprojektes wieder ausgesetzt und auf ihre
Wirkungen, Optimierungspotential und Implementierbarkeit im täglichen Betrieb hin geprüft. Es ist
dabei auch nicht zu erwarten, dass ein solches Verfahren am Flughafen Frankfurt in absehbarer
Zeit ganztägig eingeführt werden kann. Allerdings zeigen die Aktivitäten von DFS und Fraport AG,
dass am Flughafenstandort Frankfurt das Potential satellitengestützter Navigation erkannt und
konsequent abverlangt wird“, so Burghardt weiter. Neben Frankfurt wird das satellitengestützte
Anflugverfahren zusätzlich nur noch in Bremen und Zürich getestet, da nur an diesen Standorten
bodenseitig bereits die notwendigen GBASStationen installiert sind.
Infos zu den Themen geben Präsentationen auf www.flk-frankfurt.de (linke Spalte unter
Sitzungen)
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Seite 11
Ausgabe 21 - 2015
Exklusiv im Sonderzug von Paris nach Frankfurt zumBigCityBeats World Club Dome Foto (c) Kulturexpress
Zum ersten Mal wird ein
Hochgeschwindigkeitszug zum Club
auf Schienen umfunktioniert. Mit
neun DJs, zwei Dancefloors und
rund 400 Mitreisenden wird der
erste „World Club Dome ICE
Clubtrain" geschaffen. Alleo, das
Gemeinschaftsunternehmen von
DB (Deutsche Bahn) und SNCF
(Französische Bahn) für den
deutsch-französischen
Hochgeschwindigkeitsverkehr,
kooperiert dazu erstmals mit der BigCityBeats GmbH.
Der „BigCityBeats WORLD CLUB DOME"-Sonderzug von DB und SNCF startet in Paris. In
nur vier Stunden geht es mit bis zu 320 Stundenkilometern über Straßburg, Baden-Baden,
Karlsruhe und Mannheim direkt bis nach Frankfurt am Main. Nicht etwa zum Hauptbahnhof
fährt der ICE Clubtrain, sondern direkt zum Bahnhof am Festivalgelände vor der
Commerzbank-Arena. Dort bleibt der Zug stehen und wird gebrandet.
Hinter dem Führerstand mit Panoramablick auf die Strecke wird im ICE ein Floor entstehen,
auf dem man bei bis zu 320 Stundenkilometern zu 130 Beats per Minute feiern kann. Ein
zweiter Floor entsteht hinter dem Bordrestaurant. Und wer sich auf der Fahrt zum Festival-
Wochenende noch etwas erholen will, der kann sich in die hinteren Wagen zurückziehen, in
denen mehr gedämpfte Musik läuft.
„Club-Music verbindet die Welt. Als
deutsch-französisches Unternehmen
freuen wir uns sehr, die beiden
Metropolen Paris und Frankfurt mit einer
ungewöhnlichen Aktion einander
näherzubringen", sagte Frank Hoffmann,
Geschäftsführer von Alleo während der
Pressekonferenz am 20. Mai auf der Zeil
85 im Gibson, das für diesen Zweck,
dankenswerter Weise, seine
außergewöhnlichen Räumlichkeiten zur
Verfügung stellte. Neben Frank Hoffmann, mit dem Mikrofon, waren Vertreter der Stadt, von rtl2,
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von Radio youfm und andere Initiatoren anwesend. Ein Mega-Event der Sonderklasse steigt vom
5. - 7. Juni mit BigCityBeats World Club Dome in Frankfurt. Für alle Beteiligten ein
herausragendes Ereignis das bevorsteht.
Die 400 Tickets für den exklusiven „ICE Club Train" gibt es nicht im Verkauf. Sie werden
ausschließlich über DB, SNCF, BigCityBeats und Medienpartner wie z.B. RTL 2, DASDING
und Radio FG verlost. An Bord werden sich das deutsch-französische Zugpersonal, Caterer,
DJs, Tontechniker und Logistiker um die Gewinner kümmern. Sogar ein Filmteam wird an
Bord sein, um über den ersten „ICE Club Train" zu berichten.
ICE- und TGV-Züge der Kooperation von DB und SNCF verkehren fünfmal täglich zwischen
Paris und Frankfurt in 3 3/4 Stunden. Fahrkarten sind ab 39 Euro erhältlich.
Infos zur Tour mit dem Partyzug gibt es auf gewinnen-sie-karten-fuer-die-mega-party
Kultexpress ISSN 1862-1996 vom 21. Mai 2015
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Ausgabe 21 - 2015
Vom Jugendzentrum im Berliner Wedding auf die Bühnen derWelt. Red Bull Flying Bach ist zurück in Deutschland Foto (c) Red Bull Content Pool
Zu Beginn der Neunziger Jahre findet
Breakdance neue Anhänger in Berlin. Einer von
ihnen ist der gebürtige Libanese Vartan Bassil.
Zusammen mit seinem Freund Kadir „Amigo“
Memis gründet er 1993 die Flying Steps.
Tanzschulen, in denen die beiden mit ihren
Freunden die Moves des Breakdance lernen
könnten, gibt es noch nicht. Aber die B-Boys
brauchen ohnehin keine Lehrer. Die jungen Talente sind Autodidakten. Sie lassen
sich von Filmen wie „Beat Street“ und von anderen Tänzern inspirieren, die sie auf
der Straße oder bei Wettbewerben treffen. Schnell entwickeln sich die Flying Steps zu
einer der besten Breakdance Crews.
Im Jahr 1994 gewinnen sie zum ersten Mal das „Battle of the Year“, die Weltmeisterschaft des
Breakdance. Von hieran häufen sich die Engagements, die Flying Steps wirken in Musik-Videos
mit und treten in Fernsehshows auf. Noch drei weitere Male holen sie sich den Weltmeistertitel,
u.a. gewinnen sie 2005 und 2007 das Red Bull Beat Battle. Auch in der internationalen
Breakdance-Szene genießt die Crew wachsenden Respekt, nicht nur wegen ihrer spektakulären
und athletischen Power-Moves sondern auch wegen der einzigartigen Choreographien ihrer
Battle-Shows. Schließlich gründen sie
2007 in Kreuzberg ihre eigene Flying
Steps Academy, in der sie sich der
Ausbildung des Nachwuchses widmen
und Tanzbegeisterten die Möglichkeit
bieten, von den besten Dozenten im
Bereich des Urban Dance zu lernen.
2013 zieht die Tanzschule in ihre
neuen weitläufigen Räume der
ehemaligen Aqua-Butzke-Werke am
Moritzplatz ein und ist heute die größte
urbane Tanzschule in Deutschland mit den besten Dozenten europaweit. Neben dem regulären
Tanzschulbetrieb, bei dem Kurse für B-Boying (Breakdance), Hip Hop/Streetdance, Popping, L.A.
Style, House Dance, Dance Hall, Kindertanz sowie Jazz Dance, Lyrical Dance und Ballett
angeboten werden, finden zudem regelmäßige Workshops und Events mit Tänzern der Urban
Tanzszene aus der ganzen Welt statt.
2010 kann die erste abendfüllende Show Red Bull Flying Bach in der Berliner Nationalgalerie ihre
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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 21 - 2015
begeisternde Premiere feiern. Seither eroberte die mit dem Echo-Klassik Sonderpreis
ausgezeichnete Show die Bühnen der Welt: Ob in den USA, in Australien oder in Kasachstan, im
Sidney Opera House, dem Wiener Burgtheater oder der kanadischen Massey Hall in Toronto,
überall verblüffen die vierfachen Breakdance-Weltmeister mit ihrer außergewöhnlichen
Übersetzung der Bach Komposition, in welcher sie Note für Note visualisieren. Im Jahr 2014
stellten sie bereits die nächste große Show auf die Bühne: Red Bull Flying Illusion, in welcher sie
Breakdance mit Magie und modernster Bühnentechnik verknüpfen. Nach einer ersten
erfolgreichen Deutschlandtournee durch Venues wie der Kölner Lanxess Arena oder der
Stuttgarter Porsche-Arena erobert nun auch Red Bull Flying Illusion die großen internationalen
Hallen.
Interview mit Vartan Bassil, künstlerische Leitung, Choreografie, Gründer der FlyingSteps 1. Herr Bassil, was hat Sie als Breakdancer dazu angeregt, eine Show zu kreieren, in der die
Flying Steps zu klassischer Musik tanzen?
Früher hat mich meine Schwiegermutter oft zu Klassik-Konzerten mitgenommen. Bloß habe ich mich da
furchtbar gelangweilt, weil man meistens nur Musik hörte, ohne dass auf der Bühne etwas passierte.
Aber irgendwann kam mir die Idee, dass man zu Klassik auch Breakdance tanzen könnte. Ich fand die
Vorstellung toll, dass an die Stelle einer Balletttänzerin, die ihre Pirouetten auf den Zehenspitzen dreht,
ein Breakdancer treten könnte, der beim Headspinn auf seinem Kopf rotiert. Alle hielten diese Idee am
Anfang für verrückt. Aber als ich unserem Partner Red Bull davon erzählte, sagten sie: „Klingt super, wo
können wir Euch unterstützen?“ Von da an nahm das Projekt immer konkretere Formen an.
2. Wussten Sie schon zu welcher Musik die Flying Steps tanzen könnten, als sie auf den
Opernregisseur Christoph Hagel, trafen?
Nein, ich kannte mich ja nicht wirklich im Bereich der Klassik aus. Aber die Flying Steps und ich suchten
nach einer sehr speziellen Art von Musik eine, die tiefgründig sein und uns tänzerisch herausfordern
sollte. Als wir Christoph Hagel trafen, haben wir ihm von unserer Idee erzählt, sehr viel über Breakdance
gesprochen und gezeigt, wie wir tanzen. Ein paar Wochen später hat er uns dann das Wohltemperierte
Klavier von Bach vorgeschlagen. Dann hat er uns daraus ein Stück ausgesucht, wir haben dazu eine
Choreografie entwickelt und ihm gleich am nächsten Tag das Video davon geschickt. Er fand es krass
und sagte: „Genau das ist es!“
3. Aber gerade die Kompositionen von Bach sind doch ziemlich kompliziert.
Ja stimmt! Christoph Hagel musste uns erst einmal einen Workshop geben, in dem wir Note für Note in
die Präludien und Fugen eintauchten und lernten, sie zu verste hen. Natürlich hast du als Tänzer ein
Rhythmusgefühl, mit dem du sicher auf einzelne Eckpunkte in der Musik zurückgreifen kannst. Aber bei
Bach waren wir plötzlich verloren. Hier sollten wir erst herausfinden, wie die jeweiligen Stücke aufgebaut
sind. Wir mussten die Verwendung von ungewohnten Takten und Taktwechsel genau erkennen, bevor
überhaupt mit dem Entwurf von Choreografien begonnen werden konnte.
4. In Red Bull Flying Bach trifft eine Vertreterin des klassischen Balletts und Modern Dance auf
sieben Breakdancer, die bei ihrem Lehrer Unterricht haben. Zu welchem Zeitpunkt hat sich die
Story entwickelt?
Eigentlich entstand sie, als ich mir mit Christoph Hagel Stücke des Wohltemperierten Klaviers anhörte
und er mich fragte, welche Stimmungen ich in ihnen erkenne. Es waren sehr unterschiedliche, wie
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Trauer, Freude, Verliebtheit. Hier und dort empfand ich die Musik aber auch als sehr religiös. In dieser
Situation habe ich mich gefragt: Was wollen wir den Leuten zeigen? Nur nach der Musik zu tanzen, das
war mir zu wenig. Ich wollte eine Geschichte erzählen, in der durch die Musik von Bach zwei Welten in
einem konfliktreichen Geschehen zusammengeführt werden. Die Welt des Breakdance und die des
zeitgenössischen Tanzes.
5. Die Flying Steps sind Autodidakten. Was gab es für sie während der Arbeit mit klassisch
ausgebildeten Tänzerinnen zu entdecken?
Alle Tänzerinnen mit denen wir arbeiteten, hatten genauso viel Leidenschaft in ihrem Tanz, wie wir in
unserem. Als Breakdancer hat man diesen Antrieb, so gut zu werden, wie es nur irgendwie geht. Man
will zu den Besten gehören. Mit den Battles besitzt Breakdance eine ganz eigene Kultur, die es in keinen
anderen Tanzstilen gibt. In diesen Battles messen wir uns gegenseitig. Unsere Kunst hat sich in den
letzten Jahren so extrem weiterentwickeln können, weil wir in der Battle-Szene ständig nach neuen
Herausforderungen suchen. Es geht nicht um das Kopieren von Figuren und Moves von anderen, son
dern um die perfekte Entwicklung von eigenen und neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Bei unseren
Tänzerinnen haben wir gemerkt, dass sie aus ihrer akademisch erlernten Technik heraus eine
Tanzsprache entwickeln, mit der sie Geschichten erzählen können. Das ist absolut faszinierend. Und
natürlich imponiert es uns sehr, dass diese Tänzerinnen uns als harte Jungs aushalten und ausgehalten
haben. Hut ab!
6. Nach eurer Premiere 2010 in der Berliner Nationalgalerie wart ihr 2011 auf Deutschlandtour und
im Anschluss permanent auf Europa- und Welttour. Was waren die Highlights?
Oh, da gab es so viele! Die Premiere in der Neuen Nationalgalerie in Berlin war natürlich einzigartig. Bis
zu diesem Zeitpunkt wussten wir ja nicht, wie das Publikum die Show annehmen wird. Die Stan ding
Ovations beim Schluss-Applaus waren sehr befreiend. Und die Auszeichnung mit dem ECHO Klassik
Sonderpreis hat dem nochmal eins drauf gesetzt. Aber sicherlich waren die Shows im Wiener
Burgtheater während unserer Europatournee auch etwas ganz Besonderes. Eine Breakdance Show in
den heiligen Hallen des Wiener Burgtheaters – das hätte wohl niemand vorher für möglich gehalten. Ein
emotionaler Höhepunkt für mich waren außerdem natürlich unsere Shows in meiner Heimat dem
Libanon. Und in 2014 waren wir zum ersten mal im Geburtsland des Breakdance, den USA. Wir hatten
sechs ausverkaufte Shows in Chicago und das war echt ein unglaubliches Gefühl. Eine deutsche
Breakdance Crew performt zu klassischer Musik aus Deutschland in den USA und alle sind begeistert.
Das war schon krass.
7. Was können die Zuschauer erwarten, wenn ihr 2015 wieder kommt?
Immer noch eine einzigartige Show mit den besten Breakdancern der Welt! Über all die Jahre haben wir
natürlich weiterhin an der Show gefeilt, die Visuals etwas geändert und an den Choreographien
gearbeitet. Ein paar neue Tänzer sind zudem dazu gestoßen und da Red Bull Flying Bach unter
anderem davon lebt, dass jeder Tänzer seinen individuellen Stil einbringt, gibt es hier und da neue Parts.
Ich bin ja Perfektionist, da geht immer was! Zudem werden wir in vielen Locations performen, in denen
wir noch nicht waren und auf deren Bühnen sicherlich noch nie jemand Breakdance getanzt hat!
Tickets auf: www.redbullflyingbach.de
Eine Tournee der Semmel Concerts GmbH in Kooperation mit Flying Steps Entertainment GmbH
Termine
24. & 25.05.2015 Leipzig Gewandhaus
30.05.2015 Freiburg Konzerthaus
04. & 05.06.2015 Hannover Kuppelsaal
13. & 14.06.2015 Nürnberg Meistersingerhalle
19. – 21.06.2015 Frankfurt Alte Oper
11. – 12.07.2015 Hamburg Laeiszhalle
18. & 19.07.2015 Stuttgart Liederhalle
22. & 23.08.2015 Essen Philharmonie
28. – 30.08.2015 Berlin Konzerthaus
03.09.2015 Köln Tanzbrunnen
05.09.2015 Aachen Eurogress
12.09.2015 Mannheim Rosengarten
19.09.2015 Baden-Baden Festspielhaus
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25. & 26.09.2015 Bremen Die Glocke
03. & 04.10.2015 Düsseldorf Tonhalle
10.10.2015 Saarbrücken Congresshalle
17.10.2015 Bamberg Konzerthalle
24.10.2015 Wiesbaden Kurhaus
31.10.2015 Halle Händel Halle
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Förderpreis zum 13. Studentenwettbewerb „Textile Strukturen fürneues Bauen“ 2015 auf der TechtextilFoto (c) Kulturexpress
Wird alle zwei Jahre anläßlich der Techtextil auf dem Frankfurter Messegelände
veranstaltet. Aufgerufen sind Studenten. Der Auftrag lautet: „Dieser Wettbewerbsoll innovatives Denken und innovative Problemlösungen sichtbar machen, konkretrealisierbare Bauprojekte mit Textilien oder textilarmierten Werkstoffen zeigen.Außerdem soll damit das Interesse der Studenten und Berufseinsteiger für die Materiegefördert werden. Der Wettbewerb soll auch die Kontakte zwischen der jüngerenGeneration, den Universitäten, der textiltechnischen Industrie und weiten Kreisen derBauindustrie intensivieren.“
Die Preisverleihung lief zügig über die Bühne. Teilnehmer wie Gewinner des Wettbewerbs waren
zahlreich. Die Anwendungen stammen größtenteils aus der EU. Aufgrund der Anzahl an Projekten
blieb letztlich nur beschränkt Platz um auf Einzelansichten einzugehen, welche sich in Form eines
Präsentationsquader mit Monitor und Projektstudie präsentierten, siehe auf dem Foto im
Vordergrund. Anschaulicher ist das beiliegende 24seitige farbig gestaltete Heft, wo einzelne
Projekte mit Foto und Beschreibung nochmals aufgeführt sind, siehe pdf-Download:
Studentwettbewerb-2015-Techtextil (ca. 6 MB)
In drei Kategorien wurden Preise vergeben. Hierzu zählen Makro-Architektur, Composites und
Hybrid Strukturen sowie Material Innovationen. Insgesamt vergab die Jury dreimal den ersten
Preis, der mit 1500 Euro dotiert war. Doch schon jetzt sind Studierende aufgefordert sich am
Wettbewerb 2017 zu beteiligen.
Aufforderung zur Beteiligung besteht darin, sich mit Textilien zu beschäftigen und textile Gebäude
zu entwerfen, was andererseits die Möglichkeit bietet, an einem Wettbewerb auf internationaler
Ebene teilzunehmen. Eingeladen waren die Studierenden der Fachrichtungen
Bauingenieurwesen, Produktdesign und anderer verwandter Bereiche. Betreut wird der
Wettbewerb von Prof. Werner Sobek, Leiter des Instituts für Leichtbau, Entwerfen und
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Konstruieren der Universität Stuttgart. Die diesjährige Preisverleihung fand am 4. Mai um 16 Uhr
auf dem Areal der Sonderschau in Halle 4.1. statt.
Mittlerweile muss die Jury in Bezug auf textiles Bauen erkennen, dass Veränderungen oder
Modernisierungen von Häuserblocks vom vorgeschlagenen architektonischen Konzept profitieren,
weil solche entwickelten Stoffe in der Lage sind, die Atmosphäre, die ästhetische Qualität und die
Energieleistung von Bestandsimmobilien zu verbessern.
Das Bedürfnis nach Innovationen auf dem Gebiet des textilen Bauens dürfte weiter zunehmen.
Allein die gedanklichen Möglichkeiten die sich ergeben, belegen völlig neues Terrain. Das beginnt
bei Materialien im Mikro- und Nanobereich, geht weiter über Makro-Architektur bis hin zu
Entwicklungen der Raumfahrt, wo aufgrund der Schwerelosigkeit starre Wände aus
herkömmlichen Materialien wie Stahl oder Stein keinen Platz mehr haben. Raumentwürfe durch
Faltenwurf könnte die Devise lauten, erzeugt durch textile Materialien aus Carbon oder anderen
Polymer-Verbindungen, die überdies am besten geeignet sind für den Massentransport der
benötigten Baumaterialien, wie sie in gigantischen Großprojekten der Zukunft zu erwarten sind.
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Herausragende Entwicklung auf textiler Grundlage waren Anlassder Preisverleihung des 13. Techtextil Innovation Award am 4.Mai
Foto (c) Kulturexpress
Der 13. Techtextil Innovation Award zeichnet acht
herausragende Entwicklungen in sechs Kategorien aus,
die während der Techtextil 2015 präsentiert wurden. Eine
Sonderschau in Halle 6.1 (C47) stellte die Produkte der
Preisträger vor. Anschaulich wurden dort jeweils die
verwendeten Materialien, Fertigungsdetails und
Einsatzgebiete anhand von Stellwänden und Studien der
Projekte vorgestellt.
Sechs Kategorien:
Der Techtextil Innovation Award 2015 wird in sechs Kategorien
vergeben. In der Kategorie „new technology“ überzeugte die Firma
Sosa Fresh mit ihrem 3DWeaver, einem 3D-Drucker, der Schicht-
für-Schicht dreidimensionale Webstrukturen erzeugen kann. Emil Stutznäcker gehört zu den
Gewinnern dieser Kategorie. Ihre Hochleistungsnähtechnik samt einer automatisierten
Handhabungstechnik im Nähfeld produziert Preforms, also mehrlagige Gewebe und Gelege für
den textilverstärkten Leichtbau, in einer neuen Spitzengeschwindigkeit von ca. 3.000 Stichen pro
Minute.
In der Kategorie „new product“ gewinnt die Firma Empa mit einer gestickten Eletrode, die für
Langzeit-EKGs eingesetzt werden kann und somit der wachsenden Nachfrage nach
medizinischen Anwendungsmöglichkeiten von Textilien gerecht wird.
In der Kategorie „new concept“ werden zwei Unternehmen ausgezeichnet. Switch Embassy erhält
den Award für seine waschbare Digital-Leinwand, die in zahlreichen Einsatzgebieten, vom
Kleidungsstück bis zur Inneneinrichtung, angewendet werden kann. Das Forschungsinstitut ITV
Denkendorf wird in derselben Kategorie für BioGlizz ausgezeichnet, einer biologischen Alternative
zu Kunstschnee, die auf einer algenbewachsenen Textilschicht basiert.
In der Kategorie „new application“ hat sich das Hohenstein Institut für Textilinnovation
durchgesetzt. Es präsentiert mit ARTUS ein technisches Textil, das als künstliche Gebärmutter für
Frühgeborene eingesetzt werden kann, indem es unter anderem die Bewegungen und den
Herzschlag der Mutter nachbildet.
In der Kategorie „new composite“ gewinnt eine Technologie, die es ermöglicht, Faserverstärkte
3D-Strukturen in T- X- und U-Formen zu weben. Diese können beispielsweise im Fahrzeug- und
Maschinenbau eingesetzt werden tragen zur Gewichtsreduzierung bei. Entwickelt wurde das
Verfahren vom Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik der
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Technischen Universität Dresden.
Wissenschaftlern des ITM ist es erfolgreich gelungen,
eine flexible Technologie auf Basis der
Schmalwebtechnik zur Umsetzung von unikalen
gewebten Knotenelementhalbzeugen in T-,X- und LI-
Form zu entwickeln. Diese können in
Faserkunststoffverbundbauteilen als
Rahmentragwerke und Krafteinleitungselemente zum
Einsatz kommen. Von besonderem Interesse war
dabei die simulationsgestützte Entwicklung der
erforderlichen komplexen Bindungen zur
Sicherstellung belastungsgerechter Fadenverläufe im späteren dreidimensionalen Bauteil unter
Berücksichtigung der beim Nachformen auftretenden Strukturdeformationen. Besonderes
Augenmerk lag bei der Fertigung von Hohlstrukturen mit vielfältig gestalteten Abzweigungen mit
für die Nachformung erforderlichen Materialreserven innerhalb der Struktur. Die
Gewebeentwicklung wurde mit einer modernen Spulenschützen-Bandwebmaschine der Firma
Mageba Textilmaschinen GmbH & Co. KG durgeführt.
In der Kategorie „new material“ hat die Jury die Firma Sioen Industries für die Entwicklung eines
maritimen Textils ausgezeichnet, das den Anbau von Seetang und alternativer nachhaltiger
Biomasse ermöglicht.
Jury:
Braz Costa, CITEVE Centro Tecnológico das Indústrias téxtil e do Vestuário de Portugal
Sabine Gimpel, TITV Textilforschungsinstitut Thüringen-Vogtland e.V.
Dr. Klaus Jansen, Forschungskuratorium Textil e.V.
Dr. Jan Laperre (Vorsitzender), Centexbel
Dr. René Rossi, EMPA Swiss Federal Laboratories for Materials Science and Technology
Pascal Rumeau, IFTH The French Institute of Textiles and Clothing
Prof. Dr. Roshan Shishoo, Shishoo Consulting AB
Dr. Thomas Stegmaier, ITV Institute of Textile Technology and Process Engineering Denkendorf
Dr. Hartmut Strese, VDI/VDE Institute for Innovation and Technology
Die parallel stattfindende Texprocess, internationale Leitmesse für die Verarbeitung von textilen
und weiteren flexiblen Materialien, zeichnet technologische Neuentwicklungen der Texprocess-
Aussteller mit dem Texprocess Innovation Award aus.
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