MEDI-LEARN Zeitung 05/2009

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Mehr dazu auf den Seiten 6 und 7 Ausgabe 05/ 09 ∙ November/ Dezember 2009 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de ∙ ISSN 1860-8590 ∙ 1,90 € ZEITUNG Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte Der „Female Shift“ Die Medizin wird immer weiblicher: Schon jetzt sind 60% der Neuanfänger in der Humanmedi- zin Studentinnen. Das bietet Chancen: Studien zeigen, dass weibliche Ärzte ihre Patienten bes- ser und fürsorglicher therapieren. Doch wie las- sen sich gerade in der Medizin Karriere- und Kin- derwünsche vereinbaren. Welche Rechte haben Frauen, welche Unterstützung steht ihnen zu? App geht die Post! iPhone-Tools speziell für Mediziner Das iPhone ist nicht nur ein grandioses Spielzeug für große Mädchen und Jungs, son- 12 Selbstbestimmte Patienten Neuregelung der Willenserklärungen Was soll im Endstadium einer unheilbaren Krankheit von Ärzten noch getan werden, 03 was unterlassen? Der Gesetzgeber hat das Recht von Patienten ge- stärkt, darüber selbst zu bestimmen. Wir berichten was sich verän- dert hat, was zu beachten ist und welche Konflikte die Novelle birgt. Die eigene Praxis BWL-Wissen ist unerlässlich Ein Ziel vieler junger Mediziner: irgendwann eine eigene Praxis zu führen. Doch bis 08 die Patienten hereinspazieren können, gilt es einige Hürden zu überwinden. Zum Beispiel Gebietsbeschränkungen und Rahmen- bedingungen. Betriebswirtschaftliches Know-how ist essentiell. dern erleichtert auch das medizinische Studenten- und Arbeitsleben: Wir stellen euch Applikationen aus dem iPhone-Universum vor, die euch beim Büffeln oder bei aufkommenden Fragen auf Station helfen. Fassungsvermögen eines mittelgroßen Ikea-Regals Neugieriger Blick in die Kitteltaschen von Assistenzärzten Redaktion MEDI-LEARN Rezensionen Irren ist menschlich. Diesmal widmet sich dieser Teil der Psychiatrie bzw. Psychothe- rapie. Welches Lehrbuch wählen, wenn es um die „Seelenheilkunde“ geht? Auch in dieser Ausgabe der MLZ haben wir wieder drei Medizinstudenten jeweils ein Buch ausgiebig testen lassen. Und natürlich könnt ihr wieder jedes der vor- gestellten Werke bei uns gewinnen! S. 04 Inhalt Freizeitgestaltung Was machen Medizinstudenten, wenn sie ausnahmsweise mal nicht hinter ihren Bü- chern hocken oder dem Ausbildungsarzt über den Gang folgen? Wir haben im Früh- jahr dazu eine Umfrage gemacht und prä- sentieren euch jetzt, wie eure Kommilitonen ihre kostbare Freizeit gestalten. S. 09 Akupunktur aus zwei Sichten Nadeln setzen gegen Schmerzen und Unwohlsein: Akupunktur hat sich zur landläufig eingesetzten Alternativ-Thera- pie entwickelt. MEDI-LEARN stellt Erfah- rungsberichte, Pros und Contras aus zwei Betrachtungsrichtungen vor: Einmal aus Sicht der Patienten und einmal aus Sicht praktizierender Ärzte. S. 03 TCM auf Malta Um sich der Traditionellen Chinesischen Me- dizin durch „learning by doing“ anzunähern, braucht man kein Fernflugticket zu lösen. Nach zwei Stunden landet der Flieger im südlichen Mittelmeer: Auf Malta gibt es TCM- Praktikumskurse, die unser Korrespondent nur empfehlen kann. S. 02 Medizinstudium Arzt-Patient-Verhältnis Praktikum Lesestoff und Schlafanzug Da kommt kein Mediziner drum herum: Nachtdienst ist gerade in den ersten Be- rufsjahren obligat. Wie das „erste Mal“ war und welche Tipps es für diejenigen gibt, die es noch vor sich haben: Das erfahrt ihr in un- serem Erfahrungsbericht über das Dienst- schieben in dunkler Nacht. S. 12 Klinik F ür viele ist er das Markenzeichen der ärztlichen Zunft schlechthin – der weiße Kittel. Sicher nicht modisch und im Sommer viel zu warm. Doch einen Vorteil hat das traditionsreiche Klei- dungsstück immerhin gegenüber dem lässigen Kasack und dem viel schickeren Polohemd: tiefe Taschen! Die Redaktion fragte nach, was ihr in denen so alles ver- staut, und staunte nicht schlecht über die Antworten. Manche Kittel haben offen- bar das Fassungsvermögen eines mittel- großen Ikea-Regals. Erwartungsgemäß wurden Stethoskop und Pupillenleuchte natürlich beson- ders häufig genannt, dicht gefolgt vom Stauschlauch. Wenn es aber irgendeinen Gegenstand gibt, den wirklich jeder jun- ge Mediziner immer und überall dabei hat, dann ist das definitiv der Kugel- schreiber. Meist sind es gleich mehrere, vor allem weil Oberärzte sie oft auslei- hen und selten wieder zurückgeben. Erst wenn mehr als drei Stifte in der Brustta- sche deines Kittels stecken, wird es Zeit zu überlegen, wo du sie geklaut hast. Gut organisierte Zeitgenos- sen bevorzugen Notizbücher Wer einen Schreiber hat, braucht natür- lich auch Papier, und das ist in der Tat ebenfalls in mindestens einer Tasche jedes anständigen Kittels vorhanden. Die gut organisierten Zeitgenossen be- vorzugen ein Notizbuch, in das gege- benenfalls Rezepte und Konsilscheine hineingelegt werden können. So bleiben die länger frisch und faltenfrei. Andere haben zu Papier ein weniger fürsorg- liches Verhältnis und tragen nach eige- nen Angaben „fliegende Blätter diverser Art“ mit sich herum. Bei genauem Hinsehen sind das über- wiegend Listen, die es in allen Formen, Farben und Größen gibt: Stationslisten, Patientenlisten, To-do-Listen, Pieperli- sten, Telefonlisten und als Spezialfall die Liste mit den Telefonnummern der Hintergrunddienste. Je nach Fachrich- tung kommen dann noch die Checkli- ste Innere, Checkliste Traumatologie, Checkliste Neurologie und so weiter mit in den Kittel. Mit 170 Gramm besonders ge- wichtig ist die Liste der Pillen und Tabletten – das Arzneimittel pocket. Die Sonderausführung mit integriertem Thera- pie-Teil bringt sogar fast ein halbes Pfund auf die Waage. Bücher sind eben immer das schwerste, zeigt sich bei jedem Umzug aufs Neue. Und es bewahrhei- tet sich auch beim Blick in bundesdeutsche Kittelta- schen. Ein Reflexhammer – Berliner Modell – wiegt vergleichsweise gut tragbare 130 Gramm. Wenn du also das Buch in die eine Seitentasche und den Reflexham- mer plus Verbandsschere zuzüglich einer Rolle Leukosilk in die andere steckst, ist dein Gleichgewichtssinn schon halbwegs wieder hergestellt. Die Pupillenleuch- te findet ihren Platz neben den Kugel- schreibern in der Brusttasche, und hinter die Palisade der diversen eigenen oder geklauten Stifte passen außerdem Win- kelmesser und EKG-Lineal. Klinisches Wörterbuch im privaten Handy installiert Damit wären die sperrigsten Gegenstände bereits gut untergebracht. Das aus der Sicht deines Arbeitgebers unentbehrlichste Uten- sil aber ist der Pieper. Mit Glück brauchst du nur einen davon, aber es können auch zwei oder drei sein, nicht zu vergessen das Diensthandy. Wenn du dich damit nicht erreichbar genug fühlst, nimm bes- ser zusätzlich dein privates mit. Bei den gehobenen Modellen lässt sich ja inzwischen so ziemlich alles bis hin zum kom- pletten klinischen Wörterbuch installie- ren. Man weiß schließlich nie, wann man so was mal braucht… Spätestens jetzt kommen die Hosenta- schen als weiterer Stauraum ins Spiel: Telefon auf die eine Seite, Schlüssel- bund als Gegengewicht auf die andere. Pieper lassen sich fast immer irgendwo anklemmen und das Stethoskop erfor- derlichenfalls um den Hals tragen. Doch Mitarbeiter-Ausweis, Namens- schild, Röntgenplakette, Chipkarte für die Zeiterfassung, Chipkarte für die Kantine, Lippenbalsam, Handcreme und Kleingeld für den Naschkram-Automaten wollen ebenfalls untergebracht sein. Von nun an hilft nur Fingerspitzengefühl wei- ter, um beim tastenden Graben in den Tiefen der Taschen das ganze Zeug noch einigermaßen auseinander halten zu kön- nen. Und eine insgesamt kräftige Statur, denn dein Kittel hat längst die ergono- mischen Eigenschaften einer Bleiweste – die Sorte, mit der Triathleten trainieren. Gängige Lösung des Problems: Zu Dienstbeginn an einen stabilen Ha- ken gehängt, wird der Kittel für die kom- menden Stunden zu deiner persönlichen Basisstation. Plötzlich passt du wieder durch jede Tür, und weiße Polohemden sehen sowieso viel schicker aus. Ran an den Prof! Die Suche nach einer medizinischen Doktorarbeit von Nina Dalitz (MEDI-LEARN) R echtzeitig zum PJ sollte sie fertig sein. Später ist kaum Zeit, sich mit der Doktorarbeit zu beschäftigen. Bis zur Abgabe ist es aber ein weiter Weg. Du musst dir die Fakten erarbeiten, die Ar- beit schreiben und ein Literaturverzeich- nis anlegen. Und davor musst du erst einmal eine finden! Bevor du dich auf die Suche nach der Doktorarbeit machst, sollte dir klar sein, was für eine Arbeit es werden soll: Klinisch, also in Form einer Patientenstudie? Statistisch, also in der Auswertung von Archiven? Oder doch lieber experimentell, also eine langwie- rige, aber hoch angesehene Arbeit im La- bor? Steht das fest, kannst du dich auf die Suche nach einem Doktorvater machen. Vorher im Forschungs- bericht der Uni blättern Es lohnt sich, mehrere Adressen heraus zu finden, viele E-Mails zu verschicken, öfter zum Telefon zu greifen oder ans Schwarze Brett zu laufen und zu hof- fen, dass drei bis vier Gespräche dabei heraus springen. Blättere im aktuellen Forschungsbericht deiner Uni. Informie- re dich auf Webseiten der Kliniken, deren Fächer dich interessieren. Frag Kommilitonen, die gerade ihre Dok- torarbeit machen und halte die Augen of- fen nach Zetteln an schwarzen Brettern, in der Mensa oder in Instituten. Viele PromotionsVersuche scheitern Es gibt auch Börsen im Internet. Nach der Recherche wendest du dich einfach an die jeweiligen Kliniken und Institute und stellst freundlich und direkt die Frage nach einer medizinischen Doktorarbeit. Augen auf in Famulatur, Job und Untersuchungskurs Lass dich auf dem Weg zum Prof. so- weit wie möglich nicht lange von Se- kretärinnen aufhalten. Persönliche Kontakte oder Referenzschreiben er- leichtern dir den direkten Zugriff auf ein wertvolles Professoren-Gespräch. Augen auf in Famulaturen oder bei Jobs im Krankenhaus. Patientenstudie, statistisch oder exPerimentell? Hier erfährst du als Erster, wenn eine Doktorarbeit angeboten wird. Auch über den „Unterricht am Krankenbett“ oder durch die Hausarbeit sind schon ent- scheidende Kontakte entstanden. Sorgfältig auswählen Doch Vorsicht: Viele Promotionsver- suche scheitern. Verbringe lieber etwas mehr Zeit mit der Auswahl deiner Arbeit, als Monate oder Jahre in eine Arbeit zu investieren, die du nie zu Ende bringst. Lass dir deine Arbeitsstätte (Labor, Sta- tion, etc.) zeigen. Dort solltest du dich wohl fühlen. Schon beim ersten Kontakt sollten dir die Fragestellung und das Ziel der Promotion klar werden. Führe ruhig mehrere Gespräche mit verschiedenen potentiellen Doktorvätern. Nach dem Gespräch musst du dich nicht so- fort entscheiden. Mach einen Tag ein oder zwei Wochen später aus, an dem du deine Entscheidung mitteilst. Und höre dich zu guter Letzt dann nochmals bei Kollegen oder Doktoranden um, wie sie die dir angebotene Arbeit be- werten. Und dann heisst es: Entschließen, zusagen und Augen auf und durch! Wir verlosen Promotion (Weiß) von Thieme – einfach Namen eintragen und schon bist du dabei: www.medi-learn.de/ gw250

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Die MEDI-LEARN Zeitung im Printformat. Sie enthält auf 12 Zeitungsseiten News und Informationen für Medizinstudenten und Jungärzte und erscheint fünfmal pro Jahr als Beilage zur renommierten Zeitschrift Via medici aus dem Thieme Verlag.

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Mehr dazu auf den Seiten 6 und 7

Ausgabe 05/09 ∙ November/ Dezember 2009 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de ∙ ISSN 1860-8590 ∙ 1,90 €

ZEITUNGDie Zeitung für Medizinstudenten

und junge Ärzte

Der „Female Shift“Die Medizin wird immer weiblicher: Schon jetzt sind 60% der Neuanfänger in der Humanmedi-zin Studentinnen. Das bietet Chancen: Studien zeigen, dass weibliche Ärzte ihre Patienten bes-ser und fürsorglicher therapieren. Doch wie las-sen sich gerade in der Medizin Karriere- und Kin-derwünsche vereinbaren. Welche Rechte haben Frauen, welche Unterstützung steht ihnen zu?

App geht die Post!iPhone-Tools speziell für MedizinerDas iPhone ist nicht nur ein grandioses Spielzeug für große Mädchen und Jungs, son-

12

Selbstbestimmte PatientenNeuregelung der Willenserklärungen Was soll im Endstadium einer unheilbaren Krankheit von Ärzten noch getan werden,

03was unterlassen? Der Gesetzgeber hat das Recht von Patienten ge-stärkt, darüber selbst zu bestimmen. Wir berichten was sich verän-dert hat, was zu beachten ist und welche Konflikte die Novelle birgt.

Die eigene PraxisBWL-Wissen ist unerlässlichEin Ziel vieler junger Mediziner: irgendwann eine eigene Praxis zu führen. Doch bis

08die Patienten hereinspazieren können, gilt es einige Hürden zu überwinden. Zum Beispiel Gebietsbeschränkungen und Rahmen-bedingungen. Betriebswirtschaftliches Know-how ist essentiell.

dern erleichtert auch das medizinische Studenten- und Arbeitsleben: Wir stellen euch Applikationen aus dem iPhone-Universum vor, die euch beim Büffeln oder bei aufkommenden Fragen auf Station helfen.

Fassungsvermögen eines mittelgroßen Ikea-RegalsNeugieriger Blick in die Kitteltaschen von Assistenzärzten Redaktion MEDI-LEARN

RezensionenIrren ist menschlich. Diesmal widmet sich dieser Teil der Psychiatrie bzw. Psychothe-rapie. Welches Lehrbuch wählen, wenn es um die „Seelenheilkunde“ geht?Auch in dieser Ausgabe der MLZ haben wir wieder drei Medizinstudenten jeweils ein Buch ausgiebig testen lassen. Und natürlich könnt ihr wieder jedes der vor-gestellten Werke bei uns gewinnen! S. 04

Inhalt

FreizeitgestaltungWas machen Medizinstudenten, wenn sie ausnahmsweise mal nicht hinter ihren Bü-chern hocken oder dem Ausbildungsarzt über den Gang folgen? Wir haben im Früh-jahr dazu eine Umfrage gemacht und prä-sentieren euch jetzt, wie eure Kommilitonen ihre kostbare Freizeit gestalten. S. 09

Akupunktur aus zwei SichtenNadeln setzen gegen Schmerzen und Unwohlsein: Akupunktur hat sich zur landläufig eingesetzten Alternativ-Thera-pie entwickelt. MEDI-LEARN stellt Erfah-rungsberichte, Pros und Contras aus zwei Betrachtungsrichtungen vor: Einmal aus Sicht der Patienten und einmal aus Sicht praktizierender Ärzte. S. 03

TCM auf MaltaUm sich der Traditionellen Chinesischen Me-dizin durch „learning by doing“ anzunähern, braucht man kein Fernflugticket zu lösen. Nach zwei Stunden landet der Flieger im südlichen Mittelmeer: Auf Malta gibt es TCM-Praktikumskurse, die unser Korrespondent nur empfehlen kann. S. 02

Medizinstudium

Arzt-Patient-Verhältnis

Praktikum

Lesestoff und SchlafanzugDa kommt kein Mediziner drum herum: Nachtdienst ist gerade in den ersten Be-rufsjahren obligat. Wie das „erste Mal“ war und welche Tipps es für diejenigen gibt, die es noch vor sich haben: Das erfahrt ihr in un-serem Erfahrungsbericht über das Dienst-schieben in dunkler Nacht. S. 12

Klinik

Für viele ist er das Markenzeichen der ärztlichen Zunft schlechthin – der

weiße Kittel. Sicher nicht modisch und im Sommer viel zu warm. Doch einen Vorteil hat das traditionsreiche Klei-dungsstück immerhin gegenüber dem lässigen Kasack und dem viel schickeren Polohemd: tiefe Taschen! Die Redaktion fragte nach, was ihr in denen so alles ver-staut, und staunte nicht schlecht über die Antworten. Manche Kittel haben offen-bar das Fassungsvermögen eines mittel-großen Ikea-Regals.

Erwartungsgemäß wurden Stethoskop und Pupillenleuchte natürlich beson-

ders häufig genannt, dicht gefolgt vom Stauschlauch. Wenn es aber irgendeinen Gegenstand gibt, den wirklich jeder jun-ge Mediziner immer und überall dabei hat, dann ist das definitiv der Kugel-schreiber. Meist sind es gleich mehrere, vor allem weil Oberärzte sie oft auslei-hen und selten wieder zurückgeben. Erst wenn mehr als drei Stifte in der Brustta-sche deines Kittels stecken, wird es Zeit zu überlegen, wo du sie geklaut hast.

Gut organisierte Zeitgenos-sen bevorzugen NotizbücherWer einen Schreiber hat, braucht natür-lich auch Papier, und das ist in der Tat ebenfalls in mindestens einer Tasche jedes anständigen Kittels vorhanden. Die gut organisierten Zeitgenossen be-vorzugen ein Notizbuch, in das gege-benenfalls Rezepte und Konsilscheine hineingelegt werden können. So bleiben die länger frisch und faltenfrei. Andere haben zu Papier ein weniger fürsorg-liches Verhältnis und tragen nach eige-nen Angaben „fliegende Blätter diverser Art“ mit sich herum.

Bei genauem Hinsehen sind das über-wiegend Listen, die es in allen Formen, Farben und Größen gibt: Stationslisten, Patientenlisten, To-do-Listen, Pieperli-sten, Telefonlisten und als Spezialfall die Liste mit den Telefonnummern der Hintergrunddienste. Je nach Fachrich-

tung kommen dann noch die Checkli-ste Innere, Checkliste Traumatologie,

Checkliste Neurologie und so weiter mit in den Kittel. Mit 170 Gramm besonders ge-wichtig ist die Liste der Pillen und Tabletten – das Arzneimittel pocket. Die Sonderausführung mit integriertem Thera-pie-Teil bringt sogar fast ein halbes Pfund auf die Waage.

Bücher sind eben immer das schwerste, zeigt sich bei jedem Umzug aufs Neue. Und es bewahrhei-tet sich auch beim Blick in bundesdeutsche Kittelta-schen. Ein Reflexhammer – Berliner Modell – wiegt vergleichsweise gut tragbare 130 Gramm. Wenn du also das Buch in die eine Seitentasche und den Reflexham-mer plus Verbandsschere zuzüglich einer Rolle Leukosilk in die andere steckst, ist dein Gleichgewichtssinn schon halbwegs wieder hergestellt. Die Pupillenleuch-te findet ihren Platz neben den Kugel-schreibern in der Brusttasche, und hinter die Palisade der diversen eigenen oder geklauten Stifte passen außerdem Win-kelmesser und EKG-Lineal.

Klinisches Wörterbuch im privaten Handy installiertDamit wären die sperrigsten Gegenstände bereits gut untergebracht. Das aus der Sicht

deines Arbeitgebers unentbehrlichste Uten-sil aber ist der Pieper.

Mit Glück brauchst du nur einen davon, aber es können auch zwei oder drei sein, nicht zu vergessen das Diensthandy. Wenn du dich damit nicht erreichbar genug fühlst, nimm bes-ser zusätzlich dein privates mit. Bei den gehobenen Modellen lässt sich ja inzwischen so ziemlich alles bis hin zum kom-

pletten klinischen Wörterbuch installie-

ren. Man weiß schließlich nie, wann man so was mal braucht…

Spätestens jetzt kommen die Hosenta-schen als weiterer Stauraum ins Spiel: Telefon auf die eine Seite, Schlüssel-bund als Gegengewicht auf die andere. Pieper lassen sich fast immer irgendwo anklemmen und das Stethoskop erfor-derlichenfalls um den Hals tragen. Doch Mitarbeiter-Ausweis, Namens-schild, Röntgenplakette, Chipkarte für die Zeiterfassung, Chipkarte für die Kantine, Lippenbalsam, Handcreme und Kleingeld für den Naschkram-Automaten wollen ebenfalls untergebracht sein. Von nun an hilft nur Fingerspitzengefühl wei-

ter, um beim tastenden Graben in den Tiefen der Taschen das ganze Zeug noch einigermaßen auseinander halten zu kön-nen. Und eine insgesamt kräftige Statur, denn dein Kittel hat längst die ergono-mischen Eigenschaften einer Bleiweste – die Sorte, mit der Triathleten trainieren. Gängige Lösung des Problems: Zu Dienstbeginn an einen stabilen Ha-ken gehängt, wird der Kittel für die kom-menden Stunden zu deiner persönlichen Basisstation. Plötzlich passt du wieder durch jede Tür, und weiße Polohemden sehen sowieso viel schicker aus.

Ran an den Prof! Die Suche nach einer medizinischen Doktorarbeitvon Nina Dalitz (MEDI-LEARN)

Rechtzeitig zum PJ sollte sie fertig sein. Später ist kaum Zeit, sich mit

der Doktorarbeit zu beschäftigen. Bis zur Abgabe ist es aber ein weiter Weg. Du musst dir die Fakten erarbeiten, die Ar-beit schreiben und ein Literaturverzeich-nis anlegen. Und davor musst du erst einmal eine finden! Bevor du dich auf die Suche nach der Doktorarbeit machst, sollte dir klar sein, was für eine Arbeit es werden soll: Klinisch, also in Form einer Patientenstudie? Statistisch, also in der Auswertung von Archiven? Oder doch lieber experimentell, also eine langwie-rige, aber hoch angesehene Arbeit im La-bor? Steht das fest, kannst du dich auf die Suche nach einem Doktorvater machen.

Vorher im Forschungs-bericht der Uni blätternEs lohnt sich, mehrere Adressen heraus zu finden, viele E-Mails zu verschicken, öfter zum Telefon zu greifen oder ans

Schwarze Brett zu laufen und zu hof-fen, dass drei bis vier Gespräche dabei heraus springen. Blättere im aktuellen Forschungsbericht deiner Uni. Informie-re dich auf Webseiten der Kliniken, deren Fächer dich interessieren. Frag Kommilitonen, die gerade ihre Dok-torarbeit machen und halte die Augen of-fen nach Zetteln an schwarzen Brettern, in der Mensa oder in Instituten.

Viele PromotionsVersuche scheitern

Es gibt auch Börsen im Internet. Nach der Recherche wendest du dich einfach an die jeweiligen Kliniken und Institute und stellst freundlich und direkt die Frage nach einer medizinischen Doktorarbeit.

Augen auf in Famulatur, Job und UntersuchungskursLass dich auf dem Weg zum Prof. so-

weit wie möglich nicht lange von Se-kretärinnen aufhalten. Persönliche Kontakte oder Referenzschreiben er-leichtern dir den direkten Zugriff auf ein wertvolles Professoren-Gespräch. Augen auf in Famulaturen oder bei Jobs im Krankenhaus.

Patientenstudie, statistisch oder exPerimentell?

Hier erfährst du als Erster, wenn eine Doktorarbeit angeboten wird. Auch über den „Unterricht am Krankenbett“ oder durch die Hausarbeit sind schon ent-scheidende Kontakte entstanden.

Sorgfältig auswählenDoch Vorsicht: Viele Promotionsver-suche scheitern. Verbringe lieber etwas mehr Zeit mit der Auswahl deiner Arbeit, als Monate oder Jahre in eine Arbeit zu investieren, die du nie zu Ende bringst.

Lass dir deine Arbeitsstätte (Labor, Sta-tion, etc.) zeigen. Dort solltest du dich wohl fühlen. Schon beim ersten Kontakt sollten dir die Fragestellung und das Ziel der Promotion klar werden. Führe ruhig mehrere Gespräche mit verschiedenen potentiellen Doktorvätern. Nach dem Gespräch musst du dich nicht so-fort entscheiden. Mach einen Tag ein oder zwei Wochen später aus, an dem du deine Entscheidung mitteilst. Und höre dich zu guter Letzt dann nochmals bei Kollegen oder Doktoranden um, wie sie die dir angebotene Arbeit be-werten. Und dann heisst es: Entschließen, zusagen und Augen auf und durch!

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2Seite November/ Dezember 2009

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Chinesische Heilkunde auf Malta erlernen

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TCM in Malta: Als ich davon hörte, war ich etwas verwundert. Ich war

fest der Überzeugung, dass man eine fun-dierte praktisch ausgelegte TCM nur in China finden könne. Nach einigen wei-teren Basisinformationen entschloss ich mich aber dann doch, ein Praktikum in Malta zu absolvieren. Dafür sprach zu-nächst einmal die geografische Nähe. Zu-dem war das Praktikum schwerpunktmä-ßig auf Praxis ausgerichtet. Der größte Vorteil aber war wohl die Möglichkeit, ohne Übersetzer mit den Ärzten in Englisch sprechen zu können.

AnkunftAngekommen in Malta war ich erfreut über den herz-lichen Empfang des Prak-tikumskoordinators und die nette private Unterkunft, die mich nun zwei Monate beherbergen sollte. Noch am gleichen Tag fand die erste Kontaktaufnahme mit den chinesischen Ärzten statt. Sie war von einer mir bis dahin von Asiaten nicht bekannten Offenheit geprägt. Die reservierte Zu-rückhaltung und Distanz, die man mit Chinesen ver-bindet, schien auf der Stre-cke von China nach Malta verloren gegangen zu sein. Alle vier Doktoren sind Con-sultants of Traditional Chi-nese Medicine, sowie Senior Lecturers of Nanjing Uni-versity of Traditional Chine-se Medicine mit langjähriger praktischer Erfahrung, sowohl in westlicher Medizin als auch besonders in der TCM.

Behandlung in Verschiedenen KliniKen

Als Praktikant erlebte ich, dass die Be-handlung der Patienten in zwei verschie-denen Kliniken stattfindet. In einer staat-lichen Poliklinik in Floriana und in einer privaten TCM-Klinik in Kordina. Diese zwei Praktikumsorte wurden dann noch von einem wöchentlichen Ausflug in eine staatliche Klinik auf der Nachbarin-sel Gozo ergänzt, die in wenigen Minuten per Schiff erreichbar ist. Es sollte sich auch noch herausstellen, dass es zwischen diesen Arbeitsstandorten große Unter-schiede im Behandlungsumfang gab: In den staatlichen Kliniken, wurde be-dingt durch die Vorgaben der öffent-lichen Hand nur Akupunktur und

Cupping angeboten. In der TCM-Klinik in Kordina praktizierten die chinesischen Mediziner, neben Akupunktur, Cupping und Moxibution, ebenso Tuina und das auch an Samstagen...

KommunikationDie Verständigung auf Englisch stellte von Anfang an keine Probleme dar, was sich im Verlauf des Praktikums als groß-

er Vorteil erweisen sollte. Es ermöglichte mir auch schwierige „westliche Indi-kationen“ mit den Ärzten direkt zu dis-kutieren. In diesen Gesprächen wurden dann auch die chinesischen Indikationen erörtert. Durch die Aufgeschlossenheit der Ärzte war es auch möglich, jederzeit nachzufragen, etwa warum jetzt diese Punkte gewählt wurden und nicht andere.

aufgeschlossene Ärzte er-möglichten nachfragen

Diese Fragen wurden immer geduldig und mit fundierten Argumenten erklärt. In den Mittagspausen und wann immer sich sonst Gelegenheit dazu bot, brachten die chine-sischen Mediziner dem westlichen Newco-mer auch die Theorie der TCM nahe

Der UnterschiedNoch etwas unter-schied dieses Prakti-

kum von vielen anderen: Hier fanden Nachfragen und Erörterungen der In-dikationen nicht irgendwann in sterilen Räumen, sondern direkt im Beisein der Patienten während der Behandlung statt. Dies mag verwundern, aber der Umgang mit dem Patienten und seiner Krankheit ist in Malta nicht so steril und steif wie hierzulande. Für die Patienten war es auch völlig normal, dass ein Praktikant

anwesend war und unter der Aufsicht des Arztes bestimmte Anwendungen vornahm. Diese erstreckten sich auf die gesamte Bandbreite der dort angebote-nen TCM.

Durch die Vielzahl der Patienten, be-sonders in den staatlichen Kliniken, zum Teil bis zu 15 Patienten in drei Stunden, konnte ich reichlich praktische Erfahrung in Akupunktur, Diagnose und Therapie sammeln. Diese wurde dann am Nachmittag in der TCM-Kli-nik, mit durchschnittlich 10 Patienten erweitert. Ich stellte während meines Praktikums fest, dass die erweiterten Anwendungen, Tuina und Moxibuti-on, zwar die Verweilzeit der Patienten verlängerte, aber die Erfolge waren durchwegs rascher und andauernd.

Die zu behandelnden Krankheiten setzten sich so zusammen: Rund 80 Prozent

Schulter-, Rücken-, Nacken-, Arm- und Beinprobleme sowie Verspannungen und Migräne, zehn Prozent innere Krank-heiten und zehn Prozent Gewichts-reduktion, Raucherentwöhnung oder ähnliches. Hervorzuheben ist die indivi-duelle Betreuung und die Gelegenheit, im Laufe des Praktikums allen Ärzten über die Schulter zu schauen. Die ange-nehme Umgebung, und die fast schon

familiäre Betreuung, zeigte sich auch in der Möglichkeit des gemeinsamen chin. Mittagessens und anderer Aktivitäten mit den Ärzten und weiteren Praktikanten in der Freizeit.

FazitWer durch „Learning by Doing“ seine TCM-Kenntnisse intensivieren und ver-tiefen möchte, wird von dem Praktikum in Malta sehr stark profitieren. Alles in allem hat mir mein Aufenthalt auf Malta sehr gefallen.

Mehr Infos:www.tcm-malta.com

Studenten aufgepasst!Die 3. Auflage

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überarbeitet!

MEDI-LEARN PODCASTDiesen Artikel gibt es online auch als Audio-- Datei zum Download unter: www.medi-learn.de/podcast

Erfahrungsbericht aus dem Mediterranean Centre for TCMvon Thomas Hartmann

TCM im Mittelmeer - wer hätte das gedacht?

Page 3: MEDI-LEARN Zeitung 05/2009

www.medi-learn.deMLZNovember/ Dezember 2009 3Seite

In den Foren gelauscht

Die ganze Weisheit raus?Anilinas Zahnarzt möchte ihre 8er, also die Weisheitszähne, entfer-nen. Als Humanmedizinerin fragte sie lieber noch mal im Zahni-Fo-rum nach: Gleich alle auf einmal? Braucht sie eine Vollnarkose? Müssen die Zähne überhaupt ent-fernt werden? Was steht mir jetzt genau bevor? Prompt wurde Anili-na mit Erfahrungsberichten über-häuft, mit denen bestimmt Fragen zu euren speziellen Beißerchen, sofern noch vorhanden, beantwor-tet werden:www.medi-learn.de/MF51569

Wie lerneich am besten?„Super, super, super, ich bin sehr beeindruckt von den ganzen Ant-worten und Hilfen von euch. Vie-len Dank. Leider musste ich dann auch einsehen, dass es eine einzige richtige Patentlösung scheinbar leider nicht gibt“ schreibt clavi-cula2 im Forum. Aber: Auf meh-reren Seiten wurde heiß diskutiert, wie man am besten lernt und sich die Zeit zwischen Kreuzen, Lesen und den verschiedenen Fächern aufteilt. Kein Patentrezept, aber sicherlich ist der eine oder ande-re Tipp für die persönliche Lern-Strategie dabei!www.medi-learn.de/MF52012 Tricks fürs Blutabnehmen Als Pflegepraktikant sehnst du dich danach. In der Famulatur musst du es plötzlich können: Blut abnehmen. Doch nicht immer hat jemand Zeit, es dir zu erklären. Und falsch machen lässt sich viel, das weiß jeder Medizinstudent. Glücklicherweise bist du nicht der erste Mensch, der das „Abzapfen“ lernen muss. Viele Foren-Mit-glieder haben ihre Geheimtipps verraten. Du hast auch noch einen oder bist auf der Suche nach dem perfekten Trick? Klick dich rein auf unserer Seite:www.medi-learn.de/MF52943

OP-Gebote Einfach (halb-)göttlich: Rund 230 OP-Gebote haben unsere Foren-Nutzer zusammengetragen. Zum Beispiel Gebot 6: Nicht in den Si-tus kippen. Plus Absatz Gebot 6.1: Bevor Du kippst, lasse die Haken los! Auch gut: Gebot 8: Prakti-kanten und Studenten stehen im Weg. Wenn sie es schaffen, ein-mal nicht im Weg zu stehen, dann wird der Weg geändert, so dass sie wieder im Weg stehen. Gebot 27: Falls du nicht weißt, ob wirklich DU gemeint warst, frag niemals: "Ich?!" Oder: Gebot 56: Ziehe im Gyn-OP nie deine Lieblingsso-cken an. Mehr davon fndest du auf unserer Internetseite: www.medi-learn.de/MF31555

Jeder 5. verabschiedet sich vorzeitig aus dem Berufsleben – aber was dann?von Karl-Heinz Silbernagel (Deutsche Ärzteversicherung)

Berufsunfähigkeit - Das unterschätzte Risiko

Vielfältige Konsequenzen für die behandelnden Ärzte Redaktion MEDI-LEARN

Selbstbestimmung des Patienten gestärkt

Was soll im Endstadium einer un-heilbaren Krankheit von Ärzten

noch getan und was unterlassen wer-den? Mit umfassenden Neuerungen hat der Gesetzgeber das Recht von Pati-enten gestärkt, darüber selbst zu bestim-men. Zwar konnten schon bisher durch entsprechende Verfügungen Wünsche angemeldet werden. Doch erst durch den am 1. September 2009 in Kraft getretenen Paragrafen 1901a des Bür-gerlichen Gesetzbuches sind derartige Willenserklärungen für die behandeln-den Mediziner verbindlich und sogar gerichtlich durchsetzbar.

Immer geht es um Situationen, in de-nen sich der Betroffene wegen an-haltender Bewusstseinstrübung oder Bewusstseinsverlust nicht mehr selbst äußern kann. Zentrale Bedeutung bei der Entscheidung über Einleitung, Fortführung oder Abbruch beispiels-weise einer Sondenernährung oder künstlichen Beatmung erhält dann ent-weder ein zuvor vom Patienten schrift-lich Bevollmächtigter oder ein gericht-lich bestellter Betreuer. Dieser hat den mutmaßlichen Wunsch der von ihm vertretenen Person zu ermitteln und für die Umsetzung zu sorgen.

Verfügung als Grundlage der EntscheidungsfindungSofern vorhanden, dient eine Patienten-verfügung als Grundlage der Entschei-dungsfindung. Von den zahlreichen im Vorfeld der Gesetzesänderung disku-tierten Mindestanforderungen an dieses Dokument ist letzten Endes nur eine

übrig geblieben: Es muss schriftlich ab-gefasst werden, jedoch im Unterschied zu einem Testament nicht unbedingt handschriftlich. Vom Tisch sind Über-legungen, die Gültigkeit zeitlich zu begrenzen sowie eine notarielle Beglaubi-gung oder vorherige ärzt-liche Beratung zur Pflicht zu machen.

Zwischen der Niederschrift der Verfügung und ihrer An-wendung können also etli-che Jahrzehnte liegen. Umso bedeutsamer ist eine über-legte und eindeutige Formu-lierung. Hilfestellung gibt eine auf den Internet-Seiten des Bundesministeriums der Justiz im PDF-Format er-hältliche Broschüre. Neben ausführlichen Erläu-terungen der neuen Rechts-lage enthält sie Textbau-steine, mit denen im Fall der Fälle unter anderem eine Dialyse, Wiederbele-bungsmaßnahmen, Blut-transfusionen oder die Gabe von Antibi-otika jeweils gewünscht oder abgelehnt werden können.

Im Notfall: Neues Recht führt zu Unsicherheiten Lassen die Formulierungen den Willen des Patienten klar erkennen, so kann und soll die Ausführung vom Bevollmächtig-ten oder gerichtlich bestellten Betreuer veranlasst werden. Zuvor hat eine Auf-

klärung durch den Arzt zu erfolgen, der seinerseits ausreichend Gelegenheit zur medizinischen Beurteilung des Falles ha-ben muss. Gerade in diesem Punkt wird

es wenigstens in der Übergangszeit vom alten zum neuen Recht sehr wahrschein-lich zu Missverständnissen und Unsi-cherheiten kommen.

Leicht vorstellbar ist beispielsweise, dass aufgeregte Angehörige den wegen eines vermuteten Herzstillstands geru-fenen Rettungskräften beim Eintreffen eine Patientenverfügung präsentieren, in der Wiederbelebungsmaßnahmen ausge-

schlossen wurden. Hier gilt es dennoch in jedem Fall tätig zu werden, da insbe-sondere im Notfall vor Ort und bei unbe-kannten Patienten die vom Gesetzgeber vorausgesetzte Beurteilung der medizi-nischen Gesamtsituation natürlich nicht geleistet werden könnte.

Widerruf durch den Verfasser jederzeit möglichKeine Rolle spielt hingegen, wann das Schriftstück entstand. Für alle neuen und schon vorhandenen Erklärungen dieser Art wurde vom Gesetzgeber einheitlich bestimmt, dass sie zeit-lich unbegrenzt gelten. Der Widerruf ist ausschließlich durch den Verfasser jederzeit und ohne alle Formalitäten möglich. Ob man überhaupt eine Pa-tientenverfügung hinterlegt, ist stets Sache der eigenen, unabhängigen Ent-scheidung, darf also niemandem – zum Beispiel im Rahmen eines Vertrags über Pflegeleistungen – zur Auflage ge-macht werden.

Allerdings ist gerade wegen der verän-derten Rechtslage die Abfassung einer Patientenverfügung empfehlenswert. Hatte bei der Beendigung lebensverlän-gernder Maßnahmen in der Vergangen-heit vielfach ein Gericht das letzte Wort, reicht neuerdings die einvernehmliche Entscheidung von Arzt und Betreuer. Liegen keine Hinweise auf dem entge-gen stehende Wünsche des Patienten vor, wird seine Zustimmung etwa zur Been-digung lebensverlängernder Maßnahmen unterstellt, so als habe er sie in einer ent-sprechende Verfügung selbst gegeben.

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Ärzte gehören – wie alle akade-mischen Heilberufe, aber auch z.B.

Rechtsanwälte oder Architekten – zu den sogenannten „verkammerten Berufen“, denen der Staat ein hohes Maß an Selbst-verwaltung zugestanden hat. Ausdruck dieser Selbstverwaltung sind die Ärzte-kammern und deren wichtigste Aufga-be ist es, für ihre Angehörigen, also die Ärzte, eine angemessene Versorgung im Alter wie auch bei Berufsunfähigkeit si-cherzustellen.

Doch „Vorsorge für das Alter?“ und „Absicherung der Familie?“ sind Frage-stellungen, die am Anfang der Berufs-karriere zunächst auf wenig Interesse stossen, scheinen diese doch noch in weiter Ferne zu liegen. Aber das Thema „Berufsunfähigkeit“ ist schon virulenter, erst recht bei Medizinstudenten, die mit diesem Thema schon „berufsmäßig“ viele Berührungspunkte haben. Man hat schließlich die Aufgabe, die Arbeits-kraft vieler Patienten zu erhalten oder wieder herzustellen.

Zurück zu den Versorgungswerken. Sie garantieren die Grundversorgung – im Falle der Berufsunfähigkeit jedoch nur mit entscheidenden Einschränkungen und die Leistungen sind in Umfang und Höhe nicht ausreichend, den Einkom-mensverlust zu kompensieren. Beispiels-weise zahlt das Versorgungswerk erst dann, wenn der Arzt gar nicht mehr in der Lage ist, ärztlich tätig zu sein und seine

gesamte ärztliche Tätigkeit einstellt. Und das Ver-sorgungswerk leistet nur bei 100%iger Berufsunfähigkeit – nicht also bei lediglich teil-weiser Be-rufsunfä-higkeit.

Nicht umsonst lau-tet somit der ein-dringliche Rat, den die Verbraucherzeitschrift „Finanztest“ den Lesern mit auf den Weg gibt:„Kümmern Sie sich möglichst früh um eine private Berufsunfähigkeitsversicherung. Je jünger und gesünder Sie sind, desto leich-

ter bekommen Sie einen guten Vertrag zu einem akzeptablen Preis." Eine wichtige

Aussage der Verbraucherschützer, die auch seit vielen Jahren die Fachleute

aus der Versicherungsbranche pro-pagieren. Denn sie kennen die

Statistik genau: Immer mehr Menschen müssen sich

vorzeitig aus dem Berufs-leben verabschieden.

Jeder 5. Berufstätige wird während sei-

nes Berufslebens berufsunfähig:

Krankheiten am Bewe-

gungsap-parat , Herz-und/

Kreis-laufsystem,

psychische Er-schöpfung und Spor-

tunfälle sind die häu-figsten Ursachen.

Die Konsequenz ist also der Abschluss einer privaten Absiche-

rung des Berufsunfähigkeits-Risikos. Doch das Thema Berufsunfähigkeit hat viele Facetten. Wichtig ist, dass man zu einem Spezialisten geht. Die Deutsche Ärzteversicherung als Spezialversicherer für akademische Heilberufe bietet eine

Berufsunfähigkeitsversicherung, die au-ßergewöhnlich leistungsstark ist und den ärztlichen Bedürfnissen genau entspricht. Sie erhielt deshalb Bestnoten von nam-haften Rating-Agenturen und der Stiftung Warentest.

Kurz - was sind die Vorteile? Zunächst leistet sie auch bei nur teilweisem Verlust der Arbeitskraft. Der Arzt erhält die volle Leistung bereits bei 50 % Berufsunfähig-keit. Dieses Ersatzeinkommen wird auch bei Bezug anderweitiger Versorgungs-leistungen und bei nur vorübergehender Berufsunfähigkeit bezahlt. Ganz wichtig: Die Deutsche Ärzteversicherung ver-weist den Arzt nicht in einen anderen Beruf oder auf eine andere ärztliche Tä-tigkeit! Und für Medizinstudenten und Berufsstarter bietet der Standesversi-cherer, wie die Deutsche Ärzteversiche-rung auch genannt wird, preiswerte und leistungsstarke Produkte zur Absiche-rung dieses existentiellen Risikos.

Übrigens: Informieren Sie sich einfach und unverbindlich über den besonde-ren Berufsunfähigkeitsschutz für die Angehörigen der akademischen Heil-berufe. Fordern Sie dazu einfach unter [email protected] oder unter Telefon 0221 148-22700 die Broschüre „Berufsunfähigkeit“ an. Sie zeigt, wie die Berufsunfähigkeitsrente im Laufe der Jahre durch die Über-schussbeteiligung wächst und wie auch eine zusätzliche Altersvorsorge als weitere Option zu nutzen ist.

Page 4: MEDI-LEARN Zeitung 05/2009

4Seite November/ Dezember 2009

www.medi-learn.deMLZ

KurzbeschreibungDas Kurzlehrbuch vermittelt in 27 an-

Kurzlehrbuch Psychiatrie (Steinkopff)von Manuela Zirk (8. Semester, Universität Erlangen-Nürnberg)

schaulich unterteilten Kapiteln alle re-levanten Themen zu psychiatrischen Störungen, deren Behandlung sowie rechtlichen Fragen und Forensik.

ZielgruppeDas Buch ist durch die vielen Fakten auf jeden Fall für Studenten ausgelegt, eig-net sich hervorragend zur Vorbereitung auf die Psychiatrie-Vorlesung und für die zum 2. Staatsexamen. Außerdem ist es auch für Assistenzärzte ein gelungenes Nachschlagewerk. Vorkenntnisse sind teilweise erforderlich auf verschiedenen Gebieten. Einige Fachbegriffe werden ebenfalls als bekannt vorausgesetzt. InhaltEinzelne Themen werden in der Regel entsprechend ihrer Wichtigkeit und Häu-figkeit des Auftretens behandelt, sodass ein gelungenes Kurzlehrbuch auf 315 Sei-ten entsteht, das sich mit allen Themen der Psychiatrie eingehend beschäftigt. Es liefert vor allem farblich hervorgeho-

Titel: Kurzlehrbuch PsychiatrieAutoren: B. Bandelow, O. Gruber, P. FalkaiVerlag: SteinkopffISBN: 978-3-7985-1835-3Preis: 24,95 €

bene Fachbegriffe zu den entsprechenden Krankheitsbildern.In meinen Augen reicht das Kurzlehrbuch aus, um das Wissen für dieses Fach abzu-decken. Seine Stärken hat es sicherlich in der Auflistung und schönen Erklärung von Symptomen, wohingegen teilweise zu viel neuer Input eher nachteilig wirkt.

DidaktikDas Buch enthält viele Merkkästen, die Zusammenfassungen oder Antworten auf Hammerexamensfragen liefern. Zu-dem sind sehr anschauliche Fallbeispiele angeführt, anhand derer man das Ge-lernte des jeweiligen Kapitels rekapitu-lieren kann. Es ist in einfachen Worten geschrieben und erzeugt so einen an-genehmen Lesefluss. Zudem sind sehr anschauliche Fallbeispiele angeführt, an-hand derer man den Stoff des jeweiligen Abschnitts rekapitulieren kann. Auch die farblich hervorgehobenen Sym-ptomchecklisten lassen auf einen Blick al-les Relevante erkennen.

Aufbau Das Buch ist in 27 Kapitel untergliedert, sodass man einen guten Überblick be-hält. Die Abbildungen veranschaulichen die im Text behandelten Themen gut und übersichtlich.

PreisDas Buch kostet im Handel 24,95 € und ist sein Geld auf jeden Fall wert.

FazitPsychiatrische Krankheiten werden an-schaulich präsentiert, es ist ein gelungenes Werk für Studenten und Wissbegierige mit anschaulich dargestellten Fällen und schöner Gegenüberstellung von Syndromen sowie Abgrenzungs-hilfen.

KurzbeschreibungDas handliche Taschenbuch gliedert sich

Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie (Springer)von Sandra Funke (8. Semester, Universität Wien)

auf insgesamt 468 Seiten in fünf Kapitel: Allgemeiner Teil, Krankheitslehre, The-rapie/Versorgung/Prävention, besondere Bereiche und zu guter letzt den Anhang. ZielgruppeMeiner Meinung nach sollte man aller-dings schon Vorkenntnisse in Psychologie und Psychiatrie aufweisen, um mit die-sem Buch zu lernen, da psychologische Grundlagen in diesem Buch kaum behan-delt werden. Deswegen ist dieses Buch wohl eher für die Klinik geeignet oder für Studenten, die das Fach schnell und effizi-ent hinter sich bringen wollen. InhaltDie einzelnen Themen werden in knapper Form beschrieben und geben einen guten Überblick. Möchte man allerdings ein de-taillierteres Fachwissen erlangen, muss man auf ausführlichere Bücher zurückgreifen. Am Ende der Kapitel finden sich Fallbei-

spiele zu ausgewählten Themen, die gut zur Vertiefung des gerade Gelesenen beitragen.

DidaktikEs ist gut geeignet, um einen schnellen Überblick über psychiatrische Krankheits-bilder sowie psychiatrische Diagnostik, Psychotherapie und Psychopharmakologie zu bekommen. Wer gerne viele Farbab-bildungen hat, ist bei diesem Buch an der falschen Adresse, da das Layout eher schlicht und schnörkellos gehalten ist.

Aufbau Eine große Stärke dieses Werkes ist der klare Aufbau und die gelungene Didak-tik. Eine klare Sprache, ein großer Zei-lenabstand und eine gute Seitenaufteilung ermöglichen es, die Kapitel relativ zügig durchzuarbeiten. Einige Kästen mit über-sichtlicher Darstellung tragen zum besse-ren Verständis bei (z.B. Formen des Alko-holismus nach Jellinek). Inhaltsverzeichnis

und Register ermöglichen durch eine klare Gliederung ein schnelles Nachschlagen.

PreisDas Buch kostet im Handel 19,95 € und ich finde den Preis absolut angemessen.

FazitWer bereits über Vorkenntnisse in Psycho-logie/Psychiatrie verfügt und ein kleines Buch mit den wichtigsten Fakten zum Nachschlagen sucht ist mit diesem Werk gut beraten. Für tiefere Einblick sollte man sich nach einem umfangreicheren Lehr-buch umschauen, denn dieses Werk vermittelt zunächst grundlegendes Basiswissen.

KurzbeschreibungDas Buch umfasst 620 Seiten und bereitet sehr gut auf die semester-/trimesterbeglei-

Duale Reihe - Psychiatrie und Psychotherapie (Thieme)

tenden Prüfungen vor. Es werden weit-aus mehr Themen als die Grundlagen des Faches sehr gut dargestellt und verständ-lich gegliedert. Auch das Themengebiet Kinder- und Jugendpsychiatrie findet sich in diesem Buch in adäquater Weise wieder.

ZielgruppeDie Duale Reihe Psychiatrie und Psycho-therapie richtet sich an Studierende im kli-nischen Abschnitt ihres Medizinstudiums.

InhaltNachvollziehbar und anschaulich wer-den alle wichtigen Inhalte zur Psychiat-rie und Psychotherapie vermittelt. Durch zahlreiche klinische Fallbeispiele, Pati-entenschilderungen, Patientenbilder und eindrückliche Videos mit Original-Pati-enteninterviews werden die Inhalte leben-dig. Der Haupttext bietet die Inhalte sehr verständlich und gut strukturiert. Eine Vielzahl sehr guter Abbildungen und Ta-bellen erleichtern das Lesen und Lernen.

Mit den integrierten klinischen Fallbei-spielen wird der notwendige Praxisbezug vermittelt.

DidaktikDiese Duale Reihe holt den Leser von Anfang an gut ab und bedarf keiner Ein-stiegslektüre davor. Es bietet für Einstei-ger bis zum Beginn des Facharztes ein Fachwissen, welches keine Fragen offen lässt. Sehr hilfreich sind besonders in die-sem Fach die eindrücklichen Patienten-beispiele, welche dazu beitragen, sich die Rolle des Patienten noch besser vorstellen zu können.

Aufbau Das Buch verfängt sich nicht in Detail-wissen sondern behandelt die wichtigen psychiatrischen Erkrankungen in ihren wichtigen Bezügen. Wie alle Lehrbücher aus dieser Reihe besticht das Buch durch die guten zusammenfassenden Lernin-halte, die Abbildungen ergänzen diese.

Sehr gut ist die CD-Rom zum Buch mit aufgezeichneten Patientengesprächen. PreisDas Buch kostet im Handel 49,95€. Der Preis ist angemessen für den Umfang des Buches und seinen gut aufgearbeiteten Inhalten.

FazitDie Duale Reihe Psychiatrie und Psycho-therapie ist ein ideales Nachschlagewerk, welches auch nach dem Studium im Bücher-regal nicht fehlen sollte. Deshalb ist es eine gute Investition bereits im Studium. Auf die-sem Fachgebiet ist es meiner Mei-nung nach längst ein Standard-werk, das seines Gleichen sucht.

Titel: Basiswissen Psychiatrie und PsychotherapieAutoren: Volker Arolt, Christian Reimer, Horst DillingVerlag: SpringerISBN: 978-3-540-32672-4 Preis: 19,95 €

Titel: Duale Reihe – Psychiatrie und PsychotherapieAutor: Hans-Jürgen Möller, Gerad Laux, Arno Deister Verlag: ThiemeISBN: 978-3-131-2854-47 Preis: 49,95 €

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von Karina Hechtel (6. Semester in Rostock)

Kurz notiert

Unis verweisen auf MEDI-LEARN Ranking Die Regensburger Medizinstudenten schnitten im Herbst 2009 zum wie-derholten Male als Beste in der bun-desweit einheitlichen 1. Ärztlichen Prüfung ab. Mit einem Durchschnitts-wert von 74,7% richtig beantworteter Aufgaben – insgesamt wurden 319 Aufgaben gestellt – lagen sie vor der zweitplatzierten Uni Heidelberg mit 74,5 %. Die Uni Regensburg verweist in ihrer Presse-Mitteilung dabei auch auf unser MEDI-LEARN Uni-Ran-king, in dem Regensburg in der Ka-tegorie „Qualität der Vorklinik“ den ersten Platz belegt. Zusammen mit der Uni Leipzig, die sich ebenfalls auf unsere Erhebung bezieht. Unser Uni-Ranking ist online verfügbar unter: www.medi-learn.de/CA0728

Cannabis lindert Morphin-AbhängigkeitFranzösische Forscher haben in einem Versuch junge Ratten von ih-rer Mutter getrennt und machten sie so besonders anfällig für eine Mor-phin-Abhängigkeit. Erstaunliches Ergebnis: Abhängige Jungratten, die eine regelmäßige Dosis THC er-hielten, zeigten im Erwachsenenal-ter kein typisch morphinabhängiges Verhalten mehr. Die gewonnenen Ergebnisse bilden die Grundlage für die Entwicklung neuer Therapien zur Behandlung von Entzugserschei-nungen und zum Unterdrücken der Drogenabhängigkeit.

Oberflächenrezeptoren feuern auch im ZellinnerenEin Großteil der heutigen Medika-mente greift an G-Protein-gekoppelten Rezeptoren an. Diese sitzen auf der Zelloberfläche und leiten Signale von außen in die Zelle. Werden die Rezep-toren länger gereizt, so nimmt sie die Zelle in sich auf. Wissenschaftler ver-muteten bisher, dass der Rezeptor dort inaktiv wird. Würzburger Forscher zeigten jedoch, dass er im Zellinneren weiter feuert. Wird der Transport des Rezeptors ins Zellinnere blockiert, so nimmt seine Aktivität ab. Weitere Un-tersuchungen sollen jetzt herausfinden, ob dies ein genereller Mechanismus ist. Dann könnte gezielt der Transport ins Zellinnere blockiert werden: ein ganz neuer pharmakologischer Ansatz für eine Vielzahl von Erkrankungen.

Blutdruckmittel gegen Multiple SkleroseAls ACE-Hemmer und AT1R-Blocker bezeichnete Blutdruckmittel können das Auftreten von Entzündungsher-den bei Mäusen unterdrücken, die an einer der Multiplen Sklerose (MS) vergleichbaren Autoimmunerkran-kung leiden. Das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) ist ent-scheidend an der Blutdruckregulation beteiligt. In ihren Versuchen wiesen Heidelberger Wissenschaftler nach, dass das RAAS in MS-Herden im Ge-hirn vermehrt vorkommt. Der Studie werden bald weitere klinische Unter-suchungen direkt am Patienten folgen können.

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Page 5: MEDI-LEARN Zeitung 05/2009

www.medi-learn.deMLZNovember/ Dezember 2009 5Seite

Kurz notiert

Was ist der MFT? Der Medizinische Fakultätentag (MFT) ist eine Konferenz der medizinischen Universitäten mit Sitz in Berlin. Mit-glieder dieses Vereins sind die 36 medi-zinischen Ausbildungsstätten und zwei Gastfakultäten. Der MFT sieht sich als Vertretung der medizinischen Univer-sitäten und vertritt die Interessen z.B. als Ansprechpartner für Bund, Länder, Institutionen und Verbände der Hoch-schul- und Gesundheitspolitik. Der MFT fördert die autonome Gestaltung von Forschung und Lehre in der Me-dizin. In jüngster Zeit bezog der MFT z.B. Stellung gegen eine Einführung von Bachelor- und Masterstudiengän-gen in der Medizin und setzt sich für eine Beibehaltung der Studienstruktur mit Staatsexamina ein.

Wie alt sind Studenten bei Beginn?Wie viele „Opas“ sitzen eigentlich im Hörsaal? Auf jeden Studienplatz kommen vier Bewerber. Der Zugang zum Medizinstudium ist hart um-kämpft. Wer in der Hochschul- oder Abiturquote seine Chance verpasst hat, kann in der Wartezeitquote – auf Kosten einiger Jahre – zum Zuge kommen. Man könnte denken, dass ein hoher Anteil erst in späteren Jah-ren mit dem Studium beginnt. Mehr als die Hälfte ist zwischen 18 und 20 Jahren alt, weitere 40 % kommen auf 21 bis 26 Lenze. Die Oldie-Fraktion wird von 10 % der Studis gebildet, die bereits zu Studienbeginn auf mehr als 27 Jahre zurückblicken.

Leider leidet die LehreDer mit der neuen Ärztlichen Approba-tionsordnung erzeugte Prüfungsdruck muss laut Medizinischem Fakultäten-tag (MFT) einer Analyse unterzogen werden. Prüfungszeiten dürfen nicht weiter auf Kosten einer nachhaltigen Lehre erhöht werden. Der MFT wird sich intensiv mit der Frage eines natio-nalen kompetenzbasierten Lernzielka-talogs auseinandersetzen. Ehemalige MFT-Präsident Dr. von Jagow dazu: „Wir beobachten mit Sorge, dass eine Erweiterung der Prüfungs-fächer im Medizinstudium stattfinden soll, ohne dass Mittel für bessere Ausbildungs-verhältnisse bereitgestellt werden. Die Prüfungs- und Ausbildungsregularien müssen reformiert werden.“

Wie gut ist die ärztliche Weiterbildung?Fast 30.000 Ärztinnen und Ärzte ha-ben im Rahmen einer Online-Umfrage der Bundesärztekammer Auskunft über die Situation der Weiterbildung in Deutschland gegeben. Mit den Ergeb-nissen soll eine Strategie entwickelt werden, wie die Qualität der Weiterbil-dung gesichert und der Ärztemangel behoben werden kann.

Mit Nadeln zur Beschwerdefreiheit

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Sie haben sich wie ein Nadelkissen gefühlt. Oder wie im Himalaja. Oder

einfach ganz normal. Dies sind Eindrü-cke von Patienten, die über ihre Erfah-rungen mit der Akupunktur berichten. Alle fühlten sich auf jeden Fall aber ernst genommen und gut behandelt. Es gibt immer mehr Patienten, die Erfahrungen mit Akupunktur gemacht haben. Wir ha-ben einige von ihnen interviewt. Einen kleinen Eindruck bieten wir dir mit die-sem Artikel.

Migräne, Kreuzschmerzen, GolferarmWegen welcher Beschwerden haben Pa-tienten diese Therapieform in Anspruch genommen? Besonders beliebt ist Aku-punktur bei Schmerzen wie Migräne, Rü-cken- und Hüftproblemen sowie Menstru-ationsbeschwerden. Aber auch chronische Leiden wie Rheuma oder Heuschnupfen kann man mit Nadelstichen behandeln lassen. Einzelne Patienten sind sogar mit einem „Golferarm“ oder vorzeitigen We-hen zur Akupunktur gegangen.

Der Arzt schlug es mir vor und ich probierte esGrundsätzliches Interesse war bei allen Personen vorhanden, die von ihrem Arzt eine Akupunktur durchführen ließen. Sie hatten Gutes gehört, etwas darüber gelesen oder bereits selber positive Er-fahrungen gemacht. Kein Patient ist von sich aus auf den Akupunkteur zugegan-gen. Der Hausarzt oder Orthopäde hatte es vorgeschlagen. Dieser Vorschlag wur-de gerne angenommen, in der Hoffnung, endlich wiederkehrende Beschwerden los zu werden. Und, um eine wirksame Alternative zu Medikamenten kennen zu lernen.

Eine Sitzung dauert etwa eine halbe StundeJede Therapie-Sitzung beginnt mit einem Gespräch. Das dauert rund zehn Minu-

ten, bei der ersten Sitzung länger. Der Patient legt sich hin und dann geht es los: Der Akupunkteur setzt die Nadeln und verlässt den Raum. Für 10 bis 20 Mi-nuten bleiben sie stecken. Die normalen Nadeln werden anschließend entfernt. Wurden Dauernadeln gesetzt, werden sie nur mit einem kleinen Patch abgeklebt.

Häufig Besserung schon nach der ersten SitzungBei akuten Beschwerden spüren die Be-troffenen schon nach der ersten Sitzung

eine Besserung oder zumindest wie ein Befragter beschreibt, „dass in meinem Körper etwas passiert ist.“ Chronisch Kranke konnten erst nach mehreren Sit-zungen einen Effekt spüren. Dieser wird überwiegend als lang andauernd, arm an Nebenwirkungen und schmerzlos be-schrieben. Die Patienten spüren mehr Energie. Die positiven Veränderungen führen sie nicht nur auf die Akupunktur zurück. Häufig werden nebenbei noch an-dere Maßnahmen getroffen, wie Verbän-

de, Rückentraining oder Medikamente, Rücken schonende Gestaltung des Alltags oder eine Gewichtsreduktion. Ein Patient berichtet: „Vielleicht hat das auch etwas mit einer gewissen positiven psychischen Beeinflussung zu tun.“

Keine Wirkungohne NebenwirkungManche Patienten haben das Glück, über-haupt keine Nebenwirkungen bei der Behandlung zu spüren. Bei sachgerecht durchgeführter Akupunktur durch einen

erfahrenen Arzt mit Zusatzqualifikation sind sie tatsächlich extrem selten. An den Einstichstellen kann es zu blauen Flecken, Rötungen oder Schwellungen kommen. Übelkeit und Schwindel sind möglich.

Kostenübernahme nur bei erwiesenem NutzenFür Migräne und einige Gelenkbeschwer-den ist die Akupunktur so etabliert, dass jede Krankenkasse die Kosten dafür übernimmt. Die Behandlung anderer Be-

schwerden übernehmen viele Kassen nur auf gesonderten Antrag. Dieser wird be-willigt, wenn der Nutzen der Akupunktur erwiesen ist. Manchmal lassen sie sich erweichen, zumindest einen bestimmten Anteil zu zahlen. Ein Patient berichtet „Meine Krankenkasse übernahm die Ko-sten für die ersten sechs Sitzungen. Auf Grund des Heilungserfolges übernahm sie dann auch die weiteren Kosten für vier Sitzungen.“ Selten gibt es die Möglich-keit, sich im Rahmen einer Studie z.B. an einer Universitätsklinik akupunktieren zu

lassen. In diesem Fall entstehen keine Kosten. Einfacher ist es bei privaten Kassen, sie zahlen häufig den vollen Preis.

Den Arzt sehr gut aussuchenDie letzte Frage im Interview war, ob sie die Akupunktur weiter empfehlen würden. Die Antworten sind einstimmig. „Ja, weil ich mit meinem ei-genen Körper erfahren konnte, wie positiv sich Akupunktur auswirken kann.“ „Ja, es nimmt zwar etwas Zeit in Anspruch, aber diese Zeit lohnt sich.“ „Ja, weil ich es für eine sinnvolle Alternative halte." Und: „Ja, es kann nicht schaden und ist ei-nen Versuch wert.“ Man sollte sich den Arzt gut aussuchen. Empfehlenswert sind Human-

mediziner mit einer Zusatzqualifikation im Bereich Akupunktur, man sollte sich den Therapeuten gut aussuchen und ggf. auch einmal im Freundes- oder Bekann-tenkreis umhören.

Sie blicken optimistisch in die Zu-kunft. Erstens sind Aufwand und

Kosten der Behandlung überschaubar. Zweitens machen immer mehr Patienten gute Erfahrungen und geben diese weiter. Deshalb wird sich Akupunktur aus Sicht praktizierender Ärzte weiter etablieren. Vorausgesetzt, sie wird von gut ausge-bildeten Medizinern durchgeführt und niemand lässt sich von „Scharlatanen“ unter den Kollegen abschrecken. Weitere Ergebnisse der Akupunkteur-Interviews bieten wir in diesem Artikel.

Rundum wirksamDie Anwendungsbereiche sind bekannt. Häufigstes Einsatzgebiet ist die Schmerz-linderung: Ob an Rücken oder Zähnen, ob bei Migräne, Rheuma oder Muskelverspan-nungen. Viele Patienten, bei denen andere Therapien versagt haben, fühlen sich durch die Akupunktur endlich gut behandelt. Atemwegsbeschwerden wie Bronchitis, Heuschnupfen oder andere Allergien kön-nen behandelt werden. Nicht zu vergessen sind Suchtprobleme (Essstörungen, Rau-chen, und anderes), bei denen eine psy-

chische Komponente beteiligt ist: Schlaf-störungen, Stress und Angsterkrankungen.

Bis zwei Behandlungen Pro woche

Kein Aufbau zerstörter Strukturen möglichEin Allheilmittel ist Akupunktur aber nicht. Sie kann regulieren und helfen, aber Zerstörtes kann sie nicht wieder auf-bauen. So wirkt sie bei Begleiterschei-nungen einer bösartigen Krebserkran-kung, gegen das Geschwür selber wirkt sie nicht. Sie wirkt gegen die Symptome einer Arthrose, nicht aber gegen die Krankheit selber. Mit Nebenwirkungen ist bei richtiger Anwendung kaum zu rechnen. Bei Fehlern können Hämatome an der Einstichstelle oder sogar eine Ver-stärkung der Beschwerden auftreten.

Nadelstiche nicht schmerzhaftWie stark das Eindrehen der Nadel schmerzt, hängt von der Einstichstelle ab. An den meisten Stellen, auch am Ohr,

sind die Stiche fast nicht zu spüren. An bestimmten Punkten an den Extremitäten, wie Fußknöcheln, Ellenbogen, Fingern oder Zehen sowie im Gesicht werden die Stiche wie ein leichter Stromschlag oder ein dumpfer Druck empfunden.

Ausführliches Gespräch gehört zur TherapiePro Sitzung liegen die Nadeln 15 bis 20 Minuten. Eine halbe Stunde dauert eine vollständige Einheit inklusive Gespräch, Setzen und Entfernen der Nadeln. Die erste Sitzung kann eine ganze Stunde dauern, da hier zusätzlich die Anamnese erhoben wird und der Arzt sich ein individuelles Bild vom Patienten macht. Je nach Patient und Beschwerde finden ein bis zwei Behand-lungen pro Woche statt.

Wärme, die dem Körper Energie geben sollBei manchen Therapieformen werden die Nadeln erhitzt. Bei der so genannten Mo-xibustion wird das Moxa-Kraut verwendet, eine chinesische Beifuß-Art. Die Methode soll dem Körper Energie zuführen, indem

die Nadeln gezielt Wärme einer ganz be-stimmten Wellenlänge ausstrahlen. Sie gibt dem Körper Energie wieder, die zum Bei-spiel bei Erschöpfung fehlen kann.

Die meisten Patienten sind sehr aufgeschlossenDie praktizierenden Ärzte berichten, dass fast alle Patienten gegenüber der Akupunk-tur sehr aufgeschlossen sind, sicher auch wegen der breiten öffentliche Diskussion. Skeptiker sind nach wenigen Therapiesit-zungen überzeugt. Einem Patienten, der sagt, dass er von der Akupunktur gar nichts hält, würden sie eine Behandlung aber nicht anbieten. Die Akzeptanz unter Ärzte-Kol-legen ist unterschiedlich, mittlerweile aber größtenteils positiv und von der Tendenz her zunehmend aufgeschlossen.

Akupunktur: Eine Therapiemethode, die unter Patienten immer beliebter wird

Das SEIRIN®-Akupunktur-SpecialDieser Artikel ist Teil des Themenspecials rund um den Bereich Akupunktur, den wir euch in Kooperation mit 3B Scientific und SEIRIN in der MLZ ausführlich vorstellen. Weitere Infos auch online unter:www.medi-learn.de/akupunktur

Das SEIRIN®-Akupunktur-SpecialDieser Artikel ist Teil des Themenspecials rund um den Bereich Akupunktur, den wir euch in Kooperation mit 3B Scientific und SEIRIN in der MLZ ausführlich vorstellen. Weitere Infos auch online unter:www.medi-learn.de/akupunktur

Page 6: MEDI-LEARN Zeitung 05/2009

6Seite November/ Dezember 2009

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Umfassender Schutz in Schwangerschaft und StillzeitDeutsches Recht gilt im internationalen Vergleich als besonders streng Redaktion MEDI-LEARN

In überraschender Wei-se verändert die so

genannte „Schwei-negrippe“ in die-

sen Wochen den Alltag in

nordrhein-w e s t f ä -l i s c h e n Kliniken

und Arzt-praxen: We-

gen der Gefahr einer Anste-

ckung mit dem neuen Influen-za-Typ hat das

Landes ins t i tu t für Gesundheit und Arbeit emp-fohlen, schwan-

gere Mitarbei-terinnen sofort von der Arbeit freizustellen. Bei einem eventu-ellen Kontakt mit infizierten Pati-enten seien sie besonders gefähr-det, argumentiert die Behörde. Die Rechtsgrund-lage für diesen

Schritt findet sich im

mehr als 50 Jahre alten Mutter-schutzgesetz sowie der Verord-nung zum Schutze der Mütter am Arbeitsplatz. Beide betref-fen ausschließlich Arbeitneh-merinnen, also zum Beispiel nicht Stu-dentinnen, die ein Praktikum ableisten. Ob in Voll- oder Teilzeit gearbeitet wird, spielt dagegen ebenso wenig eine Rolle wie eine Befristung des Beschäf-tigungsverhältnisses. Vielmehr gilt ein fast lückenloser Kündigungsschutz vom Beginn der Schwangerschaft bis minde-stens vier Monate nach der Entbindung.

Weder Nachtdienste noch Ar-beit an Sonn- und FeiertagenDie eigentliche Mutterschutzfrist be-ginnt sechs Wochen vor dem errechne-ten Geburtstermin und dauert nach der Entbindung noch weitere acht Wochen. Aber schon ab dem Zeitpunkt der Mel-dung der Schwangerschaft beim Arbeit-geber sind sehr zahlreiche Vorschriften zu beachten. Es darf von nun an nicht mehr nachts (zwischen 20 und sechs Uhr), sonntags oder an Feiertagen gear-beitet werden. Innerhalb von zwei auf-einander folgenden Wochen sind nicht mehr als insgesamt 90 Stunden erlaubt.

regelungen gelten wÄhrend gesamter stillzeit

Vielen Frauen ist nicht bewusst, dass der Mutterschutz vom Gesetzgeber nicht ausdrücklich befristet wurde. Beinahe alle Regelungen sind nicht nur während der Schwangerschaft und

nach der Geburt während der achtwö-chigen Schutzfrist anzuwenden,

sondern grundsätzlich während der gesamten Stillzeit. Ein

Weitergelten beispielsweise für ein ganzes Jahr nach der Entbindung ist in

der Rechtsprechung unstrittig, falls noch gestillt wird.

Das betrifft die oben genannten Beschränkungen der Arbeitszeit ebenso wie die Vo r s c h r i f t e n bezüglich der Art der Tätig-keit und der Arbeitsumge-bung. Letztere sind im medizi-nischen Bereich besonders zahl-reich und gehen

über das Verbot schwerer körper-licher Arbeit, häu-

figes Bücken, Beu-gen, Strecken und die

Vermeidung von Verlet-zungen durch Stürze oder

Ausrutschen weit hinaus. Als „erhöhte Unfallgefahr“

wird auch der Umgang mit unru-higen und potenziell aggressiven Pa-

tienten angesehen. Tätigkeiten mit Not-fallcharakter sind generell untersagt, sei es im Rettungswagen oder der Klinik.

Vorschriften sichern Schutz vor InfektionenVorrangig im Hinblick auf mögliche Infektionen ist Schwangeren jedes Han-

tieren mit Injek- tions-nadeln und Skal- pellen verboten. Daher besteht ein Beschäfti-gungsverbot für Blutabnahmen, Injek-tionen, chirurgische Eingriffe jeder Art sowie Labortätigkeiten mit dem Risi-ko eines ungeschützten Blutkontakts. Ebenfalls wegen der Infektionsgefahr ist schwangeren Medizinerinnen der Umgang mit Kindern nur erlaubt, wenn sie selbst einen nachgewiesenen Titer gegen Röteln, Ringelröteln, Zytomega-lie, Windpocken, Pertussis, Masern und Hepatitis haben.

gefÄhrdungen am arBeits-Platz sind Keine seltenheit

Zahlreich sind zudem die chemischen Stoffe, mit denen werdende und stillende Mütter am Arbeitsplatz nicht in Kontakt kommen sollen. Auf der Liste der so genannten CMR-Stoffe, die krebserzeu-gend, erbgutverändernd oder fortpflan-zungsgefährdend wirken können, stehen Labor- und Röntgenchemikalien, Nar-kosegase, Zytostatika und anderes mehr. Beim Umgang mit ionisierenden Strahlen und Radionukliden besteht ein generelles Beschäftigungsverbot im Sperrbereich und gleichermaßen für den Umgang mit Patienten, denen radioaktive Stoffe ap-pliziert wurden. Beim Einsatz mobiler Röntgengeräte zum Beispiel auf der In-tensivstation muss die werdende Mutter während des Aufnahmevorgangs den Raum verlassen.

Lassen sich Gefährdungen nicht durch eine Umgestaltung des Arbeitsplatzes ausschließen, kommen ein Arbeitsplatz-wechsel oder in letzter Konsequenz die Freistellung infrage, wie sie jetzt von Behörden in Nordrhein-Westfalen im Zusammenhang mit der Neuen Influen-za dringend empfohlen wurde. Ohnehin gelten die bundesdeutschen Mutter-schutz-Regelungen im internationalen Vergleich als äußerst streng.

zahlreiche einschrÄnKungen Vor allem in der medizin

Für Medizinerinnen kämen sie aller-dings faktisch einem Berufsverbot wäh-rend der Schwangerschaft und in der Stillzeit gleich, beklagt die Bundesärz-tekammer und fordert eine Modernisie-rung der Vorschriften. Andern-falls gebe es für werdende und stillende Müttern im Klinikalltag kaum einen anderen Platz als den am Schreibtisch.

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Page 7: MEDI-LEARN Zeitung 05/2009

www.medi-learn.deMLZNovember/ Dezember 2009 7Seite

Geld vom Staat hilft jungen Müttern und Vätern

Die Zukunft der Medizin ist weiblich

Rund ein Jahr gibt es bis zu 1.800 Euro monatlich Redaktion MEDI-LEARN

Herausforderung und Chance für alle: Deutscher Ärztinnenbund bietet Broschüren Redaktion MEDI-LEARN

Die Feminisierung der Medizin schreitet in Deutschland rapide

voran und erreicht auch die Patien-tinnen und Patienten. Mindestens sechs von zehn Erstsemestern im Fach Hu-manmedizin sind Frauen, bei den Be-rufseinsteigerinnen stellen Ärztinnen knapp 60 Prozent. Die Perspektiven für Medizinstudierende, eine Stelle zu bekommen, scheinen insgesamt so gut wie nie zuvor. Der Deutsche Ärztin-nenbund fordert daher, dringend not-wendige familien- und frauenfreund-liche Arbeitsbedingungen in Kliniken und Praxen forciert umzusetzen, statt den Ärztemangel zu beklagen.Die Präsidentin des Deutschen Ärztin-

nenbundes, Dr. med. Astrid Bühren: „Ich betrachte die Feminisierung der Medizin als große Chance für Ärztinnen und Ärzte und auch für die Patienten: Immer mehr wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass weibliche Ärzte ihre Patienten besser therapieren: sie sind deutlich zugewandter, fürsorglicher und empathischer. Und sie bereichern die Medizin indem sie zunehmend er-forschten Geschlechtsunterschiede in der Medizin berücksichtigen, so dass Frauen mit chronischer Herzschwäche bei einer Ärztin tatsächlich in besseren Händen sind“.Familienfeindliche Arbeitsbedingungen in Kliniken und Praxen erschweren es

Ärztinnen, im gewünschten Ausmaß ärztlich tätig zu sein oder reduzieren ihre Karrierechancen. Dr. med. Katrin Welcker, Leitende Oberärztin am Klini-kum Bremen-Ost: „Kinder und Karrie-re – das geht immer noch nicht. Ohne massive Unterstützung ist dies vor allem auch für alleinerziehende Mütter gar nicht zu schaffen. Nach sechs Jahren hartem Studium sind die Bedingungen in einer Klinik für hochmotivierte Ärztinnen – von Ausnah-men abgesehen – alles andere als famili-enfreundlich. Ich konnte Familie und Be-ruf nur unter einen Hut bringen, weil ich von meiner Familie unterstützt wurde.“Die Feminisierung in der Medizin wird

jedoch in der ärztlichen Selbstverwal-tung, in den Fachgesellschaften durch-aus als Bedrohung empfunden und ne-gative thematisiert. So wird inzwischen das Fach Gynäkologie und Geburtshilfe absolut von Frauen dominiert. Prof. Dr. med. Rolf Kreienberg, Ärzt-licher Direktor der Universitätsfrauen-klinik Ulm und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Ge-burtshilfe (DGGG): „Die zunehmende Feminisierung in unserem Fach ist eine große Herausforderung. Das Fach und das Berufsbild muss in vielen Teilen völlig neu gestaltet wer-den, insbesondere in Anbetracht der exi-stierenden Arbeitszeitgesetze und auf

Grund der Anforderungen an die Aus- und Weiterbildung. Beruf und Familie müssen in Zukunft in viel stärkerem Maße in Einklang gebracht werden. Wichtig ist, dass Ärztinnen auch in lei-tende Positionen Eingang finden.“Der Deutsche Ärztinnenbund hat Checklisten „Das familienfreundliche Krankenhaus“, „Studieren mit Kind“ sowie „Die familienfreundliche Nieder-lassung“ erarbeitet. Diese Checklisten sind auf der Home-page des DÄB abrufbar. Ebenso findet sich dort eine Liste mit Kliniken, die Kinderbetreuung anbieten.

Zeit mit dem eigenen Kind ist un-schätzbar wertvoll. Damit sie insbe-

sondere kurz nach der Geburt dennoch kein seltener Luxus bleibt, bietet der Staat jungen Müttern und Vätern einen Ausgleich für entgangenes Einkommen an: Wer sich zu Hause um den Nach-wuchs kümmert, anstatt in Vollzeit zu ar-beiten, kann das so genannte Elterngeld beantragen. Dessen Höhe hängt davon ab, wie viel in den zwölf Monaten vor der Geburt verdient wurde.

maximal 1.800 euro im monat

Anspruch auf Elterngeld haben im Prinzip alle Mütter und Väter, die mit ihrem Kind im selben Haushalt wohnen und seinetwe-gen in der Zeit nach der Geburt auf Ein-kommen ganz oder teilweise verzichten. Sie erhalten zwei Drittel des durchschnitt-lichen Nettoverdienstes im vergangenen Jahr (maximal 1.800 Euro pro Monat) ausgezahlt. Mindestens sind es 300 Euro, die bis zum ersten Geburtstag des Kindes regelmäßig überwiesen werden.

Eltern können den Zeitraum aufteilen Von dieser Faustregel gibt es ein paar Ausnahmen. Falls beide Eltern be-reit sind, wegen des Kindes ganz oder teilweise zu Hause zu bleiben, erhöht sich der gemeinsame Anspruch auf 14 Monate. Diesen können sie fast belie-big unter sich aufteilen, also beispiels-weise gleichzeitig je sieben Monate nehmen oder nacheinander verschieden lange Zeiträume. Jedoch darf jeder Elternteil die Leistungen für höchstens zwölf Mo-nate beantragen – wenigstens zwei sind für den Partner reserviert. In der Praxis stammt allerdings nur etwa jeder zehnte Antrag von einem Mann. Alleinerziehende Mütter und Väter kön-nen für insgesamt 14 Monate Elterngeld erhalten, also die beiden „Partner-Mo-nate“ zusätzlich für sich beanspruchen. Voraussetzung ist, dass sie das alleinige Sorgerecht für das Kind haben, im Jahr vor der Geburt über ein eigenes Einkom-men verfügten und auf dieses nun ganz

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oder teilweise verzichten. Sind diese Bedingungen nicht erfüllt, haben auch Alleinerziehende lediglich den regulären Anspruch auf Elterngeld bis zum ersten Geburtstag ihres Kindes.Gezahlt wird faktisch zumeist nur für zehn Monate, denn das Elterngeld wird mit dem Mutterschaftsgeld verrechnet. Da dieses in den ersten acht Wochen nach der Niederkunft in der Regel die höhere Leistung darstellt, wirkt sich der Anspruch auf Elterngeld nicht aus. Das kann nach Mehrlingsgeburten an-ders sein: Wer Zwillinge bekommt, erhält 300 Euro, bei Drillingen 600 Euro, mehr. Für ältere, aber noch nicht schulpflichtige Geschwisterkinder wird zudem ein Bonus von je zehn Prozent (mindestens 75 Euro) gewährt.

Ärztinnen werden benachteiligtBis zu 30 Stunden pro Woche darf wäh-rend des Elterngeld-Bezugs gearbeitet werden. Ausgezahlt werden in diesem Fall zwei Drittel der Differenz zwischen dem

Nettoeinkommen in den zwölf Monaten vor der Geburt und dem danach erzielten. Spätestens hier wird ein genereller Nach-teil der Berechnungsweise staatlicher Leistungen im Zusammenhang mit der Geburt eines Kindes deutlich, den insbe-sondere Ärztinnen erleiden: Während der Schwangerschaft sind ihnen viele Tätig-keiten und das Arbeiten nachts sowie an Sonn- und Feiertagen untersagt. Ihr Einkommen kann deshalb gerade in jenem Zeitraum erheblich sinken, der die Bemessungsgrundlage von Mutter-schaftsgeld und Elterngeld darstellt. Eine nach Ende der Mutterschutzfrist aufge-nommene Teilzeittätigkeit unterliegt die-sen Einschränkungen nicht mehr. In der Folge reduziert sich der Auszahlungsbe-trag ein zweites Mal.

Werdende Mütter sollten sich deshalb zum Beispiel Überstunden gegebenenfalls noch vor der Geburt auszahlen lassen. Bei gemeinsamer steuerlicher Veranla-gung mit dem Ehepartner kann außer-dem der Wechsel in die Steuerklasse 3

sehr lohnenswert sein, wenn er unab-hängig von der bevorstehenden Eltern-schaft einen steuerlichen Vorteil mit sich bringt und schon deutlich vor der Geburt erfolgt.

gezahlt wird faKtisch zumeist nur für zehn monate

Andernfalls berechnet die bewilligende Behörde das Nettoeinkommen wahr-scheinlich auf Grundlage des vorhe-rigen Steuersatzes. Zeit lassen kann man sich hingegen mit der Antragstel-lung, denn geleistet wird für bis zu drei Monate rückwirkend. Auch der Gesetzgeber weiß: Frisch ge-backene Eltern haben zunächst ganz an-deres im Sinn, als Formulare auszufüllen.

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Betriebswirtschaftliches Denken unerlässlich Auf dem Weg zur eigenen PraxisRedaktion MEDI-LEARN

Die eigene Arztpraxis – für viele ist sie der Inbegriff beruflicher

Freiheit, Unabhängigkeit und nach oben offener Einkommenschan-cen. Doch der Schritt in die Selbstständigkeit will wohl überlegt sein, denn die Wirklichkeit sieht oft anders aus. Neben fach-licher Kompetenz sind bereits im Vorfeld unter-nehmerische Qualitäten unerlässlich. Und der Weg zur Niederlassung als Arzt gleicht in der Bundesrepu-blik einem Hürdenlauf.

Teils rigorose BeschränkungenViel hängt davon ab, in wel-cher Region eine neue Praxis gegründet oder eine schon bestehende übernommen werden soll. Neben drastisch unterver-sorgten Gebieten gibt es solche mit rigo-rosen Beschränkungen. Die zuständige Kassenärztliche Vereinigung (KV) führt daher eine mehr oder weniger lange War-teliste für die Zulassung als Vertragsarzt. Nur mit einer solchen Zulassung sind Mediziner berechtigt, ihre Leistungen mit den Trägern der gesetzlichen Kran-kenversicherung abzurechnen. Voraus-setzung für die Aufnahme in diese War-teliste ist der Eintrag in das Arztregister des KV-Bezirks, in dem man seinen Wohnsitz hat. Beim Antrag sind unter an-derem die Approbation, Weiterbildungen und sämtliche ärztlichen Tätigkeiten seit dem Staatsexamen nachzuweisen.

Die erfolgreiche Bewerbung um einen Arztsitz und Zulassung als Vertragsarzt sind nun möglich, aber alles andere als eine Erfolgsgarantie. Die Rahmenbe-dingungen für das Arbeiten auf eigene Rechnung haben sich seit etlichen Jahren immer weiter verschlechtert: Während die Zahl der Ärzte zunahm, wurde ihre Einkommensbasis durch Budgetierungen und Kürzungen im Gesundheitssektor schmaler. Die Vermittlung betriebswirt-schaftlicher Kenntnisse ist während der gesamten Mediziner-Ausbildung nir-gends vorgesehen. Bedrückende Fol-ge: Mehr als ein Fünftel der deutschen Arztpraxen muss hierzulande wenigstens zeitweise unter Aufsicht der Gläubiger-banken wirtschaften.

Mehrzahl haftet mit dem PrivatvermögenVon zentraler Bedeutung für den Erfolg der Freiberufler im weißen Kittel ist des-halb längst die Planung, Steuerung und Kontrolle – neudeutsch „Controlling“ – von allem, was auch nur entfernt mit Geld zu tun hat. Das gilt schon während der Vorbereitung der Niederlassung und kann gerade dann sehr wohl ausschlag-gebend für das spätere wirtschaftliche Überleben sein. Schließlich muss die Mehrzahl der nach Selbstständigkeit strebenden Mediziner das gesamte Ge-schäftskapital selbst aufbringen, das un-ternehmerische Risiko allein tragen und für Verbindlichkeiten auch mit ihrem Pri-vatvermögen haften.

Gutes Beispiel für die Wichtigkeit voraus-schauenden ökonomischen Denkens und Handelns ist die Wahl der Praxisräume. Sicher machen kreative Überlegungen zur Gestaltung des künftigen Wartezimmers,

die Auswahl von Wandfarben und Kübelpflanzen erheblich mehr Spaß als die Berechnung von Buchwerten oder der Ren-dite des Betriebsvermögens. Aber gerade bei Immobilien hat die mangelnde Beachtung der Konditionen und tatsächlichen Ko-sten viel weitreichendere Folgen als die Ent-scheidung für einen falschen Vorhang-stoff.

Versicherungen gegen wirtschaftlichem Schaden

Viele Vermieter fordern nämlich Ver-tragslaufzeiten von fünf oder sogar zehn Jahren, und ohne weitere Regelung wäre

der Mietzins in jedem Fall ohne Wenn und Aber für die gesamte Zeit zu entrichten. Gerade bei Neugründungen sollte daher eine Ausstiegsklausel beispielsweise für

den Fall wirtschaft-licher Er-

folglosigkeit oder andauernder

Berufsunfähigkeit ausdrück-lich vereinbart werden. Für den

durch zeitweise Erkrankung des Inha-bers entstehenden wirtschaftlichen Scha-den kann zugleich mit einer Betriebsun-terbrechungs-Versicherung vorgesorgt werden. Zwingend notwendig ist in jedem Fall die Berufshaftpflicht-Versicherung.

Seinen Platz weit vor dem Eröffnungstag hat nicht zuletzt der kritische Blick auf die eigene psychische Belastbarkeit. Ne-ben rechtlichen und finanziellen Belangen erscheinen ethische Fragen des Berufs in einem anderen Licht. Schon aus Kosten-gründen kann nicht jedem Kranken die bestmögliche Versorgung angeboten wer-den. Doch was geht und was nicht, ent-scheidet nun nicht mehr die Klinikverwal-tung vom Schreibtisch aus. Ähnliches gilt für das Praxispersonal. Die aus dem Gebot der Wirtschaftlichkeit sich ergebenden per-sönlichen Konflikte sind für manchen Me-diziner schwer erträglich und können einen gewichtigen Grund darstellen, auf die Nie-derlassung letztlich zu verzichten.

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Kurz notiert

Stiftung Nordlicht vergibt Stipendien Die Stiftung Nordlicht vergibt für 2010 Stipendien für einen Work-and-Travel-Aufenthalt, Ausland-spraktika im Wert von über 10.000 Euro. Alle jungen Erwachsene, die gerne ein Auslandsprogramm absolvieren möchten, damit ver-bundene Kosten aber nicht aus eigener Kraft aufbringen können, haben noch bis zum 30. Novem-ber die Möglichkeit, sich für das Nordlicht Stipendium zu bewer-ben. Entscheidend für die Verga-be eines Stipendienplatzes ist vor allem das soziale Engagement. Als Belohnung lockt z.B. das DKB Stipendium für einen Work-and-Travel-Aufenthalt inklusive Flug nach Australien.

Bio oder Normalprodukte?Der Markt mit Biolebensmit-teln boomt. Die Verbraucher sind überzeugt, dass Bio einen größe-ren Nährwert beinhaltet. Wissen-schaftlich fundierte Daten zum Nährstoffgehalt sind jedoch Man-gelware. Wie die MMW in ihrer 36. Ausgabe berichtet, werteten Wissenschaftler aus London über 50.000 Publikationen der letzten 50 Jahre zum Thema Bio aus. Ergeb-nis: Es gibt keine Beweise dafür, dass die ökologisch produzierten Lebensmittel vom Nährstoffgehalt her den konventionellen vorzuzie-hen sind. Es ist nicht zu erwarten, dass einige wenige unterschied-liche Faktoren die Gesundheit we-sentlich beeinflussen.

Last-Minute-StudienplatzEs gibt gute Gründe, einen Online-Marktplatz für freie Studienplätze im Internet bereit zu halten: Immer mehr Studiengänge sind zulas-sungsbeschränkt, viele Interessen-ten bewerben sich für mehrere Stu-diengänge oder erhalten Zusagen für einige Studienplätze und kön-nen nur einen annehmen. Und dann wären da noch die Nachrückrun-den, die ebenfalls noch einmal da-für sorgen, dass neue Plätze besetzt werden. Daher gibt es unter www.freie-studienplaetze.de ein Weban-gebot mit einer Übersicht der noch zu vergebenden Plätze an den Unis. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und ZVS.

Studieren in NachbarländernEin Studium im europäischen Aus-land ist für viele deutsche Schul-abgänger eine Alternative zum heimischen Angebot. Besonders in den NC-Fächern Medizin, Psy-chologie und Tiermedizin ist es für einige sogar die einzige Mög-lichkeit, eine lange Wartezeit zu vermeiden, indem sie sich um Stu-dienplätze im Ausland bemühen. Das CHE-HochschulRanking lädt ausländische Hochschulen, die für deutsche Studierende von Interes-se sein können, zur Teilnahme am Ranking ein. 110 Fachbereiche an 36 Hochschulen haben im letz-ten Ranking diese Möglichkeit genutzt und damit den deutschen Studieninteressenten ihr Angebot präsentiert.

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Wie Studenten ihre freie Zeit nach dem Lernen nutzenRedaktion MEDI-LEARN

Medizinische Berufe führen die Liste an Redaktion MEDI-LEARN

Sport schafft Ausgleich fürs lange Sitzen

Meist kommt das Geld von den Eltern

Betriebswirtschaftliches Denken unerlässlich

Vorlesungen, Seminare, Lerngruppen – viel Zeit bleibt da nicht. Nur etwa

zehn Stunden pro Woche hätten sie wirk-lich mal frei, schätzen viele junge Medi-ziner. Vielleicht sind es auch doppelt so viele, meinen die Optimisten unter ihnen.

Was auf dem Programm steht, nachdem am Abend das Lehrbuch zugeklappt wird, stellte sich bei einer MEDI-LEARN-Um-frage im Frühjahr 2009 heraus.

Sport soll bei gut der Hälfte den Aus-gleich für langes Sitzen im Hörsaal oder am Schreibtisch schaffen. Weit oben auf

der langen Liste der bevorzugten Sport-arten stehen Joggen und Inlineskaten, au-ßerdem natürlich Klassiker wie Fußball, Handball, Schwimmen und Radfahren. Aber auch an Exoten mangelt es nicht: Beachvolleyball, Ballett und Kickboxen

wurden ebenso aufgelistet wie Tauchen und Wellenreiten. Von guten Vorsätzen immerhin und zudem einer soliden Kennt-nis der neuen Rechtschreibung zeugt der Eintrag „evtl. bald Fitnessstudio“.Jeder Fünfte will für seinen Sport kei-nen Cent herausrücken. Den meisten jedoch ist die Sache immerhin zwi-

schen fünf und 20 Euro im Monat wert. Die Gebühren für eine Mitgliedschaft im Uni-Fitnesszentrum bewegen sich typischerweise in dieser Spanne. Auch deutlich höhere Beträge werden akzep-tiert, zumal wenn Tennis, Windsurfen

oder Golf angegeben wurden. Prestige hat gerade im Sport eben seinen Preis – und selbst der Jogger im Stadtpark braucht ja schließlich irgendwann mal neue Schuhe.

An zweiter Stelle auf der Liste der Freizeitaktivitäten folgt ein bis vier Mal im Monat das „Weg-gehen“, womit vorwiegend das Feiern mit Freunden gemeint ist, alternativ an einem oder zwei Abenden „kulturelle Veranstal-tungen“. Theoretisch zählen die Oper, klassische Konzerte und Besuche in Museen mit dazu, doch spielen sie statistisch keine nennenswerte Rolle. Wenn schon Kultur, dann bitte Kino. Die Kar-ten dafür sind selbst mit Studen-tenausweis noch teuer genug.„Geld und Freizeit“ ist bei ge-nauem Hinsehen ein recht hei-kles Thema: Zwar sollen beim Weggehen pro Abend möglichst nicht mehr als zehn oder auch 15 Euro ausgegeben werden, doch ist das Feiern insgesamt um ei-niges teurer als der Sport. Wenn es um die monatlichen Kosten für Baileys oder Ballett, Tequila oder Taekwondo geht, setzten fast alle Umfrage-Teilnehmer klare Prioritäten.

Ihren Lebensunterhalt bestreiten junge Mediziner in der Hauptsache aus zwei

Quellen. Drei Viertel werden ganz oder überwiegend von den Eltern finanziert, die anderen können sich mit wenigen Ausnah-men über eine regelmäßige Überweisung vom BAföG-Amt freuen. Geld aus Neben-jobs hingegen wird vorzugsweise in Dinge investiert, die das Leben schöner machen. Das kam bei einer MEDI-LEARN-Umfra-ge im Frühjahr 2009 heraus.

Offenbar orientieren sich viele Eltern in Deutschland recht genau an dem, was laut Bundesausbildungförderungs-Gesetz als angemessen gilt. Zurzeit sind das theore-tisch bis zu 643 Euro, doch in der Praxis erfüllen die wenigsten die Bedingungen für diesen so genannten BAföG-Höchstsatz. Tatsächlich erhalten Studierende, die nicht mehr zu Hause wohnen, deshalb von der Behörde oder eben von der Familie zumeist zwischen 550 und 580 Euro im Monat.

Für angemessen halten die Studierenden selbst aber eben doch eher den Höchstsatz, also ungefähr einen Hunderter mehr. Um den zusätzlich zur Verfügung zu haben, hat fast genau die Hälfte der Befragten minde-

stens einen Nebenjob, jeder Dritte sogar mehrere. Häufigstes Motiv ist die Steige-rung der Lebensqualität. Die Mehrheit gibt an, dass sie auch ohne diese Einnahmen zurechtkommen könnte.

Gleichwohl zeigen sich junge Medizi-ner in Sachen Nebenverdienst durchaus erfindungsreich: Sie jobben als HiWi an der Uni oder als Aushilfe in Arztpraxen, verteilen Prospekte auf Messeständen, verbringen ganze Wochenenden im Ret-tungswagen oder Nächte auf der Pflege-station, geben Nachhilfe und füllen im Einzelhandel Regale auf. Die Liste ließe sich beinahe endlos fortset-zen. Gezahlt werden üblicherweise acht bis zehn Euro pro Stunde, und wohl nicht nur deshalb bekommen diese Jobs fast immer die Note „eins“ oder „zwei“.

Generell gilt, dass die unter anderem für die Sozialversicherungspflicht im lau-fenden Semester geltende Freigrenze von 20 Wochenstunden für Studentenjobs sehr selten ausgeschöpft wird. Kaum jemand arbeitet mehr als zehn Stunden pro Woche nebenher. Freizeit ist ohnehin knapp, und Lernen geht allemal vor.

Laufen im Fitnessstudio: Viele Studis sparen sich das Geld lieber und drehen Park-Runden

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www.medi-learn.deMLZ

IMPRESSUMHerausgeber: MEDI-LEARN, ISSN 1860-8590 Elisabethstraße 9, 35037 Marburg/LahnTel: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/780 25-29E-Mail: [email protected], www.medi-learn.de

Redaktion: Jens Plasger (Redaktionsleitung), Christian Weier (V.i.S.d.P.), Trojan Urban, Dr. Marlies Weier, Dr. Lilian Goharian, Dominika Sobecki,Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld

Lektorat: Jan-Peter Wulf und Thomas Trippenfeld

Layout & Graphik: Kristina Junghans

Berichte: Redaktion MEDI-LEARN, Nina Dalitz, Thomas Hartmann, Daniel Lüdeling, Olga Kogan

Druck: Druckerei + Verlag Wenzel, Am Krekel 47, 35039 Marburg/LahnTel: 0 64 21/17 32 60, Telefax: 0 64 21/17 32 69

Anzeigenbetreuung: Christian Weier, Olbrichtweg 11, 24145 KielTel: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/780 25-29E-Mail: [email protected]. – Es gilt die Anzeigenpreisliste 02/2005.

Bildnachweis: www.photocase.com, www.istockphoto.com, www.sxc.hu, www.pixelquelle.de, Grenada Tourism, Artikelautoren, www.flickr.com

Erscheinungsort: MarburgDie MEDI-LEARN Zeitung erscheint fünfmal pro Jahr und wird als Beilage der Zeitschrift Via medici aus dem Georg Thieme Verlag, Stuttgart, zugelegt. Der Bezug ist für Abonnenten der Via medici in deren Abonnement bereits enthalten. Der Einzelpreis beträgt 1,90 €. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos etc. kann der Verlag keine Gewähr übernehmen. Nachdruck – auch in Auszügen – nur mit vorheriger schriftlicher Zu-stimmung. Der Verlag kann für Preisangaben keine Garantie übernehmen. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Bei allen Gewinnspielen und Aktionen ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Anregungen und Redaktionskontakt per E-Mail unter: [email protected].

Verlosung: Bei allen Verlosungen in dieser Ausgabe ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Der Einsendeschluss ist am 30. Januar 2010. Die Gewinner werden regelmäßig im Internet unter www.medi-learn.de/gewinner bekannt gegeben.

Dein Artikel bei MEDI-LEARN? Wir freuen uns über die Zusendung von Erfahrungs-berichten und anderen Artikeln und belohnen die Autoren mit Fachbüchern. Alle weiteren Infos findest du unter www.medi-learn.de/artikel.

Wie gefällt dir diese Ausgabe unserer MEDI-LEARN Zeitung?

Unter www.medi-learn.de/gw121 findest du einen kurzen Fragebogen mit drei Fragen zu dieser Ausgabe. Wir würden uns freuen, wenn du uns deine Meinung mitteilst. Mitmachen lohnt sich. Unter allen Teilnehmern verlosen wir Fachbücher im Wert von 300 Euro. Einfach Fragebogen ausfüllen und schon bist du dabei!

Deine Meinung ist uns wichtig!

NEU!Der Hammerplan von MEDI-LEARN

In 100 Tagen zum 2. Staatsexamen

Der 2. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung um-fasst laut neuer AO das gesamte klinische Wis-sen, so dass die gefor-derte Stoffmenge kaum zu bewältigen scheint.

Eine genauere Analyse der bisherigen Ham-merexamina hat jedoch gezeigt, dass inhaltlich eine große Übereinstim-mung mit dem alten 2. Staatsexamen gegeben ist, während der Stoff des alten 1. Staatsex-amens kaum geprüft wird.

Dieser Analyse folgend haben wir einen Lern-plan zusammen gestellt, in dem der Lernstoff auf das Wesentliche redu-ziert, strukturiert und auf 100 Tage verteilt wurde.

Der 100-Tage-Lernplan und ausführliche Erläu-terungen mit zusätzli-chem Kreuzplan stehen im Internet zur Verfü-gung unter:

www.medi-learn.de/ hammerplan

Dem Tod mit Respekt begegnen

Mit einem Schlag kehrte Ruhe ein, als der Leiter des anatomischen Insti-

tuts uns zum Semesteranfang begrüßte und mit der Einführung in den Präparationskurs begann. Die Tatsache, dass es schon mein zweites Semester war, minderte die Auf-regung kein Stück. Nicht nur ich, sondern wir alle taten so, als ob nichts wäre. Wir rutschten jedoch unruhig auf unseren Stüh-len hin und her. „Vergessen Sie nie, Ihre Körperspender mit derselben Vorsicht und mit demselben Respekt zu behandeln wie Ihre künftigen Patienten. Der einzige Unterschied zwi-schen ihnen ist nur, dass die Körperspen-der geduldiger sind.“ Dieser Gedanke des Professors war mir bis dahin noch nicht bewusst gewesen, blieb jedoch als Dogma in meinem Bewusstsein hängen.

Dem Tod ins Auge blickenNach dem Kennenlernen des Tischbe-treuers und der beiden Vorpräparanten versammelten sich die Gruppen um ihre Körperspender. Wir bildeten einen Kreis um den silbernen Stahltisch herum. Alle Augen richteten sich auf die Umrisse des Körpers unter dem formalindurchtränkten Tuch. Die Vorpräparanten, studentische Hilfskräfte höherer Semester, sahen uns prüfend an und schlugen das Tuch zur Sei-te. Wie lange hatte ich mir Gedanken über diesen Moment gemacht, wie viele ver-schiedene Bilder hatten sich vor meinem inneren Auge abgespielt! Nun stand ich vor ihm, vor diesem Mann, der etwas hinter sich gebracht hatte, woran sich die meisten Menschen noch nicht mal zu denken trauen – er hatte dem Tod ins Auge geblickt. Stil-le. Beklommenes Schweigen, verlegenes Starren auf den Boden, nervöses Lachen: Jeder reagierte auf seine eigene Art. Der scharfe, ungewohnte Formalingeruch stieg mir in die Nase. Irgendwas ließ mich schwanken. Ich griff nach dem Tisch – ei-sige Kälte. Fühlte sich so der Tod an? In meinem Kopf drehte sich alles, als hätte ich zu viel getrunken. Ich hörte ein lautes Schlucken. War ich das? Mein Blick glitt über den Körper. Meine Erfahrung aus dem Krankenpflegepraktikum sagte mir, noch bevor ich das Stroma entdeckte: on-kologischer Patient, wahrscheinlich Colon CA. Ich hatte diese Patienten zur Genü-ge gesehen. Diese riesigen, vor Schmerz und Hoffnungslosigkeit lautlos um Hilfe schreienden Augen in einem winzigen, zu-sammengeschrumpften, abgemagerten und wie eine trockene Pflaume dehydrierten Gesicht! Wie viel dieser Mann durchge-macht haben musste. Ich spürte, wie meine Augen anfingen zu brennen.

Wer war dieser Mensch?Stille. Jeder verarbeitete diese Begegnung für sich. Ein Vakuum um jeden Einzelnen im großen, kahlen Saal ohne Fenster, ohne Wärme. Eine Schweigeminute folgte. Was mochten die anderen wohl denken? Wahr-scheinlich Ähnliches wie ich: Wer war die-ser Mensch? Wie hieß er? Welchen Beruf hatte er ausgeübt? Was war mit seiner Fami-

Momentaufnahmen aus dem Präparationskursvon Olga Kogan

lie? Was hatte ihn dazu bewogen, sich der Wissenschaft zu vermachen, und wo war er jetzt? Ich hielt es für angebracht, für ihn zu beten. Diese Handlung brachte mir wenig-stens etwas Wärme und minderte mein Ge-fühl der Einsamkeit und Isolation inmitten der vielen Menschen.

an die frische luft, in die sonne, ins leBen. es schien ein

traum gewesen zu sein

Dann wurde er wieder zugedeckt. Wir stürmten, einander überholend hinaus an die frische Luft, in die Sonne, ins Leben.

Es schien alles nur ein Traum gewesen zu sein. Ich konnte mich noch nicht mal mehr an die Details seines Gesichts erinnern. Nur die buschigen Augenbrauen und die unter ihnen liegenden starren, blau-trüben Augen verfolgten mich noch bis tief in die Nacht und in meinen unruhigen Schlaf. Und irgendwie wurde ich das Bild eines verschleierten Spiegels nicht los, des Spie-gels der Seele, die entwichen war und nur Leere hinterlassen hatte.

An die ArbeitAm nächsten Tag – jeder hatte sein Präpara-tionsgebiet und hielt ein Hautmesser in der Hand – hieß es: „Bitte den ersten Schnitt setzen.“ Wie? Wie sollte ich es tun? Etwas hinderte mich daran anzusetzen. Die Ehr-furcht vor dem Tod vielleicht, das Zittern meiner Hände oder einfach das Widerstre-ben, einem anderen Menschen körperliche Gewalt anzutun. Schließlich atmete ich tief durch und setzte den ersten Schnitt. Nichts geschah. Ich hatte wohl zu oberflächlich geschnitten. Noch ein Versuch. Die Mes-serklinge verschwand in der Tiefe und die Haut klaffte auseinander. Ein hässlicher, blutloser Abgrund. Während der nächsten Tage, als die Haut wie eine leere Hülle, wie ein Kleidungsstück nach und nach abgezogen und das gelbe, schau-mige Fett entfernt wurden, war es so gut, dass

der Mann auf dem Bauch lag und ich nicht in sein Gesicht sehen, nicht seinem ge-trübten, starren Blick begegnen musste.

Den Menschen entdeckenIm Laufe der Zeit lockerte sich die Stim-mung. Man lachte, man redete, man tat so, als ob nichts wäre, als stünde man in der Küche und würde statt menschlichem Fleisch eine Hähnchenbrust auseinander schneiden. Wie gut wir es doch gelernt haben, die Wahrheit zu verdrängen! Wie undurchsichtig war doch der Vorhang, den wir uns vor die Augen gehängt hatten! Aber es war vielleicht die einzige Möglichkeit,

sich selbst zu schützen und diese Situation überhaupt bewältigen zu können.

der namenlose mann war mir auf einmal Vertraut und nah

Die roten Muskelfasern durchzogen in ver-schiedenen Mustern den starren Körper. Voller naiver Verwunderung wurde mir bei jeder Bewegung bewusst, dass auch ich genau solche Muskeln unter meiner Haut habe. Ich erkannte ihre Umrisse und wiederholte mit Begeisterung die Termi-ni. Ich suchte die durch meine Haut blau

schimmernden Venen an der Oberfläche und tastete den Arterienpuls in der Tiefe ab. Die Krönung meiner freudigen Ent-deckungstour war schließlich, als ich den Nervus ulnaris an meinem Ellenbogen ent-deckte und ein in den vierten und fünften Finger ausstrahlendes Kribbeln verspürte. Wie unglaublich war dieses Entdecken! Nicht nur des Menschen an sich, sondern insbesondere des eigenen Körpers. Der namenlose Mann vor mir war auf einmal nicht mehr fremd, sondern vertraut und nah. Ich lief jedes Mal zu ihm hin wie zu einer Verabredung, wartete mit Ungeduld auf ein Stückchen mehr der neuen Welt, die er mir zu zeigen vermochte.

Die Komplexität des KörpersNoch nie hatte ich mich so sehr mit dem Unterschied oder Zusammenhang zwischen Körper und Seele auseinandergesetzt. Erst dort am Tisch, inmitten der vielen Men-schen, die um mich herum standen, wurde mir bewusst, wie kompliziert der mensch-liche Körper wirklich ist und wie sehr er an eine eigene Stadt mit Leitungsbahnen, Fa-briken und Angestellten erinnert. Und in An-betracht dieser Komplexität verschwanden auch die leisesten Zweifel an der Existenz eines Schöpfers, denn solch ein Wunder, solch eine Planung kann sich nicht selbst er-schaffen. Oft dachte ich nach, was denn den Mensch an sich ausmachen würde, und kam zu dem Entschluss, dass der Körper ohne die Seele nicht leben könne. Also müsste es die Seele sein, die den Menschen ausmacht.

Das 3B-Scientific Anatomie-SpecialDieser Artikel ist Teil des Themenspecials rund um den Bereich Anatomie, den wir euch in Kooperation mit 3B Scientific und in der MLZ ausführlich vorstellen.

Weitere Infos auch online unter:www.medi-learn.de/anatomie

Fortsetzung im Digitalen Nachschlag

Schnitt um Schnitt eröffnet sich eine geheimnisvolle Welt

Dem Tod ins Auge blicken: Der Präp-Kurs ist für jeden Mediziner eine neue Erfahrung

Page 11: MEDI-LEARN Zeitung 05/2009

www.medi-learn.deMLZNovember/ Dezember 2009 11Seite

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Gewinnspiel: Trage einfach die Lösung unter www.medi-learn.de/wortsalat ein. Hier erhältst du auch Hinweise, die dir das Rätseln erleichtern. Zu gewinnen gibt es ein Skelett von 3B Scientific und wertvolle Fachbü-cher vom Georg Thieme Verlag. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen. Das Gewinnspiel läuft bis 30. Januar 2010.

Finde dich zurecht im 3B Scientific-Buchstaben-Salat! Und so geht‘s:

Für die 3B Scientific Specials (Anato-mie, Seirin®-Akupunktur) haben wir uns ein Rätsel ausgedacht, das Lösungs-wörter aus den Bereichen Anatomie & Akupunktur enthält. Zunächst müssen die Suchwörter an sich herausgefunden werden. Suche alle 18 Begriffe heraus, die senkrecht, waagerecht, diagonal oder

So geht's durch den Buchstaben-Salat

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

11 12 13 14 15 16 17 18

3BS T

S P L

rückwärts geschrieben sind. Dabei hilft dir ein Blick auf unsere Webseite: Unter www.medi-learn.de/wortsalatfindest du die richtigen Lösungswörter.

So kommst du zur LösungUm den ersten Buchstaben des Lösungs-wortes zu bekommen, suche dir die Begrif-fe von unten nach oben im Buchstabenrätsel (z.B. wie im Bild rechts der Begriff Herz).

Trage danach den Buchstaben oberhalb des ersten Buchstabens (hier oberhalb des Buchstabens „H“) als Lösungsbuchstaben ein (im Beispiel wäre der Lösungsbuchsta-be „A“). Die Reihenfolge im Lösungswort ergibt sich automatisch, wenn du im Rätsel von unten nach oben (von Zeile zu Zeile) und von links nach rechts (innerhalb einer Zeile, falls zwei Begriffe hier zu finden sind) vorgehst. Wenn du alle Buchstaben

zusammen hast, ergibt sich daraus – tada! – das Lösungswort. Das Mitmachen lohnt sich: Tolle Gewinne warten auf dich!

Page 12: MEDI-LEARN Zeitung 05/2009

12Seite November/ Dezember 2009

www.medi-learn.deMLZ

Die ExtraportionDiese Artikel findest du im Online-Teil unserer Zeitung:

Nachschlag

Online geht's weiterWie immer gibt es auch zu dieser Aus-gabe der MEDI-LEARN Zeitung wieder eine Extraportion für besonders MLZ-Hungrige: Ausgabe 25 unseres Digitalen Nachschlags präsentiert dir weitere spannende Artikel – dieses Mal unter anderem zum Thema Wartezeit – und Fortsetzungen von Beiträgen aus der gedruckten Version. Außerdem: ein Be-richt aus der Gehirnforschung. All das erfährst du im Digitalen Nachschlag. Er steht kostenlos als PDF im Internet zur Verfügung. Einfach die folgende Seite aufrufen:www.medi-learn.de/mlz-nachschlag

Anthropologie und MedizinDie Erforschung des menschlichen Körpers ist nicht nur Bestandteil des medizinischen, sondern auch des anthropologischen Studi-ums. Anthropologie-Studenten nehmen zum Beispiel am Anatomie-Unterricht teil, um Kno-chen und Muskeln benennen zu können. Nicht nur in der so genannten physischen und der biologischen Anthropologie, sondern auch in der sozialen Anthropologie tauchen Aspekte auf, die für den Medizinberuf relevant und hilf-reich sind. Weil es so viele Engführungen gibt, hat sich unser Berichterstatter entschieden, neben der „Wissenschaft vom Menschen“ Medizin als Zweitstudium zu beginnen.

Medizin mit 3,0?Eine glatte Drei im Abitur: Nicht gerade die ideale Voraussetzung für die Aufnahme eines Medizinstudiums. Doch wer hartnäckig ist, kann – wie unser Erfahrungsbericht zeigt – so-gar mit dem Warteplatz Nr. 10.009 letztlich einen Studienplätze ergattern. Das Wich-tigste bei einem solchen Vorhaben ist, die nicht unerhebliche Zwischenzeit in medizinischer Hinsicht sinnvoll zu nutzen. Zum Beispiel, in-dem eine Ausbildung zur Krankenschwester oder zum Krankenpfleger aufgenommen wird.

Respekt gegenüber dem TodFortsetzung der Momentaufnahme aus dem Präparationskurs: Stück für Stück ent-decken die Teilnehmer des Präp-Kurses die unbekannte Welt des toten menschlichen Körpers. Ein Wechselbad der Gefühle: Hor-ror-Szenarien ob der vielen zerschnittenen Leichname werden abgelöst von Dankbar-keit, dass hier ein Mensch seinen Körper der Ausbildung junger Mediziner zur Verfü-gung gestellt hat.

Medizinstudium

Gefühle steuern GedächtnisAn einen schönen Urlaub, aber auch an einen Unfall können wir uns oft noch Jahre später sehr gut erinnern. Alltägliche, gefühlsneu-trale Geschehnisse werden hingegen nur oberflächlich abgespeichert und schneller vergessen. Forscher der Universität Basel wiesen nach, dass eine genetisch veran-kerte Variante des alpha-2B-adrenerger-Rezeptors, Andockstelle für den Botenstoff Noradrenalin, dazu beiträgt, dass man sich besonders stark an emotionale Information erinnert. Ihr Ziel ist nun die Entwicklung neu-er Therapiestrategien zur Behandlung von Gedächtnisstörungen.

Alle Artikel findet ihr kostenlos unter:www.medi-learn.de/mlz-nachschlagPS: MLZ im DigitalaboUnter www.medi-learn.de/mlz kannst du die MEDI-LEARN Zeitung ab sofort im Digitalabo als PDF gratis bestellen.

Forschung

Selten gehen die Meinungen von Assi-stenzärzten so weit auseinander wie

beim Thema Nachtarbeit. Die einen lei-den unter dem Schlafdefizit, die anderen genießen das selbstständige Arbeiten und die ungewohnte Stille auf den Stationen und Fluren ihrer Klinik. Praktisch alle aber können sich noch Jahre später sehr genau an den allerersten „Dienst“ und ihre Aufregung in den Stunden davor erinnern.

Ein Grund für die große Uneinigkeit ist sehr wahrscheinlich, dass mit dem gän-gigen Begriff ganz Unterschiedliches be-zeichnet wird. In Sachen Arbeitszeit gibt es in deutschen Krankenhäusern offenbar nichts, das es nicht gibt: 24-Stunden-Dienste mit einem oder zwei Ärzten, 19-Stunden-Dienste mit fünfstündiger Pause, 12-Stunden-Dienste, Drei-Schicht-Modelle, Spät-, Nacht-, Haupt- oder Nebendienste, Rufbereitschaften und manches mehr.

So verwundert es nicht, dass einige Neu-linge schon nach zwei Wochen auf Station zu einem Dienst eingeteilt werden, wäh-rend das bei anderen frühestens nach einem halben Jahr der Fall ist. Ob die erste Nacht ruhig wird, man vielleicht sogar die meiste

Auch nach Jahren können sich Ärzte gut an den ersten „Dienst“ erinnern Redaktion MEDI-LEARN

Stündlich neue Produkte zur Erweiterung der Software-Ausstattung Redaktion MEDI-LEARN

Optimisten bringen Lesestoff und ihren Schlafanzug mit

iPhone-Apps speziell für Medizinstudenten und Ärzte

Zeit schlafen kann, ist ohnehin schwer vor-hersehbar. Immerhin packen Optimisten neben Kulturtasche und Wäsche zum Wechseln ein bisschen Lesestoff für die er-hofften ruhigen Stunden, den Laptop und manche sogar ihren Schlafanzug ein.

Erheblich größerer Entscheidungsspielraum Eher noch als die Anliegen der Pati-enten hindert dann jedoch die eigene Anspannung den Nachtdienst-Anfänger am erholsamen Schlafen. „Bammel ge-hört dazu“, spricht ein Nachwuchs-Arzt sicher den meisten Novizen aus der See-le. Erst nach etlichen Nächten beginnen viele von ihnen den im Vergleich zur Arbeit bei Tageslicht erheblich größe-ren Entscheidungsspielraum zu schät-zen: „Man lernt immer was dazu. Jedes Mal!“ Und unter allen Umständen gelte es natürlich, „immer schön Kompetenz auszustrahlen…“

Ruhe zu bewahren ist deshalb einer der wichtigsten Ratschläge erfahrener Assi-stenzärzte. Nichts werde in Diensten so heiß gegessen wie gekocht. Jedoch müsse man seine Grenzen kennen und rechtzeitig um Hilfe bitten. Das könne eben auch be-

deuten, den Oberarzt morgens um drei aus dem Schlaf zu klingeln. Lieber einmal zu oft als einmal zu wenig. Er wird Verständ-nis dafür haben, denn Neulinge genießen diesbezüglich Welpenschutz, und irgend-wann ganz früher war er ja selbst einer.

Tipps und Unterstützung kann und sollte man sich zudem von erfahrenen Schwe-stern und Pflegern holen. Die wissen in aller Regel genau, welche Maßnahmen in Standardsituationen üblicherweise er-griffen werden. Ein gutes Verhältnis zu den Kollegen scheint das Erfolgsgeheim-nis schlechthin für Nachtdienste zu sein – und nicht nur für die. Werden Jungme-diziner nach besonders positiven oder negativen Erinnerungen an ihren ersten Dienst befragt, steht nämlich genau das durchweg im Mittelpunkt der Antworten.

Lieferdienste räumen Sonderkonditionen einIm Team wird für die Kranken gesorgt, und ebenso für die eigene Verpflegung. Nach Patienten und dem medizinischen Personal bilden offenbar nachts in deut-schen Kliniken Pizzafahrer die drittgröß-te Personengruppe. Auf den Stationen liegen die Prospekte gleich mehrerer

Lieferdienste, die nicht selten Sonder-konditionen einräumen.

Die Debatte darüber, was und wo bestellt wird, ist ebenso ein Gemeinschaft stif-tendes Ritual wie die kollektive Order und das Essen in großer, eventuell stati-onsübergreifender Runde. Mit einer Stul-le von zu Hause würde man da schnell zum Außenseiter. Legitim ist hingegen ein Salat anstelle von Pizza oder Pasta – als Alternative für jene, die sich über Kalorienzahl und Fettgehalt ihrer Ernäh-rung ernsthaft Gedanken machen.

Die gemeinsame Essensbestellung zu später Stunde und das Klönen mit der Nachtschwester sind ebenso typisch für das nächtliche Arbeiten in der Kli-nik wie die ungewohnte Ruhe, die sich irgendwann am Abend im ganzen Haus ausbreitet. Gerade altgediente Assi-stenzärzte nehmen selbst nach Jahren noch den verblüffenden Gegensatz zur Betriebsamkeit des Tages wahr. Schön und gespenstisch zugleich sei diese Stille, und für manche Jungmediziner ein Hauptgrund, sich trotz möglichem Schlafdefizit auf ihren nächsten Dienst sogar ein bisschen zu freuen.

Man mag es kaum als Handy be-zeichnen. Das iPhone ist eher ein

sehr kleiner, leistungsfähiger und über-aus schicker Computer. Dass man mit ihm telefonieren kann, ist nicht der Rede wert angesichts der unüberschaubaren Fülle weiterer Anwendungsmöglich-keiten des Geräts. Immer neue Ergän-zungen der ohnehin umfang-reichen Software-Ausstattung des iPhone sorgen dafür, dass diese Fülle ständig größer wird. Einige der so genannten Apps wurden speziell für Me-diziner entwickelt.

Das digitale Zubehör fürs iPho-ne in der Kitteltasche lässt sich grob in drei Gruppen untertei-len: Nachschlagewerke für die schnelle Beantwortung häufiger Fragen, Programme zur Be-rechnung beispielsweise von Dosierungen sowie Lernhilfen für Studierende und für Ärzte, die ihr Wissen auffrischen wol-len. Hier eine Auswahl von Angeboten auf Deutsch sowie einiger auf Englisch, bei denen die Sprache aber im Grunde keine Rolle spielt:

„iMed Blut- und Laborwerte“ ist zurzeit (Stand 09/2009) das populärste Produkt für Mediziner im App Store des iPhone-Herstellers Apple und dort für moderate 0,79 € zu haben. 52 übersicht-liche Tabellen enthalten den vollen Namen des jeweiligen

Elements oder der Ver-bindung, die gängige Abkürzung, Messwert-Normbereiche für Männer und Frauen sowie kurze Texte zur physiologischen Bedeutung.

Nachschlagewerke für Schulmedizin und Naturheilkunde Auf Rang 2 der Favoritenliste medizinisch interessierter iPho-ne-Besitzer behauptet sich die „Medikamente“-Applikation, obwohl es das mit Abstand teu-erste unter den 20 meistgekauf-ten Angeboten seiner Kategorie ist: Für rund 25 Euro bekommt man allerdings eine komplette digitale Fassung der „Roten Li-ste“ mit Angaben zu Dosierung und Darreichungsformen, Stoff-gruppe und Wirkmechanismus der auf dem deutschen Markt verfügbaren Arzneimittel.

Auf zahlreichen Texttafeln in-formiert „iHomöopathie“ zum Preis von 2,99 € über Anwen-dungsgebiete, Wirkung und

üblichen Verdünnungen von 82 Mitteln. Einen Euro mehr kostet die sehr ähnlich gestaltete Sammlung „Schüssler Salze“ mit Wissenswertem über die klassischen Funktions- und Ergänzungsmittel. Zum

gleichen Preis erhältlich ist „Heilkräuter“ aus der Natur, ein Nachschlagewerk mit Texten und Fotos zu 45 Gewächsen von Ackerschachtelhalm bis Wermut. Kostenlos ist hingegen „Bach-blüten“, das Erläuterungen zu allen 39 Essenzen nach Dr. Ed-ward Bach und farbige Abbil-dungen der jeweiligen Pflanzen bietet.

Das Schwergewicht unter den speziell fürs iPhone aufberei-teten Text-Sammlungen heißt „Medizinrecht“. Es umfasst die deutschen Gesetze und Vor-schriften zum Berufsrecht der Ärzte und Gesundheitsberufe, zu Medizinprodukten, Arznei- und Betäubungsmitteln, Heil- und Hilfsmitteln, Strahlenschutz, Humangenetik sowie der ge-setzlichen Krankenversicherung und der Krankenhausfinanzie-rung. Orientierungshilfe im Paragrafen-Dschungel geben ein alphabetischer Themen-Index und eine Volltext-Suche. Im Preis von 9,99 € sind etwaige Aktualisierungen bis Ende 2009 enthalten.

Kostenlose App stürmt HitlisteDen Markt der Berechnungs-Pro-gramme mit medizinischem Schwer-punkt beherrschte lange „MedCalc“

(0,79 €) praktisch allein. Seit Ende September gibt es nun als kostenlose Alter-native den „Medical Calcu-lator“, der binnen weniger Tage buchstäblich die Hit-

liste der Medizin-Apps stürmte. Beide sind mehrsprachig und die Liste ihrer Funktionen ist ellenlang.

Das Pauken der Aminosäuren mithilfe des iPhones ermögli-cht „iAmino“. In der Art von tabellarischen Karteikarten ver-mittelt es zum Preis von 2,39 € Fakten wie Polarität, Säurewert und molare Masse. Eine Grafik veranschaulicht die chemische Struktur der Verbindung. Ko-stenlos sind „Muscle Head“ and „Neck System”, ein dreidimen-sionaler Anatomie-Atlas die-ser Körperpartie, und das Pro-gramm „iAnatomy”. Letzteres enthält mehr als 60 Computerto-mografie-Bilder, auf denen sich Hinweise auf Details ein- und ausblenden lassen. Beide sind bisher ausschließlich in eng-lischer Sprache verfügbar.

Zurzeit kommen stündlich neue Apps auf den Markt, und schon

deshalb erhebt die obige Auswahl kei-nerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Das Apps-Phänomen erinnert stark an die frühen Jahre der Heimcomputer: Die Be-reitschaft zum Ausprobieren war immens und der Zugang zu den neuen Möglich-keiten in vieler Hinsicht spielerisch. Die Frage nach ihrem Nutzen beantwortet sich irgendwann ganz von selbst.

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November/Dezember 2009 13Seite

MLZ-SonderbeilageClubDer Club für

Medizinstudentenund junge Ärzte

Samstag, 7. Februar, 9 Uhr, am Flug-hafen Münster-Osnabrück. Das

Abenteuer beginnt: Ich fliege nach Wien, wo mich eine aufregende Woche im Dienst Während meiner einwöchigen Bereitschaftszeit wird es zu meinen Auf-gaben gehören, erkrankte oder verletzte Patienten aus verschiedensten Ländern in ihre Heimatländer zurück zu bringen und dabei gegebenenfalls medizinisch zu versorgen. Die Transporte werden in der Regel im Auftrag der Kranken- oder Reiseversicherung durchgeführt.

Wenig medizinische Optionen an BordDie Einweisung ist umfangreich und verdeutlicht mir, dass die medizinische Versorgung innerhalb eines Learjet in 10.000 Metern Höhe nur wenige Op-tionen bietet. Die wesentlichen Vorbe-reitungen müssen zwingend vor dem Start stattfinden. Die Firma besitzt vier Ambulanzflugzeuge, welche speziell für die Überwachung und Versorgung von leicht- bis hochkritischen Patienten aus-

gestattet sind. Mit dem umfangreichen Monitoring (ProPaq) können neben den klassischen Vitalparametern auch in-vasive Drücke gemessen werden. Zum Transport beatmeter Patienten steht ein Breas LTV zur Verfügung. Es garantiert eine optimale Ventilation von Patienten aller Altersklassen. Auch an Bord: Eine Absaugeinheit, ein mobiles BGA-Gerät, ein AED, das großzügig ausgestattete Ampullarium, zahlreiche Perfusoren sowie ein redundantes Materialmanage-ment. Die reguläre Crew besteht aus einem Piloten, einem Copiloten sowie der MedCrew. Die besteht aus einem Kran-kenpfleger bzw. einer Krankenpflegerin sowie einem Arzt oder einer Ärztin mit jeweils langjähriger intensivmedizi-nischer Erfahrung. Während der MJS die Piloten hauptberuflich beschäftigt,

Als Flying Doctor in den Alpen unterwegsEine Woche mit dem Flieger unterwegsvon Daniel Lüdeling

rekrutiert sich die MedCrew aus einem Pool frei- und nebenberuflicher Mitar-beiter. Die Ärzte werden u.a. durch das in Deutschland ansässige Unternehmen NotarztService.de vermittelt.

Auf StandbyAm Montagvormittag erreicht mich der mit Spannung und Vorfreude erwartete Anruf der Zentrale: In Luxor (Ägypten) befindet sich ein älterer Patient mit einer Schenkelhalsfraktur. Er soll im Tages-verlauf in eine Klinik seiner Heimatstadt Manchester (UK) transportiert werden. Geplanter Start: 14 Uhr. Eine Stunde zu-vor ist die Crew komplett und der Lear-jet 35A aufgerüstet. Es bleibt noch Zeit für einen Kaffee und ein Briefing zum bevorstehenden Flug. Doch es scheint noch ein Problem mit der Klinikaufnah-me in Manchester zu geben. Nach einer zweistündigen Wartezeit dann die vor-läufige Stornierung der Mission. Solange die Aufnahme des Patienten in England nicht geklärt ist, bleibt das Flugzeug am Boden und die Crew auf Standby.

Die beiDen 3.500 newtonmeter starken triebwerke schieben

uns in Den himmel

Nachts um eins kommt dann das tele-fonische Go für den Flug Luxor-Man-chester. Offenbar konnte die britische Bettennot bezwungen werden. Die er-warteten 24 Grad in Luxor entschädigten für die eiskalten Morgentemperaturen, pünktlich um vier schieben uns die bei-den jeweils 3.500 Newtonmeter starken Triebwerke unseres Learjet in den schwarzen Himmel.

Keine Pyramiden in SichtÜber das ehemalige Jugoslawien und Griechenland führt unser Flug tief ins ägyptische Hinterland. Der Sonnenauf-gang begeistert mich bereits irgendwo

über der Adria und trotz der sehr kurzen Nacht ist für mich an Schlaf gar nicht zu denken. Um sieben Uhr verlassen wir unsere Flughöhe und der afrikanische Kontinent erlaubte erste Eindrücke: Je-der grüne Fleck scheint hier mühsam der ansonsten staubtrockenen Landschaft abgerungen. Trotz eindrucksvoller Sicht-weite: keine Pyramiden in Sicht. Nach der sanften Landung am Luxor International Airport zeigt sich das Kli-ma zwar deutlich milder, doch aufgrund starken Windes erstaunlich frisch. Er-wartungsgemäß ist der Patient noch nicht eingetroffen. Der bereits am Vortag über-mittelte „Medical report“ ließ uns einen 80-jährigen Patienten mit einer bislang unversorgten linksseitigen Schenkelhals-fraktur erwarten. Zudem bestand ein Di-abetes mellitus, ein Bluthochdruck sowie ein M. Parkinson.

auf eine fünfminütige einreise verzichten wir unD benutzen

Die toilette vor Dem schalter

Ägypten ist das Land der Pharaonen, Jahrtausende alter Kultur und eindrucks-voller Bauwerke. An jenem Dienstag scheint Ägypten aber eher das Land misstrauischer Sicherheitsleute zu sein. So wurden wir in gesundem Abstand von wartenden Uniformierten stets im Auge behalten, deren Wachsamkeit deutlich wird, als ein kurzer Toiletten-besuch im Flughafengebäude zwingend notwendig wird. Auf eine fünfminutige Einreise (Gebühr von 15 USD) verzich-ten wir und nutzen, sehr zum Argwohn unserer Begleiter, die Toilette vor dem Einreiseschalter.

Medizinische Situation: unklarUm neun trifft endlich der Patient am Flugzeug ein. Der Krankenwagen ist er-wartungsgemäß nur spärlich ausgestattet,

übertrifft aber dennoch die Kompetenz der Insassen. Wie sich die Trage mit dem Patienten aus dem Fahrzeug ziehen lässt, ist allen Beteiligten zunächst unklar. Auch über die medizinische Situation ist der begleitende ärztliche Kollege über-haupt nicht informiert. Wie sich später herausstellt, durfte die ursprüngliche Be-satzung des Fahrzeuges vermutlich auf-grund sicherheitstechnischer Bedenken nicht auf das Gelände, so dass speziell vorgehaltenes Flughafenpersonal inklu-sive einem eigenen Flughafenarzt den kurzen Transfer übernommen hatte.Nach kurzer Untersuchung legen wir dem Patienten vor Abflug einen intravenösen Zugang und führen eine milde Analgesie zur Umlagerung durch. Der Patient ist vermutlich aufgrund seiner Vorerkran-kungen, aber auch wegen seines bereits mehrtägigen Klinikaufenthaltes ohne nen-nenswerte Mobilisierung in einem redu-zierten Allgemeinzustand. Seine Atmung wirkt zunächst schwerfällig, war aber subjektiv und nach SpO2 ausreichend. Um zehn Uhr sind alle erforderlichen Vor-

bereitungen abgeschlossen und wir ma-chen uns auf nach Manchester.

Zwischenfall vor Zwischenlandung Auf halber Strecke ist ein kurzer Tankstopp in Wien geplant. Die Teilstrecke bis Wien ist mit drei bis vier Flugstunden kalkuliert, der Patient macht einen stabilen Eindruck und das Monitoring bestätigt diesen. Einzig die O2-Sättigung ist eingeschränkt und die Nutzung einer O2-Maske stieß auf keine Akzeptanz bei unserem Patienten.

intubation vor Der lanDung: Die ereignisse

überschlagen sich

Da sich ein erheblicher Stress zu seiner bereits bestehenden motorischen Unruhe gesellt, erscheint uns die milde Sedie-

Bild: Innenbereich des Flugzeugs

rung als optimale Lösung. Auch, um ihm etwas mehr Sauerstoff via Maske zufüh ren zu können. Das Konzept geht auf. Allerdings nur bis etwa 30 Minuten vor der Zwischenlan-dung in Wien. Über einen relativ kurzen Zeitraum entwickelt der Patient eine deutliche Dyspnoe und die O2-Sättigung unterschreitet die Grenze von 80%, trotz einem hohen O2-Flow von 8 L/min. Entsprechend der Sauerstoffbindungs-kurve überschlagen sich nun die Ereig-nisse. Bereits im deutlichen Sinkflug fällt die Entscheidung zur notfallmäßigen Intubation. Der Patient hat zu diesem Zeitpunkt keine ausreichende Spontanat-mung, so dass eine Beatmung als die ein-zige sinnvolle Lösung erscheint. Aller-dings sind die Begleitumstände denkbar ungünstig: Das Flugzeug ist mitten in der Landevorbereitung und der verfügbare Platz entspricht in etwa einer Röhre mit 1,5m Durchmesser und 2,5 m Länge. In-nerhalb dieses Raumes befindet sich ne-ben uns beiden und unserem Equipment auch noch die Ehefrau des Patienten!

Patient stabil, Turbine kaputtGlücklicherweise gestal-tete sich die Intubation einfach. Unter laufender Beatmung stabilisiert sich die gesamte Situa-tion innerhalb weniger Minuten. Die Landung erfolgt nur kurz nach der Intubation um 14 Uhr. Ziemlich verschwitzt, aber erleichtert führen wir eine Evaluation der neuen Situation durch. Für den Weitertransport erschien uns nun die invasive Druckmessung erforderlich. Zusätzlich installieren wir eine Se-dierung und informieren unsere Zentrale über die veränderte Gesamt-lage. Wenn schon ein einfacher Bettplatz in Manchester ein Problem ist, wie erfreut würden die britischen Kollegen sein, einen beatmeten Patienten übernehmen zu dürfen? Zunächst al-lerdings muss zu allem Überfluss auch noch das Flugzeug ausgetauscht werden. Eine unserer Turbinen hatte offenbar einen kleinen Vogelkon-takt hatte. Ein verbo-

genes Turbinenblatt konnte einen sicheren Weiterflug nicht garantieren. Unser kom-plettes Material und der beatmete Patient mussten also umziehen! Um 17 Uhr können wir trotz starkem Schneefall endlich in die zweite Etappe der Reise starten. Mit Hilfe eines kräfti-gen Rückenwindes sollten wir knapp zwei Stunden später in Manchester landen. Der Patient war durchgehend stabil, alle Vital-parameter im Normbereich und sogar die auf knapp 40.000 Fuß durchgeführte BGA lieferte gute Werte.

Vollgas durch den KreisverkehrDer Krankenwagen wartet bereits am Vorfeld, lediglich der irritierte Blick der Schwester bestätigt unseren Verdacht,

weiter auf der folgenden Seite

Page 14: MEDI-LEARN Zeitung 05/2009

14Seite November/Dezember 2009

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Mit dem Flieger unterwegsFortsetzung von Seite 13

dass die Info über den nun beatmeten Pa-tienten nicht übermittelt wurde. Es folgen zahlreiche Telefonate, wechselnde Zuge-ständnisse und letztendlich der Transport in eine Emergency Unit mit Beatmungs-kapazität. Eines der eindrucksvollsten Erlebnisse dieser Woche wird das trotz Blaulicht und Sirene viel zu schnelle Be-fahren der linken Straßenseite inklusiver mehrerer Kreisverkehre!

keine atempause: von manchester geht es wei-

ter nach tallinn

Eigentlich ist nach der freundlichen Übergabe unseres Patienten um 20 Uhr mein Bedarf an körpereigenem Adrenalin ge-deckt. Allerdings wussten wir be-reits seit unserem Zwischenstopp in Wien, dass uns direkt im Anschluss ein Folgeauftrag zunächst nach Tallinn und von dort weiter nach London führen sollte. Tallinn ist Haupt-stadt der jungen Republik Estland und liegt schräg gegenüber von Helsinki. Dort erwartet uns ein 27-jähriger Patient mit einer traumatischen Subarachnoi-dalblutung. Laut Medical Report war er offenbar schon vor einigen Tagen ge-stürzt und bereits umfangreich diagnos-tiziert worden. Ein CT offenbarte eine stabile Schädelfraktur sowie eine geringe SAB. Geplant war ein Rückflug auf „Sea

Level“ zur Minimierung etwaiger Druckprobleme sowie die heimat-nahe Weiterversorgung der Verlet-zungen in London. Ich nutzte die dreistündige Flugzeit und machte es mir auf dem Stretcher so bequem wie möglich. Da wir seit etwa 20 Stunden unterwegs waren, dauerte es keine fünf Minuten, bis ich unter dem Rauschen der Turbinen einge-schlafen war.

Der Patient wartet im HotelDurch das Rumpeln des Fahr-

werkes wache ich kurz vor Mitternacht auf. Wir sind im Landeanflug und nur wenig später setzten wir sanft in Tallinn auf. Kurioserweise befin-det sich unser Patient nicht wie erwartet in einem Krankenhaus,

sondern in seinem Hotel. Sein Zu-stand scheint weit weniger drama-tisch als zunächst angenommen. So ist es letztendlich auch. Mit ge-schultertem Gepäck, einem Brillen-hämatom und in Begleitung eines Freundes machen wir uns nach kur-zer Begrüßung und Basisdiagnostik auf den Rückweg zum Flughafen.

Endlose Dienste und umso kürzere Es-senspausen. Freizeit gibt es fast nie,

stattdessen Arbeit am Wochenende oder bis tief in der Nacht. Müde, hungrig und enttäuscht – ungefähr so stellen sich man-che am Medizinstudium Interessierte ihr Schicksal nach dem Examen vor. Ist das nur Schwarzmalerei oder blanker Rea-lismus? Im MEDI-LEARN-Forum „Stu-dium – Allgemeines“ wurde im Sommer 2009 heftig über diese Frage diskutiert. Die große Mehrheit meint: Lasst euch nicht verrückt machen! Der Arztberuf ist sicher kein Traum in weiß, aber Frustrati-onen gibt es schließlich überall.

„woher nehmen anDere Jung-meDiziner eigentlich ihren

optimismus?“

Die Visionen der Pessimisten klingen aller-dings schauerlich: Von „unmenschlichen Arbeitsbedingungen“ ist in einigen Bei-trägen die Rede, angesichts wöchentlicher Arbeitszeiten jenseits der 50 Stunden und ständiger Hektik in den Kliniken. Die Nie-derlassung in eigener Praxis komme erst nach Jahren in Betracht, und auch dort sei das Leben sicher kein Zuckerschlecken. Ansonsten gebe es für Absolventen nach der Zeit an der Uni kaum Alternativen.

„Woher nehmen andere Jungmediziner eigentlich ihren Optimismus?“, wundern sich die Besorgten. Sind die einfach blau-äugig, oder fehlt ihnen die Erfahrung? Wahrscheinlich reicht das dreimonatige Pflegepraktikum gar nicht aus, um zu wis-sen, was später auf mich zu kommt. Soll ich angesichts solch miserabler Zukunfts-

Besser vorher die rosarote Brille abnehmenRedaktion MEDI-LEARN

Man muss auch mal „Nein“ sagen könnenaussichten mit dem Studium überhaupt anfangen? Am Anfang überwiegt vielleicht noch die Euphorie, vermutet einer, aber irgendwann zer-mürbt es einen…

Die meisten Forums-Teil-nehmer beweisen hingegen Gelassenheit: Niemand weiß wirklich heute schon, wie es um seine Arbeitsbedin-gungen nach dem Studium bestellt sein wird. In etlichen Kliniken gibt es bereits Frei-zeitausgleich für Überstun-den oder sogar persönliche Arbeitszeitkonten. Und nicht nur das Berufsleben – auch du selbst veränderst dich enorm in den sechs Jahren, die das Studium in der Regel dauert.

Zugegeben: Frustrationstoleranz ist auf jeden Fall erforderlich. Wohl in jedem Krankenhaus wirst du mit sinnlosen Vor-schriften und ineffizienten Abläufen kon-frontiert. Aber vor Frustrationen bist du in keinem Beruf sicher. Viel wichtiger ist letztlich, ob dir die Arbeit an sich Spaß macht. Dann kannst du trotz Überstunden zufrieden sein. Und niemand sagt, dass du alles hinnehmen musst.Die berüchtigte Hektik des Klinikalltags sei in den allermeisten Fällen schlicht eine Folge schlechter Arbeitseinteilung, geben einige Praktiker zu bedenken. Am besten schon während des Studiums sollte es ihrer Meinung nach einen Kurs

Wir verlosen Lernstrategien von MEDI-LEARN – einfach Namen eintragen und schon bist du dabei: www.medi-learn.de/gw255

„Wie organisiere ich meinen Arbeits-tag?“ geben. Mindestens ebenso wichtig ist die Fähigkeit, ab und zu „Nein“ zu sa-gen. Vielen fällt gerade das sehr schwer, weil sie Angst vor den vorwurfsvollen Blicken ihrer Kollegen oder den Erwar-tungen der Vorgesetzten haben.

Vieles hast du selbst in der Hand. Das beginnt mit der überlegten Auswahl der Stelle, an der deine Weiterbildung statt-finden soll. Gerade in Sachen Arbeitszeit gibt es zwischen den Verträgen gravie-rende Unterschiede. Und wenn die Wirk-lichkeit in vielen Häusern sich auf Dauer allzu weit von den typischerweise vor-gesehenen 40 oder 42 Wochenstunden entfernt, dann dürfen auch Mediziner auf diese Fehlentwicklung zum Beispiel

mal mit einem Streik aufmerksam machen. Arbeitslosigkeit nach dem Abschluss ist für sie übrigens so gut wie aus-geschlossen. Ihr Beruf erweist sich im Gegen-teil als besonders kri-sensicher: Laut Bunde-särztekammer gibt es in deutschen Krankenhäu-sern zurzeit 4000 offene Stellen.

So sieht die große Mehrheit der Forums-Teilnehmer keinen An-lass zur Schwarzmale-rei. Sie rät gleichwohl dazu, rechtzeitig vor dem Studium die rosa-

rote Brille abzunehmen. Offenbar tun das die meisten jungen Mediziner:Mit fünf Prozent ist die Abbrecherquo-te außergewöhnlich niedrig. Um die sechs Jahre durchzustehen, brauche man allerdings ein Ziel und einen klei-nen Traum, heißt es. Nicht wenige sehen in der Entschei-dung für dieses Fach eine Chance, die Welt ein klein wenig besser zu machen. „Und warum soll man nicht träumen oder hoffen dürfen?“

Wie geht es weiter?Fortsetzung im Digitalen Nachschlagwww.medi-learn.de/mlz

Page 15: MEDI-LEARN Zeitung 05/2009

November/Dezember 2009 15Seite

MLZ-SonderbeilageClubDer Club für

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bereich vonMEDI LEARN

Infos zu allen 36 Unis

Mit dem neuen Lokalbe-reich bleibt beinahe kei-ne Frage mehr zu den einzelnen Unis offen. Zu allen 36 Fakultäten findest du dort ausführ-liche Informationen zu allen vor Ort relevanten Themen.

Wie hoch ist eigentlich die monatliche Durch-schnittsmiete? Wie be-werten die Studenten die Ausbildung? Und wie schneiden die Stu-denten in den Examina ab? Wo gibt es welche Wohnheime und Men-sen? Wie lange hat die Bibliothek auf? Welche ZVS-Kriterien gelten?

Nicht nur auf diese, son-dern auf zahlreiche wei-tere Fragen bekommst du unter www.medi-learn.de/lokal umfas-sende Antwort. Wir ha-ben den Bereich in die Themenfelder Campus & Leben, Wohnen & Fi-nanzen, Freizeit & Par-ty sowie Ausbildung & Lehre samt PJ geglie-dert. Wenn du wissen möchtest, was wir für deine Uni dort bieten, klick dich rein unter:

www.medi-learn.de/lokal

Bewerberworkshop

Worauf legen Chefärzte wert?Ansprechpartner und Termine unter

www.aerzte-finanz.de

Medizinische Berufe führen die Liste an Redaktion MEDI-LEARN

Medizinische Berufe führen die Liste an Redaktion MEDI-LEARN

Viele Bewerber haben schon eine Ausbildung

Vorbilder in der Familie beeinflussen Berufswahl

MEDI-LEARN PODCASTDiesen Artikel gibt es online auch als Audio-- Datei zum Download unter: www.medi-learn.de/podcast

Von der Schule direkt an die Uni kommen längst nicht alle ange-

henden Jungmediziner. Etliche machen erstmal eine Berufsausbildung, bevor sie sich um einen Studienplatz bewer-ben. Dass die künftigen Ärzte am Tag der Einschreibung ganz unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen und nicht durchweg einen NC-Schnitt mit „eins“ vor dem Komma haben, zeigen die Er-gebnisse einer MEDI-LEARN Umfrage im Sommer 2009.

Sehr gemischt fällt das Bild schon bei den Leistungskursen und gewählten Profilen aus. Mathe und die Natur-wissenschaften liegen auf der Beliebt-heitsskala nur leicht vorn. Deutsch und Englisch kommen beinahe ebenso häufig vor, und auch andere Sprachen werden immer wieder genannt. Ledig-lich Kunst und Geschichte bleiben Ein-zelfälle.

Sofern sie noch zur Schule gehen, sind die Teilnehmer zwar fast immer in der 12. Klasse, halten sich aber in Sachen Abschlussnote trotzdem noch recht be-deckt: Kaum einer mag einen Tipp ab-geben. Ist das Abi bereits bestanden und

die Endnote folglich bekannt, liegt sie typischerweise zwischen 1,3 und 2.

Wo es mit dem NC-Schnitt hapert, helfen wahrscheinlich Warteseme-ster weiter: Nahezu ein Viertel der angehenden Jungmediziner hat zwei bis vier davon vorzuweisen, nicht we-nige sogar mehr als zehn. Auf die Frage, was in den manchmal mehr als fünf Jahren zwischen Abitur und Studium passiert ist, gibt es eine verblüffende Antwort: Mehr als 35 Prozent der Umfrage-Teilnehmer haben vor ihrer Bewerbung um einen Studienplatz zunächst eine Ausbildung gemacht und zu-meist auch schon gearbeitet.

Die lange Liste unterschiedlicher Ab-schlüsse, die Jungmediziner vor dem Studium erworben haben, wird von me-dizinischen Berufen angeführt: Viele Ret-tungsassistenten, Zahntechniker, Augen-optiker, Krankenschwestern und –pfleger hoffen ebenso auf einen Studienplatz wie Medizinisch-technische Assistenten, Phy-siotherapeuten und Arzthelferinnen.

Erfahrung im medizinischen Bereich bereitet also häufig den Weg ins Me-dizinstudium, aber auch ganz andere

Karrieren kommen vor: So beteiligte sich beispielsweise ein Rechtsanwalt an der Umfrage, der seinen schwarzen Talar gegen einen weißen Kittel ein-zutauschen plant. Und ein gelernter Elektroinstallateur möchte künftig bei Hausbesuchen lieber Leukoplast als Iso-lierband im Koffer haben.

Ob Jurist oder Pfarrer – manche Be-rufe stehen im Verdacht, erblich zu

sein. Auch bei angehenden Medizinstu-denten wird häufig angenommen, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt. In der Tat möchten Arztkinder auffällig häufig später selbst einen weißen Kittel tragen, wurde bei einer MEDI-LEARN Umfrage im Sommer 2009 deutlich.

JeDer siebte: arzt als vater bzw Ärztin als mutter

Jeder zwölfte Teilnehmer gab an, dass zumindest ein Elternteil in eigener Pra-xis tätig ist. Ob der Nachwuchs die spä-ter übernehmen will und kann, steht auf einem anderen Blatt. Aber manch ein Schild an deutschen Praxistüren lässt in der Tat vermuten, dass hier die Frage der Nachfolge schon lange vor dem Ru-hestand des Seniors geklärt wurde: Der Betrieb bleibt in der Familie.

Noch deutlicher die Antwort auf eine ande-re Frage: Gibt es in der Familie bereits ei-nen Mediziner? Bei mehr als einem Viertel der Studienplatz-Bewerber ist das so. Jeder Siebte hat sogar einen Arzt als Vater oder eine Ärztin als Mutter. Zufall als Erklärung für dieses Phänomen scheidet da wohl aus. Das Vorbild der Eltern beeinflusst ganz of-fensichtlich in vielen Fällen die Berufswahl der Sprösslinge positiv.

viele hoffen zuDem auf einen abwechslungsreichen beruf

Ob die Söhne von Chirurgen später selbst zum Skalpell greifen, die Töchter von Radiologen schon zum Abitur ihre eige-ne Bleischürze geschenkt bekommen und

so weiter, lassen die Umfrage-Ergebnisse nicht erkennen. Immerhin wäre es mög-lich, denn weit mehr als die Hälfte der angehenden Jungmediziner meint schon vor dem ersten Semester zu wissen, für welche Fachrichtung sie sich später ent-scheiden wird.Statistik hin oder her – die Umfrage-Teil-nehmer selbst nennen für ihre Berufswahl ganz andere Gründe als das Vorbild von Eltern und Verwandten. Da gibt es kaum eine Antwort, die nicht das Verb „Helfen“ enthält. Das nämlich wollen beinahe alle Studienplatzbewerber spätestens nach der Approbation. Zweitwichtigstes Motiv für das Ausfüllen der ZVS-Unterlagen ist na-turwissenschaftliches Interesse, genauer die Faszination des menschlichen Kör-pers. Viele hoffen zudem auf einen ab-wechslungsreichen Beruf.

wunsch nach einem sicheren arbeitsplatz

Kein Wort also vom Vorbild in der eigenen Familie als Beweggrund. Nur eine einzige der häufiger vorkommenden Antworten könnte hier und da auf die Ab-sicht hindeuten, später mal die elterliche Praxis zu übernehmen: der Wunsch nach einem sicheren Arbeitsplatz. Doch den hegen heute ohnehin vermutlich mehr als 99 Prozent derer, die sich für ein Studium ent-scheiden – ganz unabhängig vom Fach.

Wir verlosen Lernstrategien von MEDI-LEARN – einfach Namen eintragen und schon bist du dabei: www.medi-learn.de/gw255 Früh übt sich

Page 16: MEDI-LEARN Zeitung 05/2009

16Seite November/Dezember 2009

MLZ-SonderbeilageClubDer Club für

Medizinstudentenund junge Ärzte

Geeignet fürs Medizinstudium?Zensuren sagen wenig über deine Eignung Redaktion MEDI-LEARN

Bin ich der geborene Arzt, oder wer-de ich ohnmächtig beim Anblick

von Blut? Kann ich mir wirklich den ganzen Stoff für die Prüfungen merken? Und komme ich später mit dem Stress des Klinikalltags zurecht? Solche Sorgen und Zweifel im Vorfeld der Bewerbung um einen Studienplatz in Medizin waren in den vergangenen Wochen Thema eines Beitrags in einem MEDI-LEARN Fo-rum. Studierende aus höheren Semestern gaben Tipps und machten Mut.

Die mit Abstand häufigste Empfehlung: Schau dir schon vor dem ZVS-Antrag oder Uni-Auswahlverfahren die beruf-liche Wirklichkeit an – so früh und so oft wie möglich. Ein dreimonatiges Pfle-gepraktikum ist ohnehin für alle ange-henden Mediziner vorgeschrieben. Wer es bereits zwischen Abitur und Studium ableistet, hat schon viel gesehen und kann außerdem während der ersten Se-mester mit gutem Gewissen mal einen ganzen Sommer richtig Urlaub machen.

Auch als Schüler hast du verschiedene Möglichkeiten, dir das Mediziner-Dasein aus der Nähe anzuschauen. Zwar darfst du noch kein anrechenbares Pflegeprak-tikum machen, kannst aber beispielswei-se in den Ferien ein, zwei Wochen auf einer Station mitlaufen. Dort stellst du wahrscheinlich bald fest, ob du mit dem Anblick von Blut, offenen Wunden oder dem Geruch von Körperausscheidungen überhaupt ein Problem hast.

Selbst wenn das der Fall sein sollte, brauchst du die Flinte nicht gleich ins Korn zu werfen. Im Laufe der Zeit ge-wöhnt man sich an vieles. Zum Glück, denn es gibt kaum einen jungen Medi-ziner, der nicht irgendwann an seine Grenzen stößt. Das kann bei der ersten miterlebten Operation passieren, oder erst bei der hun-dertsten. Längst nicht für jeden stellt das Umgehen mit Leichen im Präparationskurs die größte

gefühlsmäßige Heraus-forderung dar. Mög-licherweise ist es der Anblick eines schwer verletzten Kindes, vielleicht das Ge-spräch mit einem Tumorpatienten im Endstadium.

Du bist sicher kein schlechter Arzt, wenn solche Eindrücke nicht wirkungslos an dir abperlen. Eher im Gegenteil: Em-pathie, also die Fähigkeit zum angemessenen Anteilnehmen, wird in vielen Forums-Bei-trägen als unerlässliche Eigenschaft des Medizi-ners genannt. Patienten wollen mit dir über Leiden, Krankheit, Ver-zweiflung, Ängste und eventuell auch über das Sterben und den Tod sprechen, wird aus eigener Erfahrung be-richtet. Freundliches Lächeln und höfliche Floskeln allein reichen da keinesfalls.

Ebenfalls vorteilhaft ist ein gewisses Geschick beim Hantieren mit Nadeln,

Entscheidung zum Medizinstudium: Meist mehr als nur eine spontane Überlegung

Beim Essen geben sich junge Mediziner konservativ und sparsamRedaktion MEDI-LEARN

Pizza statt Tofu-Schnitzel

Beim Essen geben sich junge Mediziner konservativ und sparsam: Mittags steht

Mensa-Essen auf dem Speisezettel, abends Toast von Aldi. Die Angaben zu den Ernäh-rungs- und Einkaufsgewohnheiten wurden im Frühjahr 2009 im Rahmen einer MEDI-LEARN-Umfrage gemacht. Die große Mehrheit der Teilnehmer gibt lediglich 15 bis 30 Euro in der Woche für die Ernährung aus. Zum Vergleich: Fürs Wohnen in Uni-Nähe ist mehr als das Doppelte zu zahlen. Familienbesuche am Wochenende und in der vorlesungsfreien Zeit dürften ebenso ihr schmales Budget schonen wie das durch Zuschüsse verbil-ligte Mensa-Essen, das rund drei Viertel regelmäßig in Anspruch nehmen.

Was aufs Mensa-Tablett kommt, erhält zwar im Großen und Ganzen nur die Schulnote „drei“. Da aber Jungmedi-ziner am liebsten sehr traditionell ein-mal täglich und vorzugsweise mittags warm essen, gibt es für sie zumindest während des Semesters kaum Alterna-tiven zur Großküche auf dem Campus oder im Uni-Klinikum. Mensa steht

für kurze Wege, preiswerte Mahlzeiten und für geselligen Klönschnack beim anschließenden Becher Latte Macchi-ato oder Chai-Tee. Dass zudem der Ab-wasch im Preis enthalten ist, hilft Streit in der WG-Küche zu vermeiden.

Insbesondere finanzielle Überlegungen sind offensichtlich beim Einkaufen aus-schlaggebend: Die meisten Jungmedi-ziner schauen nach Feierabend schnell noch bei Aldi vorbei. Mit mehr als 30 Prozent Marktanteil verweist das Han-dels-Imperium der Gebrüder Albrecht andere Discounter, beispielsweise Lidl, Rewe und Penny, auf die hinteren Plät-ze. Supermärkte wie Edeka und Kaisers spielen nur Nebenrollen.

Auch wenn Gesundheit ihr Metier ist, kaufen von den mehr als 1000 Befragten die wenigsten im Reformhaus oder Kör-nerladen ein. Neben den dort deutlich höheren Preisen sagt wohl auch deren stark auf die Bedürfnisse von Vegetariern ausgerichtetes Sortiment nicht zu. Kaum jeder Zehnte isst nämlich konsequent

Skalpellen und ähnlichem. So was lässt sich üben und stellt keine ernsthafte Hürde im Medizinstudium dar. In

etwa dasselbe gilt für die indivi-duelle Gedächtnisleistung. Es

kann sich auf Dauer sowieso niemand all das merken, was er für die Prüfungen mal ler-

nen musste. Aber das macht nichts, solange die Grund-lagen „sitzen“ und lang-fristig die Bereitschaft besteht, im konkreten Fall erneut in die Lehr-bücher zu schauen.

Definitiv keine Rolle sollten bei der Entschei-

dung für oder gegen dieses Fach der Abi-Schnitt oder

irgendwelche Schul-zensuren spielen. Dass du in Ge-schichte gut, in Ma-

the schlecht oder überall einfach Durchschnitt warst, sagt über deine Eignung für den Arztbe-

ruf schlicht gar nichts aus. Und ob gute No-ten generell das

Ergebnis ir-

gendeiner Form von Intelligenz sind, ist höchst umstritten.

Weitgehende Einigkeit dagegen herrscht darüber, dass persönliche Eigenschaften wie Fleiß und Frustrationstoleranz im Medizinstudium nützlich, vielleicht so-gar entscheidend für den Erfolg sind. Oft geht es dort um das beharrliche Ab-arbeiten von immer neuen Aufgaben. Mit Spaß hat es vielfach nicht das Geringste zu tun, aber schon der Wille zum Beste-hen der kommenden Prüfung kann wäh-rend des Lernens regelrecht Bücherberge versetzen.

Dieser Wille kommt nicht von unge-fähr. Wie kaum jemand sonst an deut-schen Universitäten identifizieren sich junge Mediziner offenbar mit ihrem Fach. Nur rund fünf Prozent brechen das Studium ab – in fast allen ande-ren Fakultäten sind die Zahlen weit-aus höher. Einige Forums-Teilnehmer sprechen sogar von Leidenschaft, und praktisch alle finden: Du kannst dir zwar vorher nie ganz sicher sein. Aber du kannst und solltest den Mut haben, es zu versuchen.

MEDI-LEARN PODCASTDiesen Artikel gibt es online auch als Audio-- Datei zum Download unter: www.medi-learn.de/podcast

fleischlos, und gerade einmal fünf Per-sonen gaben an, außerdem auf Milch und Eier zu verzichten, also vegan zu leben. Statt Tofu-Schnitzel und Sesampa-ste mit Meersalz kommen zu Hause fast überall eher Pizza und Nutella auf den Tisch.