MEDI-LEARN Zeitung 03/2006

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Mehr dazu auf den Seiten 6 und 7 Ausgabe 03/ 06 ∙ Juni /Juli 2006 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de ∙ ISSN 1860-8590 ∙ 1,90 € ZEITUNG Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte Ein „Hopp“ in die Schwyz? In das alpine Nachbarland zieht es immer mehr deutsche Medizinstudenten. Wir ha- ben ein Stimmungsbild zusammengestellt und verraten euch darüber hinaus, wie das eher unbekannte Schweizer Medizin- studium aufgebaut ist. Auch ein Ersti? Aller Anfang ist schwer Barbara Szymanski gibt Tipps, wie die ersten Wochen des Medizinstudiums ohne Angst, dafür mit gesundem Pragmatismus und sogar Spaß und Freude überstanden werden. 12 Erstaunliche Koexistenz Arbeitsalltag im Pharaonenland Ärmliche und katastrophale hygienische Verhältnisse einerseits, hochmo- derne Ausstattung und ausgezeichnete Qualifikation der Ärzte a andererseits – Svetlana Kess berichtet aus Ägypten. 08 Penetranz lohnt sich Famulieren in der Karibik Désirée Schuhegger wollte zur Famulatur unbedingt nach Barbados. Mit Nachdruck hat sie es geschafft. Nicht allein wegen der Natur-- schönheit der Insel Barbados hat es ihr dort gefallen. 10 Y vonne Bernsdorf hat im dritten kli- nischen Semester einen Kurs der Inneren Medizin am Georg-Haas Dia- lysezentrum in Gießen absolviert. Ein Erfahrungsbericht, mit dem ihr zugleich auch euer Nephro-Wissen testen könnt! Oberarzt Dr. Dressler öffnete die Tür des Patientenzimmers. „Na, Herr Schön, schon vorbereitet auf den Besuch? Schau- en Sie mal: Drei nette junge Medizin- studentinnen. Denken Sie an unsere Abmachung, ver- raten Sie nicht zu viel! Die drei wollen schließlich ja später mal Ärztinnen wer- den! Ich lasse Sie jetzt allein, nehmen Sie sich ruhig Zeit!“ Die Tür hinter uns schließt sich. Ein schöner Herr Das Patientenzimmer ist schön geräu- mig, bunte Kunstbilder erhellen die At- mosphäre. Neben dem Patienten steht unübersehbar eine große Maschine, die leise arbeitet. Erst jetzt nehme ich den Patienten auf dem Bett so richtig wahr. Überraschung breitet sich auf meinem Gesicht aus: Kein älterer Herr, nein, ein junger, doch recht ansehnlich aussehen- der Mann im weißen Jogginganzug lä- chelt uns freundlich an. „So, Ihr seid also die Medizinstudenten, die mich heute besuchen wollen. Keiner hat mir gesagt, dass es drei Studentinnen sein werden, dann hätte ich mich noch ein wenig mehr in Schale geworfen“, scherzt er. „Aber egal, wir sind ja nur im Krankenhaus. Ich bin übrigens Michael, und wer seid ihr?“ Wir stellen uns vor. Die ersten Hemmun- gen sind gefallen. Michael bittet uns, sich zu setzen. Das Konzept, das wir uns als Vorbereitung für das Patientengespräch zurecht gelegt hatten, ist weg. Dafür läuft aber die Unterhaltung um so besser. MICHAEL WÄRE AM LIEBSTEN PILOT GEWORDEN Michael ist 23 und somit nicht viel älter als wir. Er hat gerade Englisch gepaukt. „Ich verbringe ja drei Tage die Woche fünf Stunden hier im Dialysezentrum, da bleibt Zeit zum Nachdenken oder eben zum Lernen. Ich war in meiner Jugend häufig krank. Jetzt versuche ich das Abitur nachzuholen, dann würde ich am liebsten ein Fernstudium zum Luft- und Raumfahrt-Ingenieur machen.“ Am liebsten wäre er Pilot geworden, was durch seine Erkrankung leider nur ein Traum bleiben wird. Michael leidet seit seiner Geburt unter dem seltenen Alport-Syndrom, bekannt auch als heriditäre Nephropathie, welches mit 80 bis 85% am häufigsten einem X- chromosomal-rezessiven Erbgang folgt. Das heißt: Frauen sind Trägerinnen des defekten Gens, auch Konduktorin ge- nannt, bei männlichen Nachkommen dagegen tritt das Krankheitsbild gehäuft auf, weil das kranke X-Chromosom ne- ben dem Y-Chromosom zur vollen Aus- prägung kommen kann. Auch Michaels Bruder Sven leidet unter dem Alport-Syndrom, doch seine Niere ist noch nicht vollständig insuffizient, deswegen benötigt er noch keine Dialy- se. Während sowohl bei weiblichen als auch männlichen Familienmitgliedern eine Mikrohämaturie auftritt, geht die- se dann häufig bei den männlichen in eine progrediente oder fortschreitende Niereninsuffizienz über, begleitet von einer zur Taubheit führenden Innenohr- schwerhörigkeit im zweiten oder dritten Lebensjahrzehnt. Ab und zu finden sich zusätzlich Au- genveränderungen wie fleckige Pigmen- tierungen der Retina. Schuld daran ist ein Kollagendefekt des Typs IV in der Basalmembran. Warten auf Spenderniere Auch Michael trägt ein kaum sicht- bares Hörgerät. Die Schwerhörigkeit setzte bei ihm schon relativ früh ein. Deswegen besuchte er in seiner Jugend ein auf Hörschulung spezialisiertes In- ternat. An die Zeit erinnert er sich gerne. „Wisst ihr, ich liebe Sport, Fußball, aber auch Leichtathletik. Im Moment geht das nur sehr bedingt, aber ich bin ja auf der Liste und warte auf eine Spenderniere.“ Wie er weiter erzählt, schritt die Nieren- insuffizienz bei ihm schon in sehr frühen Jahren voran. Ein Infekt in der Kindheit verschlimmer- te diese zusätzlich. Mit 15 erfolgte dann seine erste Transplantation. Kinder und Jugendliche, so erklärt Michael, werden bevorzugt transplantiert, da eine Dialy- sebehandlung leicht zu Wachstumsstö- rungen führt. Er hatte damals Glück. Ein Spender wurde schnell gefunden. „Und wie wird so eine Niere transplantiert?“, will Heike von Michael wissen. „Das hatten wir doch am Montag in der Vorle- sung“, fällt Tina ein. Praktische Ausbildung mit Bestnoten Junge Mediziner bewerten Ausbildung in Klinik und Praxis mit der Schulnote „Gut“ von Christian Weier (MEDI-LEARN) D as Medizinstudium in Deutschland ist zu theorielastig – dies war einer der Gründe, die Approbationsordnung im Jahre 2002 in reformierter Form einzu- führen. Mit verschiedenen Übergangsre- gelungen wurde die neue Ausbildungs- ordnung schrittweise an den deutschen Fakultäten umgesetzt. Anscheinend mit Erfolg: 313 Medizinstudenten und jun- ge Ärzte, die auf der Webseite von MEDI-LEARN eine Beurteilung eines Praktikumsplatzes abgegeben haben, be- werteten die praktische Ausbildung im Durchschnitt mit der Schulnote 1,9. Die Umsetzung der neuen Approbations- ordnung von 2002 scheint erste Früchte zu tragen. Eines der erklärten Ziele war die vermehrte Verzahnung der theoretischen und praktischen Teile der Ausbildung mit einer Stärkung der praktischen Teile des Medizinstudiums. Diese Verzahnung und damit die inhaltliche Aufwertung der praktischen Tätigkeiten spiegelt sich in zahlreichen Klinikbewertungen von Me- dizinstudenten und jungen Ärzten wider, die auf der Webseite von MEDI-LEARN eine Beurteilung ihres Praktikumsplatzes abgegeben haben. Das neue Tool „Kli- nikwahrheiten“ bietet jungen Medizi- nern seit kurzem die Möglichkeit, eine ausführliche Bewertung der praktischen Ausbildung abzugeben. Nachdem das Tool Klinikwahrheiten am 1. April Onli- ne gestellt wurde, gaben über 300 junge Mediziner innerhalb weniger Tage eine Bewertung ihrer Praktikumsplätze ein. Immer mehr Medizinstudenten greifen auf das Tool zu. Zukünftige Ärzte haben in dem neuen Online-Tool die Möglich- keit, Pflegepraktikumsstellen, Famulatur- stellen, PJ-Stellen, Blockpraktika-Stellen oder Assistenzarztstellen in Praxen und Krankenhäusern zu bewerten. Angeboten wird hierfür eine einfache Eingabemaske, in der mit Hilfe von Schulnoten die ver- schiedenen Facetten abgefragt werden. „Zu jedem bewerteten Punkt können die Teilnehmer zusätzlich einen Kommentar eingeben und so in Form frei formulier- ter Texte ihre Bewertung mit konkreten Details unterlegen“, so Jens Plasger, Geschäftsführer von MEDI-LEARN. Erstaunlich ist nicht nur die Gesamtbe- wertung von Ausbildungsplätzen mit der Durchschnittsnote 1,9, sondern auch die Benotung der Betreuung der zukünftigen Mediziner: Im Mittel bewerteten die Teilnehmer die Betreuung mit einer 2,0. Auch die Ausbildung an sich wurde mit einer Durchschnittsnote von 1,9 als „gut“ bewertet. Die zahlreichen Kommentare über die Ausbildung reichen dabei von „Teaching sehr gut. Man kann alles fra- gen und bekommt meist detaillierte Ant- worten.“ bis zu „Alle Assistenten waren bemüht, dass man nicht einfach nur zum Blutabnehmen da ist, sondern auch was mitnimmt.“ Dabei scheint sogar das Ar- beitsklima zu stimmen, welches die jun- gen Mediziner auf den verschiedenen Stationen wahrgenommen haben. Dieses wurde im Durchschnitt sogar mit der Schulnote 1,8 bewertet. Das Tool ist zu erreichen unter: www.medi-learn.de/klinikwahrheiten Da haben wir… …den Salat. Genauer: Den Buchstabensalat. Finde dich zurecht und gewinne unter ande- rem die komplette Schwarze Reihe! S. 11 Inhalt Eine Wäsche der besonderen Art Wenn die Niere nicht mehr arbeitet von Yvonne Bernsdorf weiter auf Seite 2 Klinikwahrheiten Nachdem das Tool Klinikwahrheiten am 1. April Online gestellt wurde, gaben über 300 junge Mediziner innerhalb weniger Tage eine Bewertung ihrer Praktikums- plätze ein. Immer mehr Medizinstudenten greifen auf das Tool zu. S. 01 Für den Fall der Fälle Recht zu haben, bedeutet nicht automa- tisch auch, Recht zu bekommen. Pflichten und Küren in Sachen Mediziner-Versiche- rung hat Peter Dahlhausen zusammenge- tragen. S. 05 Physiologie Um das Standardfach der Vorklinik kommt kein Medizinstudent herum. Welches Buch ist das Richtige zum Meistern dieser schwierigen Disziplin in den ersten vier Se- mestern des Medizinstudiums? Drei Ver- gleichsrezensionen sollen euch helfen die Entscheidung zu treffen. S. 04 So nah und doch so fern Die Schweiz liegt denkbar nah, doch die Chancen für deutsche Studenten auf einen Studienplatz in der Medizin sind denkbar minimal. Das unbekannte Schweizer Stu- dium: MEDI-LEARN mit einigen Einblicken. S. 06 Wie ein Arzt behandelt werden Schon der Name „Unterassistent“ klingt angenehmer als PJ-ler. Was sonst noch besser ist im Praktischen Jahr der Schweiz - und was nicht - erfahrt ihr auf der Doppel- seite 6/7 im Schwerpunktthema Schweiz S. 07 Unser Examensservice Wie ist es gelaufen? Statt wochenlangen Wartens schnelle Gewissheit bietet der MEDI-LEARN Examensservice. Ein Blick hinter die Kulissen. S. 09 News Weltweit Examen

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Die MEDI-LEARN Zeitung im Printformat. Sie enthält auf 12 Zeitungsseiten News und Informationen für Medizinstudenten und Jungärzte und erscheint fünfmal pro Jahr als Beilage zur renommierten Zeitschrift Via medici aus dem Thieme Verlag.

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Mehr dazu auf den Seiten 6 und 7

Ausgabe 03/06 ∙ Juni /Juli 2006 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de ∙ ISSN 1860-8590 ∙ 1,90 €

ZEITUNGDie Zeitung für Medizinstudenten

und junge Ärzte

Ein „Hopp“ in die Schwyz?In das alpine Nachbarland zieht es immer mehr deutsche Medizinstudenten. Wir ha-ben ein Stimmungsbild zusammengestellt und verraten euch darüber hinaus, wie das eher unbekannte Schweizer Medizin- studium aufgebaut ist.

Auch ein Ersti?Aller Anfang ist schwerBarbara Szymanski gibt Tipps, wie die ersten Wochen des Medizinstudiums ohne Angst, dafür mit gesundem Pragmatismus und sogar Spaß und Freude überstanden werden.12

Erstaunliche Koexistenz Arbeitsalltag im PharaonenlandÄrmliche und katastrophale hygienische Verhältnisse einerseits, hochmo- derne Ausstattung und ausgezeichnete Qualifikation der Ärzte a andererseits – Svetlana Kess berichtet aus Ägypten. 08

Penetranz lohnt sich Famulieren in der KaribikDésirée Schuhegger wollte zur Famulatur unbedingt nach Barbados. Mit Nachdruck hat sie es geschafft. Nicht allein wegen der Natur-- schönheit der Insel Barbados hat es ihr dort gefallen.10

Yvonne Bernsdorf hat im dritten kli-nischen Semester einen Kurs der

Inneren Medizin am Georg-Haas Dia-lysezentrum in Gießen absolviert. Ein Erfahrungsbericht, mit dem ihr zugleich auch euer Nephro-Wissen testen könnt! Oberarzt Dr. Dressler öffnete die Tür des Patientenzimmers. „Na, Herr Schön, schon vorbereitet auf den Besuch? Schau-en Sie mal: Drei nette junge Medizin- studentinnen. Denken Sie an unsere Abmachung, ver-raten Sie nicht zu viel! Die drei wollen schließlich ja später mal Ärztinnen wer-den! Ich lasse Sie jetzt allein, nehmen Sie sich ruhig Zeit!“ Die Tür hinter uns schließt sich.

Ein schöner HerrDas Patientenzimmer ist schön geräu-mig, bunte Kunstbilder erhellen die At-mosphäre. Neben dem Patienten steht unübersehbar eine große Maschine, die leise arbeitet. Erst jetzt nehme ich den Patienten auf dem Bett so richtig wahr. Überraschung breitet sich auf meinem Gesicht aus: Kein älterer Herr, nein, ein junger, doch recht ansehnlich aussehen-der Mann im weißen Jogginganzug lä-

chelt uns freundlich an. „So, Ihr seid also die Medizinstudenten, die mich heute besuchen wollen. Keiner hat mir gesagt, dass es drei Studentinnen sein werden, dann hätte ich mich noch ein wenig mehr in Schale geworfen“, scherzt er. „Aber egal, wir sind ja nur im Krankenhaus. Ich bin übrigens Michael, und wer seid ihr?“ Wir stellen uns vor. Die ersten Hemmun-gen sind gefallen. Michael bittet uns, sich zu setzen. Das Konzept, das wir uns als Vorbereitung für das Patientengespräch zurecht gelegt hatten, ist weg. Dafür läuft aber die Unterhaltung um so besser.

MICHAEL WÄRE AM LIEBSTEN PILOT

GEWORDEN

Michael ist 23 und somit nicht viel älter als wir. Er hat gerade Englisch gepaukt. „Ich verbringe ja drei Tage die Woche fünf Stunden hier im Dialysezentrum, da bleibt Zeit zum Nachdenken oder eben zum Lernen. Ich war in meiner Jugend häufig krank. Jetzt versuche ich das Abitur nachzuholen, dann würde ich am liebsten ein Fernstudium zum Luft-

und Raumfahrt-Ingenieur machen.“ Am liebsten wäre er Pilot geworden, was durch seine Erkrankung leider nur ein Traum bleiben wird.Michael leidet seit seiner Geburt unter dem seltenen Alport-Syndrom, bekannt auch als heriditäre Nephropathie, welches mit 80 bis 85% am häufigsten einem X-chromosomal-rezessiven Erbgang folgt. Das heißt: Frauen sind Trägerinnen des defekten Gens, auch Konduktorin ge-nannt, bei männlichen Nachkommen dagegen tritt das Krankheitsbild gehäuft auf, weil das kranke X-Chromosom ne-ben dem Y-Chromosom zur vollen Aus-prägung kommen kann. Auch Michaels Bruder Sven leidet unter dem Alport-Syndrom, doch seine Niere ist noch nicht vollständig insuffizient, deswegen benötigt er noch keine Dialy-se. Während sowohl bei weiblichen als auch männlichen Familienmitgliedern eine Mikrohämaturie auftritt, geht die-se dann häufig bei den männlichen in eine progrediente oder fortschreitende Niereninsuffizienz über, begleitet von einer zur Taubheit führenden Innenohr-schwerhörigkeit im zweiten oder dritten Lebensjahrzehnt. Ab und zu finden sich zusätzlich Au-genveränderungen wie fleckige Pigmen-

tierungen der Retina. Schuld daran ist ein Kollagendefekt des Typs IV in der Basalmembran.

Warten auf SpenderniereAuch Michael trägt ein kaum sicht-bares Hörgerät. Die Schwerhörigkeit setzte bei ihm schon relativ früh ein. Deswegen besuchte er in seiner Jugend ein auf Hörschulung spezialisiertes In-ternat. An die Zeit erinnert er sich gerne. „Wisst ihr, ich liebe Sport, Fußball, aber auch Leichtathletik. Im Moment geht das nur sehr bedingt, aber ich bin ja auf der Liste und warte auf eine Spenderniere.“Wie er weiter erzählt, schritt die Nieren-insuffizienz bei ihm schon in sehr frühen Jahren voran. Ein Infekt in der Kindheit verschlimmer-te diese zusätzlich. Mit 15 erfolgte dann seine erste Transplantation. Kinder und Jugendliche, so erklärt Michael, werden bevorzugt transplantiert, da eine Dialy-sebehandlung leicht zu Wachstumsstö-rungen führt. Er hatte damals Glück. Ein Spender wurde schnell gefunden. „Und wie wird so eine Niere transplantiert?“, will Heike von Michael wissen. „Das hatten wir doch am Montag in der Vorle-sung“, fällt Tina ein.

Praktische Ausbildung mit Bestnoten Junge Mediziner bewerten Ausbildung in Klinik und Praxis mit der Schulnote „Gut“ von Christian Weier (MEDI-LEARN)

Das Medizinstudium in Deutschland ist zu theorielastig – dies war einer

der Gründe, die Approbationsordnung im Jahre 2002 in reformierter Form einzu-führen. Mit verschiedenen Übergangsre-gelungen wurde die neue Ausbildungs-ordnung schrittweise an den deutschen Fakultäten umgesetzt. Anscheinend mit Erfolg: 313 Medizinstudenten und jun-ge Ärzte, die auf der Webseite von MEDI-LEARN eine Beurteilung eines Praktikumsplatzes abgegeben haben, be-werteten die praktische Ausbildung im Durchschnitt mit der Schulnote 1,9.Die Umsetzung der neuen Approbations-ordnung von 2002 scheint erste Früchte zu tragen. Eines der erklärten Ziele war die vermehrte Verzahnung der theoretischen und praktischen Teile der Ausbildung mit einer Stärkung der praktischen Teile des Medizinstudiums. Diese Verzahnung und damit die inhaltliche Aufwertung der praktischen Tätigkeiten spiegelt sich in zahlreichen Klinikbewertungen von Me-dizinstudenten und jungen Ärzten wider, die auf der Webseite von MEDI-LEARN eine Beurteilung ihres Praktikumsplatzes abgegeben haben. Das neue Tool „Kli-nikwahrheiten“ bietet jungen Medizi-nern seit kurzem die Möglichkeit, eine ausführliche Bewertung der praktischen

Ausbildung abzugeben. Nachdem das Tool Klinikwahrheiten am 1. April Onli-ne gestellt wurde, gaben über 300 junge Mediziner innerhalb weniger Tage eine Bewertung ihrer Praktikumsplätze ein. Immer mehr Medizinstudenten greifen auf das Tool zu. Zukünftige Ärzte haben in dem neuen Online-Tool die Möglich-keit, Pflegepraktikumsstellen, Famulatur-

stellen, PJ-Stellen, Blockpraktika-Stellen oder Assistenzarztstellen in Praxen und Krankenhäusern zu bewerten. Angeboten wird hierfür eine einfache Eingabemaske, in der mit Hilfe von Schulnoten die ver-schiedenen Facetten abgefragt werden. „Zu jedem bewerteten Punkt können die Teilnehmer zusätzlich einen Kommentar eingeben und so in Form frei formulier-

ter Texte ihre Bewertung mit konkreten Details unterlegen“, so Jens Plasger, Geschäftsführer von MEDI-LEARN.Erstaunlich ist nicht nur die Gesamtbe-wertung von Ausbildungsplätzen mit der Durchschnittsnote 1,9, sondern auch die Benotung der Betreuung der zukünftigen Mediziner: Im Mittel bewerteten die Teilnehmer die Betreuung mit einer 2,0.

Auch die Ausbildung an sich wurde mit einer Durchschnittsnote von 1,9 als „gut“ bewertet. Die zahlreichen Kommentare über die Ausbildung reichen dabei von „Teaching sehr gut. Man kann alles fra-gen und bekommt meist detaillierte Ant-worten.“ bis zu „Alle Assistenten waren bemüht, dass man nicht einfach nur zum Blutabnehmen da ist, sondern auch was mitnimmt.“ Dabei scheint sogar das Ar-beitsklima zu stimmen, welches die jun-gen Mediziner auf den verschiedenen Stationen wahrgenommen haben. Dieses wurde im Durchschnitt sogar mit der Schulnote 1,8 bewertet.Das Tool ist zu erreichen unter: www.medi-learn.de/klinikwahrheiten

Da haben wir……den Salat. Genauer: Den Buchstabensalat. Finde dich zurecht und gewinne unter ande-rem die komplette Schwarze Reihe! S. 11

Inhalt

Eine Wäsche der besonderen ArtWenn die Niere nicht mehr arbeitet von Yvonne Bernsdorf

weiter auf Seite 2

KlinikwahrheitenNachdem das Tool Klinikwahrheiten am 1. April Online gestellt wurde, gaben über 300 junge Mediziner innerhalb weniger Tage eine Bewertung ihrer Praktikums-plätze ein. Immer mehr Medizinstudenten greifen auf das Tool zu. S. 01

Für den Fall der FälleRecht zu haben, bedeutet nicht automa-tisch auch, Recht zu bekommen. Pflichten und Küren in Sachen Mediziner-Versiche-rung hat Peter Dahlhausen zusammenge-tragen. S. 05PhysiologieUm das Standardfach der Vorklinik kommt kein Medizinstudent herum. Welches Buch ist das Richtige zum Meistern dieser schwierigen Disziplin in den ersten vier Se-mestern des Medizinstudiums? Drei Ver-gleichsrezensionen sollen euch helfen die Entscheidung zu treffen. S. 04

So nah und doch so fernDie Schweiz liegt denkbar nah, doch die Chancen für deutsche Studenten auf einen Studienplatz in der Medizin sind denkbar minimal. Das unbekannte Schweizer Stu-dium: MEDI-LEARN mit einigen Einblicken. S. 06

Wie ein Arzt behandelt werdenSchon der Name „Unterassistent“ klingt angenehmer als PJ-ler. Was sonst noch besser ist im Praktischen Jahr der Schweiz - und was nicht - erfahrt ihr auf der Doppel-seite 6/7 im Schwerpunktthema Schweiz S. 07

Unser ExamensserviceWie ist es gelaufen? Statt wochenlangen Wartens schnelle Gewissheit bietet der MEDI-LEARN Examensservice. Ein Blick hinter die Kulissen. S. 09

News

Weltweit

Examen

Page 2: MEDI-LEARN Zeitung 03/2006

2Seite Juni/Juli 2006

www.medi-learn.deMLZ

mente aufschreiben. Michael reicht ihr die Packung. „Aha, der Wirkstoff ist Cal-citriol oder 1β,25- Dihydroxycholecalci-ferol. Das hat mir mein Prof erklärt: In der Leber wird nur Calcidiol gebildet.

Damit das Vitamin D aktiv einen Einfluss auf den Calciumstoffwechsel ausüben kann, muss noch eine Hydroxylierung vorgenommen werden, d.h. das Anhän-gen einer OH-Gruppe an das C1-Atom. Dieser Schritt passiert in der Niere. Wenn die Niere nicht mehr funktioniert, dann kann auch nicht mehr diese lebenswich-tige Hydroxylierung erfolgen.“Tina und ich staunen _

a l s o war Bio-chemie doch nicht ganz unnütz in der Vorklinik! Michael erklärt, dass Urin bzw. das Wasser nur bedingt über seine Haut in Form von Schweiß, über Atmung und den Stuhlgang ausgeschieden wer-den kann.

Das ist nicht viel. Den Rest besorgt die Hämodialyse. Sehr viel mehr als 500 ml sind dabei nicht drin, weil das zu Kreis-laufversagen führen würde. Michael muss also sehr genau darauf achten, wie viel er am Tag trinkt. Als Faustregel gilt: ausgeschiedene Urin-menge plus ca. 500 ml am Tag.Tina schaut auf die Uhr. „Oh Schreck! In zehn Minuten treffen wir uns mit der an-deren Gruppe und wir haben Dich noch gar nicht untersucht!“

„Bis auf mein Nierenleiden bin ich kernge-sund“, grinst Michael. „Aber ich kann Euch ja mal meinen Cimino-Shunt zeigen.“

NOCH KEINE PROBLEME MIT DEM SHUNT GEHABT

Da für eine effektive Dialyse Shuntvo-lumina von 200 bis 400 ml nötig sind, würde ein normales Gefäß das auf Dauer nicht mitmachen. Zum einen, weil die Gefäße so häufig punktiert werden, zum anderen weil der Druck auf den Gefäßen extrem hoch ist. Erst in den späten 60er Jahren gelang es zwei Herren namens Brescia und Cimino einen Shunt zwi-schen der A. radialis und der V. cephalica zu legen, der dieses Problem behob. Probleme mit seinem Shunt habe er bis

und es wird eine möglichst gute Überein-stimmung im HLA-System angestrebt“, fährt er fort. „Bei der OP lief leider nicht alles glatt. Zunächst hat mein Körper ver-sucht, die Niere abzustoßen, aber dann haben die Ärzte noch einmal stark einen immunsupressiven Cocktail draufgehau-en. Nach einigen Wochen hat mein Kör-per die Niere doch akzeptiert und sie hat einwandfrei funktioniert. Rückblickend war es die beste Zeit meines Lebens. Mit einer Spenderniere kannst Du alles ma-chen: Sport, essen und trinken, was Du willst. Es war nach einer gewissen Zeit wie meine eigene Niere!“

Rückschlag durch InfektDoch nach drei Jahren fing er sich plötz-lich einen Infekt ein, erzählt Michael. Es war so schlimm, dass er eintrübte und erst im Krankenhaus wieder aufwachte. „Mein Körper hatte vielleicht auf-grund des Infektes meine Spen-derniere abgestoßen. Sie war nicht mehr zu retten. Tja, und seitdem hänge ich wieder an der Dialyse und warte auf eine neue Spendernie-re.“ „Kann denn nicht ein Verwandter eine seiner Nieren spenden?“, fragt Heike. „Ich habe mal etwas davon gelesen.“ „Möglich wäre es schon. Man hat es mir auch ange-boten“, antwortet Michael. „Aber wisst ihr, wenn man sein ganzes Leben mit so ei-ner Angst lebt, dass die Niere versagt, dann möchte man nicht jemand anderes Niere in sich tra-gen, um zu wissen, dass dieser dann keinen Ersatz mehr hätte, sollte ihm etwas zustoßen. Ich bevorzuge da lieber eine Leichenniere.“„So habe ich das gar nicht gesehen“, gesteht Heike. „Und wie ist Dein Leben jetzt mit der Dialyse?“ „Na ja, es gehört zu meinem Leben dazu. Die Tage, an de-nen ich dialysiert werde, sind wie ein Ma-rathonlauf für meinen Körper. Man kann die Durchlaufgeschwindigkeit des Blu-tes durch den Dialysator eingeben. Fünf Stunden sind realistisch, eine schnellere Durchlaufgeschwindigkeit empfinde ich als unangenehm. Nach einer Dialyse bin ich immer sehr müde und erschöpft.“

„ES FÄLLT UNHEIMLICH SCHWER, AN LECKEREN CHIPS

VORBEIZUSCHAUEN.“

„Ich habe gehört, dass man als Dialyse- Patient eine besondere Diät einhalten muss“, fragt Heike weiter. Michael nickt. „Es gibt einige Lebensmittel, die Gift für mich sind. Vor allem die Nahrungsmittel, die viel Kalium und Phosphat enthalten. Viel Kalium ist in frischem Obst und Gemüse enthalten, Phosphat vor allem in Fleisch, Eiern und Milch. Aber auch zuviel Natrium, also Salz, ist nicht gut für mich. Aber ab und zu, muss ich ge-stehen, sündige ich auch mal. Es fällt mir unheimlich schwer an richtig leckeren Chips vorbeizuschauen.“

Biochemie nützt!Durch die strenge Diät entsteht logischer-weise leicht eine Unterversorgung an Nährstoffen. Michael nimmt zusätzlich einige Nahrungsergänzungspräparate, vor allem ein Vitamin D-Präparat, damit seine Knochen nicht zu sehr abgebaut werden. „Darf ich das mal sehen?“, fragt Heike. Wir sollen nämliche alle Medika-

jetzt noch keine gehabt, sagt Michael, doch kenne er einige Patienten, die we-gen Stenosierungen, d.h. Verstopfungen des Gefäßes, mehrfach operiert werden mussten. Die letzte Alternative sei ein Kunststoffinterponat, aber dieses sei bei weitem nicht so gut wie eine körper- eigene Vene.

Jetzt prüft Michael unsIch entdecke eine Narbe an seinem rechten Unterarm. „Ach, das habe ich vergessen zu erwähnen. Die Narbe hat zwar nichts mit den Shunts zu tun, aber auch mit meiner Niereninsuffizienz. Na,

kommt ihr drauf? Ich soll ja nicht alles verraten“, re-

zitiert Michael die e in le i t enden

Worte des Oberarz-

t e s . Wir

rä t -s e l n

v o r uns hin.

Schließlich gibt er uns doch

einen Tipp. „Es hat mit dem Knochenstoffwechsel zu

tun.“

Ich erinnere mich plötzlich an die Chirur-gie-Vorlesung aus dem letzten Semester, in der es um Vorgehen bei primären und sekundären Hyperparathyroidismus ging. „Hat die Narbe vielleicht mit Deiner Ne-benschilddrüse zu tun?“ frage ich.

Michael ist begeistert. Tina und Heike gucken wie zwei Autos. „Ja, in einer Vorlesung hat ein Chirurg gesagt, dass der sekundäre Hyperparathyroidismus hauptsächlich bei niereninsuffizienten Dialysepatienten auftritt. Der Vitamin D-Mangel führt zur chronischer Hypo-kalziämie, sodass der Körper dagegen steuert und Parathormon ausschüttet.“ Parathormon wird bekanntlich in den Nebenschilddrüsen gebildet und sorgt dafür, dass Kalzium aus den Knochen freigesetzt wird. Zunächst ist die Hypo-kalzämie auch kompensiert. Das Pro-blem ist nur, dass die Knochen das auf Dauer nicht mitmachen. Deswegen ent-fernt man alle Epithelkörperchen.

„Der Chirurg hat uns damals erklärt, dass die Rezidivrate bei Dialysepatienten sehr hoch ist“, erkläre ich weiter. „Und da we-gen einer drohenden Rekurrensparese ein wiederholter Eingriff am Hals sehr ge-fährlich wäre, transplantiert man Stücke eines Epithelkörperchens in den M. bra-chioradialis, wo sie dann mit einem Me-tallclip markiert werden. Sollte es dann erneut zu einem sekundärem Hyperpara-thyroidismus kommen, ist dieses Epithel-körperchen wegen des Metallclips leicht auffindbar und nun leicht zugänglich,

sodass es sogar nur unter einer Lokalan-ästhesie verkleinert werden kann.“ Damit habe auch ich meinen Auftritt beendet. Aufgrund der verflogenen Zeit beschlie-ßen wir, nur noch einmal auf Michaels Lunge und Herz zu hören. Dr. Dressler kommt hinein. „Ah, ihr untersucht noch.

HERRN SCHÖN GANZ SCHÖN AUF TRAB GEHALTEN

Na, Herr Schön, wie haben sich die Da-men angestellt?“ Michael grinst und schaut kurz zu uns rüber, bevor er Dr. Dressler antwortet. „Na, die drei haben mich ganz schön auf Trab gehalten. Aber das Wissen hat mich beeindruckt, es war wirklich gut!“ Dr. Dressler sagt Michael, dass wir später noch einmal auf ihn kom-men werden.

Wir treffen uns mit der anderen Unter-suchungsgruppe, die schon im Vorraum wartet. Mündliche Prüfung auf Station. Björn, Philipp und Andreas waren mit ihrer Patientin, einer 69-jährigen Dame, schon etwas früher fertig. Bei Frau Hu-bert hatte ein fortschreitender Diabetes zur Niereninsuffizienz geführt. Die Sym-ptome fingen an mit einem nicht einstell-baren Hypertonus, zunehmenden Öde-men und extremer Müdigkeit.

Dr. Dressler hakt ein. „Wie kann man denn im Frühstadium feststellen, dass jemand eine beginnende diabetische Nephropa-thie hat, wo es dann doch meistens noch keine Symptome gibt?“ Philipp weiß die Antwort: „Wenn die Blutuntersuchungen eindeutig einen Diabetes nachweisen, z. B. durch erhöhten HbA1c-Wert, dann ist ein „Micral-Test“ angebracht. Das ist ein besonderer Stix, der Microalbumin im Urin nachweist. Ich glaube, der pa-thologische Wert liegt zwischen 30 und 300 mg Albumin in 24 Stunden.

Der Oberarzt nickt. „Und wie heißt pa-thologisch das Krankheitsbild und was ist letzten Endes beschädigt?“ „Ich kann mir vorstellen, dass die Glykoproteine die Basalmembran der Glomeruli irgend-wann verstopfen. Dadurch nimmt die Polarität der Membran ab. Aber wie das Krankheitsbild heißt, weiß ich nicht“, antwortet Tina.

„Dein Ansatz war schon gut“, lobt Dr. Dressler. „Es handelt sich um Kimmel-stiel-Wilson-Glomerulosklerose, häufig begleitet von einer interstitiellen Fibrose und Hyalinose der intrarenalen Arterio-len. Das führt wie bei Frau Hubert zu einer schwer einstellbaren renalen Hypertonie.“

Was weiß ich noch aus der Vorlesung?„Das Thema der heutigen Lerneinheit lautete übrigens ‚Chronische Nierenin-suffizienz‘, das hattet Ihr ja schon in der Vorlesung. Bekommt Ihr noch die ein-zelnen Stadien zusammen?“ Dresslers Finger zeigt auf Björn. Björn überlegt eine Weile, dann fällt es ihm ein. „Das erste Stadium ist das kompensierte Dau-erstadium. Klinisch macht es sich kaum bemerkbar. Es bedeutet eine leichte Ein-schränkung der Kreatininclearance und der Konzentrationsfähigkeit bei noch normalen Retentionswerten.“„Richtig“, sagt Dr. Dressler und blickt nun zu mir. „Das zweite Stadium ist das Stadium der kompensierten Retention oder auch Stadium der Azotämie“, er-kläre ich. „In diesem Stadium kann das Kreatinin definitionsgemäß bis 6 mg/dl ansteigen, ohne dass klinische Urämie-symptome auftreten. Auf das Stadium der kompensierten Retention folgt das Stadium der präterminalen Niereninsuf-

Wenn die Niere nicht mehr arbeitetFortsetzung von Seite 1

Dann legt sie los: „Die Niere wird nicht zurück ins Nierenlager transplantiert, sondern ins Becken. In vielen Fällen kann sogar die funktionslose Niere im Körper bleiben _ sie wandelt sich dann mit der Zeit in Bindegewebe um. Nur bei besonderen Risikofaktoren wie z. B. Reflux, bei dem ein Harnrückstau vermehrt zu Infekten führen kann oder Zystennieren, die auch zu Blutungen, Infekten und Schmerzen führen können, ist eine Entfernung der kranken Niere vor der eigentlichen Transplantation erfor-derlich. Die Niere wird dann über einen pararektalen Zugang retroperitoneal _ also hinter der Bauchwand _ in den rech-ten oder linken Unterbauch in die Fossa iliaca implantiert.“ Hast Du mal ein Blatt und einen Stift, Michael? Dann male ich es auf.“

MICHAEL IST SICHTLICH BEEINDRUCKT

Tina ist ganz in ihrem Element. Sie er-klärt, dass der Professor am Montag er-zählt hat, dass aus funktionellen Grün-den die rechte Spenderniere meist links eingesetzt wird und die linke rechts. Zu-nächst wird dann die Transplantatniere freipräpariert. Dann wird eine End-zu-Seit-Anastomosierung der Nierenvene mit der V. iliaca externa versucht. Im An-schluss erfolgt eine Seit-zu-End Anasto-mosierung der A. iliaca externa mit der Nierenarterie. In seltenen Fällen gibt es auch eine End-zu-End-Anastomosierung mit der A. iliaca interna.„Wenn die Anastomosen erfolgreich ste-hen, wird eine Organreperfusion vorge-nommen“, führt Tina fort. „Das Organ ist bis zu dem Zeitpunkt mit Eiswasser gekühlt worden. Als letztes erfolgt dann bei der Transplantation die Einpflanzung des Transplantatsharnleiters in die Blase. Hierbei hat sich die extravesikale Tech-nik bewährt, d.h. der Harnleiter wird von außen angebracht. Durch Bildung eines submukösen Tunnels entsteht ein Reflux-schutz. Das ist das gängige Verfahren“, beendet Tina ihre Ausführungen, „aber natürlich sind auch neue Methoden zur Verbesserung mancher Probleme in Er-probung.“„Donnerwetter!“ Michael ist sichtlich beeindruckt: „Da hat aber jemand sehr gut in der Vorlesung aufgepasst.“ „Ach nein“, wehrt Tina verlegen ab, „mein Onkel hat auch eine Spenderniere. Des-wegen hat mich das Thema besonders interessiert.“

MIT SPENDERNIERE DIE BESTE ZEIT DES LEBENS GEHABT

„Und wie war es bei Dir damals? Welche Voruntersuchungen musstest Du durch-laufen? Wie war es die ersten Wochen danach?“, frage ich nun. „Ich war damals 15 und kann mich nicht mehr so gut erin-nern. Aber ich weiß, dass ich urologisch komplett durchgecheckt worden bin. Die Ärzte haben mir und meinen Eltern damals erklärt, es sei wichtig, dass ich keinen Harnwegsinfekt in mir hätte und auch keine Situation, die zu einem Infekt führen könne, wie eine Engstelle. Ja, und dann war ja noch die immunologische Übereinstimmung wichtig. Dafür sind auch viele Tests gemacht worden. Vor al-lem kommt es bei einer Nierentransplan-tation auf die Gewebsverträglichkeit oder Histokompatibilität an. Außerdem muss ABO-Kompatibilität gewährleistet sein

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fi zienz. Hier steigt das Kreatinin über 6 mg/dl. Bei mehr als 8 mg/dl können urä-mische Symptome auftreten. Man spricht bei der präterminalen Niereninsuffi zienz auch von dekompensierter Retention.“

Dr. Dressler fügt hinzu: „Die Klinik der Urämie kann vielfältig sein, angefangen von Unwohlbefi nden bis hin zu Polyurie oder Blutbildstörungen. Wie bezeichnet man das letzte Stadium?“ Andreas ist dran. Der weiß es auf Anhieb. Hatte ja auch Zeit zum Überlegen. „Das ist die terminale Niereninsuffi zienz oder aber auch das Stadium der Urämie. Die Kre-atininwerte sind in dem Stadium oft über 10 mg/dl. Patienten in diesem Stadium haben wir ja heute gesehen.“

GLOMERULONEPHRITIS: IMMER EINE GUTE ANTWORT

Dr. Dressler fragt, ob wir auch wissen, was die häufi gste Erkrankung sei, die zu einer chronischen Niereninsuffi zienz führt. „Vielleicht eine Glomerulone-phritis?“, wirft Heike in den Raum. Dr. Dressler grinst: „Glomerulonephritis ist immer gut, aber das beschreibt ja im Prinzip nur das pathologische Erschei-nungsbild, nämlich eine Schädigung oder Entzündung der Glomerulonephritiden. Das kann durch das ganz vieles ausgelöst werden. Hattet Ihr dazu nicht eine Vorle-sung?“ Ähm, ja.

„Grob unterteilt man in primäre und se-kundäre Glomerulonephritiden“, doziert der Oberarzt. „Primäre Glomerulone-phritiden verlaufen dabei immer direkt

schädigend an den Glomerulonephriti-den ab. Das ist zum Beispiel die mesan-giale IgA-Nephritis oder eine Minimal Change-Glomerulonephritis, während bei sekundären Glomerulonephritiden die Veränderungen meist durch eine Sys-temerkrankung wie Lupus erythemato-des, paraneoplastisch ausgelöst wird, so durch ein malignes Lymphom, ein Kar-zinom oder gar durch ein Medikament. Glomerulonephritiden können akut ver-laufen und wieder ausheilen, aber auch in ein chronisches Stadium übergehen und zu einem nephrotischen Syndrom führen. Weiß jemand von euch noch, wie das defi niert ist?“ Philipp weiß die Antwort: „Starke Proteinurie defi nitionsgemäß über 3g/d, Hypoproteinämie, Ödeme und Hyperlipoproteinämie mit Erhöhung vom Cholesterin und Triglyzeriden.“„Super! Merkt euch das. Wird immer gerne im Staatsexamen gefragt!“ Dr. Dressler erklärt, dass die chronische Glomerulonephritis an dritter Stelle aller Erkrankungen steht, die zu chronischer Niereninsuffi zienz führen. Die häufi gste Erkrankung ist die von Frau Hubert: Nie-reninsuffi zienz bedingt durch diabetische Nephropathie gefolgt von hypertoniebe-dingten Nierenschäden.

Ein Wohlstandsleiden „Das ist leider ein Wohlstandsproblem“, führt er fort. „Wie ihr bei Frau Hubert ge-sehen habt, ist sie nicht die Schlankste. Und die Prognosen für die Zukunft sehen nicht gut aus: Ihr habt sicher schon mit-bekommen, dass die Organspendesituati-on in Deutschland nicht gerade optimal ist. Das liegt zum einen sicher daran, dass es für viele noch ein Tabuthema ist

und es an Aufklärung mangelt. Zum an-deren liegt es aber auch eindeutig daran, dass es immer mehr Wohlstandserkran-kungen gibt, die dann zu einem metabo-lischen Syndrom führen. Ohne ein gutes Krankheitsmanagement hilft auch keine Organspende.“

IM PRINZIP IST HÄMODIALYSE EINE OSMOSE

Zum Schluss möchte uns Dr. Dressler das technische Prinzip einer Hämodia-lyse zeigen. Wir kehren zurück in das Zimmer von Michael. Zunächst geht der Oberarzt noch einmal, auch für die andere Gruppe, auf den Cimino-Shunt ein. „Das Krankenpersonal ist speziell geschult. Es muss sehr sauber und ak-kurat gearbeitet werden, da dieser Shunt sehr häufi g im Laufe der Dialysezeit angestochen wird.“

Im Prinzip ist Hämodialyse eine Osmo-se: Über eine semipermeable Membran, meist Curophan oder ein anderes syn-thetisches Material, treten harnpfl ichti-ge Substanzen extrakorporal aufgrund des Konzentrationsgefälles nach außen. Dadurch entsteht ein Druckgradient, der zusätzlich Flüssigkeit und niedermole-kulare Substanzen entzieht. Die Dialyse-fl üssigkeit läuft im Gegenstrom. Weitere wichtige Elemente eines Dialysators sind der Zusatz von Heparin, der das Blut au-ßerhalb des Körpers fl üssig hält, und eine Luftblasenfalle, damit es zu keiner Em-bolie kommt.

DIALYSEBEHANDLUNG ODER SPORTWAGENVERKAUF?

Der Clou ist ein Hohlfasermembransys-tem, wobei eine Faser das Lumen einer Kapillare besitzt und dadurch die Dialy-seaustauschfl äche um ein Vielfaches ver-größert wird. „Das ist wirklich eine kleine Revoluti-on in der Geschichte der Dialyse, denn früher gab es nur Flachmembranen.“ Dr. Dressler lässt ein Ansichtsmodell eines Hohlfasermembransystems durch die Gruppe gehen. Die Fasern fühlen sich sehr weich an, wie die Borsten eines fei-nen Malerpinsels.

PeritonealdialyseNeben der Hämodialyse gibt es noch die kontinuierliche ambulante Peritone-aldialyse (CAPD), erklärt Dressler. Bei diesem Verfahren wird Dialysat in die Bauchhöhle gebracht und das Peritoneum samt Omentum majus wird als Dialyse-membran verwendet. Das Einführen und Entleeren erfolgt über einen implantier-ten Peritonealkatheter. Die Dialysatfl üs-sigkeit ist glucosehaltig, kaliumfrei und dem Elektrolytgehalt des jeweiligen Pa-tientenserums angepasst.„Der Vorteil ist, dass man diese Behandlung auch zu Hau-se durchführen kann und sie wesentlich kostengünstiger ist. Ein Nachteil jedoch

ist, dass sie eine hohe Eigenständigkeit des Patienten erfordert und nur zeitlich begrenzt einsetzbar ist.“ Als dritte Möglichkeit gibt es die Hä-mofi ltration. Hier wird das Prinzip der Ultrafi ltration an der Bowman`schen Membran am Glomerulus nachgeahmt: Über einen hohen Druckgradienten wird an einer synthetischen Membran das Ul-trafi ltrat abgepresst. Dieses Verfahren ist allerdings sehr teuer und fi ndet meistens nur auf Intensivstati-onen großer Zentren Anwendung. „Doch unser Zentrum hier ist mit der moderns-ten Technologie ausgestattet“, erklärt Dr. Dressler stolz. Michael, unser Patient, fügt scherzend hinzu: „Bei Ihren Ausführungen hat man fast das Gefühl, dass es sich um den Ver-kauf eines schicken Sportwagens han-delt.“ „Herr Schön, nur wenn wir unseren Patienten das Beste bieten können, sind wir zufrieden“ antwortet der Oberarzt breit lachend.

Pionier der Hämodialyse„Zum Schluss habe ich noch ein ganz besonderes Schmankerl für euch. Wisst ihr eigentlich, wer Georg Haas war? Nach dem ist ja unser Zentrum benannt... kommt mal mit, so etwas bekommt ihr nicht so schnell noch einmal zu sehen!“ Wir verabschieden uns von Michael und folgen dem Oberarzt in einen Flur. Vor einem Holzkasten mit einem Röhrensys-tem in horizontaler Anordnung bleiben wir stehen. „Dr. Georg Haas war ein Pionier der Hä-modialyse. In dem Hörsaal der Inneren Medizin führte er im Sommer 1924 in Gießen die allererste extrakorporale Hä-modialyse an einen Menschen durch. Der Versuch dauerte 15 Minuten und glückte auch. Allerdings verstarb der Pa-tient später. Es folgten weitere Versuche zwischen 1925 und 1928. Georg Haas konnte nachweisen, dass sein Dialyse-verfahren in sechs Stunden mehr Harn-stoff aus dem Körper entfernen konnte, als in 24 Stunden vom Körper nachgebil-det werden konnte. Doch er hatte Probleme, das Blut außer-halb des Körpers fl üssig zu halten. Das damals aus Blutegeln gewonnene Hirui-din war weitaus toxischer als das heute eingesetzte Heparin.“ Trotz der positiven Beobachtungen, er-zählt Dr. Dressler, starben die Patienten, sodass Haas keine weiteren Experimente mehr durchführte. Die erste erfolgreiche Dialyse führte dann ein Niederländer namens Wilhelm Kolff 1945 durch. „Ihr sitzt also in einem richtig histori-schen Hörsaal. Und das hier“, er zeigt uns ein beeindruckendes Gerät, „ist der Apparat, mit dem er die Dialyse durch-geführt hat.“

Wenn Alltägliches besonders wirdEin aufschlussreicher Tag ist zu Ende. Wir bedanken uns bei Dr. Dressler. Draußen holt Andreas seine Sprudel-fl asche aus dem Rucksack, Heike geht schnell noch einmal auf die Toilette. Auch bei mir meldet sich die Blase. Schon faszinierend, denke ich mir, dass so all-tägliche Dinge wie Trinken und Wasser-

lassen an und für sich ein kleines Wunder sind. Aber es ist wie so oft: Das „alltägliche Wunder“ wird einem erst dann bewusst, wenn es durch eine Erkran-kung eine Ein-schränkung erfährt oder ausfällt.

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FAQ-Buch für Patien-ten und AngehörigeDas Deutsche Krebsforschungszen-trum hat mit dem Springer Medizin Verlag das Buch „Thema Krebs“ ver-öffentlicht. Es enthält Informationen und verständliche Erklärungen zu Stichworten wie Apoptose, Chemo-therapie und Mistel genauso wie zu sozialrechtlichen Fragestellungen, z. B. Anschlussheilbehandlung, Wie-dereingliederung in das Berufsleben und Rentenversicherung.

Textmining warnt vor tödlichen Risiken Wertvolle Informationen zu den mo-lekularbiologischen Ursachen von Aneurysmata sowie zum Krankheits-verlauf liegen oftmals nur in gering strukturierten, wissenschaftlichen Publikationen vor. Das Fraunhofer-Institut für Algorithmen und Wissen-schaftliches Rechnen (SCAI) arbei-tet deshalb an einem internationalen Textmining-Projekt mit (Ermittlung von Informationen aus Textdateien). Es soll eine integrierte Informations-Infrastruktur zu Hirn-Aneurysmata aufgebaut werden, die die Vorher-sage und Behandlung entscheidend verbessern soll. Die Methodik könnte auch zur Risikoabschätzung anderer Krankheitsmodelle genutzt werden, etwa für Krebserkrankungen.

Patienten sind zufriedenTrotz zunehmender Rationierung und immer mehr Leistungskürzun-gen im Gesundheitswesen beschei-nigen die deutschen Patienten einer Meldung der Bundesärztekammer zufolge ihrem Arzt Bestnoten. Mehr als 90 Prozent der Patienten sind mit der Arbeit ihres Arztes sehr zufrieden und hoffen, dass er noch lange prak-tiziert, um den Arzt nicht wechseln zu müssen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Brendan-Schmittmann-Stiftung des NAV-Virchow-Bundes zum Arzt-Patient-Verhältnis. Bei der bundesweiten Befragung von mehr als 1.600 Patienten gaben 62 Prozent an, die fachliche Kompe-tenz ihres Arztes sei „sehr gut“. 32 Prozent schätzten diese als „gut“ ein. Der Umgang mit dem Patienten wur-de von 58 Prozent als „sehr gut“ und von 37 Prozent als „gut“ bewertet. Ähnlich positive Ergebnisse gab es in den Kategorien „Aufmerksamkeit gegenüber dem Patienten“ und „Ver-ständnis für den Patienten“. Mehr als 90 Prozent der Befragten vergaben das Prädikat „sehr gut“ und „gut“. Von den befragten Patienten empfeh-len 94 Prozent gerne ihre Ärztin oder ihren Arzt Verwandten und Freun-den. Weniger Vertrauen dagegen setzen die Patienten in die Politiker. So ist die Mehrheit der Befragten (72 Prozent) davon überzeugt, dass die Politik die Finanzierungsprobleme in der gesetzlichen Krankenversi-cherung nicht lösen wird. 57 Prozent erwarten vielmehr, dass die Refor-men im Gesundheitswesen deutliche Nachteile für die Patienten bringen werden. Quelle: Bundesärztekammer

KurzbeschreibungDas Physiologie-Lehrbuch der Autoren Klinke, Pape und Silbernagl ist mittler-weile eine Referenz. Es ist mit klinischen

Physiologie, Klinke (Thieme)von Bören Görke (3. vorklinisches Semester in Kiel)

Inhalten auf die neue AO ausgerichtet und behandelt umfangreich alle wich-tigen Themen. Die Fülle an Informa-tionen präsentiert es mit durchdachten Abbildungen und einem hilfreichen Farb-register verständlich und übersichtlich. ZielgruppeDer Klinke ist auf Studenten in vor-klinischen Semestern ausgerichtet, die vermehrtes Interesse an der Physiologie haben. Für die schnelle Prüfungsvorbe-reitung ist es allerdings nur eingeschränkt geeignet, denn wer parallel zur Vorlesung nie einen Blick in dieses Buch geworfen hat, wird sich mit leicht darin verlieren. InhaltDer Klinke darf als lückenloses me-dizinisches Lehrbuch und Nachschla-gewerk bezeichnet werden. In den Kapiteln werden die Sachverhalte aus-führlich _ durch sehr gute, detaillier-te Abbildungen ergänzt _ dargestellt. Das Buch besticht durch Aktualität - neueste Erkenntnisse sind in dieser Auf-lage berücksichtigt worden.

Titel: Physiologie Autoren: Klinke, Pape, SilbernaglVerlag: Georg Thieme VerlagISBN: 3-13-796005-3Preis: 79,95 €

DidaktikZu Beginn jedes Abschnittes wird der Inhalt zunächst als Zusammenfassung präsentiert, so dass der Leser schon mit dem darauf folgenden Lernstoff vertraut gemacht wird. In vielen Abschnitten verdeutlichen Fallbeispiele und Untersu-chungsmethoden die klinische Relevanz des Lernstoffs. Die Textverständlichkeit empfi nde ich insgesamt als gut, wenn-gleich sie in einigen komplexeren Kapi-teln (z.B. Neurophysiologie) verbesse-rungsfähig ist. AufbauDie Gliederung des Buches ist sehr sinn-voll: Ein roter Faden von Grundlagen wie Zellaufbau und Elektrophysiologie über vegetative Physiologie bis hin zur kom-plexeren Sinnes- und Neurophysiologie ist zu erkennen. Die farbliche Unterglie-derung der einzelnen Kapitel und das Hervorheben von Zusammenfassungen wie auch der Klinikbezüge erleichtern die Orientierung sehr. Das umfangreiche Glossar am Ende des Buches ist gut.

Relevanz für die örtliche UniDer Klinke wird als Lehrbuch von vie-len Dozenten unseres physiologischen Instituts empfohlen. Für die Prüfungs-vorbereitungen ist es uneingeschränkt zu empfehlen.PreisDer Preis von EUR 79,95 ist hoch, je-doch angemessen und keine Seltenheit bei Physiologie-Büchern vergleichbarer Güte. Wer sich dieses Buch gleich zu Beginn seines Studiums kauft und kon-sequent nutzt, wird viel Profi t aus diesem Neuerwerb ziehen.FazitDieses Buch ist jedem Medizinstu-denten im vorklinischen Abschnitt uneingeschränkt weiterzuempfehlen. Da mich das Lehrbuch im Ganzen sehr über-zeugt hat, erhält der Klinke, Pape, Silbernagl volle 5 Punkte von mir.

KurzbeschreibungDas Buch „Physiologie“ von Deetjen, Speckmann und Hescheler ist eines der großen Standardwerke. Es behandelt aus-

Physiologie, Deetjen (Elsevier) von Christian Klein (3. Studienjahr in Rostock)

führlich alle relevanten Themen. Nach neuer AO konzipiert, bietet es breites Wissen, vermengt mit Fallbeispielen und klinischen Bezügen. Als besonderer Bo-nus liegt eine CD-ROM mit Abbildungen und Physiologiefragen der letzten Exa-mina bei.ZielgruppeDer Deetjen richtet sich vorwiegend an vorklinische Studenten, die es zur Vorbereitung auf Seminare und Prakti-ka _ und natürlich zum Lernen für das Physikum benutzen. Durch die Vielzahl an Klinik-Bezügen und gute übersicht-liche Gliederung ist aber auch im klini-schen Studienabschnitt ein Blick immer wieder lohnenswert. Durch einleitende Texte, die einen Gesamtüberblick geben und notwendige Grundlagen vermitteln, schafft der Leser auch ohne jegliche Vor-kenntnisse den Einstieg in das Fach.InhaltDer Deetjen ist ein ausführlich gehalte-nes Werk, das die komplette Physiologie abdeckt: ein sehr gut gestaltetes Lehr-

buch, das einen verständlichen Überblick liefert. Die Autoren haben besonderen Wert auf das Verstehen von Zusammen-hängen gelegt. Positiv hervorzuheben sind viele praktische Bezüge, klinische Fallbeispiele und Untersuchungsmetho-den, die für die Klinik motivieren. Her-vorragend gelungen ist die Auswahl der besonders einprägsamen Abbildungen und Diagramme, die entscheidend zum Verständnis beitragen.Aufbau und DidaktikGute Übersichtlichkeit und hervorragen-de Didaktik sind die großen Stärken des Deetjen. Ein sinnvoller Aufbau der Ka-pitel ermöglicht einen schnellen Einstieg und verhindert häufi ges Blättern oder un-nötige Wiederholungen.Besonders gut gelungen sind auch die verständlichen Fallbeispiele. Ergänzend werden wichtige Fakten in Merkboxen oder Tabellen dargestellt. Eine sehr gute Lernhilfe am Ende eines jeden Kapitels sind auch die ausführlichen Zusammen-fassungen sowie die Sammlungen offe-

ner Fragen mit Lösungshinweisen zur Selbstkontrolle. Die Physiologie-MC-Fragen der letzten Examina fi nden sich auf der CD-ROM zum Buch. Relevanz für die örtliche UniAn der Universität Rostock wird das Buch ausdrücklich zur Vorbereitung auf Prüfungen in Physiologie empfohlen. PreisDas Buch kostet im Handel 64,95 Euro. Der verhältnismäßig günstige Preis ver-wundert, weil der Leser wirklich ein sehr gutes und vollwertiges Lehrbuch, zudem ergänzt um eine CD-ROM, erhält.FazitDurch die klare Gliederung, die hervor-ragende Gestaltung und die leicht ver-ständliche Sprache ist man als Leser mo-tiviert, die Geheimnisse der Physiologie kennenzulernen. Besonders hervorzuhe-ben sind die aktuellen Fallbei-spiele und die hervorragende Didaktik. Es lohnt sich dieses Buch zu kaufen!

KurzbeschreibungDer Schmidt/Lang/Thews darf als Stan-dardwerk der Physiologie bezeichnet werden. Das Buch ist Nachschlagewerk und Lehrbuch in einem. Durch eine sehr

Physiologie des Menschen, Schmidt, Lang, Thews (Springer)von Annelie Bänsch (Vorklinik Greifswald)

übersichtliche Gliederung, gut verständ-liche Texte und anschauliche Grafi ken und Tabellen überzeugt das Werk. Wenn man damit lernt, sollte man jedoch etwas mehr Zeit haben, da es sehr umfangreich und daher zur kurzfristigen Prüfungsvor-bereitung eher nicht geeignet ist. ZielgruppeDas Lehrbuch wendet sich in erster Linie an Medizinstudenten. Unter Berücksich-tigung der neuen AO und des neuen GK wurde die aktuelle Aufl age um vielfälti-ge Hinweise zur Pathophysiologie und zur klinischen Medizin ergänzt. Auch als Student in klinischen Semestern oder als junger Arzt kann man es als Orientie-rungshilfe nutzen.InhaltInhaltlich kann der Schmidt/Lang/Thews als großes Nachschlagewerk und Lehr-buch gesehen werden, das sehr detailliert und ausführlich die Themen dargestellt. Die Texte sind klar und fl üssig verfasst und lassen ein zügiges Lesen zu. Eine

besondere Stärke sind die zahlreichen Grafi ken, Kurven und Tabellen, welche eine schlüssige Ergänzung zum geschrie-benen Text darstellen. DidaktikDas Buch ist sehr verständlich angelegt.Trotz der Fülle an Informationen ist es sehr gut nachzuvollziehen. Wünschens-wert wären allerdings Fragen zur Selbst-kontrolle am Ende eines Kapitels. Beson-ders interessant für die sonst so trockene Vorklinik ist vor allem, dass am Anfang jeden Kapitels ein Fallbeispiel in das Thema einleitet. AufbauDas Inhaltsverzeichnis ist sehr übersicht-lich, das Farbleit-System, ein gut ge-gliederter Anhang und ein ausführliches Sachverzeichnis erleichtern die Orien-tierung. Ein so genannter „roter Faden“ in Form eines Knopfes bietet zudem die Kernaussagen zu Beginn des Unterkapi-tels als Einstieg. Am Ende jedes Unterka-pitels fasst eine Leitfadenbox das Wich-

tigste noch einmal zusammen. All dies ist sehr hilfreich für eine gute Übersicht und vermittelt, was man unbedingt aus dem Kapitel mitnehmen sollte.Relevanz für die örtliche UniDer Schmidt /Thews ist eines der Bücher, welches von den Dozenten unserer Uni-versität empfohlen wird. Es ist gut geeig-net für die Vorbereitung der Seminare so-wie für die Vorbereitung des Praktikums. PreisLeider hat so viel Information auch einen stolzen Preis von 79,95 Euro, ist also für ein Studentenbudget nicht ganz so er-schwinglich. Doch vergleichbare Werke liegen in genau derselben Preiskategorie.FazitDas Lehrbuch „Physiologie des Men-schen“ von Schmidt/Lang/Thews ist ein wirklich empfehlenswertes Stan-dardwerk, um sich rundum fi t für das wichtige Fach Physio-logie zu machen.

Titel: PhysiologieAutor: Deetjen, Speckmann, HeschelerVerlag: ElsevierISBN: 3-437-41317-1Preis: 64,95 €

Titel: Physiologie des Menschen Autor: Schmidt, Lang, ThewsVerlag: Springer VerlagISBN: 3-540-21882-3Preis: 79,95 €

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Aus berufenem MundeIn den Medien stehen derzeit die bundesweiten und in zahlreichen Städten stattfi ndenden Protestkund-gebungen wegen schlechter Arbeits-bedingungen zunehmend häufi g auf dem Sendeplan. Lange Dienste, schlechte Bezahlung, gestresste Ärz-te im Papierkrieg – die Liste der ver-besserungswürdigen Zustände ließe sich mühelos um einige Punkte er-weitern. Doch wie sieht es eigentlich in der Realität bei betroffenen Ärz-ten aus? In den Foren berichten Ärz-te von ihren Arbeitsbedingungen. www.medi-learn.de/MF28353

DoppelbelastungDas Baby muss gewickelt werden, der Sohn hat Bronchitis, der nächste Impftermin beim Arzt steht an. Auf der anderen Seite stehen Verpfl ich-tungen wie der Vorlesungsbesuch und das abendliche Lernen für Klau-suren und Examen. Wie schafft man es eigentlich, der Doppelbelastung Studieren und „Mutter-Vater-Sein“ gerecht zu werden? In den Foren widmen sich die User dem Thema „Studieren mit Kind“ ausführlich unter:www.medi-learn.de/MF14413

Auf den Zahn gefühltAlles andere als für den hohlen Zahn: Das recht üppige Forum für Studenten der Dentalmedizin, das MEDI-LEARN interessierten Stu-denten in seiner Community bietet. Auch wer einmal den Blick über den Tellerrand der Humanmedizin wagen möchte und an der Zahn-medizin prinzipiell interessiert ist, fi ndet Diskussionen rund um unsere Beißerchen unter:www.medi-learn.de/MT83

Die Privatvisite„Ach es war ein gar herrlicher Tag: Sonne durchfl utete die Gänge der Klinik, gedämpftes Gemurmel und gelegentliches auffl ammendes La-chen aus der Sitzecke verkündeten Wohlbefi nden der von Besuch er-freuten Patienten. Innerlich stellte sich der Assistent schon auf das Wo-chenende ein und voller Elan bog er ins Stationszimmer ein, da erblickte er die aufl euchtenden Augen des Chefs: Ah, ein Assistent, sehr schön, Sie kommen jetzt mit zur Privatvisi-te. Meine Privatassistentin ist ja im Visitenausgleich, der Oberarzt und ich brauchen jemanden zum Schrei-ben. “ Pech gehabt – oder wie ging es weiter mit der Privatvisite? Lest mehr unter:www.medi-learn.de/MF27322

Der EMS-TestIn Österreich und in der Schweiz müssen Studenten gänzlich andere Hürden nehmen als hierzulande, wenn sie einen Studienplatz für Hu-manmedizin erhalten möchten. Mit-tels des Eignungstests für das Me-dizinstudium, kurz EMS, der jedes Jahr in den Alpenländern stattfi ndet, werden aus den zahlreichen Bewer-bungen die endgültigen Kandidaten ermittelt, die einen Studienplatz für das begehrte Studienfach erhalten. Wie läuft so ein Test eigentlich ab und welche Inhalte werden hier ge-prüft? In den Foren herrscht darüber bereits reger digitaler Austausch unter:www.medi-learn.de/MF26987

Im Forum gelauscht

IMPRESSUM

Herausgeber: MEDI-LEARN, ISSN 1860-8590 Bahnhofstraße 26b, 35037 Marburg/LahnTel: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/780 25-29E-Mail: [email protected], www.medi-learn.de

Redaktion: Jens Plasger (Redaktionsleitung), Christian Weier (V.i.S.d.P.), Trojan Urban, Marlies Lehmkuhl, Lilian Goharian, Peter Wollny,Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld

Lektorat: Jan-Peter Wulf, Almut Hahn-Mieth

Layout & Graphik: Angelika Lehle, Daniel Lüdeling (Cartoons)

Berichte: Yvonne Bernsdorf, Peter Dahlhausen, Jan-Peter Wulf, Désirée Schuhegger, Barbara Szymanski, Svetlana Kess, Bören Görke, Christian Klein, Annelie Bänsch, Steffen BrinckmannDruck: Druckerei + Verlag Wenzel, Am Krekel 47, 35039 Marburg/LahnTel: 0 64 21/17 32 60, Telefax: 0 64 21/17 32 69

Anzeigenbetreuung: Christian Weier, Olbrichtweg 11, 24145 KielTel: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/780 25-29E-Mail: [email protected]. - Es gilt die Anzeigenpreisliste 02/2005.

Bildnachweis: www.photocase.com, www.istockphoto.com, www.sxc.hu, Photos Messe Bremen, Artikelautoren, Universität Lausanne

Erscheinungsort: MarburgDie MEDI-LEARN Zeitung erscheint fünfmal pro Jahr und wird als Beilage der Zeitschrift Via medici aus dem Georg Thieme Verlag, Stuttgart, zugelegt. Der Bezug ist für Abonnenten der Via medici in deren Abonnement bereits enthalten. Der Einzelpreis beträgt 1,90 €. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos etc. kann der Verlag keine Gewähr übernehmen. Nachdruck – auch in Auszügen – nur mit vorheriger schriftlicher Zu-stimmung. Der Verlag kann für Preisangaben keine Garantie übernehmen. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Bei allen Gewinnspielen und Aktionen ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Anregungen und Redaktionskontakt per E-Mail unter: [email protected].

Verlosung: Bei allen Verlosungen in dieser Ausgabe ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Der Einsendeschluß ist am 31. August 2006. Die Gewinner werden schriftlich be-nachrichtigt und in der nächsten Ausgabe der MEDI-LEARN Zeitung bekannt gegeben.

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Recht zu haben, bedeutet nicht auto-matisch auch, Recht zu bekommen.

Ob beim Streit mit dem Vermieter, nach einem Verkehrsunfall, nach Abschluss eines Kaufvertrages oder beim Vor-wurf einer unterlassenen Hilfeleistung _ manchmal muss man sein gutes Recht vor Gericht durchsetzen. Das gilt für Me-dizinstudenten ebenso wie für Ärzte.

An deutschen Gerichten werden jährlich rund neun Millionen Prozesse geführt _ Tendenz steigend. Immer häufi ger also landen Streitfälle vor dem Richter. Dabei wird der Gang vors Gericht immer teurer (vgl. Abbildung 1: Prozesskostentabelle). Nach einer Berechnung der deutschen Rechtsschutz-Versicherer ist Recht im Schnitt 21 Prozent teurer geworden. Eine Rechtsschutz-Versicherung übernimmt die Kosten für Anwälte, Gericht, Gutach-ter und Zeugen.

Auch Medizinstudenten drohen Strei-tigkeiten vor Gericht. Ihre persönlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen be-schreiben gleichzeitig auch die Risiko-lage: Medizinstudenten leben meist in günstigen Wohnungen zur Miete, verfü-gen zunächst über ein geringes „Einkom-men“ und sind viel im Straßenverkehr unterwegs. Von Verbraucherschützern besonders empfohlen wird ihnen deshalb der Verkehrs-Rechtsschutz. Gerade für Führerscheinneulinge kann das im Ernstfall sinnvoll sein, zum Bei-spiel wenn der Unfallgegner seine Schuld nicht einsehen will und es deswegen zu einem Rechtsstreit kommt.

Übrigens: Die Absicherung gilt auch, wenn man als Fußgänger oder Fahrrad-fahrer unterwegs ist. Für Fahranfänger bieten einige Versicherer besonders günstig einen Fahrer-Rechtsschutz an. Diesen können Studenten schon für unter drei Euro im Monat abschließen, wenn sie zwar einen Führerschein, aber kein eigenes Auto besitzen.

Sinnvoll kann häufi g auch ein Privat-Rechtsschutz sein. Gerade größere An-schaffungen wie zum Beispiel ein Lap-top belasten das eigene schmale Budget. Dann ist es schade um das Geld, wenn das gute Stück nicht so funktioniert wie gewünscht. Schnell kommt es zu einem Rechtsstreit rund um den Kaufvertrag. Hier hilft der Privat-Rechtsschutz. Auch Streitigkeiten rund um einen wohlver-dienten Urlaub sind dabei abgedeckt.

Wichtig für Medizinstudenten: Zum Pri-vat-Rechsschutz gehört auch der Verwal-tungs-Rechtsschutz vor Gerichten, zum Beispiel bei einem Rechtsstreit um die Bewertung einer Prüfung. Teuer werden kann auch schnell ein Rechtsstreit mit dem Vermieter um Kaution, Mieterhö-hung oder Renovierung. Für diese Fälle bieten die Versicherungen einen spezi-ellen Miet-Rechtsschutz. Umfassender und insgesamt günstiger ist es aber, ein

komplettes Paket für Privatpersonen abzuschließen. Enthalten sind hier Pri-vat-, Berufs-, Verkehrs-Rechtsschutz sowie Wohnungs- und Grundstücks-Rechtsschutz.

Spätestens für den Assistenzarzt ist Rechtsschutz eine „Muss-Versicherung“! Denn: Bei einem Vorwurf der Körper-verletzung durch eine Falschbehandlung müssen sich Ärzte stets vor Gericht ver-teidigen (vgl. Beispiel). Zusätzlich kann es bei angestellten Ärzten auch um den eigenen Arbeitsplatz gehen. Angestell-te Ärzte können dabei in der Regel die günstigeren „Beamtentarife“ der Rechts-schutzversicherer für sich nutzen. Der Jahresbeitrag für eine umfassende Absi-cherung liegt bei rund 200 Euro _ je nach mitversicherten Leistungen und Verein-barung eines Selbstbehaltes auch unter diesem Betrag.

Beispiel: Teure OperationEin Beispielsfall der ROLAND Rechts-schutz Versicherungs-AG: Ein Patient wird am Blinddarm operiert. Die Opera-tion ist gut verlaufen. Dennoch kommt es zu einer Wundinfektion, die mit Antibi-otika behandelt wird. Die Vorgeschichte zeigt keine Unverträglichkeiten an. Der Patient reagiert aber allergisch auf die

Medikation und es kommt zu Kompli-kationen. Gegen den Arzt wird ein Straf-verfahren wegen Körperverletzung ein-geleitet. Die Kosten für Anwalt, Gericht und Sachverständigen belaufen sich auf rund 12.000 Euro. Diese Kosten über-nimmt die Rechtsschutz-Versicherung. In diesem Fall wurde durch das Gericht festgestellt, dass der Arzt korrekt gehan-delt hatte.

Rechtsschutz: spätestens für Assistenzärzte ein „Muss“

Rechtsschutz für MedizinstudentenSicherheit für den Fall der Fällevon Peter Dahlhausen

bei einem Streit bis €

außergericht-licher Vergleich*

in der 1. Instanz in der 1. und 2. Instanz

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600,-- 205,-- 465,-- 1.076,--

3.000,-- 790,-- 1.630,-- 3.790,--

6.000,-- 1.395,-- 2.807,-- 6.925,--

13.000,-- 2.160,-- 4.365,-- 10.155,--

30.000,-- 3.100,-- 6.342,-- 14.777,--

65.000,-- 4.583,-- 9.530,-- 22.240,--

140.000,-- 6.146,-- 13.710,-- 32.159,--

250.000,-- 8.539,-- 19.596,-- 46.131,--

440.000,-- 11.229,-- 27.225,-- 64.195,--

*meist trägt jede Partei die eigenen Kosten

Prozesskostentabelle (Nachdruck mit

freundlicher Genehmigung der ROLAND

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Page 6: MEDI-LEARN Zeitung 03/2006

6Seite Juni/Juli 2006

www.medi-learn.deMLZ

So nah und doch so fernDas Medizinstudium in der Schweizvon Jan-Peter Wulf

Die Schweiz liegt denkbar nah, Sprachbarrieren sind nicht allzu

groß und Medizin ist Medizin – warum also nicht in den Alpen studieren? Doch das ist für den Großteil der ausländischen Studienanfänger, die gerne in der Schweiz anfangen würden, kaum möglich. Denn auch in der Schweiz übersteigen die Be-werbungszahlen die vorhandenen Plätze um ein Vielfaches: 1712 Studienbewerber bewarben sich bis zum Fristtag 15. Feb-ruar 2006 für einen der 546 vorhandenen Plätze in der Humanmedizin. Doch anders als im Nachbarland Österreich, das sich durch die von der EU bewirkte Neurege-lung für ausländische Studienbewerber öffnen musste (zuvor mussten Bewerber einen Studienplatz im Heimatland nach-weisen), kommen die Anfragen für einen Platz in der Medizin fast ausschließlich aus dem Inland.

Medizin ist verbarrikadiertFür andere Studiengänge, wie z.B. Wirt-schaftswissenschaften, ist ein Platz in der Schweiz dann drin, wenn man wie beim alten österreichischen Modell nachweisen kann, dass man auch „zu Hause“ hätte stu-dieren können. Nicht so in der Medizin: Der große An-drang, dem sich die einschlägigen Stu-diengänge in der Schweiz durch in- und ausländische Studienbewerber ausgesetzt sahen, führte 1998 zu rigiden Maßnahmen: „Grundsätzlich sind nur in der Schweiz niedergelassene Ausländer und solche, de-ren Eltern bzw. die selbst seit mindestens fünf Jahren in der Schweiz wohnhaft und im Besitz einer Arbeitsbewilligung sind oder die einen eidgenössischen oder eid-genössisch anerkannten Maturitätsausweis haben, sowie anerkannte Flüchtlinge, zum Medizinstudium zugelassen“, informiert die Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten (CRUS) in ihren Infoseiten zum Medizinstudium. Und weiter: „Es muss deshalb festgehalten werden, dass es, von Sonderfällen abgesehen, nach wie vor nicht möglich ist, im Ausland wohnhafte Ausländer und Ausländerinnen (auch nur für einen Teil des Studiums) zu den me-dizinischen Studiengängen in der Schweiz zuzulassen.“

Wenig Wissen über das StudiumDie Schweiz als Nicht-EU-Land wird die-se Sperrklausel aufrechterhalten. Das dürf-te der Hauptgrund sein, warum deutsche Medizinstudenten über den universitären Teil des Studiums in der Schweiz – im Ge-gensatz zu Famulaturen, Tertialen und den Aussichten auf gute Bezahlung als Assis-tenzarzt – relativ wenig wissen. Wie also sieht das Studium in der Schweiz aus? Fünf Unis bieten Medizin überhaupt als komplettes Studium an: Das sind Basel, Bern, Lausanne, Genf und Zürich. An der Universität Fribourg wird nur der vorklini-sche Teil angeboten, danach muss an eine andere Uni gewechselt werden. Ebenso kann an der Universität Neuchâtel ein Me-dizinstudium aufgenommen werden, al-lerdings müssen die Studenten hier schon nach dem ersten propädeutischen Jahr an eine der Unis mit vollständigem Studienangebot wechseln.

In Lausanne wurde die Medizinische Fa-kultät mit der Fakultät für Biologie zusam-mengelegt. Dadurch können zukünftige, an der Grundlagenforschung interessierte Mediziner ihr Wissen in den biologischen Grunddisziplinen vertiefen und den Dok-tortitel der Medizin und der Wissenschaf-ten erwerben. Auf der anderen Seite können Biologiestu-denten, die sich für die Biologie des Men-schen oder die Biologie der Krankheiten interessieren, diese medizinische Richtung im Rahmen eines Master-Studiengangs ausgiebig vertiefen.

In der der deutschsprachigen Schweiz (Basel, Bern, Freiburg, Zürich) wird zum Studium zugelassen, wer den Eignungs-test EMS bestanden hat, der jetzt auch in Österreich praktiziert wird. Jenseits des „Röschtigrabens“ (siehe Artikel „Der Grenzverlauf ist Geschmackssache“) in Genf, Lausanne und Neuchâtel gilt wei-terhin der Notenschnitt der Matura, des Schweizer Abiturs.

Kein Physikum, keine TestateStrukturell gibt es zunächst einmal große Ähnlichkeiten zu Deutschland: Sechs Jah-re dauert die Ausbildung nach Regelstudi-enzeit, wobei die ersten beiden Jahre Vor-klinik oder Grundstudium genannt werden und man ab dem dritten Jahr von klinischen Semestern und Fachstudium spricht. Das Wahlstudienjahr entspricht dem deutschen PJ, allerdings wird es – je nach Uni – auch schon im fünften Jahr absolviert.

WISSENSCHAFTLICHES SCHREIBEN WIRD DURCH

AUFSÄTZE GELERNT

Kein Physikum (bzw. Erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung), kein IMPP – das sind die großen Unterschiede zu Deutschland. Eine Einteilung in Semester gibt es zwar, aber es wird in Jahren gerechnet und stu-diert. Eine Aufnahme des Studiums ist im-mer nur im Winter möglich. Um nach jedem absolvierten Jahr fortführen zu können, müssen die Medizinstudenten Prüfungen machen, deren Inhalte kantonal bzw. von Uni zu Uni unterschiedlich festgelegt sind. In Bern beispielsweise müssen nach jedem Semester Multiple Choice-Fragen beant-wortet werden, hinzu kommt eine prakti-

sche Prüfung (z.B. Präpar ie r-

kurs, Gelenkuntersuchung, Spirometrie, Auskultation). In Basel kommt noch eine dritte Prüfung hinzu, wie Student Daniel Schneeberger berichtet: „Neben MC und Praxisprüfung müssen wir eine ergänzen-de Beurteilung bestehen. Das ist eine Art kurzer Aufsatz, zum Beispiel zu einem Fall aus dem Themenbereich Ethik, den man zu Hause schreiben kann.“Das, was so viele deutsche Medizinstu-denten beklagen, nämlich bis zur Doktor-arbeit bis auf Referate oder Patientenbe-richte kein wissenschaftliches Schreiben zu lernen, ist somit gewährleistet. Dafür sind mündliche Prüfungen bis zum Staats- examen Fehlanzeige. Testate kennt das Schweizer Medizinstu-dium ebenfalls nicht. Bei „Durchrasseln“: Im Grundstudium können die Jahresprü-fungen einmal wiederholt werden, in der Klinik zweimal. Ein vierwöchiges Pflege-praktikum (das „Häfelipraktikum“) wäh-rend des Grundstudiums ist obligatorisch.Patientenkontakt ab dem ersten Semester Der Stundenplan der Schweizer Medizin-studenten ist weitestgehend fix: 20 bis 25 Wochenstunden sind angesetzt, inhaltlich wird in Themenblöcke unterteilt. Daniel Schneeberger: „Bei uns in Basel besteht das 1. Studienjahr aus sechs Be-reichen. Dies sind der Einführungsblock (Physik, Chemie, Biologie) mit sechs Wochen Dauer, „Bausteine des Lebens“ (Genetik, Biochemie, Zellbiologie, Histo-logieeinführung, Humangenetik) mit neun Wochen, „Körper Subjekt Umwelt“ (Psy-chosoziale Medizin, Epidemiologie, etc.) mit drei Wochen. Weiterhin haben wir Angriff/Abwehr (Immunologie, Mikrobi-ologie) mit vier Wochen, Bewegungsap-parat (v.a. Anatomie) mit vier Wochen und Neurobiologie mit zwei Wochen. Daneben gibt es neun Thementage und das Lernen am Projekt, in dem Studenten schon ersten Patientenkontakt herstellen können.“Wie auch in Deutschland halten Re-

formansätze

Der Grenzverlauf ist GeschmackssacheWas den Deutschen ihr „Weißwurst-

äquator“, ist den Schweizern der „Rösch-

tigraben“: Denn so, wie hierzulande die

ausschließlich vormittags einzunehmende

und bitteschön zu „zuzzelnde“ (auszusau-

gende) Leibspeise der Bayern als ima-

ginäre Trennlinie zu Preußen fungierte

(und es immer noch tut), so wird durch

das traditionelle Bauernfrühstück der

Deutschschweizer ebenfalls eine Grenze

markiert: nämlich die zu den „Romands“

der französischsprachigen Schweiz.

Während in Deutschland der kulturelle

Grenzverlauf hinsichtlich seiner geogra-

phischen Örtlichkeit Auslegungssache

ist – die Münchner sehen ihn bereits vor

den Toren der Stadt, die meisten anderen

Bayern südlich der Donau, Norddeutsche

gerne und oft schon südlich der Elbe und

die eher „unbeteiligten“ Restdeutschen

entlang des Mains – liegt der Röschtigra-

ben im Tal der Saane im Kanton Freiburg.

Auf der einen Seite wird Röschti gegessen

und primär deutsch gesprochen, auf der

anderen primär französisch gesprochen

und das Bauernfrühstück weitestgehend

Hand in Hand: In Lausanne forschen Mediziner und Biologen gemeinsam. Bild: Universität Lausanne

Röschtigraben

wie PBL, Kleingruppenarbeit, Schulung praktischen Könnens und des eigenstän-digen wissenschaftlichen Arbeitens sowie Ethik und Kultur Einzug in das Schweizer Medizinstudium. Und wesentlich mehr als in Deutschland können die Studenten ihren eigenen Interessen im Rahmen des Wahl-studienjahres nachgehen: Sie entscheiden selbst, welche Fachgebiete sie wählen und können so wochen- oder monatsweise auch „Orchideenfächer“ belegen.

VIELE NEHMEN AUSZEIT ZUM LERNEN

Nach dem Wahlstudienjahr, in dem die Schweizer Studenten analog zu

den PJlern „Unterassistenten“ (auch „Uhus“) genannt

werden, heißt es wie auch

hierzulande pauken, pauken, pauken. Nicht wenige nehmen sich gar ein ganzes Jahr frei, um sich für das Staatsexamen vorzubereiten, das aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil besteht.

Höhen und Tiefen wie hierzulandeDas Medizinstudium in der Schweiz kennt Höhen und Tiefen, „wie in Deutschland wohl auch“, resümiert Daniel Schneeber-ger. Seine persönlichen Studien-Pros sind „spannende und interessante Inhalte“, auf der Gegenseite stehen „viel Arbeitsauf-wand und ein fixer Stundenplan.“ Und wie es mit dem Arbeitsalltag in der Unte-rassistentenzeit aussieht, schildern uns zwei deutsche „Uhus“ im nächsten Artikel.

verschmäht. Der latente Konflikt zwischen

den Bevölkerungen der beiden Sprach-

gebiete wird übrigens dadurch deutlich,

dass im frankophonen Gebiet auch etwas

drastischer vom „Rideau des Röschti“,

also Röschti-Vorhang (analog zu Winston

Churchills „Eisernem Vorhang“ zwischen

der alten Bundesrepublik und der ehema-

ligen DDR) gesprochen wird.

Im Schweizer Medizinstudium taucht der

Röschtigraben neben den unterschiedli-

chen Haupt-Unterrichtssprachen insofern

auf, als dass auf der deutschsprachigen

Seite Studenten per EMS zugelassen wer-

den und in der Suisse romande weiterhin

das Abitur, die „Maturité“, zur Auswahl

verwendet wird.

Page 7: MEDI-LEARN Zeitung 03/2006

www.medi-learn.deMLZJuni/Juli 2006 7Seite

Hopp, Schwyz! Mit diesem lässigen Schlachtruf feuern die Schweizer

Fans ihre Fußballmannschaft bei der WM an. „Hopp“ und rüber in das Land, in dem die Arbeitszeiten, die Entloh-nung und das Ansehen des Mediziners – besonders des werdenden Mediziners – noch in einer angemessenen Balance sind: Das denken sich viele deutsche Studenten und brechen zum PJ Richtung Süden auf. Mittlerweile ist es jeder sieb-te, nicht wenige von ihnen verlegen ihren Lebensmittelpunkt nach abgeschlosse-nem Staatsexamen sogar gänzlich hier-hin. Rund 2.000 deutsche Mediziner sind derzeit in der Schweiz berufl ich tätig, das sind rund 25% der in der Schweiz arbei-tenden Ärzte – Tendenz steigend. MEDI-LEARN hat deutsche Studenten befragt, die in die Schweiz „gehoppt“ sind.

Behandelt werden wie ein Arzt„Ich bekomme hier die komplette Verant-wortung für die Station“ berichtet Marcus Arndt. „Jeden zweiten Donnerstagnach-mittag und jeden zweiten Samstag muss ich alleine Visite machen und die Stati-on betreuen, Medikamente verordnen, EKGs machen und Röntgen anmelden. Ich habe Patienten, für die nur ich ver-antwortlich bin, von der Aufnahme bis zum Austrittsbericht. Einmal war meine betreuende Assistenzärztin nicht da und

ich habe alleine Chefarztvisite gemacht – so etwas ist in Deutschland einfach nicht möglich!“Arndt hat eine interessante Biographie: Geboren und aufgewachsen ist er in To-ronto und besitzt sowohl die kanadische wie auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Nach Deutschland kam er, um in Tübin-gen Geschichte zu studieren. Der Zivil-dienst beim Roten Kreuz in Tübingen machte ihm die Medizin schmackhaft. Den erneuten Umzug in die Schweiz zum PJ, das er in Luzern ableistet, hat er nie bereut. Im Gegenteil: Schon jetzt wie ein Arzt behandelt zu werden, als Kollege auf Station vorgestellt zu werden – das sind gute Gründe, warum Arndt auch nach dem PJ hier bleiben will: „Ich lerne in Luzern das Hundertfache von dem, was ich in Deutschland gelernt hätte und wer-de hier nicht wie der letzte Depp behan-delt!“ Der Blick auf den Vierwaldstätter See, den er aus dem Arztzimmer im 14. Stock genießen darf, macht es ihm wohl noch ein kleines Stückchen leichter.

Selbstständig arbeiten„Geradezu geschockt“ war Franziska Scholter sowohl über den Umgang mit Studenten, als sie zum dritten Tertial (Anästhesie) nach Deutschland zurück-ging. „Man zählt einfach nicht, oder wenn, dann nur als praktischer Blutsau-ger oder Hakenhalter.“

Das Chirurgie-Tertial absolvierte sie am im Spital Bruderholz im Kanton Basel-Land. Zum Tertial in der Inneren Medizin wechselte sie an die Ita Wegman-Klinik, ein kleines Privat-Spital für anthroposo-phische Medizin in Arlesheim. Eine Fa-mulatur hatte Scholter im Jahr vor dem PJ in Santa Maria Val Müstair in Grau-bünden absolviert, dem kleinsten Regio-nalspital der Schweiz. Derzeit bereitet sie sich auf das USMLE (United States Medical Licensing Exa-mination) vor, um zukünftig vielleicht in den USA zu arbeiten. „Oder wieder in der Schweiz“, wie sie erklärt, denn es hat ihr dort schon gut gefallen: „In der Chir-urgie gab es eine regelrechte Unterassis-tenten-Subkultur. Wir hatten alle Piepser, wurden auch für OP-Dienste eingeteilt und konnten in der Notfall-Ambulanz sehr selbstständig arbeiten. In der Inne-ren arbeitete ich quasi wie ein Assistent, nur mit weniger Patienten. Die Assis hat-ten acht bis zehn Patienten zu versorgen, ich maximal sechs.“

ALLEIN DAS WORT „UNTERASSISTENT“ KLINGT

VIEL ANGENEHMER

Woher rührt der markante Unterschied in der Wahrnehmung von PJlern in Deutsch-land und „Uhus“, den Unterassistenten in der Schweiz?Für Franziska Scholter ist Geld der springende Punkt. Denn es ist nicht nur so, dass viele deutsche Studenten mit der schönen Aussicht auf rund 850 Franken monatlich (an manchen Spitälern bis zu 1.500 Franken) in die Schweiz gehen, statt wie hierzulande bestenfalls einen Essenszuschuss zu erhalten. Die Tatsa-che, dass sie Geld verdienen, ist nämlich auch Grund dafür, dass die poststudenti-schen Kollegen vom Assistenz- bis zum Chefarzt sie als „vollwertige Mitarbeiter mit klar umrissenen Aufgabenbereichen“ ansehen, so Scholter. Das bedeutet: Wer etwas bekommt, von dem erwartet man auch eine hochwertige Mitarbeit. Die sich auch in der Bezeich-nung ausdrückt: „Schon das Wort Unter-assistent ist viel angenehmer als PJler“, stimmt Marcus Arndt zu.

Arbeitszeiten sind nicht kürzerAngenehmer auch die Arbeitszeiten? Ein bisschen Visite hier, ein bisschen OP da und dann ab in die Berge? „Die Arbeits-

zeiten sind genauso wie in Deutschland“, lässt Marcus Arndt zumindest die Seifen-blase vom Acht-Stunden-Tag zerplatzen. „Wir fangen um viertel vor acht mor-gens an und arbeiten in der Regel bis 19 Uhr. Vor 19 Uhr komme ich eigentlich nie raus.“

ARBEITEN AUCH IM NACHT- UND WOCHENENDDIENST

Wenn man die angegebenen elf Stunden der Einfachheit halber mit fünf multipli-ziert, dann darf man sich schon wieder ganz deutsch fühlen. Und das Ansehen als vollwertiger Mitarbeiter drückt sich in der Schweiz auch dadurch aus, dass „Uhus“ für Nacht- und Wochenenddiens-te eingeplant werden. Die festgelegte Maximalarbeitszeit von 50 Stunden wird da schon mal leicht über-schritten. Diese gibt es seit dem 1. Januar 2005 verbindlich für alle Assistenzärztin-nen und -ärzte. „Angesichts des Inkraft-tretens der neuen Regeln haben zwar vie-le Spitäler bereits vorher begonnen, die Maximalarbeitszeit kontinuierlich auf diese Zahl zu reduzieren. In einigen Spi-tälern wurde aber immer noch nach den Bedürfnissen des Spitals gearbeitet, also ohne Arbeitszeitbeschränkung“, erklärt Dr. Franziska Businger vom Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärz-tinnen und -ärzte, kurz VSAO. „Zudem konnte es vorkommen, dass der Chefarzt nicht erlaubte, dass Überzeiten im vollen Umfang aufgeschrieben wurden.“ Eine solche Maximalzeit stellt dabei schon eine erhebliche Erleichterung dar: Zuvor waren 60 bis 70 Wochenstunden ohne fi nanziellen Ausgleich durchaus üblich. Doch auch mit dem neuen Ge-setz arbeiten die Ärzte noch ein Fünftel länger als die übrigen im Krankenhaus angestellten Berufsgruppen. Umgerechnet auf die Stunde ergeben sich so – die Heimat lässt grüßen – Saläre, die bei Assistenten unterhalb des medizini-schen Hilfspersonals liegen. Nominal allerdings kommen die Schweizer Assis-tenten mit rund 6.000 Euro Startgehalt gegenüber ihren deutschen Kollegen auf dem Weg zum Facharzt immer noch ganz gut weg. Übrigens: Dass die Schweiz kein EU-Land ist, stellt dabei für deutsche Inte-ressenten immer weniger ein Problem dar. Seit Juni 2002 gibt es zwischen der EU und der Schweiz Verträge, die unter anderem die schrittweise Einführung des

Ein „Hopp“ in die Schwyz?Der PJ-Alltag im Land der Eidgenossenvon Jan-Peter Wulf

freien Personenverkehrs regelt. Dazu ge-hört auch die gegenseitige Anerkennung berufl icher Qualifi kationen, also auch der ärztlichen Approbation.

Frühzeitig bewerbenFazit: Vergütung, Bezeichnung, Ansehen und Arbeitsinhalt – in diesen Bereichen punktet die Schweizer Unterassistenten-zeit gegenüber dem deutschen PJ. Doch das Land, in dem Milch und Honig fl ie-ßen, ist auch die Schweiz für angehende Ärzte nicht. Lange Arbeitszeiten werden diejenigen, die mit einem „Hopp“ speku-lieren, auch hier erwarten. Hinzu kom-men die Dienste. Was sollte bei der Planung ansonsten beachtet werden? „Sehr sehr früh bewer-ben!“, rät Franziska Scholter. „Ich hatte unwahrscheinliches Glück, hab mich ein Jahr vorher beworben, über 30 On-line-Bewerbungen jeweils für Innere und Chirurgie geschickt und hatte am Ende genau diese zwei Stellen!“ Und Marcus Arndt ergänzt schmunzelnd: „Skier und Skisachen nicht vergessen! Für die Frei-zeitgestaltung ist die Schweiz ein Traum-land. Wintersport, Wandern, Radeln, Schwimmen, Kajakfahren: Die Schweiz hat alles!“

Panoramablick über die Alpen: nur eine von vielen Freizeitmöglichkeiten

Bilder von Marcus Arndt und einen weiteren Artikel zum Thema Studierenin der Schweiz findet ihr in unserem Digitalen Nach-schlag, den ihr kostenlos als PDF aus dem Internet herun-terladen könnt. Mehr Infos auf Seite 12.

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Röschtigraben

und einen weiteren Artikel zum

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Page 8: MEDI-LEARN Zeitung 03/2006

8Seite Juni/Juli 2006

www.medi-learn.deMLZ

Kurz notiert

Körperschmuck sollte gut bedacht seinOb Tattoos oder Piercing - bei vie-len Jugendlichen fi nden sich die Variatnen des Körpersschmucks an den verschiedensten Stellen. Zun-genpiercings bombardieren die Zäh-ne, Tattoos legen sich aufs Gemüt: Darauf weisen Mediziner von der Klinik und Poliklinik für Zahn-,Mund-, und Kieferheilkunde am Universitätsklinikum Rostock hin. Insbesondere betrifft das die Zun-genpiercings, die nicht nur die Haut im Mundraum, sondern auch Nerven und Zähne verletzen können. Gera-de bei empfi ndlichen Sinnesorganen wie der Zunge besteht die Gefahr, dass durch das Einstechen von Lö-chern ganze Nervenbahnen lahm ge-legt werden. Zudem bleiben die Löcher lebens-lang erhalten und bilden potentielle Bakterienherde. Tätowierungen kön-nen Allergien auslösen oder Entzün-dungen, die letztlich auch Tumore verursachen können. Darüber hinaus können sie auch der seelischen Ge-sundheit Abbruch tun. Dann nämlich, wenn sie nicht mehr erwünscht sind.

Länger leben dank Bildung? Schweizerinnen und Schweizer mit guter Bildung leben länger als die-jenigen, welche nur eine obligato-rische Schulbildung besitzen. Vor allem Männer profi tieren von einer höheren Bildung: Sie leben bis zu sieben Jahre länger. Dies zeigt eine Studie der Institute für Sozial- und Präventivmedizin der Universitäten Bern und Zürich. „Selbstverständlich lebt niemand einfach nur dadurch länger, dass er eine bessere Bildung absolvieren konnte“, meint Matt-hias Egger, Direktor des ISPM Bern. „Bildung umschreibt viele Aspekte des Lebens, wie zur Verfügung ste-hende fi nanzielle Mittel, soziales und berufl iches Umfeld, Wissen und Umgang mit Risiken und dem Gesundheitswesen“.

Handbuch Blut-Hirn-SchrankeEs gibt Hormone, die im Magen-Darm-Trakt die Verdauung regeln, aber auch im Gehirn an der Plastizi-tät der Synapsen beteiligt sind. Eine Schranke sorgt dafür, dass nichts un-kontrolliert aus der Körperperipherie in den hochsensiblen Raum der Hirn-funktionen „überschwappt“. Sie ist zugleich Checkpoint für Nährstoffe in und Abfallstoffe aus dem Gehirn, doch sie hält auch dringend erfor-derliche Medikamente fern. Prof. Dr. Rolf Dermietzel (Neuroanato-mie und Molekulare Hirnforschung, Medizinische Fakultät Bochum) hat jetzt in internationaler Kooperati-on mit „Blood-Brain barriers. From Ontogeny to Artifi cial Interfaces“ das erste Handbuch zur Blut-Hirn-Schranke verfasst. Weitere Informationen zur Blut-Hirn-Schranke und zum neuen Handbuch fi ndet ihr Online unter: www.medi-learn.de/hirnschranke

Katastrophale Bedingungen, ausgezeichnete Qualifikation von Svetlana Kess

Blut und Fruchtwasser überall. Ein un-vergesslicher Anblick gleich an mei-

nem ersten Tag in der Gynäkologie-Abtei-lung des Kasr Al Ainy Hospital in Kairo. Im kleinen Kreißsaal herrschte ein reges Tun, die Krankenschwestern schlängelten sich an den zuschauenden Studenten hinter den Rücken der an zwei Liegen entbinden-den Ärzte vorbei. Die in der Geburt unge-schulten Patientinnen schrieen und wan-den sich in den Wehen, die Ärzte verloren ab und zu die Geduld und wiesen barsch die entbindenden Frauen zurecht. Ich stand an diesem Tag als Studentin aus Deutschland im Mittelpunkt. Jeder versuchte mir etwas zu zeigen und zu er-klären. Ein an sich erfreulicher Umstand, der mich allerdings auch in den nächsten Tagen daran hinderte, den Kreißsaal zu verlassen oder zumindest weg zu schau-en, wenn die episiotomierten Frauen ohne Lokalanästhesie genäht wurden _ und ich war froh, dass ich nicht gefrühstückt hatte! Auf meine Frage, warum die Patientinnen keine Anästhesie erhielten, würde ich nie-mals eine plausible Antwort bekommen. Wahrscheinlich steht jeder Frau nur eine Ampulle zu, diese wird beim Damm-schnitt verbraucht und reicht jedoch nicht lange genug, um auch das anschließende Nähen schmerzfrei zu halten.

Mein Arbeitstag begann um 9 Uhr mor-gens und endete meistens vor 14 Uhr. Die ägyptische Arbeitswoche umfasst sechs Tage, wobei der freie Tag freitags ist. Die ersten vier Wochen verbrachte ich in der Geburtshilfe, den Rest meiner Zeit in der Gynäkologie rotierte ich mit dem Perso-nal: Ambulanz, Geburtshilfe, OP und Be-sprechung der Fälle mit Chefvisite. Am Ende des Tertials wechselte ich für einige Wochen in die Pädiatrie. Und um das Land bereisen zu können, bekam ich großzügig frei.

HÄNDE AUF DEM BAUCH, BLICK AUF DIE UHR

„Hast du das schon mal gemacht?“ wurde ich gefragt und bekam einen metallenen trichterförmigen Gegenstand - den Pinard - in die Hand gedrückt, um damit auf die fe-talen Herztöne zu hören. Auch die Wehen-tätigkeit wurde in der Geburtshilfe ohne Hilfe der modernen Technik bestimmt: mit Händen auf dem Bauch der Schwangeren und dem Blick auf die Uhr. CTG wie in Deutschland gab es nicht. Nur im Falle einer pathologischen Herzfrequenz wurde diese per Elektroden abgeleitet. Ultraschall gehörte auch in der Schwangerschaftsvor-sorge nicht zum Standard und wurde nur durchgeführt, wenn die Anzahl der kind-lichen Bewegungen, die von den Müttern selbst gezählt wurden, zu niedrig war oder eine Pathologie vermutet wurde.Während meiner Zeit in der Gynäko-logie habe ich viel gesehen, durfte aber selbst wenig Hand anlegen. Sogar im OP beschränkte sich das Lernen auf das Zu-schauen, da das Hakenhalten von Kran-kenschwestern übernommen wird. Diese erledigen allerdings ebenfalls die typischen PJler-Aufgaben wie das Anhängen von Antibiosen, das Blutabnehmen und das Legen von Braunülen _ übrigens ohne vor-her zu stauen! Das Highlight meines aktiven Einsatzes war eine selbständig durchgeführte Ent-bindung sowie eine Assistenz beim Kai-serschnitt. Nach der anfänglichen Phase der allgemeinen Aufmerksamkeit mir ge-genüber fühlte sich leider nach ungefähr zwei Wochen niemand mehr für mich verantwortlich. Da auf die Wünsche und Gefühle der Patientinnen in einem Kran-kenhaus für die Armen wenig Rücksicht genommen wird, besteht für die Studenten im Allgemeinen die Möglichkeit, so viel klinisch zu untersuchen, wie man will. Da ich kein Arabisch spreche und es nicht übers Herz brachte, trotz des grünen Lichts seitens des Oberarztes die Patientinnen ohne ihre Erlaubnis vaginal zu untersu-chen, beschränkte ich mich lieber auf das Zuschauen.

Frauenbeschneidung wird noch immer praktiziertErstaunlich ist die Koexistenz von ärm-lichen Verhältnissen und katastrophalen hygienischen Bedingungen einerseits sowie dem Vorhandensein hochmoder-ner Ausstattung und der ausgezeichneten Qualifi kation der Ärzte andererseits. Die Behandlung ist kostenlos, und was mich persönlich beeindruckt hat, war die Kam-pagne der Regierung zur Geburtenkon-trolle, nämlich das kostenlose Einsetzen des IUP. Ernüchternd war allerdings, dass die meisten Frauen beschnitten waren, und obwohl dies in Ägypten mittlerweile verboten ist, wird dieser Brauch sogar in gebildeten Gesellschaftsschichten immer noch praktiziert.

Die Kasr Al Ainy-Universität genießt ein hohes Ansehen, und der Zugang zum Me-dizinstudium ist nur den Besten vorbehal-ten. Die ägyptischen Studenten machen das Praktische Jahr im siebten Studienjahr, im Unterschied zu Deutschland nach ih-rem Abschlussexamen. Sie müssen nur an bestimmten Tagen anwesend sein und eine Art Katalog an gesehenen Operationen und Untersuchungen erfüllen.Die Unterrichtssprache ist offi ziell Eng-lisch, allerdings wird in praxi ein Gemisch aus Englisch und Arabisch gesprochen. Wer im Unterschied zu mir kein indivi-duell geplantes PJ in Kairo verbringt, son-dern eine durch den DFA vermittelte Fa-mulatur im Rahmen der Sommerschule in einer internationalen Gruppe macht, erhält an der Kasr Al Ainy-Universität nicht nur eine Betreuung rund um die Uhr inklusi-ve eines Freizeit- und Reiseprogramms, sondern kommt auch in den Genuss eines speziell für die Austauschstudenten orga-nisierten Unterrichts mit sowohl prakti-schen als auch theoretischen Anteilen.

Spontanbesserung wird abgewartetOb die Teilnahme an der Fortbildung für iranische Ärzte oder der praktische Un-terricht in der Ambulanz: Die Zeit in der der Kinderhepatologie war die lehrreichs-te. In der Ambulanz werden die Kinder zügig auf einfachen Tischen untersucht, der Patientenumsatz ist hoch. In Ägypten ist Hepatitis A endemisch, die Durchseu-chung erfolgt bereits im Kindesalter. Die Kinder werden nicht sofort behandelt, son-dern erst einmal beobachtet und es wird eine Spontanbesserung abgewartet. Die klinischen Symptome wie Hepatomegalie, Aszites und sogar Enzephalopathie mit Koma _ der Vater brachte das bewusstlo-se Kind in den Armen _ bei Kindern zu erleben, ist eine Erfahrung, die man in Deutschland aufgrund der frühen Diag-nostik und der sofortigen medizinischen Behandlung ganz sicher nicht macht. Auch seltene genetische Krankheiten, die in ei-nigen Regionen des Landes aufgrund der Verwandtenehen gehäuft auftreten, waren kein Einzelfall. Einige der Krankheiten waren auf Enzymdefekte zurückzufüh-ren und eigentlich therapierbar _ wenn die Medikamente für die Familien erschwing-lich wären.

HEIRATSANTRÄGE SOLLTE MAN NICHT ZU STRENG BEURTEILEN

„Wie hältst du das bloß aus? Man wird auf so eine sexuelle Art und Weise angeschaut und angemacht.“ Was man als Frau sofort an eigener Haut erlebt, ist das mehr als un-gewohnte Verhalten der ägyptischen Män-

ner, das von Anmachen und Kommentaren auf den Straßen bis hin zu unmoralischen Angeboten sogar seitens der Kollegen reicht. Die europäischen Frauen werden als sehr freizügig angesehen, wobei das Wissen um sie oft allein auf Hörensagen und dem in Ägypten zu empfangenden westlichen Fernsehen basiert. Im Krankenhaus machte ich die Erfahrung, dass es fast unmöglich war, sich mit einer ägyptischen Frau anzufreunden, während Männer häufi g ihre Hilfe und Freundschaft anboten. Die möglicherweise folgenden Heiratsanträge oder Wünsche nach Bezie-hung sollte man nicht zu streng beurteilen: Ägypten ist ein islamisches Land mit stei-fen Regeln und Sitten, was die Beziehung zwischen Mann und Frau angeht. Gehei-ratet wird erst, wenn der männliche Part genug Geld hat, um seiner Zukünftigen ein eigenes Heim bieten zu können, in dem die Möbeln nicht fehlen dürfen. Liebe ist dabei nicht selten sekundär.

Land der GegensätzeIn Ägypten scheinen die westlich-euro-päische und arabisch-islamische Kultur aufeinander zu prallen, denn der mächtige Strom von Touristen, der die Hauptein-kommensquelle des Landes darstellt, lässt das Leben und Menschen nicht unbeein-fl usst und macht es zu einem Land der Ge-gensätze: Bis auf die Augen vermummte Frauen Hand in Hand mit europäisch ge-kleideten, religiös geprägte konservative Ansichten koexistieren mit freizügigem Sextourismus. Aber abgesehen davon: Die Hilfsbereit-schaft und die Freundlichkeit der Ägypter ist einzigartig. Ihre Fähigkeit, das Leben locker zu sehen sowie ihr Sinn für Hu-mor, der wohl für das ständige Lachen und Scherzen während der Arbeit im Kranken-haus verantwortlich war, haben mich tief beeindruckt. Das historisch reiche Land zu bereisen, interessanten Charakteren aus aller Welt zu begegnen sowie eine voll-kommen andere Kultur kennen zu lernen war eine der bereichernsten Erfahrungen meines Lebens.„See you again in Egypt“, haben mir viele Ägypter vorhergesagt. Und da lagen sie gar nicht so falsch!

Ägypten: beliebtes Urlaubsland voller Widersprüche

Zum ersten Mal in die „Dritte Welt“„Warum ausgerechnet Kairo?“ wurde ich von vielen Ägyptern gefragt. War es nun wirklich nur der Pyramiden wegen? Si-cherlich übte die faszinierende Geschichte Ägyptens ihren Reiz aus. Aber auch die Aussicht, viel praktisch tun zu können so-wie nicht zuletzt die Tatsache, dass es zum ersten Mal in die „Dritte Welt“ gehen soll-te, reizte mich.

Alltag im PharaonenlandDie Vermittlung geschah über meinen Doktorvater, der mir mehrere Länder zur Auswahl anbot. Die Bewerbung sollte ich spätestens sechs Monate vor dem ge-planten Aufenthalt bei ihm einreichen. Er leitete sie dann weiter. Die Organisation der Unterkunft war ein Desaster. Die ver-sprochene Gastfamilie blieb bis zum Ende des Aufenthalts aus, stattdessen wurde ich unter Druck gesetzt, eine Art Au-pair-Stel-le anzunehmen. Da die über Bekannte ge-fundene Gastfamilie zu abgelegen wohnte, wurde ich schließlich in einem der billigen Hotels im Zentrum Kairos untergebracht, und im Laufe meines Aufenthalts wech-selte ich viermal das Hotel, wohnte zwi-schendurch in einer WG und dann doch in einer Gastfamilie als Au-pair.

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le anzunehmen. Da die über Bekannte ge-fundene Gastfamilie zu abgelegen wohnte, wurde ich schließlich in einem der billigen Hotels im Zentrum Kairos untergebracht, und im Laufe meines Aufenthalts wech-

schendurch in einer WG und dann doch in e Infos und

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PJ-Alltag im Pharaonenland

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Der Examensservice von MEDI-LEARNSchnell wissen, ob die Kreuze richtig liegenvon Christian Weier (MEDI-LEARN)

Auch in diesem Jahr findet wieder der MEDI-LEARN Examensser-

vice statt. Welche Serviceleistungen am Prüfungstag auf den Seiten von MEDI-LEARN geboten werden, verrät der fol-gende Artikel.

Schon seit fünfeinhalb Wochen lernt Bas-tian M. für das Physikum. Gerade waren die letzten Klausuren überstanden, schon stürzte er sich Hals über Kopf in den Lernstress. Um sich am Anfang einen Überblick zu verschaffen, hat Bastian ei-nen Lernplan auf den Seiten von MEDI-LEARN erstellt. Dieser vermittelte ihm eine grobe Einteilung für die Wochen bis zum Examen. Nun ist es fast soweit: In der nächsten Woche wird es ernst. Bastian hat sich einigermaßen an den Lernplan halten können. Beim Kreuzen erreicht er meist zwischen 65 und 70 Prozent.

Wie Bastian geht es zur Zeit vielen Stu-denten in Deutschland. Nicht nur für Physikumskandidaten wird es bald ernst. Auch Kandidaten des zweiten Staatsexa-mens stehen kurz vor der schriftlichen Examensprüfung. Um die Teilnehmer am Examenstag nicht alleine zu lassen, bietet MEDI-LEARN wie jedes Semester den so genannten Examensservice an. Dabei lösen die Dozenten der MEDI-LEARN Repetitorien die schriftlichen Exa-mensfragen und stellen die Ergebnisse

(kostenlos) ins Internet. Kurz nach Prü-fungsende geht es zunächst für die meis-ten unbemerkt los. Einige Mitarbeiter warten auf die Prüfungsteilnehmer in Marburg und bitten um ein Examensheft der Gruppe A und eines der Gruppe B. Sobald sich ein Student oder eine Stu-dentin bereit erklärt hat, ihr Heft abzu-geben, werden diese auf dem schnellsten Weg in das Büro in Marburg gebracht. Innerhalb von wenigen Minuten werden die Prüfungsfragen digitalisiert und ver-vielfältigt, so dass die Dozenten mit der Auswertung beginnen können.

Szenenwechsel nach Kiel: Parallel be-ginnt hier die Arbeit für das Onlineteam von MEDI-LEARN. In den Büros wer-den die verschiedenen Server auf den Ansturm vorbereitet und die Webseite und das Forum mit eindeutigen Links zu den späteren Ergebnissen versehen. In der Regel kommen die ersten Besucher-ströme rund 30 Minuten nach Prüfungs-ende. Wenn man bedenkt, dass früher mehrere Wochen bangen Wartens nach dem Examen anstanden, so ist das schon eine große Erleichterung für die Prü-fungskandidaten.Der erste Anlaufpunkt der Prüfungsteil-nehmer ist die statistische Auswertung der Examensergebnisse. Bei diesem Ser-vice können die Studenten ihre eigenen Ergebnisse in eine Maske eintragen. Di-rekt nach der Eingabe werden diese mit allen anderen bis dahin gesammelten

Lösungen aller Teilnehmer verglichen. „Die statistische Auswertung ist nicht nur ein guter erster Anhaltspunkt für die Stu-denten, wir nutzen sie auch, um unsere Literaturauswertung auf Plausibilität zu checken“, erklärt Tobias Happ und fügt an: „Je höher die Anzahl der Teilnehmer an der statistischen Auswertung ist, desto sicherer werden die Lösungen und desto schneller stehen die Ergebnisse der Lite-raturauswertung zur Verfügung. Daher ist jeder Student, der sich an der statis-tischen Auswertung beteiligt, auch eine große Hilfe für das Auswerter-Team von MEDI-LEARN.“

Die statistische Auswertung bietet jedoch auch nach dem Eingeben interessante Features: So kann man sich jederzeit wie-der einloggen und schauen, wie sich die eigenen Ergebnisse im Vergleich zu den anderen Teilnehmern entwickeln. Dar-über hinaus werden die Lösungen auch automatisch mit der Literaturauswertung der MEDI-LEARN Dozenten verglichen, so dass das lästige Auszählen entfällt.

Im Marburger Büro werden zugleich be-reits die ersten gelösten Aufgaben in das eigens für die Examensauswertung er-stellte Onlinetool eingepflegt. Dr. Bring-fried Müller koordiniert die Prüfungs-auswertung und überprüft die Ergebnisse vor der Veröffentlichung mehrfach auf Plausibilität.

Zirka zwei Stunden nach Prüfungsende ist es dann soweit: Der erste „Stand der Dinge“ der Literaturauswertung wird auf die Seiten von MEDI-LEARN ge-stellt. Direkt nach der Veröffentlichung beginnen die Teilnehmer eventuell strit-tige Fragen im MEDI-LEARN Forum zu diskutieren. „Bei der Diskussion der Fragen ist es sehr wichtig, dass eindeutig die Fragennummer und die Gruppe an-gegeben werden, da die Zuordnung dann einfacher ist“, sagt Peter Wollny, der in der Examensauswertung unter anderem für die Ordnung im Forum zuständig ist, und fügt hinzu: „Besonders hilfreich sind Literaturhinweise oder Zitate aus Stan-dardlehrbüchern, die den eigenen Lö-sungsvorschlag untermauern. Mit diesen Hinweisen können die Auswerter direkt und effektiv weiterarbeiten.“

Abhängig von der Anzahl der Fragen wird die Lösungstabelle im „Stand der Dinge“ nach und nach vervollständigt. Sobald die Tabelle komplett vorliegt, wird sie über den Emailverteiler „Examensergebnisse per E-Mail“ an einige tausend Studenten verschickt. „Man sollte sich frühzeitig _ am besten einige Tage vor dem Examen _ in den Verteiler eintragen, so dass ei-nem am Prüfungstag die Mail sicher er-reicht“, gibt Peter Wollny als Tipp. „Da-für ist nur die Eingabe der E-Mailadresse

notwendig. Nach dem Eintrag bekommt man eine kurze Nachricht, in der man die kostenlose Bestellung bestätigen muss. Erst danach ist man sicher im Verteiler.“

Nachdem der vollständige Stand der Din-ge veröffentlicht und per Mail verschickt ist, erreicht die Besucherzahl ihr Maxi-mum. „Zu dieser Zeit greifen zwischen 600 und 1.000 Leute gleichzeitig auf die Server zu“, ergänzt Thorben Kühl aus der Onlineredaktion. „Sollte es in dieser Zeit zu einem Absturz kommen, steht ein Reserve-Server zur Verfügung, auf dem zumindest die Examensergebnisse ein-sehbar sein werden.“

Sofern es tatsächlich zu einem Absturz des Servers kommt, der in der Redaktion den Spitznamen „Phoenix“ trägt, laufen sofort alle Telefonleitungen heiß. „Gera-de in dem Moment eines Absturzes ist es immer schwer, sowohl das Problem mit dem „Phoenix“ zu beheben, als auch die Fragen zahlreicher Studenten zu beant-worten, die Angst haben, ihre Ergebnisse nicht zu bekommen“, betont Jens Plasger. „Wir empfehlen allen Examenskandida-ten, den Ersatzserver vor Examensbeginn einmal kurz aufzurufen und die Seite als Favorit (Bookmark) im Internet-Brow-ser hinzuzufügen. So hat man auch bei einem Absturz des Hauptservers Zugriff auf die Ergebnisse.“ Nachdem die beiden Tage des Physikums am Donnerstag und Freitag geschafft sind, folgen vier Tage der Examensaus-wertung 2. Staatsexamen. Das MEDI-LEARN Team ist an Examenstagen in der Regel von morgens 8.00 Uhr im Ein-satz. Vor 22.00 Uhr ist selten Feierabend. „Danach brauchen wir, genauso wie die Studenten, erst einmal Urlaub“, so Tho-mas Brockfeld von den MEDI-LEARN Repetitorien.

Aber auch nach der Examensauswertung lässt MEDI-LEARN die Prüfungskandi-daten nicht allein. Im Forum wird auch in den Tagen nach der Prüfung eifrig über die Lösungen diskutiert oder andere Pro-bleme der Studenten werden aufgegrif-fen. Darüber hinaus steht die umfangrei-che Prüfungsprotokoll-Datenbank für die Vorbereitung auf das mündliche Examen zur Verfügung. Abschließend ein Tipp für alle Studenten, die vor der mündli-chen Prüfung stehen: Ein Artikel aus der Serie „Lernen wie die Profis“ gibt wert-volle Hinweise, wie man eine mündliche Prüfung besser bestehen kann. Darüber hinaus findet ihr dort die „Goldenen Re-geln“ für die mündliche Prüfung. Wir wünschen allen Studenten viel Er-folg im Examen und drücken ganz fest die Daumen. Die Examensergebnisse des Herbstexamens findet ihr unter:www.medi-learn.de/examen

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Hat es gereicht? Der Examensservice verrät es

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Auch wenn ich des Öfteren belächelt wurde: Ja, mein großer Traum war

es, in der Karibik zu famulieren. Es war anfangs nicht ganz unbeschwerlich, den großen Plan in die Tat umzusetzen. Ein Jahr zuvor begann ich bereits mit der Pla-nung. Wohin es gehen sollte, wusste ich sofort: Barbados _ die „Insel unter dem Wind“ (wie es so schön heißt) und öst-lichste Insel im Karibischen Meer zwi-schen Nord- und Südamerika.Tja, aber da musste ich erstmal ein Kran-kenhaus fi nden, und das war gar nicht so einfach: Über den Postweg versuchte ich es zuerst und schrieb acht nach Kranken-haus klingende Häuser an. Doch selbst fünf Monate später hatte ich noch keine Antwort. Über massenhafte Telefonate in die Karibik fand ich nun heraus, dass es zwei Krankenhäuser auf Barbados gibt, ein privates und ein staatliches.

MANCHMAL MUSS MAN EBEN PENETRANZ AN DEN TAG LEGEN

Das private Haus war allerdings bereits mit Studenten eingedeckt. Mit etwas Glück fand ich die E-Mailadresse des staatlichen Queen Elizabeth Hospital heraus und begann, eine Mail nach der anderen dorthin zu schicken. Es kam die Absage, dass man leider zur ge-wünschten Zeit März keinen Platz mehr frei habe. Aber da man im Leben eben manchmal Penetranz an den Tag legen muss, um zum Ziel zu kommen, fl utete ich die Mailbox des Krankenhauses _ und das zeigte Wirkung! Ich erhielt im November 2004, nach acht Monaten mühseliger Arbeit und einer Absage, doch noch einen Praktikums-platz im Queen Elisabeth Hospital.

Für Barbados braucht man kein Visum oder besondere Impfungen. Selbst eine Malariaprophylaxe ist nicht nötig, und das ist echt eine Seltenheit! In der Ka-ribik gibt es etwa ein Dutzend verschie-dener Inseln _ englische, französische, holländische und spanische. Barbados ist zwar eigenständig, gehört aber zum Bri-tish Commonwealth. Es wird dort Eng-lisch mit einem besonderen Dialekt, dem „Bajan“ gesprochen, und man fährt auf der linken Seite.

Armut und Jet-Set Die Bevölkerung ist zu 95% schwarz, und obwohl Barbados als Dritte Welt-Land bezeichnet wird, hat es für karibi-sche Verhältnisse einen hohen Standard. Auf der einen Seite gibt es die zum Teil arme Bevölkerung, auf der anderen Seite trifft sich hier der Jet-Set aus aller Welt.

HANDSCHUHE WERDEN ALS STAUSCHLÄUCHE

ZWECKENTFREMDET

Die Lebenserhaltungskosten sind rela-tiv hoch, da fast alles importiert werden muss und die Einfuhrsteuern schwindel-erregend hoch sind. Dafür ist die ärztli-che Versorgung im staatlichen Kranken-haus für jeden Einwohner von Barbados kostenlos, der seit mindestens fünf Jah-ren dort lebt und einen barbadischen Pass hat. Dieser „Luxus“ belastet den Staat enorm, jedoch liegt auch aus diesen fi -nanziellen Gründen die medizinische Versorgung unter der eigentlichen Not-wendigkeit. Für ein Röntgenbild muss man eine Woche warten, wenn es sich um einen relativen Notfall handelt. Bis dahin war es allerdings für einen älteren Pati-

enten auf meiner ward (Station) zu spät und er verstarb an einem nicht diagnosti-zierten Ileus. Zu meiner großen Verwun-derung gab es im Krankenhaus zwar ein CT, aber um eines zu bekommen, muss man entweder drei Monate warten oder glücklicherweise an einen Arzt geraten, der mit Penetranz und Engelszünglein die Radiologie bezirzt. Die hygienischen Bedingungen sind auch nicht gerade berauschend. Von Des-infektionsmittel fehlt weit und breit jede Spur und zum Blutabnehmen werden die wenigen Handschuhe als Stauschläuche zweckentfremdet. Aber ich möchte mich hier gar nicht darüber auslassen, sondern vielmehr darauf aufmerksam machen, welche Selbstverständlichkeit solche Dinge bei uns in Deutschland sind.

Erstmal in die PsychiatrieIch war die erste Woche in der Psychia-trie eingeteilt, da es auf der Inneren an-geblich keine Plätze mehr gab. Im Queen

Es lohnt sich, penetrant zu seinKaribik-Famulatur auf Barbados von Désirée Schuhegger

Elizabeth Hospital ist die Ambulanz und die offene Psychiatrie direkt in der Kli-nik. Die geschlossene Abteilung befi ndet sich ausgelagert am Rande der Haupt-stadt Bridgetown. Studentenunterricht war zusammen mit den Bajan-Studenten, die in Blöcken auf den Stationen rotieren. Ein- bis zweimal pro Woche ging es in die geschlossene Abteilung, wobei sich die Studenten um den Transport dorthin selber kümmern mussten. Da die Bajans ein absolut hilfsbereites Volk sind, war das kein Problem. Fahrgemeinschaften wurden schnell organisiert. In der Ab-teilung befanden sich eine große Anzahl an Mördern und Vergewaltigern, die mit hochdosierten Psychopharmaka gezähmt wurden. Die Bedingungen hier waren allerdings alles andere als menschenwür-dig. Beim Durchgang gruselte es mir ehr-lich gesagt schon sehr.

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Die MEDI-LEARN Foren sind der Treffpunkt für Medizinstudenten und junge Ärzte – pro Monat werden über 10.000 Beiträge von den rund 18.000 Nutzern geschrieben.

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Der breitgefächerte redaktionelle Bereich von MEDI-LEARN bietet unter anderem Informationen im Bereich „vor dem Studium“, „Vorklinik“, „Klinik“ und „nach dem Studium“. Besonders umfangreich ist der Bereich zu dem medizinischen Examen.

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Studienplatztauschbörse, Chat, Gewinnspiel-kompass, Auktionshaus oder Jobbörse – die interaktiven Dienste von MEDI-LEARN runden das Onlineangebot ab und stehen allesamt kostenlos zur Verfügung.

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Einmal pro Woche digital und fünfmal im Jahr sogar in Printformat. Die MEDI-LEARN Zeitung ist „das“ Informationsmedium für junge Ärzte und Medizinstudenten. Alle Ausgaben sind auch rückblickend Online kostenlos verfügbar.

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Der spezielle Examensbereich bietet umfang-reiches Material und zahlreiche Tools zur Vorbereitung auf die Staatsexamina:Prüfungsprotokolle, Lernplaner, Artikelserie MC-Techniken und Veröffentlichung der Exa-mensergebnisse am Prüfungstag.

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&Die Webseite für Medizinstudenten junge Ärzte

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Bathseba, Bild: Désirée Schuhegger

Join the team! Erfahrungsbericht eines MEDI-LEARN Dozenten von Steffen Brinckmann

Spätestens seit dem Physikum gehört der Name MEDI-LEARN zu mei-

nem aktiven Wortschatz. Wie die meisten meines Prüfungsjahr-gangs lauerte auch ich gespannt auf die MEDI-LEARN Examensergebnisse, bis mir endlich der quasi-offi zielle Segen der Examensprofi s zuteil wurde und feststand: Geschafft! IMPP-Tricks und anderen Widrigkeiten zum Trotz waren wochenlanges Pauken und strenge Spaß-abstinenz nicht umsonst gewesen!Mein Selbstbewusstsein befand sich entsprechend auf dem Höhepunkt, als ich zufällig eine Anzeige im Marbur-ger Express entdeckte: „Join the team!“ Mitarbeiter gesucht. Spaß und Arbeit in einem netten Team, ansehnliches Hono-rar, fi rmeninterne und zertifi zierte Schu-lungen...-ein verlockendes Angebot, wie ich fand.Wenige Tage später fand ich mich zum Informationsgespräch im MEDI-LEARN Hauptquartier ein. Um ein Haar hätte ich noch einmal mein Prüfungsoutfi t ange-legt, um der Ernsthaftigkeit meines Inter-esses Ausdruck zu verleihen. Zum Glück hatte ich mich jedoch in letzter Sekunde anders entschieden, denn die Atmosphä-re war –dank Einladung zum Kaffee und teamüblichem „du“- überaus entspannt und wirklich sehr locker.

Nach einer ausführlichen Einführung in die Abläufe und Ziele der Schulungskurse und der damit verbundenen Erwartungen an die Dozenten, erhielt ich eine sponta-ne Einladung zum Probe-Unterricht.Probe-Unterricht !!! Fast blieb mir mein Herz stehen! Natürlich hatte ich schon mal vereinzelt Nachhilfe gegeben und auch in meiner Arbeitsgruppe war meine Fähigkeit, gut zu erklären schon mehr-fach gelobt worden – aber Probe-Unter-richt !?Das klang so hochoffi ziell, dass sich das aus Physikumstagen bekannte fl aue Ge-fühl im Magen sogleich wieder einstellte.Augen zu und durch, dachte ich. Schließ-lich haben andere das auch schon ge-schafft. Keine 4 Wochen später traf ich mich mit einem der MEDI-LEARN Geschäftsführer und der pädagogischen Leiterin zur „Unterrichtssimulation unter realitätsnahen Bedingungen“. Will heißen: Wir haben Unterricht ge-spielt! Ich war der Dozent, meine beiden Zuhö-rer die Kursteilnehmer. Nach 10 Minuten hatte ich die Künstlichkeit der Situation völlig vergessen: Ganz wie im richtigen Leben wurde ich mit sinnvollen und weniger sinnvollen Fragen, störenden Privatgesprächen und hartnäckigen Ver-stehensproblemen konfrontiert. In der

anschließenden Nachbesprechung wurde mir klar, dass Unterrichten wesentlich mehr bedeutet als seinen eigenen Unter-richtsstoff verstanden zu haben.

Erstaunlicherweise hatten die MEDI-LEARNER gar keine so schlechte Mei-nung von meiner Performance, und ausgestattet mit jeder Menge Tipps und Tricks rückte ich zur zweiten Ausbil-dungsstufe vor. Diese bestand in der Hospitation bei einem erfahrenen MEDI-LEARN Dozenten.Es war sehr interessant und nützlich, schon vor dem ersten eigenen Unterricht die Gelegenheit zu bekommen, ins Kurs-geschehen hineinzuschnuppern. Auf die-se Weise erhielt ich Antworten auf vie-le wichtige Fragen, über die ich vorher nur spekulieren konnte: Welches Niveau sollte der Unterricht haben? Wie detailliert fragen die Teilnehmer? Wie fühlt es sich an, vor einer großen Gruppe zu stehen? Wie erkläre ich kom-plizierte Sachverhalte kurz und präg-nant? Angeregt durch die vielen Eindrücke und das Beispiel meines künftigen Kollegen machte ich mich an die Unterrichtsvor-bereitung und trat knapp 6 Wochen später mit klopfendem Herzen zur Premiere an.Als Hilfestellung stellt MEDI-LEARN jedem Neuling bei seinem ersten Einsatz einen erfahrenen Kollegen zur Seite. Der sitzt ganz still im Unterricht, allzeit be-reit hilfreich einzugreifen, falls die Tech-nik spinnt, man kurzfristig ein Blackout hat oder sonst irgendetwas schief geht.Zum Einsatz kam mein Supervisor Gott-

sei-dank nicht, aber seine Rückmeldung zu meinem Unterrichtsdebut war sehr aufbauend und ergiebig.Mittlerweile bin ich schon seit mehreren Jahren im Team und unterrichte, passend zu meinem eigenen Ausbildungsstand, mittlerweile auch im 2. Staatsexamen.Mit den regelmäßigen Einkünften aus der Dozententätigkeit konnte ich einen Großteil meines Studiums selbst fi nan-zieren, ohne auf zeit- und hirnfressende Jobs in den Semesterferien angewiesen zu sein.Ein weiteres Plus ist das jährliche Treffen des Teams zur Schulung mit anschließen-der Party. Bei dieser Gelegenheit habe ich nicht nur viele nette KollegInnen aus ganz Deutschland kennen gelernt, sondern meine Bewerbungsmappe durch zahlreiche Zertifi kate über die Teilnahme an wirklich spannenden Weiterbildungen bereichern können.

Auch während des Studiums habe ich von meiner Ausbildung als MEDI-LEARN Dozent in Referaten und Präsentationen schon mehrfach profi tiert, da mir der sinnvolle Aufbau eines Themas und eine gute technische Präsentation absolut ge-läufi g sind.Nicht zuletzt hat mich die Tätigkeit bei MEDI-LEARN auch persönlich weiter-gebracht. So habe ich z.B. vieles über die Wirkung meines Verhaltens nach au-ßen, den Umgang mit Konfl ikten sowie Sprech- und Vortragstechniken gelernt.Alles in allem kann ich guten Gewissens empfehlen: „Join the team!“mehr Infos: www.medi-learn.de/join

Was Désirée Schuhegger weiter erlebt hat, erfahrt ihr im Digitalen Nachschlag:www.medi-learn.de/mlz-nachschlag

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Social JetlagDer frühe Vogel fängt den Wurm: Die üblichen Arbeitszeiten und der morgendliche Schulbeginn kommen den Frühaufstehern, den Lerchen, entgegen. Anders sieht es aus bei den Eulen: Sie sind von Natur aus spät abends besonders aktiv. Professor. Dr. Till Roenneberg, Zentrum für Chronobiologie an der LMU Mün-chen: „Die Unterschiede zwischen dem erwarteten Schlafverhalten an Arbeitstagen und dem, was die in-nere Uhr diktiert, führen zu einem „social jetlag“, der weit reichende Folgen für die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit der Betroffenen haben kann. Wahrscheinlich ließen sich der soziale Jetlag und seine ge-sundheitsschädlichen Folgen aber nur durch weitgreifende Änderungen in der gesellschaftlichen Organisati-on vermeiden.“

Neue FörderangeboteDie „European Platform for Life Sciences, Mind Sciences, and the Humanities“ soll die Vernetzung der Nachwuchsforschenden im Grenzbe-reich von kognitiven Neurowissen-schaften sowie Geistes- und Gesell-schaftswissenschaften vorantreiben. Als erster Schritt ist dazu für Herbst 2006 ein Workshop geplant, der in-haltlich zur Identifi zierung von The-men und strukturell zur Etablierung von Arbeitsgruppen dienen soll. Ziel ist es, Exzellenz auf diesem Wis-sensgebiet zu fördern und das neu entstehende Forschungsfeld spürbar voranzubringen. Die Teilnehmer wurden im Rahmen eines bis zum 1. Juni gelaufenen Wettbewerbs aus-gewählt. Von den Bewerbern wurde dabei erwartet, dass sie nicht nur das eigene Forschungsthema darstellen, sondern auch in einem Abstract ein Projekt formulieren und die Motiva-tion der Bewerbung erläutern.

Bessere Wirksamkeit bei SchlaganfallForscher der Universität Zürich wiesen nach, dass bei Schlagan-fall verabreichte, überlebensför-dernde Medikamente in hohem Maße aktiv aus der geschädigten Hirnregion zurück in die Blutbahn transportiert werden. Grund: Das Transporter-Eiweiß Mdr-1wird innerhalb weniger Stunden nach einem Schlaganfall im minder durchbluteten Hirngewebe verstärkt gebildet und ist in der Lage, die ver-abreichten Medikamente aktiv in die Blutbahn zurückzutransportieren. Durch Mdr-1-Hemmung konnte die Konzentration verschiedener überle-bensfördernder Substanzen bis zum Zehnfachen gesteigert werden, was die Wirksamkeit der Medikamente deutlich verbessert.

Zellen aus dem ChipWissenschaftlern vom Institute for Analytical Sciences ist es gelungen, mit Hilfe eines Mikrochips künstli-che Zellen nach dem Vorbild der Na-tur herzustellen. Die Methode kann neben der für Zellen üblichen Bläs-chen-Form auch schlauchartige Ge-bilde erzeugen, die außergewöhnlich lang sind. „Wir wissen nicht, ob die Schläuche überhaupt für irgendetwas zu gebrauchen sind“, erläutert Petra Dittrich vom ISAS. „Aber vielleicht können sie eines Tages Injektionsna-deln ersetzen.“

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F

Finde dich zurecht im Hammer-Buch-staben-Salat _ und so geht‘s: Im Georg Thieme Verlag ist die neue Schwarze Reihe zur zweiten ärztlichen Prüfung (2. ÄP) erschienen. 7 Titel der 9 Bände aus dieser Reihe sind in unserem Buch-staben-Salat versteckt. Zunächst müs-

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mit der Nummer 1 im Buchstabenrätsel (hier 1. Anästhesie). Trage danach den Buchstaben un-terhalb des ersten Buchstabens (hier unterhalb des Buchstabens „A“) als Lösungsbuchstabe ein (in dem Beispiel wäre der Lösungsbuchstabe „F“).

So geht`s durch den Buchstaben-Salat

Page 12: MEDI-LEARN Zeitung 03/2006

12Seite Juni/Juli 2006

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Die ExtraportionDiese Artikel findest du im Online-Teil unserer Zeitung:

Nachschlag

Was bringt ein Blick ins Gehirn?Bildgebende Verfahren in der Hirnfor-schung erobern immer neue Anwendungs-bereiche. Doch häufig wird ihre Aussage-kraft überschätzt, sagt das Fraunhofer ISI. Mehr zu diesem Thema im Digitalen Nachschlag.

Erstmalig im LufteinsatzEin Spezialistenteam der Uniklinik Regens-burg entwickelte eine tragbare Mini-Herz-Lungen-Maschine (Mini-HLM) und setzte diese erstmalig im Rettungshubschrauber ein. Bisher nicht transportfähige Patien-ten können mit diesem künstlichen Kreis-lauf nun sicher und schnell zur weiteren Behandlung transportiert werden. Details und Bilder im unserem Nachschlag. Alle Artikel findet ihr kostenlos unter:www.medi-learn.de/mlz-nachschlag

News

Erlebnis StudienstiftungMit ein wenig Fleiß und Glück wird man von seiner Schule für die Studienstiftung vorgeschlagen. Wer das Glück hat, nimmt an einem Auswahlgespräch teil. Wie die-ses abläuft, erfahrt ihr im digitalen Nach-schlag.

Aktuelles

Kampf der KulturenEin angehender Psychiater schildert seine Erlebnisse in der Chirurgie und legt scho-nungslos dar, wie wenig die viel zitierte Interdisziplinarität in praxi angewendet wird.

Wie eine StadtDer Campus der Universität Wuhan in der Provinz Hubei hat urbane Dimensio-nen, doch für chinesische Verhältnisse ist er noch klein. Ein Erfahrungsbericht von Shuai Lan.

Faszination NaturEine Famulatur in der Chirurgie in Norwe-gen hat Stefanie Kellmann fasziniert; nicht nur die Natur rund um die Tätigkeit in der Klinik, auch die Eindrücke in Sprache und Gesundheitssystem des skandinavischen Landes haben bleibende Eindrücke hin-terlassen. Welche erfahrt ihr im Nach-schlag.

Abenteuer LettlandEin Semester hat David Wiesenäcker in Riga verbracht und berichtet im Digitalen Nachschlag über seine Erlebnisse und Er-fahrungen. Manchmal fühle man sich wie zwischen zwei Stühlen - so beschreibt er seine Eindrücke.

Ausland

Der Papierkrieg mit der ZVS und dem Studentenwerk war vorbei. Der Stu-

dienplatz und ein Zimmer im Wohnheim waren gesichert. Da fl atterte eines morgens ein Brief vom Dekan in den Briefkasten meines neuen Heims ein. Ich erfuhr, dass in ein paar Tagen eine „obligatorische Ein-führungsveranstaltung“ stattfi nden wür-de. Obligatorisch. Das klang ja schon viel versprechend. Die bis dahin verdrängte Angst vor dem Studienstart brach nun prompt aus. Fragen über Fragen quälten mich nächtelang. Dann war es schließlich soweit.

„BIST DU AUCH EIN ERSTSEMESTLER?“

Den Panikreaktionen meines Körpers hilf-los ausgeliefert, näherte ich mich unsicher der Menge, die vor dem Hörsaal stand. Ich packte all meinen Mut zusammen und sprach eine der Personen an: „Und, bist du auch ein Erstsemestler?“ Als ich die Ant-wort „Ja. Du auch?“ erhielt, fi el mir nicht nur ein Stein vom Herzen, sondern mei-ne Angstschweißproduktion nahm auch merklich ab. Zusammen mit meiner neuen Kommilitonin betraten wir den Hörsaal und sahen uns erst einmal um. So viele Men-schen, und das soll nur ein Semester sein?

Nach den trockenen Begrüßungsreden von diversen Herren, bei denen ich bis heute noch nicht sicher bin, welche Funktion sie an der Uni haben, stellte sich die Fach-schaft vor. Die Fachschaftler, eine gutherzige Spezies für sich, führten uns über den Campus und mir schwirrte nur das Wort „Reizüberfl u-

tung“ im Kopf herum. Freundlicherweise lieferten sie uns auch noch Infos über die Profs, die besten Bücher, das Uni-Leben an sich, die Partyzone der Stadt, die Men-sa. Ganz ehrlich: Ich habe nichts behalten. Wie ich später erfahren sollte ging es mei-nen Kommilitonen da ganz ähnlich.

Geradezu mit Infos beworfenDanach wurden wir in die Mensa geführt. Ein fataler Fehler, wenn man jemanden von der Schönheit des Studenten-Daseins überzeugen will. Mit halbwegs sattem Magen und auf jeden Fall übersättigt an Infos wurden wir dann noch bei gefühl-ten 50 Grad fotografi ert. Heute schmun-zelt man darüber, damals empfand man es als reine Schikane. Nach der Session versammelten wir uns in einem ande-ren Hörsaal und wurden über den Ablauf des Studiums, die Scheine sowie diver-se Anmeldungen und Registrierungen informiert. Auch hier hätte ich gerne etwas zum Schreiben mitgehabt, denn man wurde geradezu mit Infos beworfen.

Fix und fertig verließ ich nach fast acht Stunden den Campus. Zu müde und für Angsthaben viel zu beschäftigt mit An-meldungen, Bücherkauf etc., wartete ich auf den ersten „richtigen“ Uni-Tag.

STUDENTEN AUS DEN HÖHEREN SEMESTERN HELFEN GERNE

WEITER!

Der kam schneller als man dachte und schockierte mehr als man erwartet hät-te: erste Stunde Chemie, danach Physik, Anatomie, Biologie, Terminologie. Nach kurzer Begrüßung ging es los mit Orbital-modellen, Mechanik, Herz-Kreislaufsys-tem, Prionen…Nach einiger Zeit gewöhnte ich mich da-ran, und auch wenn es doch etwas härter ist als Schule, macht das Studium unge-heuren Spaß und man lernt unheimlich schnell neue, nette Leute kennen, die über die gleichen ekligen und makabren Witze lachen wie man selbst.Und wenn man mal nicht weiter weiß oder sich verlaufen hat, sind immer noch die Studenten aus den höheren Semestern da, die mit einem Lächeln auf den Lippen weiterhelfen werden. Zögert nicht, sie zu fragen, ihnen ging es früher genauso!

Hier noch ein paar Tipps, die euch den Anfang erleichtern werden:

• Keine Panik, alles halb so schlimm.• Sucht Kontakt zu anderen Erstse- mestern, gemeinsam fi ndet sich vie- les leichter!• Kauft euch einen Stadtplan und einen Busfahrplan.• Versucht euch schon vor dem Vor- lesungsbeginn einen Bibliotheks- ausweis und eine Mensa-Card zu besorgen.• Informiert euch, wo die Fachschaft ist. Da bekommt ihr später die Alt- fragen, mit denen ihr gezielt für die Klausuren lernen werdet. Außer- dem hilft euch die Fachschaft im- mer weiter, bei Fragen also zu de- nen gehen!• Beschafft euch einen Internetzu- gang, denn oft sind Skripten, Klau- surergebnisse, Stundenpläne und ähnliches online zu bekommen. • Kauft keine Bücher vor dem Studi- um! Wartet erst mal ab was die Profs euch raten, und fragt dann ggf. noch in der Fachschaft oder bei höheren Semestern nach, oft gibt es auch dann noch gute Alternativen!• Es gibt auch immer an schwarzen Bretten (Bibliothek, Fachschaft, vor diversen Hörsäälen) Angebote für den Kauf alter Bücher.

Ich wünsche euch viel Spaß und viel Er-folg im Studium!

Online geht es weiterLeider sind Seitenzahl und Erschei-nungshäufi gkeit der MEDI-LEARN Zei-tung begrenzt, so dass wir nicht immer alle Texte berücksichtigen können, die ihr uns zusendet. Genauer gesagt: berücksichtigen konn-ten, denn nun gibt es den DIGITALEN NACHSCHLAG bereits zum vierten Mal mit weiteren spannenden Artikeln – aktuell über die Studienstiftung und einen Auf-enthalt in Schweden – und Ergänzungen zu den Berichten der Print-Ausgabe. Der DIGITALE NACHSCHLAG steht kostenlos als PDF im Internet zur Verfügung. Einfach die folgende Seite aufrufen: www.medi-learn.de/mlz-nachschlag

Alles halb so schlimm!Aus dem Leben eines Erstisvon Barbara Szymanski

Auch das gemeinsame Pauken im Hörsaal gehört dazu

Im Forum gelauscht

Unklare Unterbauch-schmerzenSchmerzen im linken und dann im rechten Unterbauch, die wiederkeh-ren und nicht weggehen – also auf zum Arzt. Die Abklärung beim Gy-näkologen brachte kein Ergebnis, nach weiteren Arztbesuchen erfolg-te dann die Einweisung in die Klinik und schließlich die Blinddarment-fernung. Die Schmerzen sollten an-schließend eigentlich verschwunden sein. Waren sie aber nicht. Was tun? Nicht nur zum Thema Unterbauch-schmerzen fi ndet ihr in der Fachsim-pelei gehaltvollen Austausch unter:www.medi-learn.de/MF28063

Über den Großen Teich„Kennt jemand gute US-Unis, die deutsche Famulanten akzeptieren? Hat jemand diesbezüglich irgend-welche Erfahrungen gemacht?“ So die Eingangsfrage unseres Foren-mitglieds Schillerlocke im USA-Forum. Die Antworten im Rahmen dieses Beitrags haben sich zwi-schenzeitlich zu einer wahren Fund-grube für all diejenigen entwickelt, die mit einem Sprung über den Gro-ßen Teich in den USA famulieren oder einen Teil des PJ absolvieren möchten. Take a look:www.medi-learn.de/MF23747

Operation geglückt, Patient tot84jähriger Patient, metastasiertes Prostata-CA, OP mit Hüfttotal-Pro-these. Die Operation beginnt, es läuft alles nach Plan, zügig, kon-zentriert, wenig Blutverlust. Die Pfanne sitzt, der Schaft ist geraspelt, Probeschaft und Kopf, Repositi-on... Plötzlich gibt der Anästhesist zu verstehen: Moment bitte, kurze Pause, der Patient hat ein Kreislauf-problem! Ein wenig später: Asysto-lie, könntet ihr vielleicht die Herz-druckmassage übernehmen? Die Reanimation verläuft erfolglos. Du telefonierst mit den Angehörigen und hörst dich sagen: es ging dann plötzlich sehr schnell, wahrschein-lich Lungenembolie. Sie sind gar erleichtert, zufrieden, es fällt das Wort „Erlösung“, es kommt eine Art Dankbarkeit herüber. Aber was bleibt? Der Patient ist tot - diese Er-fahrung machte unser Forenmitglied airmaria und im gleichnamigen Bei-trag in den Foren könnt ihr Erfah-rungen austauschen unter:www.medi-learn.de/MF27658

Was wollt ihr werden?Abi, Start des Medizinstudium, Vor-klinik absolviert, Klinik hinter sich gelassen, auf ins PJ - doch halt: Bald ist das Studium zu Ende und spätes-tens mit dem letzten Staatsexamen sollte man die ungefähre Richtung, in die es einen später als Arzt ver-schlägt, zumindest erahnen. „Habt ihr schon eine Vorstellung davon, in welche Fachrichtung es später mal gehen soll?“,Neugierig geworden? Abstimmen, Anschauen und Mit-machen könnt ihr unter:www.medi-learn.de/MF16741

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Nach ein paar Tagen an der Uni sieht man alles relaxter