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News-Service 7 | 13 Dezember 2013 Seminar Storytelling” Wir laden Sie ein, Storytelling in der Un- ternehmenskommunikation zu erlernen. Mit ein bißchen Theorie und ganz viel Praxis (Übungen). Storytelling in Comms Was sind die bedeutungsstiftenden Strukturen einer Story? Wie müssen die Personen und Ereignisse konfiguriert sein? Eine Anleitung. Ausgezeichnet mit Gold Das Personal Care-Geschäft der BASF hat mit der Printbroschüre “Cosmetics for real life” beim LACP Spotlight Award Gold gewonnen. Stories – ein zeitloses Bedürfnis

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News-Service 7|13Dezember 2013

Seminar “Storytelling”

Wir laden Sie ein, Storytelling in der Un-

ternehmenskommunikation zu erlernen.

Mit ein bißchen Theorie und ganz viel

Praxis (Übungen).

Storytelling in Comms

Was sind die bedeutungsstiftenden

Strukturen einer Story? Wie müssen die

Personen und Ereignisse konfiguriert

sein? Eine Anleitung.

Ausgezeichnet mit Gold

Das Personal Care-Geschäft der BASF

hat mit der Print broschüre “Cosmetics

for real life” beim LACP Spotlight Award

Gold gewonnen.

may take the time to enjoy a long shower, personal-ly I’m keen on getting a good head-start to the day by using just one product to wash and condition my hair,” she states.

But while being a mother has changed her life, she still enjoys dressing up once in a while – especially for her husband. Since hav-ing children, their couple time is limited and they re-ally cherish those rare mo-ments. When she has a day off work and family com-mitments, Kathrin enjoys taking her time to choose a dress and spending a while in the bathroom getting ready for an evening out at their favorite restaurant. “The last thing I do before leaving home is apply my lipstick and take a final look in the mirror. Then I leave my role as a mother behind and feel like a woman who is dressed to impress her man,” she says with a wink. “I think it is important to spend time alone with your partner. Family plays a big role in my life but so does being a wife.”

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Stories – ein zeitloses Bedürfnis

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Warum ist Storytelling plötzlich in aller Munde?

Legende:

Cosmetics for real life

Jörg Pfannenberg erzählt über seine Lateinamerika-Reise mit 21 Jahren, dum-me Sprüche aus seinem Traineeship und warum Geschichten ein menschliches Grundbedürfnis sind.

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Ob am Lagerfeuer, in der Mittagspause oder in der Unternehmenskommuni-kation: Geschichten sind ein menschliches Grundbedürfnis. Wer es befriedigt, kann seine Botschaften an den Mann/die Frau bringen. Aber Storytelling in der Unternehmenskommunikation – das ist leichter gefordert als getan. Was sind die Elemente und bedeutungsstiftenden Strukturen von Stories? Wie baut man das Ereignis-Material in eine funktionierende Story um? Wie müssen die Personen und Ereignisse konfiguriert sein, damit Bedeutung entsteht?

Storytelling implementieren

Eine Geschichte erzählen – wie geht das? von Jörg Pfannenberg

Bei der Beantwortung dieser Fragen kann die

mantrahafte Wiederholung von Sätzen wie

„Stories wirken!“ kaum weiterhelfen. Auch der

Hinweis auf die berühmt-berüchtigten Natur-

talente oder das Erzählen von guten Stories

nützt wenig, wenn es darum geht, sich selbst

für das Generieren von Stories aufzustellen.

Weiterhelfen können strukturalistische Theorien,

die aus der Analyse von Stories – meistens Mär-

chen und Sagen – heraus Grundregeln präparie-

ren und so den Weg freilegen zu einer generati-

ven Syntax des Storytellings. Deshalb hier ein

kleiner Streifzug durch die Erzähltheorie – mit

ein paar Seitenblicken auf die Traumdeutung

von Freud und die Filmsprache. Alles ist unge-

fähr vor 100 Jahren entstanden und in den 60er

Jahren noch einmal aufgewärmt worden. We-

sentliche Erkenntnisse vorweg:

� Stories haben eine Ereignisebene und eine

Bedeutungsebene. Letztere wird implizit

durch die Ereignisebene erzeugt.

� Die Bedeutung entsteht durch Wiederho-

lungsstrukturen auf der Ereignisebene, wo-

bei in der Wiederholung die Abweichung si-

gnifikant (bedeutungsstiftend) ist.

� Die derart erzeugte Bedeutung ist komplex:

vielschichtig und oft mehrdeutig. ACHTUNG:

Außer bei der Fabel („Und die Moral von der

Geschicht…“) wird eine Bedeutung nicht

ausgesprochen, sondern entsteht im Kopf

des Hörers/Lesers/Zuschauers.

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Ereignisse, die Bedeutung erzeugen Was sind die Elemente der Story und wie er-

zeugen sie Bedeutung? Die Antworten der

strukturalistischen Erzähltheorie hat in ver-

ständlicher Form Jurij M. Lotman (1972) zu-

sammengefasst:

Die Topologie (das System der Raumrela-

tionen). Die gesellschaftliche Realität mit ihren

Wertesystemen ist in Erzähltexten als räumliche

Struktur organisiert. Wichtigstes topologisches

Merkmal ist die klassifikatorische Grenze, die

den Raum in zwei Teilräume (= Wertsysteme)

unterteilt und prinzipiell unüberschreitbar ist –

Die Topologie. (Vorgeschichte) Zhou Zijian

steht im November 1978 vor der Pforte der

VW-Zentrale und will hinein. Der chinesische

Maschinenbauminister ist in Deutschland auf

Partnersuche, hat schon Daimler in Stuttgart

besucht und sieht dann auf der Autobahn die

vielen Volkswagen. Spontan beschließt er nach

Wolfsburg zu fahren. Weil der Pförtner den un-

angemeldeten Besucher im Mao-Anzug nicht

abweist und zum damaligen Vorstand Werner

Schmid führt, wird Volkswagen nach langen

Verhandlungen zum auserwählten Joint-Ven-

ture-Partner für Chinas Autoindustrie.

(Entscheidung zwischen Deutschland und

China, Aufbau der Topologie als Wertesys-

tem) „Das war das offizielle Angebot, den Vor-

standsposten bei Audi in Ingolstadt aufzuge-

ben, um als VWs erster Mann in China die

Autoproduktion in Shanghai ans Laufen zu

bringen. Klar, dass mich die Aufgabe reizte,

verantwortlich und dabei zu sein, wenn es

galt, ein Unternehmen von Grund auf neu auf-

zubauen, noch dazu in China und damit auf

uns noch fremden Terrain. Andererseits hatte

ich den Schlamassel in Anting gerade mit eige-

nen Augen gesehen. Shanghai war zu der Zeit

außerdem alles andere als die weltoffene Me-

tropole, die man heute kennt. (…) Doch am

Ende gewann meine Neugier auf das riesige

Reich der Mitte, das gerade aus seinem Dorn-

röschenschlaf erwacht, die Oberhand. (…).

Die Möglichkeit, unmittelbar etwas zu bewir-

ken, war für mich das Salz in der Suppe. ‚Wenn

du in Deutschland etwas machst‘, überlegte

ich, ‚vergeudest du mehr als die Hälfte deiner

Zeit damit, irgendetwas zu verwalten und ver-

schwendest dabei wertvolle Energie. Aber in

Shanghai‘, malte ich mir aus, ‚wird jeder

Schritt Ergebnisse bringen, auch wenn es gele-

gentlich einmal stocken oder rückwärts gehen

wird. Das ist doch etwas, was du selbst gestal-

ten kannst‘“.

Der Held und andere Figuren. Volkswa-

gen-Manager Martin Posth wird in China

durch ein Team von deutschen Kollegen un-

terstützt. Auf der Gegenseite rechnet er noch

20 Jahre später in seinem Buch immer wieder

mit den „Wolfsburger Kollegen“ ab – sie ma-

chen ihm das Leben schwer, vor allem im

Kampf um die notwendigen Ressourcen:

„Unter unseren Wolfsburger Kollegen war Oben vs. Unten: Das Schloss (Kafka)

Offen vs. Geschlossen: Der Prozess (Kafka)

Ein Beispiel aus der Unternehmenswelt

Die Gründung der ersten chinesisch-deutschen AutomobilfabrikIn seinem Buch „1000 Tage in Shanghai“ berichtet der ehemalige VW-Manager Martin Posth von der abenteuer-lichen Gründung der ersten chinesisch-deutschen Automobilfabrik.

Martin Posth

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außer für den Helden. Ein Beispiel für die klassi-

fikatorische Grenze in Märchen/Sagen ist der

Fluß, auf dessen Brücke der Held mit dem Dra-

chen kämpft. Typische Organisationsformen der

räumlichen Struktur in Märchen/Sagen sind:

Haus vs. Wald, Stadt vs. Land, Erde vs. Himmel,

Oben vs. Unten, Offen vs. Geschlossen.

Der Held und andere Figuren. Der Held als

Handlungsträger überschreitet die klassifikato-

rische Grenze, dadurch kommt die Handlung

als Abrufen und Negieren des modellierten

Wertesystems in Gang. Im Streben nach sei-

nem Ziel/seinem Objekt der Begierde (dem

heiligen Gral, der schönen Königstochter, etc.)

steht der Held in einem Beziehungsgeflecht

aus anderen Figuren: dem Gegenspieler, Helfer

und ggfs. dem Auftraggeber und dem Nutz-

nießer. Die Figuren sind in der räumlichen

Struktur angeordnet (z. B. in Vorstadt vs.

Schloss).

Das Sujet (Handlungsfolge). Das Sujet ist

die Verkettung von Ereignissen, welche die in

der Topografie aufgebaute gesellschaftliche

Normenwelt thematisiert. Die einzelne Hand-

lung des Helden in Interaktion mit den ande-

ren Figuren und in der Topografie wird als

Auftraggeber

Helfer

Wunschobjekt/Ziel

Held

Nutznießer

Gegenspieler

Erzähltheoretisches Rollenmodell nach Algirdas Julien Greimas (1983) diese Partnerschaft mit chinesischer Leitung

(…) nicht unumstritten. Eine gewöhnungs-

bedürftige Idee für manchen Mitarbeiter

unseres deutschen Konzerns, der schon

überall auf der Welt gezeigt hatte, was er

alles erreichen kann, wenn er mit Nach-

druck das Heft in der Hand behält.“

Das Sujet. Mit welchen Handlungen schaff-

te es Martin Posth die Hürden der Wolfsbur-

ger Routinen und Arroganz und die Täler der

interkulturellen Mißverständnisse zu über-

winden? Er bezieht diejenigen, die vor Ort

Verantwortung übernehmen sollen, frühzei-

tig in die Verhandlungen mit ein und manöv-

riert die Wolfsburger Zentrale teilweise aus.

Wenn nötig sichert er sich gegen die „Wolfs-

burger Kollegen“ immer wieder direkt die

Unterstützung des Vorstandsvorsitzenden Dr.

Hahn. Er stoppt die Expats aus, die über die

schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen

klagen und sich nur „gegenseitig blockieren“

und setzt stattdessen voll auf die chinesisch-

deutsche Partnerschaft. Er kappt Privilegien

der Expats und ihrer Ehefrauen und setzt voll

auf die chinesischen Mitarbeiter, in die er

stattdessen „investiert“.

Die Bedeutung. Wer das Buch von Martin

Posth über die Gründung der ersten chine-

sisch-deutsche Automobilfabrik liest, lernt

etwas über Erfolgsfaktoren beim Marktein-

A B C

Struktur von Berichten: Lineare Verkettung in Leserichtung. Es entsteht keine zusätzliche Bedeutungsebene.

Bericht vs. Story: Von der linearen Verkettung zur bedeutungsvollen Wieder holung mit

Abweichung

A' B' C A" B" D

Struktur von Stories: Bedeutung durch Wieder-holung und Abwandlung der Wiederholung.

Der erste in China montierte Santana, April 1983

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Motiv bezeichnet. Signifikant bedeutungser-

zeugend) sind vor allem diejenigen Motive, die

sich wiederholen, und zwar in abgewandelter

Form. Die Tiere in den „Bremer Stadtmusikan-

ten“ werden von ihren Herren/Eigentümern

mit dem Tod bedroht und aus dem Haus ver-

trieben. Als Stadtmusikanten brechen sie durch

das Fenster ins Haus der Räuber ein und wer-

den selber zu denjenigen, die andere aus ih-

rem Haus vertreiben.

Die Bedeutung. Das Sujet erzeugt eine wert-

mäßig konfliktgeladene sekundäre Textebene:

die Bedeutung der Story. Lotman: „Das Sujet

ist ein revolutionäres Element im Verhältnis

zum Weltbild“, das in der räumlichen Struktur

aufgebaut worden ist. Insofern ist das einzelne

Motiv des Sujets gleichzeitig „verbaler Aus-

druck“ und „ideell-erfahrungsmäßiger Inhalt“

(Lotman): Element der Fabel und Baustein für

den Aufbau von Bedeutung. Durch die invers

abgewandelte Wiederholung der Vertreibung

(die Herren des Hauses vertreiben die Tiere, die

Tiere vertreiben die Räuber) werden die Herren

des Hauses in den „Bremer Stadtmusikanten“

mit den Räubern gleichgesetzt. Die Bedeutung

im Kontext des Sozialmodells des „ganzen

Hauses“: Wer seine Anempfohlenen so behan-

delt wie die Herren die Tiere in den „Bremer

Stadtmusikanten“, ist ein Schuft – jemand der

regellos außerhalb der Gesellschaft steht.

Die Details. Die Details der Topologie (Land-

schaft), der Charaktere, der Kleidung und der

Handlung – zum Beispiel der Musik der „Bre-

mer Stadtmusikanten“ – sind nicht alle bedeu-

tungsstiftend. Ebenso wenig wie die wörtliche

Rede, der innere Monolog und in vielen Fällen

die Bewertungen des Erzählers. All das verleiht

der Story allerdings Anschaulichkeit und damit

Glaubwürdigkeit.

Makrostruktur von Stories: Gängige Erzählpatterns

� Generationensaga (Buddenbrooks,

3 Schwäne)

� Entwicklung der Persönlichkeit

(Entwicklungsroman)

� Unerwartetes Comeback (Rocky)

� Schrittweise Aufdeckung

(Kriminalroman)

� Bewältigung von Aufgaben, am Ende

die Belohnung (Märchen, Sage)

� Against all odds (z. B. Liebe, Krankheit,

Unglück)

� From rags to riches

� Schicksal

� Verlust (z. B. Familie, Heimat) und

Neuanfang

� Aufstieg und Niedergang

� etc.

tritt in China, über interkul-

turelle Kommunikation, über

den Mindset unter schwieri-

gen Bedingungen Erfolg zu

haben. Vor allem jedoch

wird hier das Bild des muti-

gen Gestalters aufgebaut,

der sich gegen alle Vorbehal-

te und Fallstricke des Kon-

zerns durchsetzt bzw. sie

einfach außer Acht lässt und

so den künftig weltgrößten

Automobilmarkt erschließt.

Die darin liegende Botschaft

für das Management ist klar.

Die Details. „Am nächsten

Morgen fuhren wir zur offi-

ziellen Eröffnungszeremonie

ins Werk, um mit der Beleg-

schaft zu feiern, anschließend zum Emp-

fang der Stadt in die „Exhibition Hall“ von

Shanghai, einem Ausstellungspalast, der

von der Stadtregierung Shanghais gern für

offizielle Anlässe genutzt wurde. Das im ty-

pischen Moskauer Zuckerbäckerstil gehal-

tene Gebäude offenbarte auf den ersten

Blick seinen Ursprung als sowjetisch-chine-

sisches Gemeinschaftsprojekt. Der Tag

schloss mit einem abendlichen Bankett im

Cypress Hotel mit dem Bürgermeister, Feu-

erwerk und allem, was dazugehört. Solan-

ge die Wolfsburger noch da waren, ging es

in den ersten Tagen von einem Dinner zum

nächsten: „Auf den künftigen gemeinsa-

men Erfolg und eine gute Zusammenar-

beit! Ganbei!“ Nach alter chinesischer Sitte

leerte man sein Glas anschließend „auf

ex“. Heute darf man „Ganbei“, das wört-

lich übersetzt „bis zu Neige“ bedeutet, ge-

trost auch als einfaches Prosit verstehen –

je nach Trinkfestigkeit.“

Martin Posth: 1000 Tage in Shanghai. Die abenteuerliche Gründung der ersten chine-sisch-deutschen Automobilfabrik. München

In der Fabrik, 1986

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Symbolische Strukturen im Traum und im FilmFreuds Traumdeutung und die Theorie des Films

bestätigen die Erkenntnisse der Erzähltheorie

und geben detaillierten Aufschluss, wie das Er-

eignismaterial für die Story aufbereitet werden

kann, wie die Beziehung zwischen der Ereig-

nis- und Bedeutungsebene in Erzählstrukturen

gestaltet ist (Icon, Index oder Symbol) und vor

allem auch, wie diese Beziehung hergestellt

wird (durch Metonymie, Synekdoche und/oder

Trope).

Laut Freud erzeugt der Traum eine symboli-

sche Struktur mit den Ebenen: manifester

Trauminhalt (analog der Ereignisebene in der

Erzähltheorie) und latenter Trauminhalt (Be-

deutungsebene). Der manifeste Trauminhalt

wird aus dem Tagesrest gebildet: die unerledig-

ten Alltagsprobleme des Vortages werden zu

Elementen des manifesten Trauminhalts. Die

Elemente des Tagesrestes in der Ereignisfolge

des Traums stehen jedoch nicht für sich selbst:

Auf der (latenten) Bedeutungsebene werden sie

benutzt für die „großen universellen Themen“

(Lust, Tod, Hass und Eifersucht, etc.).

Im Traum entspricht die abgewandelte Wie-

derholung der Verschiebung: „Die Elemente,

welche im (manifesten) Trauminhalt sich als

das Material hervordrängen, spielen in den

Traumgedanken keineswegs die gleiche Rolle“

(Freud). Denn der Zensor sorgt dafür, dass Ver-

botenes nicht zum manifesten Inhalt oder

schnell nach dem Aufwachen vergessen wird.

Die Vorlage des Tagesrestes wird benutzt, um

die revolutionären Inhalte am Zensor vorbeizu-

schmuggeln. Dies geschieht durch Verdrehung

und Verkleidung: Das Wichtigste erscheint als

Nebensächliches. Zitate aus Märchen, Witzen,

Sprichwörtern werden verformt und dadurch

in eine neue Bedeutung verschoben (vgl. Tro-

pe). Inhalte werden durch Auslassung verdich-

tet wie filmähnliche Sequenzen (siehe unten).

Von der Filmtheorie lässt sich lernen, wie die

Beziehung zwischen der abbildenden Ereignis-

ebene und der Bedeutungsebene hergestellt

wird. Die Beziehung zwischen dem Signifikat

(dem einzelnen Ereignis) und dessen Bedeu-

tung kann grundsätzlich auf drei Arten konsti-

tuiert sein:

� Icon: Der Signifikant stellt das Signifikat

hauptsächlich durch seine Ähnlichkeit mit

ihm selbst dar.

� Index: Es besteht eine inhärente „hinweisende“

Beziehung des Signifikanten mit dem Signifikat.

� Symbol: Die Beziehung zwischen Signifikan-

ten und Signifikat ist willkürlich (beruht auf

gesellschaftlicher Konvention in einem Kul-

turkreis).

Doch woran erkennt der Leser bzw. der Zu-

schauer im Film die konnotative Bedeutung in

der symbolischen Struktur? Sie wird vermittelt

durch:

� Metonymie: Ein assoziiertes Detail oder

eine assoziierte Vorstellung wird benutzt,

um eine Idee zu evozieren.

� Synekdoche: Ein Teil stellt das Ganze (eine

Idee) dar.

� Trope: eine Redewendung, die ggf. abge-

wandelt wird

Icon: Hitchcock's „Vertigo“ (1958). Dieses Bild ist, was es ist.

Index: In Tom Twyker's „Lola rennt“ (1998) wird die Uhr eingeblendet als Index dafür, dass die Zeit abläuft.

Symbol: Der Schlitten Rosebud steht für die verlorene Kindheit von Orson Wells‘ „Citizen Kane“ (1941).

Verschiebung und Verdichtung – Filmsequenz ange-regt durch die Theorien Freuds: Dalís und Buñuel's „Ein andalusischer Hund“

Der Traum als Ereignisfolge, gestaltet von Salvador Dalí, angeregt durch Freuds Traumdeutung für den Film „Spellbound“ von Alfred Hitchcock.

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Storify: aus Web-Schnipseln Geschichten bastelnDas Social Media Curation-Tool Storify er-

möglicht das Storytelling im Web 2.0. Über

das Tool lässt sich Inhalt zu einem Thema

aus verschiedenen Quellen – Posts, Tweets,

Videos, Fotos – leicht bündeln und mit Text

verbinden. Das Sammeln und Sortieren er-

folgt intuitiv durch Drag & Drop. Publiziert

wird via Facebook, YouTube, Twitter – oder

extern per Embed-Code. www.storify.com

Quick-Check: Story – oder nicht?

5 Elemente, ohne die keine Story funktioniert Vorhanden Nicht vorhanden

MU

SS

Der Held/die Heldin bringt die Geschichte voran

Ziel/Objekt der Begierde

Probleme, die Lösungen brauchen …

Orte/Schauplätze in einer bedeutungsvollen Anordnung

Ressourcen/Helfer/Hilfsmittel

6 Elemente, die eine Story noch anschaulicher machen (eine gute Story hat mindestens 3 davon …)

KA

NN

Gegenspieler und andere Figuren

Echte Statements

Ressourcen/Helfer/Hilfsmittel

Jede Menge Details …

Die Wiederholung, aber mit einem bedeutenden Unterschied

Versteckte Botschaften

Gesamt (mind. 8)

Aus „Material“ die Story bauen

Held/Cha-rakter mit Attributen

Authentizität Glaubwürdigkeit

Bedarf/Ziel/ Wunsch-

objekt

Problem/ Hürden/

Gegenspieler

Orte/ Schauplätze

Ressourcen/Helfert/

HilfsmittelZitate

Handlung mit modellhafter Struktur

Bedeutung der Geschichte (= Botschaft des Unternehmens)

Proofs

Ressourcen/Kompetenzen von HSBC

Storify-Strecke mit assoziativen Texten zum Thema Veränderung von JP|KOM – publiziert anläßlich der Neuauflage des Buches Veränderungskommunikation. Über das Mashing werden Äquivalenzen zwischen verschiedenen Ereignissen aufgebaut – es entstehen Deutungsmuster, die durch die Texte assoziativ mit den Inhalten des Buches verbunden sind. Viel Spaß!

Das Erzählen beginnen!Die Erzähltheorie gibt Kriterien an die Hand, um

Material auf seine Eignung für das Storytelling

zu prüfen (vgl. Quick-Check: Story – oder nicht?).

Das Modell des Storytellings (vgl. Abb. Aus

„Material“ die Story bauen) deutet an, wie aus

Erzählmaterial eine Handlung mit modellhafter

Struktur entsteht – bzw. wie die SOLL-Bot-

schaft des Unternehmens in Story-Elemente

aufgelöst wird. Denn nichts langweilt mehr, als

Geschichten, deren Moral wortwörtlich ausge-

sprochen wird.

LiteraturSigmund Freud: Die Traumdeutung. Erschienen 1900

Algirdas Julien Greimas: Du sens II: Essais sémiotiques. Paris 1983

Roman Jakobson: Was ist Poesie. Erstmals veröffent-licht 1934

Jurij M. Lotman: Die Struktur literarischer Texte. Deutsch 1972

James Monaco: Film verstehen. 1. Auflage 1980

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Die Folge der Ereignisse

! Die Bedeutung: Themen

Die Elemente der Story

B A' E

Storytelling implementieren

Strukturen des StorytellingsAus welchen Bausteinen besteht eine gute Geschichte? Wie sieht die Struktur von Stories aus? Und wie funktioniert die bedeutungsvolle Wiederholung mit Abweichung? Im Film „Wall Street“ (1987) lassen sich die Elemente des Storytellings gut erkennen.

Veränderung?

Erziehung? Richtiges Handeln (Ethik)? Gerechtigkeit? Zusammenarbeit?

Liebe? Weg zum Erfolg?

A C D

Der Held und sein Gegenspieler

Nebenfiguren

Das Objekt der Begierde

Hürden

Orte/Topographie

Ressourcen/Helfer

Statements

Details

“Greed is good, greed works.”

“Money never sleeps.”“If you want a friend,

get a dog.”

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Offenes Seminar Storytelling

„Besser Du erzählst mir eine Geschichte“

Stories sind ein zeitloses menschli-ches Bedürfnis. Stories schaffen Auf-merksamkeit auch für die Botschaften des Unternehmens und erhöhen die Glaubwürdigkeit. Stories sind konkret und vielschichtig – sie können den Le-ser/Zuschauer nachhaltig emotionalisie-ren und zum Handeln bewegen.

Sicher gibt es Naturtalente, doch in der Unterneh-

menskommunikation fallen Storyteller nicht vom

Himmel. Wenn Storytelling das Gebot der Stunde

ist, dann muss es jeder können. Wir laden Sie ein,

Storytelling in der Unternehmenskommunikation

bei uns in der Agentur zu erlernen. Mit ein biß-

chen Theorie und ganz viel Praxis (Übungen).

Inhalte � Erzählungen, Träume, Filme: Bausteine

und Strukturen der fesselnden Story

� Erzählen statt „Penetrieren“: Botschaften

der Unternehmenskommunikation in Stories

auflösen

� Storymaterial finden I: Erzählräume für das

Unternehmens-Thema kreativ erschließen

� Storymaterial finden II: Stories aus dem

Unternehmen heben und verarbeiten

� Storytelling in der Pressearbeit: Öffent-

liche Issues und Unternehmensthemen in

der Story verknüpfen

� Story-Mashing in den Social Media: Sto-

ries über mehrere Channels und Applications

spielen und mit Fremdcontent anreichern

Termine � Düsseldorf 17. Januar 2014, 10 – 17 Uhr

� Frankfurt 24. Januar 2014, 10 – 17 Uhr

� Berlin 31. Januar 2014, 10 – 17 Uhr

Die Seminare finden statt, wenn sich mindes-

tens 6 Teilnehmer anmelden. Maximale Teilneh-

merzahl 12.

Kostenbeitrag600 Euro pro Teilnehmer,

JP|KOM Kunden 300 Euro

Hier geht’s zur Anmeldung.

Referenten

Jörg Pfannenberg, Geschäftsführender Gesellschafter JP|KOM

Oliver Chaudhuri, Stellvertretender Geschäftsführer JP|KOM

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JP|KOM Aktuell im Blog JP|KOM Aktuell auf Youtube

Kommunikation in Wiki-pedia: Nach den Regeln der Community spielen

Social Intranet: Einsteigen und Fahrt aufnehmen

Nachgefragt: Digitale Kommunika-tionstrends 2014

JP|KOM Digital Flipcam-Talk mit Kerstin Bartels (Generali)

JP|KOM Digital Flipcam-Talk mit Brigitte Koschnitzki (BASF)

JP|KOM Digital Flipcam-Talk mit Marc Ennemann (KPMG)

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Gold für das Personal Care-Geschäft der BASF bei den LACP Spotlight Awards. Die Vereinigung US-amerikanischer Kom-munikatoren zeichnete die Broschüre „Cosmetics for real life“ in der Kategorie Print aus. Mit 98 von 100 Punkten belegte sie in der Liste „Top 100 Communications Materials of 2013“ zudem den 79. Platz bei insgesamt 1.500 Einreichungen.

„Cosmetics for real life“ ist ein

neues Formulierungskonzept

für Kosmetikprodukte das

durch alltägliche Verbraucher-

bedürfnisse inspiriert wurde.

In der Broschüre zeigen Mitar-

beiter des Personal Care-Ge-

schäfts von BASF, welche un-

terschiedlichen Rollen sie

täglich einnehmen. Arbeit,

Kindererziehung, Hobbies wie

Musik, Tauchen oder Tanzen –

für diese Facetten haben sie

unterschiedliche Bedürfnisse. Das Formulierungskonzept bietet ganz

konkrete Produkte, die den Ansprüchen gerecht werden.

Um ein authentisches Bild zu zeichnen, wurde jeder Mitarbeiter persönlich in-

terviewt und in einem eigens eingerichteten Fotoshooting abgelichtet. JP|KOM

unterstützte maßgeblich bei der Konzeption, Redaktion und Umsetzung.

IMPRESSUM

Verantwortlich: Jörg Dörwald,

JP | KOM GmbH,

Schwanenhöfe, Galeriehaus,

Erkrather Str. 228b,

40233 Düsseldorf,

Tel: +49 211 687835-44

Kostenloses Abo und Abbestellung über

[email protected].

Bei Änderung Ihrer E-Mail-Adresse,

Anregungen oder Fragen klicken Sie

bitte hier.

JP | KOM ist eine der führenden Agen-

turen für Unternehmens-, Finanz-,

B2B- und Healthcare-Kommunikation

in Deutschland. An den Standorten

Düsseldorf, Frankfurt am Main und

Berlin beschäftigt JP | KOM derzeit 38

feste Mitarbeiter. JP | KOM hat als Mit-

glied des International PR Network (IPRN)

weltweit mehr als 40 Kooperations partner.

Abbildungen: BASF, imdb.de, JP | KOM,

shutterstock.com

LACP Spotlight Awards

Ausgezeichnet: „Cosmetics for real life“ von BASF

How to be an attractive mother It’s 6 o’clock in Germany, the alarm goes off and it’s time for Kathrin to get up. Drinking coffee, waking up the kids, making breakfast and getting everyone and everything ready are how the mother of two typically starts the day – but not nec-essarily in that order! “At work, I’m a bench chemist, whereas at home I’m more like a project manager or let’s say a family manager,” says the mother of twins. “You’ve got a lot more to organize when you have children.” But since the kids are three years old now, it is getting easier because they play with each other. And as they are twins, their parents don’t get the typi-cal sibling disputes that can arise as a result of the age difference or from jealousy, as they are used to being together all the time. “Still, efficiency and time-saving take on a whole new mean-ing when you have kids,” Kathrin explains. When it comes to balancing work and family life, the 34-year-old believes that it’s a mat-ter of being organized in order to save time. So, in regards to her beauty re-gime, she values especial-ly multifunctional cosmetic products that deliver on their promises. For her, a shampoo needs to provide both, cleansing and condi-tioning properties, for ex-ample: “While some people

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may take the time to enjoy a long shower, personal-ly I’m keen on getting a good head-start to the day by using just one product to wash and condition my hair,” she states.

But while being a mother has changed her life, she still enjoys dressing up once in a while – especially for her husband. Since hav-ing children, their couple time is limited and they re-ally cherish those rare mo-ments. When she has a day off work and family com-mitments, Kathrin enjoys taking her time to choose a dress and spending a while in the bathroom getting ready for an evening out at their favorite restaurant. “The last thing I do before leaving home is apply my lipstick and take a final look in the mirror. Then I leave my role as a mother behind and feel like a woman who is dressed to impress her man,” she says with a wink. “I think it is important to spend time alone with your partner. Family plays a big role in my life but so does being a wife.”

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Cosmetics for real life